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Originelles Familien- und Freundschaftsabenteuer: Der perfekte Papaplan Jettes Problem: Die Papa-Augen und Papa-Ohren, die ständig auf Empfang sind. Überall mischt er sich ein. Sie darf nicht mal mehr ihre süße Hausratte Herrn Mann mit in Papas Café bringen – und reportern darf sie dort schon gar nicht. Klare Sache: Papa braucht eine Frau, damit Jette ihre Ruhe hat. Zum Glück haben Jette und ihr bester Freund Konrad auch schon eine Idee, wie sie das anstellen … Eine witzige Wohlfühl-Geschichte für alle Kinder, die ihr Leben gern selbst in die Hand nehmen
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Seitenzahl: 107
Veröffentlichungsjahr: 2015
Fee Krämer
Der perfekte Papaplan
Jettes Problem: Die Papa-Augen und Papa-Ohren, die ständig auf Empfang sind. Überall mischt er sich ein. Sie darf nicht mal mehr ihre süße Hausratte Herrn Mann mit in Papas Café bringen – und reportern darf sie dort schon gar nicht. Klare Sache: Papa braucht eine Frau, damit Jette ihre Ruhe hat. Zum Glück haben Jette und ihr bester Freund Konrad auch schon eine Idee, wie sie das anstellen …
Eine witzige Wohlfühl-Geschichte für alle Kinder, die ihr Leben gern selbst in die Hand nehmen
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Fee Krämer, geboren 1984 in Heidelberg, hat sich dem Kinderbuch aus vielen verschiedenen Richtungen angenähert, bevor sie mit ›Jette erst recht‹ ihr erstes eigenes Buch geschrieben hat. Sie setzt sich dafür ein, dass sowohl Eltern als auch Kinder genug Zeit für sich selbst haben. Fee Krämer lebt – leider ohne Ratte – in Berlin.
Judith Drews studierte Illustration- und Kommunikationsdesign an der HAW Hamburg und arbeitet heute als freie Illustratorin und Gestalterin. Für ihre Arbeiten erhielt sie zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. Judith Drews lebt und arbeitet in Berlin.
Weitere Informationen zum Kinder- und Jugendbuchprogramm der S. Fischer Verlage, auch zu E-Book-Ausgaben, gibt es bei www.blubberfisch.de und www.fischerverlage.de
Erschienen bei FISCHER E-Books
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2015
Covergestaltung: Carolin Liepins, München, unter Verwendung einer Illustration von Judith Drews
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-7336-0165-2
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Viel Luft für viel Regel
Zeit fürs Reportern
Liebe Liste
Eine bunte Überraschung
Ein scheues Pony wird vermessen
Waschmaschinengedanken und Trommelkino
Es riecht nach einem guten Plan
Rotweiß gestreifte Schnurrbärte
Die Wahrheit hinter einem roten Vorhang
Die Gedanken rennen Zickzack
FLUMM
Dank
»Wenn du drei Wünsche frei hättest, welche wären das?«
Der kahlköpfige Mann lässt langsam seine Zeitung sinken und schaut mich an. Seine Augen stehen ganz dicht beieinander. Wie bei einem Adler.
»Wenn du drei Wünsche frei hättest, welche wären das?«, wiederhole ich und kaue dabei auf dem Radiergummi herum, der am Ende von meinem Bleistift steckt.
Der Kahle räuspert sich. »Ich … ich weiß nicht.«
»Fällt dir denn gar kein Wunsch ein?«, frage ich ihn, während ich einen Stuhl von dem kleinen runden Holztisch wegziehe und mich dem Glatzkopf im Schneidersitz gegenübersetze. Den Bleistift stecke ich hinter mein Ohr. Das machen alle echten Reporter so.
Der Kahle legt die Zeitung zusammen und trinkt einen Schluck von seinem Kaffee.
Bestimmt überlegt er. Vielleicht wünscht er sich Haare. Auf seiner Glatze glitzern viele kleine Schweißperlen. In meinem Notizbuch notiere ich:
3 Wünsche? Eine haarige Angelegenheit!
Als ich wieder hochblicke, sind die Lippen des Kahlen ganz schmal geworden. Sein Mund kräuselt sich zu einem spitzen Mündchen. Fast weiß ist es, weil er es so fest zusammenpresst. Damit sieht er noch mehr nach Adler aus.
»Ich wünsche mir einen weiteren Cappuccino«, zischt er und schiebt mir seine leere Tasse entgegen.
»Kommt sofort!«
Das ist Papa. Er scheucht mich von meinem Stuhl.
»Jette, lass die Gäste hier in Ruhe ihren Kaffee trinken! Frag doch später Konrad nach seinen Wünschen.«
»Aber Konrads Wünsche kenne ich schon. Er will ein Fernglas und einen Globus. Außerdem wäre er gern der Älteste von seinen Geschwistern und nicht der Jüngste.« Ich rümpfe die Nase.
Während mich Papa vom Tisch wegschiebt, sagt er mit Schokoladenstimme zu dem kahlköpfigen Gast: »Bitte entschuldigen Sie, der Cappuccino geht natürlich aufs Haus.«
Der Kahle nickt und vertieft sich mit seinen Adleraugen wieder in die Zeitung.
Papa schiebt mich weiter in die Küche des Wohnzimmers. Ja, eine Küche im Wohnzimmer. Das hat nicht jeder. Dass das bei uns so ist, liegt daran, dass wir ein Café haben, das ›Wohnzimmer‹ heißt. Und Papa ist dort der Chef.
Dieser Chef steht jetzt mit mir in der Küche neben der Knetmaschine und hat die Arme vor der Brust verschränkt. Er schaut auf mich herunter. Zwischen seinen Augen bildet sich eine tiefe Furche.
»Jette, du weißt, dass du die Gäste nicht mit deiner Fragerei nerven sollst.«
»Das mache ich nicht!«, versuche ich mich zu verteidigen. »Er saß dort ganz allein. Ich glaube, er war einsam und hat sich über meine Fragen gefreut.«
Papa klopft mit den Fingerspitzen auf die Knetmaschine.
»Wir haben eine Abmachung, Tochterherz, und die besagt, dass du keine Fremden befragst, sondern nur Menschen, die du kennst. Menschen, die dich kennen. Dich und deine Fragerei.«
»Aber er sah wirklich so aus, als hätte er viele Wünsche!«, erkläre ich Papa.
Seine Stirnfurche wird tiefer.
Ich seufze. »Ist gut. Ich frage keine Fremden.«
»Danke, Frau Reporterin.« Er zwickt mich in die Nase. Dabei bleibt etwas vom Mehl an meiner Nasenspitze hängen, das wie eine weiße Staubschicht über der ganzen Küche liegt. Ich muss niesen. Auf dem Weg nach draußen mopse ich ein Stück vom Kirschkuchen, der fertig aufgeschnitten auf dem Herd steht.
Papa macht der Welten besten Kuchen, und das Wohnzimmer ist vor allem deswegen immer so gut besucht, weil die Menschen das inzwischen wissen und fast ein bisschen süchtig nach den Vanille-Zitrone-Eclairs und den weichen Karamellmuffins sind.
Wenn man durch unsere Straße läuft, riecht man das Wohnzimmer schon siebzehn Häuser weiter. Es duftet nach süßem Teig und nach warmer Schokolade und nach den Himbeeren, die Papa aufkocht und aus denen er kleine Herztörtchen mit Sahne formt.
Plötzlich höre ich es hinter mir in der Küche scheppern. Dem Scheppern folgt ein lauter Papa-Fluch.
»Himmelarschundzwirn!«
Schnell lasse ich das Kirschkuchenstück in einer leeren Nüsschenschale verschwinden, die auf dem Tresen steht.
Auch die Gäste haben das Scheppern und den Fluch gehört. Der Kahle lässt die Zeitung sinken. Außer ihm sind noch zwei alte Damen im Wohnzimmer. Es sind Damen und keine Frauen, weil sie ganz feine Kleider tragen und ihre grauen Haare zu hübschen Nestern getürmt haben.
Wir alle schauen auf die Schwingtür zur Küche.
Wieder scheppert es dahinter, und Papa flucht einen zweiten Fluch.
»Du ausgebuffte kleine Ratte, ich krieg’ dich!«
Die Damen wechseln einen ausgesprochen langen Blick, und ich weiß jetzt, warum Papa flucht. Wegen Herrn Mann.
Herr Mann ist meine Ratte und hat Wohnzimmerverbot. Weil Ratten in einem Café nämlich nichts zu suchen haben, sagt Papa.
Herr Mann scheint es trotz Papas Verbot irgendwie in die Küche des Wohnzimmers geschafft zu haben.
Ich habe einen Verdacht. Mein Blick wandert runter zu meiner Bauchtasche, in der ich immer alles griffbereit habe, was ich fürs Reportern brauche. Mein Notizbuch, einen Spitzer und einen Bleistift. Wenn Herr Mann nicht in seiner Box ist, schläft er meistens in meiner Bauchtasche. Er fühlt sich pudelrattenwohl dort.
Aber jetzt ist Herr Mann nicht in meiner Bauchtasche. Der Reißverschluss steht ein Stückchen offen. Gerade so weit, dass auch eine Ratte mit Kugelbauch bequem herausklettern kann.
»Du versteckst dich also, ja? Du pelziges Würstchen auf vier Beinen. Ich werd’ dich schon finden«, hören wir aus der Küche. Die Damen tuscheln, der Kahle legt den Kopf schief, und ich stürme zur Küchentür. Ich will auf keinen Fall, dass Papa Herrn Mann vor mir findet.
Doch bevor ich die Schwingtür erreicht habe, flitzt Herr Mann unter ihr hindurch ins Wohnzimmer. Dann schwingt sie auf, und Papa stürmt hinterher, in der Hand eine teigige rote Rührschüssel.
Die Damen haben Herrn Mann noch nicht entdeckt, aber sie erschrecken sich vor dem rührschüsselschwenkenden Papa.
»Huuuch!«, quietscht eine der beiden.
Obwohl er wirklich ziemlich dick ist, schießt Herr Mann wie ein weißer Pfeil durchs Wohnzimmer. Zwei Schritte hinter ihm Papa, der immer noch wütend die Rührschüssel schwingt.
Ich will Herrn Mann helfen, aber ich weiß nicht, wie. Papa ist wirklich schnell.
Herr Mann rennt auf den Tisch zu, an dem der Kahle sitzt. Kurz vor dem Tischbein will er bremsen und stellt seinen runden Rattenkörper quer. Weil aber die alten Kacheln im Wohnzimmer so glatt sind, rutscht er das letzte Stück auf seinen rosafarbenen Rattenfüßen und prallt dann an das Holzbein. Hoffentlich hat er sich nicht weh getan!
Hat er nicht, denn Herr Mann ist ein zähes Stück. Er rappelt sich auf und klettert ziemlich schnell am Stuhlbein des Kahlen hoch, über seinen Schoß und von dort auf den Tisch. Der Kahle sitzt einfach nur da und starrt abwechselnd auf seinen Cappuccino und Herrn Mann.
Da steht auch schon Papa vor dem Kahlen.
RAWUMMMMS!
Papa lässt die Rührschüssel verkehrt herum genau über Herrn Mann auf den Tisch sausen, so dass Herr Mann darunter gefangen ist.
Papa schnauft, und seine Nasenlöcher blähen sich wie bei einem Drachen, kurz bevor er Feuer spuckt.
»Ha! Was sagst du jetzt, du durchgeknallte Rennratte?«
Als er die Rührschüssel auf den Tisch geknallt hat, hat Papa nicht nur Herrn Mann eingefangen. Er hat die Schüssel direkt auf den Henkel der Cappuccinotasse geschlagen. Die Tasse kullert in einer Cappuccinopfütze über die Tischplatte, und dicke braune Kaffeetropfen tropfen dem Kahlen auf die grau glänzende Anzughose. Der Kahle starrt Papa an, und Papa kneift die Augen zusammen. Als würde er sich wünschen, bei Herrn Mann unter der Rührschüssel zu sein, damit die Adleraugen des Kahlen ihn nicht sehen.
Der Kahle richtet sich langsam, ganz langsam, auf. Die kaffeenassen Hosenbeine kleben an seinen Oberschenkeln, und die engen Augen sind weiter auf Papa gerichtet.
»Sie sind doch nicht ganz normal! Dieses ganze Café ist nicht ganz normal!«
Mit diesen Worten geht der Kahle und hinterlässt eine milchige Cappuccinospur auf dem Boden.
Am anderen Ende des Wohnzimmers beugen sich die Damen über ihre Törtchen und tuscheln.
Papa lupft vorsichtig die Rührschüssel ein kleines Stück, so dass er mit der Hand daruntergreifen und Herrn Mann packen kann. Der quiekt, traut sich aber anscheinend nicht, Papa zu beißen. Mit der Rührschüssel in der einen und dem zappelnden Herrn Mann in der anderen Hand geht Papa in Richtung Küche. Auf dem Weg dorthin ruft er den beiden Damen zu: »Bitte entschuldigen Sie vielmals! Kommen Sie jederzeit auf einen Gratiskaffee vorbei!«
Und zu mir sagt er mit Eisstimme: »Mitkommen!«
Ich ziehe den Kopf ein und trotte ihm hinterher.
In der Küche starrt Papa schon wieder auf mich herunter. Seine Augen blitzen unter seiner furchtbar tiefen Stirnfurche. Herr Mann zappelt in Papas großer Faust. Schnell nehme ich Papa Herrn Mann ab und lasse ihn in meiner Bauchtasche verschwinden. Dort kringelt er sich zusammen und bedeckt die Augen mit seinem kahlen Schwanz. Nur seine Nase schaut aus dem weißen Fellberg heraus und schnüffelt noch ein wenig.
Ich schließe den Reißverschluss bis auf einen kleinen Spalt, damit Herr Mann noch genügend Luft bekommt.
»Papa …«
»Nein, Jette! Komm mir jetzt nicht mit einer schnellen Entschuldigung! Du weißt genau, dass Herr Mann hier unten nichts zu suchen hat. Wenn einer der Gäste das dem Gesundheitsamt meldet, dann können wir den Laden dichtmachen. Dann müssen wir eigenhändig alle Sessel und Tische aus dem Wohnzimmer tragen. Dann stehen wir vor dem Ruin!«
Papa wirft die Worte wie Blitze nach mir.
»Du kennst deine Grenzen einfach nicht, Jette!«
Mein Kopf sinkt immer tiefer.
»Ich weiß«, stammele ich. »Ich wollte doch gar nicht …«
»Was wolltest du nicht? Herrn Mann mit ins Wohnzimmer bringen? Das hat ja wunderbar geklappt!«
Ich hebe vorsichtig den Kopf, um herauszufinden, ob noch mehr Blitze auf mich herunterregnen. Aber Papa steht einfach nur da. Die Augenfurche ist zwei sorgenvollen breiten Stirnfalten gewichen.
»Ich will nicht, dass das Wohnzimmer schließen muss und wir die Sessel und Tische raustragen müssen«, flüstere ich leise.
