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Michael Junge

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Beschreibung

Seit Juni 2018 erlerne ich das Handwerk des Schreibens in einer Fernschule. Die ersten 12 Monate bestehen aus dem Grundkurs, das folgende Jahr liegt im Schwerpunkt Belletristik. Jeden Monat endet das Lehrheft mit einer Einsendeaufgabe, die von meiner Fernlehrerin bewertet wird. Neben einigen Zwischenaufgaben, möchte ich die Ergebnisse des Grundkurses durch dieses Buch teilen. Ein weiteres Buch, das die Aufgaben der Belletristik beinhaltet, wird in den Jahren 2019 und 2020 hinzukommen.  

Viel Spaß beim Lesen und Kommentieren. Ich freue mich über Rückmeldungen.

Michael

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Michael Junge

In der Schreibschule

Grundkurs - Schreiben - Ein Handwerk erlernen

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Einleitung

Da die Vorstellung meiner Person, in meiner ersten Einsendeaufgabe verarbeitet ist, rede ich hier nicht lange um den heißen Brei herum. Die folgenden Texte sind Übungen und Einsendeaufgaben, die ich während meines ersten Jahres im Grundkurs der Schreibschule verfasst habe. Ich freue mich, dass ihr mich beim Erlernen des Autorenhandwerks durch kleine Szenen, Kurzgeschichten und Text-Auszüge hindurch begleitet und bin gespannt, auf eure Rückmeldungen.

 

 

© Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Sämtliche Personen und Handlungen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.

 

Michael Junge

GRKU 1 - Einsendeaufgabe - Warum ich schreiben lernen will

 

Warum ich schreiben lernen will

 

Aufgabe: Stellen Sie sich ihrem Fernlehrer vor.

 

Nun ist es also soweit. Etwas Großes steht ins Haus. Jedoch nichts Physisches wie etwa ein riesiges Paket, das die Tür blockiert und mich am Verlassen der Wohnung hindert, nein, ich rede von der ersten Einsendeaufgabe meines Studienganges Belletristik. Nachdem ich eine Weile auf den blinkenden Cursor schaute und mich fragte, ob er stets im selben Rhythmus blinkte, rieb ich mir mit den Händen übers Gesicht und rief mir das Gelernte in Erinnerung.

Michael Junge, 1976 in Velbert geboren. Nach dem Gymnasium machte ich eine Lehre im Fotofachhandel, bevor es mich 1998 zu einem amerikanischen Logistikunternehmen und in meine neue Heimat Viersen zog.

So sollte solch eine Übung in keinem Fall beginnen, wie ich dem Lehrmaterial entnahm. Da Sie es aber schon wissen, kann ich Ihnen direkt erklären, wieso ich den Schritt ihn Ihre Schreibschule wage. Dazu muss ich sagen, dass diese letzte Aufgabe mindestens genauso spannend für mich ist wie der eine winzige, doch grandiose Moment im Januar 2012, als ich mein erstes Werk veröffentlichte. Das Ganze überrumpelte mich damals aus heiterem Himmel in der Bahn. Meine zwei Kollegen langweilten sich, während ich in einen Fantasy-Roman vertieft war. Schließlich fragte mich Andrea, was ich da lesen würde und worum es gehe. Ich legte das Buch zur Seite und begann zu erzählen. Beide waren so fasziniert, dass ich in den folgenden Tagen nur noch die Hälfte der Fahrzeit lesen durfte und die andere berichten musste. Andrea schlug vor, ich solle doch selbst ein Buch schreiben, da ich so wunderbar erzählen könne. Ich! Dass ich nicht lache! Zu Schulzeiten focht ich stetig einen aussichtlosen Kampf mit meinen Deutschlehrern. Wir waren nie einer Meinung und das bescherte mir meist ein ‚ausreichend‘ auf dem Zeugnis. Da ich innerlich jedoch überschäumte vor Ideen, wollte ich es versuchen. Eine Plattform in Internet, auf der man seine geistigen Ergüsse publizieren durfte, war schnell gefunden. Die Fantasy-Geschichte schrieb sich fast von selbst und ich war froh, dass diese ganzen verrückten Ideen endlich aus meinem Kopf heraus aufs virtuelle Papier gebannt wurden. Dann kam der große Moment, den ich mit dem Einsenden der ersten Aufgabe hier vergleiche: Ich drückte den Knopf ‚Veröffentlichen‘ und wartete.

Bereits am nächsten Tag gab es viele Kritiken, die ich nach guten, konstruktiven und unsinnigen sortierte. Den Kritikpunkt, meine Charaktere wären platt und leblos, nahm ich mir besonders zu Herzen und versuchte, in der Fortsetzung eine Verbesserung zu erzielen.

Seither habe ich über bookrix, createspace und kdp publiziert. Dreizehn Bücher im Gay-Fantasy und Gay-Crime-Bereich unter zwei Pseudonymen sind erschienen und unterhalten die Leser. Nun geht es mir darum, meine Techniken auszubauen, das Handwerk des Schreibens von Grund auf zu erlernen und tiefer zu ergründen.

Wenn ich mir diese ganzen roten Markierungen in meinem Worddokument nun anschaue, denke ich, dass ich den Teil, in dem ich den Kritiker erst einmal in den Urlaub schicken und drauflosschreiben sollte, schon mal recht gut umgesetzt bekommen habe. Jetzt werde ich mir den Text noch einmal durchsehen und dann darf mein Lebensgefährte, der mir seit über zwanzig Jahren mit Rat und Tat zur Seite steht, noch seine Kritik äußern. Keines meiner Manuskripte geht in den Verkauf, ohne dass er es abgenickt hat, müssen Sie wissen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich auf eine gute Zusammenarbeit.

GRKU 1 - Auf der Suche nach dem Detail, das nur einem fokussierten Beobachter auffällt

 

Aufgabe: Gehen Sie raus und nehmen an einer alltäglichen Szene teil. Beobachten Sie genau und finden das eine Detail, das das nur einem fokussierten Beobachter auffällt.

 

 

Auf der Suche nach dem Detail, das nur einem fokussierten Beobachter auffällt

 

Noch immer herrschten tropische Temperaturen. Das Thermometer zeigte stolze sechsunddreißig Grad. Mir graute davor, die nur zehn Grad kühlere Wohnung zu verlassen, doch musste ich in meinem Studienbrief weiterkommen. Die Aufgabe lautete, sich einen belebten Platz zu suchen, zu beobachten und dabei das eine feine Detail aufzuspüren, was nur dem aufmerksamen Beobachter auffiel. Ich verließ das Haus und stieg ins aufgeheizte Auto. Hier stand die Temperaturanzeige sogar auf achtunddreißig Grad. Die Klimaanlage regulierte ich auf niedrigste Stufe und fuhr los. Nach der nur fünfzehnminütigen Fahrt, bei welcher die Klimaanlage alle Mühe hatte, den Innenraum herunter zu kühlen, parkte ich den Wagen auf einem Öffentlichen Parkplatz im Schatten. Ich schlenderte durch die Innenstadt und suchte einen geeigneten Platz für meine Übung. Eines der Cafés hatte riesige schwarze Sonnenschirme aufgespannt. Vier von den etwa zwanzig Tischen waren bereits belegt, doch ich ergatterte noch einen Schattenplatz. Der südländisch aussehende Keller kam an meinen Tisch und ich bestellte einen schwarzen Kaffee bei ihm. Grieche oder Italiener vermutete ich seine Abstammung. Er war schlank, jungen und attraktiv. Auf der Nase saß eine moderne schwarze Brille. Ich hatte bei dem Wetter tatsächlich einen Kaffee bestellt. Aber man sagte, man solle gerade bei diesen Temperaturen zu heißen Getränken greifen. Warum das so ist, weiß ich nicht, doch zeigte mir die Erfahrung der letzten Jahre, dass es funktionierte, auch wenn mein Köper um ein Kaltgetränk bettelte. Am besten einen Liter Wasser und zwar über den Kopf. Ich lehnte mich zurück und sah mir die anderen Gäste genauer an. Der Fokus richtete sich sogleich auf einen älteren Herrn in einem Muskelshirt. Er trug eine dunkle Sonnenbrille und einen Schnäuzt. Die Goldkette um seinen Hals sprang mir regelrecht ins Auge. Als er erzählte, was für ein riesiges Haus sie damals gehabt hatten, mit einem Swimmingpool und so vielen Zimmern, dass sie eigentlich immer Gäste dagewesen sein, fragte ich mich, warum er nun alleine mit seinem Bier in einem Café saß und die anderen Gäste an den Nachbartischen unterhielt. Schwimmer sei er gewesen, erfuhr ich, deutscher Jugendmeister sogar. Nun sei er zweiundsiebzig aber immer noch fit, da er nie ungesund gelebt habe, berichtete er dem alten Ehepaar am Nachbartisch und zog an seiner Zigarette. Nie ungesund gelebt? Angezogen von dem Bier, schwirrte einen Wespe immer wieder um ihn herum und ließ sich auch von seinen Schlägen nicht beirren. Die Dame am Nebentisch wurde zugleich nicht müde, ihm mitzuteilen, dass er nicht nach dem Tier schlagen solle.

Der Kellner brachte meinen Kaffee und grinste breit, als er zu dem Helden, wie ich ihn im Geiste kurzerhand benannte hatte, hinübersah. Anschließend verschwand er wieder im Inneren des Cafés. Als ich den ersten Schluck nahm, fiel mein Blick auf den Herrn des älteren Ehepaars. Er trug einen sandfarbenen Hut, wie man ihn von Tropenwanderungen kannte. Zwischen seinen Lippen hielt er eine Zigarre gepresst. Ob sie gerade angezündet oder erloschen war, machte keinen Unterschied, die Zigarre blieb an Ort und Stelle. Ob er zuhörte oder selbst redete.

Eine Windbö rief einen lautstarkes Aufatmen untern den Gästen hervor. Die Schirme stemmten sich klappernd dem Wind entgegen und eine kleine Tafel, auf der das Tagesmenü mit bunter Kreide geschrieben stand, fiel aufs Pflaster. Stielkotelett mit Pommes und Salat, 7,90 Euro stand dort geschrieben. Stielkotelett? Was sollte das sein? Nicht doch etwas das, was ich mir darunter vorstellte, oder? Ein Kotelett am Stiel?