IMMER AUSSCHLAFEN  IST   AUCH KEINE LÖSUNG - Axel Beyer - E-Book

IMMER AUSSCHLAFEN IST AUCH KEINE LÖSUNG E-Book

Axel Beyer

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  • Herausgeber: tredition
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Ich nehme das Älterwerden nicht zu ernst - dann ist es leichter zu ertragen und ändern kann ich daran ohnehin nichts. Die Alternative wäre, jung zu sterben - und dafür bin ich schon zu alt. Nein, sehen wir die positiven Seiten und freuen uns, dass wir nicht mehr müssen müssen. Sondern allenfalls dürfen dürfen. Zumindest solange wir noch können können. Die Lust auf das Leben nimmt ja nicht ab - und immer nur ausschlafen ist auch keine Lösung!

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Seitenzahl: 105

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Axel Beyer

IMMERAUSSCHLAFENIST AUCHKEINE LÖSUNG

Aufheiterungen für die dritteLebenshälfte von A bis Z

© 2020 Axel Beyer

Umschlag, Illustration: Anne Dohrenkamp

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

Paperback:

978-3-347-02542-4

e-Book:

978-3-347-02544-8

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

IMMERAUSSCHLAFENIST AUCHKEINE LÖSUNG

Aufheiterungen für die dritteLebenshälfte von A bis Z

Von Axel Beyer

Ein Vorwort

Sie haben es geschafft? Dann herzlichen Glückwunsch! – Sie müssen noch arbeiten? Dann herzliches Beileid! Aber keine Bange, der Tag wird kommen. Und dann heißt es: Erstmal Ausschlafen! – Und dann?

Immer nur ausschlafen ist auch keine Lösung!

Der Kindergarten bereitet uns auf die Schule vor, die Schule auf die Ausbildung, die Ausbildung auf den Beruf. Und wer bereitet uns auf die dritte Lebenshälfte vor, auf den Ruhestand? Darauf, dass Sie ab sofort Zeit haben?

Dieser kleine Lebenshelfer hier soll Sie auf all die Gefahren aufmerksam machen, die im Ruhestand lauern, aber auch auf all die Chancen, die diese Zeit bieten kann. Lassen Sie sich diese wunderbaren und nicht mehr allzu vielen Jahre nicht durch falsche Vorschriften vermiesen, und verhindern Sie unbedingt, dass andere Ihnen auf die Nerven gehen. Machen Sie das lieber selber, und lassen Sie sich nichts mehr gefallen. So wie ich.

Und vielleicht können meine Erlebnisse Ihnen helfen, weil Sie wissen, dass es auch anderen so geht wie Ihnen. Mir auf jeden Fall. Und eines ist klar: WIR sind wirklich ausgeschlafen!

Die Themen:

Anfang

Älter

Bahn

Credo

Diät

Ehrlich? Natürlich!

Fliegen

Geräusche

Hilfe – uns wird geholfen!

Incentives

Jugendwahn

Krabbensalat

Libido

Milde

Negativ

Onlein Bänking

Öffentlicher Nahverkehr

Polterabend adé?

Quälerei

Reisen in Gruppen

Sport

Telefon

Ungeduld

Übrigens

Verkehrsprobleme

Wehlahn

XY

Zu guter Letzt

Anfang

„Allem Anfang wohnt ein Zauber inne“ – wie oft dieser Spruch wohl schon malträtiert wurde. Im Poesie-Album (gibt es sowas eigentlich noch?) und in Festtagsreden. Aber alles fängt mal an – auch die dritte Lebenshälfte. Und irgendwann erwischt es jeden. Sie auch – und mich ebenso. Und dann ist er da, der letzte Arbeitstag. Und eine neue Form des Alltags nimmt ihren Anfang. Mein Leben als Angestellter hatte ein Ende, aber abgestellt war ich deshalb noch lange nicht. Oder gar ruhig gestellt? Das passt erst recht nicht zu mir. Niemand wunderte sich deswegen, dass ich auch an meinem letzten Arbeitstag nicht wirklich ruhig bleiben konnte und mit leichter Ironie auf mein Arbeitsleben in Form einer kleinen Rede zurückblickte. Wie war das denn bei Ihnen? Gab es Blumen und Geschenke? Ich mag gar nicht mehr daran denken…

Dabei denke ich gerne an den Tag selbst zurück, das war ein gutes Gefühl. Alles „zum letzten Mal“ zu machen. Super, oder? Ich habe es geschafft. Ich bin raus! Mein letzter Arbeitstag! Und das ist der Anfang vom Rentner-Alltag. Alle Reden sind gehalten, alle Abschiedsrunden gedreht, alle Scheidebecher geleert. Mir geht es super! Ich habe ab jetzt viel Zeit und muss nichts mehr tun müssen.

Am nächsten Morgen fahre ich aus dem Bett hoch. Wieso hat der Wecker nicht geklingelt? Es ist doch halb acht. Ich springe aus dem Bett. Da fällt es mir wieder ein. Ich muss ja nicht mehr ins Büro! Ich habe es ja geschafft. Mir geht es ja super.

Ich lege mich wieder hin. Ein super Anfang! Ich habe ja Zeit. Ich kann ausschlafen.– Nur dass ich eben nicht mehr einschlafen kann. Na gut, stehe ich eben auf. Schließlich habe ich ja den ganzen Tag vor mir. Mir geht es super.

Obwohl, wenn ich ehrlich bin – da gibt es schon das Ein oder Andere, was ich ein ganz klein wenig vermisse. Also wirklich nur ein wenig. Nun ja, vielleicht doch ein bisschen…

Gegen Mittag denke ich zum Beispiel daran, dass es heute in der Kantine Schnitzel gäbe. Das gibt es immer mittwochs. Ich mag Schnitzel. Ob ich vielleicht … aber nein, doch nicht an meinem ersten freien Tag. Und ich werde mir ja wohl noch selber ein Schnitzel braten können. Auch wenn es in der Kantine wirklich gut ist, und ich hätte ja jetzt Zeit…

Die erste Woche ist rum.

Mir geht es super. Ich habe endlich die Ablage gemacht und angefangen den Keller aufzuräumen. Ich könnte die Bücher im Regal nach den Farben der Umschläge sortieren, wär mal was anderes. Super Idee.

Wie es wohl den Kollegen geht? Irgendwie vermisse ich die doch – also natürlich nur ein bisschen. Ob ich mal anrufe? Ach nee, sonst denken die noch, ich hätte nix zu tun. Pfff – dabei muss ich die CDs noch nach Musikgenres ordnen. Und den Keller könnte ich auch… ach so, den hatte ich ja schon aufgeräumt. Da fällt mir ein, dass ich doch die Biografie von Helmut Schmidt lesen wollte, die man mir vor vielen Jahren zum Geburtstag geschenkt hat. Endlich komme ich mal dazu, super! Ich habe ja jetzt Zeit – aber welche Farbe hatte nochmal der Einband?

Mein Telefon ist kaputt, also MUSS kaputt sein. Seit Tagen klingelt es nicht. Ich rufe mich vom Festnetz auf meinem Handy an. Es klingelt. – Komisch! Dabei hätte ich jetzt viel Zeit zum Telefonieren.

Die zweite Woche ist rum. Ich habe die Bücher jetzt doch wieder alphabetisch sortiert und die CDs auch. Habe dabei die Biografie von Helmut Schmidt wiedergefunden. Kann ich ja jetzt mal lesen. Ich habe ja Zeit. Mir geht’s Super. Blättere im Kalender, die vielen weißen Seiten machen mich irgendwie nervös. Was ist heute? Ach ja, Mittwoch. Schnitzeltag. Ich gehe einkaufen. War ich zwar gestern erst, aber irgendwas findet sich schon. Mein Telefon ist immer noch kaputt.

In der dritten Woche stehe ich morgens immer um halb acht auf. Da hat man was vom Tag. Ich habe ja jetzt Zeit. Ganz super.

Ich habe die Bücher im Regal jetzt nach Größe sortiert. Die CDs sind ja alle gleich groß, blöde Dinger. Schaue mal nach, ob der Keller noch aufgeräumt ist. Da klingelt das Telefon. Ich stürze ran. Ein Kollege! Ach, wie reizend! Er will wissen, wie es mir geht und wie mir das Rentnerdasein bekommt. Ob ich mich langweile? Keine Spur! Ich habe so viel zu tun! Ich muss noch Schnitzel kaufen, und ich komme endlich mal zum Lesen.

Ich frage ihn, ob er die Biografie von Helmut Schmidt schon kennt. Ja, ich habe sie mir gerade rausgelegt. – Und wie läuft es so bei Euch? – Gut? Das freut mich. Ja, danke, ich komme gern demnächst mal vorbei. Wie wäre es morgen? Ach so, klar. Dienstreise! Nee, haha, ich muss ja nicht mehr so viel reisen. Habe einfach mehr Zeit zu Hause. Wohin geht es denn? – Ach Berlin, ja da könnte ich auch mal wieder hin, Freunde besuchen. Obwohl die Fliegerei ist ja so umweltschädlich… Wie bitte? Ach, du fährst Bahn. Ja, das ist natürlich besser – dauert nur länger. Wie bitte? Ja, stimmt, ich hätte ja jetzt Zeit!

Aber immerhin komme endlich auch mal dazu, all die Dinge zu tun, die ich immer schon mal machen wollte. Keller aufräumen, haha – kennst du ja! Ja dann, liebe Grüße an die Kollegen und auf bald.

Der Ärmste. Muss noch arbeiten. Ich ja nicht. Mir geht es super. Ich hab ja jetzt Zeit und könnte eigentlich mal was ganz Verrücktes tun. Ich weiß was – ich brate mir einfach mal ein Schnitzel am Donnerstag! Und dann lese ich gleich anschließend die Biografie von Helmut Schmidt. Die soll ja super sein.

Älter

Also älter werden immer nur die anderen. Ich erinnere mich, wie meine Mutter einst protestierend sagte: „Ich fahre nicht mehr mit dem Roten Kreuz. Da sind ja nur alte Leute!“

Recht hatte sie. Aber sie war damals auch schon 84 Jahre alt.

Bahn

Service heißt ja „Kundendienst“, also Dienst AM Kunden, nicht dass der Kunde den Dienst verrichtet. Einer der größten Servicedienstleister in Deutschland ist die Bahn. Nun lachen Sie nicht, das ist so. Und dabei ist es wie beim Fliegen – jeder kennt unglaubliche Geschichten von Bahnreisen. Und die meisten sind vielleicht lustig, wenngleich immer erst hinterher. Man kann ja sowieso nix daran ändern.

Aber man kann schreiben. Nicht nur an Eurowings (dazu später mehr), sondern auch an Die Bahn.

„Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin gestern nach Hamburg gefahren und erwartete eigentlich nur eine normale und mehr oder weniger langweilige Bahnfahrt, muss aber sagen, dass die Eventmanager Ihres Unternehmens sich selbst übertroffen haben.

Es begann bereits bei der Anreise zum Hauptbahnhof morgens, wo der übliche Doppelzug der S-Bahn in der morgendlichen Rush Hour durch einen Kurz-Zug ersetzt wurde. (08: 36 ab Köln Steinstraße).

Mir war vollkommen klar, dass dahinter die pädagogische Absicht stand, dass uns Fahrgästen noch einmal bewusst werden sollte, wie viel besser wir es normalerweise gegenüber beispielsweise den Fahrgästen in Japan oder China haben. Dort stapeln sich die Gäste jeden Tag, hier mussten wir eben nur ein einziges Mal zusammenrücken, um in Zukunft das großzügigere Platzangebot umso intensiver genießen zu können.

Glückwunsch zu dieser Superidee!

Am Kölner Hauptbahnhof erwartete mich dann Ihre nächste gelungene Überraschung. Der IC 2018 nach Hamburg sollte 5 Minuten später eintreffen. Nun, das nimmt man als Fahrgast ja gelassen hin. Um uns zu testen, wurde kurz darauf die Verspätung auf 10 Minuten erhöht. Einige murrten, aber von diesen Miesmachern darf man sich eben nicht anstecken lassen. Denn jetzt drehte Ihr Team voll auf.

Um 10: 10 Uhr sollte der Zug laut Fahrplan fahren, plus 10 Minuten ergibt… ja, da sorgten Sie dafür, dass endlich mal wieder im Kopf gerechnet wurde und nicht immer nur per Computer oder Handy. Denn nun wurde angekündigt, dass auf demselben Gleis VORHER ein Zug um 10: 28 Uhr abfahren würde. Sensationell! Das macht Ihnen keiner nach!

Wirklich großartig! Da wurde der Dreisatz bemüht und tatsächlich stellten einige fest, dass da etwas nicht stimmen konnte. Sie haben es geschafft!

Ich fragte dann mal bei einem – übrigens sehr freundlichen – Mitarbeiter Ihres Unternehmens nach, der mir auf seiner App zeigte, dass mein Zug tatsächlich keinesfalls vor 10: 30 Uhr abfahren würde. Das war Ihnen natürlich schon länger klar, aber Sie haben sicher geahnt, dass ein Hinweis auf eine Verspätung von 20 Minuten wahrscheinlich eine Massenpanik auslösen würde, was Sie natürlich unbedingt vermeiden wollten. Ein erneutes „Hoch soll er leben“ in Ihre Richtung.

Ich finde übrigens auch, dass man niemals alles mitteilen soll, was man weiß. Informationsvorsprünge halten das Gefälle von oben und unten aufrecht. Und wir standen zwar oben auf dem Bahnsteig, aber als Bahnnutzer sind wir eben ganz unten.

Und dann liefen Sie tatsächlich noch ein weiteres Mal zu großer Form auf! Plötzlich eine Ansage, ganz unvermittelt und ohne Vorwarnung:

„Der IC 2028 nach Hamburg fährt abweichend auf Gleis 2 statt Gleis 4 ein“.

Holla, was für eine kühne Idee. Da haben wir zum Teil schon 30 Minuten lang auf dem Bahnsteig gestanden, natürlich steigt da die Thrombosegefahr. Also schickten Sie alle mit Ihren Koffern zunächst die Treppe runter und dann auf dem Nebenbahnsteig die Treppen wieder rauf. Das hält in Form und weckt die Lebensgeister. Und nur unverständige Zeitgenossen kommen da auf die Idee zu schimpfen.

Voller Bewunderung über Ihre kreativen Einfälle kam ich am Ende tatsächlich übrigens in Hamburg an und was sind schon mehr als 20 Minuten Verspätung gegenüber solch verrückten Ideen!

Natürlich war ich einen Tag später gespannt, ob wir denn auf der Rückfahrt erneut in den Genuss Ihrer Kreativabteilungen kommen würden. Und tatsächlich! Zunächst erschien alles normal und langweilig, der Zug lief pünktlich ein.

Und dann – ganz unvermittelt:

„Einfahrt des IC 2027 nach Köln, heute ohne Wagen 11!“

Welch göttliche Idee! Natürlich hatte ich in Wagen 11 reserviert, aber so wurde mir deutlich vor Augen geführt, dass man sich im Leben nie auf irgendetwas verlassen soll. Und dass man eben immer bereit sein muss zu improvisieren. Das sagte mir auch Ihr Zugbegleiter, den ich fragte, was ich nun machen solle. „Suchen Sie sich irgendeinen freien Platz!“ – Großartig!

Das ist Spontaneität, dass setzt Kapazitäten frei. Gut, leider keine Platzkapazitäten. Aber wie hätte ich sonst in den Genuss kommen können, ziellos über die Gänge irrende Rollkofferbesitzer zu sehen, die in einem vollen Zug noch versuchten, freie Plätze zu ergattern. Da kam man ins Gespräch und da waren Ellenbogen gefragt. Wunderbar!

Und natürlich hatten wir auf der Strecke an jedem Bahnhof das gleiche Vergnügen. „Welcher Wagen ist das bitte hier?“ – Wir hatten schon einen Chor gebildet und konnten „Wagen 11 ist heute nicht dabei“ mehrstimmig singen. Das verbindet, das erzeugt soziale Interaktion. Ich hätte meinen Hut vor diesem Einfallsreichtum Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezogen – leider hatte ich keinen dabei.