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Der Autor hat sich selbst mit 50 Jahren seinen Lebenstraum erfüllt und die Jägerprüfung abgelegt. In den ersten Jahren seines Jägerlebens ist er vielen Fragen begegnet, die durch die Praxis und das Jagengehen mit der Zeit beantwortet wurden. Angefangen mit der Jägersprache, über erforderliche Ausstattung, das Verhalten bei Gesellschaftsjagden, bis hin zu Brüchen, Jagdsignalen und Waidgerechtigkeit erhält der Jungjäger in diesem kurzweiligen Buch eine gute Einführung in die ersten Jahre des Jägerlebens. Das Buch eignet sich aber ebenso als Nachschlagewerk für erfahrene Jäger und führt auch den interessierten Nichtjäger in die Sitten und Bräuche des Jagens ein.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 45
Für meinen Opa
Zur Person
Vorwort
Jägersprache
Jagdliche Begrüßung
Jägerlatein
Jagdsignale
Jägerlieder
Bruchzeichen
Strecke legen
Verhalten gegenüber erlegtem Wild
Schüsseltreiben und Jagdgericht
Jägerschlag
Verhalten auf Gesellschaftsjagden
Hundewesen
Aberglauben
Jagdliche Bekleidung
Waidgerechtigkeit
Jägerbegräbnis
Ansehen des Jägers
Im Sinne der besseren Lesbarkeit wurde das generische Maskulinum verwendet. Gleichwohl sind stets Angehörige aller Geschlechter gemeint.
Mein Name ist Heiko Möller, ich bin Jahrgang 1966 und habe mir im Alter von 50 Jahren meinen Herzenswunsch erfüllt, indem ich mich zur Ausbildung in einer Jagdschule angemeldet und die Jägerprüfung bestanden habe.
Ich komme aus einer nicht jagenden Familie, alle Sitten und Gebräuche waren mir fremd. Ich hatte noch viele Fragen und habe immer noch viel zu lernen. Jagen lernen kommt vom Jagen gehen.
Relativ schnell nach meiner Jägerprüfung erhielt ich eine Einladung zur Drückjagd. Darüber habe ich mich sehr gefreut, jedoch warf diese Einladung dann doch ein paar Fragen auf.
Was ziehe ich an, welche Ausrüstung nehme ich mit, wie verhalte ich mich vor, während und nach der Jagd, was ist ein Schüsseltreiben, worauf muss ich achten?
Nun ja, letztendlich sollte dieser Tag einer der schönsten Tage in meinem Leben werden, nur das konnte ich vorher noch nicht wissen. Mir wurde eine Kanzel zugewiesen und hier saß ich nun, völlig allein. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich meine Waffe mindestens 20mal kontrolliert habe, bloß nichts falsch machen beim ersten Mal. Ich war total aufgeregt und die Zeit verging wie im Flug. 30 Minuten vor „Jagd vorbei“ traute ich meinen Augen zunächst nicht, im Abstand von ca. 50 Metern zog ein Stück Schwarzwild direkt vor meiner Kanzel entlang. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf und nachdem ich das Stück angesprochen hatte, das Vorder- und Hintergelände frei war und ich bei einem Fehlschuss auch einen natürlichen Kugelfang hatte, ließ ich fliegen. Ich traf, repetierte und beobachtete durchs Zielfernrohr. Das Stück kam noch mal hoch. Ich zögerte keinen Wimpernschlag und schoss noch einmal, bloß nicht nachsuchen, und nun lag sie, meine erste Sau. Im Schuss war ich völlig ruhig, nur jetzt habe ich gezittert und mein Puls war mindestens bei 180, was für ein Erlebnis.
Nachdem ein Jagdkamerad mir den Erlegerbruch ganz feierlich übergeben hatte, haben wir das Stück geborgen. Sie hatte knapp 100 kg (!) und das bei der ersten Jagd. Es wurde die Strecke gelegt und verblasen. Erstes Stück und es war das einzige Stück Schwarzwild an diesem Tag. Am Abend wurde ich vom Jagdherrn zum Jagdkönig ernannt und noch zum Jäger geschlagen, sehr feierlich und mit allem was dazu gehört.
An diesem Tag habe ich sehr viel über das jagdliche Brauchtum gelernt und wurde ein Teil der Jägerschaft mit ihren Sitten und Gebräuchen. Es sollten in den nächsten vier Jahren, also bis heute noch viele tolle Erlebnisse hinzukommen.
All dies hat mein junges Jägerleben stark geprägt und daher habe ich mich entschlossen, meine Erfahrungen aufzuschreiben, damit all diejenigen, die sich vielleicht die gleichen Fragen stellen wie ich, eine kleine Anleitung erhalten, was zum jagdlichen Brauchtum dazu gehört. Die nachfolgenden Seiten können nur einen kleinen Über- und Einblick liefern, jedoch gibt es zu jedem Thema weiterführende Literatur und unzählige Internetseiten.
Waidmannsheil
Heiko Möller
Zum jagdlichen Brauchtum gehören alle Regeln praktischer und ethischer Art, die sich mit der Zeit entwickelt und damit eine lange Tradition haben.
Es besteht eine Vielzahl von Regeln, die auch heute noch mehr oder weniger stark befolgt werden. In allen Regeln schlagen sich die Haltung und die Auffassung der Jäger vom Wild und der Jagd nieder. Die Tradition hat sich über viele Jahrhunderte entwickelt und ist damit mit den Menschen und der Jagd eng verbunden.
Die Sprache der Jäger, die in diesem Buch ebenfalls thematisiert wird, ist sehr bildlich und daher intuitiv zu verstehen. So nennt man etwa den Nachwuchs von Wildschweinen „Frischling“ und die Füße von Enten „Ruder“. Ein weiteres bildhaftes Beispiel ist der „Stecher“ der Waldschnepfe. Dabei handelt es sich um den spitzen Schnabel.
Wie auch in vielen anderen Bereichen wurden jagdliche Redewendungen zum Teil in unsere Alltagssprache übernommen. Beispiele sind hier „durch die Lappen gehen“ oder „auf der Strecke bleiben“.
Während sich die Trends der Alltagsmode nahezu jährlich ändern, orientiert sich die Jagdkleidung nur geringfügig an aktuellen Trends. Hier greift man lieber auf naturnahe Farben und Materialien zurück. So sind Leder und Loden einerseits sehr wetterfest und ermöglichen es zudem, sich lautlos im Wald zu bewegen.
Ein weiteres traditionelles Element ist das Jagdhorn, das auch im technisierten Zeitalter noch eine große Rolle spielt. Diesem ganz eigenen Thema widme ich mich im Kapitel Jagdsignale.
Bei Gesprächen unter Jägern verwendet man grundsätzlich die Jägersprache. Anwesenden Nicht-Jägern gegenüber soll sie eher vermieden, Interessierten jedoch gern nähergebracht werden. Man möchte Nicht-Jägern gegenüber nicht den Eindruck vermitteln, dass eine unangebrachte Abgrenzung entsteht. Es gibt ca. 13.000 Begriffe in der Jägersprache. Es wird jedoch nur wenige Jäger geben, die alle Begriffe aus der Jägersprache kennen.
Zumindest die geläufigsten Begriffe sollten jedem Jäger bekannt sein und daher beschränken wir uns an dieser Stelle auf diese.
Aalstrich
dunkler Strich auf dem Rücken von Tieren
Abbaumen
vom Hochsitz absteigen, den Hochsitz verlassen
Abdecken
das Fell abziehen
Abkommen
„Ich bin gut abgekommen“ heißt, dass der Schuss dorthin ging, wo ich ihn hinhaben wollte
Ankirren
Anlocken des Wildes durch das Ausbringen von Getreide wie z. B. Mais oder anderen nichtfleischlichen Stoffen
Anschlagen
bellen des Jagdhundes