JesusLuxus - Werner Tiki Küstenmacher - E-Book

JesusLuxus E-Book

Werner Tiki Küstenmacher

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  • Herausgeber: Kösel
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2009
Beschreibung

Nach Simplify your Life – jetzt JesusLuxus: Der neue Bestseller von Werner Tiki Küstenmacher

Mitreißend macht Werner Tiki Küstenmacher klar, dass mit Jesus, dem Avantgardisten eines wahrhaft luxuriösen Lebens, das maßlose Lebensgefühl sich verschenkenden Luxus neu entdeckt werden kann. Jesus als Kronzeuge dafür, dass der herrliche Luxus der Fülle, des Zeithabens, der Freiheit, des sympathisch-unsystematischen Daseins für andere zu einem neuen Lebensstil werden kann. Der Bestseller-Autor von „Simplify your Life“ gibt zahlreiche Tipps, wie sich JesusLuxus konkret verwirklichen lässt.

Werner Tiki Küstenmacher live. Entdecken Sie den Jesus-Luxus auch als Hörbuch.

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Seitenzahl: 246

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Inhaltsverzeichnis
 
Wie dieses Buch funktioniert
Vorwort
 
Kapitel 1 - Warum JesusLuxus?
Wegen Rita
Wegen Anselm
Wegen Jesus
Wegen Luxus
Warum Luxus?
 
Copyright
Man umgebe mich mit Luxus.Auf das Notwendige kann ich verzichten.
 
(Let me be surrounded by luxury,I can do without the necessities.)
 
Oscar Wilde (1854-1900)
Wie dieses Buch funktioniert
Sie können dieses Buch von vorne nach hinten lesen, müssen es aber nicht. Sie sind herzlich eingeladen, wie bei einem luxuriösen Buffet an der Stelle zu beginnen, die Sie besonders anlacht. »Browsen« Sie durchs Inhaltsverzeichnis oder durch das Buch selbst oder sehen Sie sich die Bilder an und verlassen Sie sich auf Ihre Intuition. Die führt Sie mit Sicherheit häufig direkt zu der Stelle, die für Sie am wichtigsten ist. So mache zumindest ich das bei Büchern und staune nachträglich immer wieder, wie zielgenau ich bei dem im Augenblick für mich genau richtigen Abschnitt gelandet bin. Im Überangebot von Medien und Informationen sind wir inzwischen alle auf Glück und Gefühl angewiesen, nahezu wie bei einer Lotterie.
Zu fast jedem Kapitel gibt es JesusLuxus-Anregungen. Hier werden die im Text gewonnenen Einsichten in praktische Anweisungen für Ihren Alltag umgesetzt. Sie sind mit einem Orangeton unterlegt. Praktisch orientierte Naturen fangen gern damit an, sozusagen experimentell. Wenn’s im richtigen Leben funktioniert, dann sind sie motiviert, auch den theoretischen Hintergrund dazu zu lesen.
Wenn Sie Pfarrer, Religionslehrer oder anderweitig an der Bibel interessiert sind, eignet sich JesusLuxus auch als Werkzeug, um biblische Texte aus einem bisher ungewohnten Blickwinkel zu betrachten. Im laufenden Text sind alle biblischen Zitate, die ausführlicher erläutert werden, mit diesem Buch-Symbol markiert.
Falls Sie dieses Buch ganz traditionell von vorne nach hinten lesen, werden Sie spüren, wie die biblischen Erzählungen über Jesus einer Schnur gleichen, auf der die einzelnen Luxusvarianten wie Perlen aufgefädelt sind.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie dabei viele Preziosen finden, die Sie Ihrem eigenen Schatzkästchen einverleiben - und möglichst oft in Ihrem Alltag tragen.
 
Werner Tiki Küstenmacher
Vorwort

Was ein Buch leisten sollte

Ein Buch, finde ich, sollte einen verändern.
Vor allem, wer ein Ratgeberbuch liest, sollte sich nach der Lektüre besser fühlen als davor.
Ich habe mir vorgenommen, dass das bei diesem Buch der Fall sein wird. Ich will, dass Sie nach der Lektüre besser drauf sind als vorher. Ich möchte, dass Sie sich leichter fühlen. Dass Sie zufriedener sind mit Ihrem Leben. Und dass Sie mit dieser Haltung auch andere anstecken.
Ganz schön anmaßend, oder? Dass ich es wage, Ihnen ein derartiges Angebot zu machen, hat mit meiner Biografie zu tun. Als ich 1953 geboren wurde, wäre ich um ein Haar gestorben. Genauso wie meine Schwester, die acht Jahre vor mir zur Welt kam und nach nur einer Woche an einer Rhesus-Unverträglichkeit starb. Bei mir erkannte unser Hausarzt im letzten Moment, welches Medikament mir das Leben retten könnte. Als ich etwa drei Jahre alt war, erwischte mich eine schwere Lungenentzündung, die ebenfalls fast tödlich verlaufen wäre. Aber die Ärzte fanden auch in dieser Situation gerade noch rechtzeitig das Antibiotikum, das mich am Leben hielt.
An all das kann ich mich natürlich nicht mehr erinnern. Aber meine Mutter hat es mir immer wieder erzählt und mir klargemacht, wie dankbar ich für mein Leben sein kann. So habe ich dieses tiefe Gefühl der Dankbarkeit den Ärzten, der modernen Medizin und der Lebensweisheit meiner Mutter zu verdanken. Ich komme mir vor wie ein begeisterter Zuhörer in einem Konzert seiner Lieblingsband, das eigentlich längst zu Ende ist - aber die Musiker spielen eine Zugabe nach der anderen, und das herrliche Erlebnis geht weiter und weiter.
Ich habe viele Menschen getroffen, die in ihrer Kindheit, ihrer Jugend oder auch später Ähnliches erlebt haben. Aber längst nicht bei allen hat das zu einer dankbaren Grundstimmung gegenüber ihrem Leben geführt.
 
Auch bei mir selbst hat es keineswegs immer gewirkt. Manchmal vergessen wir schlichtweg, dass das Leben größer ist als wir selbst. Dass es etwas gibt, von dem wir getragen werden und dem wir uns verdanken.
Viele Autoren schreiben, damit etwas nicht vergessen wird. So soll auch dieses Buch eine Arznei gegen die Vergesslichkeit sein. Diese Vergesslichkeit gegenüber dem grandiosen Geschenk des Daseins, eines Daseins, das für viele Mitmenschen der Grund ist, schlecht gelaunt, unglücklich und manchmal sogar verzweifelt zu sein.
Dieses Buch, finde ich, sollte das verändern.
1
Warum JesusLuxus?

Wegen Rita

Rita ist Anfang 50, betreibt einen winzigen Laden, der fast nichts mehr abwirft. Monat für Monat kämpft sie mit dem Gedanken, ihn aufzugeben. Rita lebt, so würden Statistiker das wohl nennen, an der Armutsgrenze. Sie könnte längst staatliche Unterstützung beantragen, aber das wäre ihr zuwider. Ihr Mann, ebenfalls fast ohne Einkommen, hat sie vor ein paar Monaten verlassen, wegen einer Jüngeren. Rita hat ausgerechnet, dass sie mit 200 Euro fürs Essen im Monat auskommt. Der Rest ihrer Einkünfte geht drauf für die Ladenmiete und ihre winzige Wohnung.
Was soll ich von Rita halten? Sie handelt unvernünftig. Zugleich bemitleide ich sie. Sie ist eine Lebenskünstlerin, aber oft auch sehr traurig. Wovon sie denn träume, habe ich sie einmal gefragt. Da hat sie erzählt, wie gerne sie einmal in einem Biergarten sitzen würde, mitten unter den Leuten, mit einer Maß Bier und einem salzigen, völlig überteuerten Brathendl. »Ab und zu mal so ein kleiner Luxus«, hat sie gesagt, und dabei haben ihre Augen geleuchtet.
Das war für mich die Initialzündung für dieses Buch: Was wir Menschen brauchen, ist nicht nur das Lebensnotwendige, sondern das, was darüber hinausgeht und das wir manchmal »Luxus« nennen.
Das ist der Grund, weshalb Rita auch nicht zum Sozialamt geht. Sie hat Angst, dass sie dort vollends auf das Lebensnotwendigste reduziert wird. Dann darf sie gar keine Hoffnung mehr haben auf das teuere Brathendl. Und sie fürchtet, dass der wertvolle Schatz in ihrer Wohnung, Omas luxuriöses Nymphenburger Porzellan, ihr möglicherweise als Einnahme angerechnet wird. Es scheint so etwas zu geben wie ein »Recht auf Luxus«, das sich wohl in keine juristische Kategorie einordnen lässt.

Wegen Anselm

Pater Anselm Grün ist ein berühmter Buchautor, Vortragsredner und Mönch. Er ist praktisch der Finanzchef des Benediktinerklosters Münsterschwarzach und gibt die Millioneneinnahmen aus seinen Bü >chern und Vorträgen vollständig an das Kloster ab. Zu seinen Vorträgen fährt er mit der Bahn oder einem gebraucht gekauften Golf. In einem Interview aber hat er einmal gesagt, dass er sich auf der Rückfahrt manchmal einen Cappuccino gönnt, als »kleinen Luxus«.
Stimmt, habe ich mir dabei gedacht, ohne solche kleinen Ausreißer sind die Gelübde von Keuschheit, Armut und Gehorsam wahrscheinlich nicht zu ertragen.
Außerdem enthält das Leben eines Benediktinermönchs durchaus so manchen Luxus, den sich eine Mutter oder ein Familienvater selten leisten können: ein fester Tageslauf mit Gebets- und Ruhezeiten, mietfrei wohnen in einem großen Kloster (auch wenn die eigene Zelle recht klein sein mag), »full service« in Sachen Wäsche, Kochen, Putzen.
Das war meine zweite Initialzündung: Luxus besteht nicht aus Besitz, noblem Outfit oder mondänen Partys, sondern vor allem aus einem geregelten Leben, aus Sorgenfreiheit, aus innerem geistigen und geistlichen Reichtum. Ja - eigentlich ein Leben, wie es Jesus geführt hat.
So entstand der Begriff, um den es in diesem Buch gehen soll. Als ich mich näher damit zu befassen begann, wurde mir klar, dass mich die beiden Begriffe »Jesus« und »Luxus« schon lange fasziniert haben.

Wegen Jesus

Seit frühester Kindheit war ich der Ansicht, dass Jesus mein Freund ist. Ich erfuhr, dass er an einem Kreuz starb und dass er der Sohn Gottes war, also jemand ganz Besonderes. Das hat mich aber wenig beeindruckt, oder ich habe es ausgeblendet. Mich begeisterten die Geschichten, in denen er den Sturm stillte, Kranke heilte, Blinde sehend machte, auf wunderbare Weise Unmengen Menschen etwas zu essen oder zu trinken herbeischaffte oder sich bei fremden Leuten zum Essen einladen ließ.
Später erfuhr ich, dass man so etwas Jesusfrömmigkeit nennt. Mein Glaube war von Anfang an kein abstraktes Denk- oder Gehorsamsgebäude, sondern beruhte auf einer menschlichen Beziehung. Jesus lebte neben mir wie ein virtueller Freund. Ohne Worte sprach ich immer wieder mit ihm. Oft stellte ich mir die Frage: »Was würde Jesus tun?« - Noch später begriff ich, dass vieles von diesem Jesus, den ich um Rat fragte und mit dem ich stille Zwiesprache hielt, gar nicht wirklich Jesus ist. Sondern das, was ich mir über ihn zusammenfantasierte. Psychologen nennen das Projektion. Was mich anzieht und fasziniert ist nicht Jesus, sondern die Vorstellung, die ich mir von ihm mache.
Als ich diesen Schock überstanden hatte, habe ich jedoch zu einem neuen, klaren und herrlich hellen Verhältnis zu Jesus gefunden. Ich habe erkannt, dass es nicht nur den projizierten Jesus gibt, der aus meinen Träumen und Wunschträumen besteht, sondern dass es auch ein Abbild Jesu in meiner Seele gibt. Jesus war schon da, lange bevor ich etwas über ihn erfahren habe. Es ähnelte dem Gefühl, als ich langsam entdeckt habe, dass ich nicht nur aus mir selbst, sondern auch aus den Genen und Erfahrungen meiner Vorfahren bestehe. Dieses wohlige Gefühl der Verbundenheit mit Jesus möchte ich den »Jesus der Seele« nennen. Um diesen Jesus wird es in diesem Buch vor allem gehen.
Mit dem neuen Wissen begann ich, die biblischen Berichte über Jesus mit anderen Augen zu lesen. Ich spürte mit einer Art sechstem Sinn, wo die Erzählungen legendenhaft ausgeschmückt waren und wo der wahre, ganz lebendige Kern ist. Das ist mein größter Wunsch an Sie als Leserin oder Leser: dass Sie diesem wahren Jesus des Neuen Testaments näherkommen können.
Ich bin mir sicher, dass Jesus kein Prediger der Armseligkeit und des Kleinen war, sondern dass er erfüllt war vom Reichtum und der Verschwendung des Gottes, der ihn zu den Menschen geschickt hatte. Ein großer, großer Gott, unendlich reich und über alle Beschränkungen dieses Erdendaseins unendlich erhaben. Ein Gott der Pracht und des Luxus und das alles Millionen Mal prachtvoller und luxuriöser, als wir es beim Aussprechen dieser Begriffe »Pracht« und »Luxus« denken können.

Wegen Luxus

Derzeit ist »Luxus« eines der meistverwendeten Wörter in der Werbung und den Medien. Im Mai 2008 fand Google 1,4 Millionen deutschsprachige Internetseiten, auf denen dieses Wort vorkommt. Weltweit waren es sogar 24 Millionen. Zum Vergleich: Jesus findet sich auf nur 800.000 deutschen Websites.
Was steckt hinter dieser Sehnsucht nach Luxus und Überflüssigem, nach Schönheit und Exklusivität, Prunk und Verschwendung? Einen Schlüssel zur Lösung habe ich in dem berühmten Bonmot des irischen Dichters Oscar Wilde gefunden, das als Motto diesem Buch voransteht: »Man umgebe mich mit Luxus. Auf das Notwendige kann ich verzichten.«
Dieses frech formulierte Paradox zeichnet die Befindlichkeit unserer Zeit treffsicher nach: Wir sind es müde, nur durch unsere ökonomischen Notwendigkeiten definiert zu werden. Existenzminimum, Altersvorsorge, Krankenversicherung, Grundrente, Lebensunterhalt, Beitragsbemessungsgrenze, Arbeitslosenhilfe - immer mehr Menschen haben das Gefühl, dieses staatlich und kommerziell verordnete Menschenbild gehe an ihren wahren Bedürfnissen und Wünschen kilometerweit vorbei.

Der Widerspruch des Luxus

Schon länger beobachten Wirtschaftswissenschaftler verwundert, wie widersprüchlich sich die Verbraucher verhalten, und das in jeder Einkommensschicht: Sie sparen Cents und verschwenden Tausende Euro. Sie fahren kilometerweit, um einen Kopfsalat 20 Cent billiger einzukaufen, wählen aber ohne großes Nachdenken im Reisebüro ein paar Hotelkategorien teurer, als sie sich vorgenommen hatten. Das ist weder Unvernunft noch Unwissen, sondern eine allzu menschliche Eigenheit: Wir wollen es uns ab und zu mal »gut gehen lassen« - völlig unabhängig von unseren realen Einkommensverhältnissen, unserer Vernunft oder anerzogenen Geld- und Geizmustern.
Ich bin zutiefst überzeugt: Wir haben mehr verdient als nur die Befriedigung unserer Bedürfnisse. Das ist durchaus auch als Glaubensbekenntnisimchristlichen Sinne zu verstehen.

Der Luxus Jesu

Ich empfinde Jesus als Avantgardisten eines wahrhaft luxuriösen Lebens. Jesus steht für den Luxus, den der Schöpfer auf Schritt und Tritt seiner Schöpfung gönnt: Alles ist im Überfluss vorhanden: Es wächst mehr, als seine Lebewesen je essen können. Bei der Zeugung neuen Lebens werden mehr Samenzellen produziert, als jemals nötig wären. Jedes Tier und jede Pflanze haben Zeit und Muße im Übermaß.
Dieser Blick auf einen maßlosen, sich übermütig verschenkenden Gott hat das Lebensgefühl Jesu geprägt. »Macht euch keine Sorgen über den morgigen Tag«, sagt Jesus seinen Freunden. Er propagiert den wahren Luxus, der darin besteht, seinen Job stehen zu lassen und einem Wanderprediger nachzufolgen. Jesus gönnt sich den Luxus, 40 Tage lang in der Wüste zu bleiben. Dann wieder feiert er auf einer Hochzeit und hilft der trinkfreudigen Partygemeinde mit einem politisch völlig unkorrekten Wunder, indem er Wasser in hervorragenden Wein verwandelt. Vor allem aber: Jesus traut den Menschen, auch den ärmsten, unendlich viel zu. Alles ist möglich, sagt er, wenn ihr vertraut. Dieser herrlich einfache Luxus der Fülle ist die Chiffre für das enorme Glücksreservoir und den riesigen Reichtum, den jeder Mensch als Keim in sich trägt.

Glück - simplify - Luxus

Glück war das Signalwort der 1990er-Jahre, mit dem als Erstes versucht wurde, über die einseitig materiell-bedürfnisorientierte Engführung unseres Menschenbildes hinauszukommen. Dann kam simplify your life als (durchaus erfolgreicher) Versuch, zu den tieferen Bedürfnissen des Menschen vorzudringen, eben dem einfacheren und glücklicheren Leben. Mit JesusLuxus möchte ich dieser Suche nach der Ganzheit des menschlichen Wünschens eine dritte Dimension hinzufügen.
JesusLuxus will eine Einstellung und ein Lebensstil sein, der sich in den heraufziehenden Erschütterungen des weltwirtschaftlichen Gefüges möglicherweise als besonders krisenfest erweisen könnte. Die Menschen brauchen nicht bloß ein paar Euro oder Dollar mehr Einkommen oder Sozialleistungen, sondern ein im vollen Wortsinn reiches, verschwenderisches, luxuriöses Leben.

Warum Luxus?

»Luxus für alle« - so steht es seit einiger Zeit auf vielen, vielen Prospekten. Echter Champagner, Kaviar, seidene Krawatten, ein Humidor für Zigarren, Tickets für einen Schnupperkurs Hubschrauberfliegen, edle Bettwäsche und vieles mehr. Indem die Werbung das Reizwort »Luxus« aufnimmt, spielt sie mit einer Sehnsucht von uns Menschen, der Sehnsucht nach Exklusivität, nach Schönheit und Genuss. Aber die Antwort, die die Konsumgesellschaft darauf geben kann, ist erschütternd banal: Luxus-Essen, Luxus-Champagner, eine Luxus-Armbanduhr, eine Luxus-Handtasche. Das sind nur Sachen, Dinge. Sie leben von der Hoffnung, dass da zwischen Chrom, Leder und Messing noch eine besondere Magie steckt: dass eine Prada-Handtasche doch mehr ist als nur ein Behälter, dass die Gucci-Uhr mehr anzeigt als nur die Zeit oder dass man im Luxushotel auf eine märchenhaft andere Weise schläft als zu Hause.

Luxus und Glück

Mir scheint, dass sich seit ein paar Jahren der kollektive Horizont geweitet hat: Nicht nur glücklich will man sein, sondern man will Anteil haben an der Fülle. Man will nicht nur zufrieden sein, sondern ein möglichst großes Stück vom Kuchen haben. Am griffigsten verdichtet sich dieser Wunsch in dem Begriff Luxus.
Auf der anderen Seite gibt es einen deutlichen Überdruss am Immer-Mehr, an der steigenden Komplexität von Gesellschaft und Technik. »Simplify your life« markierte diesen Trend recht treffsicher, mit Floskeln, die einem leicht über die Lippen kommen: Weniger ist mehr. Gewinnen durch Verzichten. Wo immer man das ausspricht, ruft man ein wissendes Nicken hervor. Der Beifall ist einem gewiss: »Ja, wir haben doch schon alles. Wir leben im Überfluss. Es ist gut, auch einmal zu verzichten.«
Aber es ist wichtig, zu unterscheiden zwischen solchem freiwilligen Verzichten und dem erzwungenen Verzicht, dem Menschen ausgeliefert sein können. Dieser Verzicht kann sehr, sehr hart sein. Wenn es nicht nur ein paar überflüssige Pfunde sind, auf die man verzichten muss, sondern wenn ein wichtiger Teil der Lebensqualität verschwindet: Wenn einem Asthma die Luft zum Atmen nimmt oder Rheuma jede normale Bewegung zur Qual macht. Wenn die Körperkraft drastisch nachlässt. Wenn das Gehirn nicht mehr so arbeitet wie gewohnt. Wenn einzelne Zellen im Körper unkontrolliert zu wachsen beginnen. Oder wenn das Einkommen zurückgeht. Wenn das Geld nicht einmal mehr für die grundlegendsten Bedürfnisse reicht. Dann kann einem das Wort vom heilsamen Verzicht auch schon mal im Hals stecken bleiben.
Wie hängen Glück und Verzichten genau zusammen? Wann ist weniger wirklich gut? Wann macht es wirklich glücklich, auf etwas zu verzichten? Wann wird Luxus nervig? Und wann ist Luxus ein legitimes Verlangen? Dafür ist es hilfreich, die Begriffe Glück und Luxus einmal etwas näher zu betrachten. Denn siehe da, ihre Bedeutung ist keineswegs so klar, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Ich sehe wenigstens vier verschiedene Arten von Glück:

Das Zufallsglück

Es ist mehr als nur eine Spielerei, sich mit dem Wort »Glück« zu beschäftigen, denn ein großer Teil der gegenwärtigen Verwirrung in unserer Gesellschaft hängt mit der vielfältigen, schillernden Bedeutung dieses Wortes zusammen. Wir haben nur einen Begriff dafür, wo die Engländer wenigstens zwei haben: »luck« und »happiness«. »Luck«, das ist unser deutsches »Glück haben«, das Zufallsoder Schicksalsglück: im Lotto gewinnen; zufällig die richtige Aktie gekauft haben; bei einem schweren Unglück mit dem Schrecken davonkommen. »Glück gehabt«, sagen wir, oder »Schwein gehabt«. »Glück kann man nicht machen«, sagen viele Menschen. Doch das gilt vor allem für das Zufallsglück. Dieses Glück kann man nicht erzwingen. Man kann sich ihm höchstens verschließen oder sich bemühen, dafür offen zu sein. Daneben aber gibt es mindestens noch eine weitere Art von Glück. Ein Glücklichsein, das wir sehr wohl beeinflussen können.

Das Wohlfühlglück

Bei dieser zweiten Bedeutung von Glück behelfen wir uns manchmal mit dem englischen Begriff: Heute bin ich »happy«, sagen wir dann. Denn ich habe nicht »Glück gehabt«, sondern ich »fühle mich« glücklich. Mir ist etwas »geglückt«. Nennen wir es zur besseren Unterscheidung das »Wohlfühlglück«: das Angenehme sehen, das Lustvolle, die guten Empfindungen, die Abwesenheit von Schmerz, Klage und Katastrophen. Das Leben hält glückliche Augenblicke für uns bereit. Augenblicke, für die es sich zu leben lohnt. Es gibt Menschen, die dafür empfänglicher sind als andere. Manche Menschen können glückliche Momente besonders gut zelebrieren und sie auch im kleinen Alltag entdecken: die duftende Tasse Tee, das tiefe Atemholen beim Spazierengehen in der Natur, das Genießen herrlicher Musik.
Andere Menschen tun sich damit härter. Sie erleben solche Glücksmomente seltener, sie sind anspruchsvoller, sie brauchen vielleicht eine große glückliche Menschenmenge (wie im berühmten Sommer 2006 während der Fußball-WM), oder sie haben einfach eine andere Grundspannung von Wohlfühlglück. Dennoch, solche Augenblicke des Wohlfühlglücks kennt jeder.
So klein der glückliche Moment auch ist, er kann einen verbinden mit der ganzen Welt. Dann möchte man weinen vor Freude, dass es so etwas Schönes gibt. Dass ein anderer Mensch oder dass der Schöpfer so etwas Wunderbares für einen tut. Dann möchte man jubeln, rufen, singen. Der christliche Glaube hat dafür eine schöne Vokabel: lobsingen. Das ist mehr als nur singen. Das ist: gezielt wo hinsingen, dankbar sein, jauchzen. Solcher Lobgesang verstärkt das Glück. Er erhebt das Wohlgefühl in eine höhere Dimension.
Das Wohlfühlglück, das so verliebt ist in den Augenblick und sich aufschwingen kann zum höchsten Lob an den Schöpfer, hat allerdings einen großen Nachteil: Es ist nicht von Dauer. Der Grund dafür liegt in der Chemie unserer Psyche. Tief verborgen in der Mitte unseres Gehirns produzieren Neuronen den Botenstoff Dopamin, der dem Opium ähnelt. Empfinden wir ein Erlebnis als angenehm, dann wird diese Substanz im Gehirn verbreitet und verstärkt das gute Gefühl - natürlich nur eine Zeitlang. Wenn das Dopamin verbraucht ist, geht auch das Glücksgefühl deutlich zurück.
Glück ist nicht von Dauer, das gehört zu seinem Wesen. Zumindest zum Wesen von dieser Art Glück, dem chemisch messbaren, das die Naturwissenschaftler derzeit für das eigentliche, wirkliche Glück halten. Das Glück mit dem Lachen auf dem Gesicht, das fotografierbare, hörbare, plakative, durch Umfrageergebnisse erfassbare Glücklichsein. Aber das kann doch nicht alles sein. Es muss noch eine dritte Art von Glück geben.

Das Glück der Fülle

Wer im Neuen Testament nach einer Antwort sucht, wird zunächst enttäuscht: Das Wort Glück kommt hier gar nicht vor, ebenso wenig wie das Wort Unglück. Dabei gab es das Wort und den Begriff im Umfeld Jesu sehr wohl: »Eudaimonia«, einen guten Dämon haben, einen »guten Geist« - das war die antike Idee vom Glück.
Die Menschen damals wussten, dass das Leben aus beidem besteht: aus Momenten der Begeisterung und aus Momenten der Anstrengung, aus Angenehmem und aus Unangenehmem, aus Jubel und aus Enttäuschung.
Das Glück der Menschen zur Zeit Jesu, dafür scheint manches zu sprechen, beruhte auf einer - im Vergleich zu heute - tieferen, umfassenderen Haltung zum Leben. Es war ein Leben der Extreme. Für uns ist das kaum noch vorstellbar, wie nah den Menschen in jenen Zeiten der Tod und das Elend gewesen sein muss. Es gab kaum Schmerzmittel, der normale Alltag war ungleich anstrengender als heute.
Lust und Leid lagen enger beieinander, Prassen und Fasten wurden extremer erlebt als heute. Das Leben schwang weit ausladend hin und her zwischen den Polen von Plus und Minus. Die Lebenskunst bestand darin, nicht nur die Höhen als Lebensglück zu begreifen und aus den Tiefen schnell wieder herauszukommen, sondern beides aus der Hand Gottes zu nehmen: das Auf und das Ab, das Gute und das Schlimme. Und dann in der Summe alles als Glück zu begreifen, ohne einen Anspruch zu haben auf ein bestimmtes Maß von ausschließlich positiven Erfahrungen.
Es ist wie im Tanz, wenn wir mit dem Körper das Auf und Nieder zelebrieren, das Zusammensein und die Trennung, die Nähe und die Distanz, die Lust und den Schmerz, das Fröhlichsein und die Trauer.
Man könnte diese dritte Art von Glück als das Glück der Fülle bezeichnen. Im Neuen Testament wird eine solche Glückssituation beschrieben, ein eigentümliches
 
 
 
 
Copyright © 2008 Kösel-Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlagmotiv: Werner Tiki Küstenmacher
eISBN : 978-3-641-02300-3
 
www.koesel.de
 
Leseprobe
 

www.randomhouse.de