Im Zeichen der Zauberkugel 9: Im Tempel der Maya - Stefan Gemmel - E-Book

Im Zeichen der Zauberkugel 9: Im Tempel der Maya E-Book

Stefan Gemmel

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Beschreibung

***Der neue Band der Spiegel-Bestseller-Reihe "Im Zeichen der Zauberkugel" - fantastisches Lesefutter ab 8 Jahre!***  Nachdem sich der hinterhältige Argus befreit hat, steht für Alex und Sahli fest: Sie müssen den bösen Magier unbedingt aufspüren, um Schlimmeres zu verhindern! Doch können sie seiner Schwester - der Gestaltenwandlerin Charda - wirklich trauen? Gemeinsam nehmen sie Argus' Spur auf und stecken bald schon mitten in einem gefährlichen Abenteuer, das sie bis zu einem geheimen Maya-Tempel mitten im Dschungel führt.     ***Band 9 der Erfolgsreihe IM ZEICHEN DER ZAUBERKUGEL: tolle Abenteuer mit viel Witz und einer ordentlichen Prise Magie für Mädchen und Jungen!

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Stefan Gemmel

Im Zeichen der Zauberkugel – Im Tempel der Maya (Bd. 9)

Mit Bildern von Katharina Madesta

Nachdem sich Argus befreit hat, gibt es für Alex und Sahli nur eins: Sie müssen den bösen Magier unbedingt aufspüren, um Schlimmeres zu verhindern! Doch können sie seiner Schwester – der Gestaltenwandlerin Charda – wirklich trauen? Schon bald stecken sie in einem gefährlichen Abenteuer, das sie bis zu einem verborgenen Maya-Tempel mitten im Dschungel führt ...

Band 9 der Bestseller-Reihe!

Wohin soll es gehen?

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Viten

Alex vergrub den Kopf tiefer ins Kissen.

„Wieso lege ich mich eigentlich noch ins Bett?“, brummelte er genervt vor sich hin. „Ich schlafe ja doch nicht mehr ein.“

Es war zum Verrücktwerden: Er war übermüdet, aber in seinem Kopf tobten Gedanken-Tornados umher, die sich in Sorgen-Wirbelstürme verwandelten und als Grübel-Orkane einmal aus dem linken Ohr hinauszischten und dann zum rechten Ohr wieder hereindrangen, wo sie augenblicklich erneut zu Gedanken-Tornados wurden, sodass dieses ganze Bedenken-Unwetter von vorn begann.

Alex verzog das Gesicht und boxte mit einer Faust in sein Kissen. Eine Stunde Schlaf wäre nett gewesen. Oder eine halbe. Oder auch nur ein paar Minuten.

Doch er schaffte es einfach nicht, die Augen zu schließen. Die vergangenen Stunden hatte er auf einer Decke auf dem Boden seines Zimmers gelegen und zu seinem Bett gestarrt. Er wollte Charda im Blick behalten, die darinlag und sich nicht rührte. Nachdem sie alle bis weit nach Mitternacht zusammengesessen und miteinander geredet hatten, war Alex so nett gewesen, ihr sein Bett zu überlassen, während er und Sahli sich Decken auf dem Boden ausgebreitet hatten, um die Nacht dort zu verbringen. Es ging allerdings nicht nur darum, nett zu sein. Alex wollte achtgeben auf Charda, sie gleichzeitig aber auch im Auge behalten.

Die ganze Nacht hindurch hatte er nun gegrübelt. Hatte immer wieder die Gespräche mit Charda in seinem Kopf durchgespielt und über jedes ihrer Worte nachgedacht. Er war sich unsicher, ob …

Alex stutzte. Im dämmrigen Licht, das die Straßenlaterne durch das Fenster warf, sah er, wie Sahli sich aufsetzte und vorsichtig zu Charda kroch. Lautlos stand Alex auf und trat zu seinem Freund. „Was hast du vor?“

Sahli hielt einen Finger vor den Mund. „Scht!“, zischte er kaum hörbar. „Nicht dass sie aufwacht.“

Also verfolgte Alex schweigend, wie Sahli die Zauberkugel hervorzog. Sie hatte etwa die Größe einer Faust. Sahli legte die Kugel direkt neben Chardas Kopf. Dann senkte er den Blick und begann, vor sich hinzumurmeln.

Alex kannte Sahlis Flüsterton, wenn der seine magischen Formeln sprach oder die Zauberkugel anleitete. Was hatte er bloß vor? Es fiel Alex schwer, still zu bleiben. Aber Sahli hatte recht: Lange Erklärungen hätten Charda nur geweckt. Daher musste Alex sich gedulden.

Während Sahli seine Beschwörungsformeln murmelte, erwachte das Licht in der Kugel. Als ob es aus einem tiefen Schlaf geholt würde, schien es anfangs noch sehr matt und wirkte wie von einem Nebel verhangen. Doch mit der Zeit strahlte es heller und heller, bis der ganze Raum in ein gleißendes Licht getaucht war.

Sahli hatte den Kopf weiterhin gesenkt und flüsterte seine Formeln. Und die Zauberkugel gehorchte. Ihr Licht veränderte sich. Es änderte seine Farbe. Das grelle weiße Licht ging in ein gelbes warmes Licht über, wurde erst orange und danach rötlich, bevor es über Blau und Lila in ein schimmerndes Gold wechselte. Und so, in diesem besonderen Glanz, verharrte das Licht schließlich.

Sahli wartete noch einen Moment, dann hob er den Kopf und sah sich um.

Nun konnte Alex seine Neugier nicht mehr zügeln. „Was tust du da?“, flüsterte er seinem Freund zu.

Sahli lächelte zufrieden. Was immer er gerade hatte bewirken wollen, er hatte es wohl erreicht. Er nahm die Zauberkugel wieder an sich und zwinkerte Alex zu. „Komm!“, sagte er leise und zog ihn mit einer Hand zu seiner Schlafecke voller Decken und Kissen.

„Das war ein Experiment“, erklärte er dort im Flüsterton. „Oder sagen wir so: Es war eine Prüfung für Charda.“

Alex rückte näher an Sahli heran. „Experiment?“, flüsterte er zurück. „Prüfung?“

Sahli blickte auf die Zauberkugel in seinen Händen und erklärte: „Charda und Argus besitzen die gleiche Magie. Sie haben zwar verschiedene Fähigkeiten, aber ihre Magie entstammt derselben Wurzel. Und auch meine Magie hängt mit den beiden zusammen.“

Alex nickte. „Ich verstehe. Du hast mir das schon mal erklärt: Als Argus dich verflucht hat, ging ein Teil seiner Magie auf dich über.“

„Genau. Und vorhin habe ich mir überlegt, dass ich mir diese Magie zunutze machen kann“, fuhr Sahli fort. „Ich habe die Zauberkugel gebeten, in Chardas Magie einzutauchen. Sie sollte erforschen, ob Charda uns gestern die Wahrheit gesagt hat. Ob sie wirklich von Argus ausgetrickst worden ist. Womöglich hätte das alles ja auch nur ein Trick sein können.“

Alex zog die Augenbrauen in die Höhe. „Clever!“, gab er zu und berührte mit einer Fingerspitze die Kugel. „Und das goldene Licht gerade eben? Was hatte das zu bedeuten?“

Sahli lächelte wieder zufrieden. „Charda war ehrlich zu uns. Alles, was sie sagte, entsprach der Wahrheit.“

Alex’ Blick ging zu seinem Bett, in dem Charda noch immer reglos unter der Decke lag. Sie tat ihm unendlich leid.

„Das muss schrecklich sein“, überlegte er. „Von dem eigenen Bruder, den man sehr liebt, so böse hintergangen zu werden. Und das nur zu dessen eigenem Vorteil.“

„Argus ist und bleibt eine falsche Schlange“, sagte Sahli. Dann zeigte er zur Tür. „Lass uns draußen weitersprechen. Ich möchte nicht, dass wir Charda aufwecken. Schlaf ist jetzt der beste Trost für sie.“

Das sah Alex ein. Vorsichtig erhoben sich die beiden und schlichen hintereinander nach draußen in den Flur. Doch als Alex langsam die Zimmertür hinter sich schloss, öffnete Charda ihre Augenlider und blickte den Freunden hinterher.

Sie hatte sich schlafend gestellt, weil sie Alex’ Blicke auf sich gespürt hatte.

Nun setzte sie sich auf, nahm einen von Alex’ Teddybären in die Hände, sah ihm in die Augen und flüsterte mehr zu sich: „Charda ist den Jungen sehr dankbar. Warum nur hat Charda weiter Argus vertraut und nicht gemerkt, dass sie unter seinem Fluch stand, statt diesen zwei ehrlichen, freundlichen Jungen sofort zu vertrauen?“

Es schüttelte sie, wenn sie daran dachte, dass Argus sie so übel betrogen hatte, damals in Ibrahims Höhle. Dass er sie in ein Glas gesperrt und für Jahrhunderte in einen tiefen Schlaf geschickt hatte, aus dem er sie erst hatte aufwachen lassen wollen, wenn er in Schwierigkeiten steckte. Und es schüttelte sie noch heftiger bei dem Gedanken, dass sie seinem Fluch noch immer unterworfen war. Sie selbst und ihre eigenen Wünsche spielten keine Rolle, sondern sie war einzig und allein auf dieser Welt, um Argus beizustehen, sollte er in Gefahr geraten.

„Charda fühlt sich benutzt. Charda fühlt sich betrogen. Charda muss sich wehren“, sprach sie zu dem Teddy, als die Tür sich erneut öffnete und Alex mit einem Glas Orangensaft in das Zimmer kam.

„Guten Morgen, Charda. Magst du etwas trinken?“, fragte er und Sahli, der hinter ihm hereintrat, erklärte: „Wir haben dich sprechen hören und uns gedacht, dass du wach bist und vielleicht Durst hast.“

Charda blickte erst zu dem Orangensaft, dann zu Alex und schließlich zu Sahli, bevor sie sagte: „Ihr seid so liebe, nette Menschen. Wie konnte ich mich nur so in Argus täuschen?“

Alex stellte das Glas neben seinem Bett ab. „Du hast dich nicht getäuscht, du wurdest getäuscht“, gab er zur Antwort. „Das ist ein gewaltiger Unterschied. Was mit dir geschehen ist, war total unfair.“

Sahli setzte sich auf die Bettkante neben Charda. „Wir sollten uns überlegen, wie wir mit Argus umgehen.“

„Wir brauchen einen Plan“, ergänzte Alex.

Charda legte den Teddybären zur Seite und antwortete: „Ja. Charda und ihr beide, wir müssen reden.“

„Ich muss mehr reden!“, seufzte Bim und zuckte wieder zusammen. Diese Alex-Stimme, die Sahli ihr angezaubert hatte, war ihr als eigene Stimme noch sehr fremd und gruselig. Daher hatte Bim beschlossen, Selbstgespräche zu führen, um sich allmählich an sie zu gewöhnen.

„Aber es ist ja nicht nur die Stimme“, seufzte sie erneut und schaute an sich hinab. Alles an ihr war fremd und gruselig. Sie vermisste nicht nur ihre eigene Stimme. Sie vermisste auch ihre runden Mauseohren, ihr langes Mauseschwänzchen, ihren weichen Mausepelz und ihre spitze Mausenase mit den langen Mauseschnurrhaaren daran.

Ihr Blick ging zum Spiegel. Sie sah sich als Alex auf dem Bett sitzen und flüsterte: „Aber du fehlst mir auch, Alex. Und du, Sahli. Und … ach …“ Sie seufzte ein drittes Mal, nun allerdings tief und ausdauernd, dann stand sie auf und griff nach der Jeanshose, die ihr Liv am Abend zuvor richtig herum auf den Stuhl gelegt hatte.

„Früher hätte ich daran geknabbert“, grübelte Bim. „Jetzt schlüpfe ich hinein.“ Und sie wunderte sich, wie leicht ihr das mittlerweile tatsächlich fiel. Anscheinend gewöhnte sie sich doch schon mehr und mehr an ihre Menschengestalt.

Schnell warf sie sich noch das Shirt über und stieg in die Pantoffeln, um dann als Alex hinunter in die Küche zu laufen, wo die Zwillinge bereits warteten.

„Guten Morgen, Alex“, rief Liv übertrieben laut.

„Guten Morgen, Bim“, flüsterte Sally ihr zu. Und Bim wurde klar: Dieser Tag begann verwirrend, er würde sich verwirrend fortsetzen und wahrscheinlich endete er auch in Verwirrung.

Da betrat Marianne die Küche. „Alex! Wie geht es dir denn heute? Alles wieder gut? Ich hatte mir ja schon Sorgen gemacht nach deinem Zusammenbruch in der Schule.“

„Ja, alles wieder gut“, antwortete Bim. Liv und Sally horchten auf. Sie hörten Bim zum ersten Mal mit Alex’ Stimme sprechen und das war gleichermaßen vertraut, weil sie die Stimme ja kannten, und doch neu, weil es schließlich Bim war, die so zu ihnen sprach.

Marianne dagegen freute sich. „Wie schön, deine Stimme ist auch zurück. Aber willst du heute wirklich wieder in die Schule gehen? Du könntest dich auch noch ein bisschen erholen.“

Liv und Sally schüttelten die Köpfe und Bim sah ein: besser kein Aufsehen erregen.

„Geht schon“, antwortete Bim daher mit klarer Alex-Stimme. „Ich schaffe das.“

Marianne war einverstanden, fügte allerdings hinzu: „Sollte etwas sein, ruf an. Ich komme dich gern abholen.“ Damit verließ sie die Küche, um sich auf den Weg zur Arbeit zu machen.

Liv gab Sally einen Stoß in die Seite und Sally stieß Bim an.

„Wir müssen reden“, sagte Liv.

„Wir müssen planen“, ergänzte Sally.

„Wir müssen erst mal nicht auffallen“, erklärte Bim, während sie wieder einmal Mühe hatte, mit ihren Menschenhänden diesen Menschenlöffel zu greifen, um das Müsli in ihren Menschenmund zu schaufeln.

„Ich darf bloß nicht auffallen!“ Argus stapfte missgelaunt über das Gras auf einen riesigen Felsen zu, der sich vor ihm in der Ebene erhob. Dabei versuchte er, das Meeresrauschen, das aus der Ferne zu ihm drang, zu ignorieren. Eigentlich versuchte er alles zu ignorieren, was ihn umgab. Er konnte es nicht leiden, von seiner Wüste getrennt zu sein. Ihm war es unangenehm, etwas anderes als Sand unter seinen Füßen zu spüren. Er war doch ein Mann der Wüste. Die kalten Straßen in Alex’ Welt mochte er ebenso wenig wie das Gras dieser Steppe hier, dessen Spitzen ihn immer wieder an den Knöcheln kitzelten. So wie vor einiger Zeit, als er schon einmal durch dieses Gras stapfen musste.

Wieder kitzelte es ihn und er fluchte. Ihm war gewiss nicht nach Lachen zumute. Er war aus einem ganz anderen Grund hier.

„Hätte ich diesen Sahli doch niemals an der Oase angesprochen“, knurrte er, während sich seine Laune immer mehr verschlechterte. „Hätte ich ihn doch nie gebeten, mich in diese Wüstenstadt zu begleiten. Vielleicht wäre ich jetzt der Großmeister des magischen Zirkels. Vielleicht hätte ich längst alle Macht der schwarzen Magie in mir vereint. Vielleicht hätte ich mächtige Magier an meiner Seite. Männer wie … Gorr!“, stieß er aus, als er endlich den Fuß des Felsens erreicht hatte. Oben auf der Spitze konnte er seinen einstigen magischen Weggefährten entdecken. Allerdings hatte dieser Gorr keinerlei Ähnlichkeit mehr mit dem Gorr, den Argus kannte und schätzte. Denn der Gorr auf der Felsenspitze war ein kleines Kind. Vielleicht vier oder fünf Jahre alt. Aber damit hatte Argus gerechnet. Genau genommen war er ja aus exakt diesem Grund hierhergereist. Es galt jetzt, Gorr aus Sahlis Bann befreien.

„Nun denn!“, seufzte Argus. Ihm war bewusst, dass eine Menge Arbeit vor ihm lag. Er musste aus Gorr wieder einen mächtigen Schamanen machen, der die Kräfte der Natur um sich herum für Argus’ Zwecke nutzen konnte.

Mühsam kletterte Argus den Felsen hinauf. Zu gerne hätte er sich nach oben gezaubert, doch er wollte Gorr nicht verschrecken. In seiner Kindergestalt hatte Gorr noch keine Magie erlebt. Der Anblick eines emporschwebenden Mannes in ungewohnter Kleidung würde bei einem Kind aus der Steinzeit mit Sicherheit einen Schock auslösen.

Schweißgebadet erreichte Argus die Anhöhe. Er rang nach Luft. Die Muskeln in seinen Beinen schmerzten, als wollten sie ihn für diese Anstrengung bestrafen. Da merkte Argus, dass er entdeckt worden war. Ein Augenpaar hatte sich auf ihn geheftet. Ein weit aufgerissenes Augenpaar. Ein überraschtes Augenpaar. Ein interessiertes Augenpaar. Gorrs Augenpaar.

Charda verdrehte die Augen, so sehr dachte sie nach. „Vielleicht muss Charda nur warten, bis es Argus schlecht geht. Dann wird sie wie von selbst zu ihm gerufen, weil Charda doch unter seinem Fluch steht.“

Alex, Sahli, Aurelius und Oma Ilse saßen am Küchentisch und beratschlagten gemeinsam mit Charda, was sie unternehmen könnten, um Argus zu stoppen.

Alex sah völlig übermüdet aus, doch er war hochkonzentriert. „Warten ist keine gute Idee“, brachte er hervor. „Da verlieren wir zu viel Zeit. Zeit, die Argus nutzen kann, um den magischen Zirkel wiederaufzubauen.“

Oma Ilse wandte sich an Sahli. „Ist das denn überhaupt möglich, Sahli? Du hast doch alle Mitglieder des magischen Zirkels in Kinder verwandelt. Und du steckst voller guter Magie. Kann so ein starker Zauber von dir wirklich rückgängig gemacht werden?“

Sahli dachte kurz nach. „Normalerweise ist das fast unmöglich“, gab er zurück.

„Normalerweise?“, hakte Oma Ilse nach und ahnte schon, dass ihr die Antwort darauf nicht gefallen würde.

„Ich bin mir nicht sicher“, sagte Sahli. „Dschinn-Zauber sind mächtige Zauber. Sie können kaum von anderen Magiern gebrochen werden. Doch in meinem Fall ist es ja so, dass meine Magie mit der von Argus und Charda verbunden ist. Meine magischen Fähigkeiten habe ich durch Argus’ Fluch erhalten. Und deshalb kann er auch meine Magie durchbrechen.“

Aurelius schob sich die Brille von der Nase auf die Stirn. „Bist du sicher?“

Sahli schüttelte den Kopf. „Nein, das sind alles nur Vermutungen. Ich bin ja nicht als Dschinn geboren worden. Ich lebe ja in dieser Magie wie ein Pinguin in der Wüste. Sehr vieles ist mir neu und fremd. Mir sind nicht alle Regeln dieser magischen Welt bekannt. Daher kann ich bloß vermuten. Man müsste jemanden fragen, der direkt aus dieser Welt …“

Sein Blick ging zu Charda und die Blicke der anderen folgten ihm.

Charda riss die Augen auf. „Oh, ihr wollt Charda befragen? Ihr wollt wissen, ob Sahli mit seinen Vermutungen richtig liegt? Nun, Charda kann euch sagen: Ja, der Junge könnte recht haben mit seinen Überlegungen. Es ist denkbar, dass Argus den magischen Zirkel wieder heraufbeschwört. Andererseits …“ Sie legte eine Hand auf Sahlis Schulter. „Du bist sehr mächtig. Deine Zauber sind überaus stark. Charda hat es selbst erlebt. Als Argus dich verflucht hat, ist viel von seiner Magie auf dich übergegangen. Sehr viel.“

Alex grinste. „Also, wenn ich zusammenfasse, dann weiß niemand hier am Tisch irgendwas wirklich und alles ist möglich, richtig?“

„Ja“, sagte Charda.

„Ja“, bestätigte Sahli.

„Ja“, meinte Aurelius.

Und Oma Ilse sagte bloß: „Ich denke, ich mache mal Schnittchen.“

Bim stutzte. Da war sie wieder, die Bande von gestern. Sie blickte auf die Jungs, die geradewegs auf sie zumarschiert kamen. Die Jungs, die Bim an die Ratten der Kanalisation erinnerten, damals zu der Zeit, als sie Sahli, Alex und Kadabra noch nicht kannte. Die Jungs, die stets nur für Ärger in der Schule sorgten, wie Bim von Liv und Sally erfahren hatte. Es waren Calvin und seine Bande, die auf Bim zuschritten.

„Ach, guck mal, wer zurück ist“, schallte Calvins Stimme über den ganzen Schulhof. Er trat näher an Bim heran, wobei es für ihn ja Alex war, den er sah.

„Gestern noch in der Klasse zusammengebrochen und heute schon wieder auf den Beinen. Bist ja ein echtes Stehaufmännchen, was? Und dabei haben alle gesehen, wie du den Zappelmann auf dem Boden gemacht hast.“

Calvin verzog das Gesicht zu einer affenartigen Fratze und hüpfte auf und ab.

„Das war voll krank“, rief er und seine Bande lachte. Zwei der Jungs zappelten ebenfalls herum und machten Grimassen.