Julia Exklusiv Band 321 - Jennie Lucas - E-Book
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Julia Exklusiv Band 321 E-Book

Jennie Lucas

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Beschreibung

SCHICKSALSNÄCHTE AUF SIZILIEN von LYNN RAYE HARRIS
Ihre Familie lebt im Scheinwerferlicht - nur Lia führt ein Schattendasein unter den Correttis. Bis die schöne Sizilianerin Zach begegnet. In den Armen des Ex-Piloten blüht sie auf - und entdeckt ihre Sinnlichkeit. Zwei Nächte lang - dann ist ihr geheimnisvoller Held verschwunden …

IM ZAUBER DIESER NACHT von Jennie Lucas
Lilley fühlt sich wie im Märchen, als ihr sexy Boss Prinz Alessandro Caetani sie spontan zu einem glamourösen Ball einlädt. Mit einer aufreizenden roten Robe und High Heels verwandelt sie sich in eine wahre Cinderella. Doch Schlag zwölf scheint der Zauber plötzlich vorbei …

URLAUB - TRAUMMANN INKLUSIVE? von KERRI LEROY
Ferien auf Hawaii - Liebe inklusive? Hand in Hand am Strand, Küsse in der wilden Brandung, Sex unter tausend hellen Sternen? Mit Jack Banta scheint alles möglich! Paige ahnt nicht, was dieser Traummann mit dem frechen Surfer-Charme wirklich im Schilde führt …

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Seitenzahl: 611

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Lynn Raye Harris, Jennie Lucas, Kerri LeRoy

JULIA EXKLUSIV BAND 321

IMPRESSUM

JULIA EXKLUSIV erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Erste Neuauflage by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg, in der Reihe: JULIA EXKLUSIV, Band 321 – 2020

© 2013 by Harlequin Books S. A. Originaltitel: „A Façade to Shatter“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Gudrun Bothe Deutsche Erstausgabe 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg,in der Reihe JULIA, Band 2142

© 2012 by Jennie Lucas Originaltitel: „A Night of Living Dangerously“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Petra Pfänder Deutsche Erstausgabe 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg,in der Reihe JULIA, Band 2062

© 2006 by Kerri Leroy Originaltitel: „Getting Hot In Hawaii“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Bettina Röhricht Deutsche Erstausgabe 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe JULIA, Band 162009

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 02/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733715168

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Schicksalsnächte auf Sizilien

1. KAPITEL

Zach Scott hatte nichts für Feiern über. Nicht mehr …

Früher war er der Mittelpunkt jeder Party gewesen, doch das war über ein Jahr her. Zach runzelte die Stirn und vergrub die Hände in den Taschen seiner Smokinghose. Mit einer Freundin nach Sizilien zu kommen, um einem Hochzeitsempfang beizuwohnen, war ihm als leichte Übung erschienen. Wie sich herausstellte, fand die Hochzeit dann gar nicht statt, auf die Feier wollte man aber trotzdem nicht verzichten.

So stand er also im festlich geschmückten Ballsaal des Corretti Flagship Hotels in Palermo und überlegte, wohin Taylor Carmichael verschwunden sein mochte. Und ob er sich nicht einfach auch klammheimlich davonstehlen sollte.

Nach einer Nacht voller Albträume schmerzte sein Kopf zum Zerbersten. Wieder einmal hatten ihn die qualvollen Erinnerungen an Gewehrfeuer, Explosionen und abstürzende Flugzeuge im Schlaf eingeholt. Anstatt das zu tun, was sein Leben einmal ausgemacht hatte, befand er sich in einem ständigen Kampf ums reine Überleben.

Seit sein Flieger über feindlichem Gebiet abgeschossen worden war, hatte er nichts mehr von dem dynamischen Geschäftsmann an sich, der auf dem öffentlichen Parkett brillierte, egal, ob es sich um Charity-Veranstaltungen, politische Podien oder ein gesellschaftliches Event handelte. Inzwischen empfand er all das als unerträgliche Belastung.

Leider gestaltete es sich schwieriger als je zuvor, derartige Torturen zu meiden. Nicht nur, weil er Zachariah James Scott IV, Sohn eines angesehenen US-Senators und Erbe eines Pharmakonzerns war, jetzt feierte man ihn auch noch als Kriegshelden.

Zachs Miene verfinsterte sich zunehmend.

Nach seiner Rettung – während der jeder einzelne Marinesoldat, der dazu abkommandiert wurde, ums Leben kam – hatte man ihn zu einer Art All-American-Hero hochstilisiert. Die Medien konnten nicht genug von ihm bekommen, wobei Zach wusste, dass es zum Großteil an seinem Vater lag, der seine Geschichte bei jeder sich bietenden Gelegenheit publik machte.

Und Zachariah J. Scott III würde auch weiterhin dafür sorgen, dass die Erinnerung an das Heldenepos seines Sohnes nicht einschlief. Nicht solange es seiner politischen Karriere nutzen konnte. Sein Sohn hatte seine Pflicht getan, obwohl er den leichteren Weg hätte gehen können. Er entschied sich dafür, sein Land zu retten anstatt sich selbst.

Zach hätte tatsächlich seinen Sitz im Vorstand des Pharmaziekonzerns behalten und Unmengen von Geld bewegen können, anstatt als Armeepilot in Kriegsgebiete zu fliegen. Doch das Fliegen hatte ihn schon immer begeistert und war Teil seines Lebens. Zumindest bis zu dem Absturz, seit dem er unter immer wiederkehrenden qualvollen Kopfschmerzen litt, die es zu gefährlich machten, dieser Leidenschaft weiter zu frönen.

Obwohl ihn alle dafür bewunderten und verehrten, dass er tapfer in den Krieg gezogen war und überlebt hatte, fühlte Zach selbst sich absolut nicht heldenhaft. Er wollte keine Aufmerksamkeit und verdiente die viele Anerkennung seiner Ansicht nach gar nicht. In seinen eigenen Augen hatte er schmählich versagt.

Trotzdem konnte er dem Theater um seine Person nicht ausweichen. Also lächelte er wie ein braver Soldat in die Kameras, aber innerlich war er tot. Und im gleichen Umfang, wie er versuchte, sich zurückzuziehen und dabei in eine Depression abzurutschen drohte, schien das Interesse der Medien an ihm zu wachsen.

Aber nicht alles an seinem neuen Leben war unerträglich. Zum Beispiel die Scott Foundation, eine Wohltätigkeitsstiftung seiner Familie, für die er seine gesamte Kraft einsetzte, um Kriegsveteranen zu helfen und sie zu unterstützen. Wie viele von ihnen kamen versehrt und traumatisiert in ein Leben zurück, in dem sie sich nicht mehr zurechtfanden oder das aus verschiedensten Gründen gar nicht mehr existierte.

Die Regierung versuchte zwar, ihnen zu helfen, doch die Probleme waren viel zu komplex, als dass nicht etliche der Kriegsheimkehrer durchs Raster fielen. Zachs erklärtes Ziel war es, möglichst viele von ihnen aufzufangen. Das schuldete er ihnen einfach.

Finster und ziemlich entnervt schaute er um sich. Zum Glück richtete sich das allgemeine Medieninteresse diesmal nicht auf ihn. Dafür stürzte sich die sizilianische Presse begeistert auf den Skandal, dass die Braut ihren zukünftigen Ehemann einfach am Altar hatte stehen lassen.

Sein Pech, mein Glück, dachte Zach zynisch. Es kam nämlich nicht oft vor, dass er sich so anonym und frei in der Öffentlichkeit bewegen konnte. Trotzdem wurde er das unbehagliche Gefühl nicht los, beobachtet oder verfolgt zu werden.

Inzwischen hatte Zach seine Kopfschmerzen kaum noch unter Kontrolle. Suchend ließ er seinen Blick über die Schar der Gäste schweifen, konnte Taylor aber nirgendwo entdecken. Seine Besorgnis wuchs, da sie auch seine Textnachrichten nicht beantwortet hatte. Sie hatte sich schrecklich viele Gedanken über diesen Trip nach Sizilien und ihre Rückkehr in den Schauspielberuf gemacht. Und noch mehr über das Urteil des Produzenten.

Aber Taylor war stark, und er wusste, dass sie die Bewährungsprobe, sich dem unvermeidlichen Presserummel nach ihrer viel kommentierten Auszeit erneut zu stellen, mit erhobenem Haupt bestehen würde. Der Film war ihr unglaublich wichtig. Außerdem bedeutete er Geld und Reputation für die Kriegsversehrtenklinik in Washington, in der Taylor viel Zeit und ihre ganze Kraft einsetzte, um anderen zu helfen. Die Klinik gab ihr Bestes, war aber auf kontinuierliche Spenden angewiesen, und Zach wusste, dass Taylor mit dem festen Willen hierhergekommen war, Erfolg zu haben.

Wie es allerdings momentan um sie bestellt war, davon hatte er keine Ahnung.

Seufzend zog er sich in eine ruhige Ecke zurück, soweit das in diesem Trubel überhaupt möglich war, und fischte sein Handy aus der Brusttasche. Dabei förderte er unabsichtlich auch einen flachen Gegenstand zutage, der an einem Band hing. Zachs Miene verfinsterte sich, als er sah, dass es sich um das Distinguished Flying Cross handelte, eine besondere Auszeichnung für Angehörige der Luftstreitkräfte, die man ihm nach seiner Rückkehr aus Afghanistan verliehen hatte. Taylor musste sie in die Jackentasche geschmuggelt haben, als sie den Smoking für ihn aus der Reinigung geholt hatte.

Zach schloss die Hand einmal fest um das metallene Kreuz, ehe er es zurücksteckte. Er hatte es nicht haben wollen, bekam allerdings keine Chance, die Medaille abzulehnen. Ebenso wie andere Auszeichnungen, die sein Vater nie vergaß zu erwähnen, wo immer er öffentlich auftrat. Er selbst hätte sie am liebsten vergessen, obwohl Taylor energisch darauf bestand, dass er sich bewusst vor Augen führte, sie verdient zu haben.

Er fluchte lautlos. Sie meinte es gut mit ihm, das wusste er natürlich. Allerdings war sie dabei hartnäckiger und unerbittlicher, als es jede Schwester hätte sein können.

Ungeduldig wählte er ihre Nummer. Keine Antwort. Verdammt!

Er wollte wissen, ob mit ihr alles in Ordnung war. Und er wollte raus hier! Es wurde immer lauter und unübersichtlicher. Jedenfalls konnte man den Sizilianern nicht vorwerfen, dass sie die Chance auf eine Party sausen ließen, egal, was der Anlass war oder auch nicht war. Auf dem Weg in Richtung Ausgang kam Zach an dem DJ vorbei, der offenbar gerade in diesem Moment seinen Dienst antrat, unter dem begeisterten Gejohle der anderen Gäste. Alle Lichter wurden gelöscht, dafür erstrahlten plötzlich zuckende Blitze, während laute Musik einsetzte. Zachs Puls schnellte in die Höhe, sein Herz hämmerte schmerzhaft in der Brust. Instinktiv suchte er mit dem Rücken Halt an der Wand, schloss gepeinigt die Augen und rang schwer atmend um Luft.

Es ist nur eine Party … eine harmlose Party, sagte er sich immer wieder. Doch die Lichtblitze hörten nicht auf, die Leute begannen zu tanzen und mitzusingen, und er konnte die aufsteigende Panik nicht mehr zurückdrängen.

Nein, nein, nein …

Er lag wieder im Schützengraben, in tiefschwarzer Nacht, um sich herum Gewehrfeuer und das Einschlagen von Granaten. Er spürte die Druckwellen der Explosionen an seinem Brustbein und krümmte sich vor Schmerzen. Augen und Mund waren voller Sand und Dreck. Frustration, Wut und Gewaltbereitschaft flammten in ihm auf und brannten schmerzhaft in seinem Innern. Er wollte kämpfen, versuchte hochzukommen, sich ein Gewehr zu schnappen, um den Kameraden zu helfen, den Feind zurückzudrängen. Doch sie ließen ihn nicht, weil sein Bein gebrochen war und er sich nicht bewegen konnte.

Hilflos lag er da, die Augen fest geschlossen … und plötzlich spürte er eine schmale Hand auf seinem Arm, dann auf seiner Wange. Die sanfte Berührung riss ihn aus seiner Erstarrung. Zach reagierte mit dem Instinkt eines Kriegers. Blitzschnell griff er zu und drehte seinem Angreifer den Arm auf den Rücken, bis er einen erstickten Laut hörte. Es war eine weibliche Stimme, nicht die eines Terroristen, der ihm nach dem Leben trachtete. Und der Körper, den er dicht an seinem spürte, erwies sich als überraschend weich.

Zach zwang sich, die Augen zu öffnen. Die zuckenden Lichter waren noch da, und sein Herz schlug immer nach hart und schmerzhaft in der Brust, aber … war er denn nicht in der afghanischen Wüste? Als einziger Überlebender des Gefechts?

Der qualvolle Geschützdonner um ihn herum wandelte sich zu einer Symbiose aus Musik, Gelächter und angeregter Konversation. Benommen starrte Zach auf das Holzpaneel direkt vor ihm … und die Frau, die er dagegengepresst hielt.

„Bitte“, sagte die Erscheinung ruhiger, als er es angesichts des seltsamen Umstands erwartet hätte. „Ich glaube, ich bin nicht die Person, für die Sie mich halten.“

Für die er sie hielt? Zach blinzelte. Für wen hatte er sie denn gehalten? Für jemanden, der ihm nach dem Leben trachtete, doch anstatt in Afghanistan hielt er sich anlässlich dieser verrückten Corretti-Hochzeit in Sizilien auf, und die Frau vor ihm war ein Gast wie er.

Zum ersten Mal nahm Zach sie wirklich wahr. Sie hatte sehr schöne, ausdrucksvolle Augen in einem ungewöhnlichen Blaugrün. Das dunkle Haar trug sie raffiniert aufgesteckt, und ihre vollen Brüste drohten das etwas zu enge Satinkleid jeden Moment zu sprengen. Sie war ihm bisher nicht aufgefallen, doch jetzt nagelte er sie mit seinem Körper an der Wand des Ballsaals fest. Mit einer Hand hielt er immer noch ihre schmalen Finger umschlossen, und zwar in ihrem Rücken, hinter den Schulterblättern. Mit der anderen umfasste er jetzt ihr Kinn und hob ihr herzförmiges Gesicht zu sich an.

Ihre weichen, fraulichen Kurven schienen sich bereitwillig den harten Formen seines durchtrainierten Körpers anzupassen und riefen Emotionen in ihm wach, die er schon lange nicht mehr verspürt hatte. Doch in seinem Leben gab es keinen Platz für so etwas, seit er aus dem Krieg zurückgekehrt war. Ein Fakt, den er mit einer Spur Bedauern registriert, aber klaglos akzeptiert hatte.

Jetzt stellte er fest, dass es ein Irrtum gewesen war. Zach versteifte sich, denn das Ziehen in seinen Lenden war ebenso unverkennbar wie die Welle des Begehrens, die ihn völlig unerwartet überflutete.

Abrupt gab er die Fremde frei und trat einen Schritt zurück. Was, zur Hölle, war nur in ihn gefahren? Genau deshalb mied er öffentliche Veranstaltungen. Er hatte sich einfach nicht mehr in der Gewalt. Wenn die Presse nun Wind von so einem verrückten Auftritt bekam? „Bitte, verzeihen Sie mir“, murmelte er gepresst.

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“

Es war eine ganz normale Frage angesichts der absurden Situation, und trotzdem brachte er es nicht fertig, sie zu beantworten. Er wollte einfach nur noch weg, anstatt stoisch zu ertragen, was immer ihm hier zugemutet wurde. Und wer sollte ihn daran hindern? Hier gab es keine Fotografen und Reporter, die ihn belagerten oder seine Flucht vereiteln konnten. Abrupt wandte er sich um, drängte sich rücksichtslos durch die Gästeschar und atmete erst auf, als er den angenehm kühlen und ruhigen Vorraum erreicht hatte. Als er hinter sich eine Bewegung hörte, fuhr Zach herum.

Sie war es … stand einfach da und musterte ihn aufmerksam.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie erneut.

„Bestens“, erwiderte er in hartem Italienisch. „Tut mir leid, aber Sie haben mich erschreckt.“

Zögerlich kam sie näher und verschränkte verlegen die Hände. Sie war sehr attraktiv, trotz des scheußlichen Kleids. Ihr Bild hatte sich bereits fest in seinem Gedächtnis verankert. Ihre herausfordernd weiblichen Kurven spürte er immer noch an seinem Körper. Der Drang, sie näher zu erforschen, wurde fast übermächtig. Mit äußerster Willensbeherrschung ballte er die Hände zu Fäusten. Früher hatte er sich von Frauen genommen, was immer sie ihm anboten und sooft sie es taten.

Doch dieser Mann war er nicht mehr. Nicht seit seiner Rückkehr aus Afghanistan.

Anfangs hatte er sich Hals über Kopf in sexuelle Abenteuer gestürzt, um zu vergessen. Aber es half nicht. Es hatte nur den Kontrast zwischen Tod und Leben verschärft und dazu geführt, dass er sich noch schlechter fühlte.

Sich selbst zu verleugnen war Zach inzwischen zur Routine geworden. Außerdem war es sicherer für alle, die mit ihm zu tun hatten. Allein die Albträume, die ihn immer wieder heimsuchten und quälten, schlossen es aus, eine Frau an seiner Seite schlafen zu lassen. Schlimmer noch, offensichtlich beeinflussten sie inzwischen sogar seine Wachphasen angesichts dessen, was gerade geschehen war.

Die Frau beobachtete ihn immer noch. Ihre blaugrünen Augen, die von dichten schwarzen Wimpern umrahmt waren, verdunkelten sich, und auf der glatten Stirn erschien eine kleine, steile Falte. „Sie sehen wirklich nicht gut aus.“

Er schaute auf ihre Hände, die sie ständig gegeneinanderrieb. Plötzlich dämmerte es ihm. Ich habe ihr wehgetan! Grundgütiger!Was ist nur aus mir geworden? Er entwickelte sich langsam zu einem Monster und konnte nichts dagegen tun. „Mir geht es gut“, behauptete er brüsk. „Aber offensichtlich habe ich Sie verletzt.“

„Nicht wirklich, ich habe mich nur erschrocken.“

„Sie lügen.“ Ihr Kopf flog hoch, und etwas in der Tiefe ihrer wundervollen Augen rührte ihn seltsam an, doch er wehrte sich dagegen.

„Das können Sie nicht wissen. Sie kennen mich doch gar nicht.“

Fast hätte er ihr geglaubt, wäre da nicht die zitternde Unterlippe gewesen. Zach seufzte. „Sie sollten gehen“, erklärte er rau. „Verschwinden Sie einfach, das ist sicherer.“

„Sicherer?“ Sie blinzelte verwirrt. „Sind Sie denn gefährlich?“

Er schluckte hart. „Möglicherweise.“

Ihre Miene blieb ruhig und gelassen. „Ich habe keine Angst.“ Sie lächelte zaghaft. „Und ich glaube nicht, dass Sie irgendjemandem gefährlich werden könnten, außer vielleicht sich selbst.“

Ihre schlichten Worte trafen ihn wie ein Fausthieb in den Magen. Nie zuvor hatte jemand gewagt, ihm das ins Gesicht zu sagen. Laut ausgesprochen war die Wahrheit schärfer als jedes Schwert … und beängstigender. Wut und Verzweiflung drohten ihn zu übermannen. Warum konnte er nicht normal sein? So wie früher? Warum schaffte er es nicht, sich aus dem Morast zu befreien, der ihn lähmte und am Leben hinderte? Er hasste diesen Zustand, und noch viel mehr hasste er sich selbst für seine Schwäche. „Tut mir leid …“, murmelte er noch einmal, ehe er endgültig floh.

Es gab nichts mehr zu sagen.

Lia Corretti stieß frustriert den angehaltenen Atem aus, während sie dem hochgewachsenen Fremden enttäuscht hinterherschaute. Als sie sah, dass er etwas fallen ließ, lief sie ihm nach, um ihn darauf aufmerksam zu machen.

Doch er hörte sie nicht, darum bückte sie sich und hob etwas vom Boden auf, das aussah wie eine militärische Medaille an einem rotweißblau gestreiften Band. Lia schloss die Finger um das kühle Metall und blickte den langen Gang entlang, in den der Fremde eingebogen war.

Na klar! dachte sie angesichts der geraden, breiten Schultern und des etwas steifen Gangs. Ein Soldat. Erneut betrachtete sie die Medaille in ihrer Hand. Kein Zweifel, er hatte sie absichtlich fallen lassen. Aber warum?

Ihr Handgelenk schmerzte immer noch von seinem harten Griff, als er ihr den Arm auf den Rücken gedreht hatte. Lia wurde das Gefühl nicht los, als wäre er sich gar nicht bewusst gewesen, was er da tat. Er schien so … distanziert, so weit weg zu sein, wie in einer anderen Welt. Dieser Eindruck war es auch gewesen, der sie wie magisch angezogen hatte, sodass sie auf ihn zugehen und ihn berühren musste.

Einfach um sich zu vergewissern, dass mit ihm alles in Ordnung war. Es hatte sie beunruhigt, wie er mit geschlossenen Augen gegen die Wand gelehnt dastand, als habe er Schmerzen. Lia schloss die Finger noch fester um das Stück Metall, das sich in ihrer Hand warm und lebendig anfühlte. Ihr Herz zog sich zusammen, während sie an den gequälten Ausdruck in den Augen des Mannes dachte, als ihm dämmerte, was er getan hatte.

Sie kannte diesen Blick. Eine wilde Mischung aus Selbstanklage, Erleichterung und Verwirrung. Sie kannte ihn, weil sie sich von jeher durch dieses Gefühlswirrwarr hatte kämpfen müssen. Demnach hatten sie offenbar doch etwas gemeinsam. Wie sonderbar, nach einem Leben in bedrückender Isolation reichte ein Blick in die Augen eines Fremden, um die eigene Einsamkeit plötzlich als nicht mehr so schmerzhaft zu empfinden.

Lia wandte sich wieder dem Ballsaal zu, obwohl sie momentan überall auf der Welt lieber gewesen wäre. Im riesigen Barockspiegel erhaschte sie einen flüchtigen Blick auf ihr Konterfei und zuckte unwillkürlich zusammen. Kein Wunder, dass er nicht schnell genug wegkommen konnte. Sie sah aus wie ein gestrandeter Wal … ein pinkfarbener Wal, der aus allen Nähten platzte!

Wie aufgeregt sie gewesen war, als die Correttis sie gebeten hatten, als Brautjungfer zu fungieren. Endlich wurde ihr Traum wahr, von der Familie akzeptiert zu werden … hatte sie gedacht! Stattdessen zwang man sie in diese fürchterliche Satinrobe, die nicht nur um ihren üppigen Busen herum mindestens zwei Nummern zu klein war. Carmela Corretti hatte gelacht, als sie den Ankleideraum verließ, aber hoch und heilig versprochen, das Outfit rechtzeitig ändern zu lassen.

Natürlich war nichts dergleichen geschehen.

Als einziges Familienmitglied zeigte wenigstens ihre Großmutter Mitgefühl. Als Lia das Kleid heute Morgen angezogen und vor Scham und Enttäuschung ein paar Tränen vergossen hatte, schloss sie ihre Enkelin liebevoll in die Arme und versicherte ihr, sie sei wunderschön.

Erneut musste Lia die Tränen wegblinzeln. Teresa Corretti war als Einzige immer freundlich zu ihr gewesen. Ihr Großvater hatte sich ihr gegenüber zwar nie wirklich grob verhalten, trotzdem hatte sie ihr Leben lang Angst vor ihm gehabt. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass er nicht mehr da war. Er war so eine dominante Größe in ihrem Leben gewesen, dass sie ihn fast für unsterblich gehalten hatte. Ein mächtiger Autokrat, ein Mann, dessen Weg man nicht freiwillig kreuzte. Aber jetzt war er tot und die Familie zerrissener denn je.

Lia seufzte, nahm all ihren Mut zusammen und kehrte in den Ballsaal zurück. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie dem Anstand ausreichend Genüge getan hatte und sich eigentlich zurückziehen konnte. Sie wollte sich nur noch von ihrer Großmutter verabschieden, bevor sie ging. Niemand würde sie vermissen.

Die Musik dröhnte nach wie vor, wurde aber plötzlich von einem schrillen Laut übertönt, den Lia erst mit Verzögerung als Carmelas durchdringende Stimme identifizierte. Offensichtlich war die Witwe ihres verstorbenen Onkels ziemlich angetrunken, doch glücklicherweise hatte sie mit ihr so gut wie nichts zu tun.

Und was Carmelas aktuelles Problem war, interessierte sie schon gar nicht. Sie wollte nur weg hier und raus aus dem schrecklichen Kleid. Danach würde sie sich mit einem kleinen Snack gemütlich aufs Sofa kuscheln, ein Buch lesen oder fernsehen, um diesen Tag so schnell wie möglich zu vergessen. Doch bevor es so weit war, musste sie noch ihre Großmutter finden.

Dann erstarb die Musik, und die Gästeschar teilte sich wie einst das Meer vor Mose, nur dass diesmal Lia unfreiwillig im Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit stand. Ihr Herz schlug bis zum Hals, während alle sich zu ihr umdrehten und sie anstarrten. War dies ein neuer Versuch von Carmela, um sie zu demütigen? Doch es war nicht Carmela, die ihre Aufmerksamkeit fesselte, sondern deren Tochter. Rosa stand stocksteif da, das Gesicht totenblass, die Augen entsetzt auf ihre Mutter gerichtet.

„Du hast vollkommen richtig gehört!“, giftete Carmela gehässig. „Benito Corretti ist dein Vater, nicht Carlo! Und die da ist deine Schwester …“ Sie spuckte die Worte fast aus, während sie mit dem ausgestreckten Finger auf Lia wies. „Sei dankbar, dass du nicht wie sie bist … mausgrau, fett, schwach und dazu noch völlig nutzlos!“

Rosa wirkte wie ein angeschlagener Boxer kurz vor dem K. O.

Lias Herz krümmte sich vor Scham und Mitgefühl. Sie hatte eine Schwester? Ihren drei Halbbrüdern hatte sie sich nie besonders nahe gefühlt und auch sonst niemandem. Aber eine Schwester? Wie oft hatte sie sich danach gesehnt. Ein wilder Hoffnungsfunke trieb heiße Röte in ihre Wangen. Vielleicht war sie innerhalb des Familienclans doch nicht so allein und isoliert, wie sie immer gedacht hatte.

Eine Schwester, die sich momentan genauso verloren vorkommen musste, wie sie es bereits ihr Leben lang tat. Sie sah es in Rosas Gesicht und wollte ihr so gern helfen.

Plötzlich und unerwartet stürmte Rosa an Carmela vorbei und direkt auf sie zu. Instinktiv trat Lia vor, um ihr Trost zu spenden, doch Rosa bedachte sie mit einem eisigen Blick, der glühende Lava zum Erstarren gebracht hätte. Lia stockte der Atem, als Rosa ihre ausgestreckten Hände mit einem gezischten „Nicht“ zur Seite schlug.

Wo eben noch ihr Herz aufgeregt gehämmert hatte, spürte Lia nun einen stechenden Schmerz. Dabei war sie Zurückweisung gewohnt. Doch als direkte Reaktion auf eine zaghaft keimende Hoffnung traf sie sie besonders hart. Minutenlang stand sie mit hängenden Armen da, den neugierigen und mitleidigen Blicken der Umstehenden schutzlos ausgeliefert.

Doch noch bevor sie sich eine geistreiche oder wenigstens ablenkende Floskel ausdenken konnte, wandten sich auch schon alle wieder von ihr ab.

Kein Wunder, dass Rosa sich von mir nicht trösten lassen will!

Zu allem Elend wurde sie jetzt auch noch von Selbstmitleid überschwemmt. Wie konnte sie nur so naiv sein? Wie oft hatte sie ihr Herz bereitwillig geöffnet und immer wieder erleben müssen, dass man ihr die Tür vor der Nase zuschlug? Wann würde sie endlich lernen, sich besser und wirkungsvoller gegen derartige Tiefschläge zu schützen?

Scham und Ärger formten sich zu einem harten Knoten in Lias Magen. Warum bin ich nicht mutiger und entscheidungsfreudiger? Warum kann ich nicht allen sagen, sie sollen sich zur Hölle scheren, so wie meine Mutter es getan hätte?

Grace Hart war schön, hinreißend und nahezu perfekt gewesen, eine fantastische Schauspielerin, die Benitos dreistem Charme auf den ersten Blick erlag. Sie kam problemlos mit den berüchtigten Correttis zurecht, bis sie bei einem fürchterlichen Unfall starb, als sie ihren Wagen über eine hohe Klippe steuerte. Sie ließ Benito als untröstlichen Witwer mit ihrer kleinen Tochter allein zurück. Kurz darauf überließ er Lia Teresa und Salvatore. So wuchs sie bei ihren Großeltern auf, ohne Kontakt zur restlichen Familie.

Lia wusste auch, warum. Sie war eben nicht so wunderschön und perfekt wie ihre Mutter, sondern schüchtern und eher linkisch. Ihre halbe Kindheit und Jugend hatte sie damit verbracht, ihre Cousins und Halbbrüder sehnsüchtig aus der Ferne zu beobachten und sich nach der Liebe ihres Vaters zu verzehren, der für sie nur unterkühltes Desinteresse übrig hatte.

Gut, sie war also weder attraktiv noch charmant oder geistreich. Sie mochte keine Menschenmassen und hasste es, vorzugeben dazuzugehören, wo niemand sie wollte.

Wenn sie doch nur schon in ihrem kleinen, gemütlichen Cottage auf dem Anwesen ihrer Großeltern wäre, bei ihren Büchern und ihrem Garten! Sie liebte es, mit ihren Händen in der warmen Erde zu graben und Schönheit zu erschaffen, aus nichts als Dreck, Wasser und Saatgut. Dabei konnte sie hoffen und träumen, irgendwann vielleicht auch nicht mehr so unscheinbar zu sein, wie sie sich immer fühlte.

Mausgrau, fett, schwach und nutzlos …

Abrupt wandte Lia sich um und floh durch die gleiche Tür wie zuvor Rosa. Das war’s, der letzte Nackenschlag in ihrem qualvollen Leben als eine der Correttis. Nie wieder wollte sie vorgeben, ein Teil von ihnen zu sein.

Doch anstatt in ihrem Zimmer landete sie im hoteleigenen Garten und stand schließlich vor dem Swimmingpool. Um diese Zeit war natürlich niemand im Wasser. Alle Hochzeitsgäste hielten sich noch im Ballsaal auf. Die Nachtluft war stickig, das türkisblaue Wasser in dem von unten angestrahlten Pool wirkte verlockend frisch und kühl.

Lia war ernsthaft versucht, in voller Montur hineinzuspringen.

Minutenlang verharrte sie unentschlossen am Beckenrand und wünschte sich verzweifelt mehr Wagemut und Abenteurerblut. Sie wollte endlich stark genug sein, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Zögernd rückte sie noch ein paar Zentimeter vor. Noch einen Zentimeter, und sie würde ihr Kleid, die Schuhe und ihre Frisur ruinieren.

Ma che ne frega? Wen interessiert das? Sie jedenfalls nicht!

Bevor sie ihre Meinung wieder ändern konnte, kickte Lia ihre Schuhe von den Füßen, sprang über die Kante und ließ sich ins kühle Nass sinken. Es schloss sich über ihrem Kopf, blendete sämtliche Geräusche aus, hüllte sie in tiefen Frieden und wusch allen Schmerz, allen Ärger und die erlittenen Demütigungen ab.

Sie kämpfte nicht, fuchtelte nicht herum oder versuchte, an die Oberfläche zu gelangen. Als gute, erfahrene Schwimmerin verspürte sie keinen Funken Angst, sondern ließ sich bis ganz nach unten sinken, wo es totenstill war. Dort verharrte Lia einen Moment, ehe sie sich mit einem kräftigen Tritt vom Boden abstoßen wollte.

Über ihr vernahm sie ein seltsames Geräusch, dann geriet das Wasser um sie herum in Bewegung, als sei noch jemand in den Pool gesprungen. Wie ärgerlich! Warum musste man ihr jetzt auch noch den einen perfekten Moment dieses Tages zerstören?

Lia wollte nur noch aus dem Pool raus und in ihr Zimmer, doch das völlig aufgeweichte Kleid erwies sich als echtes Hindernis. Immer wieder wickelte es sich um ihre Beine und zog sie nach unten. Sie strampelte energischer, doch das führte zu nichts. Und dann dämmerte ihr langsam, dass sie womöglich zum Opfer ihres gerade entdeckten Wagemuts werden konnte.

Stupida! schalt sie sich. Dumm, einfach nur dumm …

Sie konnte nicht einmal um Hilfe rufen, sondern nur versuchen, sich von diesem pinkfarbenen Ballast zu befreien. Ihre Lungen schmerzten höllisch. Sie wand sich wie ein Aal und fühlte sich in ihrer eignen Falle gefangen.

Nein! dachte sie benommen … in Carmelas Falle!

Was würde für ein allgemeines Gelächter einsetzen, wenn man ihren leblosen Körper morgen im Pool treibend finden würde … arme, dumme, nutzlose Lia. Endlich hatte sie sich ein Herz gefasst und eine eigene Entscheidung getroffen. Ob ihre Mutter ähnliche Gedanken bewegt hatten, als sie in ihrem Wagen über dem Klippenrand hing, bevor er ins Nichts stürzte?

2. KAPITEL

Lia erwachte nur widerstrebend. Sie hustete und zuckte zusammen, weil Hals und Brust dabei schmerzten. Dann erinnerte sie sich: Sie war im Pool gewesen … in ihrem Brautjungfernkleid, das von Sekunde zu Sekunde schwerer und hinderlicher geworden war.

Mühsam stützte sie sich auf einen Ellenbogen, öffnete die Augen und versuchte, sich in der Dämmerung zu orientieren. Als sie endlich aufrecht saß, rutschte die Bettdecke an ihrem Körper herunter. Wie bin ich überhaupt aus dem Pool herausgekommen? Und warum bin ich nackt? Sie erinnerte sich nicht, in ihr Hotelzimmer gegangen zu sein, sondern nur noch an ihren letzten Gedanken: wie demütigend es doch wäre, wenn die Correttis ihren pinkfarbenen leblosen Körper auf dem Grund des Pools fänden. Lia warf die Bettdecke zur Seite, um aufzustehen, doch eine Bewegung in dem dunklen Raum ließ sie erstarren.

„Ich würde das nicht tun, wenn ich Sie wäre“, sagte eine tiefe Stimme.

Hastig griff sie nach der Bettdecke und zog sie sich bis zum Hals. Wer war das? Und wie lange stand er da schon? „Wer sind Sie? Und was haben Sie in meinem Zimmer verloren?“

Zur Antwort bekam sie ein trockenes Lachen. „Ich bin Zach, und du bist hier in meinem Zimmer, Sugar.“

Sugar! „Sie sind Amerikaner …“, stellte sie pragmatisch fest und spürte ihr Herz plötzlich ganz oben im Hals klopfen. Etwa der von eben?

„Tut mir leid.“

„Was?“

„Sie klangen so enttäuscht.“

Lia schüttelte den Kopf, ließ es aber gleich wieder, weil ihr schwindelig wurde. Sie fühlte sich, als hätte sie zu viel getrunken, dabei hatte sie sich doch den ganzen Abend über nur an einem Glas Champagner festgehalten. „Wie bin ich hierhergekommen?“

„Ich habe Sie getragen.“

„Unmöglich!“ Dafür war sie viel zu groß, zu schwer und unhandlich. Ohne eine Schubkarre oder etwas Ähnlichem konnte er das nicht bewerkstelligt haben.

„Offensichtlich nicht“, kam es gelassen zurück. „Schließlich sind Sie hier, oder?“

„Aber warum?“ Das Letzte, woran sie sich erinnerte, waren Wasser und Dunkelheit.

Warte … das ist nicht richtig! korrigierte sie sich. Da war noch ein Licht gewesen, ein harter Griff um ihren Körper und der ätzende Geschmack von Chlor in ihrem Hals.

„Weil Sie mich ständig angefleht haben, niemanden zu benachrichtigen, nachdem ich Sie aus dem Pool gezogen habe.“

Langsam kehrte die Erinnerung zurück, bruchstückhaft. Dass sie in ihrem desolaten Zustand nicht gesehen werden wollte, wusste Lia noch. Was für eine Horrorvorstellung: Carmela am Beckenrand, mit ihren dünnen, verschränkten Armen, auf den grell geschminkten Lippen ein höhnisches Lächeln … mausgrau, fett, schwach und nutzlos …

„Es war das Einzige, was Sie unablässig von sich gegeben haben“, wiederholte ihr Retter, und Lia hätte sich am liebsten unter ihrer Decke verkrochen. Sie fasste in ihr Haar, das sich immer noch feucht, aber nicht klatschnass anfühlte. Und sie war nackt! Heiße Röte schoss in ihre Wangen.

Der Mann mit dem Namen Zach setzte sich zu ihr auf die Bettkante und reichte ihr ein Glas Wasser. „Hier, trinken Sie“, forderte er sie überraschend freundlich auf.

Sie schaute hoch, traf seinen Blick, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Es war wirklich derselbe Mann, der mit der Medaille. Er hatte dunkle Augen und eine harte Kinnlinie. Das störrische Haar trug er militärisch kurz, seine Lippen waren das Heißeste, was sie je gesehen hatte.

Nachdem sie einen großen Schluck Wasser getrunken hatte, verschluckte sie sich prompt, keuchte und versuchte, sich zu sammeln. Der Mann nahm ihr das Glas ab und hielt sich offensichtlich bereit, ihr hilfreich auf den Rücken zu klopfen, sollte das notwendig sein.

„Alles klar …“, krächzte sie, „… mir geht es gut.“

Zach lehnte sich wieder zurück und musterte sie skeptisch. „Sicher?“

Erneut schaute sie hoch und las in seinem Blick … Mitleid? Noch jemand, der nur Bedauern für sie übrig hatte! Das war zu viel für einen schrecklichen Abend.

„Ja.“

„Heute haben Sie Glück gehabt“, sagte er brüsk. „Beim nächsten Mal ist vielleicht niemand in der Nähe, um Sie rauszuziehen.“

Das klang, als wollte der Mann ihr etwas Wichtiges sagen, aber sie erfasste nicht gleich den Sinn. Doch dann dämmerte es ihr, und ihre Augen weiteten sich empört. „Ich habe nicht versucht, mich umzubringen!“, protestierte sie vehement. „Es war ein Unfall.“

„Ich war dabei, als Sie ins Wasser gesprungen sind. Und jetzt soll ich Ihnen abnehmen, dass Sie einfach entschieden haben, zur Abwechslung mal in Kleidern schwimmen zu gehen?“

Beschämt senkte sie den Blick. „So ungefähr.“ Wie sollte sie ihm den wirklichen Grund plausibel erklären? Dieser Mann war attraktiv, selbstbewusst und ungeheuer anziehend. Hatte sie nicht anfangs sogar das Gefühl gehabt, es würde sie irgendetwas verbinden? Offenbar ein Irrtum. Unsinnigerweise fühlte Lia sich plötzlich noch einsamer als je zuvor.

„Wie heißen Sie?“

„Lia … und ich habe mein Kleid gehasst, wenn Sie es unbedingt wissen müssen. Darum bin ich in den Pool gesprungen.“

Zach lachte. „Warum haben Sie es dann gekauft?“

„Habe ich nicht. Es war das Brautjungfern-Outfit, und ich fand es von Anfang an scheußlich.“

„Pink steht Ihnen tatsächlich nicht. Tut mir leid, aber so ist es.“

Seine Stimme war zu warm und der Ton zu freundlich, als dass Lia hätte beleidigt sein können. Dieses Verhalten stand in so krassem Gegensatz zu der brüsken, fast brutalen Art und Weise, wie er ihr den Arm umgedreht und sie gegen die Wand gedrängt hatte, dass Lia ihn neugierig musterte. Sollte sie nicht Angst haben, ganz allein mit einem Fremden … und dann noch splitterfasernackt unter der Decke?

Doch so war es nicht. Paradoxerweise fühlte sie sich bei ihm aufgehoben und sicher. Als würde er sich schützend zwischen sie und die böse Welt da draußen stellen, wenn sie ihn darum bitten würde. Natürlich ein absurder Gedanke, aber für einen Sekundenbruchteil auch ein nettes Gefühl …

„Ich befürchte, das Kleid ist rettungslos ruiniert. Der Saum hatte sich im Abflussgitter verfangen, und ich konnte Sie nur aus dieser Falle befreien, indem ich es geopfert habe. Möglicherweise hängt es noch immer da unten fest.“

Ihr wurde ganz heiß. „Und warum haben Sie auch noch den Rest meines … Outfits geopfert?“, wollte sie wissen und zog die Decke instinktiv fester um sich.

Zach hob die Brauen. „Weil ich nicht wollte, dass meine Laken nass werden. Oder dass Sie krank werden, wenn Sie stundenlang in Ihrer nassen Unterwäsche herumliegen.“

Was sollte man darauf sagen? Hat Ihnen wenigstens gefallen, was Sie gesehen haben? Ich habe Ihnen hoffentlich nicht allzu große Mühe gemacht?

Sie räusperte sich umständlich und hoffte, nach außen nicht so verlegen zu wirken, wie sie sich fühlte. „Haben Sie Ihre Medaille gefunden?“

Es war das Erste, was ihr in den Kopf kam, und es war ziemlich peinlich. Sie hatte sich das Metallkreuz nämlich mangels einer Tasche in den BH geschoben, als sie zurück in den Ballsaal gegangen war, um es nicht zu verlieren. Aus irgendeinem Grund schien ihr die Medaille wichtig zu sein, auch wenn er sie absichtlich verloren hatte.

„Warum haben Sie sie fallen lassen?“

„Das hat seine Gründe“, kam es einsilbig zurück.

Lia wartete vergebens auf eine weitere Erklärung. „Wenn Sie die Medaille noch einmal loswerden wollen, nehme ich sie.“ Sie wusste nicht, warum sie das sagte, meinte es aber tatsächlich genau so.

„Sie gehört Ihnen, wenn Sie sie wollen.“

Als er das sagte, glaubte sie, so etwas wie Reue und Ärger in seinem Blick aufblitzen zu sehen. Unter der glatten Oberfläche der dunklen attraktiven Züge verbargen sich Turbulenzen, die sie nicht verstand. „Wofür war sie?“

Zach fuhr sich mit der Hand durch das raspelkurze Haar, wobei sich die Muskeln auf seinem Unterarm anspannten. Das letzte Mal hatte sie ihn im Smoking gesehen, jetzt trug er eine verwaschene Jeans zu einem dunklen, kurzärmeligen T-Shirt. Die Füße waren nackt.

Maledizione! Der Mann war unglaublich sexy, das konnte sogar sie mit ihrer mangelnden Erfahrung beurteilen.

„Fürs Fliegen.“

„Sie sind Pilot?“

„Ich war es.“

„Was ist passiert?“ Lia sah, wie sich sein Blick umwölkte, und wusste, sie war zu weit gegangen. Natürlich war sie neugierig und hätte gern erfahren, warum er gestern Abend so extrem reagiert hatte, doch mit ihrer Frage überschritt sie offensichtlich eine unsichtbare Linie. Was immer ihn auch quälte, sie hatte kein Recht, weiter in ihn zu dringen. „Entschuldigung, Sie müssen das nicht beantworten.“

Auf sein lässiges Schulterzucken fiel Lia nicht herein. „Es ist kein Geheimnis. Ich bin im Krieg abgeschossen worden. Meine Tage als Pilot sind vorbei.“

Es klang endgültig, doch neben Bitterkeit glaubte sie auch Sehnsucht in der dunklen Stimme zu hören, und sie litt mit ihm. „Das tut mir leid.“

„Warum?“

„Weil es Sie traurig zu machen scheint“, erwiderte sie offen. Und dazu noch misstrauisch, gehetzt und gequält, wenn seine Reaktion im Ballsaal ein Indikator dafür war. Was hatte dieser Mann erlebt? Auf jeden Fall etwas sehr Schreckliches.

„Ich wünschte tatsächlich, noch fliegen zu können“, gestand Zach unvermutet, als sie schon gar nicht mehr damit rechnete. „Aber man bekommt eben nicht immer, was man sich wünscht, oder?“

Mit einem spröden Lachen schüttelte sie den Kopf. „Definitiv nicht!“, bestätigte sie.

Zach musterte sie aufmerksam und lehnte sich so weit vor, dass sie ihn riechen konnte … ein warmer, maskuliner Duft, mit einem Hauch von Chlor. „Und was ist deine Geschichte, Lia?“, fragte er leise.

„Meine Geschichte?“ Unsicher befeuchtete sie ihre Lippen mit der Zungenspitze.

„Warum bist du hier? Was hast du zu bereuen?“

Die vertrauliche Anrede erschien ihr völlig natürlich. Darum wollte sie ihm auch nicht sagen, dass sie zu den Correttis gehörte, noch nicht. Wenn er zur Hochzeit gekommen war, dann vermutlich als Gast eines Familienmitglieds. Und auch darüber wollte Lia nichts wissen, aus Angst, es könnte alles zerstören.

„Ich war eine der Brautjungfern.“

„Und was bereust du?“

Unter seinem eindringlichen Blick hatte sie das Gefühl, ihr Blut würde sich in glühende Lava verwandeln. Heiß und drängend floss es durch ihre Adern. „Ich bereue, dass ich zugestimmt habe, dieses fürchterliche Kleid zu tragen“, behauptete sie in dem Versuch, die Stimmung etwas aufzulockern – und hatte sogar Erfolg damit.

„Du wirst es nie wieder tragen müssen, Sugar“, versprach Zach grinsend.

„Dann bin ich Ihnen zu noch größerem Dank verpflichtet, als ich dachte.“

Das Lächeln schwand, sein Blick wanderte zu ihrem Mund, und Lia stockte der Atem, als er ihre vollen Lippen unverhofft mit der Fingerspitze streichelte anstatt mit den Augen. Verzweifelt wünschte sie, er würde sie küssen. Eine lange, atemlose Minute saßen sie stumm voreinander. Lias Herz klopfte zum Zerspringen.

Als Zach plötzlich fluchte und von der Bettkante aufsprang, war es wie ein körperlicher Schmerz. Licht flammte auf. „Sie schulden mir gar nichts!“

Seine harte, raue Stimme ließ sie frösteln. Er stand da wie aus Granit gehauen, die Hände in den Hosentaschen, und beobachtete sie angespannt. Lia zog eine Hand unter der Decke hervor, strich sich eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht und registrierte, wie sich sein Blick verdunkelte und er scharf den Atem einsog.

Was er wohl dachte und fühlte? Irritation? Verlangen? Verachtung? Sie wusste es nicht.

Dio! Wie konnte man nur so naiv und unbeholfen sein? Rosa hätte sicher gewusst, wie sie sich diesem Mann gegenüber verhalten sollte. Wie sehr wünschte Lia sich, ihre gerade entdeckte Halbschwester nach solchen Dingen fragen zu können. Und wie albern waren derart unsinnige Träumereien! Angesichts Rosas Reaktion auf die Neuigkeit waren derartige Fantasien absolut utopisch.

Lias Kinn sank herab, sodass ihr Gesicht von den dunklen Locken völlig verdeckt wurde. Frustriert warf sie den Kopf in den Nacken und versuchte, die widerspenstige Haarfülle mit den Händen zu bändigen. Düster schaute sie zu Zach hinüber und spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte. Sein Blick war so … intensiv und ungefiltert, dass sie sich ihrer Nacktheit noch bewusster wurde.

Kein Wunder! Die Bettdecke war heruntergerutscht, wodurch ihre Brüste nahezu freilagen. Lias erster Impuls war es, die Decke wieder hochzuraffen, doch sie tat es nicht. Ihre Hände wollten ihr offenbar nicht mehr gehorchen. Die Luft im Zimmer schien plötzlich vor Elektrizität zu knistern. Zach stand immer noch da wie angewurzelt, und auch Lia bewegte sich nicht. Es war, als wäre die Zeit eingefroren.

„Wohnen Sie hier im Hotel?“

Lia schloss die Augen und versuchte, ihren fliegenden Puls zu kontrollieren. Santo cielo! Was weiß ich schon von Verlangen? Nichts außer dem, was ich heimlich in Liebesromanen gelesen habe.

„Ja“, sagte sie.

Ihre persönlichen Erfahrungen beschränkten sich auf wenige arrangierte Verabredungen, die sie akzeptiert hatte, um ihrem Großvater einen Gefallen zu tun. Dazu gehörten neben wenig spektakulären Knutschereien ein, zwei ungeschickte Fummelversuche, die sie schnell wieder verdrängt hatte. Das war’s dann aber auch schon.

Doch was würden die größten sexuellen Erfahrungen nützen, wenn Zach sie nicht begehrte? Und, als wollte er ihr genau das nochmals demonstrieren, drehte er sich abrupt um, öffnete den Schrank, nahm etwas heraus und warf es ihr zu.

„Ziehen Sie sich an. Ich bringe Sie in Ihr eigenes Zimmer.“

Lia schwankte zwischen Verlegenheit und Ärger. „Das wird kaum ausreichen für den Zweck“, murmelte sie und begutachtete zweifelnd das weiße T-Shirt. Am liebsten wäre sie gleich jetzt aufgesprungen, so wie sie war, und hätte sich in den Schutz ihres Zimmers geflüchtet, um sich im eigenen Bett richtig auszuweinen.

Mausgrau, fett, schwach und nutzlos …

„Ziehen Sie’s über, dann bekommen Sie noch einen Bademantel.“

„Nicht bevor Sie sich umdrehen.“ Sie hörte sich selbst wie aus weiter Ferne.

„Sie schämen sich doch nicht etwa vor mir?“, fragte er mit spöttisch erhobenen Brauen. „Schon vergessen, dass ich Sie ausgezogen habe?“

Was Scham betraf, hatte Lia in den letzten vierundzwanzig Stunden wahrhaftig genug einstecken müssen. „Holen Sie den Bademantel. Bis Sie zurück sind, bin ich fertig.“

Zach stutzte angesichts des unerwartet forschen Tons, doch Lia war nicht umsonst eine Corretti.

Das T-Shirt erwies sich oben herum als weit genug, aber Lia bezweifelte, dass es bis über ihren Po reichte, wenn sie stand. Vorsichtig schwang sie die Beine über die Bettkante und stellte sich auf die Füße. Bis auf einen leichten Schwindel war alles okay.

„Der Bademantel …“, forderte sie mit ausgestreckter Hand, als Zach, der gerade aus dem Bad kam, auf halbem Weg stehen blieb und sie eindringlich musterte.

Automatisch setzte er sich wieder in Bewegung.

Lia schlüpfte in den weißen Frotteemantel und atmete auf. Doch ihre Erleichterung währte nur kurz. Genauer gesagt, bis zu dem Moment, als sich unter Zachs durchdringendem Blick ihre Brustspitzen verhärteten und steil aufrichteten. Konnte er sie etwa durch den dicken Stoff sehen? Wenn sie doch nur mehr Erfahrung in solchen Dingen hätte!

Energisch zog sie den Gürtel in der Taille zusammen und hob das Kinn. „Danke für Ihre Hilfe, aber ich finde den Weg zu meinem Zimmer allein.“

„Ich bestehe darauf, Sie zu begleiten“, sagte er und umfasste leicht ihren Ellenbogen, den Lia ihm mit einem Ruck entzog.

„Wie gesagt, es ist nicht nötig.“

„Das ist nicht verhandelbar, Sugar.“

Es war, als würde in ihrem Innern etwas einrasten. Wie satt sie es hatte, dass jeder ihr sagte, was sie tun oder lassen sollte! Das Maß war voll! Sie wollte endlich ernst genommen und respektiert werden. Aggressiv schob sie ihr Kinn noch ein Stück vor, setzte sie sich auf die Bettkante und schlug demonstrativ die Beine übereinander. „Ich befürchte, in diesem Fall werden Sie es noch eine Weile mit mir aushalten müssen.“

Zachs Miene verfinsterte sich. Nur mit Mühe konnte er sich davon abhalten, diese Verrückte auf die Matratze zu drücken und ihr den Bademantel vom Leib zu reißen. Er hatte seine Libido kaum noch im Griff. Jetzt warf sie auch noch herausfordernd ihre seidige dunkle Haarpracht über die Schultern nach hinten. Die wirren Locken törnten ihn mehr an, als jede noch so stylische Frisur es je vermocht hätte.

Nichts an dieser Frau war vorhersehbar oder typisch für ihr Geschlecht. Weder hatte sie Angst vor ihm, noch versuchte sie, ihn zu beeindrucken. Stattdessen sprang sie mitten in der Nacht in einen Hotel-Pool, weil sie ihr Kleid nicht mochte. Und jetzt saß sie da und fixierte ihn aus schmalen Augen, nur weil er zum ersten Mal im Leben versuchte, sich wie ein Gentleman zu benehmen.

Zu allem Überfluss verschränkte sie auch noch die Arme, wobei der Bademantel am Dekolleté ein Stück aufglitt. Zach konnte nur daran denken, die Hände in Lias rotbraune Lockenfülle zu vergraben und ihren trotzigen Mund zu erobern. Das war es, was er jetzt brauchte, einen heißen, verzehrenden Kuss, der alles andere auslöschte! Zur Hölle, er wollte noch viel mehr von ihr, auch wenn das unmöglich war.

Aber warum eigentlich?

Hier in Palermo war er nicht der Kriegsheimkehrer, nicht der Senatorensohn und auch nicht der All-American-Hero, sondern ein Mann, der gerade erst eine Schönheit in Nöten aus einem Hotel-Pool gerettet hatte und sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder für eine Frau interessierte.

Mehr als das! Seit er sie von dieser pinkfarbenen Scheußlichkeit befreit hatte, konnte er an nichts anderes mehr denken, als mit ihr zu schlafen. Vielleicht lag es ja daran, dass er sexuell ausgehungert war. Aber das bezweifelte Zach. An dieser Lia war etwas Besonderes, ganz abgesehen von ihrem hinreißenden Körper, der jeden Mann aus Fleisch und Blut in den Wahnsinn treiben würde.

Verdammt!

Wie sie da auf seinem Bett saß und ihn aus diesen wundervollen grünblauen Augen herausfordernd anschaute! Er sollte ihr eine Lektion erteilen! Ihr den vermaledeiten Bademantel vom Leib reißen und sich nehmen, was er wollte. Ob sie wirklich so heiß war, wie es ihr hungriger Blick und die weichen, vollen Lippen versprachen?

„Wenn du bleibst, könntest du mehr erleben, als dir lieb ist“, warnte Zach sie. Wann hatte er das letzte Mal so für eine Frau empfunden, wenn überhaupt je zuvor? Es war wie ein ungeheurer Adrenalinrausch. Wie Fliegen …

„Ich habe für einen einzigen Tag mehr als genug erlebt!“ Lia stand auf und stemmte die Hände in die Seiten. „Vor allen Augen musste ich in diesem furchtbaren Kleid herumlaufen, das mich viel fetter wirken lässt, als ich bin! Und dazu noch das Gewisper, Gelächter und die Häme um mich herum ertragen“, fauchte sie mit flammendem Blick.

Zach blinzelte. Fett? Was war das nur für ein Unsinn? Noch nie hatte er verstanden, wie Frauen sich und ihre Geschlechtsgenossinnen beurteilten. Selbst wenn sie dünn wie Spargel waren, behaupteten sie, dick zu sein. Und Lia war größer als der Durchschnitt. Okay, vielleicht keine Elfe, aber fett? Niemals!

„Dann erfahre ich, dass ich eine Schwester habe, die natürlich nichts mit mir zu tun haben will, und als Krönung, als ich mich endlich einmal etwas getraut habe, wäre ich fast noch ertrunken …“ Er sah, wie ihre Unterlippe zu zittern begann, und fürchtete schon, sie könnte jeden Moment in Tränen ausbrechen, doch Lia riss sich zusammen. „Schließlich wache ich in einem fremden Zimmer auf und … und werde wieder nur bemitleidet! Ich liege nackt im Bett eines Mannes, und das Einzige, woran er denkt, ist, wie er mich loswerden kann. Da werden Sie mir wohl verzeihen, dass mir Ihre letzte Bemerkung etwas übel aufstößt!“

Zach starrte sie nur wortlos und überwältigt an. Er hätte schwören können, sie würde jede Sekunde in Tränen zerfließen und womöglich noch zusammenbrechen, stattdessen stand sie da wie eine Rachegöttin und fixierte ihn anklagend. Auf ihren Wangen brannten zwei rote Flecken, die dunklen Locken fielen ihr über die Schultern herab, und als sie vortrat, sah er einen nackten Schenkel unter dem Bademantel hervorlugen.

Wenn er seiner aufgestauten Lust jetzt nicht Raum verschaffte, würde er explodieren. Oder er musste auf der Stelle das Zimmer verlassen und nie wieder zurückkehren.

Stattdessen zog es ihn wie an unsichtbaren Fäden zu ihr hin. Zach fluchte innerlich, während er Lia bei den Schultern packte und sanft schüttelte. „Verdammt, Lia, Mitleid ist das Letzte, was ich für dich empfinde!“, knurrte er grimmig. Anstatt sie wieder von sich zu schieben, wie er es beabsichtigt hatte, presste er sie in einer plötzlichen Aufwallung so fest an sich, dass kein Zweifel an seinem Zustand aufkommen konnte. „Fühlt sich das etwa wie Mitleid an?“

Ihre Augen wurden immer größer, und für einen winzigen Moment streifte ihn der Gedanke, wie rein und unschuldig sie wirkte. Doch der absurde Eindruck löste sich auf, als Lia die Hand hob, auf seine Wange legte und mit dem Daumen zärtlich die Konturen seiner Lippen nachzeichnete. Zach glaubte, vor Verlangen sterben zu müssen.

„Nein …“, wisperte Lia. „Das tut es nicht.“

Lag da Überraschung und Staunen in ihrer weichen Stimme? Unwillig schüttelte er seine Irritation ab, umfasste ihre erfreulich runden Pobacken und seufzte ekstatisch. Sie war nicht fett, diese unmögliche Frau! Nein, sie fühlte sich unglaublich gut an, mit erotisch weiblichen Rundungen an genau den richtigen Stellen, einer schmalen Taille und Hüften, um die sie jede ihrer Geschlechtsgenossinnen beneiden müsste.

„Ist es das, was du willst, Lia?“, raunte er an ihren Lippen.

Ihre einzige Antwort war ein wohliges Seufzen. Zach schloss gepeinigt die Augen. Um der Versuchung nicht nachzugeben, müsste er sie auf der Stelle in ihr eigenes Zimmer schicken. Es war zu gefährlich. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was passierte, wenn er jetzt mit ihr schlief. Aber dafür war er schon viel zu weit gegangen.

Sein Atem stockte, als er ihre weichen Arme um seinen Hals fühlte. Sie sollte sich vor ihm fürchten, nach dem, was im Ballsaal geschehen war, doch davon war nichts zu spüren. Vielleicht weil er sie später aus dem Pool gezogen hatte? Möglicherweise rehabilitierte ihn das in ihren Augen.

„Warum fürchtest du dich nicht vor mir?“

Lia lachte leise. „Ich … mich fürchten? Meine einzige Angst ist, du könntest jetzt aufhören.“

Er verdiente ihr Vertrauen nicht. Sie sollte rennen, so schnell sie nur konnte, und sich vor ihm in Sicherheit bringen. Außer verzehrender Leidenschaft hatte er ihr nichts zu bieten. Das wollte er ihr sagen, doch ein Blick in Lias aufwärts gewandtes Gesicht machte es ihm unmöglich. Sie hielt die Lider gesenkt, die dunklen Wimpern lagen wie seidige Fächer auf den hohen Wangenknochen, die weichen Lippen waren leicht geöffnet, und er fragte sich, ob sie auch so süß schmecken würden, wie sie aussahen.

Es war so verdammt lange her …

Mit einem dumpfen Stöhnen gab Zach seinen Widerstand auf.

3. KAPITEL

Als Lia seinen Mund auf ihrem spürte, war ihr erster Impuls zurückzuweichen, der zweite, sich dem hungrigen, fast wütenden Kuss mit allen Sinnen hinzugeben. Sie war schon vorher geküsst worden, aber nie so … nicht mit dieser rohen Leidenschaft.

Er wollte sie wirklich! Dies war kein Traum, keine romantische Fantasie, sondern ein Mann aus Fleisch und Blut – ein mysteriöser, gefährlicher Mann, der sie offensichtlich begehrte.

Zach vertiefte den Kuss, und Lia reagierte darauf rein instinktiv. Voller Eifer und Verlangen kam sie ihm entgegen, erwiderte mutig seine fordernden Liebkosungen und hoffte, dabei nicht allzu unerfahren zu wirken. Anfühlen tat es sich fantastisch. Ihr Körper schien für diese neue, aufregende Nähe zu einem Mann wie geschaffen zu sein. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie wollte mehr, sie wollte alles!

Gleichzeitig war ihr bewusst, dass sie sich nicht so verhielt, wie man es von einer wohlerzogenen Sizilianerin erwartete. Aber es fühlte sich so verdammt gut an, und sie wollte auf keinen Fall, dass es aufhörte. Mannaggia! Schluss mit dem demütigenden Gefühl, unerwünscht, ungeliebt, hässlich und plump zu sein! Worauf wartete sie denn noch? Zach bot ihr alles, was sie so lange vermisst hatte. In seinen Armen fühlte sie sich begehrt und liebenswert, ja fast schön. Und das tat unglaublich gut.

Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als Zach den Bademantelgürtel löste, doch Lia dachte nicht daran, ihn aufzuhalten. Wann bot sich ihr je wieder so eine Gelegenheit? Attraktive Männer waren Mangelware in dem verschlafenen Heimatort ihrer Großeltern. Und selbst wenn es anders wäre, hätten infrage kommende Bewerber es niemals gewagt, ohne einen Trauring am Finger mit der Enkelin von Salvatore Corretti ins Bett zu gehen.

Sie spürte, wie Zach eine warme Hand unter den Rand des T-Shirts schob, das er ihr geliehen hatte. Mit einem leisen Seufzer lehnte sie sich gegen ihn, um seine Finger noch intensiver auf ihrer nackten Haut zu spüren. Dabei blieb ihr das Ausmaß seines sexuellen Verlangens nicht verborgen. Sein Körper war hart wie Granit, die voll erwachte Männlichkeit presste sich fordernd gegen ihren Unterleib, worauf Lia mit einem wohligen Schauer reagierte, in den sich ein Anflug von Furcht mischte.

Wollte sie das wirklich durchziehen, was sich hier anbahnte? Sex mit einem Amerikaner, dessen Nachnamen sie nicht einmal kannte? Sollte sie tatsächlich so tun, als wüsste sie, was als Nächstes kam, selbst wenn es nur Fantasien waren?

Sì!

Heute war der Tag! Heute wurde die neue Lia Corretti geboren, die ihre eigenen Entscheidungen traf, sich von niemandem mehr demütigen oder zu Dingen drängen ließ, die sie nicht wollte. Kein pinkfarbenes Horrorkleid mehr! Niemand sollte sie je wieder vor unzähligen Menschen als mausgrau, fett, schwach und nutzlos bezeichnen.

Nach einer ungeduldigen Bewegung glitt der Bademantel von ihren Schultern, was Zach völlig richtig als Aufforderung interpretierte. Ohne zu zögern, drückte er Lia auf die Matratze und schob sich über sie. Erst als sie sein Gewicht spürte, wurde ihr bewusst, wie viel größer und stärker er war. Wollte sie sich gegen ihn wehren, hätte sie nicht den Hauch einer Chance …

Zach schien ihr unmerkliches Zögern zu spüren. „Wenn du das hier nicht willst …“

„Oh, doch!“, versicherte sie ihm hastig und legte ihm einen Finger über die Lippen, damit er nicht weitersprach. „Es … es ist nur schon so lange her, und ich … ich …“ Die Worte erstarben auf ihren Lippen. Womöglich durchschaute er sie längst und wusste, dass sie keinerlei Erfahrungen auf diesem Gebiet hatte? Vielleicht wurde er sogar ärgerlich und schickte sie einfach weg?

Zach nahm ihre Hand von seinem Mund und küsste jede einzelne ihrer Fingerspitzen. „Ob du es glaubst oder nicht, für mich ist es auch eine ziemliche Weile her“, behauptete er und lachte leise, als er ihr skeptisches Gesicht sah. „Ich schwöre!“

Lia konnte nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern. Sie waren Fremde, und doch fühlte es sich so an, als würde sie ihn bereits ihr ganzes Leben kennen. Wenn sie ihn nun enttäuschte? Wenn nichts so war, wie sie es in den Liebesromanen gelesen hatte?

„Aber du bist so … attraktiv und anziehend“, murmelte sie versonnen und merkte erst, dass sie es laut gesagt hatte, als er auflachte.

„Das Kompliment kann ich nur zurückgeben.“ Zach beugte sich vor und tupfte federleichte Küsse auf ihre Wangen und die gebeugte Kehle bis hinunter zu der kleinen Kuhle zwischen den Schlüsselbeinen.

„Das … du musst so etwas nicht sagen.“ Lia schluckte trocken, als sie seine Zungenspitze auf ihrer empfindlichen Haut spürte. „Du hast mich doch schon in deinem Bett.“

„Ich sage nie etwas, das ich nicht meine.“ Zach schaute auf und suchte ihren Blick. In seinen Augen wetterleuchtete es. „Hast du etwa vergessen, dass ich bereits gestern Abend schon alles in Augenschein nehmen konnte? Und was ich gesehen habe, hat mir gefallen, Lia … sehr sogar.“

Eine Gelegenheit zur Antwort bekam sie gar nicht mehr, weil Zach ungeduldig ihr T-Shirt hochstreifte und ihre prallen Brüste entblößte.

„Wie ich bereits sagte: perfekt!“, lautete sein Urteil, bevor er den Kopf wieder senkte und seine Erkundungstour mit den Lippen und seiner eifrigen Zungenspitze fortsetzte.

Lia hatte Mühe, ihre Lust nicht laut herauszuschreien. Sie wusste nicht wirklich, was sie erwartet hatte, aber auf jeden Fall nicht das. Sie hatte das unwirkliche Gefühl, sich von ihrem Körper zu lösen und in eine andere Dimension zu schweben, die ihr bisher verborgen geblieben war. Wie hatte sie nur so lange auf diese sensationelle Erfahrung verzichten können? Was hatte sie alles verpasst?

Zachs Liebkosungen wurden immer drängender und verwegener. Ihr Atem kam in kurzen Stößen, ihr Körper verkrampfte sich, nur um in der nächsten Sekunde in ungeahnte Höhen katapultiert zu werden, sodass sie instinktiv die Hände in die zerwühlten Kissen krallte und den Kopf hin und her warf, ohne sich dessen bewusst zu sein. Und dann explodierte sie vor Lust, mit seinem Namen auf den Lippen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Lia in die Realität zurückfand. Und noch länger, ehe sie es wagte, den Kopf zu drehen, um dem Mann, der ihr den ersten Orgasmus ihres Lebens geschenkt hatte, in die Augen zu sehen.

Doch Zach lag gar nicht mehr neben ihr, sondern stand neben dem Bett und nestelte am Verschluss seiner Jeans. Sein entschlossener Blick ließ ihr Blut schneller durch die Adern fließen. Ob er erwartete, dass sie ihm irgendwie assistierte? Lia setzte sich auf und streckte eine Hand aus.

„Warte …“, sagte er rau und verschwand im Bad. Als er kurz darauf zurückkam, war er nackt und hielt ein Kondompäckchen mit dem Logo des Corretti Hotels in der Hand. Fast hätte Lia laut aufgelacht. Typisch Matteo! Selbst als Hotelmanager machte er seinem Playboy-Image Ehre und dachte einfach an alles.

Ein Blick auf Zachs muskulösen, durchtrainierten Körper, und ihr Halbbruder war vergessen. Was für ein Prachtexemplar von einem Mann! Erst verspätet fielen ihr die lange rote Narbe an seiner Hüfte auf und eine kleinere runde knapp unterhalb des Rippenbogens. Lia schluckte, als ihr dämmerte, dass es sich dabei um eine Schusswunde handeln musste. Sie hätte ihn gern gefragt, was passiert war, doch als Zach ohne Anzeichen von Verlegenheit ein Kondom überstreifte und mit dem Knie ihre Schenkel spreizte, schwanden alle Gedanken an herumfliegende Gewehrkugeln und Narben. Und sie waren komplett vergessen, als er ihre bebenden Lippen mit einem verzehrenden Kuss eroberte, den sie bis ins Innerste spürte.

Als wäre es die natürlichste Sache der Welt, schlang Lia instinktiv die Beine um Zachs Hüften, um ihm noch näher zu sein. So hungrig, wie sie beide waren, gab es kein bedachtes Vorspiel oder Zaudern. Lia wusste, es würde wehtun, aber das war ihr egal. Sie wollte ihn ganz in sich spüren und sich endlich als vollwertige Frau fühlen.

„Willst du es wirklich?“, fragte Zach plötzlich gepresst, als könnte er ihre Gedanken lesen. „Du kannst immer noch Nein sagen.“

Wie gefühlvoll von ihm, sich noch einmal zu vergewissern! Ihr Hals wurde ganz eng vor Rührung. Etwas in ihr wollte ihn bitten aufzuhören, doch noch stärker war die Angst, er könnte es tatsächlich tun. Die neue Lia Corretti war stark und mutig! „Niemals“, raunte sie gegen seine Lippen. „Lass mich nicht länger warten.“

Und das tat er auch nicht.

Lia zuckte unwillkürlich zusammen, als sie einen kurzen, scharfen Schmerz spürte, doch der Moment war schnell vorüber. Zach runzelte die Stirn und suchte ihren Blick, ließ sich aber ablenken, als sie seinen Kopf auf ihre Brust zog und sanft an seinem Ohrläppchen knabberte.

„Nicht aufhören“, forderte sie und wölbte sich ihm entgegen.

„Verdammt, Lia, du lässt mich vergessen, dass ich …“

Was er sonst noch hatte sagen wollen, erfuhr sie nicht, da Zach sie erneut küsste, voller Leidenschaft und mit einer Intensität, die ihr heiße Tränen in die Augen trieb. Bereitwillig folgte sie ihm in unbekannte, aufregende Gefilde, von denen sie bisher nichts geahnt hatte. Alles, was sie erlebte und fühlte, war neu für Lia und ihr gleichzeitig so vertraut, als hätte sie ihr Leben lang nur darauf gewartet, von Zach auf diese lustvolle Reise mitgenommen zu werden.

Sie bewegten sich im Rhythmus ihres Herzschlags, und Lia lernte schnell. Es war wie ein wilder kraftvoller Tanz nach einer Melodie, die nur sie beide hörten. Ihre Körper verschmolzen zu einer Einheit und drifteten auseinander, ohne einander wirklich loszulassen, nur um sich noch stürmischer wieder zu vereinigen.

Auf dem Höhepunkt der Lust entrang sich Lia ein Schrei, den Zach mit einem heißen Kuss erstickte. Hart umfasste er ihre Hüften und forcierte noch einmal das Tempo, um endlich auch sich selbst Erleichterung zu verschaffen. Danach blieben sie schwer atmend ineinander verschlungen liegen und lauschten auf das Pochen ihrer Herzen.

Zach bewegte sich zuerst. Bevor er sich zur Seite rollte, küsste er Lia, die nur zögernd in die Realität zurückkehrte, sanft auf die Wange. Schmeckte das bereits nach Abschied, oder bildete sie sich das nur ein? Was erwartete er jetzt von ihr? Vielleicht, dass sie sich für das unglaubliche Erlebnis bei ihm bedankte, sich ihr Kleid schnappte und so schnell wie möglich verschwand? Oder sollte sie lässig die Hand ausstrecken und das tun, wonach ihr wirklich war: den Mann an ihrer Seite erneut zu berühren, die harten Muskeln auf seinem flachen Leib zu ertasten und sich mit seinem Körper vertraut zu machen, ohne durch brennendes Verlangen abgelenkt zu sein.

Während sie noch zauderte, entschied Zach für sie. Er stand einfach auf und verschwand wortlos im Bad.

Lias Herz sank. Das war’s also. Finito!

Seufzend schwang sie die Beine aus dem Bett, wickelte sich in den weichen Bademantel und wandte sich zum Gehen. Doch kaum hatte sie den ersten Schritt gemacht, da stand Zach auch schon wieder vor ihr. Nackt, wie Gott ihn geschaffen hatte, und absolut überwältigend in seiner kraftvollen, fordernden Männlichkeit …

Accidenti! Wir haben doch gerade erst Sex gehabt!

„Zach …“

„Lia …“

Sie sprachen zur gleichen Zeit, doch sie senkte als Erste den Blick.

„Bist du hungrig?“, fragte er.