Wie ich heiße, heißt gar nichts! - René Bote - E-Book

Wie ich heiße, heißt gar nichts! E-Book

René Bote

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Beschreibung

Ein Umzug samt Schulwechsel ist nie leicht, doch neu an eine Schule in einem fremden Land mit einer anderen Sprache zu kommen, ist noch viel schwerer. Da ist jede Unterstützung willkommen, aber irgendwie scheinen alle dichtzumachen, sobald die Neue sich vorstellt. Wie soll man so Anschluss finden? Herauszufinden, was alle haben, ist ein hartes Stück Arbeit, zu zeigen, dass sie auf dem Holzweg sind, noch viel mehr.

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René Bote

Wie ich heiße, heißt gar nichts!

Chantal hatte es geahnt, aber als es offiziell verkündet wurde, traf es sie doch: Sie würde mit ihren Eltern umziehen, und nicht bloß um die Ecke. Sie würden nicht einmal in Frankreich bleiben, in acht Wochen würden sie ein neues Zuhause in Deutschland beziehen.

Schon vor drei oder vier Monaten hatte sich angedeutet, dass es eine Veränderung geben würde. Chantal hatte ihre Eltern darüber reden hören, ihr Vater hatte die Chance, innerhalb der Firma, in der er arbeitete, zum Regionalleiter aufzusteigen. Das hieß, er würde für alle Filialen in einem größeren Gebiet verantwortlich sein, aber welche Region, das hatte er noch nicht verraten. Chantal hatte nachgefragt, aber ihre Eltern hatten nur gesagt, dass alles noch in der Schwebe wäre. Jetzt war alles festgezurrt, und Chantals Eltern hatten sogar schon einen Mietvertrag unterschrieben. Ihr Vater würde schon in einer Woche umziehen, um sich von seinem bald scheidenden Vorgänger einarbeiten zu lassen. Er und Chantals Mutter hatten das extra so arrangiert, damit Chantal noch das Schuljahr in Frankreich beenden und mit Beginn des kommenden an der neuen Schule starten konnte. Außerdem hatte sie so noch etwas Zeit, ihre Deutschkenntnisse zu vertiefen. Bei null musste sie zum Glück nicht anfangen, in der Schule hatte sie seit drei Jahren Deutschunterricht. Doch es war ein Unterschied, ob sie die Fremdsprache vielleicht mal im Urlaub nutzen wollte, oder ob sie ihren Alltag in Deutschland bewältigen und dem Unterricht an einer deutschen Schule folgen musste.

Die Adresse, die ihre Eltern ihr gaben, damit sie sich ihr neues Zuhause schon mal im Internet ansehen konnte, lag mitten im Ruhrgebiet. Das hörte sich nicht berauschend an; was Chantal bislang über diese Region aufgeschnappt hatte, beschrieb ein graues, schmutziges Industriegebiet, beherrscht von Kohle und Stahl. Doch als sie sich die ersten Luftbilder anschaute, entdeckte sie erstaunlich viel Grün, und die Straße, in der sie zukünftig wohnen würde, entpuppte sich als hübsche Allee. Das Haus hatte einen Garten und ganz in der Nähe war der Stadtpark. Das sah alles nicht so schlecht aus, trotzdem konnte Chantal nicht behaupten, dass sie sich darauf freute. Immerhin brachte es auch den Abschied von ihren Freundinnen und ihrer Heimatstadt mit sich, und sicherlich würde sie ihre Zeit brauchen, um sich einzugewöhnen und neue Freundschaften zu schließen.

An einem Mittwoch im August schulterte Chantal den Schulrucksack. Er war leicht, enthielt nur eine kleine Wasserflasche, einen Stift und einen Notizblock. Der Rucksack, der viel schwerer wog, war unsichtbar: die Angst vor dem ersten Schultag. Was erwartete sie? Würde sie sich verständigen können und vor allem alles verstehen? Würden die neuen Mitschüler sie akzeptieren?

Der Weg gab ihr noch eine Viertelstunde Schonfrist, sie wohnte so nah an der Schule, dass sie zu Fuß gehen konnte. Sie war den Weg in den Sommerferien schon abgegangen, wenigstens eine Sache, auf die sie sich hatte vorbereiten können. Alles andere musste sie auf sich zukommen lassen.

Als sie den Schulhof betrat, war sie noch ruhig. Sie suchte sich einen Platz etwas abseits und beobachtete, wie der Hof sich füllte. Sie kannte ja niemanden, zu dem sie sich hätte gesellen können, und sie war froh, dass niemand nennenswert Notiz von ihr nahm. Viel anders als an ihrer alten Schule sah es nicht aus, einzelne Jungen und Mädchen, die irgendwo standen oder saßen, und kleine Grüppchen, die zusammenstanden und redeten. Einige von den Kleineren spielten Fußball mit einem Tennisball, auch an den beiden Tischtennisplatten wurde gespielt. Der auffälligste Unterschied war auf den ersten Blick, dass es keine Schuluniformen gab, aber das hatte Chantal schon gewusst; andernfalls hätte sie sich in den Sommerferien ja auch eine Schuluniform besorgen müssen. Sie selbst trug eine helle Sommerhose und eine weiße Bluse, aber als sie ihre neuen Mitschüler sah, bekam sie das Gefühl, dass sie damit overdressed war. Die meisten trugen Shorts, ein paar Mädchen auch Rock, und T-Shirts dazu. Gut zu wissen, ab morgen würde sie sich dem anpassen.

Es wurde eine Minute vor acht. Gleich würde es klingeln, und plötzlich schlug die Aufregung zu. Chantal verspürte ein Grummeln im Magen und hatte das Gefühl, dringend noch mal aufs Klo zu müssen. Aber dafür war es zu spät, das würde sie in der kurzen Zeit nicht mehr schaffen, zumal sie die Toiletten erst noch hätte suchen müssen. Dumm, ging es ihr kurz durch den Kopf, das hätte sie eigentlich schon machen können, die Türen waren schon lange offen. Okay, dann würde sie eben jetzt hineingehen, ihr Klassenzimmer musste sie ja auch noch finden.

Sie hatte nicht mehr als die Raumnummer, 1.32. Sie vermutete, dass der Raum im ersten Stock war, und suchte zunächst einmal die Treppe. Sollte sie schon hochgehen? Oben war noch niemand, schien es, möglicherweise war es nicht erlaubt, vor dem Klingeln hinaufzugehen. Es musste wohl so sein, denn im nächsten Moment klingelte es, und noch mal einen Augenblick später steckte Chantal in einem Strom von Jungen und Mädchen, die mehr oder weniger willig nach oben strebten.

Im ersten Stock blieb sie unschlüssig stehen – es gab zwei Trakte, welchen sollte sie nehmen? Ein Hinweis, welche Raumnummern wo lagen, wäre nett gewesen, aber sie sah keinen. Sie versuchte es rechts und hatte Glück: Der vorletzte Raum war es. Ein Schild neben der Tür besagte, dass hier die 7b residierte, ihre neue Klasse.