Jetzt einfach meditieren - Ruediger Dahlke - E-Book

Jetzt einfach meditieren E-Book

Ruediger Dahlke

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Beschreibung

Jetzt sofort und ganz easy anfangen zu meditieren? Na klar! Und wer könnte uns besser über die lange Tradition der Meditation, die erheblichen positiven Auswirkungen und die verschiedenen Techniken aufklären als Arzt und Psychotherapeut Dr. med. Ruediger Dahlke? Er meditiert, seit er 12 Jahre alt ist, und in seinem Gesundheitsressort TamanGa, bietet er Meditationskurse an. In seinem neuen Buch bietet er individuelle Anleitungen für jeden Meditationstyp – hier findet jeder sein maßgeschneidertes Programm!

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Seitenzahl: 144

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Dr. med. Ruediger Dahlke

„Du bist so schnell zornig, das muss sich ändern“, sagte der Großvater einst zu seinem Enkel Ruediger und drückte ihm ein Buch über Yoga und Meditation in die Hand. Und der Elfjährige begann zu meditieren. Aus einer Arztfamilie stammend, entschied er sich als junger Mann für das Studium der Humanmedizin. Als Kind der 68er musste er dennoch ein wenig rebellieren, verabschiedete sich von der klassischen Schulmedizin und wandte sich derPsychotherapie und alternativen Heilmethodenzu. In Indien, dem Geburtsland der Meditation, erlernte er verschiedene Methoden der Selbstversenkung. Heute verfasst er, wenn er nicht mit Zazen in die Stille geht, vor allem Bücher und ist als Seminarleiter und Trainer tätig. Zehn bis zwölf Wochen pro Jahr arbeitet er in seinem Seminarzentrum in der Südsteiermark, ansonsten in der Schweiz oder immer wieder auf Bali. Mehr über den Autor, seine Vorträge, Seminare und Ausbildungen erfährst du unterwww.dahlke.at.

Alle Alltags-Meditationen auf einen Blick

Schlaf-Meditation

Das innere Lächeln

Dankbarkeits-Meditation

Herzens-Meditation

Zen-Geh-Meditation

Zen-Sitz-Meditationen

Den Atem zählen

Schreib-Meditation

Meditation des Lächelns

Spaziergangs-Meditation

Meditatives Bergwandern und –steigen

Meditation im Verkehrsstau

Handy-Meditation

Tai-Chi in der Straßen- oder U-Bahn

Radfahr-Meditation

Arbeits-Meditationen

Musik-Meditation

Meditation im Stehen

Der kleine Energiekreislauf

Die Morgenmeditation

Die Abendmeditation

Der Bodyscan

Gebets-Meditation

SIEBEN TIPPS FÜR EINSTEIGER ...

Die folgenden Anregungen sind optimal für Anfänger und helfen auch, eine Meditationsroutine zu entwickeln. Wenn du regelmäßig übst, kann sich die positive Wirkung des stillen Sitzens (oder Stehens) auf Körper, Geist und Seele entfalten.

1.Sitze einfach für zwei Minuten.

Es ist wirklich ganz einfach, nur zwei Minuten zu meditieren. Wenn das eine Woche lang gut funktioniert, kannst du deine Zeit in der nächsten Woche noch mal um zwei Minuten verlängern. Irgendwann – nach circa acht Wochen - kannst du dann zehn Minuten still sitzen. Fange aber immer klein an.

2.Meditiere gleich nach dem Aufstehen.

Es hört sich ganz leicht an: Ich meditiere jeden Tag. Aber dann vergisst man, es doch zu tun. Lege dir eine Notiz auf den Nachttisch, auf der steht: meditieren. Dann setzt du dich nach dem Aufwachen auf und tust es.

3.Verliere dich nicht im Wie, sondern tue es einfach.

Viele machen sich Sorgen darüber, ob sie nun sitzend oder stehend oder auf einem Kissen oder auf einem Stuhl meditieren sollen. Tue es einfach. Fange ruhig auf einem Stuhl an oder auf deiner Couch oder auf deinem Bettrand. Später kannst du die Position optimieren, wenn du länger meditierst.

... UND ZUM DRANBLEIBEN

4.Betrachte deine Gefühle.

Prüfe gleich nach deiner ersten Meditation, wie es dir geht. Wie fühlt sich dein Körper an, was geht in deinem Kopf vor? Bist du nervös, müde, ängstlich? Sieh alles, was an Gefühlen auftaucht, als richtig an.

5.Komme ins Hier zurück, wenn dein Geist herumwandert.

Denn das wird er tun, mit Sicherheit. Und das ist auch kein Problem. Wenn du feststellst, dass dein Geist herumwandert, dann lächle und konzentriere dich wieder auf deinen Atem. Am besten zählst du und fängst einfach wieder bei eins an.

6.Entwickle eine liebevolle Haltung.

Wenn du Gedanken und Gefühle während der Meditation betrachtest, die in dir aufsteigen, dann sieh sie freundlich an. Betrachte sie als Freunde, nicht als Feinde. Sie sind Teil von dir, wenn auch nicht alles.

7.Denke nicht darüber nach, ob du alles richtig machst.

Es ist okay. Du machst nichts falsch. Es gibt keine perfekte Art und Weise zu meditieren. Sei einfach glücklich darüber, dass du es tust.

Inhalt

Vorwort

Meditationseinstiege

Eine kurze Geschichte des Meditierens

Test: Welcher Meditationstyp bin ich?

Auswertung

Meditationsziele

Warum meditieren?

14 Meditationsweisen

Geführte Meditationen

Mantram-Meditationen

Zen-Meditation

Vipassana-Meditation

Neue Alltags-Meditationen

Atem-Meditation

Upekkha-Meditation

Musik-Meditation

Meditation im Stehen

Der kleine Energiekreislauf

Spezielle Meditationsanwendungen

Gebets-Meditation

Meditation(en) in Bewegung

Sport und Meditation

Meditieren als Lebenskunst

Anhang

Bücher & Adressen

Impressum

Vorwort

Heute zieht es immer mehr Menschen auch im Westen zur Meditation. Gründe dafür gibt es viele. Wir verlieren und vergessen die eigene Tradition und ihre meditativen Exerzitien wie etwa das Rosenkranz-Gebet, werden immer früher immer kränker und leben doch länger. In der zunehmenden Hektik und dem zunehmenden Lebenstempo kommt uns die innere Ruhe immer mehr abhanden und viele spüren, wie notwendig es wäre, das eigene Lebensschiff in ruhigere Gewässer zu lenken.

Dieses kleine Buch will – wie schon Jetzt einfach fasten! – ein einfacher und leicht umsetzbarer Wegweiser sein, der die nach ihrer persönlichen Meditationsart Suchenden dort abholt, wo sie sind – vielleicht ganz am Anfang. Es kann dem Neuling helfen, seinen ureigenen Weg zu sich selbst zu finden, und bereits Meditierenden einen Überblick über weitere Spielarten der Meditation geben, die vielleicht noch besser zu ihnen passen. Dabei mag sogar ein Meditations-Test wie der auf Seite 16 helfen.

Mein Weg in die Meditation(en)

Als Elfjähriger bekam ich bei einem Besuch bei meinem Großvater am Kochelsee in Bayern erstmals ein Buch über Meditation in die Hand. Und obwohl ich als kindlicher Bücherwurm schon viel gelesen hatte, berührte mich das Buch wie keines zuvor. Ich verschlang es förmlich und spürte, es würde mein Leben verändern. In meinem jugendlichen Enthusiasmus begann ich sofort zu meditieren, um so rasch wie möglich erleuchtet zu werden.

Überzeugt davon, dass ich, sobald ich nach Indien käme, Erleuchtung erlangte, war die erste Reise dorthin, Jahre später, enttäuschend: Ich bekam zuerst Durchfall und dann blieb auch noch die Erleuchtung aus.

Aber das Thema ließ mich nicht mehr los. Heute mit 66 meditiere ich noch immer, wenn auch seit Jahrzehnten im Zen-Stil, der besonders geeignet ist, sich in Geduld zu üben und nichts mehr zu erwarten.

Innere Welten eröffnen sich über vielerlei Pfade

Als Fan der Beatles, die in indischen Gewändern mit Maharishi Mahesh Yogi auf ihrem Album „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ posierten, ließ ich mich in die Transzendentale Meditation (TM) einweihen und blieb acht Jahre dabei. Später lernte ich von meinem Freund, dem Heilpraktiker Siegfried Scharf, die Herzens-Meditation kennen, Jahre später bei Swami Hariharananda die Kundalini-Meditation. Dann als Sannyasin bei Bhagwan-Osho machten wir die aktiven Meditationen.

Wieder einige Zeit später hatte ich in meiner Praxis in München im Rahmen des Instituts für außerordentliche Psychologie von Thorwald Dethlefsen die geführten Meditationen kennen- und schätzen gelernt. Schließlich stieß ich auf die Zen-Meditation und speziell deren Variante der Sitz-Meditation anlässlich eines Retreats bei Zen-Meister Deshimaru. Auf meinem Weg sind mir noch viele andere Techniken begegnet wie Mandala-Mal-Meditationen. Auf der Suche nach lebendigen Mandalas stieß ich auf die natürlichen Mandalas von Blüten und auf unser menschliches Auge. Daraus entwickelte sich eine Partner-Meditation, die ich bis heute anleite. Verbunden mit dem meditativen Garten der Zigeuner, dem ich in einem Buch von Pierre Derlon begegnete und dann in der Kathedrale von Chartres, entwickelte (s)ich daraus eine weitere Meditation über die Augen, die uns leicht in eine tiefere Dimension führen kann. Noch bewegender wurde für mich die Erfahrung mit dem verbundenen Atem, einer aktiven Atem-Meditation, die mich schon mein ganzes Berufsleben lang begleitet.

Finde deinen Weg

Mit den Meditationseinstiegen findet jeder den richtigen Pfad in die Stille und zu seiner Insel der Ruhe, wo er wieder Kraft schöpfen und (vielleicht) auch Erleuchtung finden kann!

Auf dem Weg dorthin wünsche ich dir alles Gute!

Eine kurze Geschichte des Meditierens

In der östlichen Weltsicht nimmt Meditation eine herausgehobene Stellung ein, die sich bis in die Heilkunde der alten Chinesen mit ihrer traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und der Inder mit dem Ayurveda hinein spiegelt. Die westliche Medizin hingegen wartet, bis etwas im Körper gestört ist und sich physische Symptome zeigen, um diese dann meist mit Unterdrückung oder Herausschneiden aus der Welt zu schaffen. Lediglich die im Westen entstandene Homöopathie sieht diese Störungen anders und behandelt sie auch entsprechend. Ein Grund, weshalb diese Form der Heilmethode auch in In-dien so rasch, so früh und so tief greifend Fuß fassen konnte.

Dem entspricht auch die Hierarchie der integralen Medizin, da sich – wie jeder, der mitunter im Haushalt tätig ist, weiß – eine Treppe leichter von oben nach unten als umgekehrt kehren lässt. Nur die Schicksalsgesetze als Spielregeln des Lebens sind mir ähnlich wichtig wie die Meditation, da sie ebenfalls unser Bewusstsein prägen. Sie werden gefolgt von den „Säulen der Gesundheit“ wie Ernährung, Bewegung und Regeneration.

Die Verbindung von Körper und Seele

Die Geschichte der Meditation beginnt nachvollziehbar im Osten. Und selbst die aus dieser Region zu uns kommenden Übungen und Exerzitien wie etwa Yoga sind tatsächlich nur in Verbindung mit Meditation zu verstehen. Yoga ohne Bewusstheit reduziert sich auf ein reines Körpertraining, an dem man im asiatischen Raum weitgehend uninteressiert ist. Im Gegenteil, denn das Sanskrit-Wort „Yoga“ heißt zu Deutsch: „Joch“. Das bedeutet, Seele und Körper unter ein Joch zu bringen, sie also zu verbinden. Erst daraus entsteht jenes Körperbewusstsein, das Yoga-Übende erleben und schätzen.

Die frühesten Spuren von Meditation finden sich in den Veden (sanskr.: veda – Wissen) den Heiligen Schriften des heutigen Hinduismus. Allerdings haben deren hohe Priester, die Brahmanen, indem sie daraus eine Religion, eben den Hinduismus machten, komplizierte Vorgaben und Bedingungen entwickelt und auch bestimmte Rituale eingeführt. Diese lassen die Meditation geradezu kompliziert erscheinen und für westliche Menschen ist der Einstieg umso schwieriger. Bis ein Ergebnis aus Sicht dieser Tradition überhaupt als Meditation einzustufen ist, dauert es Jahre.

Der Königsweg zur Meditation

INFO

GLEICHES MIT GLEICHEM BEHANDELN

Ihrem Grundprinzip, dass Symptome mit den Mitteln behandelt werden, die diese normalerweise hervorrufen, verdankt die Homöopathie ihren Namen: Der deutsche Apotheker und Arzt Samuel Hahnemann stellte Ende des 18. Jahrhunderts den medizinischen Grundsatz auf, demzufolge Ähnliches Ähnliches heilt. Das Wort „Homöopathie“ stammt aus den griechischen Wörtern „Homoion“ (für „ähnlich“) und „Pathos“ (für „Leiden“). Homöopathie ist eine eigenständige Therapieform und arbeitet mit Einzelarzneien, die am gesunden Menschen geprüft sind und nach der Ähnlichkeitsregel in potenzierter Form verordnet werden. Rund 2500 verschiedene homöopathische Arzneien gibt es heute – sie stammen aus Mineralien, Pflanzen, Tieren und Tierprodukten. Jeder dieser Stoffe verursacht bei einem gesunden Menschen bestimmte Symptomkombinationen. Und für jedes dieser Beschwerdebilder eignen sich als Heilmittel nach Hahnemanns Lehre eine oder mehrere Substanzen.

Da wirkt der aus dem Hinduismus entstandene Buddhismus schon viel freundlicher auf westliche Menschen. Aus buddhistischer Sicht ist tatsächlich jede Tätigkeit, die mit Bewusstsein verbunden ist, Meditation und das reicht vom Gehen über das Teetrinken und das Betteln bis zum Abspülen in der Küche. Hinduismus und Buddhismus verhalten sich in etwa wie unser Altes zum Neuen Testament.

Die östliche Einstellung zur Meditation

Im asiatischen Kulturraum gibt es für die Meditation eigentlich nur ein Ziel zu erreichen: das Erlangen von Befreiung oder Erleuchtung. Ansonsten geschieht die Annäherung an dieses letzte Ziel eher absichtslos. Tatsächlich gibt es ebenso viele Worte für diese Seins-Ebene vollkommener Verwirklichung wie Traditionen:

Wo Buddhisten von Satori sprechen, jenem kurzen Moment der Erleuchtung, der sich aber vom dauerhaften Ankommen im Nirwana unterscheidet, sprechen Hindus von Samadhi.

Jüdische Kabbalisten nennen die höchste Ebene oder das oberste Sephirot ihres Lebensbaums Kether.

Im Schamanismus erklärten Don Juan und Don Genaro ihrem Schüler, dem US-Anthropologen Carlos Castaneda, die Entwicklung so: Die erste Stufe sei die des Wildes, wo man, noch völlig gefangen in seinen Instinkten beziehungsweise in Mustern, ausgetretenen und vorgegebenen Trampelpfaden folge. Auf der nächsten Stufe sehen sie den Jäger, der schon so bewusst sei, dass er dem Wild auflauern, es in Fallen locken und sich seiner bemächtigen könne. Die letzte Verwirklichung erlebt der Krieger, der so mächtig geworden sei, dass er sich vor niemandem beuge, und der zugleich so demütig sei, dass er niemandem erlaube, sich vor ihm zu beugen.

Aber die schamanische Tradition kann uns auch an unsere christliche erinnern, wenn etwa der große Mystiker des Mittelalters Meister Eckhart sinngemäß sagt, wenn er in den Spiegel schaue, betrachte Gott sich selbst. Dieser Gedanke, der ihn während der Inquisition leicht das Leben hätte kosten können, ist keinesfalls als Anmaßung (miss-) zu verstehen, sondern drückt die Erfahrung (s)eines Gottesbewusstseins aus. Gott betrachtet sich in jedem verwirklichten Menschen und dieser erkennt natürlich und selbstverständlich in allen Wesen Gott beziehungsweise die Einheit. So erkennt der Krieger, der Gott oder die Einheit in sich verwirklicht hat, natürlich auch in jedem anderen Wesen die Einheit. Warum sollte Gott sich vor jemandem beugen oder erlauben, dass Gott sich vor ihm beugt? Buddhisten sprechen hier vom Mitgefühl mit allen fühlenden Wesen, Albert Schweitzer forderte Ehrfurcht vor allen Lebewesen ein. Christus sagt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Tipp

ZUM WEITERLESEN

Das lässt an die japanische Tradition der Samurai denken, die uns der Film Der letzte Samurai auf beeindruckende Weise nahebringt (siehe dazu die Deutung in Die Hollywood-Therapie – Was Filme über uns verraten). In dieser Krieger-Tradition verbinden sich meditative Elemente in der aktiven Kampf- und Kriegskunst und stille Meditation bis hin zu bewusster Dichtkunst im Sinne des Haiku.

Das Bewusstsein von Einheit in der Meditation verwirklichen

Hindus gehen noch weiter, wenn sie in ihrem Tat Tvam Asi formulieren, sich in allen Aspekten dieser Schöpfung zu erkennen und damit ausdrücken, letztlich sei alles eins. In der christlichen Tradition sprechen wir vom Paradies oder Himmelreich Gottes, das nach Christus‘ Worten in jedem von uns liegt. Für den verwirklichten, den heil Gewordenen oder Heiligen, der die Einheit und sich als vollkommenen Teil derselben erkennt, ist sie natürlich und selbstverständlich auch sonst überall.

So sind sich alle Traditionen und Meditationsrichtungen einig, dass es letztlich um die Verwirklichung von Einheits-Bewusstsein geht, um die Erkenntnis also, dass alles eins ist und es auch immer war. Wenn wir bei der Vielzahl der Ausdrücke und Wege zu diesem Ziel auf die zugrunde liegenden Gemeinsamkeiten schauen, bleibt nur die Einheit, und praktisch lässt sich erkennen, dass diese Seins-Ebene gänzlich frei von Widerstand ist. Daraus folgt allerdings umgekehrt: Wann immer wir nicht auf dieser Seins-Ebene sind, also gerade kein Satori erleben und uns nicht im Paradies der Erlösung und Erleuchtung finden, sind wir im Widerstand. Eine genaue Prüfung des eigenen Alltags macht diese triste Wahrheit immer gewisser und deutlicher.

Wenn wir uns also in Meditation begeben, egal ob im stillen Sitzen oder bewussten Bewegen, gibt es grundsätzlich nur zwei Optionen: die Erleuchtung oder alles, was ihr (noch) im Wege steht. Tatsächlich werden wir die längste Zeit mit der zweiten Option zu tun haben und es wäre gut, sich von Anfang an darauf einzustellen.

Die westliche Einstellung

Der westliche Mensch aber hat weit vor seiner Erleuchtung meist viele andere, ihm vorrangige Wünsche und Ziele. Einen guten Test bietet dazu das einzige vom Stifter unserer Kultur hinterlassene Gebet, das Vaterunser. Wer die Stelle „Dein Wille geschehe …“ problemlos beten und sich dem großen Willen Gottes, der Einheit oder der Schöpfung anvertrauen kann, ist auch mit den östlichen auf Absichtslosigkeit und Gedankenfreiheit zielenden Meditationen gut beraten. Wer dagegen diese Stelle des Gebets zwar spricht, aber still für sich denkt, „Ich hätte da einen Vorschlag, bitte mach das so …“ ist wahrscheinlich ziemlich typisch westlich geprägt und meditiert erst mal, um bestimmte Vorteile für sich herauszuschlagen wie etwa Stressfreiheit und gute Gesundheit. Das macht derjenige nicht ohne Grund: Tatsächlich gibt es ja heute bereits eine Menge Studien, die belegen, wie gesund und Erfolg versprechend verschiedenste Meditationsformen sind.

Solche Gedanken sind also keineswegs verwerflich, sondern bei uns völlig normal, ja fast selbstverständlich. Kaum einer tut hierzulande etwas ohne Absicht und ohne etwas erreichen zu wollen – also frei von Hintergedanken. Wir haben nicht einmal Begriffe für solche Handlungen der Selbst- und Absichtslosigkeit wie der Osten. So bedeutet dort der sogenannte Dienst an der Welt Loka-Sangraha, das Rad der Schöpfung sei zu drehen, einfach weil es gedreht werden müsse, und zwar aus sich heraus und ohne Hintergedanken an eigene Vorteile. Phala-varja besagt nicht weniger als Fruchtverzicht, also was immer man tue, solle man tun, ohne an die sich daraus ergebenden Früchte und ihre Ernte auch nur zu denken.

Die besten Absichten

Wer also ganz bestimmte Absichten mit seinem Meditationseinstieg verfolgt, befindet sich in bester Gesellschaft in dieser Gesellschaft. Und da gibt es wundervolle Ziele! Sie heißen: Gesundheit, Ausgeglichenheit, Geist-Körper-Balance, innere Ruhe bis hin zu Stille oder auch Regeneration und Resilienz – um dieses Modewort für die Erholungsfähigkeit zu nutzen –, die am besten mit Meditation zu verwirklichen sind. Wieder zu sich finden, in die eigene Mitte kommen, genau das meint Meditation, wie übrigens in früheren Zeiten auch Medizin.

INFO

ZURÜCK IN DIE MITTE

Das Heilmittel hieß seinerzeit, als die Medizin noch der lateinischen Sprache vorbehalten war, „re-medium“, was wörtlich meint „zurück zur Mitte“ und im Englischen „re-medy“ bis heute anklingt.M

Das Wichtigste: auf dem Weg bleiben

Und was immer die ursprüngliche Motivation gewesen sein mag, wenn die Seele erst einmal Feuer gefangen hat und auf dem Weg ist, rückt über kurz oder lang das letzte Ziel der Meditation, die totale Befreiung, in den Vordergrund. Da das nur eine Frage der Zeit ist und Zeit eine Illusion beziehungsweise einer der beiden Täuscher, spielt es gar keine Rolle, welche Absichten und Ziele uns ursprünglich zur Meditation gebracht haben, Hauptsache ist, wir bleiben auf dem Weg und halten durch.

Wer sich also diesem eher spekulativen westlichen Weg nahe fühlt, ist besser mit geführten Meditationen als mit stiller östlicher Schweige-Meditation bedient, wobei wir heute auch schon von diesen östlichen Methoden immer hoffnungsvollere Ergebnisse erhalten.

Der kleine Test auf den nächsten Seiten mag dabei helfen, für sich herauszufinden, ob man eher eine bewegte Meditationsform braucht oder etwas Ruhiges oder vielleicht auch Abwechslung zwischen beidem.

Warum meditieren?