Jüdisches Leben in Greifenberg und Treptow an der Rega in Hinterpommern - Erich Müller - E-Book

Jüdisches Leben in Greifenberg und Treptow an der Rega in Hinterpommern E-Book

Erich Müller

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Beschreibung

Die Feststellung, dass sich in historischen Büchern zu seiner Heimatregion, dem Kreis Greifenberg in Hinterpommern, über das Leben und Schicksal jüdischer Mitbürger nahezu keine Angaben finden lassen, war der Anlass für den Autor, sich auf die Suche nach den Spuren jüdischen Lebens in den Städten Greifenberg und Treptow an der Rega zu begeben. Im Fokus der Untersuchung stehen die Fragen: Wer waren die ersten Juden in Greifenberg und Treptow/Rega und wann kamen sie in diese Region? Wann erhielten die Juden uneingeschränkte Rechte als Staatsbürger? Trifft es zu, dass sich unter dem Nazi-Regime die gutsituierten jüdischen Kaufmannsfamilien ins Ausland absetzen konnten? Das Gedenkbuch Berlin listet die Opfer des Holocaust aus dem Kreis Greifenberg und widerlegt diese Behauptung. Und wer war der letzte Jude in Treptow? Fundierte Antworten gibt dieses Buch.

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Erich Müller

Jüdisches Leben in Greifenberg und Treptow an der Rega in Hinterpommern

Von der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg bis zum Holocaust

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

© 2016 by Verlag Ludwig

Holtenauer Straße 141

24118 Kiel

Tel.: 0431-85464

Fax: 0431-8058305

[email protected]

www.verlag-ludwig.de

ISBN 978-3-86935-294-7

ISBN der Printausgabe: 978-3-86935-275-6

Wider das Vergessen!

Vorbemerkung

Jahrhundertelang waren Juden in Deutschland präsent. Jedoch waren sie zu vielen Zeiten weder beliebt noch geachtet, sondern höchstens geduldet. Aber auch das nicht immer.

Mit der folgenden Zusammenschau soll versucht werden, den Lebens- und Leidensweg der jüdischen Menschen, die in den Städten Greifenberg und Treptow an der Rega in Hinterpommern gelebt haben, soweit möglich nachzuzeichnen und ihrem Vergessen entgegenzuwirken.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, nach Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Hinterpommern, entstanden viele Berichte über das verlorene Land. So gibt es wichtige und sachlich sehr fundierte historische Arbeiten wie auch viele sehr persönliche Erinnerungsberichte. Von besonderem Interesse waren dabei für mich, der ich bis Januar 1945 – damals war ich knapp zehn Jahre alt – mit meinen Eltern in Treptow an der Rega lebte, die Berichte über den Kreis Greifenberg und seine Städte Greifenberg und Treptow an der Rega. Bei Durchsicht der mir zur Verfügung stehenden Veröffentlichungen fiel auf, dass hierbei die jüdische Bevölkerung keinerlei Beachtung gefunden hat. Mir ist jedenfalls keine Publikation bekannt, die sich speziell mit den Juden im Kreis Greifenberg und mit deren Schicksal befasst hat.

In den inzwischen doch recht zahlreichen Veröffentlichungen über Juden in Pommern allgemein oder in einzelnen pommerschen Städten gab es hier und da vereinzelte Hinweise auf jüdisches Leben auch in Greifenberg und Treptow/Rega. In den Bibliotheken und Archiven in Greifswald, Stettin, Berlin und Marburg konnten quasi Mosaiksteinchen gefunden werden, aus denen sich diese Publikation zusammensetzt.

Es fehlt aber noch Vieles. Aus den 1970er Jahren stammende Briefe aus Israel beispielsweise habe ich leider erst 40 Jahre später im Nachlass meiner Eltern gefunden. So war der Versuch einer Kontaktaufnahme mit der Briefschreiberin, die schon in den 1920er Jahren aus Treptow/Rega nach Palästina ausgewandert war, nicht mehr von Erfolg gekrönt. Berichte rechtzeitig ausgewanderter jüdischer Bürger oder von deren Nachkommen oder gar Fotos sowie andere persönliche Dinge standen mir nicht zur Verfügung. Nur wenige Zeitzeugen berichteten nach Kriegsende über die Ereignisse während der Nazi-Zeit und während des Krieges. Es bleibt also auch hier noch Vieles zu ergänzen und nachzutragen, wenn es denn noch gefunden wird.

Bereits im Jahr 2005 habe ich in Band 28 der »Beiträge zur Greifenberg-Treptower Geschichte«, herausgegeben vom Greifenberg-Treptower Geschichtsverein e. V., über meine »Spurensuche. Juden in Greifenberg und Treptow/Rega« berichtet. Seit dieser Zeit sind mir noch einige Dokumente zur Kenntnis gelangt, die eine Überarbeitung und Ergänzung der damaligen Veröffentlichung sinnvoll und notwendig erscheinen lassen. Dies sind u. a. Benno Offenburgs Dissertation über »Das Erwachen des deutschen Nationalbewußtseins in der preußischen Judenheit« von 1933, ferner Schriftstücke über die Beziehungen der Treptower Synagogengemeinde zum Deutsch-Israelitischen Gemeindebund sowie die vorerwähnten Berichte und Briefe von Zeitzeugen, die aus Greifenberg stammten, zur sogenannten Reichskristallnacht im November 1938. Gerade in diesen Briefen aus den 1990er Jahren werden doch sehr unterschiedliche Wahrnehmungen der damaligen Ereignisse deutlich.

Alles, was auf den folgenden Seiten geschrieben steht, ist aus einer Vielzahl von Veröffentlichungen der vergangenen Jahrhunderte zusammengetragen worden. Dabei habe ich mich bemüht, die jeweiligen Quellen korrekt anzugeben.

Bad Windsheim, 31. Mai 2015Erich Müller

1 Die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg

Nach dem Dreißigjährigen Krieg förderte der KurfürstFriedrich Wilhelm von Brandenburg (Regierungszeit 1640–1688) die Einwanderung von Juden in seine Länder, gleich wie er aus Frankreich vertriebene Hugenotten und aus Österreich vertriebene Protestanten aufnahm. Seine Motive waren einerseits der Geist religiöser Duldsamkeit, andererseits die Tatsache, dass sein Land nach dem Dreißigjährigen Krieg ausgeblutet, menschenleer und verwüstet war.1 Es waren zudem finanzielle Beweggründe, welche zur Aufnahme der Juden beitrugen. Denn die Schutzgelder, welche diese regelmäßig Jahr für Jahr zu entrichten hatten, flossen direkt in die Schatulle des Fürsten und nicht in die Kassen der Städte oder der Ritterschaften.2

1.1 Das Aufnahme-Edikt von 1671

Wie er im Jahre 1672 in einem Reskript an die Geheimen Räte mitteilte, befand der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm, »daß die Juden mit ihren Handlungen Uns und dem Lande nicht schädlich, sondern vielmehr nutzbar erscheinen«.3 So gewährte er fünfzig jüdischen Familien, welche aus Wien ausgewiesen worden waren, mit dem Aufnahme-Edikt vom 21. Mai 1671 das Recht, sich in seinem Herrschaftsgebiet niederzulassen. Diese mussten allerdings ein Vermögen von mindestens 10.000 Talern nachweisen. In diesem Aufnahme-Edikt wurde den Juden der Handel mit Wolle ausdrücklich konzediert, ebenso der Handel mit Häuten, Leder und rauen Fellen. Es scheinen jedoch bereits einige Jahre früher Juden in Hinterpommern ansässig gewesen zu sein. Erika Herzfeld schreibt hierzu: »Belegt ist jedoch, daß die hinterpommerschen Juden bereits von Michaelis 1663 bis Michaelis 1664 20 Reichstaler an die Landesrenteikasse nach Stargard für ihren freien Handel zahlten. Im Laufe der Jahre erhöhten sich die Abgaben und betrugen von 1663 bis 1682 2.342 Reichstaler.« In diesen Jahren war der Handel mit Häuten, Leder und rauen Fellen in Hinterpommern fast ganz in jüdischen Händen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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