Imbiss wie damals - Andreas Krenzke - E-Book

Imbiss wie damals E-Book

Andreas Krenzke

4,8

Beschreibung

Seit Spiders Debüt "Im Arbeitslosenpark" ist viel passiert. Er hat ein Leben geführt, zwei Kinder bekommen und bei drei namhaften Kabarettwettbewerben verloren. Aber ist es nicht viel wichtiger, ein neues Buch zu schreiben? Das hat er nun endlich getan. Es geht u. a. um Intelligent Design, Graffiti und ein Coming-out. Um den Bau der Pyramiden, um Zeitmaschinen und Honeckers Doppelgänger. Nicht zuletzt ist dieses Buch ein Ratgeber dafür, wie man alles richtig macht im Leben.

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singles 15

 

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Verlag Voland & Quist, Dresden und Leipzig, 2008

© by Verlag Voland & Quist – Greinus und Wolter GbR

Umschlaggestaltung: Mario Helbing, Franziska Weißgerber

Gestaltung und Satz: Franziska Weißgerber, Mario Helbing

ISBN: 978-3-86391-047-1

www.voland-quist.de

 

Am Anfang war das Wort

Arbeiten wie die Profis

Ich war Honeckers Doppelgänger

Das Märchen vom Fahrscheinkontrolleur und seiner Frau

Was ich heute machen würde, wenn ich nicht Schriftsteller geworden wäre – Teil 1: Graffiti

Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen

Gipfeltreffen

Marathon

Die zwei vom Chemo-Markt

Vegetarischer Einkauf

Ferien in Üdüle

Scheue Fische

Maik Schulz lebt

Beschimpfung einer Generation in einem Satz

Was ich heute machen würde, wenn ich nicht Schriftsteller geworden wäre – Teil 2: Amok

Gespräch in der Kneipe, zwei betrunkene Herren, spät nachts

Freitags im Supermarkt

Die Geschenke sind eigentlich jedes Jahr das Schlimmste

Anmachen

Das Rätsel Brecht

Schokolade aus der Zukunft

Ponyträumchen

Was ich heute machen würde, wenn ich nicht Schriftsteller geworden wäre – Teil 3: Information

Pop

Pfand

Monolog eines Tierpflegers

Der Geschlechtssteward

Was ich heute machen würde, wenn ich nicht Schriftsteller geworden wäre – Teil 4: Schwarzer Mann

Mein Gehirnzimmer

Wie ich mir ein Fußballspiel vorstelle

Vorsicht vor dem Hunde!

Was ich heute machen würde, wenn ich nicht Schriftsteller geworden wäre – Teil 5: Sicherheit

One Way Ticket

Ich war noch niemals in New York

Der adoptierte Pionier

Coming Out Blues

Was ich heute machen würde, wenn ich nicht Schriftsteller geworden wäre – Teil 6: Lesen

Bettlerfabel

Erikas Mondfahrt

Corinna

Fritze mit dem Flitzebogen

Vierzehn

Monolog des wichtigen alten Hundes

Was ich heute machen würde, wenn ich nicht Schriftsteller geworden wäre – Teil 7: Suizid

König Alkohol schenkt Warzenschwein einen Tag

Callboy für einen Tag

Wie uns der Plattenbau reich machte

Was ich heute machen würde, wenn ich nicht Schriftsteller geworden wäre – Teil 8: Schwarzseherei

Imbiss wie damals

Warum?

Fleischmops

Walgesänge

Und die Frauen singen ein altes Volkslied oder Wie ich mir Intelligentes Design vorstelle

Markenfetischismus

Ich hatte immer gehofft, das erste Wort meines Sohnes würde »Papa« lauten. Von mir aus auch »Mama«. Einfach nur ein Wort, am liebsten »Papa«. Früh genug würde das Kind dieses eine Wort zu einem ganzen Satz erweitern: »Papa ist doof«, zum Beispiel, oder: »Mama ist dick.«

Aber insgeheim hatte ich schon lange die Befürchtung gehegt, statt »Papa« oder »Mama« würden die ersten Worte meines Kindes lauten: »Können Sie ein Paket für Ihre Nachbarin entgegennehmen?« Ich nehme nämlich jeden Tag ein Paket für unsere Nachbarin entgegen. Vormittags kommen nacheinander die Paketboten der einzelnen Zustelldienste, vier bis sechs, und die meisten Sendungen sind für unsere Nachbarin. Sie kann nicht einkaufen gehen, sie geht lieber arbeiten, darum muss sie im Katalog bestellen. Kleidung, zum Beispiel, aber auch Lebensmittel; und wenn sie renoviert, werden sogar Farbeimer und Tapetenrollen bei uns abgegeben. Wenn sie abends nach Hause kommt, klingelt sie als Erstes bei uns und fragt nach neuen Paketen. Es ist auch fast jeden Tag mindestens eines für sie abgegeben worden. Meist Kleidung, wie gesagt. Sie hat mir das mal erklärt: Sie bestellt ganz viel, probiert dann zu Hause alles in Ruhe an, und was ihr nicht gefällt oder passt, das schickt sie wieder zurück. Das seien sogar die meisten Sachen. Nur die, die sie dann behalte, müsse sie auch bezahlen.

Das brachte mich auf eine Idee: Wenn so viele Sachen bei uns abgegeben werden, die unserer Nachbarin nicht passen, dann müssen doch genügend dabei sein, die mir oder meiner Freundin passen. Unsere Nachbarin kleidet sich zum Glück ziemlich geschlechtsneutral, also sie trägt Hosen und Pullover, die auch Männern stehen, und nur selten mal einen Rock oder eine Bluse, in der man als Mann tuntig aussehen würde. Also öffnen wir immer als Erste die Pakete und gucken, was von den Sachen uns so passt. Mal eine Jacke, mal ein Paar Turnschuhe. Und was passt, das tragen wir dann eine Woche lang. Dann verpacken wir es wieder und sagen: »Hier Frau Nachbarin, das ist heute mit der Post gekommen.«

»Das wurde aber auch Zeit«, sagt sie, »da warte ich ja schon seit einer Woche drauf.«

Dann probiert sie es an, es passt ihr nicht, und sie schickt es zurück. Wir aber tragen schon die nächsten Sachen aus der neuen Lieferung. So sparen wir Waschpulver und jede Menge Strom. Entlasten die Umwelt und unseren Geldbeutel, und wir sehen immer aus wie aus dem Ei gepellt. Wenn wir unsere Frau Silberammer nicht hätten!

Allerdings hatte ich die nicht ganz unbegründete Sorge, unser Sohn würde seine ersten Worte beim Postboten aufschnappen. Mit den ersten Worten muss man vorsichtig sein. Mein Kumpel Wolfgang hat Pech gehabt. Jeden Morgen, wenn er sich von seiner Familie verabschiedet, sagt seine Frau zum Kind: »Papa geht auf Arbeit!«

Seit ein paar Tagen sagt die Kleine, immer wenn sie ihren Vater sieht, ganz begeistert: »Arbeit!« Also so etwas darf bei mir auf keinen Fall passieren, dachte ich. »Arbeit«, nein, auf keinen Fall. Dann schon lieber »Paket« oder »Unterschrift«, »Post« oder »Wärbung bittäh!«.

Aber alles kam ganz anders. Vorgestern standen sie alle im Hof des Kindergartens – das ist auch so etwas, worauf man aufpassen muss, dass das Kind nicht Kita sagt, Kindergarten heißt es, Kindergarten, nicht Kita – da standen sie nun alle herum, die lieben Kleinen, und piepsten und krähten: »Auto!«

»Auto«, begrüßten sie ihre Mamas und Papas. »Auto«, sagten sie zum Hund, der auf den Gehweg schiss, »Auto«, alles war »Auto«.

In den fünfziger Jahren wäre das okay gewesen. Aber wir leben in den Zeiten nach der Regierungsbeteiligung der Grünen. Wir wohnen in Berlin-Prenzlauer Berg. Überall Bio-Supermärkte, Naturprodukte, Heilpraktiker und Heile-Welt-Läden. »Auto«, das ging nun wirklich nicht. Dass da so ein paar Kita…, Entschuldigung!, Kindergartenkinder einfach so die Lebenslügen der Ökomarktkundschaft artikulierten.

Ich spürte, wir Eltern spürten deutlich ein kollektives Missbehagen. Jetzt galt es, der sich anbahnenden Fehlentwicklung sanft gegenzusteuern. Dem jungen Menschen den rechten Weg zu ebnen, ohne ihn ihm zu weisen. Ohne die kleinen Seelen zu traumatisieren, ihnen eine bessere Alternative als die eigene Idee aufscheinen zu lassen. Es galt, ihnen und uns etwas vorzumachen. Pädagogik eben.

Der Papa von Leon hob sein Kind hoch und drückte es an sich: »Das ist ja putzig, er will ›Fahrrad‹ sagen, aber es klingt wie ›Auto‹. Der Spracherwerb ist wirklich eine interessante Phase.«

»Findet ihr nicht auch«, fragte die Mutti der kleinen Lisa, »dass es wie Atom klingt, was sie sagt?«

Wir nickten.

»Atom. Sie ist noch so klein und will uns schon darauf aufmerksam machen, dass alles aus Atomen besteht. Kinder sind wirklich viel intelligenter, als ihnen die Großen immer zutrauen.«

Die Situation war gerettet, Erleichterung machte sich breit. Wir hatten tolle Kinder. Wir waren tolle Eltern.

»Auto!«, sagte laut und deutlich mein Sohn, »Auto!«

»Wahnsinn«, schrie ich, »Du willst ›autonom‹ sagen, ›autonom‹!«

Mein Kind steckte mir seine Nuckelflasche entgegen. Ich holte mein Feuerzeug aus der Tasche und zündete den Sauger an. Dann warf ich das brennende Ding auf einen vorbeifahrenden Polizeiwagen. So was hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr getan. (Der Polizeiwagen hatte Pedalantrieb und seine Fahrerin war vier Jahre alt, aber trotzdem.)

»Polizei, SA, SS«, schrie ich. Mein Sohn lachte. »Haut die Bullen platt wie Stullen! Wir haben euch was mitgebracht – Hass, Hass, Hass!«

Die anderen Mamas und Papas vom Prenzlauer Berg verabschiedeten sich rasch, und ich musste ja auch nach Hause. Meine Freundin wartete bestimmt schon mit dem Abendbrot. Und am späteren Abend, wenn der Kleine schlief, wollten wir noch mal gemeinsam durchrechnen, ob wir das nicht doch irgendwie hinkriegen könnten mit der Eigentumswohnung.

»Auto«, sagte der Kleine. Ich überlegte, was mein erstes Wort gewesen sein könnte. »Auto« sicher nicht. Ich komme ja aus der DDR. Da musste man auf so was ja zehn Jahre warten. Mindestens. Wahrscheinlich sagte ich: »Anmeldung!«

Ich bin im Baumarkt gewesen. »Arbeiten wie die Profis« stand auf dem Baumarktprospekt. »Arbeiten wie die Profis« – im Grunde heißt das nichts anderes als »Pfusch am Bau«. Ich muss es wissen, ich habe selber auf dem Bau gearbeitet. Falls man das arbeiten nennen kann, was wir da gemacht haben. Wir haben uns die ganze Schicht lang vorm Bauleiter versteckt. Deswegen dauerte auch alles so lange. Ich war aber nicht als Bauarbeiter im Baumarkt, sondern als Familienvorstand. Ich soll »was machen« im Badezimmer. Leichte Renovierungsarbeiten. Praktisch heißt das, ich verstecke mich den ganzen Tag über vor meiner Süßen. Wenn sie den Kopf zur Tür reinsteckt, lasse ich die Bohrmaschine aufheulen. Ansonsten lese ich Zeitung oder sitze aufm Topp. Darum dauert auch alles so lange. Mittlerweile gute zwei Wochen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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