Jetzt einfach atmen! - Ruediger Dahlke - E-Book

Jetzt einfach atmen! E-Book

Ruediger Dahlke

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Beschreibung

Mithilfe des Atems die Lebensenergie finden, befreien und genießen: Dr. Ruediger Dahlke gibt in seinem neuen Ratgeber zahlreiche Tipps, wie dies möglich ist. Wie wir atmen, ist ein Spiegel unserer körperlichen und seelischen Verfassung. Wer ein bewussteres Leben führen möchte, sollte bewusst atmen. Denn dem entspannten Atem folgt ein entspannter Geist. Sich bewusst auf die Atmung zu konzentrieren, hilft Ihnen, ganz in der Gegenwart anzukommen, die Umgebung bewusster wahrzunehmen und kann Ihr Leben nachhaltig verändern. Zudem führt richtiges Atmen dem Körper mehr Sauerstoff zu, massiert die inneren Organe und kann selbst Schmerzen regelrecht auflösen. Ruediger Dahlke stellt verschiedene Atemtechniken, -übungen, und -meditationen für körperliche Entspannung und eine achtsame Geisteshaltung vor. Da ist der Frischekick am weit geöffneten Fenster, das Pranayama aus der Yoga-Praxis, hilfreiche Übungen zum Einschlafen, der sogenannte Verbundene Atem sowie Partner-Übungen, um miteinander den wohltuenden Atem zu erspüren. So haben Stress und Anspannung keine Chance mehr. Atmen Sie tief ein, breiten Sie die Lungenflügel aus und lassen Sie alles los, was belastet und verspannt. Dieses Buch lässt Sie im wahrsten Sinne des Wortes Aufatmen.

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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Dr. med. Ruediger Dahlke

„Du bist so schnell zornig, das muss sich ändern“, sagte Großvater Dahlke einst zu seinem Enkel Ruediger und drückte ihm ein Buch über Yoga und Meditation in die Hand. Und der 11-Jährige begann zu meditieren. Aus einer Arztfamilie stammend, entschied er sich für Humanmedizin. Als Kind der 68er musste er dennoch ein wenig rebellieren, verabschiedete sich von der klassischen Schulmedizin und wandte sich der Psychotherapie und alternativen Heilmethoden zu. Heute verfasst er vor allem Bücher und arbeitet als Seminarleiter und Trainer. Zehn bis zwölf Wochen pro Jahr lebt er in seinem Fasten- und Seminarzentrum in der Südsteiermark. Ansonsten auf Zypern oder auf der Autobahn – wenn er von Vortrag zu Vortrag reist.

Mehr über den Autor, seine Vorträge, Seminare und Ausbildungen erfährst du unter www.dahlke.at

In diesem Buch findest du Atemübungen

•für einen erquickenden Start in den Tag

•als Entspannungsmethode am Abend

•um leichter einzuschlafen

•aus Tai-Chi, Qigong und Yoga

•für bewusste Atempausen und

•als Notfalltherapie für Körper und Seele

DIE KRAFT DES LANGEN ATEMS

5 Tipps, um achtsames Atmen in den Alltag zu integrieren

•Verlange zum Start nicht zu viel von dir. Beginne mit Übungen, die dir leicht fallen, und steigere dich nach und nach.

•Nimm dir feste Zeiten vor: gleich morgens nach dem Aufwachen oder abends zum Einschlafen.

•Mit kleinen Tricks vergisst du deine „Verabredung“ zum Atmen nie: Klebe Post-its an den Spiegel, mach dir eine Notiz in deinem Kalender oder nutze eine spezielle Erinnerungs-App.

•Nutze Warte- und Auszeiten, in denen du ganz unbemerkt deine Übungen machen kannst: beim Spazierengehen, im Auto an der Ampel oder an der Bushaltestelle.

•Belohne dich mit etwas Schönem, wenn du deine erste Übungs-Einheit, die erste Woche, den ersten Monat geschafft hast.

Regelmäßige Atemsessions vertiefen und verlängern den Atem. Dadurch verbessern sich Durchblutung und Sauerstoffversorgung, die Entgiftungsorgane des Körpers werden angeregt und das Gehirn kann endlich mal loslassen.

Die Nieren

Es wird vermehrt Seelenabwasser gebildet, das der Körper ausscheiden will.

Der Darm

Die tiefe Bauchatmung ist eine Massage für den Darm und regt die Verdauung an.

Die Leber

Die Leber wird stärker durchblutet, was ihre Entgiftungsleistung verbessert.

Die Haut

Die Haut wird durch die vermehrte Durchblutung aktiviert und wiederbelebt.

Das Gehirn

Atmen hilft uns, mit unseren Gefühlen und Emotionen in Einklang zu kommen – und bisweilen sogar die große Stille der Einheit erleben zu dürfen.

Ruhe im Innern, Ruhe im Äußern. Wieder Atemholen lernen, das ist es.

CHRISTIAN MORGENSTERN

Inhalt

Vorwort

Kleine Atemkunde

Atem – Rhythmus des Lebens

Die große Sehnsucht des Menschen

Der Atem – älter als die Menschheit

Atem als Ausdruck von Verbindlichkeit und Verbundenheit

Verbundener Atem

Von Zazen, Vipassana und Alltagsachtsamkeit

Der große oder verbundene Atem

Ähnliche Atemformen

Wege der Atemluft

Sanfte Ekstase und sanftes Glück

Welcher Atemtyp bist du?

Sanfter Atem im Alltag

Morgen-Atem-Übungen

Abend-Atem-Übungen

Verzeihungs-Atem-Meditation zur guten Nacht

Atemhilfen zum Einschlafen

Atemschulen des Ostens

Atem und Tai-Chi

Atem und Qigong

Atem und Yoga

Bewusste Atempausen

Gähnen als Atemtherapie

Dich einrichten mit dem Atem

Atem als Therapie

Notfalltherapie für den Körper

Schnarchen

Notfalltherapie für die Seele

Atem – Vorbeugung und Bewusstseinserweiterung

Anhang

Bücher & Adressen

Impressum

Vorwort

Das große Anliegen dieses kleinen Buches ist es, den Atem als Freund, ja sogar besten Freund zu gewinnen. Er ist der ideale Partner, der uns, ohne Forderungen zu stellen, ständig begleitet, also über alle Maßen treu ist. Natürlich hat er Vorlieben wie saubere Landluft oder die dünnere Höhenluft in den Bergen, frischen Wind über den Wassern und natürlich – das ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen – die heilende Waldluft. Eigentlich aber liebt er einfach generell gute Luft, und die gibt es zum Glück auch noch überall in der freien Natur. In der Enge der Städte leidet er dagegen – besonders aufgrund der von Industrie und Verkehr verpesteten Luft, durch Staub und den Mangel an Lebensenergie Prana. So jedenfalls würde ein Inder der alten Tradition das moderne Elend ohne Kraft und Energie umschreiben. Doch selbst in diesem atem- und daher letztlich lebensfeindlichen Umfeld leistet unser Atem(trakt) sein Bestes, um mit der schwierigen Situation fertig zu werden. Nur im schlimmsten Fall sendet er Signale in Form von Atemwegserkrankungen und ihren Symptomen, um auf seine (und unsere Bedrohung) hinzuweisen. Wenn wir diese Zeichen deuten, können wir Schlimmeres abwenden und notwendige Schritte zur Heilung unternehmen. Genauso wie wirkliche Vorbeugung möglich ist, wenn wir das Wesen des Atems und der Lunge verstehen und ihren Bedürfnissen rechtzeitig und freiwillig entsprechen.

Unser Atem steht uns in jedweder Gefahr und Bedrohung, Herausforderung oder Stresssituation zur Seite. So nah und gut. Wenn wir ihn achten und lassen, dient er uns besser noch als ein bester Freund – anders und oft tiefergehend, als dieser es könnte. Tatsächlich begleitet er uns vom ersten Ein- atemzug, mit dem wir in diese Welt der Gegensätze eintreten, bis zum letzten Ausatemseufzer, mit dem wir das Leben aushauchen. Bis zu dem Augenblick, in dem der Atem in unser Leben tritt, ist dieses ein von unserer Mutter und ihrem Atem geliehenes, völlig von ihr abhängiges Leben. Und erst wenn der Atem uns wieder verlässt, können auch wir loslassen und gehen. Mehr Treue und bessere Begleitung sind wahrlich nicht möglich.

Der Atem ist unsere Brücke zwischen Körper und Seele. Keine andere Organfunktion können wir so bewusst beeinflussen, keine ist unserer Seele so nah. Daher spielt er auch bei allen Achtsamkeitsübungen eine wichtige Rolle, genauso wie im Yoga und Tai-Chi. Er begleitet uns. Je bewusster, desto besser. Immer zur Stelle, wenn wir ihn brauchen – und darüber hinaus, wenn wir ihn weder bemerken noch beachten. So wie es sich für einen guten Freund gehört.

Wo wir den Atem unbewusst anhalten, stockt er zwar für einen Moment und wir geraten zunehmend und rasch in größte Spannung. Aber er kommt mit Sicherheit zurück und sorgt weiter für uns. Und das tut er oft besser als wir selbst. Willentlich können wir den Atem gar nicht so lange anhalten, dass er sich mit dem Leben aus unserem Körperhaus zurückziehen würde. Stattdessen kehrt er mit Macht zu unserer Rettung zurück, um uns weiter mit Lebensenergie zu versorgen. Uns am und im Leben zu halten. Er steht uns bei, was immer auch passiert und was immer uns auch geschehen mag.

Wer den Atem als besten Freund gewinnt, findet – nach meinen Erfahrungen – auch bald wieder unter den Menschen einen besten Freund oder eine beste Freundin. Und das ist ungleich wichtiger, als viele ahnen. In 40 Arztjahren habe ich nie einen Burn- oder Bore-out-Patienten erlebt, der einen besten Freund beziehungsweise eine beste Freundin gehabt hätte. Und ich durfte viele Patient(inn)en begleiten, die von moderner Hektik wirklich angeschlagen und überfordert waren. In der Umkehrung heißt das: Beste Freunde verhindern ein Versinken in den neuen „Volksseuchen“.

Tatsächlich kann das auch der Atem verhindern – mit ganz einfachen, aber auch erhebenden und sogar gewaltigen Übungen. Ganz wie es zu uns passt. Der Atem hilft uns in jeder Situation, wir brauchen uns nur auf ihn zu besinnen. Wer sich ihm bewusst zuwendet, kann jeden Stress bewältigen.

Atem – Rhythmus des Lebens

Der Atemrhythmus bestimmt unsere Lebensqualität entscheidend: Wo wir kurzatmig sind, fühlen wir uns gehetzt und getrieben. Wenn wir auf dem langen ruhigen Atem der Sieger surfen, fühlen wir uns gut und in unserer Mitte. „Alles Leben ist Rhythmus“, wusste Rudolf Steiner und insofern ist Atem Leben. Zumindest gibt er uns unseren primären Lebensrhythmus vor. Anders als den Rhythmus unseres Herzens spüren wir den Rhythmus unseres Atems dabei jederzeit und wann immer wir wollen – während wir das Herz nur dann bewusst wahrnehmen, wenn es rast oder laut klopft, wir von ihm getrieben sind oder wenn es aus der Reihe tanzt, Kapriolen schlägt und ganz verrückt spielt.

„Panta rhei – alles fließt“, formulierte ungleich früher als Steiner schon der Vorsokratiker Heraklit. Und er meinte damit sicher auch den Atem. Und Ram Dass, einst Harvard-Professor, dann spiritueller Lehrer, meinte: „Alles Leben ist Tanz.“ Dass alles Leben Schwingung ist, dessen ist sich mittlerweile sogar die moderne Physik sicher. Dass unser Leben Wellencharakter hat, könnte jeder Mensch wissen, wenn er rückblickend das Auf und Ab seiner Entwicklung betrachtet. Des Atems Auf und Ab begleitet uns ein Leben lang, gibt uns Rhythmus und schenkt und garantiert uns unser Leben.

Im Osten gibt es den Mythos der Schicksalsgöttinnen, die jedem von uns seine persönlichen Atemzüge zuteilen, diese abzählen und uns zurückholen, wenn wir sie verbraucht haben. Bis dahin aber können wir über unseren Atemrhythmus und seine Frequenz selbst bestimmen, können selbst entscheiden, wie lange und intensiv wir atmen und leben wollen.

Anders die Nornen der Germanen oder Lachesis und ihre beiden Gefährtinnen in der Antike: Sie spinnen unseren Lebensfaden und wenn unsere Zeit abgelaufen beziehungsweise gekommen ist, schneiden sie ihn ab. Der Mythos des Ostens lässt uns da ungleich mehr Freiheit und Möglichkeiten der Entfaltung. Durch unseren Lebensstil und die angenommene Geschwindigkeit können wir weitgehend selbst über uns bestimmen – auf jeden Fall mitbestimmen. Dem entspricht auch meine 40-jährige Erfahrung als Arzt. Wer durchs Leben hetzt oder sich hetzen lässt, ist – im doppelten Sinn – schneller fertig als derjenige, der ruhigen und gelassenen Schrittes und Atems und insofern angstfrei seinen Weg geht. Schrecken lässt den Atem stocken, Angst beschleunigt ihn. Wer weiß, dass er nie tiefer als in Gottes Hand fallen kann, dessen Atem kann ruhig und gemächlich fließen.

Bei einem gemeinsamen Tauchkurs machte eine Kollegin in der Anfangsphase, mit vollen Pressluftflaschen in nur zwei Meter Tiefe auf dem Boden des Schwimmbades sitzend, nach kaum zehn Minuten das Zeichen für Luftmangel. Ich schwamm zu ihr, gab ihr mein Mundstück und war erstaunt, dass ihre Flasche tatsächlich schon leer war. Ich dachte an einen technischen Defekt, überließ ihr meine Flasche und holte mir selbst eine neue. Als sie aber auch mit meiner eben noch vollen Flasche in wenigen Minuten fertig war, sah ich das Problem: Sie war vor Angst so kurzatmig, dass sie keinen ruhigen Atemrhythmus fand. Stattdessen blies sie die Pressluft in Rekordzeit durch und produzierte dabei eine Menge heiße Luft in Gestalt von Luftblasen.

Wer so sein ganzes Leben verbringt, hat wenig(er) davon und nur ein kurzes Gastspiel auf dieser Erde. Atemübungen sind eine wundervolle Möglichkeit, seinen eigenen (Atem-)Rhythmus zu finden, in den langen Atem der Sieger einzutauchen und ein entsprechendes Leben zu genießen. Es ist nahezu unglaublich, dass die westliche Medizin die umfassende Bedeutung der Atemtherapie bis heute noch nicht erkennt.

Atmen heißt leben

Die Luft in unseren Städten kommt immer mehr ins Gerede und sie wird ganz offensichtlich von Tag zu Tag schlechter. Im gleichen Maße kommen Luftkurorte aus der Mode. In alten Zeiten wussten Ärzte gute natürliche Luft noch sehr zu schätzen. Bei der Volksseuche TBC etwa galt frische Luft lange als einzig mögliche und wirksame Behandlung. In der Schweiz leitete man sogar die „gute Landluft“ aus Kuhställen ins Krankenzimmer. Aber das ist lange her und die Luft als Therapeutikum längst passé.

Der Lunge und dem Atem ergeht es, wie es lange Zeit auch dem Darm mit seinem Stoffaustausch erging. Über Jahrzehnte schlummerte er in einer Art Dornröschenschlaf und von der westlichen Medizin mehr oder weniger unbeachtet vor sich hin. Erst seit dem Bestseller „Darm mit Charme“ der Medizinstudentin Giulia Enders wird er wahrgenommen. Jetzt ist der Darm ein Star unter den Organen, fast wie das Herz. Obwohl Fastenärzte schon so lange um seine Bedeutung wussten. Einer von ihnen, der österreichische Arzt F. X. Mayr, Begründer der gleichnamigen Kur, wusste auch schon früh, dass der Tod im Darm sitzt. Symbolisch war ohnehin immer klar, dass der Dickdarm der Unterwelt zuzuordnen ist, dem Bereich von Pluto-Hades, dem Totenreich.

Tatsächlich konnten wir Fastenärzte uns oft des Eindrucks nicht erwehren, dass wesentliche Krankheits- und sogar Todesursachen im Darm liegen. Allein schon die oft fast unglaublichen Heilungen durch Fasten sprachen dafür. Wir wussten selbstverständlich um die Bedeutung der Bakterienbesiedelung des Darms, Darmflora genannt. Und wir behielten dieses Zusammenspiel, die sogenannte Symbiose, genau im Auge. Symbioselenkung war uns stets ein Anliegen, auch ich behandle sie von Anfang an konsequent bei meinen zahlreichen Fastenkursen online oder in TamanGa, unserem Fasten- und Meditationszentrum.

Die Schulmedizin taufte, kaum war ihr Interesse geweckt, die Darmflora erst einmal um – wie sie es gern tut, wenn sie eine entscheidende Entwicklung Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte übersehen hat. So wurde aus dem jahrtausendealten Wissen der Schamanen, Hierophanten und Priesterärzte um den Einfluss der Seele auf die Gesundheit und vor allem die Abwehrkräfte flugs die „Psychoneuroimmunologie“. Aber auch dieses anspruchsvolle Wort – das übersetzt als „Seelen-Nerven-Immunologie“ weitaus weniger hermacht – kann nicht verbergen, dass die Schulmedizin erst sehr spät auf diese eigentlich unübersehbare Spur gestoßen ist.

Ganz ähnlich wurde die Darmflora nun in Mikrobiom umgetauft – und anschließend tat man so, als sei dieses eine eigene Entdeckung der Schulmedizin, und verkündetet stolz wie eine Sensation, dass wir deutlich mehr Bakterien (Symbionten) im Dickdarm haben als Zellen im Körper – sogar zehnmal so viele.

Als schließlich der Biologe Valter Longo in den USA wissenschaftlich belegen konnte, dass der Organismus beim Fasten sein Immunsystem weitgehend regeneriert, gesunde Zellen abwehrstärker und kranke Zellen schwächer werden, galt plötzlich vielen, auch modernen Ärzten Fasten als Therapie der ersten Wahl. In den USA wird es mittlerweile bei Krebs sogar parallel zur Chemotherapie empfohlen. Der Japaner Yoshinori Oshumi bekam für seine Erforschung des Fastens als Autophagieprozess, also als Selbstverzehrung des Organismus, sogar den Medizinnobelpreis. Das brach den Bann vollends. Der Darm wird nun immer häufiger als Ursprungsort von Krankheitsbildern wie etwa Parkinson und sogar MS geortet. Jedenfalls gibt man heute – wissenschaftlich belegt – unumwunden zu, dass er an vielem Ungemach mitbeteiligt ist. Vergessen ist, dass der Darm jahrzehntelang als Entstehungsort von Krankheiten ignoriert und Fastenärzte als Scharlatane abgestempelt wurden. Aber immerhin: Der Darm hat es geschafft, das Interesse der Schulmedizin zu wecken, und das wird uns allen zugutekommen.

Es ist Zeit, die Kraft des Atems zu entdecken

Ähnliches muss und wird auch der Lunge passieren. Laut Leonard Orr, dem Begründer des Rebirthing, scheidet unser Körper über sie 70 Prozent aller Giftstoffe aus. Erst dann folgen die Haut und der Schweiß und weit abgeschlagen Darm und Nieren mit Stuhlgang und Wasserlassen. Es ist also in jeder Hinsicht überfällig und lediglich eine Frage der Zeit, wann die Giulia Enders der Lunge auftaucht und frischen Wind unter unsere inneren Flügel fächelt. Die Zeichen stehen ja eigentlich längst auf Sturm: Schwere Krankheitsbilder wie die COPD, die chronisch obstruktive Lungenkrankheit, zu durchschauen, zu behandeln und heilen zu lernen, ist so notwendig wie überfällig. Vor allem aber geht es für uns alle darum, auf den Schwingen unserer Lungenflügel abzuheben zu neuen Ufern, Erkenntnissen, Einsichten und besonderen Seelenerfahrungen.

Diese beiden Bereiche – die zunehmenden Krankheitsbilder des Atemtrakts wie aber auch die wachsende Sehnsucht nach spirituellen Erfahrungen tiefer Art – schreien geradezu nach der Entdeckung der Lungen. Sie sind wesentlich, ja entscheidend für unser Wohlergehen und für Himmelsflüge auf unseren inneren (Lungen-)Flügeln. Der Ruck, der durch Medizin und Gesellschaft ging, als der Darm mit seinen Themen ins Bewusstsein drängte, steht auch in Bezug auf die Lunge aus und an. Laut der renommiertesten Wissenschaftszeitschrift The Lancet hängt jeder sechste Todesfall inzwischen mit der Umweltverschmutzung zusammen – und am schlimmsten sei es dabei um die Luft bestellt. In Deutschland sollen allein am Feinstaub aus dem Verkehr jährlich 66 000 Menschen sterben.

Seit Langem wissen wir auch, das ist sogar durch wissenschaftliche Zahlen belegt, dass Heuschnupfen in unseren Großstädten, wo es gar kein Heu gibt, ungleich häufiger vorkommt als auf dem Land. Das ist ebenfalls ein Lungenthema und hat etwas mit der oft menschenfeindlichen Großstadtluft zu tun – nicht nur in Peking, sondern auch in Berlin und München, Wien und Frankfurt, Paris, London und so vielen Großstädten. Genauso wissen Ärzte aus Erfahrung, dass Großstadtkinder mit Pseudokrupp-Attacken, diesen lebensgefährlichen Verlegungen der Atemwege, bei einem Umzug aufs Land oft Heilung erleben. Auch hier dürfte es wohl der Dreck der Großstadtluft sein, der die entscheidende Rolle spielt.

Dass eine nur acht Kilometer dicke Atmosphäre unsere Erde umhüllt und uns leben lässt, wissen wir schon lang. Trotzdem ruinieren wir sie geradezu bewusst(los). Doch das könnte in jedem Einzelnen von uns, der seine Atmung mit entsprechenden Übungen kultiviert, endlich ein Ende finden. Wirklich nachhaltige