Intime Liebe - Theodor Hendrik van de Velde - E-Book

Intime Liebe E-Book

Theodor Hendrik van de Velde

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Beschreibung

Für Paare, die sich vormachen, bei der Sexualität auf das Fundament der seelischen Liebe verzichten zu können, ist dieses wissenschaftliche Standardwerk ungeeignet. Doch Prüderie wäre ebenso unangemessen. Wenngleich die Erstauflage noch den einschränkenden Hinweis enthielt, dass sie sich ausdrücklich an Ärzte und Psychotherapeuten wende, werden junge Liebespaare heute daraus ebenso viele Erkenntnisse ziehen wie Ihre Urgroßeltern. Das Buch, verfasst von einem Frauenarzt, geht umfassend auf die menschliche Sexualität ein, beschreibt ausführlich die männliche und weibliche Geschlechtsanatomie, benennt die Vor- und Nachteile der häufigsten Coituspositionen und enthält zahlreiche Schautafeln. Sein Anliegen ist die Kultivierung der Erotik als Kunst in einer auf gegenseitiger Liebe beruhenden Partnerschaft.

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EPUB
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Seitenzahl: 389

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Zum Geleit

Dieses 1926 erstmals erschienene Buch ist ein Klassiker: Bereits im Jahre 1930 hatte es seine einundfünfzigste Auflage erreicht, und dies, obwohl es von der Kirche auf dem Index der verbotenen Bücher gesetzt worden war, und auch von der Naziregierung beschlagnahmt wurde.

Es darf mit Fug und Recht als ein Standardwerk betrachtet werden, das zum höchsten Glück in der auf wahrer Liebe beruhenden Partnerschaft hinzuführen versucht.

Sein besonderer Wert liegt darin, dass der Frauenarzt Theodoor van de Velde streng wissenschaftlich vorging, und trotzdem dem Laien verständlich bleibt.

Als Arzt und Menschenkenner nahm er kein Blatt vor den Mund, beispielsweise zum Thema Partnerwahl, zum Problem einer wunschgemäßen Lösung der Kinderfrage oder zum Thema der Beseitigung einer eventuellen Untererregbarkeit der Frau.

Den breitesten Raum dieses Buches aber nehmen die Teile ein, in denen die Geschlechtsorgane und ihre Funktionen sowie der Geschlechtsverkehr, unter Berücksichtigung der seelischen Komponenten, exakt und detailliert beschrieben werden, um alle Unkenntnis, die sich in so vielen Partnerschaften als das eigentlich Verhängnisvolle erweist, auszuräumen und eine beständige „Superehe“ zu schaffen (wobei sich dieser Begriff heute natürlich auf Liebesgemeinschaften mit oder ohne Trauschein bezieht).

Aus dem Wissen heraus, dass es oft die scheinbaren Nebensächlichkeiten sind, die dem vollen Liebeserlebnis hemmend entgegenstehen, gibt van de Velde auch auf scheinbar abwegige Fragen die nötige Antwort.

Dieses Buch ist eine wesentliche Bereicherung der Sexualliteratur und hat manche schwerwiegenden Missverständnisse des Ehelebens beseitigen helfen. Ärzten und Eheberatern, aber auch jedem gebildeten Liebespaar, kann das Studium des vorliegenden Werkes nur wärmstens ans Herz gelegt werden.

Intime Liebe

Der Sexualratgeber für Paare,

die sich wirklich lieben

Autor:

Theodoor Hendrik van de Velde

Originaltitel:

Het volkomen huwelijk

Verlag:

tredition GmbH

Halenreie 40 - 44

D-22359 Hamburg

ISBN:

978-3-7469-2227-0 (Paperback)

978-3-7469-2228-7 (Hardcover)

978-3-7469-2229-4 (E-Book)

Herausgeber:

Benno Schmid-Wilhelm

Ciutadella de Menorca

[email protected]

Neuauflage März 2018

Über den Autor und dieses Buch

Theodoor Hendrik van der Velde wurde 1873 in Leeuwarden in der niederländischen Provinz Friesland geboren. Er war Direktor des Gynäkologischen Instituts in Haarlem (Niederlande). Nach seiner Emeritierung zog er nach Minusio-Locarno (Schweiz), wo er 1937 verstarb.

Das vorliegende Aufklärungsbuch erschien erstmals 1926. Es stand lange Zeit auf dem Index der verbotenen Bücher der Römisch-Katholischen Kirche, und selbst im protestantischen Schweden wurde es als jugendgefährdend eingestuft.

Das Anliegen dieses Buches ist die Vermittlung von Wissen über die Physiologie, wobei der Autor ausdrücklich betonte, dass trotz ausführlicher Beschreibung der Sinnlichkeit in der Erotik die gegenseitige Liebe und die Treue unabdingbare Bestandteile des Fundaments einer reifen Partnerschaft zu sein haben. Van de Velde gelang es, medizinische Forschungsergebnisse mit praktischen Ratschlägen zu koppeln, und die geschlechtlichen Beziehungen von Ehepartnern durch seine Veröffentlichungen zu enttabuisieren. Allerdings verwendete er überwiegend lateinische Benennungen.

Im Jahre 1905 gelang ihm der Nachweis, dass die Frau nur ein einziges Mal pro Menstruationszyklus einen Eisprung hat. Dies führte zur Kalendermethode für die Geburtenkontrolle.

Laut Van de Velde sind die vier Eckpfeiler für Liebe und Glück in der Partnerschaft:

1. Die richtige Partnerwahl,

2. Eine gute psychologische Einstellung der Partner generell und insbesondere zueinander,

3. Eine den Wünschen des Partners angepasste Lösung der Frage der Nachkommenschaft,

4. Ein harmonisches Geschlechtsleben.

Inhaltsübersicht

Einführung

Teil 1

Einleitung und allgemeine Geschlechtsphysiologie

Kapitel 1: Ehe und Superehe

Gründe für das Festhalten an der Ehe

Die vier Eckpfeiler für das Gebäude der Ehe

Richtige Partnerwahl

Gute psychologische Einstellung

Wunschgemäße Lösung der Kinderfrage

Ein harmonisches und blühendes Geschlechtsleben

Der Arzt als Berater

Die Führungsrolle des Ehemannes

Unzulänglichkeit und Egoismus der meisten Ehemänner und scheinbare Geschlechtskälte ihrer Frauen

Der Ehemann als ständiger Verführer seiner Partnerin

Die Superehe verlangt Wissen und erfordert Studium

Das vorliegende Werk als Lehrbuch

Kapitel 2: Einblicke in die allgemeine Geschlechtsphysiologie des Menschen

1. Die Evolution des Geschlechtstriebs - Geschlechtsgefühle und innere Reize

Innere und äußere Absonderung der Geschlechtsdrüsen

Der Einfluss der inneren Sekrete

Die Bedeutung der inneren und äußeren Absonderungsprodukte für den Annäherungs- und Entspannungstrieb

Der Annäherungstrieb (dessen erste Komponente)

Der Entspannungs- und Befriedigungstrieb (die zweite Komponente)

Psychische innere Reize

Die indifferenzierte Liebe

Die Liebe

Die Ehe

Die Superehe

2. Geschlechtsgefühle und äußere Reize

Seelische Eindrücke

• allgemeiner Art

• persönlicher Art

Körperliche (von den Sinnesorganen übermittelte) Reize

• Geschmack

• Gehör

• Musik

• Rhythmus

• Stimme

• Geruch

Individuelle Empfänglichkeit für Gerüche

Erzeugung persönlicher Riechstoffe

• in der Ausatmungsluft

• im Schweiß

• in der allgemeinen Körperausdünstung

Geschlechtsspezifische Riechstoffe (mit einer gewissen persönlichen Prägung)

Menstruationsgeruch

• der Ausdünstungen

• des Genitalsekretes

Genitalgeruch bei Mann und Frau

Spermageruch

Seine vielen Nuancen

Spezifischer Genitalgeruch der Frau post coitum

• der Ausatmungsgeruch von Frauen post coitum

Allgemeines und Zusammenfassung

Parfümerie und Geschlechtsgefühle

• Parfümerie mit allgemeinem Charakter und ihre Bedeutung

• Solche mit sexuellem Grundzug

• Männliche und weibliche Gerüche

• Rationelle sexuelle Parfümierung

• Verstärkung von anziehenden persönlichen Gerüchen bzw. Vortäuschung derselben

• Reizung der eigenen Geschlechtsgefühle durch Riechstoffe

• Riechstoffe tierischer Herkunft (Moschus, usw.) und ihre Anwendung

• Lavendel, Kampfer, Bittermandeln zur Neutralisierung eines unangenehmen Genitalgeruchs

• Grundregel für die Zusammenstellung und den Gebrauch von Parfümen

Säure schwächt Genitalgerüche

Alkali verstärkt Genitalgerüche

Gesichtssinn

• Anblick der sekundären Geschlechtsmerkmale

• Anblick von Körperbewegungen und ihrem Rhythmus

• Betonung dieser Merkmale durch die Kleidung (Mode)

• Augenspiel

• Von unpersönlichen Dingen (z.B. Farben) ausgehende erotische Wirkung

Der Tastsinn

• Aktives Tastgefühl

• Passives Tastgefühl

• Erogene Zonen

• Reizung der Brüste und Brustwarzen

Teil 2

Besondere Geschlechtsphysiologie und Anatomie

Kapitel 3: Aus der Geschlechtsphysiologie der erwachsenen Frau

1. Einleitung und Beschränkung des Gegenstandes

Die äußeren Geschlechtsorgane der Frau

• Die Schamspalte (Vulva)

• Die Schamlippen

Abbildung I: Äußere Geschlechtsteile der Frau

• Die Clitoris

• Praeputium clitoridis

• Fenulum clitoridis

Seine besondere Empfindlichkeit für Reize

Erektion der Clitoris

Talgabsonderung in der Umgebung

Eigenschaften und Bedeutung dieses Talges

Die Wichtigkeit seiner Entfernung

• Der Scheidenvorhof

• Der Scheideneingang (Introitus vaginae)

• Die Vorhofschleimdrüsen

• Die Harnröhrenmündung

• Das Hymen (Jungfernhäutchen)

• Die kleine Vorhofschleimdrüse

• Die Bartholinischen Drüsen

• Die Harnröhre (Peniskanal)

2. Die inneren Geschlechtsorgane der Frau

Allgemeine Beschreibung ihrer Lage

Das Becken

Nachbarorgane

Der Mastdarm (Rectum)

Die Harnblase

Wichtigkeit ihrer regelmäßigen und vollständigen Entleerung

Abbildung II:Innere Geschlechtsteile im Längsschnitt

Abbildung III:Wichtige Muskeln der Frau

Die Harnröhre (Urethra)

Die Scheide (Vagina)

Umgebende Muskeln

Der „Levator vaginae“ als funktionell-selbstständige Muskelportion

Übung der Beckenbodenmuskeln

Wülste usw. als Umfassungs- und Reibevorrichtung für den Penis

Abschluss der Scheide nach oben

Verhältnis zur Bauchhöhle

Vaginalsekret

Milchsäuregehalt des Vaginalsekrets

Aufsaugfähigkeit

Schwangerschaftsveränderungen

Altersveränderungen

Die Gebärmutter (der Uterus)

Kristellerscher Schleimpfropf

Abbildung IV:Scheidenteil der Gebärmutter

Lage und Haltung von Gebärmutter und Scheide

• im leeren Zustand

• in Coitusstellung

Beweglichkeit des Organs

Band- und Haftapparat

Mutterbänder

Bedeutung der Gebärmuttermuskeln Bauchfellbekleidung

Ligamenta lata

Die Eileiter (Tuben)

Flüssigkeitsströmung

Die Eierstöcke (Ovarium)

Äußere Absonderung (Ausstoßung der Eier)

Innere Absonderung

3. Eierstocktätigkeit, Wellenbewegung der Lebenserscheinungen im weiblichen Organismus und Menstruation

Die Bedeutung der Eierstocktätigkeit für die Frau

Aufgabe der Eierstöcke und ihr Einfluss auf die übrigen Geschlechtsorgane

Zeitpunkt der Ovulation (in Beziehung zum Menstruationstermin)

Zeitliche Folge der verschiedenen Vorgänge

Spannung und wellenförmiger Spannungswechsel im Eierstock

Entspannungstrieb

Günstige Bedingungen für einen befruchtenden Coitus

Schutz des Eies nach seiner Loslösung aus dem Eierstock

Alternierung von Gelbkörperwelle und Eierstock-Spannungswelle

Verhältnis dieser beiden Wellen zu Eigeburt und Eitod

Wucherung und Rückbildung der Gebärmutterschleimhaut

Abbildung V:Ovarialfunktion, Wellenbewegung und Menstruation

Ihre Abhängigkeit von der Gelbkörperwirkung und Parallelismus der betreffenden Wellenlinien

Ähnliche Verhältnisse für die Brüste

Einfluss der Eierstocktätigkeit auf den Gesamtorganismus

Wellenbewegungen der Lebensverrichtungen

Körpertemperatur als Repräsentante

Dabei zu stellende Anforderungen

Die Temperaturwelle folgt der Gelbkörperwelle

Eine Teilerscheinung des Wellenabfalls

Abhängigkeit von der Gelbkörperwirkung

Das Gelbkörpersekret treibt die Lebensvorgänge an

Schwangerschafts-Temperaturkurve

Beeinflussung von körperlichem und seelischem Wohlbefinden durch Wellenphasen

Beeinflussung durch andere Einwirkungen

Abbildung VI - Übersicht der Temperaturen bei einer erstmals schwangeren Frau

Menstruation

Dauer

Menge

Örtliche Erscheinungen, Schmerzen

Allgemeine Erscheinungen, „Unwohlsein“

Art der betreffenden Störungen

Selbstvergiftung (?)

Der Begriff der „monatlichen Reinigung“

„Unreinheit“ der Menstruierenden

Dauer der Geschlechtsreife

Ihre Beeinflussung durch verschiedene Umstände

Wechseljahre (Klimakterium)

Verschiedenartigkeit im Auftreten und Verlauf

Aufhören der Wellenbewegung

Körperliche und psychische Erscheinungen

Menopause

Geschlechtsgefühle

Rekapitulation dieses Abschnitts

Hinzufügungen und wissenschaftliche Erweiterung der Fragestellung

Bedeutung dieses Abschnitts für die Ehe

Kapitel 4: Zur Anatomie und Physiologie der männlichen Geschlechtsorgane

Allgemeines

Abbildung VII:Die Geschlechtsorgane des Mannes

Penis

Schwellkörper

Erektion

Eichel

Vorhaut (Praeputium)

Vorhautbändchen (Frenulum praeputii)

Vorhauttalg

Die Bedeutung größter Reinlichkeit

Nervenapparat

Wolllustreize

Besondere Empfindlichkeit am Vorhautbändchen

Der Penis als Kopulationsorgan

Penisform

Penisgröße

Harnröhre

Verschiedene Abschnitte der Harnröhre

Schleimdrüsen

Bedeutung ihrer Absonderungsprodukte

Scrotum (Hodensack)

Hoden (Testikel)

Nebenhoden

Samenbildung

Abbildung VIII - Männliche Geschlechtsdrüse

Spermatozoen (Spermien)

Bewegung der Spermatozoiden

Ejakulation

Lebensdauer der Spermien

Lebensbedingungen

Weiterbeförderung

Verschmelzung einer Spermie mit dem Ei (Befruchtung)

Was mit den anderen Spermien geschieht

Prostata (Vorsteherdrüse)

Samenhügel

Prostatasekret Spermin

Einfluss auf die Bewegung der Spermatozoen

Samenleiter, Samenampullen

Kontraktion

Endstücke und Mündungen

Samenblasen

Absonderungsprodukt

Ejakulation

Wiederholung des Geschlechtsaktes

Vollständige oder unvollständige Entleerung

Pollutionen (unwillkürliche Samenentleerungen)

Entspannungstrieb

Reizung und Hemmung

Sperma, Quantität und Qualität

Spermin, belebende Wirkung

Innere Sekretion der Hoden

Ihr Einfluss auf Körper und Geist

Keine Wellenbewegungen wie bei der Frau

Nachlassen im hohen Alter

Bedeutung des Nachlassens

Ausgleichungsversuche durch Samenleiterunterbindung (Steinach)

- durch Überpflanzung von Affenhoden (Voronoff)

Vorbeugung der Inaktivitätsatrophie durch ehelichen Verkehr beim Älterwerden

Teil 3: Der Geschlechtsverkehr, seine Physiologie und Technik

Kapitel 5: Definition / Vorspiel und Liebesspiel

Definition des normalen Geschlechtsverkehrs

Einteilung in Vorspiel, Liebesspiel, Geschlechtsvereinigung und Nachspiel

Die Geschlechtsvereinigung (Coitus) als Höhenstadium des Geschlechtsverkehrs

Zweck und Ziel des Coitus

Abgrenzung in verschiedene Phasen

Vorspiel (Annäherungstrieb)

Allgemeines zur Technik des Vorspiels

Blick und Wort

Tanz

Koketterie

Flirt

Autosuggestion und Suggestion durch Gespräche über die Liebe

Bedeutung des Vorspiels

„Destillatio“ (vorbereitende Schleimabsonderung)

Liebesspiel

Liebeskuss

Unterscheidung der Küsse

Charakteristikum des Liebeskusses

Variationen des Liebeskusses

Effleurage

Maraîchinage

Zungenkuss

Apperzeption des Kusses

Geruchssinn

Beschnüffelungstheorie des Kusses

Tastsinn

Körperkuss

Abstufungen

Analyse

Liebesbiss

Abgrenzung vom Krankhaftem

Der Liebesbiss des Mannes

Die Gewaltanwendung des Mannes als Äquivalent des Liebesbisses

Die Stellung der Frau dazu

Stärkere Neigung zum Liebesbiss beim weiblichen Geschlecht

Kusstheorie

Analyse der Lustempfindung des Gebissenen

Eine weitere Theorie des Liebesbisses

Geschlechtshass als Komponente

Bedeutung der erogenen Zonen

Reizung der Brustwarzen

Betastung der Brüste

Reizspiel bei der Frau

Reizspiel beim Mann

Technik

Notwendigkeit der Einschränkung

Gleitmittel

Notwendigkeit von Gleitmitteln in manchen Fällen

Reizkuss

Kapitel 6: Die Geschlechtsvereinigung

1. Physiologisches und Technisches

Beschreibung des Vorgangs

Art der Reizung des männlichen Organs

Nuancen der Reize

Bedeutung der aktiven Beteiligung der Frau

Wichtigkeit des seelischen Faktors (Liebe) bei beiden Beteiligten

Ungleiche Reizbarkeit von Mann und Frau

Gegenseitige Anpassung

Art der Reizung der weiblichen Organe

Abbildung A:Kurvenverlauf bei idealer Vergattung

Abbildung B:Kurvenverlauf bei einem Coitus ohne Vorbereitung der liebeserfahrenen Frau

Abbildung C:Kurvenverlauf bei einem Coitus mit einer unerfahrenen Frau nach vorhergehendem Reizspiel

Abbildung D:Kurvenverlauf bei Begattung einer unerfahrenen Frau ohne genügende Vorbereitung

Abbildung E:Kurvenverlauf bei einem Coitus Interruptus

Schaden durch Coitus Interruptus

Vorbeugung eines ungenügenden Ablaufs

Zusammenziehen der Gebärmutter

Anteil der Clitorisreizung

„Ejakulation“ (Seminatio) der Frau? Zusammenziehung der Gebärmutter

Verhalten des Schleimpfropfes

Nachfolgende Erschlaffung

Bedeutung der Aspiration für die Samenaufnahme

Beeinflussung der Vorgänge in den männlichen Organen (vgl. Kapitel 4)

Verlängerung der Erektionsdauer durch Zusammenziehen der Muskeln der Partnerin

Einfluss einer vorgenommenen Beschneidung

Bedeutung einer Beschneidung für die Frau

Absichtliche Verzögerung der Ejakulation

Bewertung der Größenverhältnisse der Geschlechtsorgane beim Coitus

Normaler Unterschied

Ausgleich des Längenunterschieds

Schaden durch Missverhältnisse

Infantilismus bei der Partnerin

Bedeutung des Infantilismus

Empfehlung einer rechtzeitigen ärztlichen Untersuchung auf Ehefähigkeit

Praktische Vorschläge für die Durchführung einer solchen Untersuchung

Infantilismus des Mannes

Übergröße des Phallos

2. Stellung und Haltung beim Coitus

Ihre Bedeutung

• für die Befruchtungschancen

• zur Vermeidung von Schaden

• für die Lustgefühle

»Erste Stellung (Positio obversa)

I. Normallage

Vor- und Nachteile

II. Strecklagen

Art der Reizung

Überstrecklage

Indikationen

III. Beugelagen

Art der Reizung

Steinschnittlage

IV. Reithaltung (der Frau)

Besondere Technik und verschiedene Art der Reizung

Nuancierung des Lustgefühls

Nachteile bei diesem Verfahren

Anweisungen und Gegenanweisungen

V. Vordere Sitzhaltung (Vis-à-Vis)

Art der Reizung

Variationen

Weniger tiefer Ausführung

Anweisung bei Schwangerschaft

VI. Vordere Seitenlage (Vis-à-Vis)

Besondere Vorteile als beide Partner schonendes Verfahren

»Zweite Stellung (Positio aversa, Coitus a tergo)

VII. Bauchlage

Nachteile

VIII. Hintere Seitenlage

Besondere Vorteile bei Schonungsbedürftigkeit

Ihre Anwendung statt Vergattungsverbot

Rechte und linke Seitenlage

Drei Arten der Reizverstärkung

IX. Knielage

Richtungsdifferenz des männlichen und weiblichen Organs

Anwendung in der Schwangerschaft

-X. Hintere Sitzhaltung

Nachteile der hinteren Sitzhaltung

Bedeutung der Synousiologie für den Arzt

• als Grundlage für das Verständnis der krankhaften Störungen beim Geschlechtsverkehr

• in Beziehung zu den Fragen der Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit

Bedeutung der Synousiologie für den Laien

zur Vervollkommnung des ehelichen Glücks

Schematische Übersicht über Coitusstellungen (lateinisch)

Kapitel 7: Allgemeinerscheinungen beim Coitus bzw. Nachspiel

Allgemeinerscheinungen während der Spannung

Drüsen

Speichelabsonderung

Harnabsonderung

Schweißabsonderung

Kreislauf

Kleine Blutgefäße

Atmung

Blutdruck

Muskulatur

Quergestreifte (willkürliche) Muskeln

Glatte (unwillkürliche) Muskeln

Übergreifen der Erregung auf Nachbargebiete

Nervensystem

Örtlich, Blase und Darm

Erhöhte Empfindlichkeit der Sinne

Konzentration des ganzen Wesens auf die Genitalsphäre

Während der nachfolgenden Entspannung

Ermüdung

Erschöpfung durch Überanstrengung

Wohltätige Einwirkung auf das Allgemeinbefinden

Schlafbedürfnis

Nachspiel

Rein psychischer Charakter des Nachspiels

Abklingen des Erregungszustandes

Dauer des Nachspiels

Kapitel 8: Körperliche Hygiene

1. Defloration / Flitterwochen

Zwei Widerstände:

• Seelischer Widerstand

Scheu, Angst

• Körperlicher Widerstand

Hymen

Technik der Defloration

Blutung

Schwierigkeiten

Hilfe durch den Arzt

Ausbleiben des Orgasmus der Frau beim ersten Coitus

Unterlassung des vorbereitenden Reizspiels

Zurückhaltung beim Liebesspiel

Gleitmittel

Die Flitterwochen

• eine Lehrzeit für Mann und Frau

Die Frau muss fühlen lernen

Temporäre Geschlechtskälte

Übung und Schonung

Stufenweises Vorgehen

2. Einfluss der geschlechtlichen Betätigung auf Körper und Psyche / Sexuelle Leistungsfähigkeit

Einfluss der geschlechtlichen Betätigung auf Körper und Psyche der Frau

Einfluss der Folgen des Geschlechtsverkehrs

(Einfluss des Geschlechtsverkehrs an sich (Schwangerschaft)

Günstige Wirkung

• auf die Geschlechtsorgane

• auf den ganzen Körper

• auf die Psyche

Ungünstige Wirkung bei Überreizung

Veränderlichkeit der Grenze

Sexuelle Leistungsfähigkeit der Frau

Einfluss der geschlechtlichen Betätigung auf Körper und Psyche des Mannes

• Günstige Wirkung

• Günstige Wirkung

Sexuelle Leistungsfähigkeit des Mannes

Persönliche Unterschiede

Temporäre Leistungsunfähigkeit

Schaden durch übermäßige Inanspruchnahme

Wiederholter Coitus bei gesteigerter Potenz

Kriterien des „Zuviel“

Größere Leistungsfähigkeit der Frau

Scheinbarer Widerspruch zur Häufigkeit der Geschlechtskälte

Gefahren für den Mann, der seine Frau an Höchstleistungen gewöhnt hat

3. Beeinflussung des Geschlechtsverkehrs durch innere und äußere Umstände

Einfluss von Speisen und Getränken

Reizwirkung

• durch Speisen

• durch Getränke

• durch Medikamente

Aphrodisiaka

Der „Liebestrank“

Mäßigend wirkende Stoffe

Gefährliche Präparate (Kantharidin)

Das Yohimbin

Beseitigung der Untererregbarkeit durch einfache Hilfsmittel

Kohlensäurebäder

Einfluss von passiven Bewegungen

Reiten und Fahren

Periodische Schwankungen des Geschlechtstriebs beim Menschen

Frühlingsmaximum

Schwankungen beim Mann

Vereinzelte Angaben über zwei- und vierwöchentliche Steigerung

Schwankungen bei der Frau

Große Verschiedenheit bei den Angaben

Zwei- oder vierwöchentliche Steigerung

Andere Maxima - (Entsprechende Texte wurden in dieser Buchfassung weggelassen)

Praktische Bedeutung der Maximalperioden

Gleiche „Rechte“ auf sexuelle Befriedigung für Mann und Frau

4. Der Geschlechtsverkehr unter besonderen körperlichen Umständen

a) während der Menstruation

Reizung und Hemmung der Geschlechtsgefühle

Angebliche Gefahr einer Harnröhrenentzündung beim Mann

Nachteile für die Frau

Unter bestimmten Umständen ist der Verkehr erlaubt

b) während der Schwangerschaft

• Gründe gegen den Geschlechtsverkehr

Fehlgeburt

Vorzeitiger Blasensprung

Wochenbettinfektion

Verletzlichkeit der weiblichen Gewebe

• Gründe für den Geschlechtsverkehr

Die Libido der Frau in der Schwangerschaft

Unbewusste Gründe

Bewusste Gründe

Mit bestimmten Einschränkungen ist der Verkehr bis vier Wochen vor der Geburt erlaubt

c) Karenz nach der Geburt

Eigentliches Wochenbett (bis zwei Wochen)

Coitusverbot während des Wochenbettes

Rückbildungszeit (weitere vier Wochen)

Zulassung eines vorsichtigen Verkehrs

d) bei Krankheiten

Coitusverbot bei Infektionsgefahr

Coitusverbot bei akuten Krankheiten der Geschlechtsorgane

Chronisch entzündliche Krankheiten der Geschlechtsorgane

Coitusverbot in gewissen Fällen notwendig

Von ärztlicher Seite wird damit oft zu rigoros vorgegangen

Operation ist manchmal zu bevorzugen

Die sexuelle Funktionstüchtigkeit verdient bei den ärztlichen Erwägungen einen größeren Platz

Allgemeinerkrankungen

Gegenseitige Beeinflussung von Erkrankung und Geschlechtsverkehr

Gefahren des Coitus bei bestimmten Krankheiten

Günstiger Einfluss des Geschlechtsverkehrs bei gewissen Krankheiten

5. Pflege und Reinigung der Paarungsorgane

Notwendigkeit von Pflege und Reinigung

• Vorgaben für den Mann

• Vorgaben für die Frau

• Vorgaben für beide

Kapitel 9: Seelische Hygiene

Gesundheitspflege des ehelichen Organismus

Durch Vervollkommnung seiner normalen Lebensverrichtungen

Vermeidung von Überdruss

Vorsicht bei der Methode dieser Vermeidung

Durch Umgehung banaler Intimität

Durch Verhütung von inneren Konflikten zwischen Superehe und Religion

Dieses Thema behandelnde Literatur

Mosaische Gesetzgebung

Ablehnung der Verhinderung von Schwangerschaft durch Juden und Reformierte -

durch Katholiken

Zu dieser Ablehnung steht die Superehe nicht in Widerspruch

Übereinstimmung zwischen Physiologie und katholischer Moraltheologie

Stellung des Protestantismus

Lutheraner

Moderne Protestanten

Reformierte

Anglikaner

US-Amerikanische Kirchen

Für Menschen mit Askesetendenzen kommt die Superehe nicht in Frage

Bei allen anderen steht die Superehe nicht in Konflikt zur Religion

Geschlechtsverkehr ist kein Selbstzweck, sondern Ausdrucksweise

Die Superehe bietet die größte Ausdrucksfähigkeit

Weglassungen

Nicht mehr zeitgemäße Passagen oder Aussagen,

bei denen sich der Verfasser irrte,

wurden in dieser Fassung weggelassen.

Dies betrifft zum Beispiel seine Darlegungen hinsichtlich der Morallehre der Kirche.

Die entsprechenden Punkte wurden im Inhaltsverzeichnis jedoch noch aufgeführt.

Hinzufügungen

Im Anhang wurden ein Stichwortverzeichnis sowie ein Glossar über die meisten der im Buch verwendeten lateinische Begriffe hinzugefügt.

Einführung

Dieser Band (siehe Hinweis auf Seite 2) behandelt die sexuelle Basis der Ehe, und will zur Verbesserung der betreffenden Beziehungen die anziehenden Kräfte in der Ehe verstärken.

Der vorliegende Band hat die Physiologie der ehelichen Beziehungen zum Gegenstand, weil ihre Kenntnis die Grundlage für Wissenschaft und Praxis bildet. Das Buch versucht unter anderem, Liebespartnern, die der ärztlichen Hilfe nicht bedürfen, insofern zu helfen, als es ihnen die hier besprochenen, von manchen ungeahnten Möglichkeiten zur Erreichung des partnerschaftlichen Glücks aufzeigt.

Der Ausdruck „Superehe“ bezieht sich auf eine vollkommenere Ehe (im Vergleich zur bisherigen). Der Titel sollte nicht so verstanden werden, als käme ausschließlich dieser Faktor in Betracht.

Da das Buch vieles anspricht, was man ansonsten nicht auszusprechen pflegt, wird es mir manche Unannehmlichkeiten einbringen. Das weiß ich, weil ich meine Mitmenschen und ihre Art, das Ungewohnte zu verpönen, allmählich kenne.

Aus diesem Grunde konnte ich es auch nicht eher schreiben; solange ein Arzt den Forderungen seiner Praxis Rechnung tragen muss, kann er es sich nicht erlauben, auszuscheren.

Wer sich aber frei gemacht hat - wer nun sagen darf, was er für gut und richtig hält, hat auch die Pflicht, dies zu tun.

Deshalb muss ich niederschreiben, was ich als richtig erkannt habe; zu viel vermeidbares Leid wird gelitten, zu viel Freude wird versäumt, die das Lebensglück erhöhen würde.

Ich habe jetzt für diese Arbeit das richtige Alter und die genügende Vorbereitung. Als Wissenschaftler, der sich über ein Vierteljahrhundert den theoretischen und praktischen Fragen gewidmet hat; als Vertrauter vieler Männer und Frauen; als Mensch, dem nichts Menschliches fremd ist; als Ehemann, der Glück und Leid der Ehe empfunden hat; als Fünfzigjähriger schließlich, der zu alt geworden ist, um noch Jugenddummheiten zu begehen, aber zu jung geblieben ist, um „wunschlos“ zu sein.

Die angedeuteten Unannehmlichkeiten könnte ich mir durch die Verwendung eines Pseudonyms ersparen. Ich muss darauf aber verzichten, weil ich für wissenschaftliche Auffassungen mit meinem wissenschaftlichen Namen geradezustehen habe, und auch, weil Ratschläge, die im Grunde genommen eine sittliche Bedeutung haben, durch Erteilung unter Anonymität an Wirkung einbüßen würden.

So werde ich solche Verdrießlichkeiten aequo animo hinnehmen, in der Überzeugung, dass manche - auch wenn sie es nicht sagen mögen - in der Stille ihres ehelichen Schlafzimmers ein Dankeswort murmeln werden.

Val Fontile, Juni 1923

Dr. Th. H. van de Velde

Hinweise des Herausgebers:

Dieser Band war ursprünglich Teil einer Triologie, und behandelt die Physiologie der partnerschaftlichen Liebesbeziehungen.

Band II befasste sich mit der „Abneigung in der Ehe, ihre Entstehung und Bekämpfung“.

Band III hatte die „Fruchtbarkeit in der Ehe sowie ihre wunschgemäße Beeinflussung“ zum Gegenstand.

Teil 1:

Einleitung und allgemeine Geschlechtsphysiologie

Kapitel 1: Ehe und Superehe

Die Ehe - zumal in den westlichen Ländern - versagt oft. Sie kann durchaus zu einem irdischen Paradies führen - sie wird manchmal eine richtige Hölle. Ein Purgatorium, eine Läuterungsstätte, die sie immer bilden sollte, ist sie nur allzu selten.

Soll man die Ehe deshalb verwerfen?

Viele Stimmen haben sich zu diesem Zweck erhoben, aber Besseres anzugeben haben sie nicht vermocht.

Unendlich größer ist übrigens die Zahl derjenigen, die an der alten Institution festhalten wollen.

Die Gründe dafür sind vielschichtig, ich selbst erblicke in der Dauergestalt der monogamen Liebesverbindung ein Evolutionsergebnis des Geschlechtstriebes, das den Egoismus dieses Triebes in weitestgehendem Maße in Altruismus umsetzt und bekenne ich zur Ehe.

In der Ehe wird viel gelitten.

Ohne die Ehe aber wäre noch weit mehr Leid zu ertragen.

................

Wo wir also an der Ehe festhalten, fragt es sich, ob wir das Manko an Glück und das große Elend, das wir ihr in vielen Fällen vorzuwerfen haben, gleichmütig hinnehmen wollen, oder ob wir versuchen werden, Abhilfe zu schaffen.

Kein Mensch, der wie der Arzt - insbesondere der Sexologe und der Frauenarzt - in der Lage ist, oft hinter die Kulissen des Ehelebens zu blicken, wird mit seiner Antwort auch nur einen Augenblick zögern.

Es muss alles darangesetzt werden, um die Aussicht auf dauerhaftes Glück in jeder erdenklichen Weise zu verbessern.

Die vier Eckpfeiler für das Gebäude von Liebe und Glück in der Ehe sind:

» Eine richtige Partnerwahl.

» Eine gute psychologische Einstellung der Partner überhaupt und zueinander insbesondere.

» Eine den Wünschen des Paares entsprechende Lösung der Progeniturfrage.

» Ein harmonisches und blühendes Geschlechtsleben.

Über die Partnerwahl kann man bei jedem ernstzunehmenden Autor Vernünftiges nachlesen.

Ich brauche das oft Gesagte also nicht zu wiederholen, wenngleich ich bedaure, dass die guten Ratschläge immer noch zu wenig beachtet werden und dass die Mehrheit der Menschen immer noch ohne Partnerwahl, sondern vollkommen blindlings tappend in die Ehe hineingeht. Immerhin gibt es so gut wie nichts, was das Konto einer Ehe von vorneherein und dauerhaft so sehr belastet wie ein derartiger Fehler.

Die Psychologie der Ehe gehört ebenfalls nicht zum eigentlichen Thema dieser Abhandlung.

Ich empfehle den Interessierten das Studium der vorzüglichen Bücher von Leopold Löwenfeld „Über das eheliche Glück“* und Thassilo von Scheffer „Philosophie der Ehe“**.

„Die Ehe ist Forderung und Hingabe in einem; wenn sie aber blühen soll, muss der Selbstlosigkeit ein breiter Raum gewährt werden“, schrieb Th. von Scheffer. „Sie ist vielleicht der größte Erziehungsfaktor in der Schule des Lebens, und wie in allen Schulen, ist auch die des Lebens kein leichtes Spiel.“

Ihre größte Gefahr ist die Langeweile und die damit eintretende Entfremdung, durch welche die Frau - gänzlich auf die Ehe eingestellt, während der Mann als Hauptinteresse seine Arbeit hat - wohl am schwersten leidet.

„Die intellektuelle und moralische Verlassenheit, in welcher der Mann die Frau lässt, ist unendlich schmerzlicher und peinlicher als der Despotismus, die Gewalttätigkeit, die Brutalität, gegen welche sich die öffentliche Meinung so entschieden aufbäumt. Denn diese sind sichtbare, grobe, oft nur zeitweise bestehende Übel, gegen welche gerade die erwähnte Reaktion der öffentlichen Meinung schon ein wenig Trost bringt, während die Verlassenheit ein unsichtbares, unfassbares Elend bildet, das jede Abwehr unmöglich macht, aber jede Stunde des Tages und jeden Tag des Lebens vergiftet, weil es ein Nichts ohne Hoffnung, ohne Aussicht, bedeutet, und weil die Entmutigung, die aus ihr hervorgeht, mit den Jahren schlimmer wird und schwerer zu ertragen ist als jedweder heftige, aber vorbeigehende Schmerz" (Gina Lombroso).*

„Der Mann sollte es sich zur Pflicht machen, die Frau an seiner Arbeit teilnehmen zu lassen, sich für ihr Leiden zu interessieren, ihrer Aktivität Führung zu geben, ihre Unsicherheit zu beheben“ (G. Lombroso).

In diesem Sinne haben sich viele andere Menschen ausgesprochen, zum Beispiel auch Albert Moll, der schon in der ersten Auflage (1912) seines „Handbuchs der Sexualwissenschaften“ sagte: „Gerade, wenn es möglich ist, dass die Frau als kluge Gefährtin dem Manne bei seiner Arbeit zur Seite steht, wird hierdurch das innere Band der beiden Eheleute außerordentlich gefestigt. Vielleicht hängt damit zusammen, dass wir bei kleinen Kaufleuten, wo die Frau gelegentlich dem Manne im Lade hilft, und auch bei kleinen Handwerkern, wo die Frau bisweilen den Mann bei diesem und jenem unterstützt, verhältnismäßig glückliche Ehen finden.“

Ich stimme derartigen Auffassungen mit voller Überzeugung bei, möchte nur hinzufügen, dass die Frau auch viel zur Verhütung der fatalen ehelichen Langeweile beitragen kann, wenn sie ihrerseits an Angelegenheiten, für die sich die Teilnahme ihres Mannes zu erwecken vermag, Interesse zeigt.

Hat die Frau zum Beispiel ein gutes Buch gelesen, eine Reisebeschreibung studiert, einen Vortrag angehört und versteht sie es, ihrem Partner davon auf fesselnde Art zu erzählen, so wird sie manchmal seine Gedanken in wohltuender Art und Weise von der Arbeit, den Geschäften, Ärger und Sorge ablenken können.

Voraussetzung ist natürlich, dass der Mann den Erzählungen seiner Frau Verständnis entgegenbringt.

Gerade bei solchen relativen Kleinigkeiten, die im Leben doch so ungemein wichtig sind, weil sie Stimmung erwecken oder verderben, ist es der Takt, welchen beiden Partnern den richtigen Weg zeigen muss.

Wenn es auf die angedeutete Weise gelingen kann, die immer drohende geistige Entfremdung der Partner zu vermeiden, bleibt das wirksamste Mittel doch ein zusammen gehegtes Interesse für irgendetwas, das beide gleichermaßen fesselt.

Welches Interesse könnte die Eheleute stärker fesseln, als die Liebe und Sorge für die gemeinsam erzeugten Kinder?

Kinder bilden das stärkste Band in einer normalen Ehe. Allerdings ist die Lösung des Problems der Progenitur nicht immer einfach. Niemand weiß das besser als der Frauenarzt. Begegnet er doch auf Schritt und Tritt den Unglücklichen, die die eine enttäuschte Hoffnung auf die andere folgt, weil ihnen der Kinderwunsch versagt bleibt.

Sieht er doch jeden Tag hinein in ein Schlafzimmer, das vom Ehemann aus Furcht vor den Folgen gemieden wird; kennt er so manches Ehebett, in dem die Ehefrau nur mit Bangen und Beben ihren sonst so geliebten Mann erwartet; weiß er doch, wie viele Ehen einzig und allein aus Angst vor Schwangerschaft in die Brüche gehen.

Die Besprechung dieser, für das eheliche Glück äußerst wichtigen Probleme gehört gewiss zu der Aufgabe, die mir gestellt habe.

Allein sie setzt die Kenntnis der Lebensverrichtungen der Geschlechtsorgane voraus. Deshalb soll ihr in diesem Buch die Physiologie der Ehe vorhergehen.

Dies bringt mich zum eigentlichen Gegenstand der vorliegenden Arbeit: Ein harmonisches, blühendes Geschlechtsleben habe ich als den vierten Eckpfeiler für das Gebäude des ehelichen Glücks erwähnt.

Dieser Eckpfeiler soll stark und gut gefügt sein, denn er hat einen Großteil der Gesamtlast zu tragen.

Leider ist er aber in den meisten Fällen schlecht fundiert und aus morschem Material ausgeführt. Kein Wunder, dass der ganze Bau bald wieder einstürzt!

Den meisten Eheleuten fehlt es an der Kenntnis der Elemente des Geschlechtslebens. Diesem Mangel will ich abhelfen und wende mich dabei an die Ärzte und Ehemänner.

An die Ärzte, weil sie auch in diesem Bereich die Berater der Eheleute sein sollten.

An die Ehemänner, weil es ihnen häufig nicht nur an den richtigen Führungseigenschaften mangelt, sondern sogar an den Qualitäten eines guten Partners.

Von ihrer Unvollkommenheit haben sie keine Ahnung. Denn der Mann, welcher, mit einer hohen Potenz begabt, seine „ehelichen Pflichten“ regelmäßig in für ihn physiologischer Weise erfüllt, meint, damit alles geleistet zu haben, was seine Frau von ihm verlangen kann.

Und wenn sie nicht befriedigt ist und auf Dauer unbefriedigt bleibt, reiht er sie - seufzend oder ungehalten, je nach seiner Art - in die Kategorie der „geschlechtskalten“ Frauen ein, beklagt sich über sein Pech und entfernt sich immer mehr von ihr. Hat er das Glück gehabt, eine eher temperamentvolle Frau zu ehelichen, so schleicht sich nach einigen Jahren, bei dem sich immer gleich gestalteten Genuss, die sexuelle Langeweile des Mannes ein, welche das eheliche Glück ebenso sehr gefährdet, denn die Langeweile lässt sich nur durch Abwechslung beheben. Die Abwechslung scheint dem Manne nur im Objekt möglich - und schon ist die Entfremdung wieder da.

Der Gedanke, dass das Versäumnis bei ihm liegen könnte, dass er es sei, der imstande gewesen wäre, der auch von ihm tief bedauerten Entfremdung vorzubeugen, kommt bei ihm gar nicht auf.

Er weiß eben nicht, dass es unzählige, durchaus innerhalb der Schranken des Normalen bleibende Varianten des Geschlechtsgenusses gibt, welche die Langeweile des Gewohnheitsmäßigen aus dem Ehebett fernhalten können, weil sie den Beziehungen zwischen den Partnern immer wieder neue Reize verleihen.

Sollte er wider Erwarten dennoch etwas ahnen, so hält er es für eine Ausschweifung, nicht verstehend, dass alles, was physiologisch ist, auch als sittlich erlaubt betrachtet werden darf.

Er - der Durchschnittsehemann - weiß nicht einmal, dass die Geschlechtsbefriedigung der Frau nicht denselben Verlauf aufweist wie bei ihm: Er hat keine Ahnung davon, wie das Gefühl seiner Partnerin erst in schonender und entgegenkommender Weise erweckt werden muss. Er kann es nicht fassen, weshalb die an die Rücksicht ihrer Männer gewohnten Hindufrauen die Europäer als „Dorfhähne“ bezeichnen. Er hat kein Verständnis für die Mentalität des Javaners, der sich viel mehr des Genusses rühmt, den er bereitet, als dessen, den er erfährt.

Das Wesen der Don Juan-Figur versteht er völlig falsch.

Er möge Marcel Barrières „Essai sur le Donjuanisme contemporaine“* lesen, damit es ihm klar werde, dass die Verführerseele nicht das niedrig-egoistische Nehmen und Wegwerfen sucht, sondern einzig und allein die Wonne des Befriedigens.

In diesem Sinne soll der Liebhaber ein Verführer sein, ein Verführer seiner Frau, jedes Mal von Neuem.

Dann wird er, immer wieder Glück spendend, dauernd Glück empfinden und seine Ehe wird seine Superehe sein!

Dazu braucht der Mann Kenntnisse; er muss Bescheid wissen.

Die folgenden Abschnitte dieses Buches können ihm dazu verhelfen.

Teilweise werden sie auch vom Laien ohne Schwierigkeiten gelesen werden können. Andere Passagen wollen studiert werden. Denn meine Ausführungen sollen, wenn ich sie auch von überflüssiger Gelehrtheit freihalten will, einen durchaus wissenschaftlichen Charakter tragen.

Dies, und die Art des Stoffes, bringen es mit sich, dass manche Fremdwörter und Fachausdrücke nicht vermieden werden können. Wer das eine oder andere nicht verstehen kann, möge einen Arzt um Aufklärung bitten. Der Zweck ist des Studiums wert.

 

Kapitel 2:

Die Evolution des Geschlechtstriebs

1. Geschlechtsgefühle und innere Reize

Geschlechtstrieb und Selbsterhaltungstrieb regieren das Leben. Der eine dient der Erhaltung der Art, der andere der Erhaltung des Individuums.

Dementsprechend ist der Geschlechtstrieb wichtiger für die Natur als der Selbsterhaltungstrieb, weshalb er auch der stärkere ist.

Das zeigt sich in der Tierwelt, wo gerade die tüchtigsten unter den Männchen beim Kampf um das Weibchen ihr Leben am freudigsten in die Waage werfen; das lässt sich bei den primitiven Menschen in gleicher Weise erkennen; das ist auch bei den Zivilisierten tagtäglich wahrnehmbar, wenn sie sich - um ihren Geschlechtstrieb zu befriedigen - allerlei Gefahren aussetzen und nicht selten ihr Dasein der Liebe zum Opfer bringen.

Dass Geschlechtstrieb im Grunde genommen Fortpflanzungstrieb ist, scheint mir unzweifelhaft zu sein, aber ebenso gesichert ist es, dass er sich mehr und mehr von jenem differenziert hat.

Der Fortpflanzungstrieb hat mit dem Fortschreiten der Zivilisation an Stärke eingebüßt. Bei der Frau ist er noch am besten erhalten geblieben. Möge er auch weit davon entfernt sein, sich in einem „Willen zur Zeugung“ zu bekunden, als Hang zur Mutterschaft, als „Schrei nach dem Kinde“, kann man ihn doch bei dem allergrößten Teil der Frauen wahrnehmen.

Anders beim Manne: das Einzige, was dort vielleicht noch an den Fortpflanzungstrieb erinnert, mag in dem - übrigens gewiss nicht allzu seltenen und manchmal sogar heißen - Wunsch bestehen, von der geliebten Frau ein Kind zu haben, d.h. die Liebesverschmelzung mit ihr dauerhaft gestaltet zu sehen - ein Wunsch, welcher sich mit der ungefähr gleich gearteten Komponente bei der wahrhaft liebenden Partnerin deckt.

Dieser Wunsch, der in dem dazu Veranlagten verstärkt wird von einem mystisch angehauchten Drang zur Erlangung von Unsterblichkeit durch Kontinuierung seines Keimplasmas und Vererbung seiner persönlichen Eigenschaften, hat aber wenig oder nichts wirklich Triebartiges, Unwiderstehliches mehr an sich. Er kann sich höchsten zur Sehnsucht steigern. A fortiori gilt das für die übrigen Beweggründe, welche den Mann nach Progenitur verlangen lassen. Ob diese nun Familien-, Namens-, Vermögens-, Geselligkeits-, Gewohnheits- oder gar Eitelkeitsrücksichten entspringen, sind sie doch durchwegs vernunftgemäßer Natur, womit nicht gesagt sein soll, dass derartige Beweggründe nicht den Charakter eines sehr starken Dranges annehmen können.

Somit scheidet der Fortpflanzungstrieb als Bestandteil des Geschlechtstriebs bei den Kulturvölkern wohl ziemlich aus, und dieser zeigt sich als durch Evolution aus jenem hervorgegangen.

Von vielen Autoren (zum Beispiel Hegar und Eulenburg) wird der Geschlechtstrieb, unter Abzug einer Fortpflanzungskomponente, als Begattungstrieb betrachtet.

Ich kann mich ihnen nicht anschließen. Wenn auch die Begattung zweifelsohne im Mittelpunkt des geschlechtlichen Begehrens steht, so muss diese Bezeichnung doch abgelehnt werden, und zwar aus der Überlegung heraus, dass sexuelle Betätigung nicht mit Begattung identisch ist, und der Trieb zu dieser Betätigung gewöhnlich, wenn nicht immer, schon bei Kindern besteht, lange bevor sie von der Möglichkeit einer Begattung eine Ahnung haben; des weiteren aufgrund der Erwägung, dass oft eine andere Befriedigungsart dem Coitus vorgezogen wird.

Meines Erachtens ist es auch unnütz, solche nähere Bezeichnung für den Begriff „Geschlechtstrieb“ zu suchen, besonders dann, wenn man ihn mit Beziehung zum Fortpflanzungstrieb so auffasst, wie ich das oben getan habe.

Er ist ein Trieb zur geschlechtlichen Betätigung, welcher seinen Sitz, d.h. seine Ursprünge sowohl wie seine Ausstrahlungen, nicht allein im Genitale, sondern im ganzen Körper und in der ganzen Psyche hat. Als solcher ist er beinahe allmächtig und übt seinen Einfluss weit über die eigentliche Sexualsphäre aus. Denken wir nur an seinen Einfluss auf die Künste (Erotik).

Der Geschlechtstrieb mit all seinen Äußerungen ist zu einem bedeutenden Teil abhängig von der Tätigkeit der Geschlechtsdrüsen, und zwar nicht nur von ihrer Absonderung nach außen (Fortpflanzungszellen), sondern namentlich auch von der sogenannten inneren Sekretion dieser Organe.

Es ist nachgewiesen, dass diese Drüsen chemische Stoffe erzeugen, welche nicht nach außen gelangen, sondern regelrecht in das durchströmende Blut aufgenommen werden. Derartige Stoffe können, so klein ihre Menge auch sein mag, eine außerordentlich starke Wirkung auf den ganzen Körper oder auf einzelne seiner Teile ausüben.

Die, welche von den Geschlechtsdrüsen (auch schon vor ihrer Reife) abgesondert werden, haben überwiegend Bedeutung für die Entwicklung des ganzen Körpers, der Genitalorgane, der spezifisch-geschlechtlichen Merkmale, Eigenschaften und Funktionen.

Bleiben die Keimdrüsen stark im Wachstum zurück oder fehlen sie ganz, zum Beispiel nach künstlicher Entfernung in der Jugend, und kann sich somit eine Wirkung der erwähnten Absonderungsprodukte bei dem wachsenden Individuum nicht in genügendem Maße geltend machen, so bildet sich, anstatt eines normalen Menschen, der Typus des Kastraten, welcher sich bei der körperlichen Entwicklung, beim Stoffwechsel, bei den psychischen Eigenschaften bedeutend von jenem unterscheidet, umso ausgesprochener, je früher und vollständiger das Fehlen des Geschlechtsdrüseneinflusses eingesetzt hat.

Die „inneren Sekrete“ der weiblichen Keimdrüsen treiben den Organismus - den sich entwickelten, aber auch den erwachsenen - körperlich wie auch seelisch in spezifisch-weibliche Richtung, während die der männlichen Drüsen eine entsprechende Wirkung im männlichen Sinne ausüben.

Das zeigt sich unter anderem, wenn man einem (vorzugsweise jungen) Tier die Keimdrüsen wegnimmt und ihm die Drüsen des anderen Geschlechts einverleibt (z.B. durch Überpflanzung unter Einhaltung gewisser Vorsichtsmaßregeln). Seine Eigenschaften, auch seine sexuellen Neigungen, seine Annäherungsversuche, bewegen sich daraufhin in derjenigen Richtung, welche den neu erhaltenen Geschlechtsdrüsen entspricht, und sein Körper sowie dessen Funktionen ändern sich in entsprechender Weise, sofern die schon bestehenden anatomischen Verhältnisse dies überhaupt noch zulassen.

Übrigens sind sexuelle Eigenschaften, Gefühle, Neigungen und teilweise auch die geschlechtlichen Funktionen, besonders beim Erwachsenen, nicht ausschließlich an die Wirksamkeit der Keimdrüsen gebunden. Wäre dem so, so könnten sie sich nicht mehr bekunden, nachdem diese Wirksamkeit aufgehört hat.

Tatsächlich aber zeigen sich diese Gefühle und Erscheinungen noch bei manchen Individuen, welche keine funktionierenden Geschlechtsdrüsen mehr besitzen, sei es nun, dass ihnen diese durch Entfernung, beispielsweise durch eine zerstörende Erkrankung, verloren gegangen sind, oder aber, dass sie - wie das bei jeder Frau ab einem gewissen Alter (meist zwischen 43 und 50 Jahren) der Fall ist - ihre Tätigkeit infolge natürlicher Rückbildung einstellt.

Wahrscheinlich spielen dabei - und selbstverständlich ebenso, wenn sich die Geschlechtsdrüsen noch in Tätigkeit befinden - die "internen Sekrete" anderer Drüsen mit. Ein wichtiger Faktor ist aber, in dem einen wie dem anderen Fall, auch zu sehen in der erworbenen, d.h. durch die Erfahrung des Lebens erhaltenen Einstellung zu den sexuellen Funktionen.

Und noch wichtiger als diese erworbene seelische Eigenschaft ist die ererbte! Auch diese basiert jedoch, in dem Entwicklungsgang des Menschen (und seiner Urahnen) betrachtet, auf der Wirksamkeit der Geschlechtsdrüsen.

So kann man denn sagen, dass der Geschlechtstrieb ursprünglich ausschließlich in den Keimdrüsen wurzelt, bei den neuzeitlichen, erwachsenen Menschen aber von ererbten und erworbenen seelischen Vorgängen einerseits und von der Tätigkeit dieser Drüsen, d.h. von ihrer inneren und äußeren Absonderung andererseits unabhängig ist.

Albert Moll* hat in seinen „Untersuchungen über die Libido sexualis“ den Begriff Geschlechtstrieb in zwei Teile zerlegt:

Kontrektationstrieb und

Detumeszenztrieb.

Ich schließe mich ihm darin grundsätzlich an, ziehe es aber vor, diese wenig schönen Ausdrücke zu verdeutschen und dabei etwas zu erweitern, wobei ich allerdings nicht unterlassen möchte zu betonen, dass derartige Unterscheidungen nicht allzu konkret aufgefasst werden dürfen, weil die Begriffe an verschiedenen Stellen ineinander übergehen und deshalb nie scharf umrissen sein können.

Contrectare heißt betasten; Moll gebraucht es als berühren (eine Person des anderen Geschlechts). Ich sehe diesen Trieb als einen unwiderstehlichen Drang an, sich dem anderen Geschlecht möglichst zu nähern, und will deshalb von einem (geschlechtlichen) Annäherungstrieb sprechen.

Für Detumeszentrieb* schreibe ich lieber: (geschlechtlicher) Entspannungstrieb, womit ich dann die örtliche wie die allgemeine besonders auch die psychische - Entspannung ins Auge fasse. Bessere wäre noch Geschlechtsbefriedigungstrieb, was auch dem Gefühl von örtlicher und allgemeiner, befriedigender, in unmittelbarer und engster Verbindung mit dem Höhepunkt der geschlechtlichen Vereinigung stehender Entspannung Ausdruck verleiht. Da aber „Entspannung“ mehr mit Molls „Detumeszenz“ übereinstimmt, werde ich das Wort ebenfalls beibehalten und die beiden von mir genannten Ausdrücke durcheinander gebrauchen.

Die Auffassung von Hermann Rohler (in „Das gesamte Geschlechtsleben des Menschen“) und anderen, die noch eine dritte (eigentlich eine erste und zweite) Komponente, den Tumeszenztrieb**, annehmen, muss ich ablehnen, weil ich diesen nicht als eigenständig erkennen kann.

Denn die wachsende Spannung ist bis zum Anfang des Coitus Begleit- und Folgeerscheinung des Annäherungstriebes. Von da an bis zum Orgasmus - der zu gleicher Zeit Gipfel des Aktes und Anfang der Entspannung, also Befriedigung im doppelten Sinne ist - stellt aber die Spannungstendenz (wenngleich sie immer weiter steigt und schließlich maximal wird) doch auch dann noch stets keinen Trieb an sich dar, sondern ist Mittel zum Zweck, d.h. um zu der angestrebten Befriedigung zu gelangen. Anders gesagt: sie gehört (vom Beginn des Coitus an) zum Geschlechtsbefriedigungstrieb.

Wenn auch der Entspannungstrieb in bedeutendem Maße von äußeren Reizen sowohl wie von seelischen Impulsen abhängig ist, steht er doch, speziell beim Mann, stark unter dem unmittelbaren Einfluss des jeweiligen Zustandes in den Geschlechtsorganen, namentlich im Hinblick auf die Anhäufung des Samens, sodass er mitunter einen fast reinen Entleerungstrieb darstellen kann.

Im Tierreich besteht auch bei den weiblichen Wesen eine weitgehende Abhängigkeit zwischen der Entleerung der Eierstöcke und dem Entspannungstrieb. Am ausgeprägtesten ist diese bei den Fischen. Bei den höheren Tieren lässt sich zwischen diesem Teil des Geschlechtstriebs und der Ovulation ein Zusammenhang in Form der Brunsterscheinungen deutlich erkennen. Im Laufe der Entwicklung des "Homo sapiens" aber haben sich der Geschlechtsbefriedigungstrieb der Frau und die Ausstoßung der Eizellen immer mehr voneinander losgemacht. Dennoch - so vollständig, wie gewöhnlich angenommen wird, ist diese Trennung auch bei der modernen Frau doch nicht. Es sind Anzeichen vorhanden, die auf noch immer bestehende Zusammenhänge hinweisen (hierauf gehen wir in Kapitel 3 ein).

Wiederholen wir das Gesagte kurz und schematisierend, dann sehen wir,

»dass der Geschlechtstrieb (Geschlechtsbetätigungstrieb) im Grunde von der Absonderungstätigkeit der Keimdrüse abhängig ist, deren innere Sekretion seine erste Komponente, den Annäherungstrieb, beherrscht, während ihre Absonderung nach außen seinen zweiten Bestandteil, den Entspannungstrieb (Geschlechtsbefriedigungstrieb) regiert. (Eine Aussage, die in dieser scharfen Zusammenfassung selbstverständlich cum grano salis zu genießen ist).

Um den zum Annäherungstrieb verdichteten Geschlechtstrieb kristallisieren sich allerlei Gefühle und Gedanken; es bildet sich der seelische Komplex der indifferenzierten Liebe.

Es ist jedoch mehr als ein Entwicklungsstadium im Geschlechtsleben des einzelnen Menschen. Über kurz oder lang systematisieren sich die Liebesgefühle.

Während sich der seelische Komplex immer weiter ausbreitet, stets neue Gedankengruppen mit einbezieht, bis er schließlich einen übergroßen Teil der psychischen Vorstellungen in seinem Banne hält, werden die Assoziationen immer beständiger, und ihr Strom schlägt eine bestimmte Richtung ein.

Der Gegenstand der Liebe, anfangs nur im Halbtraum wahrgenommen, nimmt festere, persönlichere Formen an: Die Idealgestalt des/ der Liebenden wird vom Geist modelliert.

Bald begegnet er ihr, einem Menschen aus Fleisch und Blut. Was diesem an Ähnlichkeit mit dem Idealbild fehlt, dichtet er ihm in seinem Liebesdrang willig an.

Eine erste, schüchterne, verstohlene Umwerbung, ein Wort, ein erwiderter Blick - die Flamme schlägt auf, in Freuden wird die Liebe geboren.

Der Annäherungstrieb, zur Liebe entwickelt, hat von nun an Gelegenheit, sich immer weiter zu entfalten. Er wächst - bis die gänzliche Vereinigung der Liebenden erreicht wird.

In dem Augenblick, da Geliebter und Geliebte ihre Ergänzung ineinander erreichen, finden auch Annäherungstrieb und Befriedigungssehnsucht einander wieder und verschmelzen von neuem zu einem nunmehr höheren Ganzen. Die Liebe ist ausgewachsen. Jetzt - erst jetzt - kann sie blühen.

Wenn ich auch zugebe, dass Gefühlskomplexe, denen man wegen ihrer Fülle, ihrer Tiefe, ihrer Beharrlichkeit doch wirklich den Namen Liebe nicht vorenthalten darf, sich in Ausnahmefällen mehr als einem Objekt zur gleichen Zeit zuwenden können, so halte ich doch das wesentlich monogame* Gepräge einer voll entwickelten Liebe, wie der vorhin angedeuteten, über alle Zweifel erhaben.

Solange der Mensch mit Seele und Sinnen inbrünstig liebt, ist sein Geist dermaßen von den Gedanken an sein Liebesobjekt eingenommen, dass er im Wesen monogam bleibt, selbst dann, wenn Gewohnheiten (von Religion oder Rasse), Zwangs- oder Notlage, ihn gelegentlich zum Geschlechtsakt mit einer anderen als der geliebten Person bringen sollten.

Anders verhält es sich, wenn der Geschlechtstrieb sich nicht völlig zur Liebe ausbildet oder diese hohe Entwicklung verliert. Dann zeigt sich beim Menschen, besonders beim Mann, seine ursprüngliche, entschiedene polygame Veranlagung.

Die Ehe ist die Dauergestalt der monogamen Liebesverbindung.

Als solche bedeutet sie eine weitere Evolution, auch in dem Sinne, dass sie einer Entwicklung der ab origine egoistischen Triebe zum bewussten, weitgehenden Altruismus den denkbar größten Vorschub leistet.

In der Weise betrachtet, begehen die Liebenden mit der Eheschließung eine heilige Handlung, nicht allein im kirchlichen Sinne. Denn sie geloben sich das Höchste, das Schönste, aber auch das Schwerste, was Mann und Frau sind geloben können:

» für ihr ganzes Leben die Ströme ihrer Liebesgefühle eingedämmt zu halten und sie stets in dieselbe Richtung zu leiten; und lange Jahre, immer wieder, füreinander das Beste übrig zu halten, was je Mann und Frau, Mensch und Mensch, sich zu spenden vermögen.

Die Liebe, die mit dem Vollziehen der Ehe* sowohl zur vollen Entwicklung wie zur höheren Evolution gelangt ist, kann in dieser Form den beiden Beteiligten dauerhaftes Glück bescheren.

Wie bald aber können die schönsten Gefühle dahinwelken, wie oft die heiligsten Vorsätze versagen!

Das Schlimmste an der Sache ist, dass sich Abstoßung der Geschlechter bemerkbar macht, sobald die Anziehung erlischt.

An dem Bestehen einer solchen, wenigstens beim Menschen, ist nicht zu zweifeln. Sie kommt überall zum Vorschein, wo der Annäherungstrieb seine Wirkung verliert, umso kräftiger, je stärker vorher die Anziehung war. Sie kann sich zur Feindseligkeit, sogar bis zum Hass, steigern. Für die Ehe ist sie umso gefährlicher, als der Mensch sich ihrer im Allgemeinen - zumindest in ihren leichteren Stadien - nicht bewusst ist.

In diesem Kampf zwischen instinktiver geschlechtlicher Abstoßung und triebhafter sexueller Anziehung gibt es neben der Hilfe der - in allererster Linie mit in Betracht kommenden - zur höchsten Potenz entwickelten rein seelischen Gefühle nur ein Mittel zur Rettung der Ehe.

Das ist die rechtzeitige Verstärkung der sexuellen Anziehungskräfte, sodass die entgegengesetzten überhaupt nicht in die Lage kommen, sich zu offenbaren.

Der Inkongruenz* der geschlechtlichen Wünsche und Neigungen muss vorgebeugt oder abgeholfen, die Evolution der Triebe bei den beiden Beteiligten zu gleicher Höhe durchgeführt werden. Insbesondere müssen Rückschläge vermieden werden.

Das alles ist möglich, wenngleich nicht immer leicht!

Es ist erreichbar,

 

»wenn die Liebeswerbung sich immer von neuem frisch gestaltet.

 

Es ist erreichbar,

 

»wenn sich die Liebenden ein unablässiges sexuelles Entgegenkommen zeigen.

 

Es ist erreichbar,

 

»durch beiderseitige geschlechtliche Anpassung und Erziehung,

 

»durch wechselseitiges Verführertum im altruistischen Sinne,

 

»durch Ausbildung der Technik der gegenseitigen Geschlechtsbefriedigung, weit über das in der jetzigen Ehe Übliche hinaus.

Kurzum:

Es wird erreicht in und durch die Superehe!

 

Kapitel 2 - Teil 2

2. Geschlechtsgefühle und äußere Reize

Wie die „inneren Reize“ in somatische (Sekretionswirkung, Anfüllung von bestimmten Körperhöhlen und Ausfuhrgängen, von Blutgefäßen) und seelische (Vorstellungen, Erinnerungsbilder, Fantasien) unterschieden werden können, so lassen sich auch bei den „äußeren Reizen“ solche erkennen, die vorwiegend körperlicher Natur sind, und andere, welche hauptsächlich dem psychischen Bereich angehören.

Ebenso wenig aber wie eine derartige Unterscheidung bei den verschiedenen inneren Reizen durchführbar ist, weil sich diese gegenseitig stark beeinflussen, sind die beiden Arten von äußeren Reizen genau auseinanderzuhalten. Können doch schon die, welche rein psychischer Natur sind, nicht anders als durch Vermittlung unserer Sinnesorgane zu uns kommen.

Dennoch ist es zweckmäßig, sie, soweit es angeht, gesondert zu betrachten.

Fangen wir bei den seelischen Eindrücken an, die geeignet sind, auf die Sexualsphäre einzuwirken, so sehen wir, dass alle Naturereignisse, welche Veranlassung zu Angst und Furcht geben, erregend auf die Geschlechtsgefühle einwirken können.

Teilweise lässt sich das erklären durch den Wunsch, sich in Gefahr einem Mitgefährdeten, womöglich einem Stärkeren, anzuschließen - ein Wunsch, der die Frau dazu treibt, Schutz bei dem Mann zu suchen, während der Mann seinerseits einen Drang hat, die Schwächere zu beschützen - aus welchen Gefühlen dann alsbald eine Reizung des Geschlechtsannährungstriebs resultiert.

Die Erklärung dieser Erscheinung liegt jedoch zweifelsohne nicht allein dort; denn auch ohne Möglichkeit der Beteiligung des Schutzfaktors können Angst verursachende Naturereignisse geschlechtlich erregend einwirken, was sich bisweilen bei Masturbanten deutlich erkennbar macht.

Ob sich dabei auch unbekannte Einflüsse rein physikalischer Art, infolge von atmosphärischen Störungen, zum Beispiel durch Einwirkung auf die Gehirntätigkeit, geltend machen, lässt sich nicht sagen.

Doch gibt es zu denken, dass es vorzugsweise das Gewitter ist, welches geschlechtlich erregend wirkt, und das zwar schon dann, wenn es noch im Anzug ist, also bevor die Furcht vor Blitz und Donner mitspielt.

Immerhin, nicht nur die Furcht kann in sexueller Hinsicht reizen, auch der Kummer vermag es. Dabei gibt es selbstverständlich wieder verschiedene Momente: die Neigung, Trost zu suchen oder zu spenden, das geteilte Leid, das zwei Menschen einander näherbringt, der unbewusste Versuch, die Gedanken vom Kummer abzulenken.

Dennoch ist gewiss auch ein wesentlicher Bestandteil in dieser Verbindung von Kummer und geschlechtlicher Erregung enthalten, was jeder, der auf solche Fragen achtet, gelegentlich bei sich selbst und bei anderen beobachten kann. Eine Erklärung dieser Erscheinung wird wohl damit zusammenhängen müssen, dass Störungen des seelischen Gleichgewichts imstande sind, die gewöhnlichen Hemmungen zu beeinträchtigen, und dadurch den Urtrieben Gelegenheit bieten, sich in stärkerem Maße als sonst bemerkbar zu machen.

Andererseits wirken Eindrücke, welche Angst, Furcht und Kummer zuwege bringen, wenn diese Affekte nur intensiv genug sind, stark dämpfend auf eine schon bestehende geschlechtliche Erregung ein, oder können es unmöglich machen, dass eine solche, selbst unter Einfluss von kräftigen örtlichen Reizen, zustande kommt. So kann es geschehen, dass eine sonst normal empfindende Frau unter dem hemmenden Einfluss solcher Eindrücke (zum Beispiel aus Furcht vor Schwangerschaft) bei dem Coitus nicht zur Befriedigung gelangen kann, oder dass sich bei einem Mann eine bereits bestehende Erektion verliert.

Manchmal kann dies zu Unannehmlichkeiten Veranlassung geben. Der vernünftige und nachsichtige Mensch aber macht auch oft zu seinem Nutzen oder zum Glück seines Liebespartners davon Gebrauch, sei es nun, um seinen Annäherungstrieb in positiver oder negativer Richtung zu beeinflussen, sei es, um den Ablauf der geschlechtlichen Reaktion zu beschleunigen oder zu verlangsamen.