Jerry Cotton Sonder-Edition 233 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton Sonder-Edition 233 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Der General kommandierte einen Air-Force-Stützpunkt in Deutschland. Eines Tages machte er eine niederschmetternde Entdeckung. Sein Stützpunkt war zur ständigen Drehscheibe des Heroinhandels geworden! Wer steckte dahinter? Verbrecher in Soldatenuniform? Feindliche Agenten, die ihn für den Osten erpressbar machen wollten? Mr. High schickte Phil Decker und mich nach Frankfurt - in ein verwirrendes Abenteuer mit Gangstern, Berufskillern und Spionen. Dem General nützte das nichts mehr. Er war abgetreten. Für immer. Und es schien, als würden wir ihm bald folgen ...

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Inhalt

Cover

Ein General tritt ab

1

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Vorschau

Impressum

Ein General tritt ab

Der General kommandierte einen Air-Force-Stützpunkt in Deutschland. Eines Tages machte er eine niederschmetternde Entdeckung. Sein Stützpunkt war zur ständigen Drehscheibe des Heroinhandels geworden! Wer steckte dahinter? Verbrecher in Soldatenuniform? Feindliche Agenten, die ihn für den Osten erpressbar machen wollten?

Mr. High schickte Phil Decker und mich nach Frankfurt – in ein verwirrendes Abenteuer mit Gangstern, Berufskillern und Spionen. Dem General nützte das nichts mehr. Er war abgetreten. Für immer. Und es schien, als würden wir ihm bald folgen ...

1

Frankfurt am Main, U. S. Airbase, Dienstag, den 21. Februar

General Jerome E. Walker blickte vom Fenster seines Dienstzimmers über das nebelverhangene Flugfeld, auf dem vor einigen Sekunden eine Galaxie der Air Force mit heulenden Triebwerken eingeschwebt war. In der rechten Hand hielt er ein kleines, durchsichtiges Plastiksäckchen, in dem weißes Pulver gepresst war.

Heroin im Wert von etwa hunderttausend Dollar.

Die Galaxie setzte mit quietschenden Reifen auf. Schneematsch und Rauch stiegen in den Nebel.

General Jerome E. Walker war in größter Sorge. Der Fund, den er in Händen hielt, war der Beweis für ein Verbrechen, das er bisher in seiner unmittelbaren Umgebung für unmöglich gehalten hatte. Er wusste, dass er in höchster Gefahr schwebte.

Er drehte sich um, ging auf den Schreibtisch zu und nahm aus einem Silberkästchen eine Zigarette. Er rauchte, ging unruhig auf und ab. Normalerweise hätte er sofort den CID, die interne Abwehr der Army, eingeschaltet. Doch hier handelte es sich nicht um eine Verfehlung, die irgendein Soldat im Übermut oder auch aus bösem Willen begangen hatte. Hier lag – das war offensichtlich – ein Hinweis auf einen regelrechten Sumpf vor. Auf den Sumpf des organisierten Verbrechens.

General Jerome Walker blieb stehen, schloss die Augen und spürte, wie hart sein Herz schlug. Innerlich war er empört. Tiefe Enttäuschung zeichnete seine Züge. Er ballte immer wieder die Hände, als wäre er in der Lage, den unsichtbaren Gegner sichtbar zu machen, um ihn kurzerhand zu erwürgen.

Aber genau das war nicht der Fall. Im Gegenteil. Er begriff nur zu klar, dass er gerade die Spitze des Eisbergs ausgemacht hatte. Das wahre Ausmaß der Kriminalität auf seinem Stützpunkt lag im Dunkeln. Nicht auszudenken, was sich dahinter alles verbergen konnte!

Wer Verbrechen um des Geldes willen begeht, schreckt auch nicht davor zurück, sein Land zu verraten, seine Kameraden und Vorgesetzten. Ein solcher Mann ist bereit, die wohlgehüteten Geheimnisse Amerikas preiszugeben ...

Wie viele Soldaten mögen in der Sache verstrickt sein?, fragte er sich. Gibt es auch im Geheimbereich Männer, die sich auf das Spiel eingelassen hatten?

Und wenn, weiß der Gegner das?

Hatte der KGB bereits seine Fühler ausgestreckt?

Gibt es Kameraden, die dem Feind zuarbeiten, weil sie erpressbar geworden waren?

Wenn ja, wie kann man das in Erfahrung bringen? Wo sollte ich ansetzen? Mit wessen Hilfe?

General Jerome E. Walker seufzte auf. Er starrte wieder hinaus auf das Rollfeld, über das die riesige Galaxie fegte. Lichter schnitten Kegel aus dem weißen Nebel.

Walker fror.

Er war sich unsicher. Tief sog er den Rauch in die Lungen und dachte über die Schritte nach, die er unternehmen musste. Ihm war klar, dass er Hilfe nur von außen bekommen konnte, nicht vom CID.

Er presste die Lippen hart aufeinander.

Die Vorstellung, dass die Männer, die hier in Deutschland für die Verteidigung des Westens standen und eine extrem hohe Verantwortung trugen, von Mafiosi durchsetzt sein konnten, verursachte ihm Magenschmerzen. Es bedeutete, dass sich Soldaten, die zum Teil die Verantwortung über komplizierte Massenvernichtungswaffen hatten, in den Dienst des Mobs gestellt hatten – und erpressbar waren!

General Walker beschlich das Grauen.

Nein, dachte er, der Fall gehört nicht in die Hände des CID. In diese Sache muss sich das FBI einschalten. Es muss seine besten Leute ansetzen, damit gründlich aufgeräumt werden kann.

Er zerdrückte die gerade angerauchte Zigarette und griff nach dem Telefonhörer. Er tastete den Code eines Überseegesprächs in die Leitung, dann die Vorwahl von New York und schließlich die Nummer 553 2700.

Das Rufzeichen folgte.

Vierzehn Sekunden gingen drauf, ehe die Zentrale des FBI Field Office in New York schaltete. Weitere drei, bis sich John D. High mit angenehmer Stimme meldete.

»Ich bin's, Jerome«, sagte Walker mit rauer Stimme. »Ich rufe von Frankfurt aus an.«

John D. High lachte erfreut auf. »Nett, dich mal wieder zu hören, Jerome. Ich vermute, das soll kein Plauderstündchen werden, nicht wahr?«

»Ganz und gar nicht«, gab Walker grimmig zurück. »Ich brauche deine Hilfe, John.«

»Das klingt dramatisch, Jerome. Was ist geschehen? Schwierigkeiten mit der Familie? Mit deinem Sohn?«

»Nein, nein, Ashley ist in Ordnung. Es geht um ... John, ich bin auf eine Sache gestoßen, die in den Bereich der organisierten Schwerkriminalität fällt und die ich nicht auf dem üblichen Weg behandeln lassen will. Ich muss damit rechnen, dass selbst im CID undichte Stellen sind. Ich will, dass ihr euch mit dem Geschehen befasst!«

John D. High schwieg einige Sekunden. Zurückhaltend sagte er dann: »Du weißt hoffentlich, dass ich von meinem Sessel aus keine Einsätze in Deutschland anordnen kann. Die Anweisung dazu kann nur von Washington kommen. Und außerdem müsste ich zunächst einmal wissen, worum es geht, ehe ich mich mit der Zentrale in Verbindung setze.«

»Um Heroin, John. Um große Mengen, die ... aber das möchte ich nicht am Telefon breittreten. Geh bitte davon aus, dass es sich um eine große Sache handelt – um eine zu große, als dass unsere Stellen hier damit fertig werden könnten! Erstens haben sie zu wenig Erfahrung, und zweitens, ich deutete es bereits an, es kann undichte Stellen geben.«

»Hast du eine Möglichkeit, mir einen lückenlosen Bericht zu schicken, ohne dass er in falsche Hände gerät?«

»Ich glaube schon, nur ... Ich habe die Vermutung, dass die Gegenseite bereits auf mich aufmerksam geworden ist und versuchen wird, mich auszuschalten. Es sind Dinge im Gang, die mir Angst einjagen!«

»Hast du Namen?«

»Leider nicht, das heißt ... nein, eigentlich nicht. Es gibt nur Vermutungen, John. Infrage kommen ungefähr zehn Leute, die ich allerdings nicht alle über einen Kamm scheren möchte.«

»Wie bist du auf die Sache gestoßen?«

»Durch einen meiner Mitarbeiter, John, meinen engsten. Es ist Lorne Billings. Wir müssen einen Weg finden, der es dir und deinen Spezialisten erlaubt, hier Nachforschungen anzustellen. Wenn du selbst den Einsatz deiner Leute in Deutschland nicht befehlen kannst, solltest du dich umgehend mit Washington in Verbindung setzen und erreichen, dass zuverlässige Agents herübergeschickt werden. John, es ist ungeheuer wichtig. Die Sache könnte Auswirkungen auf die Verteidigungsfähigkeit unserer Armee haben!«

John D. High schwieg.

»Hörst du mich noch, John?«

»Selbstverständlich«, kam es dünn über die Leitung. »Ich habe nur nachgedacht, wie die Sache ins Rollen gebracht werden kann.«

»Sie ist wichtig«, wiederholte General Jerome Walker.

»Das glaube ich dir gern. Ich verspreche dir, dass ich sofort alles in die Wege leiten werde. Du solltest dich, wenn du es noch nicht getan hast, hinsetzen und alles aufschreiben, was du weißt, Jerome.«

»Werde ich machen, John. Wann kann ich mit deinem Bescheid rechnen?«

»Ich rufe dich in zwanzig Minuten zurück«, sagte John D. High. »Gib mir bitte deine Nummer.«

General Jerome Walker nannte die Nummer. »Ich bin verdammt froh, dass du die Geschichte ernst nimmst. Glaub mir, John, ich hätte dich nicht ange...«

Sein letztes Wort wurde ihm von der jäh aufblitzenden Explosion vom Mund gerissen, die ihren Ausgang im Schreibtisch nahm. Hochbrisanter Plastiksprengstoff flammte auf.

Der Druck zerriss die Schreibtischplatte, ließ die Fenster aus den Rahmen fliegen und zerschmetterte Aktenschränke, Möbel und General Jerome Walker. Er fühlte sich emporgerissen und in ein Meer von Schmerzen gezogen. Er hatte das Gefühl zu brennen.

Und dann war gar nichts mehr um ihn.

Das Dach der Baracke flog in den Himmel. Die Außenwand knickte weg. Das Feuer fauchte über das Flugfeld. Trümmer wurden in den grau verhangenen Himmel gespien. Der starke Explosionsdruck warf einen Jeep um, der vor der Baracke stand. Der Knall rollte durch das Land.

Für Sekunden war es unheimlich still.

Rauch stieg aus den Trümmern. Menschen liefen auf das Flugfeld. Eine Frau schrie. Von einem Hangar aus jagte ein mit Military Police besetzter Jeep heran. Ein Sanitätswagen scherte aus einer Kurve.

Plötzlich war der Teufel los.

General Walker war tot. Er lag zerfetzt zwischen den Trümmern ...

Trotz aller Beherrschung konnte Mr. High seine tiefe innere Erschütterung nicht verbergen. Aus rotgeränderten, trüben Augen blickte er Phil und mich an.

Er deutete auf den Telefonapparat auf seinem Schreibtisch. »Ich habe es sozusagen miterlebt, als der Sprengsatz in seiner unmittelbaren Nähe explodierte. Noch Sekunden vorher hat er von seiner Angst gesprochen, davon, dass er in Gefahr geraten sei. Nachdem ich aus Frankfurt die Bestätigung erhalten habe, gibt es wohl keinen begründeten Zweifel mehr daran, dass er mit seiner Vermutung, es handle sich bei seiner Entdeckung um ein Verbrechen, bei dem auf das Leben anderer Menschen keine Rücksicht genommen wird, recht hatte. Es ist grauenvoll ...«

Er ballte die Hände. Für ihn, den immer korrekten und zurückhaltenden Mann das Äußerste an Gefühlsäußerung. Phil und ich fühlten mit ihm. Wir wussten genau, wie schlimm es in einem Menschen aussieht, der einen alten Freund verloren hat.

John D. High wartete, bis Helen uns Kaffee serviert hatte, und sagte dann leise: »Ich habe mich mit Washington in Verbindung gesetzt und die Frage eines Einsatzes in Deutschland besprochen. Die Genehmigung dazu ist erteilt. Ich habe Sie, Phil und Jerry, ausgewählt. Sie werden nach Frankfurt fliegen und versuchen, die Hintergründe des mörderischen Anschlags gegen Jerome Walker aufzudecken.«

Wir nickten gleichzeitig.

»Sollen wir uns als Special Agents zu erkennen geben, Sir?«, fragte Phil.

Mr. High lehnte sich zurück. »Wir wissen zu wenig von der Sache, um eine Strategie von hier aus entwickeln zu können. Ich denke, Sie selbst werden an Ort und Stelle am besten entscheiden können, in welcher Form Sie vorgehen. Ich halte es allerdings für angebracht, dass Sie sich zumindest mit dem Standortkommando in Verbindung setzen.«

Ich ahnte, worauf Phil hinaus wollte, und sprach es aus. »Allem Anschein nach spielt das Verbrechen in die Einheiten der Army hinein. Zumindest können wir das vermuten. Ich glaube, Phil denkt an die Möglichkeit, dass wir als Soldaten drüben in Deutschland auftauchen.«

Mr. High grübelte einige Sekunden lang. »Eine verlockende Aussicht, sozusagen von innen an die Gangster heranzukommen. Nur fürchte ich, wir haben nicht die Zeit, die Voraussetzungen für einen solchen verdeckten Einsatz zu schaffen. Sie müssten sich mit den Gegebenheiten vertraut machen und ... Also, ich halte es nach wie vor am besten, wenn Sie an Ort und Stelle tun, was Sie für richtig halten. Das schließt auch den Einsatz unter dem Deckmantel eines Soldaten nicht aus.«

Wir hatten also freie Hand.

»Ihre Flugtickets liegen schon bereit. Ich habe sie von Helen besorgen lassen. Ihre Maschine geht um zehn Uhr.« Mr. High erhob sich. Ernst reichte er uns die Hand. Zum Abschluss sagte er: »Sie gehen sozusagen ins Dunkel, ohne zu wissen, was Sie erwartet. Gerade deshalb wünsche ich Ihnen viel Glück!«

Wir verließen das Büro. Die Aussicht, das trübe New York zu verlassen, reizte uns.

Phil setzte jedoch meiner Freude einen Dämpfer auf. »Drüben in Germany ist es um diese Jahreszeit auch kalt und nass, Jerry. Ein Urlaub wird das sicherlich nicht.«

Leon Benedetti stemmte seine zweieinhalb Zentner Lebendgewicht aus dem für ihn angefertigten Spezialsessel, umrundete den blank polierten Schreibtisch aus Edelholz und ging auf Roy Lester zu, der vor dem breiten Panoramafenster stand und ihm den Rücken zukehrte.

»Es sieht ernster aus, als du glaubst, Roy«, sagte er asthmatisch. »Diese Idioten drüben in Deutschland haben Fehler gemacht. Entscheidende Fehler, Roy, die so leicht nicht auszubügeln sein werden.«

Lester drehte sich um. Aus eiskalten granitgrauen Augen sah er Benedetti an.

»Ich weiß«, sagte er so ruhig, als wollte er einem Kind eine komplizierte Sache begreiflich machen. »Aber ich glaube, das Nötige veranlasst zu haben. Die Gefahr, die von General Jerome Walker ausging, ist beseitigt.«

Benedetti seufzte.

»Du verstehst mich nicht, weil du mich nicht verstehen willst«, klagte er. »Ich weiß, in der Sache Walker hast du hervorragende Arbeit geleistet. Das war sauber und blitzschnell. Du hast bewiesen, dass deine Leute auf Draht sind, nur ... du bist mit einiger Sicherheit übers Ziel hinausgeschossen. Walker hätte auch auf eine weniger dramatische Art unschädlich gemacht werden können.«

Roy Lester ballte die Hände. Sekundenlang starrte er ihn verachtungsvoll an, schüttelte den Kopf und gab hart zurück: »Es war nicht möglich, einen Revolvermann auf den Stützpunkt zu schicken, Leon. Die Military Police hätte ihn mit einiger Sicherheit geschnappt. Und dann? Was hätten sie mit ihm gemacht? Ihn gestreichelt und aus lauter Freude in den nächstbesten Puff eingeladen, damit er sich entspannen kann? Nein, Boss, sie hätten ihn wie ein gebratenes Huhn auseinandergerupft. Sie hätten ihn wie einen Schwamm ausgepresst und dann genau gewusst, woher der Wind weht.«

Leon Benedetti seufzte. Er wälzte sich an den Schreibtisch zurück und ließ sich in den Sessel fallen. »Du willst mich nicht verstehen, Roy. Es liegt mir fern, dich zu kritisieren. Was ich sagen will, ist, dass inzwischen weitere Nachrichten eingetroffen sind. Der CID kümmert sich nicht um den Fall.«

Lesters Brauen gingen nach oben. »Wer denn? Die deutschen Cops?«

»Das FBI, mein Junge, und zwar unser hiesiges Field Office.«

Lester spitzte die Lippen und stieß einen leisen Pfiff aus.

»Hast du nun begriffen, was ich meine?«, fragte Benedetti seufzend.

Lester nickte. »Ja. Woher weißt du davon?«

»Die Nummer zwei in Deutschland rief an und gab das durch. General Walker hat sich Minuten, bevor er von der Bombe zerrissen wurde, mit seinem alten Freund John D. High vom New Yorker Field Office in Verbindung gesetzt. Das Gespräch wurde von einem unserer Männer abgehört. Walker bat um Unterstützung von Special Agents. Und High hat sie ihm so gut wie versprochen.«

»Weiter!«, forderte Lester.

»Ich kriegte die Meldung knapp eine Minute nach der Explosion. Klar, dass ich sofort die Zusammenhänge begriff und unsere Jungs auf das Field Office ansetzte. Sie haben mit hochempfindlichen Richtmikrofonen gearbeitet und das, was sich im Büro dieses High tat, auf Band festgehalten.« Leon Benedetti schüttelte voller Bedenken den Kopf, zog die Schublade zu seiner Rechten auf und schaltete ein Tonbandgerät ein. »Hör es dir selber an, Roy, dann weißt du, was ich meine.«

Ein Rauschen drang aus dem Lautsprecher, Verkehrslärm und Türenschlagen. Dann erklang die Stimme John D. Highs. »Gut, dass Sie sofort zu mir gekommen sind, Phil und Jerry. Wir stehen vor einem Fall, der von größter Bedeutung zu sein scheint. Aber bitte, nehmen Sie doch erst Platz. Kaffee?«

Roy Lester hörte gespannt zu. Seine Lippen wurden immer dünner, je kleiner die Spule auf dem Tonträger wurde. Als das Gerät mit einem Klick ausschaltete, zündete er sich eine Zigarette an.

»Das ändert natürlich die gesamte Lage«, knurrte er. »Teufel auch, dass das Gespräch Walkers mit High nicht verhindert werden konnte!«

»Dir macht niemand einen Vorwurf«, beeilte sich Benedetti zu sagen.

»Wär auch schlecht möglich. Ich habe mich auf die Köpfe drüben verlassen. Natürlich hast du recht, Leon. Walker hätte lautloser und vor allen Dingen schneller aus der Welt geschafft werden müssen. Verdammt, dass Cotton und Decker drüben auftauchen, behagt mir gar nicht! Das sind Typen, die hart im Nehmen sind.«

»Ja, und die was von ihrem Geschäft verstehen. Ich habe noch nie vergessen, wie sie den Ring zerschlagen haben, der seit Jahren eine Menge Geld mit gestohlenen Luxuskarossen gemacht hat. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als sie auszuschalten. Das ist dir klar, Roy, nicht wahr?«

Lester nickte. »Sonnenklar.«

»Sie sind seit zehn Uhr heute Morgen in der Luft. Ich hab die Meldung leider zu spät gekriegt. Sonst hätte ich selbst etwas in die Wege geleitet, ehe die beiden Schnüffler überhaupt den Flughafen erreicht hätten. So wie es steht, müssen wir sie drüben packen, Roy, so schnell wie möglich. Was hast du an wirklich guten Leuten in Deutschland?«

Roy Lester schloss die Augen. Er strich sich über die Stirn. »Keine Spitzenleute, die im Einzeleinsatz mit den G-men fertig werden könnten, Leon.«

»Sie müssen aber fallen!«

Lester riss die Augen auf. Wieder blitzte Hass in ihnen. Er musterte Benedetti hinter dem Schreibtisch.

»Ich weiß es!«, stieß er hervor. »Und ich werde alles tun, damit Cotton und Decker drüben in Germany ins Gras beißen.«

»Wen willst du auf sie ansetzen?«

»Allison Wardner«, bellte Lester zurück.

Benedetti sprang auf. »Allison Wardner? Aber ...«

»Ja, ich weiß, Leon. Er wird teuer sein. Doch er ist der Einzige, der augenblicklich in der Lage ist, die beiden G-men umzulegen.«

»Wenn er den Auftrag annimmt! Du weißt, dass er sich seine Kunden verdammt genau ansieht.«

»Es kommt auf den Preis an. Wenn wir ihm zweihunderttausend Bucks auf den Tisch blättern, nickt er. Und wenn er nickt, beißen Cotton und Decker bald in deutsche Wurzeln, Leon.«

Benedetti setzte sich wieder. Er nickte. Was sein Mitarbeiter da gesagt hatte, stimmte. Jeder Eingeweihte wusste, dass Allison Wardner der zuverlässigste Auftragsmörder war. Er hatte ungeheuer komplizierte Aktionen in Südamerika unternommen, und zwar erfolgreich. Er hatte Leute abgeschossen, die das nötige Kleingeld besaßen, um sich in abgeriegelte Festungen zurückzuziehen. Wardner hatte sie trotzdem gekillt.

Woher er kam, wusste niemand so genau. Es wurde gemunkelt, er sei lange Jahre im Dienste der CIA gewesen und habe für deren »schmutzige Abteilung« in Asien die Kastanien aus dem Feuer geholt. Ein Killer höchsten Grades auf jeden Fall, der über eine erstklassige Ausbildung verfügte und kalt wie eine Präzisionsmaschine war.

Und teuer!

Benedetti seufzte, als er an die vielen Bündel Bargeld dachte, die der Mann einsacken würde. Auf der anderen Seite gab es Cotton und Decker. Die konnten dafür sorgen, dass nicht nur der sprudelnde Geldhahn in Deutschland zugedreht, sondern Leon Benedetti den Rest seines Lebens mit gesiebter Luft auskommen musste. Unter diesen Vorzeichen waren zweihunderttausend Dollar ein Trinkgeld.

»Okay, Roy«, stimmte Benedetti zu. »Versuche, Wardner anzuheuern. Versprich ihm, dass er eine Zusatzprämie bekommt, sobald Cotton und Decker ausgeatmet haben. Aber bleibe in der Zwischenzeit nicht untätig. Setze unsere Jungs drüben auf sie an. Vielleicht schaffen sie es auch ohne den Superkiller.«

»Mach dir nur nicht in die Hose«, gab Lester zurück. »Cotton und Decker sind schon so gut wie tot.«

2

Als wir sieben Stunden später auf dem Frankfurter Flughafen den warmen, schützenden Bauch der Boeing 747 verließen, fegte uns ein beißender Nordwind entgegen, der Schneeregen mit sich führte. Der Himmel war fast schwarz und wurde nur hin und wieder von jähen Böen aufgerissen. Wir froren wie junge Hunde im Schnee.

An der Pass- und Zollkontrolle wurden wir rasch abgefertigt. In der Halle mieteten wir einen Mercedes, stopften unser Gepäck hinein und fuhren ab. Knapp zwanzig Minuten nach unserer Ankunft waren wir bereits auf der Autobahn.

Phil saß am Steuer. Ich hatte eine Straßenkarte auf den Knien und wies meinem Freund die Richtung. Nach meiner Kalkulation hatten wir das Frankfurter Kreuz zu passieren, ehe wir das U. S. Headquarters erreichen konnten. Die reichlich aufgestellten Hinweisschilder bestätigten das.

Phil fuhr konzentriert. Wir steckten inmitten einer Blechlawine, die sich aus allen möglichen Richtungen vergrößerte. Auf dem Autobahnkreuz kamen wir nur im Schritttempo weiter.

Wir hatten unglücklicherweise gerade den Feierabendverkehr erreicht.

Besser wurde es erst, als wir auf das U. S. Headquarters zurollten. Nur wenige Lastwagen krochen mühsam durch den Schneematsch. In den gleißenden Kegeln der Scheinwerfer torkelten die Eiskristalle des Schneeregens.

»Wir werden unsere Identität vorerst nur dem Commander preisgeben«, sagte ich ruhig, während Phil zum Überholen eines Militärtransporters ansetzte.

Phil nickte. Im selben Augenblick riss er das Steuer nach rechts und stieß einen Fluch aus.

Ich hörte das Dröhnen eines schweren Motors und drehte mich um. Ein riesiges schwarzes Ungetüm raste auf unseren Wagen zu, aus dem aufgeblendete Scheinwerfer grelles Licht in den Innenraum unseres Wagens warfen. Der Fahrer musste verrückt oder blind sein. Stur hielt er auf uns zu, drängte uns an den Straßenrand und zwang Phil, das Steuer noch einmal herumzureißen.

Der Mercedes geriet ins Schleudern. Wir rutschten von der Straße.