In der Zentral-Telegrafenstation zu Berlin - George Hiltl - E-Book

In der Zentral-Telegrafenstation zu Berlin E-Book

George Hiltl

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Beschreibung

Die Zentral-Telegrafenstation zu Berlin vereinigt die Drähte von 96 Leitungen in ihrem Apparatsaal und hier konzentriert sich die Verbindung mit allen diesen Punkten und von ihnen aus mit der ganzen zivilisierten Welt. Der Autor beschreibt in diesem zeitgenössischen Beitrag ausführlich die technische Anlage und die Organisation der Telegrafenstation.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Zeitreisen

– Beiträge zur Kultur- und Technikgeschichte –

In der Zentral-Telegrafenstation zu Berlin

Herausgegeben von Ronald Hoppeedition.epilog.de

Für diese Ausgabe wurden die Originaltexte in die aktuelle Rechtschreibung umgesetzt und behutsam redigiert. Längenangaben und andere Maße wurden gegebenenfalls in das metrische System umgerechnet.

In der Zentral-Telegrafenstation zu Berlin

Von George Hiltl

Die Gartenlaube • 1867

Sömmering, der berühmte Arzt und Naturforscher, war es, der vor nunmehr fast sechzig Jahren die erste Idee zu den elektrischen Telegrafenleitungen gab. Vierundzwanzig Jahre später erfand Morse seinen noch heute fast unübertroffenen Apparat und bald zogen nun England, Amerika, Frankreich, Holland, Belgien, in Deutschland Preußen, dann Österreich die elektrischen Drähte durch ihre Gefilde. Am längsten blieb Spanien zurück, aber heute ist die Verbindung aller Länder durch den wahrhaft göttlichen Funken hergestellt.

Eine der größten und bedeutendsten dieser elektrischen Werkstätten ist die Zentral-Telegrafenstation zu Berlin in dem großen, aus roten Backsteinen erbauten Hause, welches die Ecke der Französischen und Wallstraße bildet. Mitten im Verkehr und Gebrause der Stadt und des Geschäftslebens arbeiten hier die Apparate und deren Leiter nach allen Weltgegenden hin, und unter dem Pflaster der von Karossen, Reitern, Müßiggängern, Gaffern und Arbeitsamen durcheilten Straße fahren an ihren Drähten die Wortblitze hin. Die Zentral-Telegrafenstation zu Berlin vereinigt die Drähte von 96 Leitungen in ihrem Apparatsaal und hier konzentriert sich die Verbindung mit allen diesen Punkten und von ihnen aus also mit der ganzen zivilisierten Welt.

Wir betreten das hohe Erdgeschoss des Gebäudes und befinden uns in dem Annahmebüro für die Depeschen. Ein großer, saalartiger Raum ist zur Hälfte von Pulten eingenommen, hinter denen die fungierenden Beamten ihren Platz haben. Sobald der Beamte den Wortlaut der Depesche schriftlich in den Händen hat, wird die Depesche in eine lederne Hülse gesteckt und diese Hülse in eine mit verschließbarem Ausläufer versehene Röhre getan, auf welche von unten her das Mundstück eines großen Blasebalges trifft. Hat der Verschluss die Depesche aufgenommen, so gibt der Beamte ein Klingelzeichen, hierauf erfolgt eine Antwort ebenfalls durch die Klingel, dass man sein Zeichen vernommen habe, alsdann tritt der Beamte den Blasebalg und durch den ausströmenden Luftdruck wird die in der ledernen Hülse befindliche Depesche fünfzig Fuß hoch in den im dritten Stock des Hauses gelegenen Apparatsaal getrieben und von hier aus nach ihrem Bestimmungsort befördert. Die im Stations- oder Apparatsaal für Berlin ankommenden Depeschen werden ebenfalls durch eine Röhre in die tiefer liegende Expedition befördert und von hier aus durch den bereitstehenden Boten an die Adressen gesendet.