Isst du, wer du bist? - Imre Kusztrich - E-Book

Isst du, wer du bist? E-Book

Imre Kusztrich

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Beschreibung

Dieses EBook fasst zusammen, welche Nahrung in welchem Lebensjahrzehnt wichtiger als andere wäre.Dieses EBook enthält auch eine praktische Einkaufsliste. Mehr als 100 Lebensmittel mit dem Potenzial, Fettgewebe zu reduzieren. Einige verblüffen.Dieses EBook informiert unter der Überschrift Magisch essen für über direkte, günstige Zusammenhänge zwischen bestimmten Lebensmitteln und unseren wichtigsten Organen. Das bedeutet zum Beispiel die besten Nährstoffe für Gehirn, Herz, Leber, Gelenke, Gefäße, Muskeln.

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Isst du, wer du bist?

Impressum:

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (insbesondere durch elektronisches oder mechanisches Verfahren, Fotokopie, Mikroverfilmung oder Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Ausgenommen davon sind kurze Text-Zitate in Rezensionen.

 

Haftungsausschluss.

Die folgende Veröffentlichung dient ausschließlich Informations- und Lehrzwecken. Sie ist nicht als Ersatz für ärztlichen Rat oder medizinische Behandlung gedacht. Vor jeder gesundheitlichen Maßnahme sollte ein medizinischer Experte konsultiert werden. Die kombinierte Einnahme von Nahrungs-Ergänzung oder pflanzlichen Substanzen und verschriebenen Medikamenten ohne Zustimmung Ihrer Ärztin oder Ihres Arztes wird nicht empfohlen. Die Autoren, der Verlag, der Vertrieb und alle jene, die in dieser Veröffentlichung namentlich genannt werden, übernehmen keinerlei Haftung oder Verantwortung für Verluste oder Schäden, die durch die Informationen, die in dieser Veröffentlichung vermittelt werden, entstanden oder angeblich entstanden sind.

 

IGK-Verlag

22393 Hamburg

Volksdorfer Weg 81c

Autoren: Dr. med. Jan-Dirk Fauteck, Imre Kusztrich

Copyright © IGK-Verlag 2023

ISBN: 9783988652423

Fotos: © Engel-Fotolia.com, © Abundzu – Adobe Stock.

 

„Essen hält uns zum Narren. Unser Gehirn wird durch Zucker, Salz und Fett gekidnapped.“

David Kessler, Buchautor und früherer Manager bei der U.S. Food and Drug Administration.

„Trotz der ständigen Signale zur Aufrechterhaltung des gesunden Soll-Zustands, die schützend gegen einen Überkonsum von Nahrung agieren, verändert wiederholter Verzehr von schmackhafter, energiedichter Nahrung die erlernte Antwort und begünstigt Überessen.“

Dr. Tera Fazzino und Kitlyn Rohde, Expertinnen für Suchtverhalten, Cofrin Logan Center for Addiction Research and Treatment, University of Kansas, Lawrence, U.S.A.

“Die meisten Richtlinien berufen sich auf Wissenschaft und missachten völlig die komplexen Zusammenhänge zwischen Gewicht und Gesundheit. Der Body Mass Index eignet sich nicht zur Klassifizierung von Körpern als gesund oder ungesund.“

Jessica Mui, Präsidentin Cooper Medical School of Rowan University, “Medical Students for Size Inclusivity”, Glassboro, New Jersey, U.S.A.

Inhalt

 

Dieses EBook spiegelt Wertschätzung wider

Vorwort

Die Kunst des Essens

Bereits die Hälfte der Kalorien ist ultraprozessiert

Cafeteria-Kost – auch Ratten lieben Abwechslung

Doppelte Gewinnstrategie mit ungesunden Kalorien

Essen bestimmt die Gesundheit ab fünfzig

Riesenfehler! Sterben gilt als schicksalhafter Verlauf

Gratwanderung: Die Ernährung der Darmbakterien

Herzkrank durch das Darmmikrobiom

Im Darm entstehen begehrte Moleküle

Schleimhaut, Grenze mit Grenzpolizei

Im Verdauungstrakt herrscht permanent Kampf

Tote Bakterien werden zu Gift

Der Kopf weiß immer, was im Bauch passiert

Im Alter wird es nicht besser

Ein neuer Blick auf Depression und ADHD

Wie Pflanzenfarbstoffe dem Gehirn helfen

Mit den größten Risiken leben die Kleinsten

Die westliche Ernährung als Entzündungserreger

Die Sache mit Schmackhaftigkeit

Ein unbekannter Feind, Advanced Glycation Endproducts

Was ultraprozessierte Nahrung schon im Darm bewirkt

Versteckte wertvolle Substanzen als Gesundmacher

Kein Darm verträgt oxidativen und inflammatorischen Stress

Gefährlicher Sauerstoff stammt aus zahlreichen Quellen

Darmwand, Wächter der Gesundheit

Oberstes Prinzip: Mikroben zurückhalten

Wenn freundliche Bakterien verhungern müssen

Sogar Muskeln brauchen günstige Bakterien im Bauch

Täglich 15 bis 30 Gramm Ballaststoffe

Karotte, Bohnen & Co. in neuem Licht

Mehr Karotten, weniger Kilos

Extrem verarbeitet, extrem problematisch

Ultraprozessierte Nahrung belastet bereits den Verdauungstrakt ultrastark

Mikroben diktieren dem Kopf mehr als umgekehrt

Der Bauch kann Angst lösen, aber umgekehrt auch auslösen

Im Darm gilt das Anna-Karenina-Prinzip

Vorsicht! Die effizientesten Bakterien machen dick

Metabolisches Syndrom: Vier Gefahren, aber eine gemeinsame Ursache

Sogar Depression kann durch Fehlernährung entstehen

Doppelstress für die Darmwandbarriere

Auch das Gehirn profitiert von günstigen Bakterien

Nur 68 Prozent der Neugeborenen starten ideal ins Leben

Kaiserschnitt: Lebensrettend, jedoch belastend

Bakterien, Stillen und die Muttermilch

Ein Kaiserschnitt-Mikrobiom verteidigt sich jahrelang

Bauch, Subunternehmer des Kopfes

Mehr Joghurt ist nicht die Lösung

Warnung: Richtige Kost gleicht Schäden durch falsche Kost nicht aus

Ständig unüberlegtes Essen beschäftigt ständig das Immunsystem

Darmwand als Barriere

Bakterien gegen Schleimhaut: Duell in der Dunkelheit

Das Wunder Durchlässigkeit

Toleranz oder Krieg

Westliche Kost beschleunigt das Einschleusen von Pathogenen

Ein Gramm Fructose pro Kilo Körpergewicht ist schon zu viel

Die aufrüttelnde Wahrheit über Kohlenhydrate, resistente Stärke und Ballaststoffe

Resistente Stärke, einfach hausgemacht

Mehrfacherkrankung, Mehrfachmedikamente

Alles falsch über das Dicksein

Auf die Natur bauen

Die größte Leistung der Evolution

Nach diesem Kapitel werden Sie Linsen mit anderen Augen sehen (weitere Lebensmittel vermutlich auch)

Spinat ist belastet, Karotte jedoch sauber?

Notwendig sind etwa 100 Milligramm Phytonährstoffe täglich

Mehr Präbiotika für mehr Probiotika

Vitamin D

Kurzkettige Fettsäuren, SCFA

Präbiotika

Pflanzenfarbstoffe, Anthocyane

Spermidin

Probiotika

Flavonoide

Westliche Kost

Was gefährlicher ist als ein falsches Gewicht

Magisches Essen für …

Magisches Sirtfood

Haferflocken, früh und spät

Die dunkle Seite dunkler Schokolade

Kaffee hat eine Sonderrolle

Darm-Diät aus Australien

Sonderteil

Magisches Essen für jedes Lebensjahrzehnt

50 gesunde Lebensmittel für jedes Gewicht

Sonderteil

Nahrungsmittel mit Anti-Bauchfett-Potenzial

Einkaufsliste

Quintessenz

Die Anerkennung eines neuen Organs (das alles mitbestimmt, selbst im Gehirn)

Die Sache mit der Schmackhaftigkeit

Der Mensch ist das, was er isst. Viele wissen jedoch nicht, was sie essen

Niemand ist übergewichtig …

Buch-Tipps

Quellen von besonderer Bedeutung

Dieses EBook spiegelt Wertschätzung wider

Wertschätzung für Leserinnen und Leser. Ebenso für unsere Nahrung. Generell und ganz besonders jedoch für jene Nahrungsbestandteile, die wir für unsere Gesundheit unbedingt brauchen. Respektlos nennen wir einige Ballaststoffe.

Dieser Verpflichtung zur Wertschätzung kommen in besonderer Weise einige spezielle Kapitel am Ende dieser Veröffentlichung nach.

Dort listet dieses EBook 50 gesunde Lebensmittel auf. Für jedes Alter.

Für jedes Gewicht. Genau genommen sind es nur 49, denn ein als sehr gesund eingestuftes und beliebtes Lebensmittel muss mit besonderer Vorsicht genossen werden …

Dieses EBook fasst auch zusammen, welche Nahrung in welchem Lebensjahrzehnt wichtiger als andere wäre.

Dieses EBook enthält auch eine praktische Einkaufsliste. Mehr als 100 Lebensmittel mit dem Potenzial, Fettgewebe zu reduzieren. Einige verblüffen.

Dieses EBook informiert unter der Überschrift „Magisch essen für …“, über direkte, günstige Zusammenhänge zwischen bestimmten Lebensmitteln und unseren wichtigsten Organen. Das bedeutet zum Beispiel die besten Nährstoffe für Gehirn, Herz, Leber, Gelenke, Gefäße, Muskeln.

Es geht aber nicht ohne Warnungen. Sie betreffen beispielsweise die eigentlich gesunde dunkle Schokolade …

Die Kapitel „Die Kunst des Essens“ bis „Darm-Diät aus Australien“ geben den letzten Wissensstand wieder, warum einzelne Lebensmittel tatsächlich existenziell wichtiger sind als andere. Darunter auch einige Nahrungsbestandteile, die in der Regel bagatellisiert werden.

Vier Schlusskapitel können als die Quintessenz dieses EBooks angesehen werden:

„Die Anerkennung eines neuen Organs (Es bestimmt alles mit, selbst im Gehirn)“,

„Die Sache mit der Schmackhaftigkeit“,

„Der Mensch ist das, was er isst. Viele wissen jedoch nicht, was sie essen“ und

„Niemand ist übergewichtig …“.

Ein Problem könnte sein: Viele Menschen ernähren sich nicht so intelligent, wie sie sind. Viele machen sich keinen überflüssigen Gedanken darüber, was sie sich zuführen. Aber auch sie sind ein Produkt ihres Essens.

Deshalb noch einmal diese Frage: „Isst du, wer du bist?“

Vorwort

Die Autoren dieses Buches haben es sich nicht zum Ziel gesetzt, die Freude an ultraprozessierter Nahrung zu vermiesen. Doch zur Realität gehört: Noch nie hatten wir wie heute so leichten Zugang zu überhöhten Mengen von Zucker, schlechten Fetten und Salz. Noch nie waren essbare Industriepräparate mit Appetit anregenden Fremdsubstanzen und Rezepturen derart intensiv auf maximalen Verzehr konzipiert. Sie funktionieren durch hohen Geschmack und niedrige Preise. Die Folge: Heute werden ultra-prozessierte Nahrungsmittel mit bedenklichen bis gefährlichen Wirkungen nach Verzehr in einem Maße konsumiert, das Sorge machen muss.

Millionen Menschen konsumieren sie täglich und sie tun das unkonzentriert, abgelenkt, mit Anderem beschäftigt. Während sie nicht wissen, was falsches Essen für unseren Organismus bewirkt, beginnend schon im Verdauungsbereich, befinden sie sich im Bann der Fett-Kohlenhydrate-Formel.

Es ist ein doppeltes Risiko. Je öfter wir uns für sie entscheiden, umso weniger wahre Lebensmittel enthält unser Essen.

Diese gefährliche Kombination ermöglicht die Entstehung jener chronisch-degenerativen Erkrankungen, die im Stande sind, das Leben zu verkürzen. Um wie viele Jahre – das wurde in Deutschland in großem Umfang erstmals 2020 vom Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt ermittelt. Die Ergebnisse schockieren.

58 Prozent der Frauen über 65 Jahre und 55 Prozent der Männer über 65 Jahre sind chronisch krank. Dieser Zustand besteht seit mindestens einem Jahr und erfordert regelmäßige medizinische Behandlung. Die häufigsten Leiden sind Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und Atemwegserkrankungen. Weltweit sind chronische Leiden Ursache von 70 Prozent aller Todesfälle.

Am Anfang bleiben zahlreiche chronische Krankheiten häufig unbemerkt, beispielsweise Diabetes und Bluthochdruck. Viele sind sich verschlechternd. In Jahren und Jahrzehnten entwickeln sie schwerwiegende Folgen, Schmerzen, Einschränkungen, seelische Belastungen.

Alle nichtübertragbaren chronischen Leiden verbindet dieselbe Eigenschaft. Sie sind Entzündungskrankheiten, mit verursacht durch Fehlreaktionen des Immunsystems. Daran wiederum sind häufig krankmachende Veränderungen der Mikrobenheere im Verdauungstrakt mitbeteiligt. Die daraus entstehenden vielfältigen unterschiedlichen Erkrankungen einzelner innerer Organe haben sehr oft eine Gemeinsamkeit: Fehlernährung, die dem Immunsystem nicht passt.

Die Kosten für das Gesundheitssystem und die Gemeinschaft der Krankenversicherten sind enorm.

Demenz ist mit 15 Milliarden pro Jahr das teuerste Leiden in Deutschland, gefolgt von Erkrankungen der Wirbelsäule und des Rückens, Bluthochdruck und Krankheiten der Hirngefäße wie Schlaganfälle.

Werden verlorenen Lebensjahre durch frühzeitigen Tod und Jahre mit schweren gesundheitlichen Einschränkungen addiert, ergibt sich eine Summe von 25 Millionen verlorenen Lebensjahren jedes Jahr in Deutschland, das sind 39 Prozent aller insgesamt von den 84 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern gelebten Jahre. Zu dieser bedrückenden Statistik tragen chronisch Kranke in jungen Jahren bei. Zwischen dem 18. und dem 29. Lebensjahr sind bereits beinahe 21 Prozent der Frauen und 18 Prozent der Männer chronisch krank.

Quelle: Erster umfassender Report: Chronische Krankheiten in Deutschland. Instituts für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt. 25. September 2020.

Die Ernährung wurde lange Zeit als Frage des Lebensstils betrachtet. Heute ist außer Streit, dass sie bei der Entwicklung zahlreicher chronischer Leiden eine wesentliche Rolle spielt, beispielsweise bei Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Leiden, Bluthochdruck, Schlaganfall, Diabetes, der Stoffwechselkrankheit Metabolisches Syndrom, zahlreichen Krebsarten und bei mentalen Erkrankungen. Dabei bleibt es nicht. Ein chronisches Leiden zieht meistens ein weiteres nach sich. Vier von zehn Erwachsenen haben mehr als eines.

Die typische westliche Ernährung ist unbestritten mitverantwortlich. Sie zerstört das gesunde Gleichgewicht der großen Bakterienstämme. dadurch irritiert sie das Immunsystem, das mit scharfen Entzündungen reagiert. Im Gegensatz dazu wirken sich andere Ernährungsweisen wie die Mittelmeerkost günstig auf die Stärke und auf das Funktionieren unserer Krankheitsabwehr aus. Denn vernünftige und vielfältige Ernährung stabilisiert gesunde Zustände im Darm.

Quelle: “Nutritional Components in Western Diet Versus Mediterranean Diet at the Gut Microbiota–Immune System Interplay. Implications for Health and Disease”. University of Alcalá, Spanien. 22. Februar 2021.

Es ist mehr als 170 Jahre her, dass der deutsche Philosoph Ludwig Feuerbach den Einfluss der Ernährung auf Körper und Geist mit nur sieben Worten umriss. Gerne werden sie zitiert werden, wobei auf das Wort „das“ fast immer verzichtet wird: „Der Mensch ist das, was er isst.“

Heute muss hinzugefügt werden: Auch was er einatmet, auch was er über die Haut aufnimmt, auch was er trinkt, auch was er unter Umständen raucht, und nicht zuletzt auch die permanente Belastung durch Schadstoffe, Weichmacher und Mikroplastik bestimmen die rauen Realitäten für unseren großartigen Organismus mit.

Die Forschung der letzten Jahrzehnte zur Anti-Aging-Medizin hat mehr als 600.000 moderne wissenschaftliche Veröffentlichungen über die Ernährung produziert. Mit den Ergebnissen kann heute jede Frage beantwortet werden. Wie rette ich mein Gehirn? Womit stärke ich mein Herz? Was schützt mich womöglich vor Krebs? Wie erspare ich meinem Körper lebensverkürzende Massenkrankheiten wie Diabetes oder nichtalkoholische Fettleber?

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wissen also genau, was der Körper braucht. Sie wissen aber auch, was er oft in Wirklichkeit bekommt.

Von unserem Körper erwarten wir alle eine Menge. Die von uns gewählte Kost entscheidet, ob wir ihn bei seinen immensen Leistungen unterstützen oder ihm seine herausfordernden Aufgaben sogar noch erschweren.

Die Kunst des Essens

Der Sozialpsychologe Erich Fromm errang 1956 unvergängliche Anerkennung für die von ihm in einem Weltbestseller analysierte Kompliziertheit der vermeintlich einfachsten Tätigkeit der Welt. „Kaum jemand glaubt“, schrieb der aus Frankfurt stammende humanistische Denker, „dass er über die Liebe etwas lernen muss.“ Mit der seiner Auffassung nach dramatisch gering geschätzten „Kunst des Liebens“ (The Art of Loving, Harper & Row) kann in einem Atemzug heutzutage unsere tägliche Nahrungsaufnahme genannt werden. Millionen Menschen in der westlichen Welt in Unkenntnis von Hunger streben dabei vor allem nach einer möglichst großen Befriedigung für möglichst wenig Geld.

Was sollte daran wirklich verkehrt sein?

Das Wichtigste lassen sie leider völlig außer Acht. Es sind die Effekte der Nährstoffe auf jedes ihrer Organe.

Die praktizierte Konsequenz aus dem Fehlglauben, dass wir über das Essen selbst eigentlich nichts lernen müssen, liegt auf der Hand. Mit exakt dieser Einstellung ihrer Kundschaft erzielen die großen Nahrungskonzerne Milliardengewinne. Jede zweite, jeder zweite hat beim Betreten eines Supermarkts noch nicht darüber nachgedacht, was am Abend zuhause gegessen wird. Das Hauptaugenmerk vieler Menschen ist darauf gerichtet, den Einkaufswagen rasch und raffiniert zu füllen. Beim Bestreben, das zu bevorzugende Produkt zu finden, zählen für mehr als 90 Prozent der Einkaufenden in erster Linie Geschmack und Preis.

Das lässt sich ganz einfach messen. Wer vor allem auf Sonderangebote aus ist, bringt schließlich deutlich mehr Ware an die Kasse als ursprünglich geplant, sollte es überhaupt einen Plan gegeben haben.

Doch das ist noch nicht die erschreckendste Nachricht in diesem Zusammenhang. Die größten Zuwachsraten verzeichnet nämlich die Kategorie stark verarbeitete Nahrung. Sie wird wissenschaftlich ultra-processed food products, UPF, genannt. Auch Bezeichnungen wie Fast Food für sofortigen Verzehr oder Junkfood treffen zu. Diese Produkte sind geprägt einerseits vom Fehlen vollwertiger Inhaltsstoffe und andrerseits von unterschiedlichsten Zusatzstoffen mit einem sehr verführerischen Ergebnis: äußerst geschmackvoll, sehr billig, irgendwie süchtig machend. Offensichtlich ist es die Aufgabe hochprozessierter Nahrungsmittel, uns zum nicht stoppbaren Mehressen zu bewegen.

Es ist ein Widerspruch. Die Nachhaltigkeit unserer Nahrung wird von vielen Politikerinnen und Politikern gefordert, da die Massenproduktion von Fleisch, Milchprodukten und Eiern gewaltige Auswirkungen auf die Umwelt hat. Vergleichsweise wenig Beachtung, gemessen an ihrer hohen Belastung für die Umwelt und an ihren negativen Effekten für die Gesundheit, findet hingegen ultraprozessierte Nahrung. Gleichzeitig dürfen die Großen der Nahrungsindustrie immer wieder den Eindruck erwecken, dass der Zukunftsfähigkeit der Nahrungsmittelproduktion ihr höchster Anspruch gilt.

Das hat die kanadische Ernährungswissenschaftlerin Dr. Caitlin Scott von der University of Waterloo, Canada, Mitglied im The Social Sciences and Humanities Research Council der kanadische Regierung, in einem Fachbeitrag mit der Frage „Darf Junk Food als nachhaltig bezeichnet werden?“ kritisiert.

Im selben Jahr, 2018, wurde die deutsche Bevölkerung mit dem Kabinettsbeschluss zur „Nationalen Reduktionsstrategie für Zucker, Fette und Salz“ abgespeist. In Wahrheit war es die Ankündigung von Absichten der Nahrungsmittelbranche, auf freiwilliger Basis die Zusammensetzung einzelner Nahrungsmittel mit einer Schonfrist von sieben Jahren bis 2025 zu verbessern. Der AOK-Bundesverband und die Deutsche Diabetes Gesellschaft äußerten gemeinsam sowohl Enttäuschung als auch Zweifel und Kritik an der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner: „Mit der freiwilligen Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie geht Deutschland in Europa weiterhin einen Sonderweg. Es ist den Verbrauchern nicht zu vermitteln, dass international bereits zahlreiche Produkte mit hohen Reduktionswerten verfügbar sind und die gleichen Konzerne hierzulande nicht kurzfristig die gleichen Waren in die Regale bekommen.“

Ausdrücklich ausgenommen wurden „Lebensmittel, die nicht zur Deckung des täglichen Nährstoffbedarfs verzehrt werden“ … zum Beispiel Süßwaren und andere Zwischengerichte! Dabei stellen gerade sie ein besonderes Problemfeld dar. Auch Fast Food und alle in der Gastronomie angebotenen Gerichte bleiben außen vor.

Kein Wort auch für das wichtige Ziel, mehr frische, nicht oder nur minimal prozessierte Nahrung zu sich zu nehmen.

Quelle: “Sustainably Sourced Junk Food? Big Food and the Challenge of Sustainable Diets”. Global Environmental Politics. Mai 2018. 

Im Februar 2023 dann die Ernüchterung. Jedes sechste Kind in Deutschland lebt mit schwerem Gewicht. „Freiwilligkeit hat sich nicht bewährt“, beklagt der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland. Grund der Beschwerde: Der durchschnittliche Zuckergehalt von Softdrinks in Deutschland ist in den vergangenen sechs Jahren lediglich um etwa zwei Prozent gesunken. Er wurde im gleichen Zeitraum in Großbritannien, das 2018 eine Herstellerabgabe auf stark zuckerhaltige Softdrinks eingeführt hat, um fast 30 Prozent reduziert. In 38 weiteren Ländern sind die Erfahrungen mit einer Zuckersteuer ähnlich.

Ernährungsminister Cem Özdemir reagiert mit einem Gesetzesentwurf: An Kinder bis 14 Jahren adressierte Werbung für Lebensmittel mit hohem Gehalt an Zucker, Fett oder Salz wird nicht mehr zugelassen. Das gilt auch für Influencermarketing und Außenwerbung im Umkreis von 100 Metern zu Schulen, Spielplätzen und Kindertageseinrichtungen.

Fast im Wochenrhythmus verweist die Wissenschaft auf die mit ultraprozessierter Nahrung oder Pseudonahrung verbundenen evidenten Risiken. Das geht seit mehr als 20 Jahren so – mit wenig Wirkung. Inzwischen existieren wissenschaftliche Studien in Fülle. Viele alarmieren dramatisch.

Schocknachricht aus London. Der Verzehr von mehr ultraprozessierter Nahrung steht in Verbindung mit erhöhter Sterblichkeit durch Krebs der Eierstöcke und andere Tumorarten. Ein Team der Imperial College London’s School of Public Health verfolgtevon 2009 bis 2021 die Gesundheit von mehr als 197.426 Personen zwischen 40 und 69 Jahren, davon 54 Prozent weiblich, in Hinsicht auf das Auftreten von Fällen aus 34 Krebsarten. Die Untersuchten konsumierten zwischen 9,1 und 41,4 Prozent ihrer Nahrung aus diesen umstrittenen, jedoch sehr schmackhaften Produkten. 15.921 Personen erkrankten an Krebs, 4.009 starben daran. Analyse: Auf jeden Anstieg des Konsums um zehn Prozent folgten zwei Prozent mehr Krebserkrankungen generell. Am krassesten war ein Plus von 19 Prozent, den Eierstockkrebs betreffend. Sterbefälle nahmen mit jedem Mehrverzehr von zehn Prozent um sechs Prozent zu, und wieder war die Zahl für Eierstockkrebs dramatisch auffallend. Plus 30 Prozent mehr Todesfälle. Eine der Studienautorinnen, Kiara Chang, kommentierte auf Grund der ermittelten Angaben: „Unsere Körper reagieren vielleicht auf diese stark veränderten Inhaltsstoffe nicht auf die gleiche Weise wie auf frische und wenig verarbeitete Nahrung. Menschen, die mehr Ultraprozessiertes essen, tendieren dazu, mehr Getränke mit Geschmack und weniger Tee und Kaffee zu konsumieren, ebenso weniger Gemüse und andere Lebensmittel, die mit Gesundheitswirkungen in Zusammenhang stehen.“

Quelle: “Ultra-processed food consumption, cancer risk and cancer mortality: a large-scale prospective analysis within the UK Biobank”. eClinical Medicine. The Lancet. 01. Februar 2023.

Zwei weitere aktuelle Beispiele kommen aus Brasilien: „Vermeidbare Todesfälle dem Konsum von ultraprozessierter Nahrung in Brasilien zuschreibbar“ vom 07. November 2022 und „Erhöhter Verzehr von ultraprozessierter Nahrung ist mit schwächerer mentaler Gesundheit bei erwachsenen Studenten in Brasilien verbunden“ vom 07. Dezember 2022.

Sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestätigen in ihren Analysen einen signifikanten Zusammenhang zwischen ultraprozessiertem Essen und einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von frühzeitigem, vermeidbarem Tod. Eine Kernaussage des Studienautors Eduardo A. F. Nilson lautet: „Ultraprozessierte Nahrung wurde schon mehrmals mit erhöhter Wahrscheinlichkeit von nichtübertragbaren Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Leiden, Krebs wie auch Gesamtsterblichkeit in Verbindung gebracht. Unsere Studie zielte darauf ab, verfrühte Todesfälle in Brasilien zu schätzen, die dem Verzehr von ultraprozessierter Nahrung zuzuschreiben sind. Ergebnis: Insgesamt 541.160 Erwachsene zwischen 30 und 69 Jahren sind 2019 verfrüht verstorben. Ultraprozessierte Nahrung war für ungefähr 57.000 dieser Todesfälle verantwortlich. Das waren 10,5 Prozent aller frühzeitiger Sterbefälle.“

Für die andere Studie verglichen ebenfalls sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Brasilien, Spanien und Chile Angaben von 94.767 Studentinnen und Studenten zum Verzehr von 13 ultraprozessierten Nahrungsprodukten mit der Häufigkeit von fünf Anzeichen für mentale Probleme bei ihnen .

Die Zeit des Heranwachsens ist eine kritische Periode mit großen Veränderungen und rascher Gehirnentwicklung. Jugendliche sind besonders empfänglich für neue Einflüsse, in der Schule und in den sozialen Medien, was mit zahlreichen Gesundheitsrisiken verbunden ist. Neben Alkohol, Tabak, Drogen und einem generell ungesunden Lebensstil ist es auch ungesunde Ernährung. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit von mentalen Belastungen wie Depression, Angst, Unsicherheit, Schlafstörungen oder Selbstmordgedanken.

8,1 Prozent der männlichen und 27, 2 Prozent der weiblichen Testpersonen gaben an, immer oder fast immer mindestens vier von fünf wissenschaftlich festgelegten Warnzeichen für mentale Probleme zu erleben. Wer bis zu drei fragwürdige Nahrungsmittel in den vergangenen 24 Stunden konsumiert hatte, zeigte signifikant weniger derartige Auffälligkeiten in Bezug auf Gehirnleistung oder Stimmung als jene, die sechs verzehrt hatten.

Zwei Studien mit eindeutigen Ergebnissen … und das in einem Land, das sich gleichzeitig glücklich schätzen darf. In dieser südamerikanischen Nation wurde tatsächlich der Begriff ultraprozessierte Nahrung geprägt – von dem brasilianischen Ernährungswissenschaftler Dr. Carlos A. Monteiro – und die Regierung hat 2012 sehr früh und intensiv auch mit epidemiologischen Studien den wissenschaftlichen Kampf gegen stark verarbeitete Nahrungsmittel gestartet. Mit einer beneidenswerten Bilanz. Nur 13 bis 21 Prozent der täglichen Kalorienmenge holen sich Brasilianerinnen und Brasilianer heute von solcher Nahrung. Wesentlich stärker gefährdet sind beispielsweise einkommensstarke Bevölkerungen der U.S.A., Kanadas, Großbritanniens und Australiens, die bis zu 57 Prozent der Nahrungsenergie ultraprozessiert zu sich nehmen.

Eduardo A. F. Nilson ergänzte die wissenschaftliche Literatur, die seit Jahren die Bedeutung einer Verringerung des Konsums von stark veränderter Nahrung belegt. Er beschuldigt hauptsächlich die Veränderung der natürlichen Nahrungsmatrix, der ursprünglichen Zusammensetzung der Inhaltsstoffe, und diffuse Substanzen, die er Neo-Kontaminanten nennt, mit Anspielung auf Vergiftung und Verschmutzung.

Als Auswirkungen drohen Herz-Kreislauf-Erkrankung, Fettsucht, Diabetes, eine Zunahme einzelner Krebsformen, Depression, kognitive Einschränkungen und weitere chronisch-degenerative Krankheiten.

Quellen: „Premature Deaths Attributable to the Consumption of Ultraprocessed Foods in Brazil”. American Journal of Preventive Medicine. 07. November 2022.

“Increased Consumption of Ultra-Processed Food Is Associated with Poor Mental Health in a Nationally Representative Sample of Adolescent Students in Brazil”. Universidade Estadual de Londrina, Brazil. 07. Dezember 2022.

"Nutrition and health. The issue is not food, nor nutrients, so much as processing". Monteiro CA. Public Health Nutrition. (May 2009).

Fazit: Experten warnen vor ultraprozessierter Nahrung. Die meisten Menschen haben allerdings keine Ahnung, was dieser Kategorie ultraprozessiert hinzugerechnet werden muss.

Bereits die Hälfte der Kalorien ist ultraprozessiert

Welche stark verarbeiteten essbaren Produkte finden sich hier auf der Anklagebank wieder? Die keinesfalls vollständige Aufzählung der World Health Organisation, W.H.O., müsste täglich aktualisiert werden. Denn die Nahrungsindustrie ist kreativ: Gesüßte Softdrinks, süße, salzige oder fette verpackte Zwischenmahlzeiten wie beispielsweise Kartoffelchips, Schokokekse, Süßigkeiten, Backwaren aus Massenproduktion wie Brot, häufig mit Zucker und Salz, Kuchen, Backmischungen, Margarine und andere Streichfette, gesüßte Frühstückszerealien, Pulver-Sofortsuppen, Instant Noodles, Dessertpulver, Fertig-Fleischgerichte, Käsegerichte, Nudelgerichte, Pizza, Hähnchennugget, Fischnugget, Fischstäbchen, Wurstwaren, Burger.

In 22 europäischen Hauptstädten ist der Durchschnittspreis einer Pizza höher als in Berlin. Laut Verbrauch- und Marketinganalyse 2023 hatte von rund 23.000 Befragten jede siebente Person Pizza einmal pro Woche auf dem Teller und jede 20. mehrmals. Ernährungsvielfalt sieht anders aus.

Für alle gilt: Ihre Inhaltsstoffe sind bis zur Unkenntlichkeit verändert. Angeboten werden Machwerke, konzipiert von Nahrungsingenieuren aus denaturierten, raffinierten, billigsten Bestandteilen, darunter industriell in Massen hergestellte Pflanzenöle, Mehl ohne jeden Mikronährstoff, denaturiertes Molkepulver und Dutzende verkappte Zuckerarten mit Fantasiebezeichnungen. Diese Industrieessen werden mit Emulgatoren und anderen chemischen Hilfsmittel – ihre Zahl geht vermutlich in die Tausende – in etwas sehr Schmackhaftes verwandelt werden. Sie enthalten fünf oder mehr seltsame Inhaltsstoffe, die meisten mit unaussprechlichen Namen. Sie sind vorgefertigt und bequem, hochprofitabel, stark mit Geschmacksstoffen gepusht, erschwinglich und werden aggressiv vermarktet.

Vermutlich ist es ihre von der Nahrungsindustrie festgelegte Rolle, von uns allen ohne jedes Hungergefühl aus Lust verzehrt zu werden.

Supermärkte präsentieren stark verarbeitete Nahrung mit Erfolg auch in ihren Gesundheitsabteilungen. Fünf negative Beispiele: Hummus mit toxischen Eigenschaften in Bezug auf weiße Blutkörperchen; Pesto mit mehr als 3,3 Gramm Salz je 100 Gramm; dunkle Schokolade mit künstlichen Geschmackstoffen; ebenso keineswegs gesunde Frühstückszerealien mit hoher Last an Zucker; auch Milchprodukte mit Farbstoffen, Süßstoffen oder dem umstrittenen Verdickungsmittel E407 Carrageen. Es ist der Müslimix am Morgen, die Mandelmilch im Kaffee, das süße Joghurt abends.

In den U.S.A. und Großbritannien sind bereits mehr als die Hälfte der verzehrten Kalorien hochprozessiert, und andere Nationen holen auf.

Großangelegte Studien in Spanien, Brasilien, den U.S.A. und Frankreich verfestigten im letzten Jahrzehnt den Verdacht, dass ultraprozessiertes Essen Überernährung und Fettleibigkeit fördert. Dabei bleibt es nicht. Sobald diese Nahrung in großen Mengen – und es fällt schwer, das zu vermeiden – verzehrt wird, steigen die Raten von Depression, Asthma, Herzleiden, Darmproblemen, Krebs und frühzeitigem Tod.

Daten aus Frankreich belegen nach den Wechseljahren einen Anstieg der Gesamtkrebsrate und Brustkrebsrate bei denjenigen Frauen, die den höchsten Anteil an ultraverarbeiteten Nahrungsmitteln in ihrer Ernährung hatten.

Aufgrund des breiten Spektrums an Lebensmitteln in der Kategorie hochprozessierte Nahrungsmittel ist es jedoch schwierig festzustellen, welche dieser Produkte und Substanzen tatsächlich und vor allem welche speziellen Eigenschaften für das erhöhte Krebsrisiko verantwortlich sind und warum. Vielleicht sind es sogar Chemikalien oder Farbstoffe in den Verpackungen? Vielleicht ist es das Mehressen?

Erforscht ist, dass die Wirksamkeit von Substanzen in ultraprozessierter Nahrung bis zu doppelt so stark ist wie die gleiche Menge, die noch komplex verfrachtet in Obst oder Gemüse verzehrt wird. Die Eigenschaft, um die es hier geht, ist Bioverfügbarkeit.

Das bedeutet: vermeintlich gesund klingende Bezeichnungen wie Kalium verdienen einen zweiten Blick.

Es ist beispielsweise ratsam, bei Etiketten von hochindustrialisierter Nahrung auf den Lebensmittelzusatzstoff E340 zu achten. Die Ziffer steht für Kaliumphosphat oder schlicht Phosphat. Die meisten wissenschaftlichen Einstufungen bezeichnen als GRAS, "generally recognized as safe", was bedeutet: von der U.S. Food and Drug Administration im Wesentlichen als sicher gesehen. Diese Chemikalie stabilisiert und verdickt die Flüssigkeit und Feuchtigkeit in einem produzierten Nahrungsmittels, konserviert Fett und verlängert die Haltbarkeitsdauer.

Doch im menschlichen Körper kann diese Chemikalie ein Risiko bei Nierenschwäche und bei bestimmten Herzproblemen darstellen.

Werden die Eigenschaften von E340 betrachtet, drängt sich der Gedanke auf, dass jedes ultraprozessierte Nahrung einen solchen oder ähnlichen Lebensmittelzusatzstoff enthalten kann.

E340 taucht in vermeintlich gesunder Nahrung als Ersatz für Kochsalz auf. Wo sonst noch Kaliumphosphat enthalten ist, schwankt von Aufzählung zu Aufzählung. Einzelne Listen nennen Schlagsahne, Sahneerzeugnissen, Milchpulver, Kaffeeweißer, Sportlergetränken, Erfrischungsgetränken, Milchgetränken und als Phosphat bei der Herstellung von Schmelzkäse. Aber möglicherweise ist diese Chemikalie weit verbreiterter, denn sie kann auch in Tiefkühlware, Dosenware wie Suppen und Gemüse, Fleischprodukten, Wurst, haltbarer verpackter Backware, Tofu, Crackers, Fruchtsäften und Gewürzen stecken.

Quelle: Lebensmittellexikon.de

Fragen über Fragen zu ultraprozessierter Nahrung … Aber über die Folgen gibt es Übereinstimmung: Weniger Sattheit … mehr Mahlzeiten … stärkere Fettsucht … höheres Gewicht.

Fazit: Gerade schmackhaftes Essen kann gefährlich werden.

Cafeteria-Kost – auch Ratten lieben Abwechslung

Die meisten Menschen kämen von selbst nie auf die Idee, dass sie nennenswerte Mengen von ultraprozessierter Nahrung konsumieren. Sie haben auch noch nie den Begriff Cafeteria-Kost gehört, wissenschaftlich cafeteria diet. Sie wurde für Studien an Mäusen und Ratten bereits in den späten 1970er Jahren konzipiert und sollte das Essverhalten des Menschen besser nachahmen als in früheren Studien.

Traditionell wurden jahrelang entweder stark fetthaltige oder stark gesüßte Futtervarianten oder eine Kombination von beiden eingesetzt, um in Tierversuchen Fettsucht herbeizuführen. Futterpellets in Tierversuchen enthielten bis zu 45 Prozent der Kalorien in Form von Fett. Mäuse und Ratten konnten fressen, so viel sie wollten.

Das hatte Vorteile. Denn damit hatten die Wissenschaftler die Kontrolle über die Effekte bestimmter Nahrungsbestandteile, wenn sie beispielsweise den einzelnen Tieren verschiedene Mengen von Vitaminen und Mineralstoffen hinzufügten.

Aber das entsprach nicht der Art und Weise, wie Menschen essen und wie Menschen dick werden. Es zeigte sich, dass Mäuse nach mehreren Wochen des gleichen Futters weniger verzehrten und damit weniger Kalorien aufnahmen. Das spiegelte sich jedoch leider im Verhalten der Menschen nicht wieder.

Daraufhin wurde das Design mancher Tiersuche geändert. Und tatsächlich, sobald ein neuer Geschmack oder Geruch oder eine andere Darbietung gewählt wurden, blieb die verzehrte Menge hoch und Fettleibigkeit setzte umso rascher ein. Auch die Kombination von stark fettigen Pellets mit Nassfutter erwies sich als appetitfördernd. Daraus wurde geschlossen, dass Verlockung und Vielfalt bei Tieren auch eine Rolle spielen.

Quelle: “Dietary obesity in adult rats: similarities to hypothalamic and human obesity syndromes”. Physiol. Behav. 1976.

Und bei uns?

Ultraprozessierte Industrienahrung hat in der Regel um etwa ein Drittel weniger Fett als in den frühen Tierversuchen und dementsprechend mehr Kohlenhydrate. Menschen wählen nicht nur nach Geschmack, sondern auch die Kombination einzelner Nahrungsmittel, sie greifen zu zur Abwechslung, aus Neugier oder wegen einer verführenden Vermarktung einschließlich verlockendem Preis.

Also änderten Wissenschaftler die Rezeptur in ihren Tierversuchen auf weniger Fett und mehr Kohlenhydrate. So entstand für wissenschaftliche Zwecke ihre cafeteria diet. Dieses Futter ähnelte mehr jener modernen Nahrung, die Menschen oft im Vorbeirennen erwerben und im Stehen verzehren … Chips, Hamburger, Kekse, Gebäck, Zwischengerichte, jede Art von Snacks, Fleischfertigmenu und so weiter.

Tierversuche an Mäusen führten jetzt zu alarmierenden Ergebnissen.

Mäuse in der Cafeteria-Gruppe verzehrten fast die doppelte Menge Futter, verglichen mit der Nassfuttergruppe. Sie wurden noch rascher übergewichtig.

Die Lust auf Cafeteria-Kost wurde auch nicht geringer, als den Tieren bei weiterem Verzehr Elektroschocks drohten.

Überkonsum steigerte allmählich die Schwelle für Belohnung, was bedeutete: Die Gehirne der Mäuse benötigten immer mehr Futter, um befriedigt zu sein.

Als gleichzeitig die ebenfalls hochbegehrten Genussmittel Alkohol und Haushaltszucker zur Wahl standen, entschieden sich die Mäuse vorrangig für die Cafeteria-Kost.

Quellen: “The cafeteria diet: A standardized protocol and its effects on behavior”. Neuroscience & Biobehavioral Reviews. März 2021.

“The role of reward circuitry and food addiction in the obesity epidemic: an update”. Biol. Psych. 2016.

“Is junk food addictive?” Lab Animal. 2026.

Für den Besorgnis erregenden Anstieg an Übergewicht und Fettsucht in den zurückliegenden Jahrzehnten gibt es tatsächlich vielfältige Gründe. Für 40 bis 70 Prozent der Veränderungen des Body Mass-Index können genetische Erbanlagen mitverantwortlich sein. Zahlreiche Umweltfaktoren haben ebenfalls eine Rolle. Wichtig könnten Änderungen der Lebensweise sein: Wohnen in Städten, geringe körperliche Betätigung, sitzende Lebensweise und geändertes Einkaufsverhalten wirken sich eher negativ aus in Bezug auf eine gesundes Gewicht.

Den Haupteinfluss steuert jedoch die Ernährung bei. Seit 2008 ist sich die Wissenschaft einig, dass der das normale Maß überschreitende Konsum von höchst schmackhaften, gesüßten und fettbeladenen Nahrungsmitteln eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Übergewicht einnimmt. Die Zunahme an Nahrung von geringem Nährwert aber von hoher Kalorienzahl, Junkfood genannt, ist eng verbunden mit höherem Körpergewicht und Diabetes. Umfangreiche epidemiologische Studien belegen, dass die Auswirkungen unserer Lust auf modernes, minderwertiges Essen weniger eine Frage der konsumierten Kalorien sind, sondern hauptsächlich mit ihrem Einfluss auf das Gehirn und das Belohnungssystem zusammenhängt. Die Theorie von der Esssucht besagt, dass das wiederholte Erscheinen dieser Nahrung zum Überessen zwingt und gleichzeitig den Wert anderer Belohnungen herabsetzt. Zitat: „Die hedonistischen Eigenschaften von Junkfood aktivieren die Gehirnstrukturen für Geschmackswahrnehmung und stimulieren das Belohnungszentrum auf eine Weise, ähnlich wie Drogenmissbrauch das Belohnungssystem aktiviert.“

Weitere Studien sind notwendig, lassen jedoch auf sich warten. Erst ein einziges wissenschaftliches Werkzeug zur Ermittlung der Intensität einer Nahrungsabhängigkeit wurde entwickelt, die Yale Food Addiction Scale im Juli 2014. Dazu wurden in 25 Studien 196.211 überwiegend weibliche Testpersonen bewertet, von denen rund 60 Prozent schwergewichtig waren. Im Mittelwert hatten 19,9 Prozent ein Suchtverhalten. Auf Erwachsene unter 35 Jahren und auf die Korpulenteren traf das am stärksten zu.

In zahlreichen Studien rückte eine Säure in den Blickpunkt: Palmitinsäure, auch Hexadecansäure genannt. Palmitinsäure ist in Wurstwaren, Pflanzenölen wie Palmöl, Fast Food, Fertigggerichten wie Tütensuppen und Vollmilchschokolade enthalten. Die Säure wird auch als Emulgator eingesetzt, um zwei Flüssigkeiten zu binden.

In zahlreichen Quellen stehen Hinweise wie „Iss‘ möglichst nicht zu viel davon“. Wikipedia notiert zu Palmitinsäure unter „Gesundheitliche Risiken“: „Ermöglicht ,vorhandenen‘ Tumoren, Metastasten zu bilden, und zu streuen“.

Eine palmitinreiche Kost verursachte Fettsucht bei Ratten, ausgehend von einer Veränderung in der Zusammensetzung der beiden wichtigsten Stämme ihrer Darmmikroben: mehr Bacillota, die zum Zeitpunkt der Studie noch Firmicutes hießen, und weniger Bacteroidetes.

Konkret war das Verhältnis der Bakterien 141:100 bei einer Cafeteria Diet- oder bei einer Fast Food-Variante statt 80:100 bei normalem Futter. Diese Verschiebung stand stets mit höherer Darmwanddurchlässigkeit mit weiteren Stoffwechselstörungen neben der Gewichtszunahme in Verbindung.

Die statistischen Befunde erschreckten immer wieder: Cafeteria-Ratten erhöhten dramatisch ihr Gewicht und behielten es bei. Blutzucker war hoch. Die Tiere reagierten nicht auf Insulin. Im Blut erschienen erhöhte Spiegel von Molekülen, die auf Entzündungen auftreten, darunter die entzündungsfördernden Eiweiße, C-reaktives Protein, CRP. Viele entwickelten eine nichtalkoholische Fettleber, eine beim Menschen stark zunehmende schwere Stoffwechselerkrankung. Cafeteria-Tiere waren verschreckter, und wenn es darauf ankam, sich in dunkel gefärbtem Wasser zurechtzufinden, waren ihre kognitiven Fähigkeiten den Nassfutter-Ratten unterlegen.

Inzwischen sind die Faktoren ermittelt, die den Unterschied machen.

Hauptursache ist eine signifikante, schlagartige Verstärkung von Entzündungsprozessen, eingeleitet vom Immunsystem, das durch diese denaturierte Nahrung irritiert wird. Auch dabei geht es um den Fettgehalt. Bereits normale westliche Kost ist durch ein krasses 20:1-Verhältnis der beiden kooperierenden Fettsäuren Omega6 zu Omega3 charakterisiert. Omega6 treibt Entzündungen an, Omega3 reduziert sie. In Japan beträgt in aller Regel das Verhältnis der beiden Omega-Fettsäuren 6:1. Die Cafeteria-Kost übertrumpft beide Arten mit alarmierenden 34:1.

Quellen: “Cafeteria diet is a robust model of human metabolic syndrome with liver and adipose inflammation: comparison to high-fat diet”. Obesity. Juli 2011.

Fazit: Wohlschmeckend wird womöglich verhängsvoll.

Doppelte Gewinnstrategie mit ungesunden Kalorien

Korpulente Zeitgenossen sind auf besonders starke Weise Opfer einer raffinierten und hemmungslosen Übergewichts-Industrie-Strategie. Und zwar nicht nur einmal.

Möglicherweise fällt es Ihnen schwer, das zu glauben. Aber bedenken Sie: Wir sprechen von einem Organismus, der in jeder Sekunde geschätzte 30.000 bis 100.000 biologische Handlungen vollbringt. Am liebsten ohne irgendwelche Schadstoffe von außen.

Das Angebot an westlicher Nahrung verführt bewusst generell praktisch alle Menschen, sich ungesund zu ernähren. Mit Fettscham wird im Anschluss bei Dicken Druck aufgebaut, die üppigen Pfunde wieder loszuwerden. Doch die zur Rettung angebotenen Produkte verfolgen weiterhin vor allem das gleiche Ziel: Umsätze um jeden Preis! Eine doppelte Gewinnstrategie.

Gemeinsam stehen die Nahrungsindustrie, die Pharmariesen, Werbeagenturen und auch Massenmedien am Pranger, mit dem Staat an der Seitenlinie. Es gibt keinen Zweifel: Zahlreiche seriös durchgeführte wissenschaftliche Studien aus medizinischen Universitäten müssten die für Gesundheit und Ernährung zuständigen Ministerinnen und Minister längst zum Handeln zwingen! Denn es sind nicht die Kalorien. stark verarbeitete Nahrungsprodukte werden unwiderlegbar mit schweren Störungen der Stoffwechselprozesse, mit einer Häufung von bestimmten Krebserkrankungen und mit einer insgesamt schlechteren Lebenserwartung in Verbindung gebracht. Frauen sind noch stärker bedroht als Männer. Die Kombination von Fett mit Zucker sowie Kohlenhydraten mit Zucker ist immer weit problematischer als ein Verzehr der gleichen Mengen an Kalorien in anderen Rezepturen.

Im Wesentlichen besteht ultraprozessierte Nahrung aus raffiniert gewählten Zusatzstoffen und Ersatzstoffen, die in der Regel billiger sind als Nahrung in ihrer ursprünglichen Form, wobei sämtliche Inhaltsstoffe in mehreren Schritten völlig verändert werden. Gleichzeitig werden sie als fettarm oder kalorienarm angepriesen, als seien sie wertvoller, gesünder. Am Ende fehlen in der Regel Eiweiß, lösliche und unlösliche Ballaststoffe, sowie die meisten Mikronährstoffe, die in ordentlicher Nahrung erwartet werden dürfen. Als Ersatz werden Kundinnen und Kunden erhöhte Mengen Kalorien, Zucker, Salz, Fette insgesamt und vor allem ungesunde, gesättigte Fette verkauft, ergänzt durch Effekte von häufig nicht deklarierten Substanzen sowohl während der Produktion, als auch im Endprodukt.

Was Konsumentinnen und Konsumenten von ultraprozessierter Nahrung in Wirklichkeit verzehren, ist den meisten nicht bewusst. Fast immer ist völlige Ahnungslosigkeit im Spiel.

Ein Beispiel: Schlanke und Übergewichtige entscheiden sich gleichermaßen für künstliche, nicht nährende Süßstoffe, weil diese winzigen Tabletten ein paar Kalorien weniger aufweisen. Zuckerersatz zählt zu den mengenmäßig häufigsten Nahrungszusätzen. Schätzungsweise vier von zehn Erwachsenen und jedes vierte Kind konsumieren regelmäßig Getränke mit Zuckerersatz. Eis, Kaugummi, Fruchtsaft, Ketchup, Joghurt, Energieriegel und Salatdressings werden ebenfalls erfolgreich als ohne Zucker, Null Kalorien, Null Zucker, kalorienreduziert oder Light vermarktet.

Zehn namhafte Gesundheitsorganisationen konnten keinen zwingenden Zusammenhang zwischen künstlichen Südstoffen und etwa einem Dutzen möglicher krankhafter Folgen nachweisen. Unter Umständen ein Fehlurteil. Wissenschaftliche Analysen sind nämlich keineswegs beruhigend. Eine Studie aus dem Weizmann Institut für Wissenschaft in Rehovot, Israel, belegte Zusammenhänge zwischen üblichen Ersatzstoffen für Zucker und krankhaften Veränderungen der Verhältnisse im Verdauungstrakt. Das würde nicht ohne Folgen bleiben. Prädiabetes, Diabetes und andere massive Beeinträchtigungen des Stoffwechsels werden wahrscheinlicher. Bilanz durch künstliche Süßstoffe: ein paar Kalorien weniger, aber mehrere Millionen falsche Verdauungsbakterien mehr!

Quelle: “Artificial sweeteners induce glucose intolerance by altering the gut microbiota”. Nature. 17. September 2014.

Von ultraprozessierten zu unterscheiden sind normal veränderte, einfach prozessierte Nahrungsmittel wie Nudeln, Brot, Pflanzenöle, Obstkonserven, durch die unsere Gesundheit nicht automatisch gefährdet wird.