Impulskontrolle bei Hunden: 7 effektive Tools im Alltag - Sophie Richter - E-Book

Impulskontrolle bei Hunden: 7 effektive Tools im Alltag E-Book

Sophie Richter

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Beschreibung

Wie Sie gezielt die Selbstbeherrschung Ihres Hundes stärken, um ihn zu einem souveränen Gefährten zu erziehen, der Ihnen verlässlich gehorcht und selbst in hektischen Situationen die Ruhe bewahrt. Schluss mit langweiligen und unpraktischen Einzelübungen, die im Alltag keine Wirkung zeigen. Tauchen Sie stattdessen mit der erfahrenen Hundeexpertin Sophie Richter in die Welt der Impulskontrolle ein und entdecken Sie die 7 effektivsten Methoden für eine harmonische Hund-Mensch-Bindung. Vergessen Sie das stumpfe Abhaken von unzähligen, nicht alltagstauglichen Trainingsansätzen! Mit Sophies strukturierter Herangehensweise integrieren Sie spielend leicht alle Methoden in Ihren Alltag und beeinflussen das Verhalten Ihres Hundes positiv. Egal, ob Sie frischgebackener Hundebesitzer sind oder schon lange eine treue Fellnase an Ihrer Seite haben – dieser Ratgeber ist für Hunde aller Altersgruppen und Rassen bestens geeignet. Unabhängig von der Lebensphase Ihres treuen Begleiters bietet dieser Ratgeber unverzichtbare Techniken für eine verbesserte Impulskontrolle und ein glückliches Hundeleben. Genießen Sie künftig entspannte Spaziergänge mit lockerer Leine und vieles mehr!

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Seitenzahl: 171

Veröffentlichungsjahr: 2023

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1.Auflage

© 2023 Sophie Richter

Alle Rechte vorbehalten.

Horizon Minds Verlagshaus und die Autorin werden vertreten durch:

Henrik Müller

B2, 9

68159 Mannheim

Deutschland

E-Mail: [email protected]

Umsatzsteuer-Identifikationsnummer gemäß § 27 a Umsatzsteuergesetz: DE359319175

Jahr der Veröffentlichung: 2023

ISBN 978-9403711409

Bildnachweis: Coverabbildung ©annaav/stock.adobe; Pfoten: ©freepik.com; Strokes: ©freepik.com; alle Illustrationen Horizon Minds Verlagshaus

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmungen, Verbreitung, Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen und sonstige öffentliche Zugänglichmachung. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Hund" oder „der Besitzer“. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.

Unser Verlag verzichtet zudem auf überflüssigen Schriftverkehr und wickelt alle Prozesse digital ab. Dies spart Ressourcen und schont die Umwelt.

"Ein gut erzogener Hund ist nicht das Werk einer Woche, sondern das Ergebnis von jahrelanger konsequenter Arbeit."

Konrad Lorenz

(Österreichischer Zoologe, 1903 - 1989)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1: Warum Hunde unterschiedlich ausgeprägte Impulse haben

1.1. Wie entsteht ein Impuls? Die Reiz-Reaktions-Kette

1.2. Genetik, Zucht und Impulse

1.3. Rassen mit naturgemäß guter Impulskontrolle

1.4. Rassen mit tendenziell geringerer Impulskontrolle

1.5. Die Persönlichkeit des Hundes

1.6. Auslastung als Ventil

1.7. Flucht oder Angriff

1.8. Weitere Einflüsse auf die natürliche Impulskontrolle des Hundes

Kapitel 2: Die vier Quadranten der Hundeerziehung

2.1 Die vier Quadranten

2.2. Die vier Quadranten und das Lernverhalten von Hunden

2.3. Sinnvolle Belohnungen und Strafen einsetzen

2.4. Individuelle Voraussetzungen

2.5. Wie lernt mein Hund am besten?

2.6. Die Rolle des Hundehalters bei der Hundeerziehung

Kapitel 3: Kommunikation mit dem Hund

3.1. Die Wichtigkeit klarer und häufiger Kommunikation

3.2. Körpersprache und Tonfall

3.3. Missverständnisse vermeiden

3.4. Kommunikation und die Beziehung zum Hund

3.5. Fazit

Kapitel 4: Rituale in der Hundeerziehung

4.1. Warum sind Rituale für den Hund so wichtig?

4.2. Welche Rituale haben Einfluss auf die Selbstbeherrschung?

4.3. Beispiele für hilfreiche Rituale

4.4. Wie werden Rituale eingeführt?

4.5. Rituale und ihre positiven Auswirkungen

4.6. Herausforderung bei Ritualen

4.7. Fazit

Kapitel 5: Die 7 effektiven Tools im Alltag

Tool 1: Belohnung und Spielzeugrotation

5.1.1. Leckerlis, Snacks und andere Leckereien

5.1.2. Die verbale Belohnung

5.1.3. Spielsachen und Spielzeugrotation

5.1.4. Streicheleinheiten und Kuscheln

5.1.5. Was für alle Belohnungen gleichermaßen gilt

5.1.6. Belohnungen, Kombinationen und Grenzen

5.1.7. Fazit

Tool 2: Signale und Kommandos

5.2.1. Das Rückrufkommando

5.2.2. Das Abbruchkommando

5.2.3. Das Kommando "Schau"

5.2.4. Das Markersignal oder -wort

5.2.5. Die Kommandos "Sitz" und "Platz"

5.2.6. Das Kommando "Bleib"

5.2.7. Fazit

Tool 3: Das Ruhetraining

5.3.1. Warum ist Ruhetraining so wichtig?

5.3.2. Was hat das Ruhetraining mit der Impulskontrolle zu tun?

5.3.3. Grundlagen des Ruhetrainings

5.3.4. Vorbereitungen für das Ruhetraining

5.3.5. Der richtige Aufbau des Ruhetrainings

5.3.6. Häufige Fehler und wie sie vermieden werden

5.3.7. Integration des Ruhetrainings in den Alltag

5.3.8. Die Vorteile des Ruhetrainings in stressigen Situationen nutzen

5.3.9. Fazit

Tool 4: Das Ablenkungstraining

5.4.1. Was haben Ablenkungstraining und Impulskontrolle miteinander zu tun?

5.4.2. Die Grundlagen des Ablenkungstraining

5.4.3. Die richtige Vorbereitung auf das Ablenkungstraining

5.4.4. Das eigentliche Ablenkungstraining

5.4.5. Der richtige Umgang mit Problemen beim Ablenkungstraining

5.4.6. Das Ablenkungstraining und der Alltag

5.4.7. Fazit

Tool 5: Das Trainieren der Leinenführigkeit

5.5.1. Was hat Leinenführigkeit mit der Impulskontrolle zu tun?

5.5.2. Grundlagen des Leinenführungstrainings

5.5.3. Die Vorbereitung auf das Leinenführigkeitstraining

5.5.4. Fehler und Probleme beim Leinenführigkeitstraining

5.5.5. Integration des Leinenführungstrainings in den Alltag

5.5.6. Fazit

Tool 6: Der Ruhegriff

5.6.1. Wieso hat der Ruhegriff Einfluss auf die Impulskontrolle?

5.6.2. Die richtige Positionierung der Finger und Hände

5.6.3. Die Wirkungsweise des Ruhegriffes

5.6.4. Vorbereitung auf den Ruhegriff

5.6.5. Die Anwendung des Ruhegriffs

5.6.6. Tipps für ein erfolgreiches Training

5.6.7. Mögliche Probleme und passende Lösungen

5.6.8. Fazit

Tool 7: Das Clickertraining

5.7.1. Einführung

5.7.2. Die Vorbereitung auf das Clickertraining

5.7.3. Die ersten Schritte mit dem Clicker

5.7.4. Fortgeschrittenes Training mit dem Clicker

5.7.5. Clickertraining im Alltag

5.7.6. Fortschritte und Herausforderungen

5.7.7. Weiterführende Ressourcen und Möglichkeiten zur Vertiefung

5.7.8. Fazit

Schlusswort

Haftungsausschluss

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, dieses Buch zur Hand zu nehmen. Ich freue mich, dass Sie sich für dieses so wichtige Thema interessieren, und möchte Sie auf eine spannende Reise mitnehmen, auf der Sie wertvolle Einblicke und praktische Methoden zur Verbesserung der Impulskontrolle Ihres Hundes kennenlernen werden.

Ein harmonisches Zusammenleben mit unserem vierbeinigen Gefährten ist der Wunsch eines jeden Hundebesitzers. Doch oft werden wir mit Situationen konfrontiert, in denen unser Hund seine Impulse nicht kontrollieren kann und wir uns machtlos fühlen. Ob es das wilde Anspringen von Besuchern, das Ziehen an der Leine oder das ungestüme Verfolgen von Reizen ist - fehlende Impulskontrolle kann zu unerwünschtem Verhalten führen und unsere Beziehung zu unserem Hund belasten.

Während unsere Hunde früher häufig ein recht sorgloses, aber einsames Leben im eingezäunten Hof oder Garten führten, hat sich ihre Rolle inzwischen stark gewandelt. Heute sind sie Familienmitglieder, Freunde und ständige Begleiter des Menschen. Das macht ihr - und unser - Leben in vielen Punkten deutlich besser. Doch die ständige Präsenz in der Öffentlichkeit und die damit einhergehende Konfrontation mit Reizen hat Nachteile und ist nicht selten mit viel Arbeit für alle Beteiligten verbunden. Denn statt eingesperrt, dafür aber nahezu regellos zu leben, sollen sich unsere Vierbeiner heute perfekt an äußere Umstände anpassen, die so gar nicht zu ihrer Natur und ihrem Wesen passen. Das Laufen an der Leine, das Hören auch in stressigen Situationen, das Verhalten im Straßenverkehr und vieles mehr erfordert, dass sie oftmals ihre natürlichen Triebe und Instinkte unterdrücken und kontrollieren lernen müssen.

Diese sogenannte Impulskontrolle verlangt unseren Hunden einiges ab. Oft benötigt es gezieltes und ständiges Training, um sie zu verbessern. Ignoriert der Hundebesitzer das, kann es zu unschönen, ja sogar riskanten Situationen für Mensch und Tier kommen, in denen der Hund kaum noch zu zähmen ist. Dies führt dazu, dass er im Zweifel immer öfter daheim gelassen wird. Viele Vierbeiner fristen aufgrund ihrer schlechten Impulskontrolle leider ein Leben an der Leine, ohne jemals richtig spielen, toben und rennen zu können.

Doch: Impulskontrolle kann jeder Hund lernen! Wie das geht, verrät dieses Buch auf anschauliche Art und Weise. Neben den praktischen Tools, die allein oder kombiniert perfekt in den Alltag integriert werden können, gibt es zu Beginn das nötige Grundlagenwissen rund um Hundeerziehung, Kommunikation und Rituale. Alles Themen, die sehr eng mit der eigentlichen Impulskontrolle in Verbindung stehen und elementar sind für eine erfolgreiche Hundeerziehung.

Die Tools selbst sind wunderbar flexibel und lassen sich ideal an Hund und Halter anpassen. Denn für maximalen Erfolg muss immer auch der Charakter des Hundes beachtet werden: Schließlich hat jeder unserer Hunde seine ganz eigene, individuelle Persönlichkeit - und damit auch seine ganz eigene Art, Dinge zu verstehen und umzusetzen. Damit unsere Reise nicht nur aus trockener Theorie besteht, wird jedes Kapitel von hilfreichen Beispielen aus dem Alltag und lebhaften Illustrationen unterstützt.

Vor allem sehr unerfahrene Hundehalter können sich zunächst ein wenig erschlagen von der Fülle an Informationen fühlen, die dieses Buch bereithält. Doch keine Angst - für ein effektives Training der Impulskontrolle genügen häufig bereits kleine Veränderungen. Nachdem man die jeweiligen Kapitel gelesen hat, kann man sich jenes Tool auswählen, das einem persönlich am meisten zusagt, und damit beginnen. Sobald Hund und Halter das Gelernte verinnerlicht haben, kann das nächste Tool hinzugefügt werden.

Wichtig ist zu betonen, dass das Training der Impulskontrolle für Hunde mehr ist als nur das stumpfe Abspielen von Übungen. Es ist ein lebenslanger Lernprozess, der sowohl für den Hund als auch für den Halter eine kontinuierliche Weiterentwicklung bedeutet. Impulskontrolle ist keine einmalige Aufgabe, die abgehakt werden kann, sondern ein fortwährender Prozess, der mit Geduld, Konsequenz und Verständnis gestaltet werden muss.

Zudem sollten Sie, liebe Hundebesitzerin, lieber Hundebesitzer, stets das Ziel vor Augen haben: Denn mit einer besseren Impulskontrolle gewinnt Ihr Hund ein stressfreieres Leben mit einem größtmöglichen Bewegungsradius. Der gemeinsame Alltag wird viel entspannter und glücklicher sein, als Sie es sich in Ihren kühnsten Träumen ausgemalt haben. Und all das durch konsequentes Training und kleine Rituale im Alltag.

Ich bin davon überzeugt, dass Sie mit den in diesem Buch präsentierten Methoden und Techniken die Impulskontrolle Ihres Hundes stetig verbessern können. Sie werden eine harmonischere Beziehung zu Ihrem Hund aufbauen, gemeinsam neue Erfahrungen machen und ein entspannteres und glücklicheres Leben führen.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen und zahlreiche wertvolle Aha-Momente!

Herzlichst,

Sophie Richter

Kapitel 1: Warum Hunde unterschiedlich ausgeprägte Impulse haben

Eine kleine Grundlagenlektion

Um mit dem eigenen Haustier an der Impulskontrolle arbeiten zu können, ist es zunächst wichtig, sich ein gewisses Grundwissen zum Thema anzueignen. Natürlich muss ich als Hundebesitzer nicht unbedingt über all die biochemischen Prozesse im Hundekörper Bescheid wissen, die von einem auslösenden Reiz bis zur Reaktion vonnöten sind. Die wenigsten erfolgreichen Hundetrainer sind Neurobiologen, die all diese Abläufe im Körper des Hundes genau benennen und erklären könnten, würde man sie danach fragen.

Doch zumindest ein gewisses Grundwissen ist nicht verkehrt, möchte man den eigenen Hund tatsächlich verstehen lernen. Das ist der erste wichtige Baustein, für ein erfolgreiches Training. Daher ist dieses Kapitel eine kleine Einführung zum Thema Impulse. Es erläutert, wie ein Impuls entsteht, welche Hunderassen tendenziell mehr Schwierigkeiten als andere bei der Impulskontrolle haben und warum das so ist. Zudem geht es auf weitere Faktoren ein, die die Impulskontrolle beim Hund erschweren oder vereinfachen können.

1.1. Wie entsteht ein Impuls? Die Reiz-Reaktions-Kette

Ein Impuls entsteht durch einen von außen kommenden Reiz. Das kann ein Geruch sein, etwas, das der Hund sieht, ein Geräusch oder eine Berührung. Das Sinnesorgan, mit dem der Reiz wahrgenommen wird, löst im Körper ein elektrisches Signal aus, welches von den sensorischen Nerven bis zum Hirn weitergegeben wird. Dieses reagiert darauf mit einem weiteren Signal, das es an die motorischen Nerven sendet. Von diesen wiederum wird das Signal an die Muskeln geleitet – eine Bewegung folgt.

Diese Reiz-Reaktions-Kette läuft in Bruchteilen von Sekunden ab. Deshalb gestaltet es sich oft als äußerst schwierig, den Hund von einer impulsiven Handlung abzuhalten. Diese erfolgt automatisch und ohne großes Zutun des Tieres. Mit ein bisschen Geschick, viel Geduld und vor allem Konsequenz kann der Hundehalter diesen Ablauf jedoch umprogrammieren und dem Vierbeiner eine lohnende Alternative zum impulsiven Verhalten bieten.

Und das Gute daran ist: Mit jedem Erfolgserlebnis wird dieses Programm schneller abgespult. Überlegt der Hund beim ersten Wildtier seines Lebens noch, ob er es verfolgen soll, wird der erfolgreiche Jäger beim Anblick von Hasen oder anderen Tieren sofort lossprinten. Viele Hundebesitzer kennen das sicherlich in etwas andere Form, wenn der Vierbeiner bei jedem Klingeln an der Haus- oder Wohnungstür unverzüglich reagiert.

Daher ist es unumgänglich, dem Hund als ersten wichtigen Schritt beizubringen, wie er seine Impulse kontrollieren kann. Er muss lernen, dass es für ihn lohnend ist, auch bei verlockenden äußerlichen Reizen stets gedanklich beim Halter zu bleiben. Erst wenn er dies verinnerlicht hat, kann an bestehendem, problematischem Verhalten gearbeitet werden.

1.2. Genetik, Zucht und Impulse

Alle Lebewesen haben Impulse, das heißt, sie verspüren den Drang, auf etwas zu reagieren, das sie sehen, fühlen, hören oder anderweitig wahrnehmen. Selbst Pflanzen reagieren impulsiv auf Licht, Schatten, Temperaturunterschiede und in einigen Fällen sogar auf Berührungen. Impulse sind seit jeher wichtig für das Überleben, die körperliche Unversehrtheit, die Fortpflanzung und somit den Fortbestand einer Art oder Rasse.

Jeder unserer Haushunde, vom winzigen Chihuahua bis hin zum schwergewichtigen Molosser, stammen letztendlich vom Wolf ab. Den meisten sieht man das inzwischen gewiss gar nicht mehr an. Dennoch haben sie wölfische Eigenschaften geerbt. Sei es das Territorialverhalten, der Jagdtrieb oder die Neigung, bei drohender Gefahr das Rudel zu verteidigen. Ein bisschen Wolf steckt also auch heute noch in jedem Haushund.

Diese Eigenschaften wurden bei der Zucht einzelner Hunderassen teilweise noch verstärkt, teilweise hingegen stark abgeschwächt. Dies sollte vor der Wahl des Hundes beachtet werden, insbesondere wenn es sich um den ersten eigenen Hund handelt. Denn schon die Wahl der Hunderasse kann bedeutend über Erfolg oder Misserfolg in der Hundeerziehung entscheiden. Zudem ist die Auswahl des Welpen entscheidend: Hat er eher ruhige Elterntiere, ist die Chance größer, dass er selbst ebenfalls gelassener auf Reize aus der Umwelt reagiert. Sind die Eltern hingegen sehr unruhig, triebgesteuert, eben impulsiv, ist die Gefahr groß, dass auch der Welpe diese Charakterzüge in sich trägt.

1.3. Rassen mit naturgemäß guter Impulskontrolle

So gibt es auf der einen Seite die Begleithunderassen. Ihre Angehörigen wurden über Jahrzehnte danach selektiert, ruhige, angenehme Begleiter im Alltag zu sein. Ihre Hauptaufgabe war und ist heute noch, den Menschen zu unterhalten und ihm Gesellschaft zu leisten. Daher verfügen sie meist über ein sehr verträgliches, ruhiges Wesen und ein heiteres Gemüt. Beispiele hierfür sind Rassen wie der Havaneser, der Mops, der Malteser oder der Bichon Frisé.

Da sie ihren natürlichen Trieben wie dem nach Jagd oder Verteidigung nie wirklich nachgehen mussten (oder konnten), sind diese bei den meisten Hunden aus Begleithunderassen nahezu verschwunden – oder aber in so einem geringen Ausmaß vorhanden, dass auch unerfahrene Besitzer gut damit umgehen können.

1.4. Rassen mit tendenziell geringerer Impulskontrolle

Auf der anderen Seite haben wir Hunde, die für Arbeiten eingesetzt wurden und werden. Sie sind in den meisten Fällen auf Leistung gezüchtet. Das bedeutet zum einen, dass sie sehr intelligent sind, was die Erziehung vereinfachen sollte. Jedoch besteht genau in diesem Arbeitswillen ein großes Problem: Denn diese Hunde wurden über einen langen Zeitraum hinweg gezüchtet und trainiert, um ihre jeweilige Aufgabe so gut wie nur möglich zu erfüllen.

Egal, ob Hütehund, Jagdhund oder Herdenschutzhund, stets waren Geschwindigkeit und schnelles Reagieren gefragt. Oftmals sogar selbstständig – denn waren die Vierbeiner allein mit einer Schafherde oder auf dem Hof, gab es schlicht niemanden, der ihnen Kommandos hätte erteilen können. Vor allem Jagdhunde mussten (und müssen es auch heute noch) bei der Jagd oft in Sekundenbruchteilen reagieren, da das Wild ansonsten längst über alle Berge war. Auch Hunde, die zum Schutz von Haus und Hof oder Viehherden gezüchtet wurden, haben häufig ein viel aggressiveres Territorialverhalten verinnerlicht.

Die Reizschwelle von ursprünglichen Arbeitshunderassen liegt also bedeutend niedriger als die von Artgenossen aus Begleithunderassen. Das ist im heutigen Alltag jedoch eher hinderlich. Es benötigt oft viel Arbeit, um dem Nachgeben von Impulsen bei diesen Hunden Herr zu werden. Bei einigen Rassen ist es aber auch dann kaum machbar. So tragen Herdenschutzhunde oft ein so großes, genetisch bedingtes Misstrauen gegenüber Fremden in sich, dass es nahezu unmöglich ist, sie als Stadthund zu halten. Jagdhunde hingegen gehen in vielen Fällen so stark ihrem Jagdtrieb nach, dass ein Spaziergang ohne Leine schier undenkbar ist, wenn sie nicht rechtzeitig eingebremst werden.

1.5. Die Persönlichkeit des Hundes

Doch selbst mit der für den baldigen Besitzer "richtigen" Rasse kann ein Hundehalter an ein Exemplar geraten, das so gar nicht rassetypisch ist. Den jagenden Mops gibt es ebenso wie den faulen Terrier, der lieber im Körbchen bleibt, als herumzutoben. Denn der Charakter und damit auch die Fähigkeit, Impulse leicht kontrollieren zu können, wird nicht allein von der Genetik bestimmt. Hier spielen viele Faktoren eine Rolle.

Neben dem oben erwähnten Einfluss der Elterntiere auf den Charakter ihrer Nachkommen ist auch die Prägung im Welpenalter entscheidend.

Lernt der Vierbeiner frühzeitig möglichst viele Alltagssituationen, Begegnungen mit fremden Menschen und Hunden und andere wichtige Eindrücke kennen, wird er ihnen auch später gelassener entgegensehen. Vorausgesetzt, die Prägung erfolgte auf eine behutsame, aber entspannte Art und Weise, welche den Junghund nicht verschreckt hat.

Zu guter Letzt hat jeder Hund seinen ganz eigenen Charakter. Selbst im gleichen Wurf werden sich immer grundverschiedene Welpen finden, obwohl Eltern und frühzeitige Prägung nahezu identisch sind. Immer wieder trifft man auf eine Vielzahl von Charakteren: die einen sind äußerst zögerlich, während andere besonders impulsiv sind; manche sind schreckhaft, während wiederum andere unerschrocken wirken; es gibt besonders anhängliche Individuen und solche, die gerne ein bisschen Distanz halten. Für die Erziehung, auch und gerade hinsichtlich der Impulskontrolle, bedeutet das vor allem eins: Der Halter muss mit dem arbeiten, was der Vierbeiner ihm anbietet.

1.6. Auslastung als Ventil

Bei einer sehr schlechten Impulskontrolle seines Vierbeiners ist es empfehlenswert, sich als Hundehalter zunächst selbst einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Denn etliche Hunde, die überdurchschnittlich empfindlich auf Reize reagieren, könnten schlichtweg gelangweilt oder unterfordert sein. Dabei stürzen sie sich regelrecht auf alles, was eine kleine Ablenkung darstellt – sei es der Vogel vor dem Fenster, der Postbote, der am Zaun vorbeigeht, oder ein Hase, der in weiter Entfernung über ein Feld hoppelt. Um es salopp auszudrücken: Ein Hund, der keine Beschäftigung oder Aufgabe hat, wird sich früher oder später selbst eine suchen.

Vierbeiner, welche regelmäßig ausreichend Bewegung und geistige Beschäftigung von und mit ihrem Halter erleben, registrieren solche Dinge in vielen Fällen einfach gar nicht mehr.

Eine artgerechte, intensive Beschäftigung mit dem Hund, ohne ihn dabei zu überfordern oder unter Druck zu setzen, kann also das Problem der mangelnden Impulskontrolle in vielen Fällen reduzieren, wenn nicht gar ganz verschwinden lassen.

1.7. Flucht oder Angriff

Hinzu kommt, dass Hunde unterschiedlich auf Stress reagieren – dazu gehört auch Stress, den ein äußerer Reiz auslöst. Durch diese Anspannung schüttet der Körper Adrenalin aus. Der Blutdruck steigt, der Vierbeiner beginnt zu hecheln. Je nach Typ wird er entweder nach vorn gehen, also in den Angriffsmodus, oder versuchen zu flüchten.

Beide Varianten können im Alltag gefährlich sein. Ein Hund, der andere Menschen anbellt, anspringt oder sich zähnefletschend auf Artgenossen stürzen möchte, jagt dem Gegenüber im besten Fall "nur" einen riesigen Schreck ein. Im schlechtesten Fall verletzt er ihn tatsächlich.

Ein flüchtender Vierbeiner hingegen gefährdet sich durch sein kopfloses Davonrennen nicht nur selbst, sondern oftmals sind sogar Unfälle im Straßenverkehr die Folge.

In beiden Situationen ist das Training an der Impulskontrolle von immenser Bedeutung, denn mit wachsender Impulskontrolle wird der Hund lernen, seine Reaktion auf einen Reiz besser zu kontrollieren – egal, ob er zu Flucht oder Angriff neigt.

1.8. Weitere Einflüsse auf die natürliche Impulskontrolle des Hundes

Neben Genetik, Prägung und Charakter gibt es weitere Faktoren, die die Reizschwelle eines Vierbeiners und damit auch die Impulskontrolle beeinflussen können. So können Angst oder Schmerzen das Tier plötzlich viel impulsiver reagieren lassen, als es das üblicherweise tun würde.

Auch traumatische Ereignisse oder latenter Stress haben eine ähnliche Wirkung. Viele Tiere verändern sich nach einem traumatischen Erlebnis vollkommen. Das kann beispielsweise ein Autounfall sein, nach dem der Vierbeiner panisch vor herannahenden Fahrzeugen flieht oder ein Vorfall, bei dem der Hund einen Artgenossen gebissen hat, wodurch er plötzlich durchdreht, wenn er auch nur entfernt fremde Hunde sieht.

Zu guter Letzt gibt es Erkrankungen, die sich ebenfalls (meist negativ) auf die Impulskontrolle von Hunden auswirken können. Wohl am bedeutendsten wirken sich hormonelle Störungen auf die Fähigkeit aus, Reizen gelassen und kontrolliert entgegenblicken zu können. Vor allem Besitzer von Hunden mit einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) berichten häufig von einer Wesensveränderung, bei der das Tier nervöser und unruhiger als sonst ist und daher intensiver auf Reize von außen reagiert. Die Ursache für dieses Phänomen liegt darin begründet, dass die hier produzierten Hormone nicht nur Einfluss auf Körperfunktionen und Gesundheit haben, sondern auch auf Stimmung und Wesen des Tieres.

Auch bei unseren vierbeinigen Begleitern ist eine weitere Erkrankung bekannt, die ihnen ähnlich wie uns Menschen Probleme bereiten kann, wenn es darum geht, ihre Impulse zu kontrollieren: ADHS, das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Meist entsteht die Krankheit durch eine Störung des Dopaminhaushaltes, die rassebedingt, durch falsches Futter oder eine nicht artgerechte Haltung ausgelöst werden kann. Die betreffenden Hunde kennen kein Gefühl der Entspannung, sie sind ständig in Aktion und meist völlig reizüberflutet.

Hat man den Verdacht, dass der eigene Vierbeiner an einer Erkrankung leidet, die ihm ruhiges, konzentriertes Arbeiten unmöglich macht, ist als erstes der Gang zum Tierarzt zu empfehlen. Erst danach, mit der passenden medikamentösen Einstellung, kann mithilfe eines Trainings am Verhalten des Tieres gearbeitet werden. Vorher ist der Hund nur eingeschränkt oder gar nicht in der Lage, neue Verhaltensabläufe zu verstehen und beizubehalten. Allerdings ist uns hierbei auch immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass es sich bei dem Vorstehenden lediglich um einen Bruchteil unserer Haushunde handelt. Die überwiegende Mehrheit davon lernt mit den richtigen Methoden sehr schnell und gern, was ihr Halter ihnen beibringen möchte.

Kapitel 2: Die vier Quadranten der Hundeerziehung

Ein Kapitel über Belohnung und Strafe

Für unsere Hunde ist unser Alltag oft verwirrend, ebenso wie unsere Umgebung, in die sie oft nicht so recht hineinpassen. Um sich richtig zu verhalten, sind sie daher auf unsere Reaktionen als Hundehalter angewiesen. Bei diesem Thema scheiden sich dann aber häufig die Geister, da es unterschiedliche Ansätze in der Beziehung zwischen Hund und Halter gibt – von Laissez-faire bis hin zu strenger Disziplin und Maßregelungen.