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51 visionäre Stimmen – kluge Köpfe mit Haltung und Weitblick beleuchten die Innovationsthemen, die unsere Zukunft prägen: von KI und Digitalisierung, Gesundheit und Bildung bis hin zu erfolgreichem Innovationsmanagement, zukunftsweisenden Kompetenzen und wettbewerbsfähigem Unternehmertum. Lassen Sie sich von einer Vielzahl an Perspektiven inspirieren, die zeigen, wie Frauen die Transformation in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft vorantreiben. Dieses Buch ist unverzichtbar für alle, die die Zukunft aktiv mitgestalten möchten.
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Seitenzahl: 437
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Claudia Rankers Kerstin Rücker (Hg.)
Frauen schaffen Zukunft
„Erfolg geht nicht darum, wie viel Geld du verdienst; es geht darum, welchen Unterschied du im Leben der Menschen machst.“
Michelle Obama
© Fazit Communication GmbH
Frankfurter Allgemeine Buch
Pariser Straße 1
60486 Frankfurt am Main
Umschlag: Nina Hegemann
Satz: Jan W. Hofmann
Druck: UAB BALTO print, Vilnius
Printed in the EU
1. Auflage
Frankfurt am Main 2025
ISBN 978-3-96251-251-4
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, vorbehalten.
Frankfurter Allgemeine Buch hat sich zu einer nachhaltigen Buchproduktion verpflichtet und erwirbt gemeinsam mit den Lieferanten Emissionsminderungszertifikate zur Kompensation des CO2-Ausstoßes.
Die Herausgeberinnen
EINFÜHRUNG
VORWORT
VORWORT – ES KOMMT JETZT AUF ALLE AN, DIE ETWAS DRAUFHABEN
PROF. DR. YASMIN WEISS
MIKI YOKOYAMA
DR. ANNIKA VON MUTIUS und DR. LARISSA LEITNER
CLAUDIA RANKERS
KERSTIN RÜCKER
DR. KRISTIN KIRI TRIER
DR. DIANA TAUBERT
DR. MERIEM TAZIR und DR. MAIKE HORA
DR. KRISTINA WAGNER
PROF. DR. ANDREA TÜTTENBERG
PROF. DR. ISABELL WELPE NADJA BORN
KATRIN J. YUAN
ALEXA GORMAN
DR. ULRIKE TAGSCHERER
ANNA SOPHIE HERKEN
SVENJA LASSEN
PIA K. POHLMANN-DELBRIDGE
SIMONA DECKERS
MANUELA MATZ
MELANIE HACKLER
ASTRID KOHLMEIER
NATALIE KURZ
DR. KAROLINA SAUER-SIDOR
ANKE BRINKMANN
DR. BEATRIX FÖRSTER
DR. ANNE FRIEBEL
PD DR. CLAUDIA JANDECK
DR. KARIN VON BISMARCK
SANDRA BABYLON
DANIELA GRUMBACH
DR. EVA ELISA SCHNEIDER
ULI W. FRICKE
ALEXANDRA ALTMANN
RAMONA SWHAJOR
KATRIN TURVEY
SABINE MESLETZKY
NORMA DEMURO
DR. ANNABELLA BASSLER LEA EBERLE
KATHARINA ROEHRIG
NINA MÜLHENS
EVA KLEIN
BEATRIX BECKER
DR. SARAH MÜLLER
SANDRA BECKER
ÁGNES KOVÁCS
DIANA BOLLERADSZUHN ANNA MARIA KROHN
DANIELA MÜNDLER
ALEXANDRA BERAN
SARA KUKOVEC
TATSIANA AKHRYMENKA
KERSTIN ALTGASSEN
ZUKUNFTSWIRTSCHAFT HEISST FÜR MICH INNOVATION UND INNOVATION HEISST FÜR MICH NACHHALTIGKEIT
UNTERSTÜTZER:INNEN
KONTAKTE
IN DER REIHE „FRAUEN SCHAFFEN ZUKUNFT“ ERSCHIENEN
Claudia Rankers, Geschäftsführerin des Rankers Family Office und Ehrenvorsitzende des Landesfrauenrats Rheinland-Pfalz
Seit dem Jahr 2003 ist Claudia Rankers Inhaberin des Rankers Family Office, einem Multi Family und Unternehmer Office, das sich ganzheitlich um alle finanziellen, betrieblichen und privaten Belange seiner Mandant:innen kümmert. Sie und Kooperationspartner:innen schätzen die Unternehmerin als pragmatische Visionärin mit Einsatz, Kreativität, Know-how und Qualität. „Unternehmertum ist meine Leidenschaft!“, sagt sie. Claudia Rankers ist Expertin für Vermögensstrukturierung, Kapitalanlagen, Immobilienkäufe und Finanzierungen, Unternehmensgründungen, Kapitalbeschaffung, Wachstumsstrategien sowie für die Vorbereitung des Unternehmensverkaufs bzw. der Nachfolge. Als Diplom Bankbetriebswirtin, EFA European Financial Advisor, Certified Financial Planner (CFP), Certified Generation Advisor (CGA) und Certified Foundation and Estate Planner (CFEP) entwickelt sie individuelle Lösungen und Konzepte.
Vor der Unternehmensgründung war sie Direktorin und Führungskraft bei der Schweizer Bank UBS und der Deutschen Bank, bei der sie zuletzt eine Private Banking Einheit leitete, die für Spezialfonds und Anlagen von Unternehmen, Stiftungen und Verbänden verantwortlich war.
Seit 1994 engagiert sich Claudia Rankers ehrenamtlich für die Förderung von Frauen im Beruf und Unternehmen. 2014 wurde sie Vorstandsvorsitzende des Landesfrauenrats Rheinland-Pfalz. Ihr Erfolgsrezept: interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Sichtbarkeit von Role-Models, Best -Practices, Wissenstransfer und aktives Netzwerken sind weiterere Erfolgsfaktoren und liefern konkrete Ergebnisse.
2016 wurde sie in die Gründungsallianz und 2022 in das Start-up-Board des Wirtschaftsministeriums Rheinland-Pfalz berufen. Von 2022 bis 2024 war sie zudem Netzwerkpartnerin der Transformationsagentur Rheinland-Pfalz. Als Ehrenvorsitzende des Landesfrauenrats Rheinland-Pfalz kümmert sie sich seit 2022 um die Themen Finanzen, Wirtschaft, Nachhaltigkeit und Impact. Claudia Rankers hat unter anderem ein Unternehmerinnen- und ein Autorinnennetzwerk gegründet. Sie ist Initiatorin des bundesweiten Preises „Erfolgreiche Frauen im Mittelstand“, der 2025 zum vierten Mal in Kooperation mit Prof. Dr. Nadine Kammerlander von der WHU Otto Beisheim School of Management durchgeführt wurde (www.frauen-im-mittelstand.de). Mit den Büchern „Nachhaltigkeit – Frauen schaffen Zukunft“ in 2021, „Gründen – Frauen schaffen Zukunft“ in 2022, „Unternehmensnachfolge – Frauen schaffen Zukunft“ 2023 und „Werte – Frauen schaffen Zukunft“ in 2024 hat sie bereits über 200 engagierte Wissenschaftlerinnen und Unternehmerinnen eine Plattform geboten. 2021 wurde Claudia Rankers für 27 Jahre Ehrenamt mit dem Landesverdienstorden von Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.
Als Initiatorin, Herausgeberin, Autorin, Beirätin, Mentorin, Mitglied verschiedener Jurys und Beraterin bringt Claudia Rankers ihre Expertise und ihre Netzwerke operativ und im Ehrenamt ein. Sie ist regelmäßig als Referentin und Podiumsteilnehmerin sowie für Podcasts gefragt. Darüber hinaus ist sie Mitglied im Expert:innenbeirat vom CSR-Dialogforum, der Sustainability Academy von e-hoch-3 und Global Advisory Council der G100 als Advisory Member for Sustainable Development Goals (SDG). Mit allen Maßnahmen will Claudia Rankers Männer und Frauen im Mittelstand stärken, erfolgreiche Unternehmerinnen herausstellen und nachhaltige Unternehmensführung fördern.
Kerstin Rücker, Geschäftsführerin der Unternehmensberatung CO-STRIVE und Vorstandsvorsitzende von Social Business Women e. V.
Kerstin Rücker ist Expertin für Business Transformation und Führung, People Management und Organisationsentwicklung sowie soziale Nachhaltigkeit, Entrepreneurship und Diversity. Als ehemalige Strategieberaterin bei Accenture sowie HR-Direktorin und Verantwortliche für soziale Nachhaltigkeit eines internationalen Konsumgüterherstellers berät Kerstin Rücker heute mit ihrem Unternehmen CO-STRIVE Menschen und Organisationen in Themen des Wandels und der zukunftsfähigen Entwicklung. Werte- und Menschen-zentriertes Handeln stehen dabei im Mittelpunkt. Sie begleitet Unternehmen, Führungskräfte und Teams in der Strategieentwicklung, der Programmsteuerung und der erfolgreichen Umsetzung.
Kerstin Rücker ist Brückenbauerin, Initiatorin und Zukunftsgestalterin. Als Co-Herausgeberin der Buchreihe „Frauen schaffen Zukunft“ und mehrfache Autorin veröffentlicht sie in den Themenfeldern HR, Nachhaltigkeit, Werte und Hidden Champions im Haufe Verlag und bei Frankfurter Allgemeine Buch. Sie ist zudem als Speakerin tätig.
Als Gründungsmitglied und Vorstandsvorsitzende von Social Business Women e. V. engagiert sie sich auch ehrenamtlich für die Themen „Female Entrepreneurship“, „Gründung“ und die Stärkung des Wirtschaftsstandorts.
Ihr Ziel und ihre Passion sind, die Zukunftsfähigkeit von Menschen und Organisationen zu fördern. Innovation, Transformation und Weiterentwicklung sieht sie als wichtige Voraussetzungen für die Zukunftsfähigkeit und sie ist überzeugt: Mehr Wert(e)orientierung im Unternehmen erhöht die Wertschöpfung.
Innovationen sind die Basis für unseren zukünftigen Wohlstand, für Arbeitsplätze, die Kompensation des demografischen Wandels und für eine erfolgreiche Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei sind neben technischen insbesondere auch soziale Innnovationen relevant. Innovation ist kein Privileg einzelner Branchen oder Regionen – sie entsteht überall dort, wo Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Perspektiven und Talenten zusammenkommen.
Unternehmen und Organisationen, die dabei die Nachhaltigkeit integrieren, sind resilienter und erfolgreicher. Wirtschaftliche, soziale und ökologische Ziele sind maßgebliche Treiber des Fortschritts und des Erfolgs. Davon profitieren wir alle.
Die Buchreihe „Frauen schaffen Zukunft“ lebt von Vielfalt. In diesem Sinne vereint dieses Buch mehr als 50 Stimmen von Frauen, die mit ihren Ideen, Vorhaben und Unternehmen die Innovationslandschaft prägen – von Start-ups über den Mittelstand und Konzerne bis hin zu sozialen Initiativen. In einer Zeit, in der technologische Umbrüche, Klimawandel und Biodiversitätskrise, geopolitische Verwerfungen und gesellschaftlicher Wandel neue Lösungen verlangen, zeigen die Beiträge: Innovation hat viele Gesichter – und Frauen spielen dabei eine immer größere Rolle.
Die Autorinnen dieses Bandes gewähren bemerkenswert persönliche Einblicke in ihre Erfahrungen mit Innovation. Mit fundierter Praxisexpertise und klarer Haltung verfolgen sie ein gemeinsames Ziel: den Leserinnen und Lesern Mut zu machen, den Wandel aktiv mitzugestalten – nicht nur im Denken, sondern im konkreten Tun. Ihre Erfahrungen und Perspektiven stehen exemplarisch für den tiefgreifenden Wandel, den sie mitgestalten. Sie zeigen, welchen Impact Innovationen entfalten und welches Potenzial sie für die Zukunft bergen.
Ob Künstliche Intelligenz oder ökologische Nachhaltigkeit, ob Transformation von Geschäftsmodellen oder Prozessen, der Aufbau zukunftsorientierter Unternehmen oder der gelingende Einbezug von Mitarbeitenden. Die Beiträge spiegeln die komplexe Realität von Innovationsprozessen. Sie verdeutlichen, welchen Nutzen Leadership, Strategie und Impactorientierung stiften, wenn Innovation nicht Selbstzweck, sondern gesellschaftlicher Fortschritt sein will. Die Autorinnen beleuchten, welche Rahmenbedingungen es für kontinuierliche Innovationsprozesse braucht. Hier sind Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und das Finanzwesen gefragt.
Die thematische Bandbreite ist dabei ebenso beeindruckend wie relevant: von Raumfahrt und Robotik über Medizin, Gesundheit und Bildung, Investitionen und Finanzierung bis hin zu Kunst, Informatik und Ökosystem-Design. Die Beiträge beleuchten dringend benötigte Zukunftskompetenzen, internationale Perspektiven und den erfolgreichen Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft – stets mit einem klaren Blick auf Menschen, Prozesse und Strukturen, die handfeste Ergebnisse und nachhaltige Wirkung ermöglichen.
Dieses Buch ist eine Einladung, Innovation neu zu denken – und mit Freude zu handeln!
Was passiert, wenn wir uns nicht mehr fragen, ob wir dürfen – sondern einfach loslegen? Wenn wir aufhören zu warten, bis wir eingeladen werden, und stattdessen unseren eigenen Platz schaffen? Genau davon handelt dieses Buch: von Frauen, die innovativ sind, die sich getraut haben, größer zu denken. Die sich nicht von Grenzen aufhalten ließen – und damit neue Wege geöffnet haben. Für sich selbst. Und für andere.
Ich darf dieses Vorwort schreiben – und das bedeutet mir viel. Denn ich weiß, wie entscheidend es ist, Vorbilder zu haben. Frauen, die Dinge anders machen, die querdenken, durchhalten und losgehen. Und weil ich selbst erfahren habe, was es heißt, sich Schuhe anzuziehen, die auf den ersten Blick zu groß wirken. Und dann festzustellen: Man wächst da rein.
Ich komme aus keinem Unternehmerhaushalt. Bei uns ging es eher um Sicherheit und um klare Wege. Aber ich war immer neugierig, wollte verstehen, wie Dinge funktionieren – und wie man sie besser machen kann. Mein Weg war nicht gerade. Ich habe mein Studium abgebrochen, bin durch Zufall in die digitale Finanzwelt geraten und habe irgendwann beschlossen: Jetzt gründe ich selbst. Ohne Elite-Uni. Ohne klassisches Gründerprofil. Einfach mit einer Idee, mit Leidenschaft – und mit ganz viel Lust auf Veränderung.
Ich glaube, das ist etwas, was viele der Frauen verbindet, die in diesem Buch ihren Platz gefunden haben. Sie haben nicht darauf gewartet, dass alles perfekt ist. Sie sind losgegangen. Sie haben Dinge ausprobiert, sind gescheitert, haben weitergemacht. Und sie haben damit Mut gemacht, den wir heute so dringend brauchen.
Denn unsere Welt verändert sich rasant – und wir brauchen neue Perspektiven, neue Antworten und neue Stimmen. Ob CEO, Unternehmerin, Ärztin, Wissenschaftlerin, Netzwerkerin, Finanzexpertin, Impact-Investorin, Juristin, Beiratsmitglied oder Wirtschaftsdezernentin – es sind Menschen, die mutig denken, die den Unterschied machen. Und es sind vor allem die Geschichten, die uns verbinden. Die zeigen: Du bist nicht allein. Und ja – du kannst das auch.
Ich wünsche mir, dass dieses Buch vielen Männern und Frauen diesen Impuls gibt. Dass es Mut macht, größer zu denken. Dass es sichtbar macht, was möglich ist – auch ohne perfekten Lebenslauf. Und dass es uns zeigt: Die Zukunft gehört nicht denen, die alles wissen, sondern denen, die bereit sind, loszugehen.
Miriam Wohlfarth
Expertin für Digitalwirtschaft
Innovationen und der Einsatz innovativer Instrumente sind die entscheidenden Hebel, die drängenden Herausforderungen unserer Zeit zu lösen. Sie sind der einzige Weg, den Wirtschaftsstandort Deutschland in eine prosperierende Zukunft zu führen. Nur vier konkrete Beispiele:
Fachkräftemangel? Automation, Robotik und KI-Agenten werden uns in die Lage versetzen, Wertschöpfung von Arbeitskraft zu entkoppeln.
Treibhausgase? Innovative Verfahren zur Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre (CDR) werden die begrenzten Möglichkeiten der CO2-Vermeidung ergänzen und den CO2-Ausstoß nicht nur verlangsamen, sondern in einer fernen Zukunft sogar revidieren.
Bürokratie und Berichtspflichten? Wäre unser Staat innovativer, könnten unsere Unternehmen endlich entlastet werden.
Und selbst beim akuten Thema Militär werden innovative Systeme, KI, Drohnen und Raumfahrt unsere Verteidigungsfähigkeit verbessern, mehr als Panzer und Haubitzen es könnten.
Wir können aber auch den Rückgriff auf die Geschichte machen. Der einzigartige wirtschaftliche Wiederaufstieg Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg hatte vielerlei Gründe, aber eben auch diesen: Nahezu alles war zerstört (das Übrige wurde demontiert). Entsprechend musste alles neu aufgebaut werden. Neueste Technologien, Maschinen und Verfahren verschafften der deutschen Wirtschaft einen tragenden Wettbewerbsvorteil auf Jahre und Jahrzehnte. Innovation war die Grundlage unseres Erfolges.
Der historische Rückgriff hält noch eine andere Lektion bereit. Nämlich, dass zur Innovation auch Exnovation gehört. Das geschah damals auf die denkbar furchtbarste Weise: den Krieg. Für heute und umgangssprachlich ausgedrückt bedeutet es, konsequent „alte Zöpfe abzuschneiden“ und alten Modellen, Denkmustern und Geschäftspraktiken, ja sogar Märkten, nicht nachzutrauern (oder schlimmer noch: diese zu subventionieren), sondern den Blick nach vorne zu richten.
All dies ist eine schwierige, oft schmerzliche Aufgabe. Denn Marktwirtschaft hält dafür nicht nur Chancen, sondern auch Verluste von und für Unternehmen bereit. Aber es ist der Weg, den wir zu gehen haben. Es ist das Mindset, auf das es jetzt ankommt: uns von Grund auf zu erneuern. Im Kleinen wie im Großen. Auf staatlicher wie unternehmerischer Ebene. Vom Handwerksbetrieb bis zum Hightech-Konzern.
Für diese große Aufgabe unserer Zeit braucht es jeden Mann, der etwas draufhat. Und jede Frau! Auch nur auf einen oder eine zu verzichten, wäre fahrlässig. Wenn es dazu noch eines Beweises bedürfte – dieses Buch hält mit seinen faszinierenden Geschichten und Lebenswegen viele bereit.
Ich bin stolz, dass wir mit unserem Medium DDW – Die Deutsche Wirtschaft und dem Wirtschaftsaward „Innovator des Jahres“ die vielschichtige und wichtige Arbeit der Herausgeberinnen mit unterstützen dürfen. Das ist allerdings, verlegerisch gesprochen, noch nicht einmal uneigennützig. Denn jede Story dieser Art und jede Preisträgerin von „Erfolgreiche Frauen im Mittelstand“ begeistert. Mich, aber auch die Gäste unserer Awardverleihung und, dessen bin ich gewiss, die geneigten Leser dieses Buches.
Michael Oelmann
Herausgeber DDW – Die Deutsche Wirtschaft
Initiator des Wirtschaftsawards „Innovator des Jahres“
Professorin für Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt an der Technischen Hochschule Nürnberg, mehrfache Aufsichtsrätin
Warum sind Innovationen wichtig für den Wirtschaftsstandort Deutschland?
Weil wir als Hochlohnland um das „besser“ sein müssen im internationalen Wettbewerb, was wir teurer sind. Und „besser“ gelingt über Innovationen.
Welche Innovationen sind für dich am dringendsten?
Quantensprünge in neuen Technologien müssen Quantensprünge in der Bildung nach sich ziehen. Davon sind wir derzeit meilenweit entfernt. KI ist nicht nur Treiber für das Erlernen neuer Qualifikationen, sondern auch Enabler.
Welche Zukunftskompetenzen brauchen wir für Innovationen?
Mut, Offenheit, intellektuelle Neugierde, Teamfähigkeit mit anderen Menschen und mit Technologie sowie Lernfähigkeit und Anpassungsfähigkeit in völlig neuen Dimensionen.
DIE GROSSE KI-REVOLUTION AM ARBEITSMARKT – CHANCE ODER RISIKO FÜR FRAUEN?
„Fortschritt im Lernen bedeutet nicht Fortgeschrittensein, sondern tägliches Fortschreiten.“ (in Anlehnung an Bertolt Brecht)
Wir erleben gerade die größte Arbeitsmarkttransformation, die es je gegeben hat. Während die vorherigen Arbeitsmarktrevolutionen zu einer Automatisierung physischer Tätigkeiten geführt haben, können durch die KI-Transformation nun weite Teile von kognitiven Tätigkeiten automatisiert werden. Davon sind insbesondere Wissensarbeiter betroffen – über alle Sektoren, Branchen und Funktionen hinweg.
Künstliche Intelligenz verändert Geschäftsmodelle, Arbeitsabläufe und -strukturen sowie Organigramme, Rollen und Anforderungsprofile. Tätigkeiten, die bislang von Menschen ausgeführt wurden, werden automatisiert, neue Jobs mit neuen Tätigkeiten werden geschaffen. Wie bei jeder großen Veränderung wird es Gewinner und Verlierer geben. Ich bin überzeugt, dass gerade Frauen mit ihren Stärken und Interessen zu den Gewinnern der großen KI-Transformation zählen können. Sie können zudem einen wesentlichen Beitrag leisten, dass die KI-Transformation so gestaltet wird, dass wir nicht nur eine produktivere, sondern auch eine menschlichere Arbeitswelt schaffen. Dieses Potenzial von Frauen sollten wir stärker als bislang nutzen. Wie dies gelingen kann, wird in diesem Beitrag beleuchtet.
Status Quo – „AI-Gender-Gap“ und erhöhtes Jobverlustrisiko für Frauen
Studien zeigen, dass Frauen bei der KI-Nutzung aktuell noch zögerlicher sind als Männer. So zeichnet sich neben einem „Gender-Pay-Gap“ auch ein „AI-Gender-Gap“ ab, der zeitnah zu einem „Future-Gender-Gap“ werden kann, wenn Frauen nicht gegensteuern. Dabei gilt für alle Geschlechter gleichermaßen: Wer KI ignoriert, wird vom Arbeitsmarkt der Zukunft ignoriert.
Was sind wesentliche Gründe dafür, dass die KI-Transformation von mehr Frauen und die Frauen wiederum von mehr Engagement in der KI-Transformation profitieren?
Mehr Diversität in KI-Teams vermindert das Auftreten von Biases – also verzerrende Effekte bei der Entwicklung von KI-Systemen – und erhöht zudem die Innovationskraft, da mehr Perspektiven in die KI-Entwicklung einfließen.
In vielen Zukunftsbranchen, in denen KI eine wesentliche Rolle spielt – etwa im Bereich Robotik, Raumfahrt, Cloud –, entstehen neue Jobs. Mehr Frauen mit ausgeprägter KI-Kompetenz würden den Talentpool für Arbeitgeber vergrößern und Frauen die Möglichkeit geben, in zukunftsträchtigen Branchen zu arbeiten, in denen Fachkräfte gesucht werden.
Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass Frauen – wenn sie sich nicht weiterbilden oder umqualifizieren (Upskilling & Reskilling) – am Arbeitsmarkt der Zukunft überproportional stark von einem potenziellem Jobverlust durch Automatisierung bedroht sind. Denn gerade in vielen Dienstleistungsberufen wie in der Gastronomie, im Verkauf sowie bei Verwaltungs-, Assistenz- und Sacharbeitertätigkeiten ist der Frauenanteil besonders hoch.
Viele Gründe sprechen also dafür, dass Frauen sich KI-Kompetenz aneignen und sich aktiver in die Gestaltung der KI-Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft einbringen sollten. Die Chancenpotenziale sind groß.
Warum profitieren gerade Frauen von der KI-Transformation?
Grundsätzlich gilt, dass alle Geschlechter in ihre Produktivität, den Erhalt ihrer Beschäftigungsfähigkeit und ihren persönlichen Marktwert investieren, wenn sie lernen, KI sicher, verantwortungs- und wirkungsvoll in ihrem Arbeitsalltag zu nutzen. Und dennoch bin ich davon überzeugt, dass gerade Frauen spürbare Vorteile erfahren, wenn sie mit KI zusammenarbeiten. Was sind die Gründe?
Produktivitätshebel: Wer wie viele Frauen den Hauptteil der Care-Arbeit für Kinder, Familie und Organisation des Haushalts trägt, braucht Produktivitätshebel, um die verschiedenen beruflichen und privaten Rollen miteinander besser in Einklang zu bringen.
Qualifikationshebel: Um den Gender-Pay-Gap zu schließen sowie um Zugang zu spannenden, verantwortungsvollen Jobs in Voll- oder Teilzeit zu erhalten, benötigen Frauen Qualifikationshebel, die den persönlichen Arbeitsmarktwert unterstreichen. KI-Kompetenzen stellen genau diese Hebel dar.
Differenzierungshebel: Es gibt eine Kompetenzkategorie, die Menschen auch in Zukunft besser beherrschen als Maschinen. Dies sind soziale Kompetenzen, in denen gerade Frauen besonders stark sind. Hierzu zählen zwischenmenschliche Fähigkeiten wie Empathie, Kommunikationsstärke, Intuition und Fingerspitzengefühl. Diese sozialen Kompetenzen zählen zu den Future Skills, die erstens schwer zu automatisieren sind und zweitens in der Kombination mit ausgeprägter Technologiekompetenz eine besondere Wirkung entfalten.
Am Arbeitsmarkt der Zukunft wird die „doppelte Teamfähigkeit“ wichtiger: Damit ist die Fähigkeit gemeint, erfolgreich im Team mit anderen Menschen sowie erfolgreich mit Technologien wie KI zusammenzuarbeiten. Gerade Frauen bringen mit ihren weiblichen Stärken ein großes Potenzial mit, diese „doppelte Teamfähigkeit“ zu erlernen und wirkungsvoll in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Persönliche Erfahrungen – KI-Tools als „Siebenmeilenstiefel“
Wenn ich scheinbar alleine am Schreibtisch sitze, arbeite ich dort nicht alleine, sondern mit einem Team aus verschiedenen KI-Assistenten und KI-Agenten zusammen. Diese unterstützen mich, deutlich produktiver und deutlich angenehmer zu arbeiten als jemals zuvor. In meinem persönlichen Arbeitsalltag sind diese KI-Assistenten längst zu „Siebenmeilenstiefeln“ bei der Erledigung wiederkehrender Aufgaben wie Informationsrecherche, Analysen, Präsentationserstellung, Übersetzungen, Wissensmanagement und bei der Beantwortung von E-Mails und Anfragen geworden. Ich möchte diese Form der KI-Unterstützung im Alltag nicht mehr missen. Im Vergleich zu letztem Jahr kann ich mir dadurch zwei bis drei Stunden Arbeitszeit pro Tag einsparen. Als berufstätige Mutter „reinvestiere“ ich diese Zeit wie folgt: Jeweils 45-60 Minuten für
Lernen und Weiterbildung, denn dies ist für meine Rolle als Professorin und Aufsichtsrätin zwingend erforderlich.
mehr Output, beispielsweise halte ich mehr Vorträge und publiziere mehr.
mehr Zeit für meine Familie, insbesondere meine Kinder, und für mich selbst.
Im Alltag fühlt sich Muttersein in Kombination mit einem anspruchsvollen Job oftmals an wie das Jonglieren mit vielen verschiedenen Bällen. Mir hilft beim Priorisieren folgende Metapher mit diesen Fragen an mich selbst:
Welche Bälle sind aus Glas und dürfen auf keinen Fall runterfallen?
Welche Bälle hingegen sind aus Stoff und es passiert nichts Wesentliches, wenn sie mal runterfallen?
Wem kann ich Bälle zuwerfen, wenn es zu viel wird?
Vor allem bei der letzten Frage bin ich überzeugt davon, dass Frauen – wie alle Menschen mit anspruchsvoller Rollenpluralität – besonders von den Möglichkeiten von KI im Alltag profitieren. Für mich ist die Mutterrolle die erfüllendste und zugleich anspruchsvollste Rolle von allen. Mein größtes „Warum?“ hinter meinen Bemühungen, bestmöglich im Team mit KI zu arbeiten und Produktivitätsgewinne im Alltag zu realisieren, ist, mehr Zeit zu haben für diese schönste Rolle der Welt. Zudem möchte ich einen wesentlichen Beitrag leisten, eine Arbeitswelt der Zukunft zu gestalten, die durch KI nicht nur produktiver, sondern auch wärmer ist und in der die Vereinbarkeit von privaten und beruflichen Rollen besser gelingt. Das ist eine Innovation in der Arbeitswelt, von der wir alle profitieren. Solche neuen Wege entstehen, indem wir sie gehen.
Geschäftsführerin von Aurum Impact
Was fehlt in der aktuellen Innovationslandschaft?
Ich finde, in der Innovationslandschaft fehlt immer noch einerseits der Mut zum Scheitern und andererseits der Mut, aus konventionellen und konservativen Förderungsmustern auszubrechen. Ich höre oft den Satz „der Markt ist nicht bereit dafür“ und frage mich dann, wer ist denn „der Markt“? Und die Antwort lautet: wir alle und jede/r Einzelne. Das heißt, jede/r von uns muss auch mal den Mut haben, umzudenken, anders zu denken und neue Wege zu gehen. Dass man dabei scheitern kann – und auch wird – darf wiederum nicht als Misserfolg gesehen werden, sondern als Lernerfolg. Ich wünsche mir weniger Innovationspessimismus („Das wird doch nie funktionieren.“, „Das haben wir schon immer so gemacht.“) und mehr Freude am Neudenken und die Bereitschaft, immer wieder auf's Neue unsere Glaubenssätze zu hinterfragen. Daneben brauchen wir hierzulande auch mehr Systemverständnis. Es fehlt immer noch an kooperationsfähigen Schnittstellen zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen sowie an politischen Rahmenbedingungen, die Geschwindigkeit ermöglichen, ohne Qualität und Transparenz zu opfern. Innovation muss nicht nur angestoßen, sondern auch getragen, finanziert und strukturell verankert werden. Dafür braucht es weniger Leuchtturmprojekte und mehr funktionierende Brücken zwischen Entwicklung und Umsetzung. Ich hoffe, dass die neue Regierung einige neue Impulse hierfür setzen wird.
Warum sind Haltung und Werte wichtig für Innovationen?
Haltung ist der unsichtbare Kompass jeder Innovation. Sie bestimmt, wie wir mit Unsicherheit umgehen, ob wir offen sind für neue Perspektiven und wie wir Verantwortung in unseren Entscheidungen mitdenken. Werte wie Verantwortung, Nachhaltigkeit oder Fairness sind nicht nur ethische Prinzipien – sie sind strategische Leitplanken in komplexen Prozessen. Besonders bei Innovationen im ökologischen oder sozialen Bereich zeigt sich: Ohne klare Haltung verliert sich Innovation schnell im Selbstzweck oder in Greenwashing. Aber wer innoviert, gestaltet Zukunft. Und Zukunftsgestaltung ohne Werte führt zu Lösungen, die vielleicht technisch brillant, aber gesellschaftlich blind und wertlos sind. Haltung bedeutet dabei auch, den Mut zu haben, unbequeme Fragen zu stellen und auch mal gegen den Strom zu denken. Für mich ist Haltung die Voraussetzung für jede Form von wirksamer, relevanter Innovation.
Welche Zukunftskompetenzen brauchen wir für Innovationen?
In der heutigen politischen und gesamtwirtschaftlichen Lage brauchen wir vor allem Menschen, die mit Unsicherheit umgehen, komplexe Zusammenhänge erkennen und über disziplinäre Grenzen hinweg denken können. Systemisches Denken ist dabei extrem wichtig, genauso die Fähigkeit, mit der Gleichzeitigkeit von Widersprüchen zu leben. Innovationsprozesse sind selten linear, oft fragmentiert und immer von Menschen geprägt. Daher brauchen wir hervorragende Kommunikationsfähigkeiten wie das Zuhören und das konstruktive Vorbringen und Voranbringen von Ideen, jenseits von Ideologien, sowie auch Empathie – Soft Skills, die oft unterschätzt werden. Und: Wir brauchen eine Motivation zum Lernen. Nicht als Floskel, sondern als echte Bereitschaft, Annahmen zu hinterfragen, Feedback aufzunehmen und sich immer wieder neu auszurichten. In einer sich konstant wandelnden Welt wird Lernen zur zentralen Zukunftskompetenz – individuell wie institutionell.
INNOVATION IST VERANTWORTUNG – UND UNSERE BESTE CHANCE
Was bedeutet Innovation für mich? Innovation ist kein Selbstzweck. Sie ist zwar oft Modewort oder Wohlfühlthema für Konferenzen, aber noch viel mehr ist Innovation ein grundlegendes Instrument gesellschaftlicher Zukunftsgestaltung. Ihre Bedeutung misst sich für mich nicht an der Anzahl neuer Produkte oder der Höhe von Start-up-Bewertungen, sondern an ihrer Fähigkeit, reale Probleme zu lösen – wirtschaftlich, sozial, ökologisch.
In Zeiten multipler Krisen – Klimawandel, geopolitische Instabilität, Fachkräftemangel, wachsende soziale Ungleichheit – wird Innovation zum Prüfstein unserer Zukunftsfähigkeit. Wer heute nicht gezielt in neue Technologien, resiliente Geschäftsmodelle und kreative Lösungsansätze investiert, riskiert nicht nur wirtschaftlichen Rückstand, sondern auch gesellschaftliche Fragilität.
Ich bin davon überzeugt: Innovation sichert nicht nur Wettbewerbsfähigkeit, sie sichert gesellschaftliche Stabilität und Souveränität. Sie ist ein strategisches Werkzeug – wenn wir sie richtig einsetzen.
Zwischen Anspruch und Realität – Die Lücke im System
In meiner Arbeit – früher bei UnternehmerTUM und heute als Investorin – habe ich unzählige Innovationsprojekte begleitet: von der Pilotkooperation zwischen Start-up und Mittelstand bis hin zum strategischen Investment. Die Bilanz ist gemischt. Nicht, weil die Ideen schlecht waren, sondern weil Systeme, Strukturen und Prozesse häufig nicht darauf ausgerichtet sind, mit Unsicherheit, Neuerungen und Disruptionen produktiv und mit der nötigen Geduld zur langfristigen Veränderung umzugehen.
Nehmen wir das Beispiel der Kooperationen zwischen Unternehmen und Start-ups. Viele Unternehmen wünschen sich externe Innovationsimpulse – aber oft zu ihren Bedingungen. Sie suchen die Nähe zu Startups, investieren in Acceleratoren oder Innovationshubs, doch wenn es konkret wird – Implementierung, Rollout, Integration –, zeigt sich oft ein tiefer kultureller Graben.
Das Start-up denkt iterativ, agil, lösungsorientiert. Das Unternehmen denkt in Prozessen, Compliance und Risikoabsicherung. Beide Perspektiven sind legitim, aber sie passen nicht ohne Weiteres zusammen. Hinzu kommen regulatorische Hürden, etwa bei Datenschutz, IT-Security oder Beschaffungsrichtlinien, die gerade in Europa eine besonders hohe Hürde darstellen.
So entstehen paradoxe Situationen: Es gibt Budget, Bedarf und gute Ideen – aber keine Umsetzung.
Lernen statt Scheitern
Was mich dabei am meisten beschäftigt: Wir betrachten solche Projekte oft als „gescheitert“. Aber das ist zu kurz gedacht. Denn jedes dieser Projekte bringt Erkenntnisse: über Kundenbedürfnisse, über Technologien, über interne Strukturen. Wer Innovation ernst meint, muss akzeptieren, dass Fortschritt aus Versuch und Irrtum besteht.
In der Forschung gilt es als normal, dass 80–90 Prozent der Arbeit nicht sofort zu einem marktreifen Produkt führen. Warum akzeptieren wir diesen Lernprozess nicht auch im strategischen Innovationsmanagement?
Innovation braucht einen Perspektivwechsel: vom „Proof of Concept“ hin zum „Proof of Learning“. Der Wert eines Projekts bemisst sich nicht nur am Return on Investment, sondern auch daran, was es im System auslöst – kulturell, organisatorisch, strategisch.
Zukunft gestalten heißt Verantwortung übernehmen
In meiner Arbeit bei Aurum Impact, dem Impact Investing Vehikel im Family Office der Goldbeck Familie, investieren wir gezielt in Innovationen, die gesellschaftliche Relevanz haben – die sowohl technologisch interessant als auch systemisch notwendig sind. Dabei fokussieren wir uns insbesondere auf die Themen, bei denen eine Finanzierungslücke besteht und bis zur Profitabilität langfristiges Commitment notwendig ist. Zudem versuchen wir, auch das GOLDBECK-Ökosystem zu aktivieren, um größtmöglichen Nutzen für alle Parteien zu schaffen.
Ein Erfolgsbeispiel dabei ist Voltfang: Voltfang vertreibt Batteriespeicherlösungen auf Basis von Second-Life-E-Auto-Batterien. Eine Lösung, die Energieautarkie mit Kreislaufwirtschaft kombiniert. Mit Aurum Impact haben wir in Voltfang investiert. Aber die Partnerschaft mit GOLDBECK, dem Bauunternehmen, zeigt, was möglich ist, wenn Innovationen ernst genommen werden. GOLDBECK treibt aktiv die Integration der Voltfang-Produkte in seine Bauprojekte voran. Für Voltfang bedeutet das nicht nur Reichweite und Umsatz, sondern auch einen kontinuierlichen Lernprozess, der das Produkt schneller verbessert und skaliert. Und GOLDBECK erweitert dabei sein Angebot.
Ein anderes Beispiel ist Paebbl – ein Start-up, das CO2 dauerhaft in klimaneutralem Baustoff bindet. Ein sehr ambitioniertes und hochkomplexes Vorhaben. Und genau hier liegt die Chance. Wenn GOLDBECK dieses Material zukünftig in seinen Projekten einsetzen kann, skaliert Paebbl schneller und sammelt zugleich wertvolle Erkenntnisse für seine Weiterentwicklung. Und damit leisten wir auf doppelter Ebene mit Aurum Impact (Investment) und GOLDBECK (Kooperation) einen wichtigen Beitrag: zum einen zur Innovation einer der schwierigsten Branchen weltweit und zum anderen zur Dekarbonisierung einer der emissionsstärksten Branchen weltweit.
Wie viel Innovationsmut haben Frühphasen-Investor:innen wirklich?
In meiner Rolle als Investorin sehe ich jedoch auch: Es ist überhaupt nicht leicht, neue Wege zu gehen und neue Märkte zu schaffen. Selbst viele Frühphasen-Investor:innen, die bahnbrechende Innovationen hervorbringen wollen, handeln doch oft nach dem Konformitätsprinzip. Sie investieren (nur), wenn andere investieren.
Sie folgen bereits akzeptierten Trends statt eigenen Überzeugungen. Doch echte Veränderung braucht Mut – insbesondere in der Frühphase. Wir brauchen noch mehr Investor:innen, die Haltung zeigen, die vorausgehen und nicht absichern, die auch dann investieren, wenn der Markt noch nicht bereit scheint – weil sie an die Lösung glauben. Nur so entstehen die Innovationen, die langfristig wirklich etwas verändern. Innovation heißt Verantwortung übernehmen – auch finanziell.
Wir lassen uns von Investor:innen inspirieren, die in Deutschland früh den Mut hatten, in visionäre Ideen mit gesellschaftlicher Wirkung zu investieren – oft entgegen dem Mainstream. So unterstützte Planet A Ventures schon in einer sehr frühen Phase Ineratec, ein Start-up, das synthetische Kraftstoffe aus CO2 und grünem Wasserstoff herstellt – zu einer Zeit, als viele dieses Thema noch als Nische betrachteten.
Der Auxxo Female Catalyst Fund setzte gezielt auf diverse Gründerinnen und investierte unter anderem in die The Rainforest Company, die mit fairen Lieferketten im Amazonasgebiet nicht nur gesunde Produkte vertreibt, sondern auch Biodiversität schützt. Better Ventures engagierte sich früh bei OroraTech, einem Unternehmen, das mit Satelliten Waldbrände schneller erkennen will – eine Technologie mit wachsender Relevanz angesichts zunehmender Klimarisiken. Und Ananda Impact Ventures zeigte Weitsicht mit einem Investment in Kiron, einer Plattform, die geflüchteten Menschen digitale Hochschulbildung ermöglicht. Diese Beispiele zeigen uns, dass es sich lohnt, mutig zu sein – gerade dann, wenn gesellschaftlicher Fortschritt auf dem Spiel steht.
Und jetzt? Mehr Mut. Weniger „Pilotitis“
Wir stehen vor großen Herausforderungen – politisch, gesellschaftlich, ökologisch. Um diese Herausforderungen wirksam anzugehen und zu meistern, brauchen wir einen anderen Umgang mit Innovation. Weniger Marketing, mehr Substanz. Weniger „Pilotitis“, mehr Skalierung. Weniger Technologiefokus, mehr Systemverständnis. Und vor allem: mehr Mut. Innovation ist per Definition unsicher. Wer Innovation will, muss bereit sein, Annahmen zu hinterfragen, Entscheidungen zu revidieren, neue Wege zu gehen.
Politik, Unternehmen, Investor:innen – wir alle stehen in der Verantwortung, Räume für diese Dynamik zu schaffen. Räume, in denen Neues nicht sofort bewertet wird, sondern Neugier erzeugt.
Zuversicht muss ansteckend sein
In der heutigen Zeit ist es leicht, pessimistisch zu sein. Aber: Ich bin zuversichtlich. Nicht, weil es einfach wird, sondern weil ich täglich Menschen treffe, die mit echter Überzeugung an Lösungen arbeiten. Gründer:innen, die ihre volle Zeit, ihr Engagement und ihre Leidenschaft lieber in brillante Innovationen investieren als in Glanz ohne Substanz. Mittelständler:innen, die mit großer Offenheit Innovationsimpulse aufnehmen und mutig, still und pragmatisch ihre Unternehmen in die nächste Dekade und nächste Generation führen. Investor:innen, die auf Langfristigkeit setzen und Haltung zeigen.
Wenn wir Innovation als Haltung verstehen – als Einladung zum Lernen, zum Infragestellen, zum Gestalten –, ist sie unsere stärkste Antwort auf die Komplexität unserer Zeit. Und vielleicht liegt genau darin unsere Chance.
Co-Founders und Co-CEOs der Empion GmbH
Wie wichtig sind Innovationen für euer Business?
Studien zeigen: die fünf wichtigsten Zufriedenheitsfaktoren im Job sind wertebasiert. Der Arbeitsmarkt bildet das bislang aber nicht ab. Genau hier setzt die Vision von Empion an: „Individualität ins Recruiting bringen und sowohl Unternehmen als auch Talenten ein persönliches, passgenaues Erlebnis bei der Talent- und Jobsuche ermöglichen.“ Gemeinsam mit führenden Forschungsinstituten haben wir eine psychologisch fundierte Arbeitgeberanalyse entwickelt, die Unternehmenskultur messbar macht – datenbasiert und skalierbar. Sie bildet die Grundlage des KI-basierten Headhunting-Systems: Automatisiert, präzise und werteorientiert bringt es Talente und Unternehmen auf Basis von Persönlichkeit, Skills und kulturellem Fit zusammen. Innovationen sind somit kein Add-on – sie sind das Herzstück unseres Geschäftsmodells.
Welches Umfeld bzw. welche Rahmenbedingungen brauchen Innovationen?
Innovationen brauchen ein funktionierendes Ökosystem. Dazu zählen Talente, Kapital und Infrastruktur, doch insbesondere Umsetzungskompetenz ist von großer Bedeutung. Deutschland hätte das Potenzial eines florierenden Innovationsstandorts. Doch das holistische Verständnis für Innovationen fehlt: Stärkung von Forschung, Transfer, unternehmerischem Denken, Zugang zu Kapital und internationalen Talenten.
Welche Innovationen sind für euch am dringendsten?
Wir brauchen Innovationen dort, wo sie echte Hebelwirkung entfaltet: in der Anwendung Künstlicher Intelligenz innerhalb der etablierten Wirtschaft. Dabei zählt nicht allein die technologische Exzellenz – entscheidend ist ihre konkrete Umsetzung. Denn was nützt das leistungsstärkste KI-System, wenn es am Ende niemand anwendet?
Welche Zukunftskompetenzen brauchen wir für Innovationen?
Wir brauchen Talente mit wissenschaftlicher Exzellenz und systemischem Weitblick, politische Entscheider mit echter Durchgriffskompetenz im digitalen Raum und Kapitalgeber mit klarem Bekenntnis zu langfristiger Investition. Vor allem aber brauchen wir den Mut, Innovationen nicht nur zu entwickeln – sondern entschlossen zur Anwendung zu bringen.
ALL THE GEAR, BUT NO IDEA – DER 7-PUNKTE-PLAN FÜR DEUTSCHE KI-SOUVERÄNITÄT
Statt einen der internationalen, innovationsgetriebenen Tech-Hubs zu wählen, entschieden wir uns 2022 bewusst dafür, unser KI-Unternehmen in Berlin – und damit in Deutschland – zu gründen. Als junge Europäerinnen mit globalen Möglichkeiten hätten wir jeden Standort wählen können. Umso mehr stieß diese Entscheidung auf ungläubige Reaktionen: Annika, die aus dem Silicon Valley zurückkehrte, wurde in den USA für diese Heimkehr belächelt. Vielleicht zu Recht erscheint Deutschland im internationalen KI-Wettbewerb völlig irrelevant. Während die USA 2023 rund 67 Milliarden Dollar privates Kapital in KI investierten und mit Stargate weitere 500 Milliarden ankündigten, lag Deutschland mit rund 2 Milliarden Dollar weit dahinter.1
Fehlt uns also das Geld? Tatsächlich wurden seit 2019 stattliche 65 Milliarden für Digitalisierung im Bundeshaushalt bereitgestellt.2 Dennoch liegt Deutschland nur auf Platz 23 im World Digital Competitiveness Ranking.3 Statt technologische Souveränität zu fördern, flossen die Mittel in kleinteilige Digitalausgaben oder externe Berater – fruchtbarer Boden für Doppelinvestitionen.
Die Zahlen zeichnen ein skurriles Bild deutscher Innovationskraft: Wir verfügen über ausreichend finanzielle Mittel, doch geben wir diese falsch oder gar nicht aus. Hochqualifizierte Talente sind da, doch sie wandern ab. Unsere Forschung gehört zur Weltspitze, doch der Transfer in die Wirtschaft gelingt nicht. Und obwohl wir leistungsstarke KI-Systeme entwickeln, scheitert die Anwendung häufig an mangelnder Infrastruktur oder zu starken Regulierungen.
Was ist los mit uns? Welche Schritte sind zu gehen, um technologische Souveränität zurückzuerlangen und Talente zu halten? Und gerne verraten wir vorab: Mehr Schulden (oder romantisiert: Sondervermögen?) auf unser Unvermögen zu werfen, wird unsere Probleme schwerlich lösen.
Ein holistisches Verständnis für Innovationen
Innovationscluster florieren nicht in Einzelteilen, sondern im Ganzen. Doch genau dieser integrative Ansatz wird derzeit durch Fragmentierung ausgebremst. Synergien bleiben ungenutzt, administrative Hürden mindern die Effizienz. Was wir brauchen, ist ein ganzheitliches Innovations-Flywheel. Die Politik muss alle Aspekte von Innovationen begreifen – von der Forschung über den Transfer sowie den Zugang zu (internationalem) Talent bis hin zu leistungsfähiger Infrastruktur und der Allokation von Frühphasen- und Wachstumskapital.
Digitalisierung mit Durchgriffskompetenz
Während ein Digitalministerium grundsätzlich zu befürworten ist, steht die Art der Institution dem Zweck und der Kompetenz nach. Es braucht eine klare Struktur mit umfassender Koordinierungskompetenz über alle Ressorts hinweg – nur so können Synergien entstehen, die den digitalen Wandel vorantreiben. Zusätzlich sollte ein ressortübergreifendes Budget etabliert werden, das gezielt in strategische Digitalprojekte investiert wird. Eine grundlegende Überarbeitung der nationalen KI-Strategie ist zu fokussieren. Sie muss dynamisch, technologieoffen und kontinuierlich an den Fortschritt angepasst werden. Ein unabhängiges KI-Strategie-Board aus externen Experten sollte diesen Prozess begleiten und mit individuellen Impulsen bereichern. Entscheidend ist die Priorisierung und Bündelung relevanter Digitalisierungsaufgaben (z. B. Unternehmensgründungen oder Visa-Prozesse) mit entsprechenden Durchgriffs- und Vorbehaltskompetenzen.
Innovationen beginnen mit Forschung und Transfer
Nur 7 Prozent der deutschen Universitäten verankern Unternehmertum als strategische Säule ihres Curriculums.4 Aufgrund des Defizits gehen Potenziale von bis zu drei Billionen Euro europäischer BIPs und mehr als sechs Millionen zukunftsfähige Arbeitsplätze verloren.5 Ein innovationsorientiertes Hochschulsystem muss Unternehmertum daher als gleichwertige Mission anerkennen. Um junge Menschen frühzeitig für unternehmerische Herausforderungen zu sensibilisieren und den Innovationsgeist zu fördern, sind gezielte Entrepreneurship-Programme von entscheidender Bedeutung. Besonders wirkungsvoll kann der systematische Ausbau aktiver Alumni-Netzwerke sein, die als langfristige Brücken zwischen Wissenschaft und Wirtschaft dienen und so den Transfer nachhaltig fördern.
Bureaucratic Overhead – bleibt der AI Act starr, hilft nur Pragmatismus
Zweifelsohne ist der AI Act eines der größten Innovationshemmnisse und einer der größten Fehler europäischer Regulatorik. Seine komplexen Normen überfordern nicht nur staatliche Behörden, sondern mindern auch die Investitionsattraktivität des Standorts – ein Phänomen, das zunehmend als Regulierungsinfarkt bezeichnet wird. Bleibt der AI Act also unverändert, haben klare Umsetzungsrichtlinien der Bundesnetzagentur höchste Priorität. Im Zentrum muss eine pragmatische Handhabung harmonisierter Standards stehen. Neue Regulierungen im Digitalen müssen zunächst vollständig umgesetzt, ihre Wirksamkeit evaluiert und bestehende Gesetze auf Potenziale zur Harmonisierung sowie mögliche Doppelregulierung geprüft werden. Das betrifft insbesondere Art. 26 KI-VO, also die Anwender-Seite. So darf die Regulatorik keinesfalls die Anwendungsfreude KI-basierter Systeme hemmen.
Alles im Sinne der Anwendung
Unsere große Chance besteht in der Verzahnung innovativer Technologien mit der etablierten Wirtschaft und dem einmaligen Schatz proprietärer Daten; ein einzigartiger Wissensfundus. Der Staat sollte dabei eine aktive Rolle als Ankerkunde einnehmen und durch gezielte Auftragsvergabe an deutsche KI-Unternehmen ein klares Signal für Technologieoffenheit und Progressivität senden. Besonders in Deutschland gestaltet sich die Einführung von KI-Lösungen, vor allem in kleinen und mittelständischen Unternehmen, weiterhin schwierig: Es mangelt an technischem Know-how, qualifizierten Fachkräften sowie an zeitlichen und finanziellen Ressourcen. Notwendig sind daher gezielte Impulse wie ein „KI-Voucher“-Programm, das KMUs bei der Umsetzung konkreter KI-Projekte – ausschließlich mit deutschen KI-Anbietern – finanziell unterstützt. So gedeiht nicht nur das Wachstum junger Techunternehmen, sondern auch die Transformation der etablierten Wirtschaft wird vorangetrieben.
Ohne Geld geht es nicht
Es ist per se indiskutabel, dass finanzielle Ressourcen für Digitalisierung, KI-Infrastruktur und Forschungstransfer in Deutschland bereitgestellt werden müssen. Hierzu braucht es einen klaren und verlässlichen Rechtsrahmen, der die stärkere Beteiligung institutioneller und privater Investoren am Kapitalmarkt ermöglicht – etwa durch die gezielte Mobilisierung von 10 Prozent der Pensionsfonds. Während jedoch Subventionen präferiert wurden, sollten in Zukunft Public-Private-Partnerships und nachhaltige Investmentstrategien priorisiert werden.
Die Chance eines geeinten Europas
Es braucht ein Innovations-Ökosystem, in dem Innovationen wachsen dürfen – Kooperation statt Konkurrenz der Systeme, Synergien statt Fragmentierung. Noch immer flüchten Börsengänge deutscher bzw. europäischer Unternehmen ins Ausland, oft aufgrund der hierzulande zersplitterten Kapitalmärkte und begrenzten Skalierungsoptionen. Trotz seiner Vielzahl an Kapitalmärkten weist Europa nur einen Bruchteil der US-Marktkapitalisierung auf. Die Schaffung eines vollendeten digitalen Binnenmarktes sowie einer Kapitalmarktunion könnten Lösungen sein.
Der Kampf um die technologische Souveränität ist noch nicht verloren, wird jedoch immer härter werden. Sich aber der Illusion hinzugeben, das Werfen von Geld auf einen Berg dysfunktionaler Innovationsprogramme sei die Lösung, ist nicht nur unklug, sondern auch kurzsichtig. Stattdessen sollten wir uns auf die einmalige Chance Europas fokussieren: die enge Verzahnung innovativer Technologien mit der etablierten Wirtschaft für einen fairen Wettbewerb leistungsstarker KI-Systeme. Die hier gebotene Eile ist jedoch in Superlativen kaum zu verschriftlichen.
1Artificial Intelligence Index Report 2024, Standford University Human-Centered Artificial Intellegence, S. 247,https://hai-production.s3.amazonaws.com/files/hai_ai-index-report-2024-smaller2.pdf, Zugriff am 11.07.2025.
2Bertschek, Irene et al.: Berechnung des Digitalhaushalts. Wie viel investiert der Bund wirklich in die Digitalisierung?, Agora Digitale Transformation 2025, S. 16, https://doi.org/10.5281/zenodo.14844304, Zugriff am 11.07.2025.
3IMD World Digital Competitiveness Ranking 2024. The digital divide: risks and opportunities, IMD World Competitive Center, S. 48, https://imd.widen.net/s/xvhldkrrkw/20241111-wcc-digital-report-2024-wip, Zugriff 11.07.2025.
4AlpMomentum Entrepreneurship Commitment Tracker, AlpMomentum/VC Redstone 2024, S. 5, https://cdn.prod.website-files.com/6653e175a4093261f48663d7/67160e202e55786b7b48e2e2_University%20Entrepreneurship%20Tracker%202023.pdf, Zugriff am 11.07.2025.
5Redstone University Start-up Index – Europe's Trillion Euro Opportunity, AlpMomentum/VC Redstone 2024, S. 14,https://www.redstone.vc/research/redstone-university-startup-index, Zugriff am 11.07.2025.
Geschäftsführerin Rankers Family OfficeEhrenvorsitzende LandesfrauenratRheinland-Pfalz
Wann und wodurch hast du wahrgenommen, dass du eine Innovatorin bist?
Seit über 40 Jahren bin ich im Bereich Finanzen zu Hause, anfänglich als Direktorin internationaler Großbanken und ab 2003 als Geschäftsführerin vom Rankers Family Office.
Ich habe früh gelernt, dass es bei Ideen und Konzepten keine Grenzen gibt. „Thinking out of the box“ gab es bei uns schon in den 1970er-Jahren. Argumente wie „Das haben wir immer schon so gemacht.“ oder „Das geht nicht, weil…“ haben mich nie beeindruckt. Im Gegenteil, ich habe mich gefragt, was fehlt, was sinnvoll ist und was einen Mehrwert bringt, damit sich die Umsetzung auch lohnt. Mit meinen Ideen war ich oft der Zeit voraus – sie wurden erst viel später umgesetzt.
1995 habe ich als Leiterin der Deutschen Bank einer Kreisstadt meinem Chef vorgeschlagen, dass wir ein Team aufbauen, das die weltweiten Dienstleistungen, die andere im Private Banking und Wealth-Management sowie Firmenkunden in anderen Ländern schätzen, in Deutschland bekannt und für unsere Kunden zugänglich macht. Realisiert wurde auch eine andere Idee im medizinischen Bereich mit einem neuen Zuweiserkonzept für ambulant operative Ärzte, das sehr großes Wachstum generierte – ganz ohne Fremdkapital. Ein Unternehmen konnte nach acht Jahren für einen dreistelligen Millionenbetrag verkauft werden.
Für mich waren die Ideen immer logisch. Erst durch die häufige Frage „Wie bist du denn da draufgekommen?“ habe ich realisiert, dass ich Innovatorin bin.
Welche Bedeutung hat Innovation für dich?
Innovationen sind für mich das Ausschöpfen von Gestaltungsmöglichkeiten und die Freude, im Team etwas Neues und Wertvolles im Sinne von wirtschaftlicher, ökologischer oder sozialer Transformation erschaffen zu haben. Sie bedeuten Fortschritt mit großem Impact für die Nutzer. Innovieren benötigt einen ständigen Prozess von Weiterentwicklung und Anpassung von Geschäftsmodellen.
Gesamtgesellschaftlich bedeutet Innovation für mich Wohlstand und damit auch die Voraussetzung für den Fortbestand von Unternehmen und Gesellschaft. Ohne Wachstum und Gewinnsteigerungen ist der Bundeshaushalt bei unserer demografischen Entwicklung kaum finanzierbar. Auf Unternehmensebene ermöglichen Innovationen auch höhere Gewinne zugunsten der Finanzierung von Transformation und damit zukünftige Innovationen. Das sichert und schafft attraktive Arbeitsplätze.
Welches Umfeld bzw. welche Rahmenbedingungen brauchen Innovationen?
Auf der politischen Seite müssen die Rahmenbedingungen klar und planbar sein. Bürokratie muss abgebaut und Anreize für Innovationen müssen geschaffen werden – so wie die Regierung im Sommer 2025 steuerliche Anreize auf den Weg gebracht hat.
Bei den Beschäftigten brauchen wir Menschen mit Visionen, Offenheit für Neues, Zukunftskompetenzen im Bereich KI und Digitalisierung und die Bereitschaft für lebenslanges Lernen. Wir brauchen Führungskräfte, die eine offene Unternehmenskultur schaffen, bei der Fehler als Bestandteil des Innovationsprozesses dazugehören und mutig neue Themen angegangen werden können.
An den Schulen wäre die konsequente Förderung von Kreativität und digitalen Kenntnissen hilfreich. Ein verantwortungsvoller Umgang mit KI ist Grundvoraussetzung. Last but not least brauchen wir einen funktionierenden Finanzmarkt, der attraktive Anreize für Investor:innen bietet und die benötigten Finanzierungsmittel – auch mit gezielten Förderprogrammen – zur Verfügung stellt.
DIE INNOVATIONSKRAFT DER FINANZBRANCHE – PROFITIEREN SIE SCHON BEIM INVESTIEREN?
Technologische und digitale Innovationen wie Künstliche Intelligenz (KI), Blockchain, maschinelles Lernen und Big Data führen in der Finanzwelt zu weitreichenden Veränderungen. Die Anbieter entwickeln fortlaufend neue Produkte und Dienstleistungen. Innovationstreiber sind neben der KI Automatisierung, Cloud-Technologien, Cybersecurity, Open Banking, Banking-as-a-Service (BaaS), Krypto-Assets, Tokenisierung und Blockchain, Nachhaltigkeit und ESG-Regulierung, Echtzeit-Transaktionen, digitale Kundenerfahrung sowie der Self-Service.
Traditionelle Banken bekommen neue Mitbewerber. Direktbanken, Neo-Broker und Fintechs sind auf dem Vormarsch. Die Direktbank ING hat seit März 2025 über 10 Millionen Nutzer. Neo-Broker wie Trade Republic verwalten ein großes Vermögen, laut Finanzpraxis.com im Juli 2025 in Höhe von 100 Milliarden Euro. In Brasilien hat sich die Nubank mit über 70 Millionen Kunden zur größten Digitalbank Lateinamerikas entwickelt.
Fintechs kümmern sich u. a. um digitales Banking und Zahlungen, Anlage- und Vermögensverwaltung, Blockchain und Kryptowährungen, Kredite und Finanzierungen.
Gemäß docuclipper wurde der globale Fintech-Markt im Jahr 2024 auf 340 Milliarden US-Dollar geschätzt und bis 2032 soll er einen Wert von 1127 Milliarden US-Dollar erreichen. Das durchschnittliche jährliche Wachstum liegt damit bei 16 Prozent. Die digitalen Zahlungen wachsen sogar um 19 Prozent pro Jahr.
Mittlerweile gibt es weltweit über 30.000 Fintech-Start-ups, mehr als doppelt so viele wie 2019. Visa ist das größte Fintech mit einer Marktkapitalisierung von 700 Milliarden US-Dollar im Mai 2025.
China ist bei der Einführung von Fintechs weltweit an der Spitze, da über 90 Prozent der Bevölkerung digitale Finanzdienstleistungen nutzen. Es wird erwartet, dass der asiatisch-pazifische Raum bis 2032 die USA überholen wird.
Fintechs verändern die Customer Journey und Kunden gefällt das. Sie wollen zunehmend digitale Nutzungsmöglichkeiten. Mit wenigen Klicks und an 365 Tagen im Jahr haben die Kunden Zugang zu Finanzdienstleistungen und Zusatzservices. Sie können Konten eröffnen, Kredite beantragen, Zahlungen vornehmen und erhalten Unterstützung bei ihrer Finanzplanung. Durch KI und Big Data Analytics können große Datenmengen erhoben und in Echtzeit analysiert werden. Smarte Chat Bots und virtuelle Assistenten beantworten Fragen, lösen Probleme und beraten.
Kunden profitieren von der Geschwindigkeit der Fintech-Apps, aktuellen Echtzeitdaten, digitalen und benutzerfreundlichen Plattformen, einem einfacheren Zugang zu Finanzwissen und -dienstleistungen bei niedrigeren Kosten – z. B. durch den Wegfall von Filialen, einem bequemeren Service und individualisierten Angeboten.
Kunden profitieren auch von der Weiterentwicklung der Apps zu sogenannten Super-Apps, die auf einer Plattform nicht nur Finanzdienstleistungen anbieten, sondern auch Services, die sich Nutzer im Alltag wünschen, wie z. B Verabredungen, Tischreservierungen und Essensbestellungen. Die Plattformen kennen und vernetzen Transaktionen und Kundenverhalten. So können sie neue Dienstleistungen an etablierte Nutzer verkaufen. WeChat aus China hat über eine Milliarde Nutzer. Paypal aus den USA will eine Finanz-Super-App werden. In Europa hat die Neobank Revolut sich zu einer Super-App entwickelt.
Innovationen und die Rolle von Künstlicher Intelligenz
Der Begriff „Künstliche Intelligenz“ wurde bereits 1956 von John McCarthy auf der Dartmouth-Konferenz geprägt. Erst jetzt entfaltet sie sich aufgrund vorhandener Daten und Rechenleistung sprunghaft und bietet uns zahlreiche neue Chancen mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten.
Wie profitieren die Anlegenden davon? Auf der Kapitalanlagenseite können die Investor:innen gezielt in Unternehmen investieren, die KI entwickeln oder zur Erhöhung der Wertschöpfung einsetzen – über Einzelaktien, Exchange Traded Funds (ETFs), die sogenannten passiven Index-Fonds oder aktiv gemanagte Fonds.
Auch beim Investitionsprozess wird sowohl bei Vermögensverwaltern als auch bei Kapitalanlagegesellschaften KI eingesetzt, weil sie schneller Daten scannen und analysieren kann. Durch Algorithmen werden automatisiert Impulse und Entscheidungen angestoßen. Im Ergebnis bedeutet das eine Portfoliooptimierung, verbessertes Risikomanagement und risikoadjustierte Rendite und weniger Verzerrungen. Moderne KI-Systeme (z. B. Deep Learning) passen sich laufend neuen Marktbedingungen an und verbessern ihre Modelle selbstständig
Die Anlegenden können auch von Robo-Advisors profitieren. Ein Robo-Advisor ist ein digitaler Anlageberater, der automatisiert mithilfe von Algorithmen Vermögensverwaltung anbietet. In Deutschland wird laut Biallo das so verwaltete Vermögen bis 2026 auf rund 32 Milliarden Euro geschätzt. Ein Robo-Advisor analysiert die finanzielle Situation und Risikobereitschaft der Kunden und erstellt daraufhin ein individuelles Portfolio. Robo-Advisors können eine kostengünstige und bequeme Alternative zu traditionellen Anlageberatern sein, insbesondere für Anlegende, die eine einfache und transparente Geldanlage suchen und nicht selbst Teil des Entscheidungsprozesses sein wollen. Auf folgenden Webseiten finden Sie, liebe Lesende, u. a. Testberichte, Angebote, Kosten und Renditen: extraETF.com – Robo-Advisor Vergleich (07/2025), geldanlagedigital.de, biallo.de, brokervergleich.de sowie finanzvergleich.com.
Blockchain-Technologie und ihre Möglichkeiten
Im Jahr 2025 gibt es eine Vielzahl von Dienstleistungen und Anwendungen rund um das Investieren auf der Blockchain. Wie sie mit welchen Vorteilen funktioniert, zeigt das nachfolgende Schaubild:
Was genau ist die Blockchain?
Die Blockchain ist eine Kette von digitalen, verschlüsselten Datenblöcken, die aufeinander aufbauen. Daher kann man sie auch mit einem Jenga-Turm vergleichen.
Die Datenblöcke beinhalten dabei wesentliche Informationen einer Transaktion von beispielsweise Wertpapieren, Überweisungen oder Bestellungen.
Die Besonderheit bei den bekannten, öffentlichen Kryptowerten ist, dass ein exakt gleicher Jenga-Turm auf jedem dezentral vernetzten Rechner liegt. In diesem Zusammenhang spricht man auch von der Distributed LedgerTechnology.
Klare Vorteile:
Sicherheit und Unveränderbarkeit durch die Netzwerkdezentralität
Effizienz und Kostensenkung durch Digitalisierung und Reduktion von Intermediären
Abbildung von Eigentum im Internet
Zu den Applikationen der Blockchain-Technologie gehören der Handel mit Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und anderen Altcoins, der Einsatz von Blockchain-ETFs, die in Blockchain-Technologieunternehmen oder Kryptowährungen investieren, dezentrale Finanzanwendungen (DeFi), die Kreditvergabe sowie Lending und Yield Farming.
Wo stehen wir beim Ausschöpfen des Potenzials?
Die Zukunft liegt auf der Blockchain. Aktuell sind bei allen Blockchain-Applikationen zusammen erst knapp 20 Prozent engagiert. Nachdem die institutionellen Anbieter wie Versicherungen und Pensionskassen sich viele Jahre zurückgehalten haben, investieren sie heute auch in Krypto-Assets. Auch Unternehmen kaufen in großem Umfang Bitcoins, sie sind ein sehr günstiges Zahlungsmittel. Anfang 2025 lag die Nachfrage von Unternehmen laut Bloomberg und Berechnungen von Union Investment zufolge bei über 600.000 Bitcoins.
Die Nachfrage nach Kryptowerten stieg 2024 in den USA aufgrund der ersten erlaubten ETFs. In Europa sind diese nicht zugelassen, da die ETFs Vorgaben haben und z. B. nicht nur in einen einzelnen Wert wie den Bitcoin investieren dürfen. Insgesamt war die Nachfrage 2024 nach Bitcoins viermal hoch wie das Angebot.
Auch Staaten investieren in den Bitcoin. Den größten Anteil hält die USA, die ihn laut Präsident Donald Trump noch weiter ausbauen will. Es folgen China und Bulgarien.
Mit Tokenisierung Assetklassen demokratisieren
Bereits heute werden viele Vermögenswerte tokenisiert, darunter Immobilien, Kunst, Oldtimer, Wein, Anleihen, Rohstoffe und sogar ganze Unternehmen.
Tokenisierung bedeutet, dass ein physischer oder digitaler Vermögenswert in einen digitalen Token auf einer Blockchain umgewandelt wird. Dieser Token repräsentiert dann das Eigentumsrecht oder einen Anspruch an dem zugrunde liegenden Vermögenswert. Damit können alle Vermögenseinheiten auf kleinste mögliche Einheiten runtergebrochen werden – wie Anteilsbruchteile bei einem Investmentfonds.
Der Markt wächst rasant. Die Erwartung ist, dass er durchschnittlich fast 60 Prozent pro Jahr wächst und 2034 ein Volumen von 30 Billionen US-Dollar1 erreicht.
Wo liegen die Vorteile für Investierende?
Anlegende können auf vielfältige Weise vom Tokenisieren profitieren, wie die Studie des FERI Cognitive Finance Institutes im Jahr 2021 recherchiert hat, von der Öffnung neuer Märkte, einer größeren geografischen Reichweite, einer breiteren Investorenbasis, der Erhöhung von verfügbaren Sicherheiten über die Reduktion der Transaktionshemmnisse und -kosten und verkürzten Abwicklungszeiten bis hin zu verbessertem Asset-Liability-Management oder einer höheren Liquidität, wenn es sich um Unternehmen handelt.
Investor:innen erhalten den Zugang zu illiquiden und kapitalintensiven Anlageklassen wie Immobilien, aber auch zu Infrastrukturprojekten und Private Equity Beteiligungen. Damit können auch Kleinanlegende in viele neue Anlageklassen investieren, bei denen Direktinvestments für sie nicht möglich wären.
Über die Plattformen entstehen Sekundärmärkte für tokenisierte Assets, was die Liquidität erhöht und schnellere Exits ermöglicht. Die Technologie sorgt für transparente, nachvollziehbare und sichere Transaktionen. Smart Contracts automatisieren Prozesse wie Dividendenausschüttungen oder Eigentumsübertragungen. Dadurch werden Kosten und Fehlerquellen gesenkt.
Benutzerfreundliche, digitale Schnittstellen sowie die Integration von Drittanbietern und automatisierten Self-Service-Angeboten werden zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor.
Wer beim Investieren profitieren möchte, dem empfehle ich, sich mit den Anlagemöglichkeiten auseinanderzusetzen und mit Expert:innen zu sprechen. Nutzen Sie die Chancen, die sich mit Ihren Zielen und Ihrer Risikoneigung bieten.
1Schaltegger, Stefan; Wagner, Marcus: Sustainable entrepreneurship and sustainability innovation, in: Business Strategy and the Environment, 20(4), 2011, S. 222–237.
Geschäftsführerin CO-STRIVE undVorstandsvorsitzendeSocial Business Women
Welches Umfeld bzw. welche Rahmenbedingungen brauchen Innovationen?
Innovation braucht Vielfalt und psychologische Sicherheit. Die (sichtbare und nicht-sichtbare) Unterschiedlichkeit eines jeden Menschen birgt Potenzial und einen Fundus an Perspektiven, Ideen und Innovationskraft, die im gemeinsamen Diskurs entstehen kann. Das erfordert psychologische Sicherheit als Rahmen und im Miteinander. Der Mut, auch ungewöhnliche Ideen zu thematisieren, Vertrauen, Toleranz, Respekt vor dem Anderen sind entscheidend. Psychologische Sicherheit ist grundlegend für die Entwicklung und die Förderung von Resilienz und Innovationsfähigkeit – von Einzelnen, von Teams und von Organisationen – und damit wichtiger Baustein von Zukunftsfähigkeit. Genau deshalb ist es so wichtig, psychologische Sicherheit zu thematisieren und als Führungsaufgabe wahrzunehmen.
Von unserem Mentor und Schirmherrn, Prof. Muhammad Yunus, nehme ich mit, dass alles möglich ist, wir müssen nur damit anfangen und den ersten Schritt tun. Und das unter dem Motto „Do it with Joy!“.
Welche Bedeutung hat Innovation für dich?
In meiner Arbeit als Unternehmensberaterin, Speakerin und Executive Sparringspartnerin begleite ich Führungskräfte, Teams und Organisationen genau an dieser Schnittstelle: zwischen aktueller Herausforderung, mutiger Idee, passenden Ansätzen und wirksamer Umsetzung. Innovation ist kein Selbstläufer. Sie muss auf die Straße gebracht werden – mit Finanzierung, Macher:innen und Multiplikator:innen, strategischer Positionierung, Mehrwert und Wirkungsbeitrag.
Meine Passion besteht darin, Menschen und Organisationen zu unterstützen, ihre eigenen Potenziale und ihre Innovationskraft zu entdecken und gezielt einzusetzen. Für effektivere Zusammenarbeit, verantwortungsvolle Führung, gerechtere Teilhabe und mit einem klarem Ziel: mehr Wirksamkeit, mehr Wertschöpfung, mehr Zukunftsfähigkeit.
Innovation ist wesentlich für Entwicklung und Wachstum. Sie ist kein punktuelles Ereignis. Sie ist ein Prozess und oft auch ein Ringen – um Ressourcen, um Aufmerksamkeit, um die ethische „Balance“ zwischen individuellem Vorteil, unternehmerischem Mehrwert und Gemeinwohlorientierung. Genau darin liegt auch ihre Kraft: Innovation eröffnet neue Perspektiven, kann Menschen, Organisationen und Systeme verändern und voranbringen, schafft Zukunft.
Warum sind Haltung und Werte wichtig für Innovationen?
Die Haltung und der Mindset prägen den Blick auf die Dinge. Sie tragen dazu bei, ob man chancen- und lösungsorientiert auf die Herausforderungen unserer Zeit schaut und sie mit Entdeckerfreude und bisweilen Mut angeht oder ob man bewahrend, verhindernd, zaudernd und angstgetrieben agiert. Innovation entsteht wohl kaum aus Letzterem.
Innovation, Transformation und Weiterentwicklung sind wichtige Voraussetzungen für die Zukunftsfähigkeit von Menschen, Organisationen und der Gesellschaft. Diese basiert auf Zukunftskompetenzen, wie sie z. B. das World Economic Forum skizziert. Zukunftsfähigkeit braucht auch ein anderes Miteinander – eine Ausrichtung an Werten, die zukunftstauglich sind. Der ethische Kompass darf meiner Meinung nach bei Innovationen aller Art nicht fehlen, er bestimmt deren Richtung und macht, wenn es nach mir ginge, die Welt etwas besser. Ich bin der festen Überzeugung, dass im unternehmerischen Handeln eine Wert(e)orientierung auch die Wertschöpfung erhöht.
VON DER IDEE ZUR WIRKUNG – ZUKUNFTSKOMPETENZEN ALS SCHLÜSSEL FÜR WIRKSAME INNOVATION
„Innovation“ – das klingt nach Hightech, nach Künstlicher Intelligenz und disruptiven Geschäftsmodellen. In der öffentlichen Wahrnehmung wird Innovation oft mit Technologie in Verbindung gebracht. Nach meiner Erfahrung liegt ein entscheidender Aspekt von Innovation auch in der Art, wie wir denken, zusammenarbeiten und gestalten – wie wir den Mut aufbringen, unternehmerische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen neu und wirksam anzugehen.
Ich bin keine Ingenieurin oder Informatikerin. Ich bin Unternehmensberaterin, Impulsgeberin und Prozessbegleiterin mit der Ambition, Zukunft mitzugestalten. Mein Blick auf Innovation beinhaltet gesellschaftliche, wirtschaftliche und menschen-orientierte Sichtweisen. Denn Innovation verändert nicht nur Produkte oder Prozesse, sondern auch Perspektiven und Potenziale von Menschen. Sie ermöglicht idealerweise Wachstum – individuell, im Team, der Organisation, sozial und wirtschaftlich.
Innovation braucht Kompetenzen und Fachwissen, reines Fachwissen allein ist nicht ausreichend. Die Kompetenzen, auf die es ankommt, sind Kreativität, analytisches Denken, Problemlösung, Lernbereitschaft und Neugier, Resilienz, Flexibilität und Agilität sowie Führungsstärke und soziale Einflussnahme, wie sie auch das World Economic Forum als Zukunftskompetenzen hervorhebt.
Diese „Future Skills“ sind die notwendige Basis, um komplexen Herausforderungen zu begegnen, mit Unsicherheit umzugehen und kontinuierlich zu lernen. Technologische Fähigkeiten wie KI-Kenntnisse, Datenanalyse und Cybersicherheit gehören zu den am schnellsten wachsenden Fertigkeiten. Jedoch gilt kreatives, analytisches Denken inzwischen als wichtigste Kompetenz. Danach folgen Lernbereitschaft, Flexibilität, Agilität und Resilienz – also die Fähigkeit, flexibel und widerstandsfähig auf Veränderungen zu reagieren – sowie Führungsstärke und soziale Einflussnahme.
