Ingenieure des Kosmos - Clifford D. Simak - E-Book

Ingenieure des Kosmos E-Book

Clifford D. Simak

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Beschreibung

Aufbruch in die Zukunft

Auf ihrem Weg zum Pluto macht die Besatzung der Space pup eine ungewöhnliche Entdeckung: sie finden ein antriebslos dahintreibendes Schiff. An Bord ist eine junge Frau, Caroline Martin, die fast tausend Jahre lang in Stasis zugebracht hat. Doch das ist erst der Beginn der ungewöhnlichen Reise der Space pup, denn Caroline ist in der Lage, telepathischen Kontakt zu einer außerirdischen Spezies aufzunehmen, die sich selbst als Ingenieure des Kosmos bezeichnet. Sie haben schlechte Nachrichten für die Menschen: das Universum steht kurz davor, mit einem anderen zu kollidieren, was fatale Folgen für alle seine Bewohner hätte. Einzig die Menschen, die das Denken noch nicht vollständig den Maschinen überlassen haben, könnten kreativ genug sein, den Zusammenstoß zu verhindern. Und so bricht die Space pup ins All auf …

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Seitenzahl: 201

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CLIFFORD D. SIMAK

INGENIEURE

DES KOSMOS

Roman

Das Buch

Auf ihrem Weg zum Pluto macht die Besatzung der Space pup eine ungewöhnliche Entdeckung: sie finden ein antriebslos dahintreibendes Schiff. An Bord ist eine junge Frau, Caroline Martin, die fast tausend Jahre lang in Stasis zugebracht hat. Doch das ist erst der Beginn der ungewöhnlichen Reise der Space pup, denn Caroline ist in der Lage, telepathischen Kontakt zu einer außerirdischen Spezies aufzunehmen, die sich selbst als Ingenieure des Kosmos bezeichnet. Sie haben schlechte Nachrichten für die Menschen: das Universum steht kurz davor, mit einem anderen zu kollidieren, was fatale Folgen für alle seine Bewohner hätte. Einzig die Menschen, die das Denken noch nicht vollständig den Maschinen überlassen haben, könnten kreativ genug sein, den Zusammenstoß zu verhindern. Und so bricht die Space pup ins All auf …

Der Autor

Clifford D. Simak, geboren 1904 in Millville, Wisconsin, arbeitete nach dem Studium bis zu seiner Rente 1976 als Zeitungsjournalist. Seit er als Kind die Romane von H. G. Wells gelesen hatte, interessierte Simak sich für die Science-Fiction. Er begann Anfang der Dreißigerjahre, seine ersten Science-Fiction-Kurzgeschichten in den Magazinen von Hugo Gernsback, vor allem in Wonder Stories und später in Astounding

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Titel der Originalausgabe

COSMIC ENGINEERS

Aus dem Amerikanischen von Rainer Eisfeld

Überarbeitete Neuausgabe

Mit freundlicher Genehmigung von Otis Kline Assoc, Inc.

Copyright © 2017 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

»… abgesehen von Ihren Anweisungen müssen Sie zu jeder Zeit empfänglich für, vorbereitet auf und handlungsfähig entsprechend allem Nachrichtenmaterial sein, das Sie aus irgendwelchen Quellen erreicht, obgleich es Sie bis an die Grenzen des Sonnensystems führen könnte – vielleicht sogar bis zum äußersten Rand des Universums …«

Auszug aus dem INTERPLANETAREN REPORTERHANDBUCH

1. Kapitel

Herb Harper drehte das Radio an, und eine Milliarden von Meilen entfernte Stimme befahl: »Polizeikreuzer 968! Achtet auf Frachter Vulcan, Terra-Venus-Route. Durchsucht das Schiff nach Rauschgift. Man vermutet, dass es …«

Herb holte einen anderen Sender. Die Stimme des bekannten Ansagers Tim Donovan krächzte:

»Tommy Evans wird seinen Abflug zum Alpha Centauri um einige Tage verschieben müssen. Die Solare Verkehrskommission behauptet, einige Konstruktionsfehler an seinen neuen Generatoren entdeckt zu haben. Tommy besteht jedoch darauf, dass er mit ihnen bis auf Überlichtgeschwindigkeit beschleunigen kann. Dennoch ist der Befehl an ihn ergangen, sein Schiff zum Mars zurückzufliegen, damit es vor dem Start von Technikern geprüft werden kann. Tommy, jetzt auf Pluto, hat alles zu seinem Flug in den transsolaren Raum vorbereitet, und nach den letzten Informationen traf er keine Anstalten, dem Befehl der Kommission zu gehorchen. Seine Anhänger bezeichnen den Befehl als Vorwand und behaupten, es seien politische Gründe dabei im Spiel …«

Herb schaltete den Apparat aus und ging auf die Tür zu, welche die Aufenthaltsräume der Space pup vom Kontrollraum trennte.

»Hast du's gehört?«, fragte er. »Vielleicht sehen wir den Jungen auf Pluto.«

Gary Nelson, der an seiner schwarzen Pfeife sog und gerade eine Wolke stinkenden Rauches von sich blies, sah ihn wild an.

»Wer will diesen ruhmsüchtigen Burschen schon sehen?«, fragte er verächtlich. »Seit wir vom Saturn abgeflogen sind, haben wir von Donovan nichts gehört als ›Tommy Evans hier, Tommy Evans da‹!«

Herb starrte seinen schmächtigen Kameraden verblüfft an.

»Schätze, dich hat das Raumfieber erwischt«, vermutete er. »In den letzten Tagen bist du wie ein bissiger Hund herumgelaufen.«

»Wer würde hier nicht das Raumfieber kriegen?«, schnappte Gary, wobei er auf die Sichtscheiben wies. »Rund herum nichts als diese ewige Schwärze, nur unterbrochen von kleinen, glitzernden Punkten. Man rast mit Hunderten von Sekundenmeilen dahin und fragt sich nach jeder Stunde, ob man sich überhaupt vorwärts bewegt hat. Und von draußen drückt und drängt der Weltraum, verhöhnt dich, versucht ins Schiff zu gelangen …«

Er brach ab und ließ sich in den Pilotensessel fallen.

»Wie wär's mit einem Schachspiel?«, fragte Herb.

Gary fuhr herum und fauchte ihn an:

»Hör mir bloß mit Schach auf, Mensch, sonst kannst du aber was erleben. Dann werf' ich dich mal raus, damit dein Gehirn ein bisschen abkühlt.«

»Und ich dachte, es würde dich beruhigen«, seufzte Herb.

Er ging durch den Kontrollraum und stellte sich neben Gary, wobei er durch die Sichtscheibe hinausblickte.

»Alles in Ordnung?«, fragte er.

»Was sollte wohl nicht in Ordnung sein?«, brummte Gary. »Nicht mal einem Meteor sind wir begegnet. Man kann nur rumsitzen und aufpassen. Und nicht mal das wäre nötig, denn wozu ist schließlich die Robot-Steuerung da?«

Das sanfte Brummen der Geosektoren erfüllte das Schiff. Kein anderes Geräusch war vernehmbar, und es schien, als stünde das Schiff bewegungslos im All. Weit rechts drehte sich Saturn durch den Raum, eine goldene, leuchtende Scheibe mit dünnen, hellen Ringen. Pluto dagegen war nur ein kleiner Lichtfleck, ein wenig links voraus. Die drei Milliarden Meilen entfernte Sonne konnten sie von hier aus nicht sehen.

Mit nahezu tausend Sekundenmeilen Geschwindigkeit näherte sich die Space pup ihrem Ziel: Pluto. Die Geosektoren, welche die Raumkrümmung selbst beeinflussten, schleuderten das kleine Schiff mit einer Geschwindigkeit durch diese unendliche Leere, von der man hundert Jahre zuvor höchstens geträumt hatte.

Und wenn ihn die Solare Verkehrskommission nicht hinderte, war Tommy Evans jetzt bereit, seinen Versuchsflug zu wagen, das Sonnensystem zu verlassen und den nächsten Stern anzufliegen – 4,29 Lichtjahre entfernt. Unter Benutzung seiner verbesserten elektro-gravatischen Geodeflektoren würde er die Lichtgeschwindigkeit überschreiten, würde damit etwas erreichen, das wenige Jahrhunderte zuvor von den gelehrtesten Männern für unmöglich erklärt worden war.

Der Raumschreiber in der Ecke begann zu ticken und zu klappern, erwärmte sich unter dem Impuls der Sendung, die vor Stunden in drei Milliarden Meilen Entfernung ausgestrahlt worden war.

Langsam und schwerfällig begannen die Tasten zu pochen:

An Nelson, Space pup, auf dem Flug zum Pluto. Vermuten, Evans wird ohne Genehmigung der SVK zum Centaurus starten. Anfliegt Pluto Höchstgeschwindigkeit. Handelt sofort. Sehr wichtig. Tempo. Grüße. Evening Rocket.

Die Maschine stoppte. Herb sah Gary an.

»Vielleicht hat Evans doch noch Mumm«, hoffte dieser, »und zeigt der SVK, was er von ihr hält.«

Herb grunzte. »Hinter ihm herjagen werden sie bestimmt nicht.«

Gary saß schon vor dem Sender und drehte den Schalter. Das Summen der elektrischen Generatoren begann das Geräusch der Geosektoren zu übertönen, als jene die notwendige Kraft lieferten, um einen Energiestrahl bis zur Erde zu jagen.

»Nur eines stört an dieser Methode«, brummte Gary dabei. »Sie dauert zu lange und benötigt zuviel Energie. Ich wünschte, jemand würde einen Weg ausfindig machen, um die kosmischen Strahlen als Träger zu benutzen.«

»Dr. Kingsley beschäftigt sich auf Pluto mit einer Menge Sachen«, erklärte Herb. »Wenn er nur darüber sprechen würde, hätten wir mehr als einen Bericht für unsere Zeitung.«

Das gleichmäßige Summen der Dynamos zeigte an, dass der Apparat jetzt sendebereit war. Gary wandte sich ihm zu, und seine Finger begannen auf den Tasten zu tanzen. Er schrieb:

An Evening Rocket, Erde. Wenn Evans noch auf Pluto, nehmen wir sofort Fühlung auf. Falls nicht, senden wir Artikel über seinen Flug. Hier nichts zu berichten. Wetter gut. Herb ließ letztes Quart Whisky fallen und zerbrach es. Wie wär's mit einer Gehaltserhöhung?

»Das letzte«, grinste er dann, »wird sie auf die Palme bringen.«

»Du hättest das mit dem Scotch nicht hinzuzufügen brauchen«, murrte Herb. »Er rutschte mir einfach aus der Hand.«

»Natürlich«, bestätigte Gary sanft. »Er rutschte dir einfach aus der Hand, krachte auf eine Stahlplatte und war futsch. In Zukunft verwalte ich die Getränke, und wenn du was haben willst, fragst du mich gefälligst.«

»Vielleicht hat Kingsley irgendwas Flüssiges da«, hoffte Herb, »und schenkt uns eine Flasche.«

»In diesem Fall lässt du aber die Hände davon«, warnte ihn Gary.

Er stand auf und ging zum vorderen Teil des Schiffes, wobei er durch die Sichtscheibe hinausblickte.

»Wenn der Alte glaubt, mir noch mehr solche sonderbaren Aufgaben aufhalsen zu können«, sagte er dabei, »dann hat er sich aber schwer geirrt. Sobald wir zurück sind, werde ich zu ihm gehen und ihn bitten, mir mein altes Grundstück am Raumhafen zurückzugeben, wo ich mich für den Rest meines Lebens niederlassen werde. Dort werde ich dann die startenden und landenden Schiffe beobachten und jedes Mal niedersinken, den Boden küssen und meinem Schöpfer auf den Knien danken, dass ich nicht drin sitze.«

»Er bezahlt uns aber nicht schlecht«, hielt ihm Herb entgegen. »Unsere Bankkonten zu Hause haben einen ganz schönen Umfang angenommen.«

Gary tat so, als höre er ihn überhaupt nicht.

»›Kennen Sie sich in Ihrem Sonnensystem aus‹«, zitierte er. »An jedem Sonntag ein Spezialbericht im Evening Rocket. Text von Gary Nelson, Bilder von Herbert Harper. Unerschrockene Reporter setzen sich wagemutig den Gefahren des Weltalls aus, um Ihnen ein echtes Bild der Verhältnisse auf den Planeten des Solarsystems zu zeichnen. Ein Jahr allein im Raumschiff, berichten sie für die Leser des Rocket genauestens. Einzelheiten über das Leben im Weltenraum und auf den Planeten. Weißt du noch, wie sie sich einen abbrachen, um uns auch richtig herauszustellen? Ganzseitige Anzeigen mit allem Drum und Dran.«

Er spie aus.

»Dummes Zeug für Kinder«, sagte er verächtlich, wobei er seine Pfeife heftig gegen den Handrücken ausklopfte.

»Na ja«, wechselte Herb das Thema, »bald sind wir ja auf Pluto. Noch ein paar Tage, und wir haben es geschafft. Sie haben jetzt dort draußen eine Treibstoffbasis, außerdem Radioverbindung und Dr. Kingsleys Laboratorien.«

Gary ging zu dem Videoschirm und stellte ihn ein. »Sehn wir uns Pluto mal an«, sagte er dabei.

Der große, kreisförmige Schirm glühte auf. Darin schwamm das Bild des immer noch fast fünfhundert Millionen Meilen entfernten Pluto. Ein toter Planet, der matt im schwachen Licht der weit entfernten Sonne leuchtete. Ein Planet, über den der eisige Weltraum erbarmungslos herrschte, der tot gewesen war, lange bevor sich das erste Leben auf der Erde regte.

Das Bild war verschwommen, und Gary handhabte Skalen, um es schärfer zu bekommen.

»Warte«, rief Herb plötzlich. Seine Finger packten Garys Handgelenk.

»Dreh mal ein Stück zurück«, sagte er. »Ich sah dort draußen irgendetwas. Etwas, das ein Schiff zu sein schien. Vielleicht ist es Evans, der jetzt doch zurückkehrt.«

»Dann täte er mir leid«, erklärte Gary, drehte aber zurück. Undeutlich erschien ein kleiner Lichtfleck auf dem Schirm.

»Da«, keuchte Herb. »Noch ein wenig mehr, dann haben wir es.«

Der Lichtfleck erschien jetzt schärfer. Aber mehr als eben diesen Lichtfleck, als ein dünnes, leuchtendes Etwas im All konnte man wirklich nicht erkennen. Irgendein metallener Körper, der das Sonnenlicht einfing und reflektierte.

»Noch mehr Kraft auf die Generatoren«, rief Herb.

Schnell wuchs der Lichtfleck, nahm Form an. Gary drehte die Vergrößerung, bis das Etwas den gesamten Schirm ausfüllte.

Es war ein Schiff – und doch konnte es kein Schiff sein!

»Es besitzt keinen Raketenantrieb«, brachte Herb erstaunt hervor. »Wie kann es ohne Raketen starten und landen? Dazu kann man nicht die Geosektoren benutzen. Sie verzerren den Raum und würden das Innerste des Planeten nach außen kehren.«

Gary studierte das Objekt sorgfältig. »Es scheint sich nicht zu bewegen«, gab er bekannt. »Vielleicht ein wenig, aber nicht genug, um es festzustellen.«

»Ein Wrack«, vermutete Herb.

Gary schüttelte den Kopf. »Das erklärt noch nicht die fehlenden Düsen«, gab er zu bedenken.

Die beiden Männer hoben den Blick vom Schirm und sahen sich an.

»Der Alte befahl uns, so schnell wie möglich zum Pluto zu gelangen«, erinnerte Herb.

Gary drehte sich um und ging zu den Kontrollen zurück. Er ließ sich in den Pilotensessel fallen und schaltete die Robotsteuerung aus. Dann stellten seine Finger die Geosektoren ab und pumpten Treibstoff in die Raketenbrennkammern.

2. Kapitel

Das geheimnisvolle Raumschiff war jetzt nur noch wenige Meilen entfernt. Herb, der das Steuer übernommen hatte, lenkte die Space pup in einen sich stetig verengenden Kreis um das glitzernde Objekt, das hier zwischen Neptun und Pluto im Weltall schwebte.

Denn es war ein Raumschiff – daran konnte trotz der fehlenden Düsen kein Zweifel mehr bestehen. Unbeweglich hing es im Nichts, ohne irgendein Anzeichen von Leben, obgleich schwaches Licht durch die Sichtluken der vermutlichen Aufenthaltsräume schimmerte.

Gary kletterte in die Luftschleuse und schloss die innere Tür hinter sich. Er vergewisserte sich, dass die Pistolen sicher in den Holstern staken und überprüfte sorgfältig die Antriebsvorrichtung des Raumanzuges. Dann sprach er in das Helmmikrophon:

»Ich gehe jetzt, Herb. Mach den Kreis noch ein bisschen enger und pass gut auf. Wer weiß, was das für ein Ding ist.«

»Okay«, erklang Herbs Antwort in den Hörern. »Und bleib möglichst unbeschädigt.«

Gary öffnete die Außenluke; dann straffte er sich und stieß sich von der Schleuse ab. Ruhig schwebte er gleich darauf im Weltenraum, in einem Meer aus Nichts.

Seine behandschuhte Hand betätigte den Antriebsmechanismus, der an seiner Hüfte befestigt war, und die kleinen Raketen auf seinem Rücken spien dünne Strahlen blauweißer Energie, stießen ihn vorwärts, dem geheimnisvollen Schiff entgegen. Im Dahingleiten sah er, wie vor ihm die schimmernden Lichter der Space pup kreisten und gleich darauf aus seinem Gesichtsfeld verschwanden.

Eine Viertelmeile entfernt, stellte er den Antrieb ab und bewegte sich langsam weiter auf den Raumer zu. Dann trafen seine Magnetschuhe auf dessen Wand, hefteten sich daran fest, und gleich darauf stand er aufrecht.

Langsam arbeitete er sich zu einer der Luken vor, aus denen der feine Lichtschimmer hervordrang. Vorsichtig streckte er sich der Länge nach aus und spähte durch den zentimeterdicken Quarz. Das Licht war schwach, und er konnte nur wenig erkennen. Er sah keine Bewegung, kein Anzeichen, dass das Schiff bewohnt war. Im Zentrum der einstigen Aufenthaltsräume erblickte er eine breite, rechteckige Form, ähnlich einem großen Kasten. Sonst gelang es ihm nicht, irgendetwas ausfindig zu machen.

Er arbeitete sich zurück zur Schleuse und stellte erwartungsgemäß fest, dass sie geschlossen war. Er löste einen seiner schweren Magnetschuhe und stampfte gegen die Platten – doch vergeblich. Wenn irgendjemand in dem Schiff war, hörte er den Lärm entweder nicht oder schenkte ihm keine Beachtung.

Langsam entfernte er sich von der Luftschleuse und glitt auf die Sichtscheibe des Kontrollraums zu. Er hoffte, hier einen besseren Einblick in das Innere des Raumschiffes zu gewinnen. Beim Bewegen nahm er plötzlich eine seltsame Unregelmäßigkeit zur Rechten der Schleuse wahr, als ob – ja, als ob feine Linien in den Stahl der Hülle eingeätzt worden wären.

Er ließ sich auf ein Knie nieder und sah jetzt, dass eine einzige Linie unregelmäßiger Schrift in dem Metall erkennbar war. Er fuhr mit seiner behandschuhten Hand darüber und versuchte, die Buchstaben zu entziffern. Er mühte sich ab und erkannte schließlich, dass es eine einzige kurze Erklärung war. Wenn man mit Säure auf Stahl schreibt, fasst man sich notgedrungen kurz.

Die Schrift lautete:

Sichtscheibe des Kontrollraums unverschlossen.

Verblüfft las Gary die Worte nochmals; es erschien ihm kaum glaublich, was da vor seinen Augen stand. Aber es war dennoch da. Eine eindeutige Linie, mit einem eindeutigen Zweck geschrieben. Eine Anweisung, wie man sich Eintritt verschaffen konnte.

Er fühlte, wie ein Schauer seinen Körper überlief. Diese Schrift war in der Hoffnung eingeätzt worden, jemand möchte kommen und sie lesen. Aber – vielleicht kam er zu spät. Dieses Schiff sah alt aus. Seine Form, die Art, wie die Luken in die Hülle eingebaut waren – all das zeigte eine Bauweise, die schon vor Jahrhunderten als unmodern angesehen wurde.

Kalter Schauder beim Erkennen des Geheimnisses und die drohende Schwärze des Weltraums vereinigten sich zu einer psychischen Bedrückung, die an Garys Nerven zerrte. Er blickte empor, sah den metallischen Glanz lichtjahr-entfernter Sterne, die über ihn zu spotten schienen – über ihn und die Menschheit, die von interstellarer Raumfahrt träumte. Er schüttelte sich, versuchte die würgenden Finger der Furcht loszuwerden und suchte nach der Space pup. Der Anblick ihrer Lichter beruhigte ihn.

Schnell und doch vorsichtig legte er den Weg bis zur bezeichneten Sichtscheibe zurück. Er blickte in den Kontrollraum – und sah, dass es keiner war. Es war ein Laboratorium. Der enge Raum, der einst die Navigationsinstrumente beherbergt haben musste, zeigte jetzt keine Spur mehr von Kontrollskalen, Elektronenkalkulator oder Videoschirm. Stattdessen enthielt er lange Tische, bedeckt mit wissenschaftlichen Geräten, Reihen von Reagenzgläsern und Behältern – kurz, das notwendige Zubehör eines wissenschaftlichen Labors.

Die Tür, die zu den Aufenthaltsräumen führte, war geschlossen. Alle Instrumente und Flaschen waren sorgfältig geordnet und weggestellt, als hätte jemand aufgeräumt, bevor er diesen Ort endgültig verließ.

Er zerbrach sich vergeblich den Kopf. Das Fehlen des Raketenantriebs, die Anzeichen jahrhundertelangen Alters, die eingeätzte Schrift bei der Luftschleuse, das Laboratorium im Kontrollraum – zu welchem Schluss konnte es führen?

Er stützte sich auf die Wand des Schiffes und schlug gegen die Scheibe, doch ohne sichtbaren Erfolg. Das Fehlen der Schwerkraft und die Unmöglichkeit, sich sicher festzuhalten, machten die Aufgabe schwierig. Er richtete sich auf und hämmerte mit seinen Schuhen gegen den Quarz, aber die Scheibe bewegte sich nicht.

Als letzte Möglichkeit hätte er sich mit den Pistolen einen Weg ins Innere des Schiffes öffnen können. Aber das würde eine lange, mühevolle Arbeit bedeuten – und außerdem wäre eine gewisse Gefahr damit verbunden. Es müsste doch eigentlich einen leichteren und sichereren Weg geben, sagte er sich.

Und plötzlich fiel ihm dieser Weg ein, aber er zögerte, denn auch der war gefährlich. Er könnte sich gegen die Scheibe stemmen, den Raketenantrieb seines Anzuges einschalten und seinen Körper als Rammbock benutzen, um die widerspenstigen Scharniere zu überwinden.

In dem Augenblick jedoch, in dem er den Antrieb zu stark aufdrehte, würde sein Körper zu Brei gequetscht werden.

Er schob den Gedanken beiseite, legte sich flach gegen die Scheibe und faltete die Hände unter dem Körper, so dass seine Finger in dem Kontrollmechanismus lagen. Dann drehte er langsam die Knöpfe. Die Raketen stießen an seinem Körper, warfen ihn gegen den Quarz. Er stellte den Antrieb ab. Für einen Augenblick hatte es geschienen, als gäbe die Scheibe ein wenig nach.

Er atmete tief ein und drehte die Knöpfe erneut. Wieder wurde sein Körper gegen den Quarz gedrückt – und dann gab die Scheibe plötzlich nach, und schwang nach innen, so dass er in den Raum stürzte. Wild riss er an den Knöpfen, und die Raketen schwiegen. Und schon schlug er hart auf den Fußboden auf, dass sein Helm krachte.

Taumelig und schwankend kam er auf die Beine. Das leise Zischen entweichender Luft drang an seine Ohren. Unsicher machte er ein paar Schritte, warf die Scheibe wieder zu. Sie schloss sich mit einem Knall, von der entweichenden Luft tief in ihre Fassung getrieben.

Ein Stuhl stand neben dem nächsten Tisch, er ließ sich darauf fallen, immer noch schwindelig von seinem Sturz. Er schüttelte den Kopf, und es wurde klarer vor seinen Augen. Er konnte wieder denken.

Es gab Atmosphäre hier. Das bedeutete, dass der Generator immer noch arbeitete, ebenso das künstliche Schwerefeld.

Er öffnete vorsichtig seinen Helm und atmete gleich darauf in vollen Zügen die frische, reine Luft ein, wesentlich besser als die in seinem Anzug.

Gary warf den Helm zurück. Unter der Einwirkung der frischen Luft wurde sein Kopf rasch klar.

Er sah sich in dem Raum um und bemerkte, dass auch ein Teil der Laborausstattung altmodisch und überholt war. Das passte zu dem Bild, das er sich gemacht hatte.

Ein gerahmtes Dokument hing über einem Wandschrank. Er stand auf und trat näher heran, um es zu betrachten. Es war ein Diplom der marsianischen Universität Alkatoon, einer der bekanntesten Universitäten des Roten Planeten. Das Diplom war einer gewissen Caroline Martin ausgestellt.

Gary las den Namen ein zweites Mal; irgendwie kam er ihm bekannt vor. Doch wie und wo er ihn gehört hatte, welche Ereignisse damit verbunden waren, das wollte ihm nicht einfallen.

Caroline Martin.

Ein Mädchen, das ein Diplom in dieser Kabine hinterlassen hatte, ein letztes Überbleibsel vergangener Jahre. Er beugte sich vor und suchte das Datum auf dem Dokument – und dann stieß er einen leisen Pfiff aus. 5976! Vor tausend Jahren ausgestellt.

Vor tausend Jahren! Und Caroline Martin – wenn sie dieses Diplom hier hinterlassen hatte, wo war sie jetzt? Was war ihr zugestoßen? Hatte sie in irgendeiner Ecke des Sonnensystems den Tod gefunden? Vielleicht gar in diesem Schiff?

Er drehte sich um und ging auf die Tür zu, die zu dem Aufenthaltsräumen führte. Seine Hand stieß sie auf, er ging noch einen Schritt über die Schwelle und dann hielt er an.

In der Mitte des Raumes stand der rechteckige Kasten, den er durch die Luke erblickt hatte. Aber – es war kein Kasten, sondern ein Tank, mit schweren Stahlklammern am Boden befestigt.

Er war mit einer grünlichen Flüssigkeit gefüllt, und in ihr lag – eine Frau. Eine Frau, in metallisch schimmernde Gewänder gekleidet, die im Lichtschein einer Radiumbirne über dem Tank funkelten.

Verblüfft und atemlos kam Gary näher heran, blickte in den Tank, sah durch die grüne Flüssigkeit das Gesicht der Frau. Ihre Augen waren geschlossen, und lange, schwarze Wimpern hoben sich von der Blässe ihrer Wangen ab. Über ihrer hohen Stirn lagen lange Flechten schwarzen Haares. Die schmalen Augenbrauen trafen sich fast über der zierlich geformten Nase. Ihr Mund schien eine Idee zu groß, und eine Andeutung von Adel lag in den roten Lippen. Die Arme waren entlang ihren Seiten ausgestreckt, und das fließende Gewand bedeckte sie vom Kinn bis zu den Knöcheln.

Neben ihrer rechten Hand sah Gary eine Spritze, hell glitzernd trotz der grünen Flüssigkeit darüber.

Caroline Martin lautete der Name auf dem Diplom. Konnte diese Frau Caroline Martin sein? Sie sah so lebendig aus, als ob sie nur schliefe – und doch konnte sie nicht lebendig sein.

Gary trat von dem Tank zurück und entdeckte erst jetzt die daran befestigte Kupferplatte. Und wieder war eine Botschaft darin eingeätzt – eine Botschaft von dem Mädchen im Tank:

Ich bin nur scheintot. Leeren Sie den Tank durch Öffnen des Ventils. Benutzen Sie die Spritze im Arzneikasten.

Gary blickte durch den Raum, suchte die Hausapotheke, fand sie, blickte wieder auf den Tank und fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht.

»Unmöglich«, sagte er laut.

Wie im Traum stolperte er zu dem Arzneikasten. Die Spritze war da, und ihre Kanüle enthielt eine rötliche Substanz. Zweifellos eine Droge, um den Scheintod zu überwinden.

Er legte die Spritze zurück, ging zum Tank und fand das Ventil. Es war im Laufe der Jahre eingerostet und widerstand allen Anstrengungen seiner Hände. Mit seinem schweren Schuh schlug er es los, öffnete es mit nervösen Händen und beobachtete dann, wie die Flüssigkeit langsam sank.

Als sie fast ganz abgelaufen war, beugte er sich entschlossen über den Rand des Tanks und hob das Mädchen in seine Arme. Er zögerte einen Augenblick, dann trug er sie in das Laboratorium und legte sie auf einen der Tische. Die Flüssigkeit tropfte von ihrem Kleid und hinterließ eine feuchte Spur auf dem Boden.

Gary holte die Spritze, hob den linken Arm des Mädchens und erblickte ein paar kleine rote Punkte, die verrieten, dass die Nadel schon früher benutzt worden war.

Er schwitzte. Wenn er nur mehr über die Sache wüsste! Vorsichtig führte er die Nadel in eine Vene ein, drückte den Kolben herunter. Dann trat er zurück und wartete.

Nach Minuten tat sie den ersten, kurzen Atemzug. Fasziniert beobachtete er, wie sie wieder zum Leben erwachte, wie ihre Atemzüge stetiger wurden, ihre Augenlider zuckten, ihre rechte Hand sich bewegte.