Julia Ärzte zum Verlieben Band 25 - Josie Metcalfe - E-Book

Julia Ärzte zum Verlieben Band 25 E-Book

Josie Metcalfe

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Beschreibung

EIN PLAYBOY FÜR HANNAH? von ROBERTS, ALISON
Hannah ist mehr als genervt von dem attraktiven Dr. Ryan Fisher. Immer einen Scherz auf den Lippen, wickelt er alle Frauen um den kleinen Finger. Und mit einem Playboy will Hannah wirklich nichts zu tun haben. Bis sie plötzlich selbst Schmetterlinge im Bauch spürt …

SO KÜSST NUR DR. BOWMAN von METCALFE, JOSIE
Das ist doch … Dr. Amy Willmotts Herz beginnt heftig zu schlagen, als sie auf ihren neuen Kollegen im Krankenhaus trifft: Zach Bowman, ihr großer Schwarm aus Schulzeiten. Aber sie stammt aus wohlhabenden, er aus armen Verhältnissen. Hat ihre Liebe dennoch eine Chance?

NIE MEHR SOLLST DU EINSAM SEIN von KINGSLEY, MAGGIE
Das hat ihm gerade noch gefehlt! Als sich herausstellt, dass die neue Praxisvertretung eine Frau ist, reagiert Hugh äußerst ungehalten. Noch immer hat der Arzt den Tod seiner Frau nicht überwunden. Kann ihn vielleicht die lebenslustige Alex aus seiner Einsamkeit reißen?

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Seitenzahl: 542

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Maggie Kingsley, Josie Metcalfe, Alison Roberts

Julia präsentiert Ärzte zum Verlieben, Band 25

IMPRESSUM

JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Cheflektorat:Ilse BröhlProduktion:Christel Borges, Bettina SchultGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)Vertrieb:asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

© 2008 by Maggie Kingsley Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Susanne Albrecht

© 2006 by Josie Metcalfe Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Ralf Kläsener

© 2007 by Alison Roberts Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Claudia Weinmann

Fotos: RJB Photo Library

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBENBand 25 (7) - 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Veröffentlicht im ePub Format im 02/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-86295-676-0

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

MAGGIE KINGSLEY

Nie mehr sollst du einsam sein

Nie wieder wird sich Hugh verlieben können – das hat sich der unglückliche Arzt geschworen. Nach dem Tod seiner geliebten Frau weist er jeden von sich. Doch dann übernimmt die junge Alex in seiner Praxis die Vertretung. Nur widerwillig arbeitet er mit ihr zusammen, bis er längst begraben geglaubte Gefühle verspürt. Doch kann er seine Frau wirklich vergessen?

JOSIE METCALFE

So küsst nur Dr. Bowman

Dr. Amy Willmotts Herz entflammt erneut für den attraktiven Zach Bowman, als sie ihn nach vielen Jahren wiedersieht. Streng behütet aufgewachsen, kann sich Amy schnell für Zachs lockeren Lebensstil begeistern. Sie spürt, dass auch er sie nicht vergessen hat, und will ihrer Liebe eine Chance geben. Doch ihren Eltern ist Zach ein Dorn im Auge …

ALISON ROBERTS

Ein Playboy für Hannah?

Dr. Hannah Jackson hat genug von attraktiven, dafür aber äußerst unzuverlässigen Männern. Und ausgerechnet ihr gut aussehender Kollege Ryan, von dem sie sich unglaublich angezogen fühlt, scheint die Frauen reihenweise zu verführen. Bei einem gemeinsamen Rettungseinsatz kommen sich die beiden schließlich näher. Kann Hannah ihm wirklich vertrauen?

Maggie Kingsley

Nie mehr sollst du einsam sein

1. KAPITEL

Mit wachsendem Unmut betrachtete Dr. Scott die mollige Frau mittleren Alters, die ihm gegenübersaß. Als er sich vor vierzehn Jahren dazu entschieden hatte, Allgemeinmediziner zu werden, musste er wohl von allen guten Geistern verlassen gewesen sein.

Ich hätte Facharzt werden sollen oder noch besser Anästhesist, dachte er, während Sybil Gordon ihm ihr Leid klagte. Da redeten die Patienten überhaupt nicht. Aber er wollte ja unbedingt eine Hausarzt-Praxis eröffnen, und was hatte er nun davon? Die schlimmste Hypochonderin des ganzen Universums.

„Mrs. Gordon“, unterbrach er ihren Redeschwall energisch. „Es ist völlig ausgeschlossen, dass Sie das Dengue-Fieber haben. Diese Krankheit tritt nur in subtropischen Gegenden auf, und der Norden Schottlands gehört definitiv nicht dazu.“

„Aber meine Knochen tun weh, Herr Doktor“, beharrte sie. „Außerdem habe ich Halsschmerzen, und meine Nase läuft.“

„Weil Sie eine ganz normale Erkältung haben“, erklärte er, wobei er sich nur mühsam beherrschte. „Gehen Sie nach Hause, und nehmen Sie eine Schmerztablette. Und vor allem, verbrennen Sie endlich Ihr medizinisches Sachbuch!“

„Aber ich schwitze, Herr Doktor“, protestierte sie. „Und ich bin sicher, dass meine Augäpfel gelb aussehen. Finden Sie nicht, dass sie gelb sind?“

Hugh war nachts dreimal angerufen worden, hatte am Vormittag eine lange, anstrengende Sprechstunde hinter sich gebracht, und die Abendsprechstunde versprach genauso zu werden. Da konnte er jemanden wie Sybil Gordon wirklich nicht gebrauchen. Außerdem sollte jeden Augenblick die neue Praxisvertretung eintreffen.

„Nein, Ihre Augen sind nicht gelb, sondern völlig normal, gesund und weiß“, gab er schroff zurück.

„Sind Sie sicher, Herr Doktor?“ Sybil Gordon ließ nicht locker. „Als ich sie vorhin im Spiegel angeschaut habe, sahen sie jedenfalls gelb aus. Und die Haut an meinem Kinn fängt an zu jucken. Das ist doch auch ein Zeichen für Dengue-Fieber, oder?“

Da riss Hugh der Geduldsfaden endgültig. „Raus, Mrs. Gordon.“ Mit langen Schritten ging er durch das Sprechzimmer und öffnete die Tür.

„Wie bitte?“ Fassungslos sah sie ihn an.

„Mrs. Gordon, Sie haben kein Dengue-Fieber. Sie haben überhaupt kein Fieber. Das Einzige, was mit Ihnen nicht stimmt, ist die Tatsache, dass Sie viel zu viel Zeit haben.“

„Aber …“

„Tun Sie uns beiden einen Gefallen“, meinte er mit erhobener Stimme. „Suchen Sie sich einen Job oder ein Hobby. Denn ich schwöre, wenn ich Sie noch einmal mit irgendeiner haarsträubenden Erkrankung aus irgendeinem Buch in meiner Praxis sehe, komme ich zu Ihnen nach Hause und verbrenne das verdammte Ding höchstpersönlich!“

Er ließ ihr keine Gelegenheit zu einer Antwort, sondern drängte sie aus dem Zimmer. Dabei fiel sein Blick auf die schockierte Miene der Sprechstundenhilfe. Doch Hugh knallte nur die Tür zu und ging verärgert an seinen Schreibtisch zurück.

Dengue-Fieber! Die weitesten Fahrten, die Sybil Gordon mit ihren achtundfünfzig Jahren je unternommen hatte, waren gelegentliche Ausflüge ins Nachbardorf. Ein waschechtes Kilbreckan-Urgestein, wie Jenny immer zu sagen pflegte. Eine Frau, die schon Heimweh bekam, wenn sie mehr als eine Meile von zu Hause entfernt war.

Er lachte leise. Wie Jenny sich darüber amüsieren würde, wenn er ihr davon erzählte! Doch dann durchfuhr ihn ein plötzlicher Schmerz. Nein, Jenny würde nicht lachen, weil es sie nicht mehr gab. Heiße Tränen schossen ihm in die Augen, und er musste sich auf die Lippen beißen, um sie zurückzuhalten.

Zwei Jahre war es her, dass Jenny mit ihrem Wagen auf Glatteis ins Schleudern geraten und frontal mit einem Lastwagen zusammengestoßen war. Zwei Jahre, in denen Hugh sich in die Arbeit gestürzt hatte, um nicht nachzudenken, um seine Erinnerungen zu verdrängen. Aber dann passierte irgendetwas, was er gerne mit ihr geteilt hätte. Und sobald er sich bewusst wurde, dass es nicht möglich war, traf ihn der Schmerz über seinen Verlust genauso heftig und unerträglich wie am Tag des Unfalls.

„So, das Ding hier kriegst du erst zurück, wenn du wieder normal mit unseren Patienten reden kannst, ohne ihnen den Kopf abzureißen“, erklärte Malcolm MacIntyre, sein Praxis-Partner, der gerade hereinkam. Er nahm Hughs Namensschild ab und steckte es in seine Tasche. „Bis dahin beschränkst du dich auf den Papierkram.“

„Ich habe einfach mal die Beherrschung verloren, na und?“, fuhr Hugh auf. „Das ist doch keine große Sache. Ich geh morgen vorbei und entschuldige mich bei ihr.“

„So wie du dich letzten Monat bei George Hunter und davor bei Peggie Fraser entschuldigen musstest?“, fragte Malcolm kopfschüttelnd. „Hugh, seitdem Jenny gestorben ist …“

„Das hat nichts mit meiner Frau zu tun!“

„Du schuftest dich zu Tode, um deinen Kummer mit Arbeit zu betäuben“, fuhr Malcolm entschlossen fort. „Aber deine Laune wird immer schlechter. Die Leute in Kilbreckan mögen dich. Schon seit du vor zehn Jahren die Praxis übernommen hast. Aber Sympathie hat ihre Grenzen. Und wenn du so weitermachst, gibt es bald keine Praxis mehr.“

„Willst du etwa behaupten, dass ich der Arbeit nicht gewachsen bin?“

Malcolm stöhnte entnervt. „Ich sage nur, dass ich mir deinetwegen Sorgen mache, Hugh. Chrissie und ich sind deine Freunde, wahrscheinlich die einzigen, die noch übrig sind, nachdem du alle anderen nach Jennys Tod weggestoßen hast. Du warst unser Trauzeuge, du bist der Pate unserer Kinder, und wir …“

Verlegen rieb Malcolm sich über den Nacken. „Verdammt noch mal, wir lieben dich, du großer Hornochse. Aber du musst die Vergangenheit hinter dir lassen und wieder zu leben anfangen. Sonst macht Jennys Tod dich noch kaputt.“

Ein kalter Blick trat in Hughs graue Augen. „Ich werde nie wieder heiraten.“

„Wer hat denn was von Heiraten gesagt?“ Malcolm setzte sich auf einen Stuhl. „Ich spreche davon, dass du mit jemandem reden musst. Vielleicht mit einem Psychologen oder mit irgendjemandem, dem du vertraust, um deine Gefühle rauszulassen.“

„Ich war noch nie bei einer Gruppentherapie, und ich habe auch nicht vor, jetzt damit anzufangen“, erklärte Hugh abweisend.

„Na gut, dann vergiss den Psychologen“, erwiderte Malcolm. „Aber nimm dir wenigstens die Zeit, dich an irgendwelchen Rosen zu erfreuen – oder in deinem Fall wohl eher am Heidekraut. Hugh, du bist gerade mal neununddreißig!“

„Wir haben viel zu viel zu tun, als dass ich durchs Heidekraut stampfen könnte“, widersprach Hugh ärgerlich.

Malcolm nickte. „Deshalb brauchen wir auch einen neuen Partner in der Praxis. Ich weiß, ich weiß“, fuhr er fort, als Hugh die Augen verdrehte. „Es ist die alte Leier, aber es stimmt trotzdem.“

„Was glaubst du wohl, warum ich damit einverstanden war, all diese Vertreter in den letzten anderthalb Jahren einzustellen?“, fragt Hugh. „Ich weiß, dass wir noch einen Arzt brauchen. Aber es ist schließlich nicht meine Schuld, dass keiner der Vertreter gut genug war, um ihm eine Partnerschaft anzubieten.“

„Hugh, sie hätten alle eine Mischung aus Marie Curie und Albert Schweitzer sein können, und du hättest immer noch behauptet, dass sie nicht gut genug sind. Denn letztendlich willst du Jenny gar nicht ersetzen. Du meinst, es wäre ihrem Andenken gegenüber illoyal, das zu tun.“

„Blödsinn.“

„Ach, wirklich?“ Malcolm beugte sich vor und sah ihn forschend an. „Hugh, niemand kann oder wird Jenny jemals ersetzen. Sie war ein ganz besonderer, einzigartiger Mensch. Aber das heißt nicht, dass kein anderer Arzt ihren Platz in der Praxis einnehmen könnte. So kann es nicht weitergehen. Wir sind beide völlig erschöpft. Und als Chrissie sich vor drei Jahren bereiterklärt hat, unsere Sprechstundenhilfe zu werden, hat sie nicht damit gerechnet, dass sie rund um die Uhr arbeiten muss. Irgendwann wird es zu einem Zusammenbruch kommen, und es hat schon angefangen.“

Malcolm hatte recht, das wusste Hugh. Wenn er nicht aufpasste, würde er alles verlieren, was er sich in Kilbreckan aufgebaut hatte. Doch wie sollte er seinem besten Freund erklären, dass er nicht wusste, wie er von der Vergangenheit loskommen oder wie er ohne Jenny weiterleben sollte? Er konnte es sich nicht einmal vorstellen.

„Malcolm, ich weiß, dass es in letzter Zeit schwierig gewesen ist, mit mir zusammenzuarbeiten. Okay, okay“, fuhr er fort, als sein Freund den Kopf schüttelte. „Ich war einfach unmöglich, und das tut mir leid. Ich werde mir Mühe geben, mich zu bessern. Und ich verspreche …“

Er atmete tief durch. „Wenn dieser Alec Lorimer auch nur halbwegs vernünftig ist, bieten wir ihm am Ende seines Dreimonatsvertrages eine Partnerschaft an. Du hast doch gesagt, dass er erstklassige Referenzen hat, oder?“

Ein Hauch von Röte erschien auf Malcolms runden Wangen. „Dr. Lorimers Referenzen sind fantastisch, wirklich außergewöhnlich, aber …“ Er hielt inne, als die Tür geöffnet wurde und eine füllige blonde Frau erschien. „Chrissie, was können wir für dich tun?“

„Es ist schon nach sieben, und im Wartezimmer ist keiner mehr“, antwortete sie. „Soll ich abschließen?“

„Ist Alec Lorimer noch nicht da?“, fragte Hugh. Als Chrissie verneinte, zog er die Brauen zusammen. „Nicht gerade ein guter Anfang, wenn er eigentlich um sechs hätte hier sein sollen.“

„Hugh.“

„Entschuldige, Chrissie“, sagte er schnell, als er den Blick sah, den sie ihrem Mann zuwarf. „Ich sollte diesem Neuen gegenüber ein bisschen entgegenkommender sein. Warum geht ihr zwei nicht schon mal nach Hause?“ Er ordnete seine Patientenakten. „Dr. Lorimer erwartet bestimmt nicht, dass wir alle drei auf ihn warten.“

Chrissie warf ihrem Mann erneut einen betonten Blick zu, und Malcolm räusperte sich unbehaglich. „Hugh, wegen Dr. Lorimer …“

„Ich werde lammfromm und zuckersüß zu ihm sein, keine Sorge.“ Gefolgt von Chrissie und Malcolm, ging Hugh ins Wartezimmer.

„Das ist es nicht“, fing Malcolm an. „Na ja, natürlich will ich nicht, dass du Dr. Lorimer bei eurer ersten Begegnung gleich runterputzt, aber …“

„Was denn?“, wollte Hugh wissen.

Malcolm machte den Mund auf, schüttelte dann jedoch den Kopf. „Nichts.“

Chrissie sah ihren Mann böse an, aber dieser zuckte nur reumütig die Achseln. Vielleicht hatten sie einen Streit gehabt oder Sorgen mit einem ihrer Kinder. Als Patenonkel der Zwillinge hätte Hugh eigentlich davon wissen sollen. Doch er hatte die Kinder seit Monaten nicht mehr gesehen.

„Wie geht’s den Kindern, Chrissie?“ Er legte die Akten auf den Tresen der Anmeldung. „Gehen sie immer noch gern zur Schule?“

„Laurie ja, aber Tom möchte am liebsten wieder weg. Er findet, sie haben ihm dort schon alles beigebracht, was sie draufhaben.“

Hugh lächelte ein wenig. „Wer weiß? Für einen Zehnjährigen ist er ziemlich clever.“

Chrissie lachte. „So schlau nun auch wieder nicht. Komm doch demnächst mal wieder zum Essen vorbei. Tom und Laurie reden ständig von dir.“

„Mach ich.“

„Wann?“, fragte sie, während ihr Mann zum Fenster ging und hinausschaute. „Du sagst nämlich immer, dass du kommst, aber du tust es nie.“

„Doch, ich komme bald. Versprochen“, erwiderte Hugh und wechselte dann bewusst das Thema. „Übrigens, Ellie Dickson ist heute Abend nicht zum Blutdruckmessen erschienen.“

„Ich habe ihr gesagt, dass sie jetzt, da sie im sechsten Monat schwanger ist, unbedingt regelmäßig zur Kontrolle kommen muss“, meinte Chrissie. Ihr Blick zeigte ihm, dass sie seine Absicht durchschaut hatte.

„Aber wie immer ist es zum einen Ohr rein und zum andern wieder raus.“ Hugh nickte. „Ich fahr morgen bei ihr vorbei, um sie noch mal daran zu erinnern.“

„Hey, Hugh“, rief Malcolm plötzlich aus. „Komm her, und schau dir das an!“

Hugh ging zum Fenster und war verblüfft, als er sah, was sein Freund anstarrte.

Es handelte sich um ein Motorrad, das neben Hughs Range Rover geparkt war. Aber nicht irgendein Motorrad, sondern eine in Rot und Chrom glänzende Ducati Sport.

„Wer in unserer Gegend fährt denn eine solche Schönheit?“, fragte Malcolm. Der Neid in seiner Stimme war unüberhörbar.

Hugh schüttelte den Kopf. „Keiner von hier. Sonst hätte sich die Neuigkeit schon längst wie ein Lauffeuer verbreitet.“

„Nicht unbedingt.“ Chrissie schaute ebenfalls hinaus. „Ist ja schließlich bloß ein Motorrad, oder?“

Hugh und Malcolm wechselten einen Blick.

„Chrissie, das ist nicht bloß ein Motorrad“, protestierte Malcolm. „Dies ist ein Kunstwerk, perfekte Ingenieursarbeit, Poesie in Bewegung, der Traum eines jeden Motorradfahrers.“

„Ein Männerspielzeug.“ Sie schnaubte, und er bedachte sie mit einem vernichtenden Blick.

„Eher eine Maschine nach dem höchsten technischen Standard. Ob der Besitzer mich wohl mal ’ne Runde darauf drehen lassen würde?“

„Keine Chance.“ Eine gedämpfte weibliche Stimme lachte leise. Beide Männer wandten sich um und sahen eine kleine, schlanke Gestalt mit Helm und schwarzer Lederkleidung in der Tür zum Wartezimmer stehen. „Niemand fährt mein Baby außer mir.“

„Und Sie sind?“, fragte Hugh.

Sie nahm den Helm ab. „Ich bin Alex“, antwortete sie und streckte die Hand aus. „Alex Lorimer.“

Automatisch schüttelte Hugh ihr die Hand. Er nahm ein Paar strahlend grüner Augen wahr und einen Schopf kurzer, abstehender roter Haare. Erst dann erfasste er ihre Worte.

„Sie sind eine Frau.“ Abrupt ließ er ihre Hand fallen.

Sie lachte. „Als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, war ich’s zumindest noch.“

„Aber Ihr Name.“ Er blickte zu Malcolm hinüber, der plötzlich ein ungewöhnlich großes Interesse an den Postern am schwarzen Brett zu haben schien. „Man hat mir gesagt, dass er Alec wäre. Alec Lorimer.“

„Alex, nicht Alec“, verbesserte die junge Frau. „Die Abkürzung von Alexandra. Das haben Sie doch sicher auf meinem Lebenslauf gesehen?“

Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihre Bewerbungsunterlagen zu lesen. Für ihn handelte es sich lediglich um einen weiteren Vertreter, den Malcolm eingestellt hatte.

Malcolm und Chrissie sind mir auf jeden Fall eine Erklärung schuldig, dachte Hugh grimmig, während sein Partner sich hastig vorstellte. Chrissie säuselte geradezu ein herzliches Willkommen, wobei sie Hugh besorgt im Auge behielt.

„Und Sie müssen Dr. Scott sein.“ Alex Lorimer drehte sich zu ihm um. „Der Seniorpartner der Praxis.“

„Das dachte ich bisher auch“, erklärte er gepresst und packte Malcolm am Ellbogen. „Könnte ich kurz unter vier Augen mit Ihnen sprechen, Dr. MacIntyre?“

„Ich wollte Alex gerade die Praxis zeigen“, begann Malcolm, seufzte jedoch, als er Hughs Gesichtsausdruck sah. „In deinem Sprechzimmer?“

Hugh nickte kurz. Sobald er Malcolm hineingeschoben und die Tür hinter ihm geschlossen hatte, fuhr er ihn heftig an. „Was, zum Teufel, soll das?! Du wusstest, dass sie eine Frau ist. Du hast mich nie korrigiert, wenn ich seinen … ihren … Namen gesagt habe!“

„Weil ich wusste, dass du genau so reagieren würdest“, verteidigte sich sein Freund. „Okay, sie ist eine Frau, na und?“

„Ich hatte es zur Bedingung gemacht, dass wir ausschließlich männliche Bewerber einstellen“, entgegnete Hugh aufgebracht. „Verdammt noch mal, du weißt doch genau, wie es bei uns ist. Die Straßen hier sind katastrophal. Wir müssen weite Strecken fahren, und die Bauern kommen nicht mal in die Nähe der Praxis, wenn wir sie nicht dazu zwingen. Wie soll eine Frau wie sie damit klarkommen? Sie sieht aus wie ein Schulmädchen im Berufspraktikum.“

„Sie ist dreißig.“

„Und warum arbeitet sie dann immer noch als Vertretung?“, wollte Hugh wissen. „Wenn sie überhaupt zu etwas zu gebrauchen ist, sollte sie mittlerweile eine eigene Praxis haben. Irgendwas stimmt also offensichtlich nicht mit ihr.“

„Mit ihr ist alles in Ordnung“, widersprach Malcolm. „Es ist nur eine Überreaktion deinerseits, dass du …“

„Und wo soll sie wohnen?“, fiel Hugh ihm ins Wort.

„In deinem Haus, so wie all die anderen Vertreter auch.“

„Nein.“ Hughs graue Augen blitzten. „Kommt nicht infrage. Was sollen denn die Leute sagen? Dr. Scott lebt mit einer Frau zusammen …“

„Keiner wird so was sagen“, unterbrach Malcolm ihn. „Alle wissen, dass es eine abgeschlossene Einliegerwohnung ist.“

„Sie geht wieder, Malcolm, basta. Ruf in der Agentur an, und sag ihnen, sie sollen einen anderen schicken.“

„Es gibt niemand anderen“, gab dieser zurück. „Entweder Alex oder keiner.“

„Dann müssen wir eben warten, bis sie jemand anders finden.“

„Vielleicht bist du ja bereit zu warten, aber ich nicht!“ Malcolms Gesicht war jetzt ebenso gerötet wie das von Hugh. „Hör auf mit all diesen Ausreden. Du willst sie doch bloß deshalb nicht, weil du den Gedanken nicht ertragen kannst, dass eine andere Frau in Jennys Sprechzimmer sitzt und dich an sie erinnert.“

„Quatsch.“

„Ach ja? Hugh, wir sind auf sie angewiesen. Auch wenn wir sie nur für drei Monate behalten, wir brauchen sie.“

„Sie bleibt auf gar keinen Fall.“

„Gut. Schick sie zurück. Aber dann kündige ich auch.“

„Malcolm.“

„Entweder Alex bleibt, oder Chrissie und ich sind weg, Hugh. Es ist ganz allein deine Entscheidung.“

Hugh merkte, dass sein Freund es ernst meinte. Es dauerte lange, bis Malcolm die Geduld verlor. Aber wenn er erst einmal auf stur schaltete, ließ er sich nicht mehr umstimmen.

Immerhin ist es ja nur für drei Monate, sagte sich Hugh. Aber die Frau sah nicht mal aus wie eine Ärztin. Zu klein und zierlich, und dann ihr Haar. Jenny hatte wundervolles Haar gehabt, lang, dicht und weizenblond. Er hatte es geliebt, seine Finger hindurchgleiten zu lassen. Nicht, dass er sich vorstellen konnte, jemals mit den Händen durch Alex Lorimers Haare zu fahren. Aber welche Frau entschied sich freiwillig dazu, so auszusehen wie ein frecher Kobold?

„Hugh, bitte.“ Malcolms Stimme klang sanft und eindringlich.

Hugh wollte ablehnen, aber er konnte es sich nicht leisten, Malcolm zu verlieren. Nicht nur, weil er ein ausgezeichneter Arzt war. Sondern weil sie seit über zwanzig Jahren befreundet waren und Malcolm mit ihm gute und schlechte Zeiten durchgestanden hatte.

„Na schön, du hast gewonnen“, sagte er widerstrebend. „Aber sie macht auf keinen Fall ihre Hausbesuche mit dem Motorrad. Abgesehen von dem Sicherheitsrisiko, kannst du dir vorstellen, wie unsere Patienten reagieren, wenn sie mit dem Ding angebraust kommt? Lady Soutar würde einen Anfall kriegen.“

„Wahrscheinlich.“ Malcolm lachte vor sich hin. „Okay, ich frage Neil von der Werkstatt, ob er uns einen seiner Mietwagen ausleiht.“

„Irgendwas Solides mit Vierrad-Antrieb.“

„In Ordnung. Soll ich Alex hereinbitten?“ Als Hugh nickte, eilte Malcolm zur Tür, hielt dann jedoch inne. „Ich weiß, dass sie nicht das ist, was du wolltest. Aber urteile ausnahmsweise mal nicht nach deinem ersten Eindruck. Vielleicht ist sie ja genau diejenige, die wir brauchen.“

Kurz darauf kam Malcolm mit Alex Lorimer zurück.

„Und? Wer hat gewonnen?“, fragte sie, als sie Platz nahm.

„Wie bitte?“, meinte Hugh.

Ein Grübchen erschien in ihrer Wange. „Ich gehe davon aus, dass sie beide gerade einen Mordsstreit meinetwegen hatten. Also, soll ich meinen Helm aufhängen oder wieder abhauen?“

„Meine Unterhaltung mit Dr. MacIntyre hatte absolut nichts mit Ihnen zu tun“, erklärte Hugh. Doch an dem Funkeln ihrer grünen Augen konnte er erkennen, dass sie sich von ihm nichts vormachen ließ. „Ich weiß nicht, was Ihnen die Agentur über unsere Praxis erzählt hat“, fuhr er fort.

„Nur, wo sie ist und dass Sie eine Vertretung für drei Monate wollen“, antwortete sie. „Also, wen von Ihnen soll ich vertreten?“

„Keinen von beiden.“ Er presste die Lippen zusammen. „Ursprünglich war dies eine Gemeinschaftspraxis von drei Ärzten, und wir überbrücken die Zeit mit Vertretungen, bis wir jemanden finden, der auf Dauer zu uns passt. Ich werde Ihnen einen Dienstplan für morgen zusammenstellen, und Malcolm wird Sie zur Werkstatt im Dorf mitnehmen, wo Sie ein Auto zur Verfügung gestellt bekommen.“

„Ich brauche kein Auto. Mein Motorrad fährt überall. Vermutlich sogar besser als jedes Auto.“

„Mag sein, aber es macht kaum einen guten Eindruck, wenn unsere Praxisvertretung in Lederklamotten durch die Gegend rast.“

„Das ist ein Scherz, oder?“ Alex fing an zu lachen, hörte jedoch auf, als sie seine Miene sah. „Okay, kein Scherz. Tja, tut mir leid, wenn Sie was gegen mein Bike haben …“

„Hugh hat nichts gegen Bikes“, unterbrach Malcolm sie schnell. „Als Studenten sind wir sogar beide Motorrad gefahren. Ich hatte eine alte Honda und Hugh eine Harley.“

„Sie hatten eine Harley?“ Interessiert sah sie Hugh an. „Welches Modell?“

„Eine Sportster FXST“, erwiderte er. „Aber ich denke nicht, dass …“

„Antrieb?“

„Chrom, Fünf-Gang-Harley. Aber darum geht’s jetzt nicht. Kilbreckan ist ein höchst konservatives Dorf, und für die Leute von außerhalb gilt das noch mehr. Sie erwarten, dass ein Arzt bei einem Hausbesuch auch aussieht wie ein Arzt.“

„Ich bitte Sie, Ihren Patienten wäre es vermutlich völlig egal, ob ich auf einem Kamel angeritten komme oder als Osterhäschen verkleidet bin, solange ich weiß, was zu tun ist, wenn ich sie behandle“, protestierte Alex. „Und ob es Ihnen passt oder nicht, mein Bike muss bleiben, weil ich nicht Auto fahren kann.“

„Jeder kann Auto fahren“, entgegnete er ungläubig.

„Tja, da habe ich Neuigkeiten für Sie, Dr. Scott. Ich nämlich nicht. Ich hab’s nie gelernt. Aber wenn Sie was gegen meine Ledermontur haben, könnte ich sie ja ausziehen, sobald ich bei einem Hausbesuch bin. Leider trage ich darunter normalerweise nur einen Lycra-Ganzkörper-Anzug, sodass Ihre Patienten vielleicht das Gefühl haben, dass sie mehr von mir zu sehen kriegen, als ihnen lieb ist. Aber wenn Sie das so wollen …“

Fasziniert sah Malcolm sie an, doch Alex’ Blick war auf Hugh gerichtet. Der herausfordernde Ausdruck in ihren Augen war unmissverständlich. Alex Lorimer wirkte vielleicht so, als ob jeder Windstoß sie umpusten könnte. Aber sie besaß Charakter, und zwar einen Charakter, der Hugh ganz und gar nicht gefiel.

„Dann werden Sie wohl Ihr Motorrad benutzen müssen“, gab er scharf zurück. „Aber dürfte ich Sie darum bitten …“

„Bei Hausbesuchen meine Lederklamotten anzulassen?“, ergänzte sie. Ihre grünen Augen blitzten belustigt, und er biss die Zähne zusammen.

„Ich wollte Sie dringend darum bitten, auf unseren Straßen vorsichtig zu fahren“, sagte er. „Bei uns gibt es zwar wenig Verkehr, aber eine Menge Idioten. Außerdem haben wir September, und das bedeutet, dass bald die Brunftzeit anfängt und die Rehe von den Bergen runterkommen. Falls Sie mit hoher Geschwindigkeit mit einem von denen zusammenstoßen, wird von Ihnen oder Ihrem Bike nicht mehr viel übrig bleiben.“

Wegwerfend meinte sie: „Ich kann gut auf mich selbst aufpassen.“

Abrupt stand er auf. „Malcolm, könnt ihr zwei bitte abschließen? Dann zeige ich Dr. Lorimer ihre Unterkunft.“

Malcolm nickte. Als Hugh seine neue Kollegin aus der Praxis begleitete, bemerkte er jedoch, dass Malcolm und Chrissie ihn vom Fenster im Wartezimmer aus beobachteten.

Hugh fragte sich verärgert, was die beiden denn noch von ihm wollten. Immerhin war er einverstanden gewesen, dass Alex Lorimer blieb. Aber ein bisschen mehr Höflichkeit konnte wohl nicht schaden.

„Sind Sie heute von weit hergekommen, Dr. Lorimer?“, erkundigte er sich.

„Nur aus Edinburgh“, antwortete sie. „Ich war ein paar Tage bei meiner Mutter. Dann hörte ich von der Agentur, dass Sie mich brauchen.“

„Eine ziemlich weite Strecke“, meinte er.

Sie zuckte die Achseln. „Ich habe nur etwas über vier Stunden gebraucht. Normalerweise wäre ich früher da gewesen, aber auf der A 9 gab es mehrere Baustellen.“

„Sie müssen die ganze Zeit mit Höchstgeschwindigkeit gefahren sein.“ Hugh war einerseits beeindruckt, andererseits jedoch auch erschrocken darüber, mit welchem Tempo sie unterwegs gewesen sein musste.

„Sie ist ziemlich schnell“, erwiderte Alex und tätschelte ihr Motorrad liebevoll. „Aber sie hat ja auch einen Zweizylindermotor mit 992 ccm und elektronischer Benzineinspritzung.“

„Beeindruckend“, murmelte Hugh.

Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Die technischen Daten der Maschine oder dass ich was von Motoren verstehe?“

„Beides“, gab er zu. „Woher wissen Sie so viel über Motoren?“

„Mein Vater hatte früher eine Werkstatt, und ich habe den Mechanikern von klein an gerne zugeschaut. Mich haben immer nur die Motorräder interessiert, nie die Autos.“

„Deshalb haben Sie auch keinen Auto-Führerschein.“

„Ja. Mit siebzehn hatte ich mein erstes Bike, und mit achtzehn konnte ich es vollständig auseinandernehmen und wieder zusammenbauen. Meine Mutter war entsetzt. Sie wollte, dass ich hübsche Kleider anziehe und auf Partys gehe. Aber ich war nur dann glücklich, wenn ich in Arbeitshose und mit einem Schraubenschlüssel in der Hand unter einem Motorrad lag.“

„Also ein echter Lausejunge“, stellte er fest.

Strafend sah Alex ihn an. „Seien Sie froh, dass ich keine Erzfeministin bin, Dr. Scott. Sonst würden Sie für diese Bemerkung ernsthafte Probleme bekommen.“

Unwillkürlich spielte ein Lächeln um seine Lippen. Wenn man mal von ihren Haaren absah, war sie eine hübsche junge Frau. Große grüne Augen, umrahmt von erstaunlich dunklen Wimpern. Eine porzellanfarbene Haut, die so durchscheinend war, dass man eine kleine blaue Ader auf ihrer Stirn erkennen konnte. Und ein breiter, sanft geschwungener Mund, der zum Lachen wie geschaffen war.

Eine Wassernixe, dachte Hugh, während er auf sie hinunterblickte. Kein Kobold, sondern eine Wassernixe. Was mochte ihr Freund wohl davon halten, dass sie ständig ihren Arbeitsplatz wechselte? Denn sie hatte bestimmt einen Freund. Hugh hätte es jedenfalls nicht gefallen. Er hätte sie bei sich haben wollen.

Aber was sollte das, fragte er sich, als er sah, wie sie sein Lächeln erwiderte. Er wollte gar nichts über diese Frau wissen. Sie war nur eine weitere Praxis-Vertretung, die in drei Monaten wieder verschwunden sein würde.

„Ich hoffe, Sie haben ein gutes Schloss für Ihr Bike“, erklärte er kühl. „Kilbreckan sieht vielleicht aus wie ein verschlafenes Fischernest, aber in der Saison haben wir hier viele Touristen. Und Ihr Motorrad ist die reinste Versuchung.“

„Es ist polizeilich registriert, und ich schließe es immer ab, wenn ich nicht fahre.“ Alex setzte ihren Helm auf. „Falls Sie oder Dr. MacIntyre also jemals in Versuchung geraten sollten, werden Sie nicht weit kommen.“

„Weder Dr. MacIntyre noch ich würden jemals im Traum daran denken, ohne Erlaubnis mit Ihrem Motorrad …“, begann Hugh, schluckte den Rest aber herunter, als er merkte, wie ihre Augen erneut amüsiert blitzten. „Ihre Wohnung ist nicht weit von hier.“ Er riss die Tür seines Wagens heftiger auf als nötig. „Sie liegt am Dorfrand. Ich fahre voraus, und Sie folgen mir.“

„Ich glaube, das werde ich wohl gerade noch so schaffen.“ Ehe er antworten konnte, klappte sie ihr Visier herunter. Es war offensichtlich, dass sie sich über ihn lustig machte.

Er hatte sich also eine Wassernixe mit abstehenden Haaren und einem losen Mundwerk an Land gezogen. Grimmig setzte Hugh seinen Wagen zurück. Dann fuhr er die Hauptstraße von Kilbreckan entlang, vorbei am Hafen mit seinen Booten, die auf dem Wasser schaukelten. Am Laden an der Ecke bog er links ab, wobei er sich im Rückspiegel vergewisserte, dass Alex Lorimer ihm folgte.

Allerdings war auch sie nicht gerade gut gelaunt. „So viel zur hoch gelobten Gastfreundschaft im schottischen Hochland und dass die Leute einen Fremden hier immer willkommen heißen“, murmelte sie vor sich hin. „Der Kerl wollte eine Vertretung. Er hat eine gekriegt, und trotzdem behandelt er mich, als hätte ich die Beulenpest.“

Außerdem ist er groß, dachte sie gereizt. In ihren Augen war das ein weiterer Minuspunkt. Da sie selbst nur knapp über einsfünfzig maß, war sie sich ihrer zierlichen Gestalt nur allzu bewusst. Sie hasste es, wenn man auf sie herabschaute, ob real oder im übertragenen Sinne. Und innerhalb kürzester Zeit hatte Hugh Scott bereits beides getan.

Aber er sieht gut aus, flüsterte eine leise Stimme in ihrem Innern. Doch Alex schüttelte energisch den Kopf. Auch wenn der Mann dichtes schwarzes Haar besaß, ein markantes schmales Gesicht und quecksilberfarbene Augen – er war arrogant, aufgeblasen und …

„Oh, Mann!“, rief sie genervt aus und bremste scharf ab, als Hughs Bremslichter aufleuchteten. „Was ist denn jetzt schon wieder?“

Mit einem gedämpften Fluch schob sie ihr Visier hoch und wartete, bis Hugh zu ihr kam. „Gibt es ein Problem?“, fragte sie.

„Wir sind da.“

Sie sah erst ihn an, dann das imposante zweistöckige viktorianische Haus, neben dem sie angehalten hatten. „Hier wohne ich?“, meinte sie verblüfft.

„In einem Teil davon“, antwortete er. „Als meine Frau und ich es vor fünf Jahren kauften, war es in zwei getrennte Wohnungen umgewandelt worden. Wir hatten immer vor, wieder ein Einfamilienhaus daraus zu machen, aber …“ Er wandte den Blick ab. „Wir haben eine gemeinsame Eingangstür und Diele. Ansonsten ist Ihre Wohnung völlig abgeschlossen. Sie besteht aus drei Schlafzimmern, einem Wohnzimmer, einer Küche und einem Bad.“

Wie deprimierend, dachte Alex, nachdem er ihr alles gezeigt hatte. Sie hatte schon in einigen sehr einfachen Unterkünften gewohnt. Aber normalerweise hatte irgendjemand zumindest eine Vase mit Blumen auf einen Tisch gestellt, um das Ganze etwas freundlicher zu machen. Meistens hingen auch ein paar Bilder an den Wänden. Aber dieses Apartment war äußerst sparsam eingerichtet.

„Man hat hier eine sehr schöne Aussicht aufs Dorf“, sagte Hugh, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Und die Wohnung lässt sich gut beheizen.“

„Ah ja.“

„Chrissie besorgt immer ein paar Lebensmittel für unsere Vertretungsärzte. Fleisch, Gemüse und so“, fuhr er fort. „Damit Sie nicht gleich am ersten Abend einkaufen gehen müssen.“

„Okay.“ Sie überlegte, warum nicht seine Frau die Einkäufe erledigt hatte.

„Falls es irgendwelche Probleme geben sollte, ich bin unten. Aber wie gesagt, es müsste eigentlich alles Nötige da sein.“

„Sodass ich Sie nicht belästigen muss“, ergänzte Alex.

Ein Anflug von Röte auf seinen Wangen, als er den Rückzug antrat, bestätigte ihr, dass sie richtig geraten hatte.

Sobald er fort war, ging sie zum Wohnzimmerfenster und schaute hinaus. Laut Aussage der Agentur war Kilbreckan einst ein florierender Hafen gewesen. Ein Ort mit mehr als einem Dutzend Geschäften, wo man alles kaufen konnte, von der Nähnadel bis zum Traktor. Aber das Aufkommen von Autos und der Bau neuer Straßen hatten zu seinem Niedergang geführt.

Doch Alex hatte nichts gegen ruhige Orte. Sie hatte in Großstädten, Kleinstädten und auf dem Land gearbeitet und kannte sich aus. In den Städten konnte man beinahe anonym sein. In einer Landarztpraxis waren die Patienten jedoch enttäuscht, wenn sie nicht innerhalb einer Woche alles über einen wussten. Nun, die Einwohner von Kilbreckan würde Alex wohl enttäuschen müssen, da sie selbst bestimmte, wie viel sie von sich preisgab.

Sie wandte sich vom Fenster ab und verzog die Miene, als ihr Blick wieder auf die kahlen Wohnzimmerwände und funktionalen Möbel fiel. Gemütlich war es hier sicher nicht, aber sie blieb ja nur für drei Monate. Entschlossen öffnete sie ihren Rucksack und nahm ein silbergerahmtes Foto heraus. Sobald dies auf dem Kamin stand, würde sie sich gleich mehr zu Hause fühlen und nicht so einsam und verloren.

„Komm schon, Alex“, ermunterte sie sich selbst. „So ein Anfall von Melancholie sieht dir doch gar nicht ähnlich.“

Sie hatte sich darauf trainiert, immer gut gelaunt und positiv zu sein, aber heute Abend war es irgendwie anders. Als sie die lächelnden Gesichter ihrer Eltern betrachtete und sich selbst, so jung und optimistisch damals, da dachte sie unwillkürlich an den Mann, der auch einmal auf dem Foto gewesen war. Wenn man genau hinschaute, sah man sogar noch den Rand seiner Jacke neben der Schulter ihres Vaters.

„Du wirst wohl nie ganz verschwinden, Jonathan, oder?“, meinte sie leise. „Auch wenn ich noch mehr von meinem Vater abschneide, du bist immer da.“

Plötzlich schossen ihr Tränen in die Augen, und ärgerlich stellte sie das Bild hin.

Dieser blöde Hugh Scott. Er war schuld an ihrer düsteren Stimmung. Alex hatte sicher kein Willkommensbuffet oder eine Dudelsackband erwartet, aber wenigstens das Gefühl, erwünscht zu sein. Was ihn anging, war das offenbar nicht der Fall.

Seltsam. Schließlich war er der Seniorpartner der Praxis. Er musste ihrer Einstellung also zugestimmt haben.

„Vielleicht hatte er einen schlechten Tag“, überlegte sie laut. „Das kommt vor.“

Aber vielleicht ist er auch bloß ein arroganter Mistkerl, ging es ihr durch den Kopf. Sie biss sich auf die Lippen. Hoffentlich nicht. Denn dann könnten das drei sehr lange Monate werden. Weglaufen würde sie nämlich auf gar keinen Fall. Sie brauchte das Geld für ihre Zukunftspläne, und so leicht gab sie nicht auf.

„Sei einfach nett und freundlich wie immer.“ Sie ging in die Küche, um nachzusehen, was Chrissie an Lebensmitteln eingekauft hatte. „Nur lächeln, dann wird’s schon klappen.“

2. KAPITEL

Alex schaute aus dem Fenster ihres Sprechzimmers auf die grauen Steinhäuser von Kilbreckan und stieß einen tiefen Seufzer aus. Die Schieferdächer glänzten im spätsommerlichen Sonnenschein. Bis auf ein altes, rostiges Fischerboot war der Hafen heute Vormittag leer, da der Rest der Fischereiflotte aufs Meer gefahren war. Es war ein schönes Fleckchen Erde, und die Dorfbewohner hatten Alex herzlich aufgenommen. Doch nach zwei Wochen hielt nur noch ihr trotziger Stolz sie davon ab, ihre Sachen zu packen und zu gehen.

Da hörte sie ein diskretes Hüsteln und drehte sich um.

Chrissie stand an der Tür und hielt ihr einen Becher Kaffee hin. „Anstrengende Sprechstunde?“, erkundigte sie sich mitfühlend.

Alex zuckte die Achseln. „Nein, die war ganz okay. Es ist bloß …“

„Hugh.“ Chrissie nickte, als Alex ihr den Kaffee abnahm. „Alex, ich weiß, dass er schwierig ist.“

„Schwierig?“, entgegnete Alex. „‚Absolut unmöglich‘ trifft es wohl eher. Chrissie, ich weiß, dass er immer noch um seine Frau trauert. Und als du mir erzählt hast, wie sie gestorben ist …“ Sie schüttelte den Kopf. „Er muss am Boden zerstört gewesen sein. Aber er muss auch irgendwann mal loslassen, sein Leben weiterleben. Seine Trauer an allen anderen auszulassen, nur weil sie am Leben sind und seine Frau nicht mehr, das tut ihm nicht gut. Und der Praxis schon gar nicht.“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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