Julia Extra Band 329 - Sharon Sala - E-Book

Julia Extra Band 329 E-Book

Sharon Sala

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Beschreibung

Zweite Chance für das Glück? von HART, JESSICA
Völlig überraschend steht Rose ihrer großen Liebe gegenüber - Drew Pemberton. Aber Drew ist nicht alleine - in den Armen hält er ein Baby. Dabei wollte er nie Kinder haben! Zu sehr liebte er seine Freiheit - und verließ Rose. Gibt es jetzt eine zweite Chance für ihr Glück?

Sag mir dein süßes Geheimnis von BRAUN, JACKIE
Mallorys Auftrag ist klar: Lüfte die dunklen Geheimnisse des sexy Radiomoderators - und Chicagos begehrtesten Junggesellen - Logan Bartholomew. Doch dann verliert die hübsche Reporterin ihr Herz an Logan - und ihre Liebesnacht hat süße Folgen ...

Liebe im Doppelpack von ANDERSON, CAROLINE
Aufgebracht fährt Max zu dem kleinen Cottage, in dem seine Frau Julia wohnt. Allein - seitdem sie sich aus heiterem Himmel von ihm trennte. Er kann es einfach nicht fassen, dass Julia ihre Schwangerschaft vor ihm verheimlicht hat. Oder ist nicht er der Vater der kleinen Zwillinge?

Das schönste Muttertagsgeschenk von SALA, SHARON
Zum Muttertag möchte der niedliche Sammy seiner Mutter Libby etwas ganz Besonderes schenken: Er möchte seinen Daddy finden! Denn seine Mutter sagt immer zu ihm, dass sein Vater verloren gegangen ist. Zusammen mit seinem besten Freund heckt er einen raffinierten Plan aus …

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Seitenzahl: 641

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IMPRESSUM

JULIA EXTRA erscheint vierwöchentlich im CORA Verlag GmbH & Co. KG,

20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag:

Brieffach 8500, 20350 Hamburg

Tel.: 040/347-25852

Fax: 040/347-25991

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Christine Boness

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

© 2008 by Jessica Hart

Originaltitel: „For His Baby’s Sake“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MOTHER’S DAY

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Valeska Schorling

© 2008 by Caroline Anderson

Originaltitel: „Two Little Miracles“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Dr. Susanne Hartmann

© 2009 by Jackie Braun Fridline

Originaltitel: „Confidential: Expecting!“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Susanne C. Roth

© 2009 by Sharon Sala

Originaltitel: „The Promise“

erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

in der Reihe: ANTHOLOGY

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Dagmar Heuer

Fotos: gettyimages

Deutsche Erstausgabe in der Reihe: JULIA EXTRA

Band 329 (4/2) 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Veröffentlicht im ePub Format in 04/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86295-857-3

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

JULIA EXTRA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

CORA Leser- und Nachbestellservice

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max. 42 Cent/Min. aus dem Mobilfunknetz

www.cora.de

Jessica Hart

Zweite Chance für das Glück?

1. KAPITEL

Sie konnte es sich beim besten Willen nicht leisten. Seufzend warf Rose ihren Kugelschreiber hin. Wie sie es auch drehte und wendete, es reichte einfach hinten und vorne nicht. Sie saß in der Klemme.

„Was soll ich bloß mit dir machen?“, fragte sie ihren kleinen Sohn.

Jack gab keine Antwort, aber Rose hatte auch keine erwartet. Mit zwanzig Monaten reichte sein Vokabular für eine praktische Lösung ihres Problems noch nicht aus, aber beim Klang ihrer Stimme sah er zu ihr auf und schenkte ihr ein so hinreißendes Lächeln, dass Roses Herz sich vor Rührung zusammenschnürte. Auch wenn er keine Lösung für ihr momentanes Kinderbetreuungsproblem hatte – sein Lächeln gab ihr die Zuversicht, dass sie es schon irgendwie schaffen würde.

Rose ließ die deprimierenden Kontoauszüge auf dem Küchentisch liegen und setzte sich neben ihren Sohn auf den Fußboden. Jack wandte seine Aufmerksamkeit wieder den bunten Bauklötzchen zu, die um ihn herum verstreut lagen. Geistesabwesend legte Rose drei aufeinander, um Jack zu zeigen, wie man einen Turm baute.

„Ich brauche diesen Auftrag, aber ich kann dich unmöglich mit ins Studio nehmen“, sagte sie, als Jack den Turm umwarf. „Peter und Peters Haus ist einfach zu durchgestylt für Kleinkinder. Zu viele scharfe Kanten und Antiquitäten, und außerdem kann ich mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren, wenn du dabei bist.“

Rose sprach ziemlich häufig mit Jack, auch wenn er sie noch nicht verstehen konnte. Er lauschte offensichtlich gern ihrer Stimme, und sie selbst fühlte sich weniger allein, wenn sie jemandem ihre Probleme mitteilen konnte, auch wenn der Dialog zwangsläufig etwas einseitig blieb.

Verdrossen blickte Jack auf den kaputten Turm. Rose baute rasch einen neuen und höheren. Sein Gesicht hellte sich sofort auf. Klasse, noch etwas zum Kaputtmachen!

„Vielleicht hätte ich den Heiratsantrag deines Vaters doch annehmen sollen“, fuhr Rose schuldbewusst fort.

Aber bei dieser Vorstellung war ihr immer etwas unbehaglich zumute. Natürlich wäre es das Vernünftigste gewesen, und normalerweise hatte sie auch kein Problem damit, vernünftig zu sein, aber jemanden zu heiraten, den man nicht wirklich liebte, war ein gewagter Schritt, ganz egal, wie praktisch es schien. Roses einziges Zugeständnis war bislang nur, darüber nachdenken zu wollen.

„Allerdings hätte das dein jetziges Betreuungsproblem auch nicht gelöst“, fügte sie rasch hinzu und legte vorsichtig einen blauen Bauklotz auf die Spitze des Turms. „Dein Dad hätte trotzdem beruflich nach Bristol gehen müssen, und ich würde immer noch hier sitzen, ohne zu wissen, wie ich deine Betreuung bezahlen soll. Das ist nämlich unmöglich, solange ich den Auftrag nicht habe, aber ich kann auch nicht arbeiten, wenn niemand auf dich aufpasst.“

Rose setzte sich auf die Fersen und sah lächelnd zu, wie Jack den zweiten Turm mit einem Triumphschrei zerstörte. „Das ist ein echtes Problem, oder?“

„Da!“, schrie Jack entzückt.

„Klingt wie ein Ja für mich.“ Seufzend warf Rose einen Blick auf die Uhr und erhob sich mühsam. Es wurde Zeit für Jacks Abendessen. Vielleicht fiel ihr ja wie durch ein Wunder noch eine Lösung ein, wenn er im Bett lag und sie etwas Ruhe zum Nachdenken hatte.

Rose überließ Jack seinen eigenen Turmbaukünsten und ging in die Küche. Sie liebte diesen Raum. Von der schmalen Eingangsdiele mit der Treppe zum ersten Stock abgesehen, waren sämtliche Wände im Erdgeschoss des viktorianischen Reihenhauses entfernt worden, um einen großen Raum zu schaffen. Das Ergebnis war ein heller offener Wohnbereich mit bequemen Sofas nach vorne raus und auf der Rückseite eine großzügige Küchen- und Esszone mit Zugang zu ihrem Garten.

Streng genommen war es zwar gar nicht ihr Garten, sondern Drews, doch er wohnte schließlich nicht hier und hätte auch nichts mit dem Garten anfangen können. Jedes Mal, wenn Rose an die lächerlich geringe Miete dachte, die sie ihm zahlte, wurde ihr fast schwindlig vor Erleichterung und Dankbarkeit. Ohne Drews Großzügigkeit wäre sie nach Jacks Geburt nicht zurechtgekommen. Aber so war er schon immer gewesen.

Verantwortungs- und rastlos, geradezu lächerlich bindungsscheu, aber unbestreitbar großzügig.

Ihr Blick fiel auf ein altes Foto, das mit einem Snoopy-Magneten an der Kühlschranktür befestigt war. Rose blinzelte darauf in die Sonne, während Drew den Arm um sie legte. Sie sahen unglaublich glücklich und voller Vertrauen in die Zukunft aus. Und sehr jung.

Rose hielt es für richtig, ein Foto von ihm zu haben – schließlich war es sein Haus – aber der Anblick versetzte ihr jedes Mal einen Stich. Es zeigte Drews typisches schiefes Lächeln, die ironisch funkelnden Augen und die eigentümliche sternförmige helle Stelle in seinem dunklen Haar. Sie hatte immer gewusst, dass sie ihn liebte. Sie hatte nur nicht erkannt, wie sehr, bis er fortging.

Drew. Wo er jetzt wohl steckte? „Ich bin gerade auf dem Sprung nach Afrika“, hatte er fröhlich verkündet, als sie ihn das letzte Mal auf der öden Party gesehen hatte, zu der sie mit Seb gegangen war. „Ich wirke bei einem Entwicklungshilfeprojekt mit. Wasserversorgung für abgelegene Dörfer.“ Rose hatte gar nicht richtig hingehört, als er erzählte, wohin es ging – wahrscheinlich eines dieser afrikanischen Länder, deren Hauptstädte sie nie aussprechen konnte. Sie hatte damals nur eins begriffen: dass er fortging.

Offensichtlich wollte er sich lieber Staub, Hitze und Gefahr aussetzen, als eine Familie mit ihr zu gründen.

Roses Blick ruhte auf seinem Gesicht. Sie konnte ihn sich deutlich vorstellen, wie er mit hochgekrempelten Ärmeln in die afrikanische Sonne blinzelte. Drew liebte Herausforderungen. Er war schon immer ein Abenteurer gewesen und jemand, mit dem man sogar in den langweiligsten Situationen Spaß haben konnte.

Wie lange war es eigentlich schon her, dass sie zuletzt Spaß gehabt hatte? fragte Rose sich sehnsüchtig.

Nicht seitdem sie Drew das Ultimatum gestellt hatte. Werde solide und gründe eine Familie mit mir, oder ich suche mir jemand anders, jemanden, der Kinder will, hatte sie zu ihm gesagt.

Drew hatte sich gegen sie entschieden.

„Aber wir bleiben doch Freunde, oder?“, hatte er beim Abschied gefragt. Das waren keine leeren Worte gewesen. Als Rose ihn nämlich später fragte, ob sie das Haus mieten könne, das er in der Zwischenzeit als Geldanlage gekauft hatte, hatte er keinen Moment gezögert. „Du würdest mir damit sogar einen Riesengefallen tun“, hatte er gesagt. „Ich könnte mir keine bessere Mieterin wünschen als dich, Rose.“

Rose unterdrückte einen Seufzer. Drew hatte jetzt ein eigenes Leben, genau wie sie. Sie gab sich einen Ruck und öffnete den Kühlschrank, sodass das Foto außer Sichtweite war. Dann zwang sie sich, über das Abendessen ihres Sohns nachzudenken statt über Drew.

Sie holte ein Stück Huhn und eine Schüssel mit früher am Tag zubereitetem Tomatenpüree aus dem Kühlschrank und beschloss, Nudeln zu kochen. Vielleicht konnte sie ja ein paar Erbsen in die Soße hineinmogeln. Es war wirklich erstaunlich, wie misstrauisch Jack gewisse grüne Gemüsesorten inzwischen beäugte.

Sie füllte gerade einen Topf mit Wasser, als es an der Tür klingelte. Jack blickte von seinen Bauklötzchen hoch. Er sah genauso überrascht aus wie sie.

„Wer mag das nur sein?“, fragte Rose und drehte das Wasser ab. „Normalerweise bekommen wir um diese Zeit keinen Besuch.“ Da Jack in den letzten Monaten so agil geworden war, dass sie ihn für keinen Augenblick allein lassen wollte, bückte sie sich und nahm ihn auf den Arm. „Dann lass uns mal nachsehen.“

Sie setzte ihn mit geübtem Schwung auf ihre Hüfte und quetschte sich an der Kinderkarre vorbei, die die enge Eingangsdiele versperrte. Durch das Milchglas in der Eingangstür konnte sie die Umrisse eines Mannes erkennen und runzelte irritiert die Stirn. Für eine Umfrage war jetzt wirklich nicht die passende Zeit, und das würde sie diesem Kerl auch sofort sagen!

Doch die Worte erstarben ihr auf den Lippen, als sie die Tür öffnete und sah, wer vor ihr stand.

Drew.

Drew!

Mit einem Baby.

Unbeholfen veränderte er die Position des Babys. Die Kleine war schwerer als erwartet, aber wenigstens schlief sie noch, dachte er dankbar. Was für ein Tag! Als er nach dem Mittagessen zu den Clarkes aufgebrochen war, hatte er keine Ahnung gehabt, wie sehr dieser Besuch sein Leben verändern würde.

„Es wird schon alles gut gehen“, hatte er Betty Clarke versichert. „Ich habe eine alte Freundin namens Rose. Sie wird mir bestimmt helfen.“

Drew wusste, dass er Rose eigentlich vorher hätte anrufen sollen, aber seine Situation war einfach zu kompliziert, um sie am Telefon zu erklären. Außerdem hatte er es kaum erwarten können, sie zu sehen.

Erst als er auf der Türschwelle seines eigenen Hauses stand und auf die Klingel drückte, kamen ihm Zweifel. Vielleicht wäre ein Anruf doch ganz sinnvoll gewesen? Was war zum Beispiel, wenn Rose noch bei der Arbeit war oder womöglich hinterher ausging? Ob sie noch ihre alte Handynummer hatte?

Doch zu seiner riesigen Erleichterung sah er durch das Milchglas jemanden zur Tür kommen. Hoffentlich war es Rose. Plötzlich war er so nervös, dass er für einen Augenblick sogar das Baby auf seinem Arm vergaß. Ihre letzte Begegnung war fast anderthalb Jahre her, und damals hatte sie irgendeinen unscheinbaren Kerl im Schlepptau gehabt, den Drew auf Anhieb nicht hatte ausstehen können. Aber mit etwas Glück war sie ja vielleicht gerade allein, und sie konnten ein persönliches Gespräch führen. So wie früher.

Bei seiner Abreise nach Afrika hatte Drew insgeheim gehofft, Rose endlich zu vergessen. Sie führte inzwischen ein eigenes Leben, so wie auch er demnächst. Und dieses künftige Leben würde so derart anders aussehen als sein früheres, dass er noch nicht einmal an sie denken würde.

Leider hatte das nicht funktioniert. In all den drückend heißen, von den Geräuschen unzähliger Tiere erfüllten Nächten hatte ihr Bild so erfrischend und kühl vor ihm gestanden wie Eiswasser.

Drew hatte sich wieder und wieder gesagt, dass er die Erinnerung an Rose bestimmt nur romantisch verklärte, aber als sich schließlich die Tür öffnete, musste er feststellen, dass sie noch immer genauso hinreißend aussah wie früher. Sie hatte dasselbe glatte silberblonde Haar, dieselben großen grauen Augen und denselben hübsch geschwungenen Mund, der ihn bis in seine Träume verfolgt hatte.

Aber sie war nicht allein. All die langen afrikanischen Nächte, und nicht einmal hatte er sie sich mit einem Kleinkind auf der Hüfte vorgestellt.

Eigentlich seltsam, denn er hatte immer gewusst, dass sie Kinder wollte.

Und ganz offensichtlich hatte sie jetzt eins.

Als er Rose plötzlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, waren seine sorgsam zurechtgelegten Worte plötzlich wie aus seinem Gedächtnis gefegt. Rose. Er hatte sie mit seinem Charme einwickeln wollen, damit sie ihm half – wenn nötig wollte er sogar um ihre Hilfe betteln. Aber anscheinend kam er zu spät.

Viel zu spät.

„Hallo Rose“, sagte er daher nur lahm und verzog die Lippen zu einem verkrampften Lächeln. Gleichzeitig hatte er das seltsame Gefühl zu stolpern und in einen tiefen dunklen Abgrund zu stürzen.

Sie starrte ihn mit offenem Mund an. „Drew!“, keuchte sie erschrocken auf. Schließlich fand sie ihre Stimme wieder, auch wenn sie in ihren Ohren irgendwie fremd klang. „Drew … was … was …?“, stotterte sie. In ihrem Kopf überstürzte sich alles. Sie wusste gar nicht, was sie zuerst fragen wollte. „Was machst du hier?“, stieß sie schließlich hervor. „Ich dachte, du bist in Afrika!“

„Das ist eine lange Geschichte“, antwortete Drew, dem gerade bewusst wurde, dass er sich im Vorteil befand. Zumindest hatte er erwartet, sie zu sehen, auch wenn ihn der Schock darüber, dass sie ein Kind hatte, völlig unvorbereitet traf. Genauso unvorbereitet wie seine Reaktion auf ihren Anblick. Sein Herz schlug plötzlich wie verrückt. „Darf ich reinkommen?“

„Ja … natürlich …“ Wie betäubt trat Rose zurück. Drew schob sich unbeholfen an ihr vorbei in die Diele. Für einen verstörenden Moment lang standen sie ganz dicht beieinander, und Rose wurde zu ihrem Entsetzen bewusst, dass das hier kein Traum war. Es war die nackte Realität. Drew war tatsächlich hier, nur wenige Zentimeter von ihr entfernt. Seine Haut war etwas brauner als in ihrer Erinnerung, aber ansonsten war er genau derselbe.

Abgesehen von dem Baby in seinen Armen natürlich.

Rose hatte sich noch immer nicht von ihrem Schock erholt. Sie wusste nicht, was sie zuerst sagen oder tun sollte.

„Tut mir leid wegen der Karre“, sagte sie schließlich schwer atmend. Ihr fiel nichts anderes ein. „Ich kann sie sonst nirgendwo abstellen.“

„Kein Problem.“

Drew schob sich an der Karre vorbei ins Wohnzimmer und sah sich um. Er erkannte das unmöbliert gekaufte Haus kaum wieder. Die Möbel gehörten ihm, aber Rose hatte dem Raum unverkennbar ihren persönlichen Stempel aufgedrückt. Als Innenarchitektin besaß sie die Gabe, ein Haus mit nur wenigen geschickt platzierten Stücken stilvoll einzurichten.

Die knallbunten Bauklötzchen, die auf dem Boden verteilt waren, passten allerdings in kein Stilschema, genauso wenig wie der Plastikhochstuhl am Tisch oder die übrigen Babysachen. Roses Leben hatte sich verändert.

Ohne ihn.

Drew zwang sich erneut zu einem Lächeln, als sie hinter ihm ins Zimmer trat. Zum ersten Mal sah er sich den kleinen Jungen auf ihrem Arm näher an. Er erwiderte seinen Blick aus grauen Augen, die mit denen Roses fast identisch waren.

„Und wer ist das?“, fragte er so jovial wie möglich, obwohl sein Tonfall in seinen Ohren irgendwie unecht klang.

„Das ist Jack“, antwortete Rose und hielt ihren Kleinen etwas fester als sonst üblich.

„Ist er dein Sohn?“, fragte Drew und verfluchte sich insgeheim selbst für seine Dummheit, als sie nickte. Natürlich war Jack ihr Sohn. Jeder Idiot konnte das auf den ersten Blick erkennen.

„Hallo Jack“, sagte er, aber der Junge vergrub verschüchtert das Gesicht am Hals seiner Mutter.

Drew wusste noch genau, wie sich das anfühlte, und erinnerte sich plötzlich wieder an den Duft von Roses Haut in ihrer Halsbeuge. Hastig wandte er den Blick ab und schämte sich seiner Eifersucht auf ein kleines Kind.

„Er wird sich bestimmt gleich an dich gewöhnen“, sagte Rose. „Gib ihm nur eine oder zwei Minuten.“

Drew lächelte angestrengt. „Also … herzlichen Glückwunsch“, stieß er hervor. „Du wolltest ja immer schon gern Kinder haben. Du musst sehr glücklich sein.“

„Das bin ich. Jack ist alles, was ich mir immer gewünscht habe.“

Nein, nicht alles, Rose, korrigierte sie sich selbst im Stillen. Wie oft hatte sie das Ultimatum bereut, das sie Drew damals gestellt hatte! Aber hätte sie das nicht getan, wäre Jack nicht auf der Welt.

„Warum hast du mir nie gesagt, dass du ein Kind hast?“

Rose setzte Jack auf den Fußboden. Er umklammerte ihre Beine. „Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dich das interessiert, Drew. Du bist Kindern immer aus dem Weg gegangen.“ Sie warf einen Blick auf das schlafende Baby in seinen Armen, vermied jedoch die sich aufdrängende Frage. „Was geht es dich an, ob ich ein Kind habe oder nicht?“

Drew wurde rot. „Ich dachte, wir sind Freunde“, sagte er. „Ich interessiere mich einfach für dein Leben. Vielleicht geht es mich ja wirklich nichts an, aber …“ Er schwieg einen Augenblick und zuckte schließlich unbeholfen die Achseln. „Ich wünschte nur, ich hätte davon erfahren, das ist alles.“

„Ich hatte keine Ahnung, wie ich dich erreichen kann“, erinnerte Rose ihn und bemühte sich um einen etwas sachlicheren Tonfall. „Du kannst nicht erwarten, auf dem Laufenden gehalten zu werden, wenn du jahrelang ans Ende der Welt verschwindest.“

„Nur knapp anderthalb Jahre“, hörte Drew sich zu seiner eigenen Überraschung verteidigen. „Klar, ich konnte in Afrika keine Mails empfangen, aber ich hatte ein Postfach. Du hättest mir schreiben können.“

„Stimmt, das hätte ich“, räumte Rose ein. Da Jack sich noch immer an ihren Beinen festklammerte, ging sie unbeholfen zu einem der Sofas und winkte Drew, sich auf das andere zu setzen. „Tut mir leid“, sagte sie aufrichtig. „Aber du warst einfach so weit weg.“

Sie hätte Drew wirklich von Jack erzählen sollen, vor allem, da sie in seinem Haus wohnte. Aber irgendwie hatte sie nie die richtigen Worte gefunden.

„Ich wollte ja schreiben, aber …“ Resigniert zuckte sie mit den Schultern. „Ehrlich gesagt wusste ich nicht, wie ich es dir sagen sollte.“

„Na ja, es bestand ja auch keine Notwendigkeit dafür“, antwortete Drew nach einer Pause. „Es ist nur so merkwürdig, dich plötzlich mit einem Kind zu sehen.“

„Ich könnte dasselbe über dich sagen.“ Rose sah das friedlich in seinen Armen schlummernde Baby vielsagend an. Es war offensichtlich ein Mädchen. Irgendjemand hatte ihr ein Kleidchen, einen Mantel und eine niedliche gestreifte Mütze angezogen, aber ganz sicher nicht Drew. Er hielt das Baby nämlich wie eine nicht entschärfte Bombe. „Wie heißt sie?“

„Molly.“

„Hübscher Name“, sagte Rose und fragte sich, was Drews Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte. „Wessen Kind ist sie?“

Er zögerte. „Meins“, sagte er nach einer Weile. „Molly ist meine Tochter.“

Es folgte ein langes und ausgedehntes Schweigen. Selbst Jack schien die unterschwellige Spannung im Raum zu spüren, denn er hörte damit auf, auf Roses Schoß zu klettern und starrte sie fragend an.

„Deine Tochter?“, fragte Rose mit erstickter Stimme. Mit dieser Antwort hätte sie beim besten Willen nicht gerechnet.

„Ich habe es selbst gerade erst erfahren“, erklärte Drew. Er musste plötzlich schlucken. Das Gespräch gestaltete sich viel schwieriger als gedacht. „Rose“, gestand er, „ich brauche deine Hilfe.“

Fassungslos starrte Rose das Baby an. Drews Tochter. Immer wieder hatte er betont, keine Kinder zu wollen, und jetzt war er plötzlich Vater. Eine andere Frau hatte ein Kind von ihm. Der Schmerz darüber traf sie unvermittelt und mit voller Wucht.

Mechanisch nahm sie Jack auf den Schoß und schluckte ebenfalls. Dann riss sie den Blick von Molly los und sah Drew direkt in die Augen.

„Das musst du mir näher erklären“, sagte sie.

2. KAPITEL

Gequält fuhr Drew sich mit der Hand durchs Haar und ließ die unverwechselbare Pemberton-Strähne vom Kopf abstehen. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll …“

„Das liegt doch wohl auf der Hand, wenn es um Babys geht“, antwortete Rose.

Drew lächelte verunsichert. „Stimmt, aber normalerweise kann man sich ein paar Monate auf die Ankunft eines Babys vorbereiten. Ich hatte die Chance nicht. Molly ist für mich eine genauso große Überraschung wie für dich.“

Rose runzelte die Stirn. „Wie lange weißt du schon von ihr?“

„Ungefähr zweieinhalb Stunden“, antwortete Drew mit einem Blick auf die Uhr. „Bis dahin hatte ich keine Ahnung von ihrer Existenz.“

„Was? Noch nicht einmal einen Verdacht?“

„Natürlich nicht“, antwortete er empört. „Ich wäre sonst nie nach Burkina Faso gegangen. Wofür hältst du mich eigentlich?“

„Für einen Mann, der niemals Kinder haben wollte.“

„Wollte ich auch nicht. Deshalb ist das alles ja auch so …“ Drew blickte auf das Baby hinunter. „Ich komme mir vor wie nach einem Unfall“, gestand er hilflos. „Gerade eben noch war ich ein Junggeselle ohne Sorgen und Verpflichtungen, und zack – plötzlich bin ich Vater! Ich kann es noch immer nicht fassen.“

Drew sah wirklich aus wie vom Donner gerührt. Rose ging es nicht anders. Ihr Herz klopfte wie wild, seitdem sie von seiner Tochter erfahren hatte. Ausgerechnet Drew. Mit ihr hatte er nie Kinder haben wollen!

Jack machte es sich auf ihrem Schoß bequem, schob den Daumen in den Mund und beobachtete Drew und das Baby fasziniert. Rose schlang die Arme um ihn und zog ihn eng an sich. Sie wusste selbst nicht, ob sie damit ihm oder sich selbst Geborgenheit vermitteln wollte.

„Wie alt ist Molly?“

„Die Clarkes haben gesagt, sie sei fast acht Monate alt.“

„Die Clarkes? Wer sind die Clarkes? Und wo ist Mollys Mutter?“

„Sie ist tot.“ Drew hörte, wie Rose vor Schreck scharf einatmete, und rieb sich erschöpft das Gesicht. „Hör mal, du hast recht. Ich sollte ganz von vorn anfangen.“

„Du meinst wohl, als du mit Mollys Mutter geschlafen hast?“

Drew zuckte wegen ihrer Direktheit zusammen. „Ja“, antwortete er. „Sie hieß Hannah und arbeitete als Technikerin in meinem Büro. Sie hat die technischen Zeichnungen gemacht und … Na ja, ist ja egal, was sie gemacht hat. Ich kannte sie schon von Anfang an, und wir haben uns immer gut verstanden. Hannah war wahrscheinlich ziemlich attraktiv, aber ich habe nie viel darüber nachgedacht. Sie war einfach nur eine Freundin.“

Sie war nicht du, hätte Drew am liebsten zu Rose gesagt, aber er tat es nicht.

„Wenn ihr ein gemeinsames Baby habt, wart ihr eindeutig mehr als Freunde“, sagte Rose spitz.

Typisch Rose, dachte Drew wehmütig. Sie sah so lieb aus, aber unter der Fassade verbarg sich eine erfrischende und manchmal unangenehme Schärfe.

„Wir waren nur Freunde, zumindest bis zu meiner Abschiedsparty“, beharrte er. „Aber in dieser Nacht war ich … Also, die Wahrheit ist, dass ich mir überhaupt nicht sicher war, ob meine Entscheidung, nach Afrika zu gehen, die richtige war, aber ich wollte meine Zweifel niemandem zeigen und tat daher mein Bestes, Spaß zu haben. Genauer gesagt, über den Durst zu trinken“, fügte er trocken hinzu. „Hannah war auch in merkwürdiger Stimmung – fast schon wild. Ich hatte damals keine Ahnung, aber wenn ich ihre Eltern heute richtig verstanden habe, wollte sie zu diesem Zeitpunkt unbedingt ein Kind.“

„Und sie hat ausgerechnet dich zum Vater auserwählt?“ Rose hob ungläubig die Augenbrauen.

„Ich weiß, das klingt merkwürdig, aber sie wollte auf keinen Fall eine feste Beziehung. Sie hat ihren Eltern erzählt, dass ich höchstwahrscheinlich gute Gene hätte, aber als Vater eine Katastrophe wäre.“

„Ha!“, schnaubte Rose. Im Gegensatz zu ihr hatte Hannah sich offensichtlich keine Illusionen über Drew gemacht. Sehr vernünftig.

„Hannah wusste, warum du und ich uns getrennt hatten. Ihr war daher klar, dass ich keine Kinder wollte, aber das störte sie nicht weiter. Sie wollte einfach nur schwanger werden.“

Jack wurde allmählich unruhig. Anscheinend hatte er sich inzwischen davon überzeugt, dass Drew und Molly nichts Schlimmes im Schilde führten, und wollte jetzt zu seinem Spielzeug zurück. „Zu einer Schwangerschaft gehören immer zwei“, sagte Rose und hielt schützend eine Hand vor Jack, damit er beim Runterkrabbeln von ihrem Schoß nicht vom Sofa fiel. „Warum hast du nicht verhütet?“

Drew rutschte unbehaglich hin und her. „Ich hatte an diesem Abend nicht damit gerechnet, mit jemandem zu schlafen. Eigentlich ging ich davon aus, mir nur ein paar Drinks zu genehmigen, aber eins führte schließlich zum anderen, und dann hat Hannah mich zu sich nach Hause eingeladen und … die Dinge wurden etwas … du weißt schon …“

„Ich verstehe“, antwortete Rose ausdruckslos.

„Ich glaube mich zu erinnern, dass ich ihr gesagt habe, nichts dabei zu haben, aber Hannah meinte nur, sie nähme die Pille und …“ Drew warf einen Blick auf Roses Gesicht. „Sieh mich nicht so an! Ich weiß, dass das total verantwortungslos war, aber Hannah war ja nicht gerade eine Fremde für mich.“

„Sie hat dich also bewusst belogen?“

„Sie wollte eben unbedingt ein Kind, zumindest haben ihre Eltern das so gesagt. Sie hielt es für reines Glück, dass sie sofort schwanger wurde, aber wahrscheinlich wusste sie ganz genau, dass sie gerade einen Eisprung hatte. Und dass ich ein paar Tage später von der Bildfläche verschwunden sein würde, passte ihr ausgezeichnet. So würde ich mir zumindest nicht eins und eins zusammenzählen können.“

„Und das hat sie alles ihren Eltern erzählt?“, fragte Rose fassungslos. Ihre eigenen Eltern waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als sie neunzehn war. Sie hatte sie sehr geliebt und vermisste sie noch immer schmerzlich, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, mit ihnen über ihren Eisprung zu reden und ihnen anzuvertrauen, dass sie sich von einem Mann schwängern lassen wollte, der keine Kinder mochte. Es wäre ihr schon schwer genug gefallen, ihnen von Jack zu erzählen.

„Hannah war eine sehr starke Persönlichkeit. Sie hätte dir gefallen“, antwortete Drew. „Wirklich!“, fügte er angesichts ihres skeptischen Gesichtsausdrucks hinzu. „Ihre Eltern haben gesagt, dass sie das Kind auf jeden Fall allein großziehen wollte. Über mich hat sie nichts weiter erzählt, als dass ich in ihrem Büro arbeite und sie mich mag, aber dass ich der Letzte sei, mit dem sie sich eine Beziehung vorstellen könne.“

Drew verschwieg jedoch, dass Hannah ihren Eltern auch erzählt hatte, dass er Rose nach wie vor liebte und sie schon allein deshalb wusste, dass jeder Versuch, um des Babys willen zusammenzukommen, zum Scheitern verurteilt war.

„Also bist du völlig ahnungslos nach Afrika abgereist?“

„Genau. Hannah hat nach unserer gemeinsamen Nacht total locker reagiert. Für sie war es nur eine flüchtige Affäre, und sie betrachtete mich weiterhin als ihren Freund. Ehrlich gesagt war ich ziemlich erleichtert darüber.“

„Natürlich warst du das“, sagte Rose bissig. „Du warst noch nie der Typ, der gern Verantwortung für sein Handeln übernimmt, oder?“

Drew wurde rot vor Wut. „So war es nicht!“, antwortete er. „Außerdem habe ich Verantwortung übernommen. Als ich erfuhr, dass Hannah tot ist, bin ich sofort zu ihren Eltern gefahren, um ihnen mein Beileid auszusprechen … es kam mir irgendwie richtig vor.“

Das war es. Rose musterte Drew mit zusammengezogenen Augenbrauen. Sie stand noch so unter Schock wegen ihres Wiedersehens und der Tatsache, dass er ein Kind hatte, dass sie ihn bisher noch gar nicht richtig betrachtet hatte. Er war brauner geworden, stimmt, und schlanker. Um seine grünen Augen waren ein paar neue Fältchen, aber ansonsten sah er genauso aus wie in ihrer Erinnerung.

Trotzdem – irgendetwas hatte sich verändert. Er wirkte irgendwie solider. Sein spöttischer Mund und der ironische Gesichtsausdruck waren unverändert, aber er strahlte eine neue Selbstsicherheit und eine Nachdenklichkeit aus, die sie vorher nicht an ihm wahrgenommen hatte. Afrika hatte ihn verändert. Seine Zeit dort schien ihn verantwortungsbewusster statt leichtsinniger gemacht zu haben.

Drew war anders. Rose konnte nicht erklären, was genau es war, aber sie spürte es irgendwie. Und die Veränderung hatte nichts mit dem schlafenden Baby auf seinem Schoß zu tun.

„Was ist dann passiert?“, fragte sie.

„Ich fuhr mit sehr gemischten Gefühlen zu Hannahs Eltern“, erzählte Drew. „Ich hatte keine Ahnung, was ich überhaupt sagen sollte, aber wie sich herausstellte, erledigte sich dieses Problem von allein. Nachdem Mrs. Clarke die Tür geöffnet hatte, starrte sie mich zuerst nur fassungslos an und trat dann wortlos zur Seite, um mich ins Haus zu lassen. Ich habe zuerst gar nicht begriffen, was los war, aber dann hat sie mich ins Wohnzimmer geführt, und da war ein Baby in einem Wipper.“

„Das ist Molly“, hatte Hannahs Mutter gesagt.

„Ist sie Hannahs Tochter?“, hatte Drew gefragt und sich dem Baby genähert. Mrs. Clarke hatte nur unsicher gelächelt. Sein eigenes freundliches Lächeln war ihm vergangen, als er die verräterische weiße Strähne in dem weichen dunklen Haar des Babys erkannte. Stumm hatte er den Blick zu Betty Clarke gehoben und sie fragend angesehen. Sie hatte nur genickt.

„Ihre auch“, hatte sie gesagt.

Drew zog die Mütze von Mollys Kopf, um Rose zu zeigen, was er meinte. Rose hatte sich im Laufe ihrer Beziehung so an Drews eigentümliches Haar gewöhnt, dass sie seine weiße Strähne nach einer Weile gar nicht mehr wahrgenommen hatte, aber sie wusste noch genau, wie erstaunt sie darüber gewesen war, sie auch bei seinem Vater zu entdecken.

„Es ist eine Art genetischer Defekt“, hatte Drew ihr erklärt. „So eine Autoimmungeschichte. Aus irgendeinem Grund wird bei einigen aus unserer Familie an dieser Stelle kein Melanin produziert. Und bei allen hat die Strähne genau den gleichen Umriss.“

Molly war dunkelhaarig und hatte über der rechten Stirn eine sternförmige weiße Stelle. Genau wie Drew.

Es bestand kein Zweifel, dass sie seine Tochter war.

Rose beobachtete, wie Drew behutsam Mollys Haar glättete. Eine Art Schmerz – Eifersucht? Bitterkeit? – schoss ihr so heftig durchs Herz, dass sie den Blick abwenden musste.

„Warum haben Hannahs Eltern nicht versucht, dich nach ihrem Tod ausfindig zu machen?“, fragte sie nach einer Weile.

Drew schüttelte den Kopf. „Hannah war sehr vorsichtig mit dem, was sie preisgab, aber ihre Eltern haben mitbekommen, wie Hannah nach der Geburt beim Anblick der Strähne lächeln musste. ‚Genau wie bei deinem Dad‘, hat sie zu Molly gesagt. Ihre Eltern hatten gehofft, jemanden mit der gleichen Strähne bei Hannahs Beerdigung zu entdecken, aber damals war ich natürlich im Ausland. Sie hatten daher keine andere Wahl, als sich selbst um Molly zu kümmern, aber das fiel ihnen nicht leicht. Betty – Hannahs Mutter – wird bald an der Hüfte operiert, und ihr Mann ist herzkrank. Sie waren drauf und dran, das Jugendamt einzuschalten, als ich plötzlich vor ihrer Tür stand. Es erschien ihnen wie ein Wink des Schicksals. Und bei diesem Haar brauchten sie auch keinen DNA-Test.“

„Ich verstehe“, sagte Rose langsam.

Drew blickte zu Molly hinunter und sah Rose dann in die Augen. „Ich konnte sie doch nicht einfach im Stich lassen. Wie du schon gesagt hast, es gehören immer zwei dazu, wenn ein Baby entsteht. Ich habe mich daher bereit erklärt, mich zumindest bis nach Bettys Hüftoperation um Molly zu kümmern und danach gemeinsam mit den Clarkes nach einer Lösung zu suchen.“

„Aber du hast doch gar keine Ahnung von Babys“, protestierte Rose. „Ich kann es nicht fassen, dass sie dir die Kleine einfach so überlassen haben.“

Betty hielt zuerst auch nicht viel von der Idee, aber es schien keinen anderen Ausweg zu geben. Außerdem habe ich … Ich habe ihnen gesagt, dass du mir helfen wirst“, gestand er hastig.

Rose holte genervt Luft. Typisch Drew! Er hatte sie immer schon für selbstverständlich gehalten und auf seinen Charme spekuliert, wenn er etwas von ihr wollte. „Du hast mir noch nicht einmal gesagt, dass du wieder da bist, Drew!“

„Ich weiß“, sagte er. „Ich bin auch erst gestern angekommen. Es ging alles so schnell. Das Projekt lief fantastisch, aber dann haben wir erfahren, dass die Rebellen auf dem Vormarsch sind. Wir bekamen Anweisung, uns nach Ouagadougou zurückzuziehen, und dann hat man beschlossen, uns nach Hause zu schicken, bis die Situation geklärt ist. Wer weiß, wann das sein wird?“

„Also hast du dich unversehens in London wiedergefunden?“

Drew nickte. „Ich habe gleich nach meiner Ankunft bei der Firma angerufen und gefragt, was ich in der Zwischenzeit tun soll.“

„Und was haben sie gesagt?“

„Dass ich mir zwei Wochen freinehmen soll und sie mir einen anderen Job besorgen, wenn ich bis dahin nichts aus Afrika gehört habe. Vielleicht kann ich in das Team zurückkehren, bei dem ich vor meiner Abreise gearbeitet habe. Nach dem Telefonat bin ich sofort bei ihnen vorbeigegangen und habe bei dieser Gelegenheit von Hannah erfahren …“

Drew seufzte. „Weißt du, ein Teil von mir wünscht, ich wäre nie zu den Clarkes gefahren.“ Er warf wieder einen Blick auf seine Tochter. „Molly hat irgendwie alles verändert“, sagte er, noch immer fassungslos.

„Das tun Babys normalerweise.“

Rose versuchte sich vorzustellen, wie es für ihn war, nach London zurückzukehren. Einen Tag noch arbeitete er in einem staubigen Dorf, und am nächsten war er plötzlich wieder in der Großstadt. Er wähnte sich frei von jeder Verantwortung und musste plötzlich feststellen, dass er eine Tochter hatte. Rose überraschte es nicht, dass er noch immer wie vom Donner gerührt aussah. Der Jetlag und der Kulturschock wären auch ohne die beängstigende und unerwartete Verantwortung für ein Kind belastend genug gewesen.

Verdammt noch mal, sie wollte kein Mitleid mit ihm empfinden! Wie konnte er es wagen, einfach so mit einem Baby bei ihr aufzutauchen und selbstverständlich vorauszusetzen, dass sie alles stehen und liegen lassen würde, um ihm zu helfen?

„Und da fiel ich dir plötzlich wieder ein“, sagte sie kalt.

„Ich wollte dich sowieso besuchen“, antwortete Drew. Er wollte ihr sagen, dass der Gedanke, sie wiederzusehen, der einzige Lichtblick in dem Durcheinander und Chaos seines Aufbruchs gewesen war, aber dafür war jetzt eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt. Er hatte ehrlich gesagt nicht darüber nachgedacht, was es für sie bedeutete, wenn er plötzlich mit einem Baby bei ihr auftauchte, aber ihm war inzwischen bewusst, dass sein Verhalten sehr taktlos war.

„Ich hatte mich sehr darauf gefreut, dich wiederzusehen“, fuhr er fort. „Aber ich ging davon aus, dass du den ganzen Tag arbeiten würdest, und als ich von Hannah erfuhr, hielt ich es für besser, zuerst zu ihren Eltern zu fahren.“

Er zögerte. „Als ich Molly sah und die Situation verstand … Du warst der erste Mensch, der mir einfiel, Rose.“ Drew konnte sich selbst nicht erklären, warum er in diesem Augenblick ein so starkes Bedürfnis nach ihr empfunden hatte. Irgendwie hatte er das Gefühl gehabt, dass sich alles zum Guten wenden würde, wenn er Rose nur fand und ihr Molly zeigte. „Du kennst ja meine Mutter. Sie war schon bei ihrem eigenen Kind nicht besonders engagiert. Ich konnte mir daher nicht vorstellen, dass sie mir eine große Hilfe sein würde, selbst wenn ich sie davon hätte überzeugen können, aus Spanien zurückzukehren. Mein Vater wäre vielleicht eingesprungen, aber er ist krank, und meine Stiefmutter hat im Moment genug mit seiner Pflege zu tun. Mir fiel sonst niemand ein als du.“

„Ist es dir nicht einmal in den Sinn gekommen, dass ich vielleicht beschäftigt sein könnte? Dass ich unter Umständen ein eigenes Kind habe, um das ich mich kümmern muss?“

„Nein“, antwortete Drew. „Darauf wäre ich nie gekommen. Irgendwie ging ich davon aus, dass sich hier nichts verändert hat und ich auf dich genauso zählen kann wie früher.“

Er sah ihr in die Augen. „Ich kann sonst nirgendwohin, Rose. Ich wusste, dass du dich mit Babys auskennst, und irgendwohin musste ich Molly ja bringen.“

„Und das hier ist dein Haus“, fügte Rose trocken hinzu und wandte den Blick ab. „Das hast du anscheinend vergessen zu erwähnen.“

„Habe ich nicht, aber ich wollte dich damit nicht unter Druck setzen. Du lebst hier, und daran wird sich auch nichts ändern. Wenn du willst, dass ich gehe, werde ich verschwinden, aber ich bitte dich um Mollys willen, mir zu helfen. Ich bin Wasserbauingenieur, Rose. Ich habe überhaupt keine Ahnung von Babys. Gleich morgen suche ich eine Nanny für Molly, aber heute Abend brauche ich deine Hilfe.“

Rose warf einen Blick auf das Baby. Molly war noch so klein. Wie konnte sie sich weigern, ihr zu helfen? Drew wusste genau, dass sie das nie übers Herz bringen würde. Sie hob den Blick zu Drew.

„Na schön“, antwortete sie schließlich. „Ich helfe dir heute Abend, aber danach müssen wir uns unterhalten, Drew.“

„Was immer du willst“, antwortete Drew. Die Erleichterung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

Wie auf Kommando verzog Molly das Gesicht und wurde unruhig. Drews erleichterter Gesichtsausdruck verwandelte sich in schiere Panik.

„Oh Gott, sie wacht auf“, rief er verzweifelt und saß wie erstarrt da, als könnte er das Baby damit in den Schlaf zurückbefördern. „Was soll ich nur machen?“

In diesem Augenblick begann Molly zu schreien. Jack blickte erschrocken von seiner Kiste mit Bauklötzchen auf.

„Ga?“

„Ist schon gut, Jack, das ist nur das Baby“, antwortete Rose und stand auf. Behutsam nahm sie Molly aus Drews Arm. „Ich nehme sie.“

Sie legte Molly an die Schulter und rieb ihr beruhigend den Rücken. „Alles ist in Ordnung, Süße … pst … ist ja schon gut …“, murmelte sie und wippte sanft auf und ab.

Drew beobachtete die beiden nervös. „Ist alles okay mit ihr? Warum weint sie so?“

„Sie ist an einem fremden Ort bei fremden Menschen aufgewacht, Drew. Würdest du da an ihrer Stelle nicht auch in Tränen ausbrechen?“

Aus dem Augenwinkel sah Rose, dass Jack mit zusammengezogenen Augenbrauen dasaß und sie beobachtete. Anscheinend war er eifersüchtig auf das Baby. Am liebsten hätte Rose Drew gründlich ihre Meinung gesagt, aber das musste warten.

„Jack braucht sein Abendessen“, sagte sie zu Drew, „und Molly wird auch hungrig sein. Hat ihre Großmutter dir etwas für sie mitgegeben?“

„Mein Auto ist vollgestopft mit dem Zeug.“

„Warum bringst du es dann nicht rein?“, fragte Rose. „Wir werden jetzt die Kinder ins Bett bringen, und danach müssen wir dringend ein Wörtchen miteinander reden!“

3. KAPITEL

Als Drew Mollys letzte Sachen ins Haus brachte, hatte sich im Wohnbereich bereits ein Riesenstapel aufgetürmt, aber zumindest war Jacks Essen inzwischen fast fertig. Da sie Molly noch immer auf dem Arm hatte, musste Rose das Essen praktisch einhändig zubereiten. Gleichzeitig redete sie dem eifersüchtigen Jack gut zu, um ihn von seiner Überlegenheit gegenüber der kleinen und hilflosen Molly zu überzeugen, die noch nicht einmal die Hälfte von dem konnte, was er beherrschte, Bauklötzchen aufheben zum Beispiel. Jack war für eine Weile damit beschäftigt, mit seinen Fähigkeiten anzugeben, aber er ließ sich nicht lange ablenken. Rose war daher froh, als Drew endlich fertig war und sie ihm seine Tochter zurückgeben konnte.

„Hier – nimm du sie“, sagte sie.

Bevor Drew protestieren konnte, hatte Rose ihm das Baby schon in die Arme gelegt. Molly starrte zu ihm auf, und Drew starrte zurück. Er wurde plötzlich von nie gekannten Gefühlen überwältigt. Seine Tochter! Ihre Augen hatten die gleiche Farbe wie seine, und sie hatte die gleiche Haarsträhne wie er. Er spürte, wie sich sein Hals mit einer Mischung aus Angst und Liebe zusammenschnürte.

Und dann begann Molly zu weinen, und der Augenblick war vorbei.

„Halte sie an deiner Schulter und laufe mit ihr herum“, sagte Rose zu ihm. „Sprich mit ihr. Sie weiß weder wo sie ist noch was los ist. Versuche sie zu beruhigen.“

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