Jochen Klepper - Dichter und Zeitzeuge - Jochen Klepper - E-Book

Jochen Klepper - Dichter und Zeitzeuge E-Book

Jochen Klepper

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Beschreibung

Jochen Klepper, 1903 – 1942, war einer der bekanntesten Liederdichter der deutschsprachigen evangelischen Christenheit. Seine Lieder finden sich nicht nur im Evangelischen Gesangbuch und im 'Feiern und Loben' der Evangelischen Freikirchen, sondern auch im katholischen 'Gotteslob'. Klepper war Autor mehrerer Bücher. Sein bedeutendstes Werk war der historische Roman 'Der Vater' – ein Portrait des gottesfürchtigen und auf Frieden im Lande bedachten preußischen "Soldatenkönigs" Friedrich Wilhelm I, des Schöpfers der "preußischen Tugenden" Pflichtbewusstsein, Sparsamkeit, Toleranz und Gerechtigkeit. – Kleppers Tagebuchaufzeichnungen vermitteln einen sehr lebhaften und bildhaften Einblick in die Zeit, als die meisten Deutschen – geblendet durch die Erfolge eines Adolf Hitler – ihrem "Führer" noch zujubelten. "Klepper bedient sich einer bilderreichen Sprache." Er lebte in der Ambivalenz des deutschen Patrioten und dem ihm durch seine Ehe mit einer Jüdin auferlegten persönlichen Schicksal. Der Herausgeber: Jochen Kleppers Lieder sang ich schon in meiner Jugend, nachdem ich nach dem Kriegsende Mitte der 1940er Jahre in Mecklenburg den Weg zur Kirche gefunden hatte. Kleppers Bücher – sowohl seine Tagebuchaufzeichnungen, als auch seinen 'Vater' – las ich mit großer Anteilnahme bereits vor Jahrzehnten. Rezension zur gelben Reihe: Ich bin immer wieder begeistert von der "Gelben Buchreihe". Die Bände reißen einen einfach mit. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. oder: Sämtliche von Jürgen Ruszkowski aus Hamburg herausgegebene Bücher sind absolute Highlights. Dieser Band macht da keine Ausnahme. Sehr interessante und abwechselungsreiche Themen aus verschiedenen Zeitepochen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben! Man kann nur staunen, was der Mann in seinem Ruhestand schon veröffentlich hat. Alle Achtung!

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Jochen Klepper

Jochen Klepper - Dichter und Zeitzeuge

Band 81 in der gelben Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Widmung

Vorwort des Herausgebers

Jochen Klepper – Leben und Werk

historischer Roman ‚Der Vater’

Klepper und Reinhold Schneider

Auszüge aus den Tagebüchern – ‚Unter dem Schatten deiner Flügel’

Jochen Klepper als Soldat im Krieg 1940-41

Jochen Klepper als „wehrunwürdig“ wieder in Berlin

Das tragische Ende

Jochen Kleppers Lieder

Maritime gelbe Buchreihe „Zeitzeugen des Alltags“

Weitere Informationen

Impressum neobooks

Widmung

Dieses Buch sei meinem 2007 verstorbenen Jugendfreund Hans Gottschalk gewidmet,

der sich schon im frühen Jugendalter vor seinem Theologiestudium mit Leben und Werk Jochen Kleppers intensiv befasste.

Vorwort des Herausgebers

Zu den von mir bevorzugt gelesenen Büchern gehören Dokumentationen zur Zeitgeschichte und Biographien. Seit etwa zwei Jahrzehnten sammle ich Zeitzeugenberichte, zunächst von Seeleuten, mit denen ich über Jahrzehnte in meinem Beruf als Diakon und Dipl.-Sozialpädagoge in einem Seemannsheim täglichen Kontakt hatte. So kam es, dass ich in etlichen Bänden Lebensläufe und Erlebnisberichte von Fahrensmännern aufzeichnete und zusammenstellte.

Menschenschicksale sind immer interessant und aufschlussreich, und wir können viel aus dem Erleben unserer Mitmenschen lernen.

Jochen Kleppers Lieder sang ich bereits in meiner Jugend, nachdem ich nach dem Kriegsende Mitte der 1940er Jahre in Mecklenburg den Weg zur Kirche gefunden hatte. Kleppers Bücher – sowohl seine Tagebuchaufzeichnungen, als auch seinen ‚Vater’ – las ich mit großer Anteilnahme bereits vor Jahrzehnten. Gerade die Tagebücher vermitteln einen sehr lebhaften und bildhaften Einblick in die Zeit, als die meisten Deutschen – geblendet durch die Erfolge eines Adolf Hitler – ihrem „Führer“ noch zujubelten. „Klepper bedient sich … einer bilderreichen Sprache.“ Er lebte in der Ambivalenz des deutschen Patrioten und dem ihm durch seine Ehe mit einer Jüdin auferlegten persönlichen Schicksal.

Hamburg, 2016 Jürgen Ruszkowski

Jochen Klepper – Leben und Werk

Jochen Klepper ist einer der bekanntesten Liederdichter der deutschsprachigen evangelischen Christenheit. Nicht nur im Evangelischen Gesangbuch und im ‚Feiern und Loben’ der Evangelischen Freikirchen, auch im katholischen ‚Gotteslob’ finden sich seine Lieder. Klepper ist ebenfalls Verfasser mehrerer bedeutender Romane. Auch seine sehr aussagestarken Tagebücher fanden weite Verbreitung.

Eines seiner bekanntesten Lieder soll dieses Buch eröffnen:

Morgenlied

Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr; dass ich höre wie ein Jünger. Der Herr hat mir das Ohr ge­öffnet; und ich bin nicht ungehorsam und gehe nicht zurück. Denn ich weiß, dass ich nicht zuschanden werde. Er ist nahe, der mich gerecht spricht. – Die Bibel

Er weckt mich alle Morgen;

er weckt mir selbst das Ohr.

Gott hält sich nicht verborgen,

führt mir den Tag empor,

dass ich mit seinem Worte

begrüß' das neue Licht.

Schon an der Dämmerung Pforte

ist er mir nah und spricht.

Er spricht wie an dem Tage,

da er die Welt erschuf.

Da schweigen Angst und Klage;

nichts gilt mehr als sein Ruf!

Das Wort der ewigen Treue,

die Gott uns Menschen schwört

erfahre ich aufs neue

so wie ein Jünger hört.

Er will, dass ich mich füge.

Ich gehe nicht zurück.

Hab' nur in ihm Genüge,

in seinem Wort mein Glück.

Ich werde nicht zuschanden,

wenn ich nur ihn vernehm’,

Gott löst mich aus den Banden!

Gott macht mich ihm genehm!

Er ist mir täglich nahe

und spricht mich selbst gerecht.

Was ich von ihm empfahe,

gibt sonst kein Herr dem Knecht.

Wie wohl hat's hier der Sklave –

der Herr hält sich bereit,

dass er ihn aus dem Schlafe

zu seinem Dienst geleit’!

Er will mich früh umhüllen

mit seinem Wort und Licht,

verheißen und erfüllen,

damit mir nichts gebricht;

will vollen Lohn mir zahlen,

fragt nicht, ob ich versag'.

Sein Wort will helle strahlen,

wie dunkel auch der Tag!

Jochen Klepper

Jochen Kleppers Leben

(Die folgenden Texte wurden teilweise wikipedia, seinen Büchern und weiteren Quellen entnommen)

Jochen Klepper wurde am 22. März 1903 in Beuthen an der Oder in Schlesien als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren. Er besuchte das Gymnasium in Glogau und studierte anschließend Evangelische Theologie in Erlangen und Breslau.

Prälat Dr. Bernhard Felmberg: Die tragischen Elemente seines Lebens wurden in der nachträglichen Darstellung oft verharmlost. Nicht von ungefähr kommt die Warnung seines wohl besten Freundes aus Schul- und Studienzeiten Harald Poelchau: „Man muss sich hüten, die Biographie Kleppers künstlich zu glätten oder zu idealisieren.“ Doch auch Poelchau, von Paul Tillich stark geprägter religiöser Sozialist, nicht nur Theologe, sondern auch Sozialpädagoge („staatlich geprüfter Fürsorger“), der später Gefängnispfarrer in Tegel war und seit 1941 Mitglied des Kreisauer Kreises, gibt zu: „Meine persönlichen Erinnerungen an das gemeinsame letzte Studienjahr mit Jochen Klepper sind schwer wachzurufen, und sie verformen sich so leicht.“

Kleppers Jugendfreund Harald Poelchau (1903-1972) war eine sehr interessante Persönlichkeit. Ferdinand Schlingensiepen hat ihn sehr gründlich beschrieben. Poelchau, der unzählige Menschen auf ihrem letzten Weg zum Schafott begleitete, verstand es, sehr geschickt, als Gefängnispfarrer in Tegel mit seinen Möglichkeiten als Staatsbeamter bis zum Kriegsende engagiert und mutig vielen Gefangenen, darunter auch Dietrich Bonhoeffer, zu helfen und seelsorgerlich beizustehen, ohne selber der Gestapo ins Netzt zu gehen.

Rudolf Hermann brachte Jochen Klepper Martin Luther nahe und wurde sein väterlicher Freund. Wegen seines labilen Gesundheitszustandes verzichtete Klepper jedoch darauf, Pfarrer zu werden. Er begann beim Evangelischen Presseverband für Schlesien in Breslau unter Leitung von Kurt Ihlenfeld als Journalist zu arbeiten. Klepper leistete erfolgreiche Pressearbeit und bemühte sich um ein anspruchsvolles Rundfunkprogramm. Währenddessen belastete ihn ein Konflikt mit seinem Vater schwer.

Am 28. März 1931 heiratete er die um 13 Jahre ältere jüdische Rechtsanwaltswitwe Johanna Stein geborene Gerstel, die ihn bei der Realisierung seines Zieles einer Betätigung als freier Schriftsteller unterstützte. Sie brachte ihre Töchter Brigitte und Renate mit in die Ehe.

Jochen Klepper blieb in seinem ganzen Leben der Tradition des evangelischen Pfarrhauses und dem ursprünglichen Berufsziel verpflichtet. Obwohl er sich nach dem Theologiestudium nicht für den Dienst des Gemeindepfarrers entschied, setzte er sich ständig mit dem geistlichen Amt und dem Pfarrhaus als Lebensraum auseinander und suchte sie auch in seinen anderen Lebensumständen in ihrer geistlich-kulturellen Bedeutung zu verwirklichen. Diese unkonventionelle Erfüllung der geistlichen Tradition in ständiger hellwacher Reflexion kennzeichnet den Menschen Klepper und spricht eindringlich aus seinen Tagebüchern. Aus Verworrenheit und Depressionen der Jugendjahre führte Klepper die Begegnung und Ehe mit Hanni Gerstel heraus. Noch aus den späteren Tagebuchaufzeichnungen geht hervor, in welchem Maß das Verstehen und Vertrauen der reiferen Frau Kleppers Selbstverständnis begründeten und sein künstlerisches Schaffen ermöglichten. Zugleich aber hatte die Verbindung mit einer Jüdin den durch Jahre schmerzvoll erfahrenen Bruch mit Elternhaus und ursprünglichem Berufsziel zur Folge.

Im März 1932 zog die Familie nach Berlin; Jochen Klepper fand eine Anstellung beim Hörfunk, der Funk-Stunde Berlin. Sein Vorgesetzter dort war der Schriftsteller und Filmregisseur Harald Braun.

Sein erster Roman ‚Der Kahn der fröhlichen Leute’, der das Leben an und auf der Oder beschreibt, wurde bei der Deutschen Verlagsanstalt angenommen und 1933 veröffentlicht. Er gilt als anspruchsvolle Heimatdichtung.

Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im März 1933 begann die Gleichschaltung des Rundfunks. Da Klepper bis zum Oktober 1932 Mitglied der SPD gewesen war, wurde er Mitte 1933 aus dem Rundfunk entlassen. Er hatte seinerzeit im ‚Vorwärts’ eine Reihe von Reportagen zum Leben der Kinder 1932 geschrieben. Zu dieser Zeit lebte Klepper im Berliner Ortsteil Südende, wo sich heute der Jochen-Klepper-Park mit einem Gedenkstein befindet.

Im Juli 1933 erhielt er eine Stelle im Redaktionsbüro einer Funkzeitschrift. Zum 24. Februar 1934 konnte er seine Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer erreichen. 1935 verlor er auch die anschließende Tätigkeit beim Ullstein-Verlag.

Da Johanna und ihre beiden Töchter nach Definition der Nürnberger Rassegesetze Jüdinnen waren, geriet die Familie zunehmend unter Druck. Jochen Klepper sah in der wachsenden Judenfeindlichkeit Frevel an Gott. Er verfolgte das Zeitgeschehen und auch den Weg der evangelischen Kirche zwischen Anpassung und Bekennender Kirche mit großer Anteilnahme und Sorge.

Seit 1933 stellte er seinen Tagebuchaufzeichnungen die Herrnhuter Losungen der Brüdergemeine voran und lebte viel bewusster mit dem Bedenken des Wortes Gottes.

Im Oktober 1934 besuchte er seinen sterbenden Vater in Beuthen an der Oder.

Auf Anregung von Reinhold Schneider schrieb er für die Weißen Blätter; sein erster Artikel erschien dort im Dezember 1935.

historischer Roman ‚Der Vater’

Drei Jahre lang schrieb er im Verborgenen an seinem neuen Roman ‚Der Vater’. Darin bearbeitete er nicht nur anhand des Konflikts zwischen dem preußischen Soldatenkönig, Friedrich Wilhelm I. und dessen Sohn Friedrich II. dem Großen seinen eigenen Vater-Sohn-Konflikt, sondern entwarf im Bild eines Königs, der in allem nach Gott fragt und sich als „ersten Diener im Staat“ begreift, das Gegenbild zum Führerkult des Nationalsozialismus. Der Roman erschien im Februar 1937 im Buchhandel und wurde ein Verkaufsschlager, besonders in preußisch gesinnten Kreisen; er wurde Pflichtlektüre für Offiziere der Wehrmacht. Andererseits erfolgte kurz nach Erscheinen des Romans am 25. März 1937 der Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer, was Berufsverbot und Arbeitslosigkeit gleichkam.

Ursula Homann referierte 2003 über den ‚Vater’ unter: (http://www.ursulahomann.de/JochenKleppersRomanDerVaterDieRomanbiografieDesSoldatenkoenigsAlsZeitansage/kap001.html)

Warum aber verfiel Klepper darauf, ausgerechnet einen Roman über den Soldatenkönig zu schreiben, den Begründer des preußisch-deutschen Militarismus? Inspiration und Entwicklung zu und an diesem Buch kann man ganz gut anhand seiner Tagebuchnotizen verfolgen. Zudem ist das Tagebuch auch eine gute Interpretationshilfe.

Tagebuch: 4. April 1933

„Meine alten Romanpläne sind so stark in den Hintergrund geraten – meine Sehnsucht, etwas Neues zu schreiben, ist so stark geworden, dass ich fast glaube, es bahnt sich etwas Neues an. Aber ich habe nicht die geringste Vorstellung, was es sein könnte... Es ist Gottes Sache, wie weit er einem Menschen über sich die Augen öffnen will, und von Gott aus läuft wohl da die ganze menschliche Selbsterkenntnis auf das Bewusstsein aus dafür, dass man sich geführt weiß.“

8. April 1933: „Nun warte ich auf das neue Buch. Umkreise es dauernd. Alle alten literarischen ‚Projekte’ scheinen mir ad acta gelegt. Vielleicht auch der Voltaire. Er ist mir zu kulturgeschichtlich. Meine Abscheu gegen Studien ist groß. Dauernd, dauernd umkreise ich das neue Buch.“

20. April 1933: „Ich kann eine Karriere nicht erzwingen. Ich kann einen Roman nicht erzwingen.“

Im Sommer 1933 durchstreifen die Kleppers die Umgebung Berlins, den Park von Sanssouci, das Potsdamer Stadtschloss, wo Jochen Klepper die Gemälde von der Hand des Soldatenkönigs seltsam anrühren.

Am 13. September schreibt er in sein Tagebuch: „Und dann mitten beim Abendbrot durchfährt es einen auf einmal am ganzen Körper: Das ist das neue Buch! Der Vater. Die Geschichte Friedrich Wilhelms I.“

Tags darauf beginnt er bereits mit den Vorarbeiten, obwohl er nicht einmal weiß, ob dieses Buch jemals in Deutschland erscheinen kann.

Klepper hat an dem Roman fast drei Jahre geschrieben. Nach eigenen Worten war es für ihn eine von Ängsten und Selbstzweifeln geprägte Zeit, die er nur „mit Zittern und Zagen“ und physisch angeschlagen, durchstand.

Zweifel und Anfechtungen blieben natürlich nicht aus. So stand im Zentrum der mehrjährigen Entstehung des Vater-Romans für Klepper lange Zeit die Angst, dass Gott sein unzulängliches Werk wie den keine Frucht bringenden Feigenbaum, verwerfen würde (W.354). Gerade 1935 gab es immer wieder Durststecken bei der Arbeit mit dem Buch.

Mitte Oktober 1936 kündigt die „Frankfurter Zeitung“ das Erscheinen des ‚Vater’ an. In den letzten Tagen dieses Jahres schließt Klepper endgültig die Korrekturen am ‚Vater’ ab und schreibt am 30.12.1936 „Um dreiviertel fünf Uhr nachmittags beendete ich wirklich und wahrhaftig den ‚Vater’.

Kleppers Hauptwerk ‚Der Vater’ entstand nach gründlichen und zeitaufwendigen historischen Studien. Klepper hat dafür u. a. Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ für Milieustudien zum ‚Vater’ gelesen, hat in Memoiren der großen Randfiguren Zar Peter, Karl XII. und Ludwig XIV. Bilder über die Zeit des Soldatenkönigs zu entdecken gesucht und nahm sich einige zeitgenössische Biografien über den Soldatenkönig vor von Autoren, die inzwischen längst im Orkus der Vergessenheit gelandet sind (Heyck, Rehberg, von Oppeln-Bronikowski, Karl Heidkamp). Klepper las außerdem die Memoiren der Markgräfin von Bayreuth, der Schwester Friedrichs II. In den Archiven wurde er mit nahezu 120 Bänden über Friedrich Wilhelm I. konfrontiert, auch die als unleserlich geltenden Briefe Friedrich Wilhelms I. hat er dechiffriert.

Im Jahr 1938 edierte Klepper diese Briefe mit den allgemein wenig bekannten Bildern aus der Hand des Soldatenkönigs. Wichtige Impulse und weitere dichterische Inspiration für sein Werk empfing er im Frühjahr 1934 vor allem durch Reinhold Schneiders Hohenzollernbuch und durch die persönliche Begegnung mit Reinhold Schneider. (Schneider hat, nebenbei bemerkt, in „Verhüllter Tag“ seinem Freund Jochen Klepper ein Kapitel gewidmet.)

Wenden wir uns nun dem Inhalt des Romans zu:

Im Mittelpunkt des Romans (als er 1937 erschien, trug er den Untertitel „Der Roman des Soldatenkönigs“, nach 1945 hieß es „Roman eines Königs“) steht der auch heute noch vielfach umstrittene Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., der oft in einem nur negativen Licht gesehen wurde, im Gegensatz zu seinem Sohn Friedrich II., den manche Leute, wie mein Lateinlehrer zu sagen pflegte, den „Großen“ nennen. „Wohl niemand käme auf den Gedanken“, schreibt Christian Graf von Krockow in seinem Buch „Die preußischen Brüder – Prinz Heinrich und Friedrich der Große“, Friedrich ein Buch unter dem Titel „Der Sohn“ zu widmen.“ (S.12)

Der Vater: Preußenkönig Friedrich Wilhelm I.

Von Atelier / Werkstatt von Antoine Pesne - 1. Unbekannt 2. The Bridgeman Art Library, Object 384437, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1153850

Klepper indessen stellt gegen das überlieferte Bild des ungebildeten Soldatenkönigs, der seine Landeskinder prügelte, seine Interpretation des gläubigen, christlichen Königs und zeichnet den autokratischen Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) als einen pflichtbewussten, aufopferungsvollen Herrscher, der sich ganz unter das Gesetz seines Gottes gestellt hat, der sich von Gott in die Pflicht für Land und Leute genommen sieht und an dieser Aufgabe fast zerbricht.

Reinhold Schneider schrieb in seiner Rezension zu dem Buch: „Klepper hat dem König ins Herz geblickt.“ Vorangestellt ist dem Buch der Ausspruch: „Könige müssen mehr leiden können als andere Menschen.“

Zunächst erleben wir Friedrich Wilhelm als Thronfolger. Schon als Königsanwärter wird er gefürchtet. Er spricht ein grobes Deutsch und nennt alle Frauen, auch die eigene Stiefschwester, „Huren“. Er bevorzugt Reitstiefel statt elegante Schuhe, selbst im Schloss, und der Kunst ist er auch nicht gerade zugetan. Schon in jungen Jahren gilt er als „kleiner Geizhals“. Er kümmert sich um alles. Man sagt ihm nach, dass er gewalttätig, eigenwillig und beschränkt sei.

Sein Vater Friedrich I. (1657-1713) wird als willensschwach, unfromm, verschwenderisch und hoch verschuldet dargestellt. Auch die Mutter, Königin Sophie Charlotte, wird negativ gezeichnet. Sie war die „verschwenderischste, schöngeistigste aller Mütter“.

Nach dem Tod des Vaters, Friedrichs I., sorgt sein Sohn für Ordnung und Sparsamkeit und macht sich daran, die Schulden seines Landes auszurechnen. Nun beginnt das große Sparen. Dem König zur Seite steht ein einfacher Mann, der Rechnungsrat Creutz. Klepper malt auf vielen Seiten aus, wie und wo gespart wird. Das ist durchaus erhellend, fesselnd und amüsant zu lesen, und man hat den Eindruck, dass der König seinerzeit sicher mehr Geschick im Einsparen unnützer Ausgaben bewiesen hat als gegenwärtig unser Finanzminister... Der Etat des Hofes wurde auf den fünften Teil herabgesetzt, der König selbst bewilligte sich nur ein kleines Gehalt. Es gab keine königliche Tafel mehr. Kurzum, das Leben wird einfach und spartanisch.

Friedrich Wilhelm I. hatte sein Amt angetreten inmitten maßloser Ansprüche sinkender Weltreiche und verzettelter, lähmender Kriege. Nun schickt er sich an, Brandenburg zum Zünglein an der Waage in der Wirrnis Europas zu machen.

Er bemüht sich, verschleppte Kriege zu beenden, er erkämpft sich gegen Karl XII. von Schweden den Zugang zur Ostsee. Aber ansonsten gelang es ihm, Preußen zu seinen Lebzeiten aus allen großen militärischen Konflikten herauszuhalten und den Aufbau seines Riesenheeres und den der armen Ostprovinzen ungestört voranzutreiben.

Kriege sollten künftig nur noch geführt werden, wenn es sich dabei um eine vor Gott gerechte Sache handeln würde. Der König wird als sehr friedliebend dargestellt, hat er doch erkannt, welchen Schaden Kriege anrichten, welche schlimmen Auswirkungen diese auf Land und Bevölkerung haben. Um die Kriege einzudämmen und sein eigenes Land stark zu machen, baut er ein wehrtüchtiges Heer auf. Innerhalb kurzer Zeit verfügt der König über zahlreiche neu angeworbene Truppen, nicht zuletzt dank seiner unermüdlichen Werber, die sich auch unlauterer Methoden bedienen, um junge Männer für den Soldatendienst zu gewinnen. Potsdam wird Sitz des preußischen Heeres.

Ständig wächst das Herr. Aber das genügt dem König nicht. Er führt die Wehrpflicht ein und schafft als erster Landesherr in Preußen ein Heer aus rekrutierten Landeskindern, nicht mehr als Söldnern.

„Das Heer war Schönheit, Wohlstand, Ebenmaß“ heißt es im Buch (791 und 794), ist der ganze Stolz des Königs sowie: „Ein wohl ausgerüstetes Heer von zweihunderttausend Mann ist die beste und einzige Bürgschaft des Friedens.“ Die Hauptsäule eines wohl eingerichteten Regiment jedoch sollte der Gottesdienst sein. (853)

„Welcher Soldat den allerheiligsten Namen Gottes durch Beschwörung der Waffen, Festmachen oder andere dergleichen verbotene Teufelskünste und Zaubereien missbraucht, Gottes Majestät, Eigenschaften, Verdienst und Sakrament oder heiliges geoffenbartes Wort lästert, schmäht oder schändet, hat nach göttlichen und weltlichen Gesetzen sein Leben verloren“ lautet eine königliche Order. (212)

Schwerid Rediwanoff aus Moskau, Grenadier vom Roten Leibbataillon der königlichen Riesengarde. Er gehörte zu den Männern, die Peter der Große im Geschenkaustausch gegen das Bernsteinzimmer nach Berlin schickte

„Die sichersten Mittel, einem Volk, einem Land, einem Königreich eine dauerhafte Glückseligkeit zu verschaffen, sind ein Heer auserlesener Soldaten und eine gute Wirtschaft der Bürger“ lautet des Königs Wahlspruch, den er aus der Antike von Xenophon bezogen hat.