Jedem sein Spiel, oder? - René Bote - E-Book

Jedem sein Spiel, oder? E-Book

René Bote

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Beschreibung

Wer bestimmt eigentlich, was Siebtklässler interessant finden dürfen und was nicht? Die anderen Siebtklässler jedenfalls nicht, findet zumindest Luna und geht entschlossen dazwischen, als ein Klassenkamerad für sein neuestes Hobby verspottet wird. Doch ausgestanden ist die Sache damit noch nicht, das weiß sie, und wenn es nicht Frederic trifft, dann trifft es irgendwann einen anderen. Luna muss sich etwas einfallen lassen, damit die Klassenkameraden wirklich verstehen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 37

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Zwanzig Stufen waren es noch bis zum Ziel, das wusste Luna, weil sie sie gezählt hatte. Nicht nur einmal, schließlich stieg sie diese Treppe mehrmals am Tag hinauf, fünf Tage in der Woche, seit mehr als zwei Jahren. Solange besuchte sie das Hülshoff-Gymnasium, ging inzwischen in die 7. Klasse, und von Anfang an hatte ihre Klasse einen der beiden Räume im Dachgeschoss gehabt.

Stufen – und andere Dinge – zu zählen, war eine Angewohnheit, die sie schon seit dem Kindergarten begleitete. Ihr Vater hatte das angefangen, auf diese Weise hatte er ihr die Zahlen nahegebracht und später auch kleine Rechenaufgaben gestellt. Das hatte ihr enorm geholfen, als sie in die Grundschule gekommen war, und im Kopfrechnen war sie immer noch sehr gut.

Inzwischen standen in Mathe ganz andere Aufgaben auf dem Programm, aber die Angewohnheit, alles Mögliche zu zählen, hatte Luna behalten. Das war ihr so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie ganz automatisch im Kopf zu zählen begann: wenn sie eine Treppe hinaufstieg, wenn sie an der Ampel stand und die Autos an ihr vorbeifuhren, die Bretter an einem Zaun, an dem sie vorbeilief … Es passierte einfach, manchmal merkte sie es selbst gar nicht, oder es fiel ihr erst auf, wenn ihre Gedanken abschweiften. Sie fand das überhaupt nicht schlimm, es richtete schließlich keinen Schaden an, und manchmal war es sogar ganz hilfreich, auf diese Weise abzuschalten.

An diesem Morgen kam sie bis zur zweiten Stufe, ehe Lärm von oben sie das Zählen vergessen ließ. Gelächter mischte sich mit Schimpfen, so hörte es sich an, und es musste von ihrer Klasse kommen. Die 8c, die den zweiten Klassenraum unter dem Dach belegte, hatte dienstagsmorgens in den ersten beiden Stunden Sport, von dort konnte der Lärm also nicht kommen.

Offenbar hatte dort oben jemand etwas gesagt, das er und ein paar andere für einen tollen Witz hielten, das bei anderen aber gar nicht gut ankam. Mit etwas Glück konnte so eine Situation sich schnell wieder beruhigen, sie konnte sich aber auch aufschaukeln. Wenn die, die den Witz gut fanden, nicht verstanden, was die anderen störte, fingen sie an, sich zu verteidigen, und wurden darüber genauso wütend wie die anderen. Dazu gab es zwei oder drei in der Klasse, die gern mal provozierten; die fühlten sich von wütenden Reaktionen eher noch angestachelt.

Luna vergaß die eben erst angefangene Zahlenreihe und beschleunigte unwillkürlich ihre Schritte. Sie war Klassensprecherin, schon im zweiten Jahr, nachdem sie in der 5. Klasse noch Stellvertreterin gewesen war. Damals, als die Klasse neu zusammengewürfelt worden war, hatten die Jungen sich auf einen Kandidaten geeinigt, der dann auch Klassensprecher geworden war, während bei den Mädchen jedes Grüppchen, das sich bis dahin zusammengefunden hatte, eine eigene Kandidatin aufgestellt hatte. Doch schon im Lauf des ersten gemeinsamen Schuljahres hatte Luna die meisten überzeugt, einfach durch ihre ganze Art. Sie vermittelte bei Streitigkeiten, half, wenn jemand Probleme hatte, und machte in der Schülervertretung den Mund auf, wenn dort die Anliegen der Unterstufe zu kurz kamen; das passierte gar nicht selten, weil die Schulsprecherin, ihre Stellvertreterin und alle Abgesandten in Fachschaften und anderen Schulgremien aus der Oberstufe kamen.

Auf dem Weg nach oben versuchte Luna herauszuhören, worum es eigentlich ging, aber so ganz gelang es ihr nicht. Es ging um irgendetwas, das jemand am Wochenende gemacht hatte, und ein Teil der Jungen schien das lachhaft zu finden. Wen sie verlachten und wofür genau, konnte sie dem, was sie aufschnappte, nicht entnehmen.

Wenig später erreichte sie den Klassenraum und sah zumindest klar, wer gegen wen stichelte. Frederic hatte es geschafft, in den Fokus von Fabian zu geraten, es ging um irgendetwas mit Theater, wenn Luna sich nicht verhört hatte. Was genau, das erschloss sich ihr noch nicht, aber Fabian schien nicht der Einzige zu sein, der das, was er auf welchem Weg auch immer erfahren hatte, lächerlich fand.

Für einen Moment blieb sie an der Tür stehen und wartete ab, was passierte. Fabian war einer von denen, die gern blöde Sprüche machten, die man wirklich nicht witzig finden musste, und merkte selten, wo die Grenzen lagen.