In Dankbarkeit und Freude - Adalbert Ludwig Balling - E-Book

In Dankbarkeit und Freude E-Book

Adalbert Ludwig Balling

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Beschreibung

Wer sich gerne erinnert, gibt zu verstehen, dass er anderen vieles schuldet; vor allem denen, mit denen er Freude und Freundschaft, aber auch Ängste und Leiden teilen durfte. Wer sich müht, Freude zu vermitteln und gleichzeitig darauf bedacht ist, das Gespür und den Sinn für das Wunderbare in der Welt zu bewahren; wer sich um die Erde sorgt, »um die Schönheit ihrer Wälder, um den Zauber ihrer Blumen, um die Vielfalt der Lebewesen« (Leonardo Boff) - der ahnt, was Martin Walser meinte, als er schrieb: »Schön wird die Welt durch den Glauben, nicht durch das Wissen ...« - Was dem Autor vorschwebt: Niemanden zu beschämen, niemanden bloßzustellen. Vielmehr anhand von Erinnerungen zu danken. Nicht zuletzt aus Freude über gemeinsam Erlebtes. Dieser Band enthält und versteht Erinnerungen (Memoiren) als ein sich stets ergänzendes Dankeschön gegenüber denen, die uns Mut machten und die gut zu uns waren ... »Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die offen und aufgeschlossen sind für Menschen - weltweit; die Sinn für Humor haben und Freude am Leben; die willens sind, auch aus Fehlern zu lernen - und dankbar sind für vieles in ihrem Leben, das nicht selbstverständlich war.« (Studiendirektor Reinhart Urban)

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Die schönste Seite im Leben ist, dass unsere Herzen nicht aufhören an jenen Orten zu verweilen, wo wir einmal glücklich waren.

Khalil Gibran

Adalbert Ludwig Balling

In Dankbarkeit und Freude

Erinnerungen in die Zukunft

Herausgeber

Studiendirektor Reinhart Urban

Engelsdorfer Verlag Leipzig

für alle

die mein leben bereichert haben

die gut zu mir waren

die mir mut machten

die mir vertrauen schenkten

die mich gesegnet haben

von denen ich weiß

dass sie auch dann

wenn ich nicht mehr hier sein werde

meiner gedenken

Zum Titelfoto:

Geduld bringt Rosen zum Blühen, auch im Winter! –

Freude und Dankbarkeit können Wunder wirken –

mitunter ein Leben lang.

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie;

detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über

http://www.dnb.de abrufbar

ISBN 978-3-95744-830-9

Copyright 2015

Engelsdorfer Verlag Leipzig

Schongauer Straße 25, 04328 Leipzig

www.engelsdorfer-verlag.de

Alle Rechte beim Autor Adalbert Ludwig Balling

All rights reserved

Typographie und Satz: Roman Schmuker

Titelfoto: G. Hildebrand, Hamburg-Blankenese

SW-Fotos: Familien-Archiv

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Vorwort des Herausgebers

Zum Untertitel: Erinnerungen an/in die Zukunft?

Einführung: Der Glaube hat Freude und Dankbarkeit in die Welt gebracht

I

In jeder echten Freude wächst und gedeiht Dankbarkeit

Das Leben auf dem Land war wichtig für mein Wirken in Afrika | John Jakob und das Missions-Team auf der Embakwe-Mission | Die Notre-Dame-Schwestern stellten das Personal für die High-School | Ein herzliches Dankeschön an Misereor und weitere wichtige Hilfswerke

II

Heimat ist überall wo Menschen uns mögen

Als Mama und Papa noch lebten | Leben und Arbeiten in der Dorfgemeinschaft | Wasser aus eigener Quelle | Kriegs- und Nachkriegsjahre im Ochsenfurter Gau | Als amerikanische Panzer unser Dorf erreichten | Leben mit den Besatzern | Späte Erinnerungen an die Ami-Soldaten | Evakuierte, Ausgebombte und Flüchtlinge | Schwarzmärkte und Hamstern waren alltäglich | Erziehung: Stillhalten und Brav-Sein | Eisenbahnfahrt mit Papa im Januar 1947

III

Im Dorf kannte jeder jeden – eine Gemeinschaft Gleichgesinnter

Pfarrhäuser, Pfarräcker und Hobby-Pfarrer | Schlangen haben samstags frei | Dorfleben | Gemeinde-Diener und Schäfer, Bulldog und Fernsehen | Das Los der Landfrauen und Mütter | Arbeiten und Beten, auch im Kuhstall | Überzogen sorgfältige Erziehung liefere Zwergobst, meinte Lichtenberg | Sticheln und Frotzeln, etwas Ur-Fränkisches | Fronleichnam, Wallfahren und Pilgern | Kirchliche Tradition und Vorschriften | Religiöse Riten und dörfliches Brauchtum

IV

Hexenglaube, Aberglaube und andere Verankerungen im dörflichen Brauchtum

Samstags wird die Straße gekehrt | Am 2. Februar wechselte das Gesinde | Heim-Spiele in den langen Winterabenden | Hexen-und die Übermacht des/der Bösen | Zur Geschichte des Hexenwahns im fränkischen Raum | Ritualmorde & Zauberei südlich der Sahara | Die Notjahre nach Hitler&Co | Kläffende Hunde und großkotzige Nazibeamten | Als Sinti und Roma noch Zigeuner hießen

V

Die weite Verwandtschaft – Großfamilie mit lauter guten Freunden

Papas Brüder – und weitere Verwandte des umfassenden Familienclans | Papas Schwestern und ihre Familien | Ein paar Dutzend Cousinen und Vettern väterlicherseits | Mamas Verwandtschaft, Brüder und Schwestern

VI

Fast jeder im Dorf war ein fränkisches Original

Die alteingesessenen Familien | Den Kuhns Michel hatten wir alle gern | Die alte Hauptstraße entlang – bis zur Dorfmitte | Zwei Großbauern rechts der Hauptstraße | Weiter – auf der linken Straßenseite | Rechts und links im Unterdorf | Der Düchsenbauer u. a. in der Dorfmitte | Am Ende des Rundganges – der Langmandelshof | Die Tiere um Vergebung bitten

VII

Man braucht nur eine Insel allein im weiten Meer – man braucht nur einen Menschen

Als Mama von uns Abschied nahm | Schwere und leidvolle Jahre für Papa | Oma Barbaras lobheischende Katze | Ehemalige Klassenkameraden in guter Erinnerung | Als säßen wir wieder auf der Schulbank | Geistliche, Lehrer und Erzieher | Würzburger Professoren und Bischöfe

VIII

Ein gutes Wort über jene die uns Mut machten

Aufgeschlossene Päpste für eine weltweite Kirche von Johannes XXIII. bis Franziskus | Mit Konrad Adenauer in eine neue Epoche | Politisches Fingerhakeln mit Franz Josef | Aktive Politiker und Elder Statesmen | Kenyatta, Kaunda und Nyerere – und weitere schwarze Politiker | Mugabe – und der Ruin Simbabwes | Zwei schwarze Friedens-Nobelpreis-Träger

IX

Große Dankbarkeit nicht nur am Ende eines langen Lenbens

Pioniere am Kap der Guten Hoffnung: Abt Franz, Bruder Ägidius, Pater Huss | Mariannhiller Märtyrer Missionare | Weitere Prominente aus den Reihen der Mariannhiller | Gute Menschen sterben nicht | Willkommene Gäste in Köln am Rhein | Zwei bekennende Mariannhiller – honoris causa

X

Allen, die am Ufer der Zeit verschwanden in Dankbarkeit verpflichtet

Spaziergang im winterlichen Schwarzwald | Erlebtes und Erlauschtes. Geduld bringt Rosen zum Blühen | Afrikanische Impressionen zwischen Kalahari und Maasai-Steppe | Von Island über Australien nach China | Mehrere Missionare und ein Südsee-Insulaner | Sie betrachtete ihr Leben als Herausforderung | Viele von ihnen leben fröhlich weiter – und in guter Erinnerung

XI

Wir sind Sennen-Hirten auf einer Alpenspitze und schauen zurück – und nach vorne

Ein Danklied sei dem Herrn | Nichts war umsonst, nichts nichts-sagend | Wo sind die modernen Gottesträumer? | Wenn ich ein Testament zu schreiben hätte | Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen | Was die Vermächtnisse der Großen uns sagen wollen | Wenn ich mein Leben Revue passieren lasse... | Ist es Gott, der unsere Pläne durchkreuzt? | Ein Papst aus Argentinien

Anhang

Ein herzliches Dankeschön | Zeitangaben zu den Schwarzweißbildern | Biografische Skizze

Vorwort des Herausgebers

Der Autor, Adalbert Ludwig Balling, wirft einen Blick zurück auf über 80 Jahre – im Sinne des Sprichwortes: »Das Leben wird nach vorwärts gelebt, aber nach rückwärts verstanden.« Es geht um ein besseres Verstehen der vergangenen Jahre; es geht um Lebens-Einsichten.

Ausgangspunkt seiner Memoiren ist das heimatliche und familiäre Umfeld, das seine Grundstrukturen, seine Haltungen und seine Interessen beeinflusst und mitgeprägt hat. Dabei wird ihm die Bedeutung menschlicher Begegnungen klar, die zu wichtigen Weichenstellungen seines Lebens wurden. Er erkennt, dass er anderen vieles schuldet, vor allem denen, mit denen er Freude und Freundschaft, aber auch Ängste und Leiden teilen durfte. – Was ihm vorschwebt: Niemanden zu beschämen, niemanden bloßzustellen. Vielmehr anhand von Erinnerungen immer wieder zu danken. Auch aus Freude über gemeinsam Erlebtes. Es sind sehr persönliche Erinnerungen als Dankeschön gegenüber denen, die Mut machten, die gut zu einem waren.

Der Autor schildert zahlreiche Begegnungen, eindrucksvolle Erinnerungen an die Natur sowie an Menschen der verschiedenen Kontinente, die er auf vielen Info- und Fotoreisen kennenlernte: Interessante Hinführungen zur Erkenntnis der wunderbaren Vielfalt und Schönheit unserer Welt und des Verbindenden der menschlichen Natur, gleich welcher Hautfarbe, gleich welcher Sprache.

Es ist ein dem tieferen Verständnis verpflichteter, dankbarer Rückblick des Autors auf so viele Lebensjahre! Aber es ist nicht nur ein Geschenk an seine Freunde, an seine Familie, an seine Heimatgemeinde und an die Missionare von Mariannhill; es kann die Leserin/den Leser auch zum Erkennen ähnlicher Einflüsse und Prägungen menschlichen Lebens bei sich selbst führen – und Erinnerungen wecken an schon fast vergessene eigene heimatliche oder sozial-gesellschaftliche Gegebenheiten.

Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die offen und aufgeschlossen sind für Menschen – weltweit; die Sinn für Humor haben und Freude am Leben; die willens sind, auch aus Fehlern zu lernen – und die dankbar sind für vieles in ihrem Leben, das nicht selbstverständlich war.

Studiendirektor Reinhart Urban

ZUM UNTERTITEL

Erinnerungen an/in die Zukunft?

Wie kann man sich an die Zukunft erinnern? – Kann man nicht! Was die Zukunft bringen wird, wissen wir nicht. An das Kommende kann man sich also auch nicht erinnern. Was war, ist geschehen. Vorbei. Passe. Und doch wirkt die Vergangenheit immer wieder herein in unsere Gegenwart; und hinein in unsere Zukunft. Nichts in unserem Leben geschieht, was nicht auch Wirkung haben könnte für die kommenden Tage, Wochen, Monate – oder Jahre.

Diese Memoiren, gegen Ende meines Lebens geschrieben, richten sich an niemanden direkt. Sie wollen weder ermutigen noch abschrecken. Weder besänftigen noch schmeicheln. Weder etwas aufnoch zudecken. Ich schreibe vielmehr, weil es mir Freude macht, mich an Früheres zu erinnern. Auch weil ich meine, dass man zu dem stehen soll, was man im Laufe seines Lebens getan oder unterlassen hat. Also auch zu den Fehlern und Versäumnissen. Wohl auch deswegen, weil es mir angebracht erscheint, darüber Rechenschaft abzulegen. Zudem klärt sich vieles, indem man es Revue passieren lässt, sich über das Schöne freut und sich für das Gute bedankt.

Diese Erinnerungen könnten auch insofern in die Zukunft wirken, da sie sowohl meine Großfamilie betreffen als auch meine Wahlheimat, die Gemeinschaft der Missionare von Mariannhill. Für die jungen Generationen aus beiden »Gruppierungen« könnten eventuell die Erlebnisse, Überlegungen, Deutungen und Erinnerungen meiner 80-jährigen Vita sogar zu Impulsen werden für ihr eigenes Leben. Nicht zuletzt im Rückblick auf jene, die vor ihnen waren.

Warum? Um vielleicht Fehler oder Missgeschicke zu vermeiden, die zu vermeiden wir Älteren uns so schwer getan haben.

So gesehen und so verstanden, denke ich, sollten Erinnerungen allemal festgehalten und bewahrt werden. Auch sollten sie schon deshalb geschrieben werden, damit das Böse und Schreckliche der Vergangenheit sich in der Zukunft nicht wiederhole.

Und – vergessen wir nicht: Wer sich erinnert, bereichert sein Leben, vermehrt die Qualität seines Lebens – und die seiner Mitmenschen. (ALB)

VOR-WORTE & EINFÜHRUNG

Der Glaube hat nicht nur den Sinn sondern auch die Freude und die Dankbarkeit in die Welt gebracht

Nach Paul Claudel

Als einer seiner Mitbrüder aus dem Jesuitenorden Papst Franziskus fragte, wie er sich selber bezeichne: Als Nachfolger des Apostels Petrus? Als Bischof von Rom? Als Glaubens- und Sittenwächter der Lehre Jesu? Als Letztverantwortlicher für alle Christen weltweit? Oder – immer noch (auch nach seiner Wahl zum Papst) als Mitglied des Ordens der Gesellschaft Jesu? Da antwortete er spontan, schlicht und einfach: Ich bin ein Sünder! Ein Sünder vor Gott und den Menschen.

Nelson Mandela, Südafrikas erster schwarzer Staatspräsident, meinte etwas Ähnliches, als er 1975 in einem Privatbrief aus der Haft auf Robben Island schrieb: Ein Heiliger ist ein Sünder, der nicht aufhört, sich zu mühen. – Mandela vertrat ferner die Ansicht: Es sei nicht das schwierigste Ding (Aufgabe) im Leben eines Menschen, die Gesellschaft zu ändern oder zu reformieren, sondern sich selbst! – Auf ein Drittes machte Mandela aufmerksam: Die Feder könne uns die glücklichsten Momente unseres Lebens zurück ins Gedächtnis rufen.

Wie wahr! Unsere Erinnerungen können Wunder wirken – und zwar in besonderer Weise bei uns selbst –, wenn sie schöne und beglückende Erlebnisse festhalten. Wenn wir uns darüber freuen, was früher möglich war. Wenn wir ehedem Erlebtes weiterhin in echter Dankbarkeit bewahren oder anderen beistehen, ihre Erlebnisse zu sichten und somit auch ihre Zukunft zu bereichern.

Erinnerungen können Bekenntnissen gleichkommen. Augustinus von Hippo, der wohl bekannteste Bekenner in der Antike, sah es nicht anders. Er schrieb sich in seinen Confessiones sozusagen sein Leben von der Seele. Er bekannte seine Fehler und Schwächen, bat Gott um Verzeihung und glaubte gleichzeitig an dessen Liebe und Barmherzigkeit gegenüber allen, die sich selbst bescheiden und nie aufhören, sich der göttlichen Gnade und Güte zu empfehlen.

So verstand es auch Papst Franziskus, als er sich einen Sünder nannte, einen Menschen mit Fehlern, Schwächen und Untugenden, aber auch als einen, der an die göttliche Liebe glaubt – und an Gottes stete Bereitschaft zum Verzeihen.

Nicht viel anders sah es Michail Gorbatschow, der (von seinem Nachfolger) aus dem Amt gejagte russische Präsident. In seinen Memoiren1 empfiehlt er: Keine Panik, wenn du stolperst oder fällst! Steh wieder auf, zieh die richtigen Schlüsse und geh weiter. Das Leben hat die Richtigkeit dieses Herangehens bestätigt.

Johann Wolfgang von Goethe nannte seinen Werther-Roman eine Art General-Beichte. Wahrscheinlich hatte er diesbezüglich seine eigenen Gründe. Ich denke, Erinnerungen greifen zwar immer auch in das Seelenleben dessen hinein, der sie niederschreibt, aber es müssen keine Entblößungen sein, weder der eigenen Geheimnisse und schon gar nicht jener, die sich auf andere Personen beziehen.

Ich jedenfalls möchte mit diesen Memoiren niemand beschämen. Und schon gar nicht bloßstellen. Da sei Gottes Weisung vor! Was mir vorschwebt, sind Erinnerungen, die meiner Lebensfreude und meiner Dankbarkeit entspringen; auch und gerade gegenüber denen, die mir viel bedeuten – oder einmal bedeutet haben. Dabei gilt keinerlei chronologische Ordnung. Ich greife einzelne Persönlichkeiten heraus und stelle andere um sie herum. Oder ich stückle mal hier, mal dort etwas vielleicht zeitlich, vielleicht örtlich, vielleicht verwandtschaftlich Zusammenhängendes zu Kapiteln zusammen. – Somit sind diese Erinnerungen, wenngleich einem Mosaik nicht unähnlich, letztlich doch ein sich stets ergänzendes Ganzes.

Als Goethe einmal von einem Jugendfreund gesagt wurde: »Das, was du lebst, ist besser als das, was du schreibst!« antwortete er: Es sollte mir lieb sein, wenn es (noch) so wäre! – Gemeint ist: Wenn unser Leben höher bewertet würde als das, was wir schriftlich von uns geben. Meistens ist es andersherum. Daher gilt auch meine schon öfters gemachte Beteuerung: Was ich schreibe, ist im besten Fall das, was ich anstrebe. Also etwas (immer noch und immer wieder) Erstrebenswertes, das, leider, im Alltag nie ganz zu erreichen ist. Also vielleicht eine Art Ideal, um das man ein Leben lang sich müht.

Wer sich in Freude und Dankbarkeit erinnert, gibt damit auch zu verstehen, dass er anderen vieles schuldet, nicht zuletzt Gott, dem Geber alles Guten. Daher möchte ich dieses Buch als eine dankbare Geste an jene verstanden wissen, die mit mir über Jahre oder gar Jahrzehnte unterwegs waren. Mit denen ich Freude und Freundschaft, aber auch Ängste und Leiden teilen durfte. Die mir nicht zuletzt durch ihr Leben und Wirken zum Vorbild geworden sind. An die ich mich nicht nur gerne erinnere, sondern deren So-Sein mich glücklich machte – bis auf den heutigen Tag.

Übrigens – bei Leonardo Boff fand ich diesbezüglich ein weiteres ermutigendes Wort: Gib die Hoffnung, den Traum, die Utopie niemals auf! Das ist der Weg zur Zukunft. – Wer sich müht, Freude zu vermitteln, und gleichzeitig darauf bedacht ist, das Gespür und den Sinn für das Wunderbare in der Welt zu bewahren; wer sich um die Erde sorgt, »um die Schönheit ihrer Wälder, um den Zauber ihrer Blumen, um die Vielfalt der Lebewesen« (L. Boff), der wird sich leichter tun, auch zu seinem eigenen Alltag Ja zu sagen. Der ahnt, was Martin Walser einmal so formuliert hat: Schön wird die Welt durch den Glauben, nicht durch das Wissen. – So gesehen, so verstanden, sind Freude und Dankbarkeit letztlich echte Träger eines tiefen Gottvertrauens.

Allen, die meinen Lebensweg begleitet und die mein Sein bereichert und glücklich gemacht haben – auch den vielen in diesem Buch nicht namentlich Erwähnten – gilt, was wir als Kinder im fränkischen Bayern zu sagen pflegten, wenn wir uns für etwas bedanken wollten: Herzliches Vergelts-Gott!

Gottes Segen möge auch Sie, liebe Leserin, lieber Leser, begleiten. Der Schutz seiner Engel sei mit Ihnen auf allen Ihren Wegen ...

Adalbert Ludwig Balling

I

In jede echte Freude mischt sich eine Empfindung von großer Dankbarkeit

Nach Marie von Ebner-Eschenbach

An den Anfang meiner Erinnerungen stelle ich ein umfangreiches Kapitel der Dankbarkeit. Ich bin unendlich dankbar für vieles in meinem Leben, für große und kleine Erlebnisse, für das Überleben in riskanten, ja lebensgefährlichen Abenteuern, aber auch für zahlreiche Begegnungen mit wildfremden Menschen, an die ich gerne zurückdenke.

An schier allen Wegkreuzungen meiner 80 und mehr Jahre stellte ich fest, wenngleich oft erst im verspäteten Nachhinein: Es war gut so! Es hat so sollen sein! Es lag, vielleicht auch im Plane Gottes, dass es so kam, wie es kam – auch wenn es mir zur Zeit des Geschehens ganz anders erschien. Und es oblag nicht selten meinem Schutzengel, für mein Wohlsein und Wohlbefinden zu sorgen. Ihm, meinem Schutzengel, danke ich (nächst Gott und den Heiligen) für sein wunderbares Geleit; für seine Um- und Vorsicht; für seine warnenden Weisungen in brenzligen Situationen; für die, wenn auch oft erst spät erkannte Einsicht: Gott schreibt gerade – auch auf krumme Zeilen!

Als ich vor einigen Jahren mein Goldenes2 feierte, hatte ich bewusst davon Abstand genommen, einen Mitbruder oder Freund aus der Diözese zu bitten, die Festpredigt zu halten. Ich sah es damals (und sehe es heute nicht anders) fast als eine Provokation an, bei diesem Fest als einziger im Rampenlicht zu stehen und gar noch für etwas gelobt und geehrt zu werden, was ich meist gar nicht alleine hätte erreichen oder fertigbringen können.

Was habe ich schon Großes geleistet? Etwas, das andere nicht auch hätten vollbringen können? Zudem musste ich mit der Erkenntnis leben lernen, wie sie Papst Franziskus zum Beginn seines Pontifikats geäußert hat: Wer bin ich, um mich über andere zu stellen? Wer, um über andere zu urteilen? Letztlich, und vor Gott, sind auch Priester und Ordensleute nichts anderes als arme sündige Menschen, angewiesen wie alle anderen Menschen auch auf die großzügige Barmherzigkeit Gottes. Ohne Übertreibung darf ich sagen: Ich habe mein Leben lang von der Güte und Liebe anderer gelebt. Vieles, was ich getan oder erreicht habe, wohl das Allermeiste, hätte ich ohne die vielen guten Menschen, die mir zur Seite standen durch ihre Mithilfe, ihre Ratschläge, ihr Gutsein und ihr Gebet niemals geschafft. Ihnen allen gebührt mein aufrichtiges Dankeschön.

So begann ich denn auch meine Festpredigt zum Goldenen Jubiläum mit einer Aneinanderreihung dessen, was ich in den Jahrzehnten meines Erwachsenenseins alles habe erleben dürfen: Neben viel Freude gewiss auch Leid, aber auch unwahrscheinlich viel Einmaliges an historischen Ereignissen und Begebenheiten. Darauf komme ich später noch zu sprechen. Hier und vorweg erst ein paar Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend.

Das Leben auf dem Land war einfach und hart und ich bin im Nachhinein sehr dankbar dafür

Als Kind und Jugendlicher wusste ich zwar um meine dörfliche Herkunft; um das Milieu der fränkischen Heimat, wo wir mit dem Ochsenfurter Dialekt aufwuchsen, erzogen von katholischen Eltern, auf einem Bauernhof, der das ländliche Leben weithin prägte; in einer Dorfgemeinschaft, wo jeder jeden kannte – und auch in etwa wusste, was der Andere dachte und vorhatte oder missachtete und unterließ .. . Kurzum, was immer sich in dieser kleinen Gemeinde ereignete, was immer passierte oder vorfiel – wir alle wussten es; es betraf alle; es ging uns alle an.

Und wenn einer im Dorf starb, trauerten alle um ihn, beteten an drei Tagen gemeinsam den Rosenkranz, zeigten sich betroffen, wünschten den Hinterbliebenen Beileid, begleiteten den Sarg zum Friedhof, nahmen teil am Totenamt, baten den Erzengel Michael um ein gutes Geleit für den Verstorbenen auf seinem Weg ins Jenseits und den barmherzigen Gott um eine gütige Aufnahme in die Gemeinschaft der Seligen und Heiligen.

Wie gesagt, um all das wusste ich sehr wohl, auch schon als Kind und Jugendlicher. Aber so recht zu schätzen wusste ich es damals noch nicht. Von echter Dankbarkeit für diese Fakten des dörflich-bäuerlichen Lebens konnte kaum die Rede sein. Da war zu viel, was uns als Kinder störte; zu viel, was uns als Jugendliche daran hinderte, dieses Milieu gutzuheißen. Denn das Leben auf dem Land war hart, entbehrungsreich und nüchtern. Fast alles drehte sich um die Arbeit: Auf dem Hof, in den Ställen, auf den Feldern – oder, im Winter, im benachbarten Wald.

Kinder und Jugendliche waren wichtige Arbeitskräfte: Beim Holz-Herbeischaffen für den Küchenherd; beim Einsammeln der Hühnereier; beim Gießen der Gemüsebeete im Garten; beim Aufklauben der Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Nüsse; beim Füttern der Hühner, Schweine und Rinder; beim Ernten des Getreides im Sommer und der Kartoffeln und Zuckerrüben im Herbst ... Einfach überall, wo kleine Hände und flinke Kinderfüße sich nützlich machen konnten.

Die Schule, die Hausaufgaben, das mühsame Auswendiglernen des Katechismus oder der gängigen Gedichte unserer großen Poeten – all das zählte auf dem Bauernhof nichts, wenn dringende Alltagsarbeiten anstanden; Arbeiten, die von Kindern und Jugendlichen zu erledigen waren. Ohne Widerrede und ohne Murren.

Dass dies so sein musste, war uns Zehn-, Zwölf- oder Fünfzehnjährigen kaum zu vermitteln. Wir folgten einfach; be-folgten, was die Erwachsenen uns vorschrieben. Wir hatten zu gehorchen. Basta! – Umso mehr schielten wir zu jenen wenigen Mitschülern hinüber, deren Eltern keine größere Landwirtschaft betrieben; die vielleicht ein Geschäft führten, einem Handwerk nachgingen oder gar zu den Studierten gehörten – weil Ärzte, Lehrer, Rechtsanwälte etc. Da gab es zwar auch kleinere Arbeiten zu verrichten, diese waren aber überhaupt kein Vergleich zu unseren Aufgaben und Pflichten auf dem Bauernhof.

Damals empfanden wir es als ungerecht, dass wir so schuften mussten. Später, mit dem Abstand an Jahren, mit mehr Lebenserfahrung und Einsicht, auch in andere Berufszweige, da änderte sich dieses Bild sehr rasch und von Grund auf. Heute – und in der Rückerinnerung an die frühen Jahre im Elternhaus und auf dem Dorf, sehe ich es anders; wesentlich anders! Heute bin ich überaus dankbar, auch für die schwere Zeit des Kindseins und allmählichen Erwachsenwerdens. Gerade das Leben auf dem Lande hat mir persönlich unendlich viel gegeben; hat mein Leben bereichert; hat mir für meine späteren Aufgaben wesentliche Erfahrungen geschenkt, die ich sonst kaum hätte machen können.

Mein Wirken in Afrika3 wäre für mich um vieles schwieriger gewesen, hätte ich nicht auf Erfahrungen meiner Kinder- und Jugendjahre im Ochsenfurter Gau zurückgreifen können. Denn auf der Embakwe-Mission in Rhodesien (Simbabwe), wo ich ab Dezember 1959 tätig war (davor elf Monate in Bulawayo, der zweitgrößten Stadt des Landes), hatten wir neben den Pastoralaufgaben in der Pfarrei und den schulischen Verpflichtungen (vom Kindergarten bis zur Highschool mit Cambridge-Examen) jede Menge handwerkliche und agrarwirtschaftliche Aufgaben zu erledigen.

Wir hatten auf der Station im Schnitt 300 Stück Vieh, an die 50 englische Morgen unter künstlicher Bewässerung, mehrere Dämme als Wasserspeicher, mehrere Windmühlen als Wasserpumpen, eine weiträumige Werkhalle zur Ausbildung junger Afrikaner, ein kleines Buschhospital, 50 afrikanische und farbige (Mischlings-) Lehrer, 100 schwarze Tagesarbeiter (Frauen und Männer), 480 Mischlingskinder und Jugendliche an der Internatsschule – und somit täglich über 600 Münder zu verköstigen.

Ständig gab es etwas zu reparieren und auszubessern. Und viel zu bauen! Etwa mehrere Außenschulen, weit über das Hinterland verstreut. Ferner, auf der Hauptstation, ein Schwimmbad für die Internatsschüler/innen, einen Kuhstall für die trächtigen und milchgebenden Kühe (die Mehrzahl der Tiere blieb ganzjährig auf der Weide), Schul- und Wohngebäude sowie eine moderne Kirche für rund 850 Sitzplätze.

Die Ziegelsteine für unsere Neubauten stellten wir selber her; die Maurer und deren Gehilfen waren Afrikaner, einst angelernt und ausgebildet von unseren tüchtigen Brüdermissionaren, die inzwischen im Altenheim im südafrikanischen Mariannhill lebten – oder bereits verstorben waren.

John Jakob und andere Mitarbeiter des Missions-Teams

Natürlich war ich nie allein; nie der einzige Weiße auf der Station. Zeitweise standen mir zur Seite: Neben zwei Mariannhiller Patres (einer aus den Niederlanden und einer aus Österreich) noch zwei Brüder, 13 Ordensschwestern (mehrheitlich ausgebildete Gymnasiallehrerinnen aus Großbritannien) und ein englischer Missionshelfer.

Der Schweizer, Bruder Mauritius, war ein erstklassiger Schreiner und Zimmermann; aber auch Schlosser, Elektriker und Reparateur für schier alles. Er war unter anderem zuständig für defekte Autos, altersschwache Windmühlen, lecke Wassertanks, kaputte Stromkabel und dgl. mehr. Er redete nicht viel. Leute, die ihn nicht kannten, hielten ihn für einen kauzigen Einzelgänger. Er war aber alles andere als verschroben, sondern vielmehr ein treuer Ordensmann; ein Vorbild für uns Jüngere. Als er uns verließ – krumm, bucklig und hochbetagt –, um die letzten Jahre seines Lebens in einem ordenseigenen Seniorenheim in Südafrika zu verbringen, vor allem im Gebet und in der Erwartung eines neuen Lebens jenseits irdischer Mühen, Plagen und Ängste, da vermissten wir ihn sehr.

Bruder Lambert stammte aus den Niederlanden; er sorgte sich um das Vieh und die Landwirtschaft. Seine Sprache war meist ein Mix aus Deutsch, Englisch und Afrikaans (die Sprache der Buren in Südafrika). Unsere Schul- und Internatskinder sowie die schwarzen Tagelöhner, die er beschäftigte, nannten ihn Bradder Kommkomm. Später, als ich schon nach Deutschland zurückgekehrt war, verließ er die Mission, zog sich in die Wankie-Region zurück, lebte mitten unter Schwarzen, erkrankte schwer und verstarb in noch relativ jungen Jahren.

Der aus Tirol stammende Pater Alfons kümmerte sich um die Außenschulen, war Schulinspektor, dem die schwarzen Volksschullehrer unterstanden, und gleichzeitig mein Assistent (Kaplan) auf der Hauptstation, vor allem in pastoralen Angelegenheiten. Diesen Aufgabenbereich hatte er 1960/1961 von mir übernommen, als mir von meinem Vorgänger, Martin Elmar Schmid, eine neue Aufgabe zugewiesen wurde und ich die Verantwortung für den Gesamtkomplex Embakwe-Mission4 übernehmen musste. – Pater Alfons wurde später allseits geschätzter und respektierter bischöflicher Finanzmann der Diözese Bulawayo. Eines späten Abends stolperte er eine Art Kellertreppe hinunter – und starb bald darauf an seinen Verletzungen.

Pater Damian, Niederländer wie Bruder Lambert, hatte während des 2.Weltkriegs ein deutsches Arbeitslager kennengelernt und daher keine guten Erinnerungen im Rucksack. Dass ausgerechnet ein Deutscher (ich war der einzige Deutsche vor Ort) sein Chef sein sollte, schmeckte ihm nicht so recht. Aber seine Aufgaben machten es ihm einfacher: Als Bubenpräfekt für vorwiegend farbige Jungen war er weithin selbständig. Gelegentlich hatte er es auch mit den Lehrern und Lehrerinnen der High School zu tun und mit den englischen Nonnen. Letztere machten ihm das Leben nicht immer leichter. Dennoch – er hielt mehrere Jahre in Embakwe aus, ehe er, wie er meinte, einen leichteren Job übernahm, auf einer anderen Missionsstation.

John Jakob, Engländer mit deutschen Wurzeln, war ein Glücksfall für die ganze Station, vor allem aber für mich, den gerade erst mal 28 Jahre alten Baba-Umkhulu (Großer Vater) des Missionssprengels und Prinzipal der High-School. Ohne John wäre vieles von dem, was wir in Embakwe unternommen haben, kaum möglich gewesen. Als ich von Seiten der Ordensobern buchstäblich gezwungen wurde, unterm Gehorsam, wie man früher zu sagen pflegte, die, wie ich erst viel später erfuhr, schwer verschuldete Station zu übernehmen, sprich, Chef des Gesamtkomplexes zu werden, da bat ich Bischof Schmitt5, mir eine Englisch sprechende Hilfe für das Büro zu besorgen. Ich hatte an eine pensionierte Lehrerin bzw. Sekretärin, eventuell eine ältere Ordensschwester, gedacht. Nach einem Monat meldete sich Schmitt und erwähnte den Namen eines Briten, der bei Cooks Travelling Agency über Jahre als Accountant tätig gewesen sei, erst in Durban (Südafrika), dann in Bulawayo und zuletzt in Salisbury (heute: Harare).

Dieser Mister Jakob sei willens, künftig auf einer Missionsstation zu arbeiten. Ob ich ihn haben wolle? – Meine Frage an den Bischof: Können Sie ihn empfehlen? Er antwortete, er kenne ihn nicht, aber Frau Dr. Hanna Davis-Ziegler kenne und empfehle ihn sehr; sie halte Mr. Jakob für einen tüchtigen Mann, er sei katholisch und aus gutem Hause. Der Bischof fügte hinzu: Seine Kündigungsfrist bei Cooks betrage vier Wochen; wenn ich einverstanden sei, käme er nächsten Monat. – Ich sagte zu, und vier Wochen später brachte ihn Schmitt zu uns auf die Station. Wir hatten uns vorher weder gesprochen noch gesehen. Doch von der Sekunde unseres Kennenlernens an verstanden wir uns; John wurde mein bester Helfer und Berater; mein Sekretär und Stellvertreter, der fast alle englische Korrespondenz für mich erledigte, vor allem den Briefverkehr mit den Regierungsstellen in Salisbury, zum Beispiel mit dem Social- und Educational Departments. Aber das war nur ein Bruchteil dessen, was John in den kommenden Jahren auf der Station bewältigte.

Schon nach wenigen Wochen zeigte es sich, dass er neben der Büroarbeit (amerikanische Buchführung) schon bald zum Man of all Trades wurde, ein Fachmann für (fast) alles: Er verstand sich auf (alte) Autos, die nicht mehr richtig funktionierten, aufs Reparieren von Wasser- und Stromleitungen und vieles mehr. Auch über die Probleme der Landwirtschaft sowie des Bauwesens machte er sich kundig und natürlich über alles, was den Schulbetrieb betraf. Viele handwerkliche Kenntnisse hat er von Bruder Mauritius gelernt; die beiden verstanden sich bestens. Kurzum, ohne John ging in Embakwe fast nichts mehr.

Wenn ich mal für ein paar Tage oder Wochen abwesend war, wie z. B. während zweier Trips nach Mariannhill im heutigen Kwa-Zulu-Natal, dann machte ich John zum Finanzmeister der Station. Er verfügte dann als einziger vom gesamten Missionsteam über die Schlüssel zum Safe. Damit waren alle anderen des Teams einverstanden, Ordensleute und Laien. John arbeitete umsonst, ohne Lohn; er verzichtete sogar auf ein Taschengeld. Kost und Unterkunft waren für ihn frei, auch Zigaretten und Drinks. Oder was er sonst für den täglichen Gebrauch unbedingt nötig hatte.

1965, als ich Embakwe verlassen musste (um nach einer Ausbildung zum Journalisten die Redaktion der Mariannhiller Zeitschriften und Kalender in Deutschland zu übernehmen), blieb John zunächst vor Ort, aber nicht mehr lange. Es kam zu Unstimmigkeiten zwischen John und meinem Nachfolger, was zur Folge hatte, dass John die Station verließ und vorübergehend bei einem benachbarten weißen Farmer unterkam – als Hilfsarbeiter in der Landwirtschaft und bei der Viehzucht. Als er mich in dieser Zeit in Köln besuchte, riet ich ihm dringend, wieder in den Dienst der Kirche zu treten, zuvor aber einen Vertrag mit Bischof Schmitt abzuschließen und künftig, eventuell auf diözesaner Ebene, die Arbeit eines Büroleiters der missionsärztlichen Hospitäler zu übernehmen – mit Sitz in St. Lukes, wo Dr.Davis-Ziegler schon seit der 1950er Jahre tätig war. Das tat er denn auch. Damit hatte er wieder einen sinnvollen Job, der ihn ausfüllen würde – bis zu seinem Tod. John starb, viel zu früh, nach einem operativen Eingriff in Johannesburg. War es Lungenkrebs, war es Magenkrebs? Oder beides? Wahrscheinlich beides ...

Notre-Dame-Schwestern aus England, Schottland, Irland ...

Unsere High School in Embakwe wäre ohne die fachlich nach britischen Standards gut ausgebildeten Notre-Dame-Schwestern (SND) nicht möglich gewesen. Wir Mariannhiller hatten im gesamten Bistum nur ein paar wenige Schulfachleute; außer Pater Possenti meines Wissens nur noch ein oder zwei – und, ja, nicht zu vergessen, eine Anzahl Mariannhiller Missionsschwestern vom Kostbaren Blut in Regina Mundi, Empandeni und Bushtick.

Die High School in Embakwe durfte damals nur farbige Kinder (Mischlinge) aufnehmen; das war staatliche Vorgabe; eine Weisung, die an die strengen Apartheidgesetze in Südafrika erinnerte. Geleitet wurde unsere High School von einer Headmistress, einer SND-Nonne, und das war gut so. Ohne die Schwestern wären wir nicht in der Lage gewesen, diesen hohen schulischen Standard zu halten.

Unsere farbigen Kinder und Jugendlichen kamen übrigens von überall her, aus dem ganzen Land, und darüber hinaus auch aus Botswana, Malawi und Sambia. Embakwe hatte die erste und lange Zeit einzige Schule für Mischlinge (Farbige) landesweit! Zum Abschluss machten sie das Cambridge-Examen; das heißt, ihre Prüfungs-Arbeiten wurden nach England gesandt und dort benotet. Das waren jedes Jahr aufregende Tage; und alle, die während der Examenszeit die Aufsicht führten, mussten namentlich nach Cambridge gemeldet und entsprechend vereidigt werden.

Ich erinnere mich immer noch gerne an unsere Lehr-Schwestern; sie übernahmen, zusammen mit mehreren farbigen Laien-Lehrerinnen und Lehrern die Organisation des schulischen Betriebs, wenngleich die letzte Verantwortung beim Prinzipal lag; sprich – beim Stationsoberen. Auch betreuten die Schwestern das Mädchen-Internat. Nur, und das waren wahrlich nicht wenige, die Kontakte zu den staatlichen Stellen (Kultus- und Sozialministerium), blieben in meiner Verantwortung, und waren somit auch Johns Aufgabe.

Es ist hier nicht möglich, die Arbeit aller Ordensschwestern im Einzelnen aufzulisten. Allen bin ich nach wie vor sehr dankbar für ihre Dienste. Aber ein paar von ihnen möchte ich doch namentlich erwähnen. Ich beginne mit Sr.Veronica Chapman. Sie war Oberin des Schwesternkonvents und gleichzeitig Lehrerin an der High School. Eine kluge und rücksichtsvolle Frau; ehe sie über etwas urteilte, hörte sie die Meinung mehrerer Leute an. John und ich kamen glänzend mit ihr aus. Sie unterschied sich in mancherlei Hinsicht von den anderen Nonnen, nicht nur durch ihre Geburt. Sie stammte als einzige der 13 Schwestern aus Südafrika. Eine weiße Südafrikanerin, die sich während des Zweiten Weltkriegs in England der Gemeinschaft der SNDs angeschlossen hatte und sich dort auch als Lehrerin hatte ausbilden lassen. Ihr Großvater väterlicherseits gehörte noch zur Gruppe der Afrikaforscher und Großwildjäger, die mithelfen wollten, den schwarzen Kontinent für die westliche Zivilisation zu erschließen. Er hatte nachweislich die später nach der britischen Königin benannten Victoria-Fälle am Sambesi entdeckt, aber noch ehe er dies der Weltpresse mitteilen konnte, kam ihm der zeitgleich forschende schottische Missionar David Livingstone zuvor.

Sr. Veronica vermittelte immer wieder zwischen unserem, von John geführten Büro und den anderen Lehrerinnen und Lehrern der High School. Das war nicht immer einfach. Warum nicht? Weil eine ihrer Mitschwestern, die Headmistress der High School, eine damals noch typisch britische Haltung mir gegenüber einnahm. Warum? – Weil ich als Deutscher (und dazu noch als einziger Deutscher auf der Station) das letzte Wort hatte, auch die schulischen Belange betreffend. Natürlich auch die Hauptverantwortung. Wenngleich Sr. Headmistress alleine über den Stundenplan entscheiden konnte, so musste sie doch die Anstellung (und Entlassung) von Laien-Lehrern mit meinem Büro abstimmen. Das, und so manches mehr, bekam ihr nicht sonderlich gut. Zuweilen hörte man sie sagen: These bloody Germans lost the War, and now, look at them, they are back again! (Diese schrecklichen Deutschen, schau nur; sie haben den Krieg verloren – und jetzt sind sie schon wieder da!) Das war nicht die feine britische Art! Schon gar nicht von Seiten einer Ordensfrau. Und genau da sprang dann Sr. Veronica ein und mühte sich um Schlichtung. John allein hätte es wohl auch nicht geschafft.

Mit Sr. Veronica verband mich noch über Jahre eine anhaltende Korrespondenz; sie besuchte mich in Köln, einmal auch in unserem Generalat in Rom. Über sie (und via John) blieb ich bestens informiert über die mitunter prekäre Lage in Rhodesien während der Bürgerkriegs-Unruhen in den 1970er Jahren. Ihren Lebensabend verbrachte sie (gegen ihren Willen) in einem Seniorenheim in England, zuletzt, wie ich hörte, erkrankt an schnell fortschreitender Demenz ...

Embakwe, die Missionsstation, wurde, als die schwarzen Rebellen immer grausamere Überfälle verübten, für einige Monate ganz geschlossen – und ausgeplündert, mehrheitlich von Leuten der Umgebung.

Damals wurden zehn Mariannhiller Missionare6 im Bistum Bulawayo ermordet, davon drei Brüder in Embakwe: Edmund Geyermann und Andreas von Arx wurden auf der Veranda des Priesterhauses meuchlings erschossen. Bruder Matthias Sutterlüty wurde zunächst auf dem Gelände der Missionsfarm auf grausame Weise geprügelt und mit einem Vorschlaghammer bewusstlos geschlagen; dann, noch lebend, hat man ihn in einen alten Ameisenhaufen (Termiten) gestopft, wo er erstickte.

Sr. Barbara, ebenfalls von der Gemeinschaft der Notre Dame Schwestern, hat die Ermordung der drei Missionare auf Embakwe miterlebt; auch für sie war es eine sehr harte Zeit. Die gelernte Krankenschwester aus Schottland leitete das kleine Buschhospital mit Apotheke vor Ort. Wann immer einer von uns Patres zu einem Schwerkranken oder Sterbenden gerufen wurde, war sie dabei, um die medizinische Versorgung sicherzustellen.

Einmal im Monat kam Frau Dr. Maria Eder vom benachbarten Brunapeg zu uns, um die schwereren Fälle zu behandeln; für alles andere war Sr. Barbara zuständig, sie und ihre schwarzen Gehilfinnen. Dr. Eder war immer sehr hilfsbereit, und loyal gegenüber dem Leitungsteam unserer Station. Bei den Schwarzen der Umgebung stand sie in hohem Ansehen, vor allem auch wegen ihrer praktischen Kenntnisse, wenn, beispielweise bei Unfällen, rasch und sachgerecht gehandelt und entschieden werden musste. Unter den (bislang unfruchtbaren) afrikanischen Frauen galt sie als weiße Zauberin, die fachmännisch und gerne mithalf, ihren Wunsch nach Kindern zu erfüllen.

Dass es auf einer so großen Station wie Embakwe allerlei Praktisches zu tun gab, ist schon mehrmals angeklungen. Ohne die guten und zupackenden Hände derer, die zu unserem Team gehörten, wäre vieles nicht möglich gewesen. Es war ein weithin harmonisches Ineinandergreifen und Einander-Beistehen.

Bei vielen praktischen Arbeiten, die auf der Mission getätigt wurden, konnte ich auf das zurückgreifen, was ich zuhause auf dem fränkischen Bauernhof gesehen, und wie mir scheint, so nebenbei dazugelernt hatte: Wie man Obstbäume pflanzt, beschneidet und veredelt. Wie man mit dem Vieh umgeht, wie man es füttert und was man tun muss, wenn einzelne Tiere erkranken oder wenn gar eine schreckliche Seuche eine ganze Herde heimsucht. Auch, was man wissen sollte, wenn man Rinder kauft oder verkauft. (Wir kauften regelmäßig den schwarzen Bauern Schlachtvieh ab; für unsere Großküche!) – Aber auch, wie man ein Fundament gräbt und aufschüttet, wie man Mörtel zubereitet oder eine Betondecke einzieht etc. etc.

Vorerst genug davon; genug über meine Zeit in Afrika. Vielleicht später, in einem anderen Zusammenhang, noch ein paar Worte über einige Leute aus der Umgebung von Embakwe, an die ich mich selbst nach 50 und mehr Jahren immer noch gerne erinnere und denen ich zeitlebens segnend verbunden bleibe.

Dankeschön auch Misereor und anderen Hilfswerken

Wäre ich in einer Stadt aufgewachsen, eventuell in einer Arzt- oder Lehrerfamilie, ich hätte mich unendlich viel schwerer getan bei all diesen praktischen Arbeiten im Busch von Rhodesien! Gewiss, das hätte in anderer Hinsicht auch große Vorteile gehabt: Ich wäre von klein auf mit Büchern vertraut gewesen; ich hätte mich mit der deutschen Sprache leichter getan, mit der Grammatik, mit der Rechtschreibung, mit dem Allgemeinwissen und vielem mehr, was ich im späteren Leben gut hätte brauchen können. Aber in der Afrikamission – da waren meine frühen Erfahrungen zu Hause auf dem Land sehr viel wertvoller und wichtiger!

Als Missionar wirken wollen, heißt heute mehr denn je: Für vieles mitverantwortlich sein, was nicht unmittelbar mit der Glaubensverkündigung zu tun hat, aber sehr wohl mit einer richtig verstandenen Entwicklungshilfe, nämlich nicht zuletzt als Hilfe zur Selbsthilfe. Ich war damals der erste Missionar im ganzen Land, der mit dem eben erst (1958/1959) gegründeten Misereor-Hilfswerk in Aachen eng und intensiv zusammenarbeitete. Somit verdankten wir auf Embakwe der Großzügigkeit der deutschen Katholiken zum Beispiel die Finanzierung mehrerer wichtiger Projekte: Eine großangelegte künstliche Bewässerungsanlage, einen robusten Traktor für die schwarzen Farmer der Umgebung, eine riesige Werkhalle, mehrere Erd-Dämme zur Speicherung von Regenwasser sowie zirka 30 Kilometer Material zur Einzäunung einer ergiebigen Weide für die benachbarten schwarzen Viehzüchter.

Wir hatten auch die ersten zwei Misereor-Helfer auf unserer Station, Franz und Dieter; beide Landwirtschafts-Experten. Ein Dritter, Windfried, kam später hinzu; er war Schreinermeister und bildete junge Afrikaner in diesem Metier aus.

Leider weiß man hierzulande auch heute immer noch nicht die große Bedeutung und Wichtigkeit der deutschen Hilfswerke (Misereor, Adveniat, Renovabis, Brot für die Welt u. a.) richtig zu schätzen. Das millionenfach Gute, das über Jahrzehnte für Menschen in den Drittweltländern Afrikas, Asiens, Süd- und Mittelamerikas sowie auf den Inseln der Südsee geleistet werden konnte, übersteigt bei weitem unsere Vorstellungen. Tausende von Projekten wurden seit Ende der 1950er Jahre von diesen Organisationen geplant, durchgeführt und finanziert. Ihr Geldwert kann zwar in Zahlen erfasst werden, nicht jedoch der ideelle. Und der ist meines Erachtens der hundertmal wichtigere. Sowohl die weltweit wirkende katholische Kirche (parallel dazu die evangelische) als auch die Deutschen als Nation haben über diese WERKE gewaltig an Ansehen in der Welt gewonnen.

Gerade wir Deutschen (und Österreicher), die wir mit Hitler und dem Dritten Reich so viel Unheil, Bosheit und Ärgernis in die Welt gebracht haben, gewannen über unsere großen christlichen Hilfswerke sehr stark an Respekt und Ansehen. Und damit etwas, was mittels Politik und zwischenstaatlicher Abkommen allein niemals so schnell und so nachhaltig hätte erreicht werden können.

II

Heimat ist hier und dort ist überall wo Menschen uns mögen Wo man Heimat hat da weiß man sich geborgen da ist man auch in der Einsamkeit nie ganz allein

Heimat bietet in erster Linie die Familie, in der man geboren wurde. Die Menschen, die wir mögen, die uns viel bedeuten oder einmal bedeutet haben, verlieren wir nie mehr. Sie bleiben in unserer Erinnerung; sie begleiten uns ein Leben lang.

Mit großer Dankbarkeit denke ich an meine Angehörigen; an meine Eltern und Geschwister, an die Onkel und Tanten der großen Verwandtschaft, aber auch an die vielen guten Leute im Dorf bzw. in der näheren Umgebung meiner Heimatgemeinde Gaurettersheim7.

Einer alten Sage zufolge soll einst ein Riese drei schwere Schmiedehämmer hoch durch die Lüfte geworfen haben, um seine Kräfte zu demonstrieren. Einer kam in Oberwittighausen (im badischen Franken) wieder herunter, ein anderer in Grünsfeld bei Tauberbischofsheim und der dritte in Gaurettersheim, wo heute noch eine riesige Rippe im Vorraum des Gotteshauses, direkt unter dem Kirchturm, an den früheren Zu-Namen cum costa erinnert. Dort wird seit alters her eine von einem Mammut stammende Rippe aufbewahrt. Im Volksmund hieß es noch in meiner Kindheit, das sei eine Rippe jenes Riesen, der mit Schmiedehämmern zu spielen pflegte.

Mein Patenonkel Ludwig, Schmiedemeister von Beruf, hat uns Kindern gerne alte Sagen erzählt, die er wieder von seinen Eltern und Großeltern gehört hatte; darunter eben auch die Sage vom Riesen von Rattersche.

Etwas unterhalb der heutigen neugotischen Pfarrkirche, die aus vor Ort gehauenen gelbgrünen Sandsteinen errichtet wurde, stand bis ins 19. Jahrhundert ein kleines kostbares oktogonales (achteckiges) Kirchlein aus der Zeit der Karolinger. Leider wurde es völlig abgebrochen. Heute erinnern nur noch ein paar wenige Steinbrocken an dieses Kleinod.

Als Mama und Papa noch lebten

Unsere Mama war immer Heimat für uns Kinder; ein Leben lang. Bei ihr wussten wir uns geborgen und verstanden, auch als wir schon längst erwachsen waren. Sie blieb uns zeitlebens verbunden, sorgte sich um uns, betete viel für uns. Ohne ihre Fürsorge, auch und gerade in der Zeit meines Aufenthaltes in Afrika, wäre mir manches sehr viel schwerer gefallen. Sie begleitete mich betender Weise auf meinen unzähligen Foto- und Informationsreisen rings um den Erdball und bangte jedes Mal neu, wenn ich ihr den nächsten Trip ankündigte: Muss das denn sein? Warum so weit weg? Kennst du dort Leute, denen du vertrauen kannst? Wann kommst du wieder? Schickst du mir eine Postkarte aus Sibirien. Wo befindet sich denn der Baikalsee? Wo liegt Honolulu? Und warum musst du überhaupt so oft verreisen? Du hast doch schon so viel gesehen und erlebt! Fliegst du, oder kann man da auch mit der Bahn hinfahren?

Als sie schon die 80 überschritten hatte und es ihr gesundheitlich gar nicht mehr gut ging, plante ich eine vierwöchige Rundreise durch China; ein Jahr später durch die Sowjetunion. Damals, Mitte der 1980er Jahre, gab es noch keine verlässlichen Handys, und das normale Telefonieren aus diesen Ländern war noch sehr beschwerlich; fast unmöglich, wenn man in einer Gruppe reiste. Daher sagte ich Mama, ehe ich mich verabschiedete: In vier Wochen komme ich wieder. Und ich wusste, sie würde das Sterben entsprechend hinausschieben. So war es denn auch, und sie freute sich sehr, wenn ich ihr nach meiner Rückkehr erstmals wieder ein Grußwort sandte. Meine Postkarten kamen ja meistens erst Wochen später an, wenn überhaupt. An ein anderes zwischenzeitliches Lebenszeichen war damals und aus weit entlegenen Regionen nicht zu denken.

Natürlich fühlte sich unsere Mama in den langen Jahren nach Papas Tod (er starb 1949, als sie gerade 45 geworden war, und später, nachdem meine Geschwister ihre eigenen Familien gegründet hatten) nicht nur bei meinem Bruder Georg zu Hause, sondern auch bei meinen Schwestern Rita und Irene, die sich immer sehr um sie sorgten. Aber schon nach ein paar Wochen bei ihren Töchtern und deren Familien drängelte sie: Sie müsse wieder heim, in die altgewohnte Umgebung, wohin sie 1929 geheiratet hatte; zu den anderen Leuten im Dorf; vor allem zu Papas Grab. Dort, auf dem Dorffriedhof, fühlte sie sich ihm am nächsten; dort betete sie für alle, die ihr vorausgegangen waren; dort fand sie auch, viel später, selber ihre letzte Ruhe.

Unser Papa stammte aus einer alteingesessenen Schmiedefamilie. Er war der erste und älteste von fünf Buben (in einer langen Reihe von Schmieden), der das ehrenwerte Handwerk nicht erlernte, sondern stattdessen eine Landwirtschafts-Schule im benachbarten Tauberbischofsheim besuchte. Er mühte sich sehr, den kleinen ererbten Bauernhof zu modernisieren und auszubauen. Das Schmiede-Handwerk übernahm sein jüngerer Bruder Ludwig, mein Patenonkel, der sich am anderen Ende der Ortschaft eine neue Schmiede baute.

Unsere alte Schmiede stand noch bis in die 1960er Jahre. Wir Kinder hießen im Dorf immer nur die Schmieds-Rita, der Schmieds-Ludwig, der Schmieds-Georg und die Schmieds-Irene. – In der alten Schmiede versuchten wir Buben gelegentlich, den verbliebenen kleinen Amboss zu bearbeiten. Das war Musik für unsere Ohren; es hallte weithin übers Dorf. Vielleicht war das auch eine versteckt-ererbte Vorliebe für dieses Handwerk, das ich bei Onkel Ludwig immer wieder bewunderte. Er beherrschte es meisterhaft; es war damals weithin noch harte Knochenarbeit.

Schmiede schienen schier Alleskönner zu sein: Es galt, Pferde zu beschlagen, auf hölzerne Wagenräder eiserne Reifen aufzuziehen, handgeschmiedete Tore, Gitter und Zäune herzustellen, in der Lage zu sein, diverse landwirtschaftliche Maschinen zu reparieren, die Rohre für neue Wasserleitungen miteinander zu verbinden und vieles mehr.

Die Schmiede wurden auch oft gebraucht, wenn die Dreschmaschine im Dorf war oder wenn irgendwo gebaut wurde. Weil so vielseitig gefragt und verwendbar, wurden auch allerlei neue Kenntnisse von ihnen abverlangt, weit über das Pferdebeschlagen und Wagenräder-Aufziehen hinaus!

Der erste Schmied in unserem Dorf stammte aus Eichelsee bei Ochsenfurt; ein eingeheirateter Meister namens Balling. Seine Auserwählte war die Tochter des Bürgermeisters von Gaurettersheim, der damals noch Schultheiß genannt wurde. Sie brachte ein paar fruchtbare Äcker mit in die Ehe, die übliche Aussteuer und genug Geld sowie das Ansehen ihres Vaters. Das war für den Zugezogenen ein gewaltiger Vorteil.

In den Folgejahren wurde bei Ballings viel gebaut: Eine Schmiede, und, unter einem Dach, ein Wohnhaus, Kuh- und Pferdeställe sowie Vorratsräume für das Viehfutter. Hinzu kam später, knapp daneben, eine geräumige Scheune für die Getreideernte und das Stroh. Der Türbalken des Hauskellers trägt die heute noch gut sichtbare Jahreszahl 1737 – eingemeißelt in ortseigenen Sandstein.

Ebenfalls unterkellert waren Teile unserer Scheune. Dort lagerten neben Kartoffeln in meiner Jugend große Mostfässer. Zusammen mit den etwas kleineren Holzfässern im Hauskeller konnten wir bis zu 30 Hektoliter gegorenen Apfelwein (wir sagten Most dazu) aufbewahren. Unser Papa galt als ein exzellenter Mostler. Die Vorbereitungen zum Mostmachen mussten genau eingehalten werden. Da waren vor allem die leeren Fässer der Vorjahressernte gründlich zu reinigen. Das war eine eigene Prozedur: Auswaschen, schrubben und schließlich einschwefeln. Bei den großen Fässern war dies ohne langstielige Bürsten nicht möglich. Zuweilen, wenn die Fassöffnung entsprechend weit war, wurde andernorts sogar eines der heranwachsenden Kinder ins Fass gesteckt, um die Innenseiten des Mostfasses besser bearbeiten zu können.

In besonders guter Erinnerung ist mir das Ausschwefeln der Fässer: Da wurde ein längliches gelbes Schwefelblatt angezündet und mit einem Draht durch die Fassöffnung ins Innere gehängt. Anschließend drückte man den Deckel wieder fest aufs Fass, um den Schwefeldampf im Innern zu halten. – Der gesamte Vorgang des Mostfässer-Herrichtens sollte natürlich dazu beitragen, schädliche Bakterien zu vernichten, ehe neuer Apfelmost das Fass wieder füllen würde.

Wenn die Apfelernte gut ausfiel, verkauften wir nach dem Gärungsprozess einen Großteil des Selbst-Gekelterten. Aber sehr viel Most wurde auch an Fremde verschenkt, eigentlich an alle, die gerade vorbeikamen: Die zufällig oder auch mit Absicht, des schmackhaften Mostes wegen, bei uns hereinschauten. Wann immer der Postbote zu uns ins Haus kam, der Gemeindediener, der Tierarzt, ein Handwerker aus dem Nachbarort Bütthard oder wenn sonst jemand unseren Hof oder unser Haus betrat – ihnen allen wurde von unserer Mama ein Seidel Most angeboten. Und es gab kaum einen, dem dieser nicht geschmeckt hätte.

Beim Obstkeltern halfen wir Kinder gerne mit; der süße Apfelsaft hatte es uns angetan. Nur durfte man nicht zu viel davon trinken; das hätte Folgen haben und Probleme schaffen können, denn bis zum besagten Häuschen (mit einem Herz in der Brettertür) war es zwar nicht weit, aber es stand für alle sicht- und erreichbar im Hof, und Spötter und Stichler waren allemal zur Stelle, vor allem dann, wenn das einzige rasch erreichbare Häuschen dieser Art schon besetzt war ...

Das Leben und Arbeiten in der Dorfgemeinschaft war vielseitig und bunt

Anfangs der 1930er Jahre, noch ehe ich geboren wurde, baute Papa eine große moderne Stallung für unsere Pferde, Rinder und Schweine. Darüber befand sich ein riesiger Heuboden mit dem Vorratsfutter für die Wintermonate. Das getrocknete Heu konnte man, wenn gebraucht, bequem von oben in der Nähe der Futterkrippen herunterwerfen. Für damalige Verhältnisse das Modernste, was man sich auf einem fränkischen Bauernhof vorstellen konnte. – Ein kleinerer Teil des über der Stallung liegenden Bodens diente als Getreidespeicher und Schrotmühle. Letztere wurde während des Krieges und kurz danach von uns Buben oft tage- und wochenlang betrieben – mittels eines Elektromotors und langer Treibriemen, denn wir mahlten nicht nur das Futtergetreide für unsere Schweine und Rinder, sondern auch für mehrere kleinere Bauern, die keine eigene Mühle besaßen – und zwar sowohl für Ortansässige als auch für mehrere Bauern in den Nachbardörfern!

Die schweren Muschelkalksteine für das Fundament der über 30 Meter langen Stallung sowie für den Giebel auf der Straßenseite und einige andere Mauerteile hatte Papa in mühsamer Handarbeit und per Pferdewagen aus einem Steinbruch bei Gützingen-Kirchheim selbst angekarrt. So auch den Flusssand vom Main bei Ochsenfurt und die Zementsäcke vom acht Kilometer entfernten Bahnhof in Sonderhofen. Den Kalk bezog man von einem Kalkbrenner bei Röttingen a. d. Tauber. Lastwagen gab es damals schon, aber deren Transportkosten wollte man sich lieber ersparen.

Sparen war in diesen Jahren, zwischen den beiden Weltkriegen, eigentlich immer angesagt. Man mühte sich, möglichst autark zu sein, was die Esswaren anlangte. Aber auch vieles, was heute Fachleuten vorbehalten bleibt, versuchte man selber zu tun. Unser Papa schnitt uns Buben die Haare, besohlte, wenn nötig, die Schuhe aller im Haus, flickte Fahrradschläuche, wetzte gelegentlich die Küchenmesser, dengelte die Sensen und Sicheln, schärfte die langen Messerbalken des Grasmähers und Selbstbinders am handbetriebenen Schleifstein (den eines von uns Kindern drehen musste), hobelte auch schon mal ein paar Bretter zurecht, mischte Beton, errichtete kleinere Gartenmauern oder lötete alte Kochtöpfe, Pfannen, Schüsseln und Gießkannen, damit sie auch künftig in der Küche, im Garten oder auf dem Hof verwendet werden konnten.

Andere handwerkliche Tätigkeiten, die Papa vor allem in den Wintermonaten ausübte, wenn auf den Feldern nichts Dringendes anstand: Er bastelte Holzrechen für Hof und Felder, verfertigte Reisigbesen aus Birkenruten, Näpfe aus Roggenstroh und Kartoffel- und Obstkörbe aus Weiden. Seile flocht er aus Stroh bzw. aus Hanf- oder Sisalgarn. Auch auf das Veredeln von Bäumen verstand er sich – und wenn Äcker oder Wiesen zu entwässern waren, dann wurden unter seiner Weisung Drainage-Rohre gelegt.

Diese und ähnliche Nebenberufe beherrschten damals viele der älteren Männer im Dorf. Manche ihrer Fertigkeiten wurden innerhalb der Familie weitergegeben; andere erlernten die jungen Bauernburschen, indem sie winters mal bei diesem, mal bei jenem Meister für kurze Zeit in die Lehre gingen.

Auf den fränkischen Bauernhöfen musste man in 1930er und 1940er Jahren nicht hungern. Aber man lebte, für heutige Verhältnisse doch sehr einfach. Man war diesbezüglich gewiss nicht geizig, aber äußerst sparsam. Zu essen gab es genug, aber die Auswahl an Menüs war eher mager. Als karges Frühstück gab es nicht selten trockenes Roggenbrot und heiße Milch. Oder Malzkaffee, den man in besonderen Notzeiten selber herstellte; aus gerösteter Gerste!

Wesentlich kräftiger als das Frühstück fiel meistens das Vesperbrot um 10.30 oder 11 Uhr aus. Das Mittagessen war in der Regel kalorienreich. Es wurde vielfach aus eigenen Produkten zubereitet: Aus Kartoffeln, selbstgemachten Nudeln, Schweinefleisch, Eiern, Gemüse, Salaten, Obst und, nicht zu vergessen, angereichert mit diversen Wurstsorten vom eigenen Schlachttisch.

Geschlachtet wurde in der Regel in den Herbst- und Wintermonaten. Große Fleischteile, sofern nicht verwurstet oder in Gläsern und Dosen luftdicht verschlossen bzw. in ein Steingutfass eingepökelt, wurden in Riemen geschnitten und im eigenen Kamin geräuchert. Dieses Räucherfleisch hielt sich viele Monate.

Hausgeschlachtet wurde in allen Höfen; der Hausmetzger besorgte die groben Arbeiten, mischte und würzte die Wurstmassen und füllte sie in Därme – meist unter Mitarbeit aller Familienmitglieder. Nach dem Schlachtfest gab es tagelang Kredelsuppe (auch Schlachtsuppe genannt) und frische Grieben; letztere waren in Würfelform geschnittene und dann ausgelassene Fettbrocken. Das so gewonnene Schweinefett wurde in großen irdenen Töpfen aufbewahrt.

Wir buken auch unser Brot selber, in einem separat stehenden steinernen Backhaus. Etwa alle drei Wochen war Backtag. Die Vorbereitungen liefen schon am Tag vorher an: Das Anrühren, Kneten und langanhaltende Gären des Teigs in einem hölzernen Trog waren wichtige Vorarbeiten; dabei kam es auf eine gleichmäßigwarme Zimmertemperatur an. In aller Frühe des folgenden Tages wurden dann aus der zähen Teigmasse die Laibe geformt und in Näpfe gelegt; der Backofen wurde mit Holzscheiten auf eine bestimmte erfühlte Hitze (Temperatur) geschürt. Das Einschießen der Brotlaibe musste rasch und zügig vollzogen werden. Sonst zerfielen sie, ehe sie in der großen Backröhre geschickt abgelagert und Laib an Laib platziert werden konnten. Man musste auch genau wissen, wann der Backvorgang sich dem Ende näherte. Da waren viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung gefragt. Die gut durchgebackenen Laibe, noch ofenwarm, blieben zunächst einige Zeit im Backhaus liegen, ehe wir sie auf den Boden trugen und in einer Art Vorratskammer im ersten Stock unseres Wohnhauses lagerten. Von dort holten wir sie für den täglichen Bedarf, mal einen Laib, mal auch zwei, je nachdem, wie viele Personen zu sättigen waren.

Es war gutes Brot, aber wenn es allmählich zu Ende ging, fühlte es sich mitunter steinhart an; dann hatten vor allem die älteren Leute beim Schneiden und Kauen ihre Probleme. Sie tunkten es in die Kaffeetasse oder bröckelten es in die Suppe. – Uns Kindern war das Brot vom Bäcker lieber; darum rissen wir uns – etwas, was ich heute kaum mehr verstehen kann. Gewiss, frisches Bauernbrot hatten auch wir gern, aber wenn es alt und trocken war und erst mühsam weichgekaut werden musste, ehe man es verzehren konnte, dann zogen wir schon mal die Nase hoch – und holten uns lieber anderswo, wenn die Dreschmaschine gerade im Dorf war, ein von uns so genanntes Maschinenbrot. Das bekamen alle Kinder des Dorfes jeweils dort gratis, wo gerade Getreide gedroschen wurde. Es waren meistens backfrische Brotschnitten mit Butter und Honig oder mit Butter und Marmelade bestrichen. Ein wahrer Genuss! Vielleicht auch deswegen, weil es nur sommers Maschinenbrote gab und weil dann alle Kinder sich darum rissen. Bekanntlich stecken hungrige Mäuler auch andere an. Wer gierigen Essern zuguckt, bekommt selber Appetit; dem läuft schon beim Hinschauen das Wasser im Mund zusammen.

Natürlich hatten wir auch Hühner und Tauben und (während und kurz nach dem Krieg) Kaninchen, Gänse und Ziegen. Diese Tiere bedeuteten eine weitere willkommene Bereicherung für die Bauernküche. Zusätzlich lieferten die Gänse weiche Daunenfedern für die Betten, sehr wichtige Bestandteile des bäuerlichen Haushalts! Das Federnrupfen war anstrengend, und es brauchte auch dazu eine gewisse Geschicklichkeit und Erfahrung in der Handhabung.

Weil wir gerade bei den kleinen Tieren sind: Damals trugen die Frauen winters noch edle Fuchspelze oder Muffe (vor dem Bauch getragen, um die Hände zu wärmen); das Material für letztere stammte von Iltissen oder Schafen. Um an Fuchspelze zu kommen, stellten wir im Winter, wenn die Pelze am dicksten und wärmsten waren, auf den Äckern hinterm Dorf eiserne Fallen auf; meist dort, wo wir Fuchsspuren im Schnee gesichtet hatten. – Marder und Iltisse wurden oft auch deswegen geschossen, weil sie gerne in die Hühnerställe einfielen und alles mitgehen ließen, was sich nicht verteidigen konnte, vor allem altersschwache Hennen, Eier und Küken. Mit den Hähnen nahmen sie es seltener auf; die wussten sich besser zu wehren.

Was vor allem in den Wintermonaten in den bäuerlichen Menüs fehlte, waren Vitamine. Davon wusste man in jenen Jahren auf dem Land noch kaum etwas. Als ich 1946 nach Miltenberg ins Internat (Kilianeum) und an das dortige Gymnasium kam, wurden wir der Reihe nach vom Schularzt untersucht. Mehrere von uns waren unterernährt; bei mir und einigen anderen stellte der Doktor Rachitis fest (Englische Krankheit), eine Vitaminmangel-Erscheinung. Ich wusste bereits darüber Bescheid; in unserer Volkschule gab es mehrere Gleichaltrige, denen Rachitis bescheinigt worden war. Hühnerbrust, sagt der Volksmund zu unseren eingedellten Rippen. Unsere Mütter waren ahnungslos; sie kannten diese Kinderkrankheiten noch gar nicht, bevor sie vom Schularzt aufgeklärt wurden. Wer hätte sie denn auch rechtzeitig informieren sollen?

Kostenloses Wasser aus der dorfeigenen Quelle

Meine Heimatgemeinde Gaurettersheim galt von jeher als besonders aufgeschlossen für Neuerungen. 1905 gab es bereits eine allgemeine Wasserleitung. Sie wurde durch natürlichen Wasserdruck von der Quelle beim Paradies (Flurname) direkt zum Reservoir oberhalb der Kirche geleitet, und von dort wieder hinunter in die Häuser und Gehöfte. Alles ohne Pumpen, nur durch Eigendruck, ermöglicht durch die relativ hoch liegende Quelle und des oberhalb des Dorfes gelegenen Wasser-Reservoirs. Den einzelnen Haushalten wurde keinerlei Wasserpfennig abverlangt, nur die Zuleitungsrohre und das Installieren vom Hauptanschluss im Dorf zu den Höfen mussten von den Inhabern beglichen werden.

Onkel Ludwig, der Schmiedemeister, hatte lange Jahre die Oberaufsicht über die Gesamtanlage dieser ortseigenen Wasserzufuhr; er, und später sein ältester Sohn Edwin, ebenfalls gelernter Schmied, sorgten dafür, dass die tief in den Boden hinein gebauten Wassertanks regelmäßig überprüft und von Zeit zu Zeit gereinigt wurden.

Jahrzehnte später, ich glaube, es war in den 1970er oder 1980er Jahren, wurde unsere Gemeinde gezwungen, künftig auf die Wasserzufuhr aus eigener Quelle zu verzichten und sich der staatlichen Überland-Wasserleitung anzuschließen. Warum? Weil staatliche Wasserfachleute behaupteten, das ortseigene Quellwasser sei verseucht und infolgedessen gesundheitsschädlich. Das wurde zwar von den Dörflern lange Zeit bezweifelt, aber es blieb ihnen nichts anderes übrig; sie mussten künftig für das (staatlich verordnete) Wasser zahlen, sofern sie keine eigenen Brunnen8 hatten.

Man verwies in diesem Zusammenhang auf den alten, schon lange aufgelassenen Steinbruch am Paradies. Dort hatte man wegen des starken Grundwassers seit langem keine weiteren Steine mehr brechen können. Die Grube wurde daraufhin jahrzehntelang als Mülldeponie benützt. Ich kann mich noch gut erinnern, dass in meiner Kindheit und Jugend dort alles entsorgt wurde, was man sonst nicht mehr verwenden konnte: Ausgetretene Schuhe, von Motten zerfressene Matratzen, verrostete Eimer, Reste von ruinösen Mauern etc. pp. Von getrenntem Müll und dessen Abtransport durch die Kreisbehörde war noch lange keine Rede. Man wusste es nicht anders, und das riesige Steinbruchloch am Paradies