Immer nur aufregen ist auch keine Lösung - Axel Beyer - E-Book

Immer nur aufregen ist auch keine Lösung E-Book

Axel Beyer

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Beschreibung

Gelassen-augenzwinkernd lässt sich der Ruhestand am besten aushalten. Axel Beyer, ehemaliger Unterhaltungschef von ZDF und WDR und inzwischen Mitte 70, ist sich nicht sicher: Wächst die Neigung, sich aufzuregen, mit dem Alter, oder hat er nur mehr Zeit, nervige Dinge zu bemerken? Ob Telefonwarteschleifen, SPAM-Nachrichten, Beamtendeutsch, Fitnessgurus, unordentliche Treppenhäuser, die Politik im Allgemeinen und Politiker im Besonderen − Anlässe zum Aufregen findet er jedenfalls genug. Und manchmal, das gibt er unumwunden zu, genießt er das sogar. Andererseits: Sich immer nur aufzuregen, schadet dem Magen, dem Herz und macht Falten. Und wer will die schon? Also lädt er die Leser:innen lieber ein, über die Widrigkeiten des Alltags mitzulachen. 

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Seitenzahl: 225

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Axel Beyer

Immer nur aufregen ist auch keine Lösung

Heiter die Widrigkeiten des Alltags überstehen

 

 

 

Über dieses Buch

Gelassen-augenzwinkernd lässt sich der Ruhestand am besten aushalten.

Axel Beyer, ehemaliger Unterhaltungschef von ZDF und WDR und inzwischen Mitte 70, ist sich nicht sicher: Wächst die Neigung, sich aufzuregen, mit dem Alter, oder hat er nur mehr Zeit, nervige Dinge zu bemerken? Ob Telefonwarteschleifen, Spam-Nachrichten, Beamtendeutsch, Fitnessgurus, unordentliche Treppenhäuser, die Politik im Allgemeinen und Politiker im Besonderen − Anlässe zum Aufregen findet er jedenfalls genug. Und manchmal, das gibt er unumwunden zu, genießt er das sogar. Andererseits: Sich immer nur aufzuregen, schadet dem Magen, dem Herz und macht Falten. Und wer will die schon? Also lädt er die Leser:innen lieber ein, über die Widrigkeiten des Alltags mitzulachen. 

Vita

Prof. Axel Beyer ist Autor und Medienberater. Bis zu seiner Pensionierung war er Leiter des Unterhaltungsbereichs beim WDR Fernsehen, gewann u.a. den Deutschen Fernsehpreis und den Grimme-Preis in Gold. Zuvor machte er Karriere an wesentlichen Stationen des öffentlich-rechtlichen wie des privaten Fernsehens, z.B. als Programmdirektor Endemol, Producer «Wetten, dass ...?», «Boulevard Bio», «Die Rudi Carrell Show» und «Wer zuletzt lacht». Seit 2017 ist er stellv. Vorsitzender des Medien Management Instituts Köln, seit 2015 Jurymitglied des AWO-Journalistenpreises.

Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Dezember 2023

Copyright © 2023 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg

Covergestaltung zero-media.net, München

Coverabbildung Anne Dohrenkamp

ISBN 978-3-644-01667-5

 

Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation

Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp

 

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www.rowohlt.de

Inhaltsübersicht

Inhalt

Älter werden

Streit

Was ich noch sagen wollte …

Höflichkeit oder Gedankenlosigkeit?

Man kommt ja zu nix!

Jetzt zugreifen!

Risiken und Nebenwirkungen

Schlager ist cool! Ehrlich?

Gitarre

Langeweile

Veränderungen

Political Correctness

Dumm gelaufen

Ich krieg nicht zu viel – ich habe zu viel

Wir verstehen uns – oder auch nicht

Homeoffice

Floskeln

Spam oder nicht Spam …

Glaubensfragen

Stille Nacht?

Öde Servicewüste

Wenn einer eine Reise tut …

Neues vom Schmahtfohn

Es klingelt!

Manchmal fühlt man sich ver-äpp-elt

Frechheit siegt (oder auch nicht)

Quo vadis?

Wo war noch mal …

Kulturschock

Öffentliche Unordnung

Wer hat hier einen Knall?

Also, ab jetzt wird alles anders

Ist KI wirklich immer intelligent?

Horoscope

Lagerfeuer

Ist wirklich ganz einfach!

Kann das weg?

Zu guter Letzt

Älter werden

Ich war überrascht, wie viele Reaktionen es auf mein Buch «Immer ausschlafen ist auch keine Lösung» gab und wie viele Menschen mir ihre eigenen Beobachtungen zum Thema «Älter werden» mitteilten. Und eines zieht sich wie ein roter Faden durch alle Anmerkungen – mehr Zeit zu haben, das bedeutet auch: mehr Aufmerksamkeit auf das eigene Leben richten zu können. Und auf die eigene Umgebung.

Viele der hier erzählten Geschichten haben deshalb eindeutig damit zu tun, dass ich älter geworden bin und mehr Zeit habe. Also theoretisch. Und dass dieses Mehr an Zeit eben oft dazu führt, dass mir Dinge auffallen, die ich früher im Stress des Alltags übersehen oder einfach als selbstverständlich hingenommen habe.

Kinder wollen meist möglichst schnell erwachsen werden, und die dann Erwachsenen ihrerseits tun alles, um ihre kindlichen Seiten zu pflegen – für das Hobby, für das Ego oder manchmal auch, ohne es zu merken (was ziemlich blöd ist). Und wer älter geworden ist, gibt es ungern zu. «Man ist so alt, wie man sich fühlt»? Gut, dann differiert mein Alter von Tag zu Tag oder von Tageszeit zu Tageszeit. Als junger Mensch sucht man die Herausforderung, als älterer Mensch eher seine Ruhe. Die Amerikaner nennen das, so sagte mir ein noch sehr junger Freund, «S-O-S – slower, older, smarter».

Dabei hat man als älterer Mensch viele Vorteile, einige beleuchte ich in diesem Buch. Früher war es üblich, einem älteren Menschen im öffentlichen Nahverkehr einen Sitzplatz anzubieten, das ist allerdings lange her. Aber man bekommt in Restaurants einen Seniorenteller und in Museen einen Seniorenrabatt. Dabei sind in Museen ohnehin meist nur noch ältere Menschen zu finden. Nicht weil sie sich dort unter all den Altertümern am wohlsten fühlen, sondern weil Museen außerhalb von Schulausflügen für jüngere Zeitgenossen oft uninteressant geworden sind. Die sind nur an der Gegenwart, an WhatsApp und an der Zukunft interessiert – Letzteres meistens freitags. Ich verstehe das, unser Langzeitgedächtnis ist ja auch besser als das Kurzzeitgedächtnis. Wen kümmert schon sein Geschwätz von gestern?

Jeder von uns blickt auf viele Jahre der Erfahrungen zurück und weiß mit Sicherheit, dass es allen Menschen besser ginge, wenn sie nur von unserer Weisheit profitieren würden. Was sie leider (oder auch glücklicherweise) sehr selten tun. Und wir können nun mal nicht überall sein und alle Probleme lösen – obwohl wir Älteren selbstverständlich dazu fähig wären, denn wir sind zu vielem fähig.

Manchmal sogar dazu zuzuhören, vorausgesetzt, die Hörhilfe ist aufgeladen. Am häufigsten fiel mir dabei ein Wort auf – und das hieß: Ärger! Viele Menschen haben offensichtlich einfach mehr Dinge in ihrem Alltag gefunden, die sie ärgern. Nicht etwa, weil sie grantiger geworden sind oder schlechte Laune haben, nein, weil sie jetzt einfach mehr Zeit haben, um diese Dinge zu sehen. Und manchmal regen sie sich auch über sich selbst auf.

Geben Sie es ruhig zu, wir alle haben uns schon oft genug aufgeregt. Über alles und jedes oder jeden. Und – ja, es stimmt – manchmal sogar mit Genuss.

Gerade die letzten Monate waren besonders aufgeregt. Man erregte sich über alles und jedes – nach wie vor über Corona, über die Politik, über die Corona-Politik, über die Medien, die alle einer Meinung waren, und vor allem über die, die nicht der eigenen Meinung waren. Immer war irgendetwas!

Ich denke, es ist Zeit, zu Aufheiterung und Entspannung beizutragen, und deshalb sind in diesem Büchlein lauter Themen und Situationen versammelt, die für Aufregung sorgten. Dinge, über die ich persönlich mich vielleicht erst hinterher richtig aufgeregt habe, die mir aber letztlich auch manches über mich selbst erzählten.

Einige dieser Themen kamen einfach über uns, wie die Pandemie.

Manchmal spekulierten andere auch einfach auf die Bequemlichkeit der Mitmenschen oder auf ihre Gutgläubigkeit.

Und manchmal habe ich mich hinterher gefragt, wie ich so dumm sein konnte, auf so offensichtlichen Mist hereinzufallen.

Für alle diese Themen gibt es in diesem Büchlein Beispiele genug, Sie werden sehen.

Aber was bringt es, sich darüber aufzuregen? Ehrlich gesagt: nichts!

Genauer: nichts, außer schlechter Laune.

Man spricht inzwischen häufiger davon, das Renteneintrittsalter aus Gründen des demografischen Wandels und der Wirtschaftlichkeit erneut zu erhöhen, weil die Menschen heute in ihrer Mehrheit viel länger leistungsfähig sind und damit auch länger arbeiten können. Diesen Vorschlag unterstützen wir besonders dann, wenn wir die Rente schon erreicht haben und es uns deshalb nicht mehr betrifft. Wir wissen ja, was wir noch könnten, wenn man uns noch ließe – was glücklicherweise für uns und andere nicht der Fall ist.

Außerdem haben wir Enkel, für deren Erziehung wir nicht verantwortlich sind und die deshalb bei uns all das dürfen, was zu Hause streng untersagt ist – lange aufbleiben, fernsehen und Oma oder Opa wieder aufwecken, wenn die Sendung zu Ende ist.

Man sieht also, älter zu werden hat viele Vorteile. Warum sollen wir uns da über eine verlegte Brille, die leere Batterie des Hörgeräts oder ein volles Wartezimmer beim Arzt aufregen. Nein – genießen wir jeden Tag und freuen uns daran, dass wir inzwischen wieder Dinge wahrnehmen, die junge Leute überhören oder übersehen – das Gezwitscher von Vögeln oder die blühenden Sträucher und Bäume im Park. Lediglich Springbrunnen sollte man abschalten, denn deren plätscherndes Geräusch kann auf die Blase schlagen und einen Spaziergang unter Umständen jäh beenden.

Wir wissen noch, wer Johannes Heesters war, wir kennen ALLE Strophen von Volksliedern, sogar den Namen von ein paar nicht mehr existenten Hauptstädten und sind damit bei jedem Kreuzworträtsel ganz weit vorne.

Und da wir uns (meistens) noch jung genug fühlen, können wir das Älterwerden jeden Tag genießen. Noch viele, viele Jahre lang!

Johannes Heesters wurde 106.

Aufregung hingegen ist kontraproduktiv, insbesondere dann, wenn daraus nicht auch ein Impuls zur Veränderung erwächst. Die Amerikaner haben dazu einen schönen Begriff: «Fail forward» – nach vorne scheitern. Schließlich macht jeder mal eine Dummheit. Ja, sogar ich, ich gebe es zu. Ich weiß, dass Sie sich das kaum vorstellen können, aber es ist so. Entscheidend ist doch nicht, dass wir uns drüber aufregen, denn das verändert ja nichts – sondern dass wir daraus lernen. Um es beim nächsten Mal besser zu machen. Hoffentlich! Denn immer nur aufregen ist auch keine Lösung!

Die meisten der hier versammelten Geschichten sind mir wirklich passiert, ich weiß also, wovon ich erzähle. Einige wurden mir aber auch anvertraut und überlassen – und ich gestehe, ich habe sie (ohne Scham) mit einer gewissen Schadenfreude gehört und versucht, sie zu behalten. Und sollten Sie diese kleine Schadenfreude auch empfinden – nur zu! Hauptsache, Sie freuen sich – und machen es dann besser!

Ich weiß nicht, ob die Neigung, sich aufzuregen, mit dem Alter wächst, vielleicht geht es mir wie vielen von Ihnen – ich habe jetzt ja auch einfach mehr Zeit, Dinge zu bemerken und meine Umwelt zu betrachten.

Oder mich mit manchen Situationen auseinanderzusetzen und sie zu hinterfragen, die ich früher – schon aus Zeitmangel – einfach achselzuckend und wie selbstverständlich hingenommen hätte. Heute regen sie mich auf.

Aber sich aufzuregen, schadet dem Magen und macht Falten – und wer will die schon. Nicht einmal die vielfältigste Person. Und genau deshalb sage ich nun:

Zeigen wir dem Leben die Zähne – und wenn es die dritten sind! Glauben Sie mir: Immer nur aufregen ist auch keine Lösung!

Streit

«Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine» – dies Zitat schreibt die Wochenzeitung DIE ZEIT dem ehemaligen Bundeskanzler und Herausgeber Helmut Schmidt zu. Für die eigene Meinung zu streiten, das geht wirklich nur in einer offenen Staatsform. Sich richtig zu streiten, kann eventuell die Luft reinigen – im schlechteren Falle gibt es nur dicke Luft.

In der Schule wurden die Streithähne oft auseinandergesetzt – das hat aber mit einer Auseinandersetzung wenig zu tun. Für die eigene Ansicht zu streiten, das bedeutet auch, einander zuzuhören und Respekt vor der anderen Meinung zu haben. Ein «Streitgespräch» ist vor allem ein geistiger Wettkampf – was mit Intellekt leider häufig nichts zu tun hat. Inzwischen dafür immer öfter mit Emotion.

Und dieser Streit wird immer erbitterter geführt, Auslöser sind nicht zuletzt die sozialen Netzwerke, die ihrem Spitznamen als «asoziale Netzwerke» zum Teil alle Ehre machen. Denn in diesen sogenannten Auseinandersetzungen geht es nicht darum, mit den besseren Argumenten zu überzeugen, sondern häufig einfach nur darum, Dampf abzulassen. Nicht mit dem Ziel, wirklich recht zu bekommen, sondern einfach nur recht zu haben. Ob der Applaus möglicherweise von einer falschen Seite kommt, ist dabei gleichgültig – Hauptsache, Applaus.

Eigentlich hasse ich Streit, besonders wenn sich zwei Menschen in aller Öffentlichkeit streiten und ich nicht genau weiß, für welche Seite ich Partei ergreifen soll, weil ich nicht alles von Anfang an mitbekommen habe. Dabei möchte ich dann natürlich auch wissen, wie das Ganze ausgeht und wer am Ende wen verbal besiegt. Übrigens empfiehlt es sich nicht, mit gut gemeinten Ratschlägen in einen solchen Streit einzugreifen, weil sich sonst der ganze Zorn unversehens gegen einen selbst richten kann. Und bitte nicht mit aufregen, sondern dieses Duell einfach genießen, selbst wenn man eigentlich den mitgebrachten Krimi lesen wollte. Das Lesen kann warten, diesen öffentlichen Krimi bekommt man ja nur einmal.

«Wer schreit, hat unrecht», pflegte meine Mutter zu sagen, die eine kluge Frau war. Und wer brüllt, kann nicht zuhören. Und will auch nicht zuhören. Und ist absolut davon überzeugt, dass niemand sonst im Besitz der Wahrheit ist außer ihm selbst. Meistens sind es die Männer, die brüllen, nicht nur wegen der tieferen Stimme. «Solange der Mensch Haare hat, liegen wir uns in denselben», sagte einst Heinz Erhardt. Nun haben manche der Kerle keine Haare mehr, was sie nicht daran hindert, lautstark auf ihren Argumenten (oder was sie dafür halten) zu beharren.

Natürlich rege auch ich mich auf, wenn mein Gegenüber völlig uneinsichtig auf seinen Argumenten besteht und nicht einen Moment lang bereit ist, darüber nachzudenken, ob nicht auch andere Meinungen einen möglicherweise wahren Kern haben. Und ich habe oft beharrlich und emotional gestritten und damit mir und anderen manchen Abend verdorben. Hat es was gebracht? Nein, nur schlechte Laune.

Daher ein guter Tipp: Wenn Sie sicher als Sieger vom Platz gehen wollen (oder zumindest das Gefühl haben wollen, gewonnen zu haben), sollten Sie Folgendes tun:

Legen Sie viel Ironie und Sarkasmus in ihre Stimme

Verächtliches Schnauben bei Gegenargumenten verfehlt nie seine Wirkung

Werden Sie immer persönlich. «DU hast doch immer gesagt …!»

Lassen Sie Ihr Gegenüber nie ausreden, immer ins Wort fallen

Behalten Sie die Tür im Auge, um einen wütenden Abgang mit Türknallen inszenieren zu können

Versuchen Sie NIE, eine gemeinsame Lösung zu finden

Wiederholen Sie beharrlich immer dieselben Argumente – egal ob sie zutreffen oder nicht

Haben Sie ein gutes Gedächtnis: «Ich habe dir schon vor zehn Jahren gesagt …»

Und wichtig: Gehen Sie NIE einen Kompromiss ein!

Wenn Sie das beherzigen, haben Sie vielleicht bald keine Freunde mehr, aber dafür das gute Gefühl, der Einzige auf der Welt zu sein, der oder die den totalen Durchblick hat.

Ach ja, es gibt natürlich auch eine Alternative.

«Der Klügere gibt nach», auch so ein beliebtes Sprichwort meiner Mutter. Übrigens war sie meist «die» Klügere. Und nachgeben bedeutet eben nicht recht geben, sondern nur anzuerkennen, dass wir uns darauf einigen können, dass wir uns nicht einigen können. Und damit dem oder der anderen auch das Recht auf die eigene und gegebenenfalls total andere Meinung zugestehen. So werden Streitpunkte akzeptiert und gegebenenfalls zukünftig einfach ausgeklammert – wie in der Diplomatie.

Streiten bedeutet eben nicht, immer recht zu bekommen, aber immer das Recht zu haben, anderer Meinung zu sein. Und darüber muss sich niemand aufregen, denn … siehe Buchtitel.

Was ich noch sagen wollte …

«Jugendwahn und Altersangst», so lautete einst der Titel eines Buches, und irgendwie ist das ja wie Ying und Yang, beides hängt miteinander zusammen. In der politischen Diskussion war vor einiger Zeit zu vernehmen, dass eine verdiente konservative Partei endlich jünger werden müsse. Und der Vorsitzende legte sich daraufhin erst einmal eine modische neue Brille zu. Glücklicherweise gehört er nicht zu den älteren Herren, die nach wie vor Baseballkappen tragen und den Schirm nach hinten drehen oder deren T-Shirt im Sommer mindestens eine Nummer zu eng ist. Und die Sakkos zu kurz. Von den Hosenböden in den Kniekehlen nicht zu reden.

Warum machen die das? Ist es die Sorge, im Wettbewerb der Ideen nicht (mehr) mit den jungen Menschen mithalten zu können? Oder sind es die Resignation und der Fatalismus derjenigen, die die allfälligen altersbedingten Veränderungen an sich selbst nicht akzeptieren wollen? Oder haben sie Angst, dass ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung immer weniger gefragt sind – eine Angst, die man ja verstehen könnte?

Ich weiß es nicht. Dabei spricht doch der demografische Wandel für uns – WIR sind die Mehrheit! Und wenn schon ein kommerzieller Sender wie RTL seine werberelevante Zielgruppe von 14–49 auf 14–59 heraufsetzt, sagt das doch viel über die tatsächlichen «Machtverhältnisse» aus. Ich frage Sie: Wer hat denn das Geld? Und wer hat denn wohl die Zeit, es auch auszugeben?

Oder ist es der rasante technische Fortschritt, der uns Älteren all das abverlangt und von dem deshalb auch hier mehrfach die Rede sein wird? Da sind das Smartphone (von mir liebevoll Schmahtfohn genannt), das Online-Banking, der Zensus, der neue Grundsteuermessbetrag und all die vielen Formulare, die wie selbstverständlich nur noch über das Internet ausfüllbar sind. Die Pandemie hat uns gelehrt, dass es möglich ist, unsere Familie und Freunde nur noch über Zoom, Skype oder Facetime zu sehen. Vom Homeoffice ganz zu schweigen – wobei «schweigen» etwas ist, was ich in diesem Buch definitiv nicht tun werde. So!

Da dachten wir immer, wir nach dem Zweiten Weltkrieg Geborenen seien besonders gesegnet, weil wir nie einen Krieg, sondern einen permanenten wirtschaftlichen Aufschwung erlebt haben. Und dann haut man uns Begriffe wie «Generationenvertrag» und «Klimawandel» um die Ohren und gibt uns auch die Schuld an verfehlten Steuergesetzen zur Erbschaftssteuer. Da möchte man sich doch eine Baseballkappe über die Ohren und die Hose nach oben ziehen!

Der Satz «Alter ist nichts für Feiglinge», der Mae West zugesprochen wird, hat sicher seine Berechtigung. Aber – wenn wir ehrlich sind – würde heute jemand wirklich aus vollem Herzen singen wollen: «Man müsste noch mal zwanzig sein»? – Nein, jung zu sein ist heute auch nichts für Feiglinge. In diesem Jahrzehnt wird sich erweisen, ob und wie unsere Gesellschaft zu einem entspannten Verhältnis der Generationen zurückfindet. Dazu braucht es unbedingt ein echtes Verständnis für die Lebensplanung der jüngeren Generation und ihre Zukunftsperspektiven, aber ebenso eine Verantwortung für den Lebensabend der älteren Menschen und für deren Bedürfnisse. Wenn wir das nicht in ein vernünftiges Verhältnis bekommen, stehen uns noch Aufregungen bevor, gegen die umgedrehte Baseballkappen wirklich lächerlich sind.

Höflichkeit oder Gedankenlosigkeit?

«Höflichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr» – so sagte man in meiner Kindheit, und natürlich war das ironisch gemeint. Etliche Jahrzehnte später ist von Zierde keine Rede mehr. «Schön, dich zu sehen», so begrüßt mich LIDL, wenn ich den Supermarkt betrete. Hey, du Lidl, denke ich, seit wann duzen wir uns? Aber gut, ich kaufe da schon so lange ein, da gelte ich wahrscheinlich als Familienmitglied.

Neulich allerdings ging es mir zu weit. Als mein Stromanbieter mir schrieb: «Nenn uns bitte deinen Zählerstand», da bat ich doch erst mal darum, mir mitzuteilen, wann ich der Rheinenergie das Du angeboten hätte, bevor ich weitere Schritte zur Festigung unserer Duz-Freundschaft unternehmen würde. Gut, ich bekam keine Antwort, musste aber auch meinerseits keine weiteren Freundschaftsbeweise mehr abliefern.

Klar, im Englischen ist das einfach. «You can say ‹you› to me» – alter Pennäler-Witz. Aber für mich ist das «Sie» einfach ein Ausdruck von Höflichkeit und das distanzlose Duzen das absolute Gegenteil. Das mag zu den von Altbundeskanzler Helmut Schmidt erwähnten «preußischen Sekundärtugenden» zählen, aber ich würde es vermissen, wenn es das «Sie» nicht mehr gäbe und alle rücksichtslos durchgeduzt werden sollten.

Aber das «Du» vermittelt doch Nähe, könnten Sie jetzt einwenden. Also wenn Sie Marketing studiert hätten, käme dies Argument von Ihnen in jedem Fall. Wenn mir aber ein mir völlig Unbekannter erzählen will, dass «Dein absoluter Traumurlaub» auf Lanzarote stattfindet, dann sage ich darauf: «Du kannst mich mal … besser kennenlernen.» Wo mein Traumurlaub stattfindet, entscheide ich – und niemand sonst. Du auch nicht, du Marketing-Rakete.

Ich sehe schon jüngere Leser (gibt es die noch?) die Stirn krausziehen – was ist denn das für ein konservativer Knacker? Mir egal, selbst da bleibe ich höflich und sage allenfalls: «Sie können mich … gerne siezen.» Und ich versuche auch keinesfalls, dem Irrtum zu unterliegen, dass mich ein junger Mensch als Seinesgleichen ansieht, nur weil er mich duzt. Nein, da habe ich früher oft genug erlebt, dass das «Du» auch abwertend gemeint war, wenn man beispielsweise ausländische Mitbürger von vornherein duzte. Das nämlich war oft genug als das Gegenteil von Höflichkeit gemeint.

Wir haben neulich im Freundeskreis das Thema diskutiert. Auch da waren jüngere Menschen dabei, für die das Duzen selbstverständlich war. Es gibt sogar Firmen, die stolz sind auf ihre «Duz-Kultur». Die Älteren unter uns bemängelten das Wegfallen des «Sie» als Zeichen von Respektlosigkeit. Darauf wurde eingewandt, dass sich Respekt doch vor allem im Verhalten und nicht in der Anrede äußere. Natürlich ist da etwas Wahres dran. Aber wenn jetzt, wie man hört, sogar die Deutsche Bahn in der Kundenansprache generell auf das Du umschwenkt, verstärkt das diesen Trend. Nur wenn ich dann «Du, Bahn» sage, hat das wirklich mit Respekt nichts mehr zu tun.

Und dann gibt es noch so ein Thema unter «Höflichkeit». Klar, die Tür aufhalten, in den Mantel helfen – kennen wir und machen wir. Selten. Immer weniger. Gibt ja immer mehr automatische Türen, und die Winter sind so jetzt so warm, da braucht man keine Mäntel mehr. (Hüstel).

Neulich in der Du-Bahn bin ich richtig zusammengezuckt, als plötzlich neben mir ein Mann deutlich nicht germanischer Herkunft auftauchte und mir auf die Schulter tippte. Automatisch wollte ich in Abwehrhaltung gehen, als er plötzlich fragte: «Wollen Sie sich setzen?» und auf den Platz deutete, den er gerade für mich geräumt hatte. Automatisch wollte ich schon sagen: «Danke, so alt bin ich noch nicht», aber dann dachte ich mir: «Warum eigentlich nicht? Wenn er schon so freundlich ist …», bedankte mich und nahm Platz. Ich konnte mir dann aber nicht verkneifen, noch nachzuschieben: «Das passiert einem heute nicht mehr so oft …» Anerkennendes Nicken rings um mich herum, vor allem von denen, die nicht aufgestanden waren.

Eigentlich meine ich aber die sogenannte Höflichkeit der Könige, die Pünktlichkeit. Dieser Spruch wird Ludwig dem XVIII. zugeschrieben, der – im Gegensatz zu den einfachen Menschen – über eine Uhr verfügte und daher immer pünktlich sein konnte. Das ist allerdings nicht gesichert, und mein Freund Jürgen machte mich darauf aufmerksam, dass es Uhren ja bereits sehr viel früher gab … und ich schweife schon wieder ab.

Wissen Sie noch, was diese «Pünktlichkeit» war? Dann haben Sie glückliche Freunde. Bislang gilt das mit der Pünktlichkeit häufig nur noch für die «Tagesschau», die kommt seit fast 70 Jahren immer um 20 Uhr. Aber sonst?

Dass meine Studenten zum Beginn einer Vorlesung NIE alle da sind – daran habe ich mich gewöhnt.

Dass ich beim Arzt einen festen Termin ausmache, selbst natürlich pünktlich bin und dann trotzdem noch lange warten muss, ohne dass es auch nur irgendjemanden kümmert oder dass man vorgewarnt wird – daran möchte ich mich eigentlich nicht gewöhnen.

Dass bei einer Hotline allenfalls die Ohren aufgrund meist scheußlicher Musik heiß laufen, bis man endlich jemanden an der Strippe hat – daran will ich mich auch nicht gewöhnen.

Und schon sind wir wieder bei meinen Lieblingsunternehmen – bei Eurowings und bei der Deutschen Bahn. Inzwischen kann man noch die häufig überforderte Deutsche Verwaltung dazuzählen (Gruß nach Berlin). Komisch, dass man immer wieder an denselben Stellen landet, wenn es um absolute Ärgernisse geht. Und dass sich seit Jahren nichts ändert, obwohl das ebenso gebetsmühlenartig versprochen wird. Ob uns was fehlen würde? Also mir nicht.

Und doch stellen sich mir sofort Fragen:

Wenn ein (meist junger) Mensch in der Bahn seine turnbeschuhten Füße auf den gegenüberliegenden Sitz legt – ist das nur Gedankenlosigkeit oder schlechte Erziehung?

Wenn sich an der Bushaltestelle die einsteigen wollenden Menschen vor der Tür so knubbeln, dass keiner aussteigen kann – ist das nur Gedankenlosigkeit oder Dummheit?

Wenn ein Mensch an der Kasse trotz langer Schlange mühsam Münze für Münze sucht, um dann am Ende festzustellen, dass es knapp nicht reicht und mit einem Schein bezahlt – ist das nur Gedankenlosigkeit oder Chuzpe?

Wenn jemand in einer knallvollen Bahn seinen Rucksack oder ihre Tasche auf den einzigen freien Sitz neben sich stellt – ist das nur Gedankenlosigkeit oder schlicht unhöflich?

Wahrscheinlich ist die fehlende Höflichkeit häufig einfach nur Egoismus und eine unglaubliche Gedankenlosigkeit. Hoffe ich (grins).

Mit Gedankenlosigkeit meine ich nicht jenen angenehmen Zustand, in dem man sich manchmal kurz vor dem Einschlafen befindet, sondern die eher als unangenehm empfundene Tatsache, dass manche Menschen auch im wachen Zustand in der Lage sind, ihren Verstand kurzzeitig auszuschalten. Und natürlich habe ich Beispiele – leider mehr als genug.

So befand ich mich neulich auf einer Urlaubsreise, und das ist ja immer ein Born der Inspiration. Man hat Zeit, um alles um einen herum genau wahrzunehmen, wird nicht durch den Alltag abgelenkt und kann seiner natürlichen Neugier ganz ungeniert nachgeben. Und so bemerkte ich, dass unsere koreanischen Mitreisenden ihre eigenen Nudeln mitgebracht hatten. Nun ja, warum auch nicht, auch viele Engländer essen in Spanien gerne Fish and Chips, und viele Deutsche bevorzugen im Land der Tapas die Currywurst. Jeder, wie er mag.

Ein weiteres Beispiel: Auf meiner Kreuzfahrt wurden wir für die Ausflüge in Bootsgruppen eingeteilt, die nach Tieren benannt wurden. Und offensichtlich fand es niemand außer mir bemerkenswert, wenn plötzlich aus dem Lautsprecher der Nordlandreise eine Ansage kommt, die da lautet: «Dies ist der letzte Aufruf für die Eisbären!»

Also ich zucke dabei jedes Mal zusammen, und es läuft mir eiskalt den Rücken herunter. Das wird nur noch übertroffen von: «Alle Orcas auf Deck 3», weil ich mir das dann gerade bildlich vorstelle. Das Kreuzfahrtschiff sozusagen als Arche Noah. «Die Blauwale aus Platzgründen bitte aussteigen!»

Nein, die von mir gemeinte Gedankenlosigkeit äußert sich eher darin, dass jemand sich einen Dreck darum schert, wie sein Verhalten auf andere, zum Beispiel auf fremde Mitreisende, wirken könnte, auch wenn es sie mit betrifft. Aber ich habe Beispiele versprochen, hier kommt ein weiteres.

Am ersten Abend gab es für die neuen Gäste ein kleines Willkommenskonzert, alle waren fröhlich und gespannt und freuten sich auf die Reise und die neuen Eindrücke.

Ein Duo betrat die Bühne – ein junger, vielhaariger Mann schraubte an den Mikrofonen und schloss seine Gitarre an. Ein sehr gut aussehendes junges Mädchen, ebenfalls mit Gitarre, stellte sich an eines der Mikrofone. Die Stimmung war heiter und gelöst, der Begrüßungsapplaus war freundlich. Und das junge Mädchen begann zu singen.

«The earth is dying, the animals are dying and we are dying, too.»

Natürlich ist insbesondere der letzte Teil dieser Aussage eine nicht zu bestreitende Tatsache, dennoch rieb man sich verwundert die Augen – also im übertragenen Sinne.

Zu sehen gab es ja sonst nichts Besonderes, zu hören übrigens auch nicht. Die Stimme der – ich bleibe freundlich – von sich selbst überzeugten Sängerin changierte zwischen Reibeisen und greinendem Kleinkind, weshalb meine mitreisende Freundin ihr den Spitznamen «singende Säge» verpasste, der aufgrund seines Zutreffens alsbald von vielen Mitreisenden übernommen wurde.

Aber unabhängig von den nur rudimentär vorhandenen musikalischen Talenten – wie kann man an so einem Abend dem Publikum als Eröffnung mit so einem Thema kommen? Noch dazu waren wir auf einer Kreuzfahrt, und gerade diese Art zu reisen steht wegen ihrer Umweltbilanz doch mehr als in der Kritik, warum also diese Vorwürfe noch an Bord allen vor Augen beziehungsweise Ohren führen?

Verstehen Sie, was ich mit Gedankenlosigkeit meine?