Skandal, bitte! - René Bote - E-Book

Skandal, bitte! E-Book

René Bote

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Beschreibung

Zwei Jugendliche, die seit geraumer Zeit zusammen sind, umarmen und küssen sich, weil beide Lust dazu haben. Daran gibt es nichts zu beanstanden, und damit könnte die Geschichte zu Ende sein. Könnte – wäre da nicht eklat-ant, die nett lächelnde Ameise, hinter der sich ein Online-Portal verbirgt, das seine Klickzahlen mit Skandalbericht hochhält. Und einen Skandal kann man mit genug bösem Willen aus allem machen …

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Seitenzahl: 40

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Vorwort

Die Geschichte in diesem Buch schneidet zwei heikle Themen an: sexuelle Übergriffigkeit und der Umgang der Medien mit den Menschen, über die sie berichten. In dieser Geschichte ist die Ausgangslage eindeutig: auf der einen Seite die beiden Hauptfiguren, die schon seit einiger Zeit zusammen sind und sich umarmen und küssen, weil beide es wollen, auf der anderen Seite eine Online-Plattform, die bewusst die Wahrheit verdreht, um Schlagzeilen zu erzeugen, die Klicks bringen. Gerade weil die Themen so sensibel sind, möchte ich an dieser Stelle klarstellen, dass das dargestellte Szenario nicht allgemeingültig ist. Auch wenn die körperliche Nähe in der Geschichte einvernehmlich ist, gibt es viele Fälle, in denen das eben nicht so ist. Wenn Grenzen überschritten werden, müssen die Unterstützung des Opfers und die lückenlose Aufklärung im Vordergrund stehen. Ähnlich verhält es sich mit der Arbeit der Medien: Die Medien erfüllen einen wichtigen Auftrag in der Gesellschaft, sie ermöglichen jedem, sich ein gründliches Bild von allen Angelegenheiten zu machen, die ihn betreffen. Das kann mitunter schmerzhaft sein für diejenigen, die zum Objekt der Berichterstattung werden; hier gilt es abzuwägen zwischen Aufklärung und berechtigtem öffentlichen Interesse auf der einen und den Belangen der betroffenen Menschen auf der anderen Seite und Grenzen dann auch zu akzeptieren.

Am Samstag vor Ostern lieferten sich die Fußballer des FSV und des SC Adler einen packenden Kampf um den Einzug ins Finale des Landespokals und die Chance, als Landespokalsieger in den DFB-Pokal einzuziehen. Ein Klassenunterschied war nicht zu erkennen, obwohl hier Profis auf Amateure trafen. Die Gäste spielten seit einigen Jahren in der 3. Liga, hatten sich dort etabliert und belegten derzeit einen Platz im gesicherten Mittelfeld. Mit dem Abstieg hatten sie nichts zu tun, nach oben ging allerdings wohl auch nicht mehr viel; für die nächste Saison das Ticket zum DFB-Pokal noch über die Liga buchen zu wollen, war utopisch, der dafür nötige 4. Platz realistisch nicht mehr drin. Aber die Gastgeber waren auch keine Laufkundschaft, sie belegten in der Regionalliga den 2. Platz. Der würde nicht zum Aufstieg berechtigen, was aber kein Beinbruch war. Der FSV hatte erst gar keine Lizenzunterlagen für die 3. Liga eingereicht, obwohl die Meisterschaft noch in Reichweite war. Die Anforderungen dieser Liga waren für einen mittelgroßen Verein vom Dorf ohne zig Millionen schweren Sponsor im Rücken nicht zu stemmen.

Aber auch ohne Aufstiegsambitionen: Das Abenteuer DFB-Pokal würde jeder in der Mannschaft gern mitnehmen. Dafür kämpften sie, mit Spielern, die technisch und taktisch hervorragend ausgebildet waren, auch wenn sie im Profibereich – noch? – nicht hatten Fuß fassen können.

Das Spiel näherte sich bereits dem Ende, fünf Minuten noch regulär, dazu sicherlich noch die eine oder andere Minute Nachspielzeit. Größere Unterbrechungen hatte es nicht gegeben, aber einige Wechsel, zwei oder drei Extra-Minuten würden es wohl werden.

Im Moment waren es die Gäste, denen jede Sekunde obendrauf entgegenkam. Sie hatten früh geführt, erwartungsgemäß, wenn man nach der Ligazugehörigkeit ging, aber der FSV hatte fast postwendend ausgeglichen und zu Beginn der zweiten Halbzeit sogar seinerseits die Führung erzielt. Bis jetzt hatte das 2:1 Bestand, obwohl der SC Adler den Druck immer mehr erhöhte.

Je länger das Spiel dauerte, desto mehr merkte man jedoch, dass der FSV der intensiven Laufarbeit Tribut zollen musste. Hier waren die Profis vom SC Adler eindeutig im Vorteil, weil sie nicht nebenher arbeiten mussten und entsprechend mehr trainieren konnten. Der Trainer des FSV hatte im Rahmen des Möglichen frische Kräfte gebracht, doch das änderte nichts daran, dass seine Elf immer tiefer in die eigene Hälfte gedrückt wurde. Entlastung fand so gut wie gar nicht mehr statt, die lang rausgeschlagenen Bälle kamen nur selten bei Stürmer Ahmad an, der als Einziger an der Mittellinie lauerte. Wenn doch, dann blieb ihm mangels Anspielstation nur der Versuch im Alleingang, und eine Torchance war dabei noch nicht herausgesprungen.

Umso mehr stand der Torwart des FSV im Mittelpunkt. Für ihn war es das größte Spiel seiner bisherigen Laufbahn, außerdem das erste Pokalspiel im Herrenbereich überhaupt. Und dann gleich gegen einen Drittligisten! Nils war achtzehn, vom Alter her hätte er noch in der A-Jugend spielen dürfen. Trotzdem gehörte er seit letztem Sommer zum Kader der ersten Mannschaft, und er wusste das Vertrauen zu schätzen, dass die Verantwortlichen mit ihm als Nummer zwei in die Saison gegangen waren, statt einen erfahreneren Torwart von auswärts zu verpflichten. Das galt umso mehr, als dass Ausfälle des Stammtorwarts abzusehen gewesen waren; er war bei der Feuerwehr, also regelmäßig am Wochenende im Dienst, und konnte das dann sicherlich auch nicht so leicht tauschen. Zu sieben Einsätzen in der Regionalliga war Nils auf diese Weise im Lauf der Saison schon gekommen, und nun eben zu seinem ersten Pokalspiel.