Jung. Muslimisch. Radikal. - Aladin El-Mafaalani - E-Book

Jung. Muslimisch. Radikal. E-Book

Aladin EL- Mafaalani

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Beschreibung

Aladin El-Mafaalani macht in seinem Beitrag auf die Anfälligkeit des Islam für Extreme aufmerksam. Erfahrungen der selbst erlebten Schwäche paarten sich mit denen eines moralischen Überlegenheitsgefühls, eine Mischung, die für ihn eine Teilerklärung für das Potenzial und die Limitationen religiöser Identifikation für migrantische Jugendliche in Deutschland liefert.

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Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Aladin El-MafaalaniJung. Muslimisch. Radikal.Neue Spannungsfelder und Ambivalenzen bei muslimischen Jugendlichen

Der Autor

Impressum

Aladin El-MafaalaniJung. Muslimisch. Radikal.Neue Spannungsfelder und Ambivalenzen bei muslimischen Jugendlichen

Der Islam und die Muslime stehen seit vielen Jahren im Mittelpunkt öffentlich ausgetragener Kontroversen, bei denen es in der Regel um den Zusammenhang von Religion, Politik und Gewalt geht. Exemplarisch hierfür steht der wissenschaftliche Diskurs in Frankreich mit der These der Radikalisierung des Islams 1 auf der einen Seite und der Islamisierung der Radikalität 2 auf der anderen. Die Tatsache, dass beide entgegengesetzten Thesen eine gewisse Plausibilität aufweisen, wodurch sich die Kontroverse nur verstärkt, legt es nahe, nicht von einem von Kausalitäten bestimmten Entweder-oder, sondern von komplexeren Prinzipien auszugehen.3 Vielmehr erscheint die Analyse von Spannungsfeldern und Wechselwirkungen zum Verständnis der Gemengelage überzeugender.

Spannungsfelder lassen sich unzählige rekonstruieren. Besonders relevant sind solche Widersprüchlichkeiten, denen sich Betroffene – hier: muslimische Jugendliche – kaum entziehen können, deren Wirksamkeit sich dadurch ausdrückt, dass sie keinen Spielraum des Ignorierens ermöglichen, sich Muslime also auf die eine oder andere Weise zu ihnen verhalten müssen. Im Folgenden werden vier Spannungsfelder skizziert, die für (in Deutschland lebende) muslimische Jugendliche im Allgemeinen, aber auch für die von der Anziehungskraft salafistischer Gruppen beeinflussten Jugendlichen im Besonderen eine Rolle spielen.4

Überlegenheit versus Schwäche

Der Islam ist derzeit offensichtlich anfällig für die Extreme: Es lässt sich sowohl eine starke Radikalisierung von Muslimen erkennen, die aus der Überidentifikation mit ihrer Religion resultiert, sowie eine Tendenz zur Entfremdung und Abwendung der Menschen von ihren religiösen Wurzeln. Diese Extreme, Überbetonung und Bedeutungsverlust der Religion, lassen sich auf verschiedene Konfliktlagen zurückführen, im Hinblick auf junge Muslime spielt darunter eine besondere Rolle, dass es sich bei ihrer Religion der Überlieferung nach um die letzte Botschaft Gottes handelt. Entsprechend schwingt die Idee einer Vollendung mit und damit auch das latente Gefühl der Überlegenheit. Gleichzeitig zeichnen sich die realen Verhältnisse national und international gerade nicht durch Vollendung und Überlegenheit aus, sondern eher durch soziale Benachteiligung. Je nachdem wohin man schaut, erleben Muslime ihre reale politische, soziale und ökonomische Situation als schwach, unterlegen, krisenhaft oder chaotisch. Die enorme Differenz zwischen Ideal und Realität lässt zwei Interpretationen und damit auch zwei Reaktionsweisen als naheliegend erscheinen: Auf der einen Seite kann man schlussfolgern, dass die Differenz zwischen dem unterstellten Anspruch der Religion und der erlebten Wirklichkeit der Muslime aus einer zu geringen Religiosität resultiere – die Religion selbst also zwar zu Frieden und Gerechtigkeit führe, aber nicht angemessen praktiziert werde. Daher müsse die Religion orthodoxer oder gar radikaler ausgelegt und gelebt werden. Auf der anderen Seite kann man ableiten, dass die Religion selbst zur Schwäche der Muslime beitrage – nicht zuletzt, indem der Glaube an die moralische Überlegenheit qua Religionszugehörigkeit Leistungsbereitschaft und Selbstkritik schwäche. Daraus könnte man eine kritische Distanz zur oder gar eine Abwendung von der Religion ableiten.5