Invictus - Eine Dystopie der Gegenwart - Vantell J. LaRoche - E-Book

Invictus - Eine Dystopie der Gegenwart E-Book

Vantell J. LaRoche

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Beschreibung

Nach einer Anzahl politischer Morde im Jahr 2025 kommt es zu Aufständen im US-Bundesstaat New Salem. Aus friedlichen Demonstrationen werden jedoch bald gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen dem Staat und den Bürgern und Staatsdienern, die die Morde nicht einfach hinnehmen. Die beiden Fronten manifestieren sich immer weiter. Die Forderung einer Separation New Salems von den USA wird in der Bürgerschaft laut. Jedoch wird sie immer wieder mit Gewalt zurückgeschlagen. Die Bürger erschöpfen. Sie beginnen, nach neuen Wegen zu suchen, ihre Forderung durchzusetzen.

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Seitenzahl: 61

Veröffentlichungsjahr: 2025

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WIDMUNG

Für die Sache.

Inhaltsverzeichnis

PART I: DIE SCHLACHT BEGINNT

PART II: UNGEWISSE ZEITEN

PART III: DER FALL DER GEEINTEN

AKT I: AUF ERFOLG UND GUTE ZEITEN

PART IV : DER FALL DER GEEINTEN

AKT II: FÜR DIE SACHE

PART V: DER FALL DER GEEINTEN

AKT III: BIS ZUM SCHLUSS

PART I

DIE SCHLACHT BEGINNT

Herbst 2025.

Beacon Roe, New Salem.

Tot in seinem Büro im Stadtzentrum fand man den Governor of New Salem.

Früh am Morgen. Seine Sekretärin war die Erste gewesen, die an diesem Tag das Büro betrat.

Es war dunkel. Alle Rollläden und Vorhänge waren geschlossen. Wie blind lief sie durch den Raum zu den Fenstern, ohne zu stolpern oder sich zu stoßen. Sie arbeitete seit fast zehn Jahren hier, seit der ersten Legislaturperiode des Governors. Die Vorhänge waren schnell aufgezogen, der Zuggurt für die Rollläden schnell gefunden. Langsam fluteten Tageslicht und die aufgehende Sonne den Raum. Doch etwas ließ die Sekretärin ihre Nase rümpfen.

Ein beißender Geruch. Es schüttelte sie. Sie hoffte, es hatte sich nicht schon wieder ein Waschbär in die Wände verirrt und war darin verreckt. Sie riss die Fenster auf, sodass der Geruch wenigstens etwas verziehen konnte. Auf ihrem Absatz kehrtgemacht, wollte sie das Büro wieder verlassen, um die erste Konferenz vorzubereiten, als sie etwas in ihrem Augenwinkel wahrnahm. Ihr Blick fiel auf den riesigen, ledernen Chefsessel und die Hand, die auf einer der Armlehnen ruhte. Es war die des Governors. Sie erkannte sie an dem goldenen State College-Ring, den er immer am kleinen Finger trug. Sie zuckte kurz zusammen, fasste sich ans Herz. „Mr.

Soales", seufzte sie lachend. „Sie haben mir einen Schrecken verpasst. Warum haben Sie denn nichts gesagt, als ich reinkam? Warum saßen Sie hier überhaupt so abgeschottet?" Ihre Frage verhallte im Raum. Keine Antwort entgegnete ihr. Verärgert, in Irritation schnaubte sie auf. „Sie wissen, ich mag es nicht, wenn Sie mich zum Spaß ignorieren, Mister." Sie drehte den Stuhl zu sich. Der Governor fiel ihr buchstäblich vor die Füße. Panisch schrie sie auf.

Er zeigte keine Regung. Lag einfach da. Es sah erbärmlich und unwürdig aus. Sein Gesicht presste auf ihren Schuhen, sein Hintern ragte durch die angewinkelten Beine in die Höhe, seine Arme hingen an ihm herunter, als wären sie aus Gummi. Sie sprang zurück, stolperte dabei und fiel zu Boden. Kauernd rutschte sie von ihm weg. Sie zog ihre Knie eng an sich heran, umklammerte sie mit ihren zitternden Armen.

Schnelle Schritte näherten sich. Mit gezogenen Waffen stürmten Sicherheitsbeamte den Raum. Die Schreie hatten sie alarmiert. Sie stoppten abrupt, als sie den regungslosen Korpus sahen. Wenige Augenblicke später trat einer von ihnen nach vorn. Er hockte sich vor den Governor. Die Waffe legte er neben sich. Er griff ihn an der Schulter, sie fühlte sich merkwürdig hart und steif an. Vorsichtig lagerte er ihn auf die Seite um. Dass der Governor kein Schläfchen hielt, war allen bewusst gewesen, doch die Kälte und Leere in seinen Augen erschütterte. Er nahm das Gesicht des Governors in beide Hände. Musterte es und seinen restlichen Körper auf Anzeichen äußerlicher Gewalteinwirkung. Nichts. Er war einfach in seinem Büro gestorben.

„Herzinfarkt?"

„Ja, Ma'am. Ein Herzinfarkt."

„Ich kenne Alejandro Soales seitdem ich das DoJ hier in New Salem übernommen habe. Der Mann war jung, fit. Betrieb Sport, ernährte sich gesund. Trank nicht, rauchte nicht ... Und Sie wollen mir erzählen, dass das ein Herzinfarkt war?" Der FBI-Agent setzte zur Antwort an, doch er kam nicht mal bis zur ersten Silbe. „Machen Sie einfach die Akte fertig. Es gibt ein Begräbnis zu planen und den Lieutenant Governor einzuweisen. Und briefen Sie den Secretary of State!" Die Frau mit dem forschen Ton lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Vor ihrer Nase hielt sie einen vorläufigen Bericht der Rechtsmedizin. Herzinfarkt. Zufälle sollte es geben. Jedoch wurmte sie etwas aus reinem Interesse. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass jemand seiner Gesundheit einen Infarkt erlitt?

Kurzerhand ließ sie einen befreundeten Rechtsmediziner in ihr Büro bestellen. Von zwei Sicherheitsbeamten begleitet, wurde er zu ihr geführt. Hose und Hemd sahen zerknittert aus. Am Kragen des Hemdes erkannte sie merkwürdige Flecken, die sie jedoch nicht hinterfragen würde. Sie hätte sich mehr Gedanken gemacht, wären keine Flecken zu sehen. Er musste heut bereits praktisch zugange gewesen sein. „Ahoi!", sagte er mit einem warmen Lächeln auf den Lippen. Sie bedeutete ihm mit einer Handbewegung, sich zu setzen. „Was kann ich für dich tun, Malone? Geht's um Soales?" Die schmale Aktentasche, die zuvor noch unter seinem Arm geklemmt hatte, legte er nun in seinen Schoß.

„Ja”, bestätigte sie. Als müsste sie noch einmal sichergehen, was dort stand, nahm sie den Bericht zur Hand. „Ihr hattet geschrieben, er sei einem Infarkt erlegen. Mich würde interessieren, wie oft es vorkommt, dass jemandem wie ihm so etwas passiert?"

Der Rechtsmediziner blinzelte sie verdutzt an. Zögerlich setzte er an: „Sarah?" – „Hm?"

„Was meinst du mit "geschrieben"?"

Jetzt war sie es, die verdutzt blinzelte. „Den vorläufigen Bericht."

„Nein." – „Nein?"

Kopfschüttelnd erklärte er: „Der ist nicht von uns. Soales wurde uns erst vorhin geliefert zum Kühlhalten. Den haben wir noch nicht begrapscht." Stumm schob sie den ihr vorliegenden Bericht über den Tisch zu ihm. Er nahm ihn an sich. Seine Augen flogen über das Papier. Einmal, zweimal. Beim dritten Mal legte sich seine Stirn in tiefe Falten. „Du hast Recht. Der Bericht stammt aus unserem Haus. Ich bin verwirrt." Auch Malone runzelte die Stirn. Was war nun mit dem Bericht? „Aber den hat keiner von uns ausgestellt. Zeitlich ... Nein, da waren wir alle bei 'nem Familienmassaker.

Der Kerl wurde wohl von der Frau seines Bruders gekorbt. Unschöne Sache." Die Staatsanwaltschaft würde sich freuen.

"Tu mir einen Gefallen", sagte Malone wenig beeindruckt von Letzterem. "Untersuch ihn." Auf einmal erschien ihr der FBI-Agent nicht mehr ganz koscher. Retrospektiv machte er einen zu abgeklärten Eindruck. Er hatte den Sachverhalt bereits als geklärt erachtet. Aber war sie denn wirklich die Einzige, die den Infarkt hinterfragte, allein seiner Gesundheit wegen?

"Du meinst, ich soll ihn wie einen Mordfall behandeln?"

Malone überlegte kurz. "Ja. Kerngesund und Berichte, die nicht existieren können?"

"Brauchst nicht mehr zu sagen. Ich schick' ihn dir asap." Der Rechtsmediziner sprang mit der Tasche wieder unter den Arm geklemmt auf und verschwand schon in der nächsten Sekunde zur Tür hinaus.

Malone zog den falschen Bericht zurück zu sich. Die Gedanken, die in ihrem Kopf schwirrten, überschlugen sich. Entweder stieg ihr gerade die jahrelange Arbeit mit den LEOs zu Kopf oder ihr Bauchgefühl lag richtig, dass etwas nicht stimmte. Sie fragte sich, wie Soales im Büro aufgefunden werden konnte. Nach all den Jahren wusste sie, dass er nie vor halb zehn aufschlug. War er also am Abend zuvor gestorben? Das hätte jedoch bereits die Nachtwache mitbekommen müssen. Warum war der komplette Raum abgedunkelt gewesen? Vielleicht musste man tatsächlich von Mord sprechen, und die Wache war beteiligt gewesen. Oder er wurde drapiert.

New Salem befand sich in den letzten Zügen des Wahlkampfes vor den Wahlen des neuen Governors. Konkurrenz