Jo & Jomoto – Angriff der Ninja - Frauke Scheunemann - E-Book

Jo & Jomoto – Angriff der Ninja E-Book

Frauke Scheunemann

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Beschreibung

Rückkehr nach Kinko: die neue Kinderbuchserie von Bestsellerautorin Frauke Scheunemann geht weiter - spannende Mischung aus Alltagsabenteuer und Manga-Action für Kinder ab 10 Jahren  Jo dachte, das Auftauchen von Manga-Superheld Jomoto in seinem Kleiderschrank sei schon das Abenteuer seines Lebens gewesen – doch das war erst der Anfang! Während Jomoto tapfer versucht, das Fabelreich Sokoku gegen dunkle Mächte zu verteidigen, macht sich Jo dort als strategischer Berater unentbehrlich. Gemeinsam mit dem Gestaltwandler-Drachen Raku, dem schlagfertigen Kaninchen Usagi und einer wachsenden Schar neuer Verbündeter, nehmen sie es mit furchterregenden Schattenkriegern und der finsteren Hexe Akujo auf. Und das, obwohl Jo offiziell ein Wochenende im Vergnügungspark mit seinen Freunden Finn und Naomi verbringt. So wird die Mission zu einer halsbrecherischen Reise zwischen Hamburg und Sokoku  - das Chaos ist vorprogrammiert. - Band 2 der neuen Serie von Frauke Scheunemann - Unterhaltsamer und fesselnder Abenteuerroman im Mangastil voller Schulchaos und Action - Band 3 der Serie ist im Frühjahr 2026 geplant

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Seitenzahl: 227

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Frauke Scheunemann

Jo & Jomoto

Angriff der Ninja

 

 

Mit Illustrationen von Helge Vogt

Über dieses Buch

 

 

Rückkehr nach Kinko: Johannes Meyers Manga-Abenteuer geht weiter

Jo dachte, das Auftauchen von Manga-Superheld Jomoto in seinem Kleiderschrank sei schon das Abenteuer seines Lebens gewesen – doch das war erst der Anfang! Während Jomoto tapfer versucht, das Fabelreich Sokoku gegen dunkle Mächte zu verteidigen, macht sich Jo dort als strategischer Berater unentbehrlich. Gemeinsam mit dem Gestaltwandler-Drachen Raku, dem schlagfertigen Kaninchen Usagi und einer wachsenden Schar neuer Verbündeter, nehmen sie es mit furchterregenden Schattenkriegern und der finsteren Hexe Akujo auf. Und das, obwohl Jo offiziell ein Wochenende im Vergnügungspark mit seinen Freunden Finn und Naomi verbringt. So wird die Mission zu einer halsbrecherischen Reise zwischen Hamburg und Sokoku  - das Chaos ist vorprogrammiert. 

Auch die Fortsetzung der neuen Serie von Frauke Scheunemann ist wieder ein unterhaltsames wie fesselndes Abenteuer zwischen Schulalltag und Manga-Power.

 

 

Weitere Informationen finden Sie unter www.fischer-sauerlaender.de

Biografie

 

 

Frauke Scheunemann ist promovierte Juristin. Sie arbeitete als Journalistin und Pressesprecherin. Seit 2005 sind ihre Romane regelmäßig auf den Bestsellerlisten zu finden, ihre Kinderkrimis mit Kater Winston als Ermittler sind auch international ein großer Erfolg. Frauke Scheunemann lebt mit ihrem Mann, ihren vier Kindern und den Hunden Urmel und Elmo in Hamburg.

Helge Vogt wollte als Kind Paläontologe werden. Irgendwann wurde ihm aber klar, dass er die Dinosaurier und Monster lieber zeichnet, als sie auszugraben. Er arbeitet als Illustrator und Comiczeichner für zahlreiche Verlage, unter anderem Disney, Le Lombard und Fischer Sauerländer. Seine preisgekrönte Comic-Serie Alisik ist in zahlreichen Ländern erschienen.

Impressum

 

 

Alle Bände der Jo&Jomoto-Serie bei Fischer Sauerländer:

Band 1: Jo& Jomoto - Das Portal nach Kinko 

Band 2: Jo & Jomoto - Angriff der Ninja 

Band 3 erscheint im Frühjahr 2026

 

 

 

 

Erschienen bei Fischer Sauerländer E-Book

 

@2025, Fischer Sauerländer GmbH, Hedderichstraße 144, 60596 Frankfurt am Main

Covergestaltung: Helge Vogt, unter Mitarbeit von Dahlhaus & Blommel Media Design, Vreden

Coverabbildung: Helge Vogt

ISBN 978-3-7336-0616-9

 

Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.

 

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Inhalt

[Motto]

Prolog Hinterher ist man immer schlauer

1 Plötzlich streng! Oder: Meine Eltern erlauben doch nicht einfach alles!

2 Abreise mit Hindernissen

3 Kinderspiele und andere Katastrophen

4 Ausreden und andere Komplikationen

5 Ein Plan wird geschmiedet - hoffentlich ein guter!

6 Auf nach Sokoku! Zwischenstopp: Achterbahn!

7 Rettungsleine plus Kaninchenkind gleich: Rettungskaninchen!

8 In tiefer Finsternis. Oder doch nicht?

9 Gewiefte Zwerge. Und überraschende Erkenntnisse.

10 Mannschaft: Gemischt! Ziel: Gleich!

11 Teamwork makes the dream work!

12 Kampf in den Sümpfen

13 Auf nach Gakkonotoshi!

14 Wiedersehen mit Freunden

15 Auf die Plätze, fertig, los! Also, so gut wie …

16 Chaos im Camp und eine kämpferische Hexe!

17 Aufbruch nach Kinko

18 Angriff der Ninja!

»Sei kein Idiot, sonst bist du tot.«

(Masashi Kishimoto, Schöpfer von Naruto und Starautor)

 

»Ich hätte es nicht besser formulieren können.«

(Usagi, Kampfkaninchen und Manga-Held)

PrologHinterher ist man immer schlauer

Es lässt sich nicht leugnen. Wir hängen so richtig im Schlamassel, und zwar knietief. Das Wummern von tausend Trommeln ist bis zu unserem Versteck zu hören, und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass es mir keine Angst macht.

»Was machen wir jetzt?«, flüstere ich, was ziemlicher Quatsch ist, weil uns der Feind bei dem ganzen Getrommel sowieso nicht hören kann. Selbst dann nicht, wenn ich meine Frage laut herausschreien würde. Jomoto wirft mir über die Schulter einen Blick zu und hat jetzt hoffentlich genau den tollen Plan parat, den man vom Titelhelden der berühmten Manga-Reihe Jomoto erwarten würde. Jomoto Sato muss einfach einen Plan haben. Jomoto Sato hat schließlich immer einen Plan!

»Irgendwas wird uns schon einfallen«, sagt Jomoto schließlich. Es ist nicht die Antwort, die ich hören wollte. Irgendwas wird uns schon einfallen klingt nun wirklich nicht nach dem spitzenmäßigen Geistesblitz, den wir meiner Meinung nach gerade dringend bräuchten. Andererseits: Unsere Gefährten, der Drache Raku und das Kampfkaninchen Usagi, sehen auch noch recht entspannt aus. Vermutlich bin ich einfach noch zu neu im Ninja-Geschäft und kann als Anfänger die Situation nicht richtig einschätzen. Das ist aber auch kein Wunder, denn hauptberuflich bin ich gar kein Manga-Krieger wie meine drei Freunde hier, sondern Schüler der 6d am Marie-Curie-Gymnasium in Hamburg. Klingt unglaublich? Ist es auch.

Allerdings habe ich jetzt keine Zeit, über die wirklich wahnsinnigen letzten zwei Wochen meines Lebens nachzudenken, wenn ich auch noch die nächsten zwei Wochen überleben will. Verhindern könnten das A) ein beeindruckendes Heer von Schattenkriegern, das sich bereits hinter den tausend Trommlern formiert hat, B) die böse Hexe Akujo, die Jomoto, Raku und mich verfolgt, seitdem sie mitbekommen hat, dass wir auf dem Weg zu Jomotos Heimatdorf Kinko sind, oder C) das furchterregende Monster Fünfschwanz, das ich auch schon neben den Trommlern habe herumbrüllen hören. Oder auch A, B und C gemeinsam. Es ist die maximale Katastrophe, und mein Herz beginnt nun so zu rasen, dass ich seine Schläge in meinen eigenen Ohren hören kann.

Wo bin ich da bloß reingeraten? Wie konnte ich nur auf die bescheuerte Idee kommen, dass ausgerechnet ich, Johannes »Jo« Meyer, der Richtige wäre, um Jomoto zu helfen, das Reich Sokoku vor dem Untergang zu retten? Ein Reich, das eigentlich nur in einer Manga-Reihe existiert? Warum bin ich nicht brav zu Hause in meinem Kinderzimmer sitzen geblieben und habe die Abenteuer von Jomoto einfach nur gelesen, anstatt sie selbst zu erleben? Ich hätte das Portal nie durchschreiten dürfen. Hinterher ist man eben immer schlauer, aber für diese Erkenntnis ist es nun offensichtlich zu spät. Über das dumpfe Trommeln hinweg höre ich wieder Fünfschwanz brüllen. Er hat unser Versteck anscheinend entdeckt und kommt genau auf uns zu. Wahrscheinlich bin ich gleich mausetot. Leb also wohl, du schöne Welt! Meine Zeit als Manga-Held war kurz, aber aufregend. Während das Brüllen immer näher kommt, schließe ich in Erwartung meines baldigen Todes die Augen und lasse die vergangenen zwei Wochen noch einmal wie einen Film an mir vorbeiziehen. Ein Film, der im Wesentlichen mit der Party bei meinem Erzfeind Bosse Neumann begann …

1Plötzlich streng! Oder: Meine Eltern erlauben doch nicht einfach alles!

Als wir von Bosse Neumanns Party wieder nach Hause schleichen, sehen wir völlig zerstört aus. Und wir sind es auch. Ich kann nur beten, dass wir am Eingang nicht gleich über meine Mutter stolpern. Ich hatte vorsichtshalber behauptet, dass wir alle bei Bosse übernachten dürfen, weil man in Begleitung von Jomoto ja nie weiß, wie sich die Dinge so entwickeln. Und weil morgen – also heute – zwar Montag, aber wegen einer Konferenz schulfrei ist, hatte Mama das auch erlaubt. Demnach dürfte sie nicht auf der Lauer liegen, und wir können hoffentlich unerkannt in die Wohnung kommen. Unser Aufzug ist wirklich abenteuerlich: Jomotos Pulli hat keine Ärmel mehr – Fünfschwanz hatte seine Tentakeln so sehr daran geheftet, dass wir sie auch nicht lösen konnten, nachdem ich sie ihm mit Jomotos Langschwert Katana vom Körper abgeschlagen hatte. Wir haben schließlich die Ärmel vom Pulli abgetrennt, denn Jomoto hatte unter dem Pulli kein T-Shirt angezogen, und sie hätte dann halbnackt rumlaufen müssen. So ist der Pulli nun ein flotter Pullunder, ein schlimmeres Kleidungsstück gibt es meiner Meinung nach nicht.

Ich selbst bin zwar noch vollständig bekleidet, habe allerdings einen SEHR kurzen Kurzhaarschnitt, weil ich im Eifer des Gefechts VOR Raku gelaufen bin, als er gerade anfing, Feuer zu speien. Ein Teil meiner Haare war daraufhin so angesengt, dass wir sie abschneiden mussten. Und weil das auf nur einer Kopfhälfte sehr seltsam aussah, hat mir Jomoto mit ihrem Kurzschwert Wakizashi gleich beide Seiten bis auf die Kopfhaut gekürzt. Außerdem humple ich ziemlich stark, denn ich hatte übersehen, dass Fünfschwanz die Tentakeln sofort nachwachsen, wenn man sie abschlägt, und so hatte er mich damit noch am rechten Bein erwischt, als ich mich schon in Sicherheit wähnte. Kurz bevor ihn dann wiederum Raku grillte und er mich daraufhin endlich losließ.

»Alter, seht ihr fertig aus! Wie aus der Müllkippe gezogen! Und ordentlich Dresche gab es offenbar auch für euch. Respekt!«

Dieser freundliche Kommentar kommt zum Glück nicht von Mama, sondern von meiner nervigen großen Schwester Tabea. Die kommt nämlich in diesem Moment auch vor unserer Haustür an, allerdings in einem deutlich gepflegteren Outfit als wir. Sie kramt ihr Handy aus der Jackentasche und hält es mir demonstrativ unter die Nase.

»Halb vier. Ganz schön spät für zwei Babys wie euch. Bin gespannt, was Mama und Papa dazu sagen.«

Ich reiße die Augen auf.

»Du wirst uns doch wohl nicht verpfeifen?«

Sie grinst mich an.

»Wer weiß. Vielleicht überlege ich mir das noch mal, wenn du die ganze nächste Woche den Küchendienst für mich übernimmst. Ich hasse es, die Spülmaschine ein- und auszuräumen. Ist so schlecht für meine frisch gemachten Fingernägel.«

»Hey, ich hasse das genau wie du!«, protestiere ich, »Du kommst außerdem auch gerade erst nach Hause!«

»Stimmt. Aber ich bin schon siebzehn und du erst zwölf, auf mich kann man sich verlassen, und du baust immer nur Bockmist«, flötet sie. »Dreimal darfst du raten, wer jetzt Ärger bekommt. Kleiner Tipp: Ich bin es nicht.«

»Aber du rauchst heimlich«, mischt sich nun Jomoto ein. »Ich kenne deine Eltern noch nicht so gut, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie sehr enttäuscht sind, wenn sie davon erfahren.«

Nun ist es Tabea, die die Augen aufreißt, und ich bin es, der sich ein fettes Grinsen nicht verkneifen kann.

»Sag deinem doofen Austauschschüler, dass er sich da raushalten soll«, keift Tabea los. »Außerdem stimmt das gar nicht. Ich habe nicht geraucht.«

»Oh doch, ich kann es riechen«, erwidert Jomoto ungerührt. »Und ich bin mir sicher, dass deine Eltern mir glauben werden, wenn ich es ihnen erzähle. Weil ich doch so besorgt um deine Gesundheit bin und es aus Japan gar nicht kenne, dass eine Schülerin raucht.« Sie kichert. »Das war ein regelrechter Kulturschock für mich, als ich dich mit einer Zigarette gesehen habe!«

Tabea schnappt nach Luft.

»Du kleiner Penner! Was fällt dir ein, solche Lügen über mich zu verbreiten?«

»Noch hab ich gar nichts gemacht«, sagt Jomoto schulterzuckend. »Es liegt ganz bei dir. Ich schlage vor, du vergisst einfach die Sache mit dem Küchendienst, dann vergesse ich die Sache mit der Zigarette.«

»Ihr Jungs seid einfach das Letzte!«, schnaubt Tabea, dann stapft sie an uns vorbei die Treppe zur Haustür hoch und schließt auf. Ich spare mir den Hinweis, dass Jomoto in Wirklichkeit ein Mädchen ist, denn das ist ein Geheimnis, das er, beziehungsweise sie, mir erst gestern anvertraut hat, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es das auch bleiben soll – ein Geheimnis, das außer mir niemand kennt. Diese Information ist für meine Schwester sowieso völlig nebensächlich, denn sie kennt ja noch nicht mal das viel größere Geheimnis von Jomoto und mir. Dass Jomoto nämlich mitnichten ein japanischer Austauschschüler ist, sondern in Wirklichkeit der Held meiner absoluten Lieblings-Manga-Reihe Jomoto. Und dass Jomoto nicht, wie wir es Mama und Papa erzählt haben, seine doofe Gastfamilie wechseln musste, sondern vor ein paar Tagen völlig überraschend aus seinem Manga raus- und in meinen Kleiderschrank reingepurzelt ist. Gepurzelt ist dabei stark untertrieben, denn eigentlich war sie auf der Flucht vor Fünfschwanz in eine Grotte im See gesprungen, die sie direkt in meinen Kleiderschrank führte. Okay, so ganz direkt ging es eigentlich nicht, ein paar Dinge mussten vorher noch passieren, damit sich das Portal öffnen konnte – Jomoto musste einen Zaubertrunk namens Habutonikku trinken, und ich musste in meinem Manga lesen, und, und, und … allein bei der Erinnerung an all diese Ereignisse beginnt mein Kopf noch stärker zu brummen, als er es ohnehin schon tut. Also denke ich nicht weiter darüber nach, sondern husche mit Jomoto schnell hinter Tabea her, bevor die Tür wieder ins Schloss fallen kann, ab ins Haus und dann in mein Kinderzimmer. Puh! Niemand anderes hat uns gesehen, wir sind endlich in Sicherheit!

Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen, Jomoto legt sich auf die Matratze auf dem Boden daneben. Ich drehe den Kopf und schaue zu ihr hinunter.

»Hast du Tabea tatsächlich beim Rauchen erwischt?«

»Ach was«, Jomoto deutet im Liegen ein Kopfschütteln an. »Aber ich dachte, wir werden die nächsten Tage alle Hände voll zu tun haben. Da hast du einfach keine Zeit, noch in der Küche rumzuräumen. Also wollte ich das mal ganz schnell abbiegen …«

»… und hast Tabea deswegen erpresst. Und zwar sehr erfolgreich!«, ergänze ich Jomotos Satz. »Alter Verwalter! Von dir kann ich in Sachen psychologische Kriegsführung noch sehr viel lernen. Quatsch – überhaupt in jeder Art von Kriegsführung.«

»Jetzt staple mal nicht so tief, Jo. Ich finde, du hast dich heute Nacht in Sokoku super geschlagen. Du hast ohne Training schon mit meinen Schwertern hantiert, als mich Fünfschwanz in der Mangel hatte. Du hattest null Angst vor den Schattenkriegern, obwohl das wirklich unangenehme Typen sind. Und das mit Raku war nun wirklich Pech. Ist mir auch schon passiert, da hat er mir ein Loch in meinen Anzug gebrannt. Nicht der Rede wert, ihr werdet euch schon besser aufeinander abstimmen, wenn wir das erst öfter zusammen machen.«

Öfter ist genau das Stichwort. Damit wir das öfter machen können, brauchen wir jetzt erst mal eine plausible Geschichte für meine Eltern. Ich kann schließlich nicht einfach und ohne Erklärung tagelang von zu Hause wegbleiben, um Jomoto in Sokoku zu helfen. Zwar habe ich ihr versprochen, dort mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Mädchen keine tollen Ninja werden können, damit sie nicht mehr so tun muss, als sei sie ein Junge. Aber vorher müssen wir meinen Eltern eine Story auftischen, die völlig logisch erklärt, warum ich während der Schulzeit mal zwei bis drei Wochen im Unterricht fehle. Das ist bei meinem Leistungsstand ein waghalsiges Vorhaben, eigentlich glatter Selbstmord, ich stehe sowieso schon kurz vor dem unfreiwilligen Abflug vom Gymnasium.

Jomoto und ich haben uns deshalb eine echte Super-Ausrede ausgedacht: Jomotos Eltern haben mich zum Dank über unsere spontane Gastfreundschaft zu sich nach Japan eingeladen. Schüleraustausche sind am Marie-Curie-Gymnasium über jeden Zweifel erhaben, dafür wird man eigentlich immer freigestellt. Ich hoffe, dass sich auch meine Eltern davon überzeugen lassen, dass das für mich die Gelegenheit des Jahrtausends ist. Gleich morgen – oder besser: heute – nach dem Frühstück will Jomoto die tolle Einladung ihrer Eltern überbringen. Und dann müssen meine Eltern einfach nur noch Ja sagen!

Hoffentlich machen sie das auch wirklich, denn ich habe natürlich richtig Bock darauf, mit Jomoto durch Sokoku zu reisen, um schließlich in ihrem Dorf Kinko eine flammende Rede vor dem Choro Kaigo, also dem Ältestenrat, zu halten. Ich will dort alle überzeugen, dass auch ein Mädchen der nächste Atama sein kann, der das Dorf und das gesamte Reich vor den bösen Mächten beschützt. Das macht nämlich derzeit Jomotos Vater Hayato, aber Hayato Sato wird langsam zu alt dafür, und wenn er einen Sohn hätte, würde der den Job übernehmen. Hat er aber leider nicht, weswegen Familie Sato ein klitzekleines bisschen geschwindelt hat bei der Anmeldung von Jomoto an der Ninja-Akademie. Sie haben einfach behauptet, sie schicken ihren Sohn. Jomoto wollte sich dort eigentlich nur so lange rumtreiben, bis sie noch einen Bruder bekommen hätte. Dann hätte sie sich dort unter Hinweis auf ihre angeschlagene Gesundheit abgemeldet und mitgeteilt, dass man auf den nächsten Bruder nun einfach ein paar Jahre warten müsse. Kein Problem, Vater Sato war damals ein Mann in den besten Jahren, und Junior hätte noch alle Zeit der Welt, selbst ein Ninja zu werden. Niemand hätte mehr über Jomoto geredet. Hätte klappen können. Hat es aber nicht, denn Jomoto ist Einzelkind geblieben. Schon blöd! Also muss jemand den Bestimmern in Sokoku klar machen, dass ihre Tradition der männlichen Nachfolge auf direktem Weg in den Untergang führt. Und dieser Jemand bin ich. Jedenfalls theoretisch. Und auch praktisch, wenn mir meine Eltern keinen Strich durch die Rechnung machen.

»Ich hoffe sehr, dass Mama und Papa die Story von der Einladung nach Japan glauben«, sage ich. »Aber dann müssten wir in Sokoku auch richtig Gas geben. Je mehr ich in der Schule verpasse, desto eher bin ich da in der absoluten Todeszone.«

»Todeszone?« Jomoto zieht verständnislos die Augenbrauen hoch. Klar, bei ihr bedeutet Todeszone, dass eine Horde wildgewordener Schattenkrieger, angeführt von Fünfschwanz, auf uns zustürmt. Ob man dagegen wegen schlechter Noten von der Ninja-Akademie fliegen kann, weiß ich nicht. Gibt es da überhaupt Noten?

»Wenn ich am Ende dieses Schuljahres eine Fünf in Englisch, Deutsch oder Mathe habe, dann schmeißen die mich raus. Deshalb ist das meine persönliche Todeszone. Also als Sinnbild. In Mathe sieht es für mich echt schlecht aus. Da kann ich mir gar nichts mehr erlauben«, erkläre ich also.

»Ach so«, sagt Jomoto und klingt dabei ziemlich gleichgültig. »Ich dachte schon, es wäre etwas Schlimmes.«

»Das ist etwas Schlimmes!«, widerspreche ich ihr. »Meine Eltern wären total enttäuscht. Für sie ist das Marie-Curie-Gymnasium heilig, für mich ist es der Endgegner.«

Nun seufzt Jomoto.

»Schon klar, Kumpel. Mit enttäuschten Erwartungen kenne ich mich bestens aus. Aber mach dir keine Sorgen. Deine Eltern werden unseren Köder schon schlucken.«

Sie gähnt und steckt mich damit sofort an, denn ich bin wirklich todmüde.

»Komm, lass mal ’ne Runde schlafen«, schlage ich also vor. »Ich habe behauptet, dass wir bei Bosse übernachtet haben. In vier Stunden sollten wir also besser aufstehen, duschen und so tun, als wären wir gerade nach Hause gekommen. Sonst fliegen wir schon vor dem Frühstück auf.«

Keine Antwort. Ich lausche in die Dunkelheit und höre Jomotos gleichmäßige Atemzüge. Sie ist schon eingeschlafen.

***

»Das ist aber eine sehr großzügige Geste deiner Eltern. Bist du dir sicher, dass du sie richtig verstanden hast?«, wundert sich meine Mutter. Wir sitzen alle gemeinsam am Frühstückstisch, den Jomoto und ich gedeckt haben, um die kurzzeitig bei meinen Eltern aufgekommene schlechte Laune hinwegzuzaubern, die entstanden war, weil sie von meiner spontanen Idee, mir auf der Party die Haare sehr kurz schneiden zu lassen, nicht ganz so angetan waren. Aber das von Jomoto und mir äußerst liebevoll zubereitete Frühstück inklusive der von mir beim Bäcker gekauften frischen Brötchen haben die schlechte Stimmung schnell verfliegen lassen. Nun sind alle wieder gut drauf, und gerade hat Jomoto von der Einladung ihrer Eltern berichtet.

»Aber natürlich, Silke-san«, behauptet Jomoto mit dem Brustton der Überzeugung. »So wie ihr mich aufgenommen habt, so möchten meine Eltern nun auch Jo aufnehmen. Sie laden ihn ein, uns auf unserem Rückweg nach Tokio für drei Wochen zu begleiten. Ich freue mich sehr darüber – endlich kann ich Jo meine Heimat zeigen.«

»Äh, also, wie gesagt, das ist wirklich sehr nett von deinen Eltern«, meldet sich nun mein Vater zu Wort, »aber es kommt etwas überraschend. Wann wäre das denn?«

»Übermorgen«, antwortet Jomoto fröhlich. »Meine Eltern kommen übermorgen von ihrer Europarundreise wieder nach Hamburg, holen mich ab, und dann geht es am Wochenende zurück nach Hause. Bitte erlauben Sie, dass Jo mitkommt!«

Meine Mutter schluckt. Kaum merklich zwar, aber mir ist es nicht entgangen. Das kann nur eins bedeuten: Die Sache wird nicht so glatt über die Bühne gehen, wie erhofft.

»Das ist aber sehr spontan«, räuspert sie sich. »Das geht doch gar nicht so einfach. Braucht man für Japan nicht ein Visum? Und so kurzfristig bekommt man doch sicherlich auch keinen Flug mehr.«

»Keine Sorge. Meine Eltern haben an alles gedacht. Sie haben schon einen Sitzplatz für Jo reserviert, man braucht kein Visum, sondern nur einen Reisepass.«

»Und den habe ich doch seit unserem Urlaub in England«, sage ich schnell. »Bitte – ich würde so gern mit nach Japan fliegen!«

Mama und Papa seufzen beide gleichzeitig.

»Ich weiß nicht!«, sagt Mama schließlich. »Ich muss das mit deiner Klassenlehrerin besprechen, Jo. Ich glaube eigentlich nicht, dass du es dir leisten kannst, drei Wochen während der Schulzeit zu fehlen.«

»Aber ich fehle ja nicht einfach – das ist doch ein Schüleraustausch«, widerspreche ich entschieden. »Helena war während der Schulzeit einen Monat in Frankreich und Tabea sogar drei Monate in England. Nur ich war noch gar nicht weg!«

Papa schüttelt kaum merklich den Kopf, Mama seufzt noch einmal, und Tabea lacht laut.

»Als ob!«, prustet sie los. »Schüleraustausch nach Japan – bei deinen Noten!«

»Halt du dich da raus!«, fauche ich sie böse an. Tabea kichert daraufhin zwar weiter, sagt aber tatsächlich nichts mehr. Dafür haut nun Mama in die gleiche Kerbe.

»Jo, ich gönne dir das wirklich von Herzen, aber deine Schwestern sind oder waren sehr gute Schülerinnen, die das locker weggesteckt haben. Ich muss dir wohl nicht sagen, dass die Sache bei dir leider anders aussieht.«

Was soll ich dazu sagen? Mama hat recht. Betreten schweige ich. Jomoto hingegen nimmt einen neuen Anlauf.

»Bitte, lassen Sie Jo mitfahren! Ich verspreche auch, dass wir jeden Tag etwas für die Schule machen. Vermutlich ist Jo fitter, wenn er drei Wochen mit mir lernt, als wenn er einfach nur den Unterricht besucht. Ich bin ein richtig guter Lehrer!«

Nun ist es Papa, der lacht.

»Davon bin ich überzeugt, Jomoto. Aber ich weiß nicht, ob das Jos Lehrerinnen und Lehrer auch so sehen. Die Schule muss bei so einer Sache zustimmen, und ich glaube nicht, dass das in dem Fall klappt. Es ist eine wundervolle Idee, aber nicht jede wundervolle Idee lässt sich auch in die Realität umsetzen.«

»Wann genau sind deine Eltern denn am Mittwoch wieder in Hamburg?«, erkundigt sich Mama jetzt bei Jomoto. »Wir müssten es auf alle Fälle auch mal persönlich mit ihnen besprechen. Vielleicht kommen sie zum Essen vorbei?«

Verdammt! Ein gemeinsames Abendessen? Mit Herrn und Frau Sato? Beziehungsweise Menschen, die wir dafür ausgeben müssen? Wo sollen wir denn so schnell Leute auftreiben, die als Jomotos Eltern durchgehen könnten? Ich beginne zu ahnen, dass unser Plan vielleicht doch noch nicht ganz ausgereift ist.

2Abreise mit Hindernissen

Orhan und Nele stecken die Köpfe zusammen und tuscheln. Irgendetwas scheint sie aufzuregen oder zu beschäftigen, jedenfalls deute ich ihre Gesichtsausdrücke so. Gerade haben Jomoto und ich an unserem Tisch im Klassenzimmer der 6d Platz genommen, da fällt allerdings auch mir auf, dass heute etwas anders ist als sonst: Die Hälfte der Klasse fehlt, dabei hat der Gong zur ersten Stunde schon geschlagen. Ob das was mit der Party zu tun hat? Bosse Neumann ist jedenfals noch nicht da, Naomi und mindestens zehn andere Kinder auch nicht. Sind die etwa alle krank? Ich meine, die Party war wirklich im wahrsten Sinne des Wortes der Kracher, und Bosses großer Bruder Lasse hat uns allen Baldrian in die Bowle gerührt, aber ich bin heute wieder fit wie ein Turnschuh, und mein Kumpel Finn, die zickige Nele und der falsche Orhan sehen auch ganz munter aus. Sehr seltsam! Um Naomi mache ich mir tatsächlich ein bisschen Sorgen. Mit ihr war die Party einfach mega, wir haben zusammen getanzt, und ich hatte den Abend meines Lebens. Es würde mir sehr leidtun, wenn sie jetzt echt krank ist. Ich beschließe, sie nach der Schule anzurufen. Vielleicht kann ich sie ein bisschen aufmuntern.

»Guten Morgen, liebe 6d!«, trötet unser Geschichtslehrer Herr Musiella, der in diesem Moment durch die Tür kommt. »Frau Steiner ist leider krank, ich werde sie die nächsten zwei Stunden vertreten.« Dann blickt er sich überrascht im Klassenzimmer um. »Nanu? Wo sind denn eure Klassenkameraden hin? Auch alle krank? Haben wir etwa wieder eine Corona-Welle, von der ich nichts mitbekommen habe?«

Nele meldet sich.

»Es gab einen Anschlag! Auf der Party von Bosse!«

Herr Musiella reißt die Augen auf.

»Wie bitte? Einen Anschlag? Das ist ja furchtbar!«

Unser Geschichtslehrer ist der Typ, dem ich die Einladung auf die Party überhaupt zu verdanken habe, denn natürlich wollte mich der fiese Bosse erst nicht dabeihaben. Die Story ist etwas länger, aber mal kurz zusammengefasst: Herr Musiella hatte von diesem unfreundlichen Move Wind bekommen und dann darauf bestanden, dass Bosse nicht einzelne Mitschüler – also mich – ausschließen dürfe, weil das Mobbing sei. Insofern ist er auch gut informiert darüber, wann die Party stattgefunden hat und wer alles dabei war. Nämlich alle: die gesamte 6d inklusive des japanischen Austauschschülers.

»Ja, ein mieser, hinterhältiger Anschlag!«, bekräftigt nun auch Orhan und klingt dabei so dramatisch, dass ich kichern muss. Sofort dreht er sich zu mir.

»Du findest das wohl lustig, Jo!«, faucht er mich an. Ich beschließe, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Also grinse ich ein breites Grinsen und nicke.

»Ja, klar ist das lustig, wenn du die Tatsache, dass Bosses Bruder Baldrian in die Bowle gemischt hat, als hinterhältigen Anschlag bezeichnest. Voll die Übertreibung!«

»Findest du?«, giftet mich nun Nele an. »Ich war gestern noch wie betäubt von dem Zeug, hab den ganzen Tag im Bett gelegen. Und Bosse hat sogar halluziniert. Seine Eltern waren deswegen mit ihm beim Arzt, und er ist die ganze Woche krankgeschrieben.«

»Halluzi… was?«, will ich wissen.

»Er hat Halluzinationen. Er sieht Dinge, die es nicht gibt«, erklärt Nele in einem ätzenden Besserwisser-Tonfall. »Er war sich sicher, in einer dunklen Höhle zu sein und davor Geister zu sehen. Eine ganze Armee davon.«

Eine ganze Armee von Geistern? Jetzt werde ich hellhörig.

»Hat er gesagt, wie die Geister aussahen?«, erkundige ich mich.

Nele überlegt.

»Ja. Irgendwie zombiemäßig. Wie Krieger in alten Rüstungen, mit einem Totenkopf als Gesicht. Erst waren sie wohl zusammengeballt wie eine schwarze Wolke, die hin und her waberte. Aber als er genauer hingeschaut hat, waren es einzelne Krieger, die auf der Suche nach jemandem waren. Das waren eindeutig Untote, er konnte ihre Skelette sehen. Richtig gruselig – Bosse ist vor Angst fast gestorben!«

Der Fall ist klar! Bosse hat die Schattenkrieger gesehen! Das bedeutet, dass der Habutonikku auch bei ihm gewirkt hat, und dass, obwohl er doch gar kein Manga bei sich hatte. Denn wie schon erwähnt: Wenn man besagten Kräutertrunk trinkt und dann seine Nase in ein Jomoto-Manga steckt, dann öffnet sich, sobald man eingeschlafen ist, dieses wie ein Portal, und man kann auf die andere Seite gehen. Also von Hamburg nach Sokoku. Oder von Sokoku nach Hamburg. Durch den Baldrian hat Lasse auf der Party seines Bruders aus Versehen genau diesen Habutonikku zusammengebraut, und dann muss sich auch für Bosse das Portal geöffnet haben. Krass! Aber anders ist nicht zu erklären, warum er die Schattenkrieger gesehen hat. Okay, Bosse ist offensichtlich nicht durchgegangen, sondern in Hamburg geblieben, denn sonst hätten Jomoto und ich ihn in Sokoku gesehen. Ob er uns gesehen hat? Zu schade, dass er sich heute noch von seinem Schock erholen muss, ich würde ihn gerne ausquetschen, was genau in der Nacht passiert ist.