(K)Eine normale Scheinehe - Kate McMurray - E-Book

(K)Eine normale Scheinehe E-Book

Kate McMurray

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Beschreibung

Ondrejs und Archies Heirat scheint der perfekte Deal zu sein: Ondrej erhält eine Greencard, um in den USA bleiben zu dürfen, und Archie das dringend benötigte Geld, um seine marode Firma zu retten. Doch was als Notlösung beginnt, wird bitterer Ernst, als sich nicht nur die Einwanderungsbehörde einmischt, sondern auch die Presse ihre Scheinehe aufdecken will. Aber ist es überhaupt noch eine Scheinehe, wenn plötzlich Gefühle ins Spiel kommen? Band 13 der BELOVED Romantik-Reihe. Buch ist in sich abgeschlossen.

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EPUB

Seitenzahl: 272

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Deutsche Erstausgabe (ePub) Dezember 2017

Für die Originalausgabe:

© 2016 by Kate McMurray

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»The Greek Tycoon's Greencard Groom«

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2017 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

ISBN-13: 978-3-95823-674-5

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Gabby Jacobs

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

Klappentext:

Ondrejs und Archies Heirat scheint der perfekte Deal zu sein: Ondrej erhält eine Greencard, um in den USA bleiben zu dürfen, und Archie das dringend benötigte Geld, um seine marode Firma zu retten. Doch was als Notlösung beginnt, wird bitterer Ernst, als sich nicht nur die Einwanderungsbehörde einmischt, sondern auch die Presse ihre Scheinehe aufdecken will. Aber ist es überhaupt noch eine Scheinehe, wenn plötzlich Gefühle ins Spiel kommen?

Danksagung

Mein Dank geht an Poppy Dennison, die mich hierzu überredet hat und die genauso begeistert war wie ich, noch mal auf meine alte Sammlung von Romantikserien aus den Achtzigern zurückzukommen, die als Inspiration für diese Novelle gedient hat. Danke auch an die Brooklyn Public Library dafür, dass sie so viele Novellen von Harlequin Presents in ihrer Sammlung hat. Und ein besonderer Dank geht an Damon Suede, der mir mit dem Titel geholfen hat, bevor dieses Buch überhaupt einen Plot hatte.

Kapitel Eins

»Unterschreiben Sie hier.«

Ondrej wäre beinahe zurückgeschreckt und fragte sich, ob er nicht gerade seine Seele an den Teufel verkaufte. Sicherlich war Archimedes Katsaros durch und durch das Abbild des Teufels, insbesondere jetzt, da sich seine Augenbrauen in einem wütenden Stirnrunzeln direkt über seiner Nase trafen. Sein ordentlich getrimmter Bart, der sein Kinn umrahmte, und sein dunkles, lockiges Haar, das ihm in die Augen hing. Ein attraktiver Teufel, das auf jeden Fall, aber immer noch ein Teufel.

Dennoch nahm Ondrej den Stift und sah auf das Dokument auf dem Tresen, bevor er wieder zu der Beamtin aufblickte.

Archie Katsaros starrte ihn an. »Warum zögerst du, Liebling?«

»Das ist ein bedeutender Moment, Schatz. Ich habe nur innegehalten, um alles auf mich wirken zu lassen.« Ondrej atmete tief ein und unterschrieb auf der Linie.

Die Beamtin strahlte sie an. »Meinen Glückwunsch, Ihnen beiden! Hiermit erkläre ich Sie zu Ehemann und Ehemann.« Sie kicherte. »Oh, ich liebe es, das zu tun! Küssen Sie sich!«

Archie hob eine Augenbraue und lehnte sich vor, weswegen Ondrej ihm, um den Schein zu wahren, einen flüchtigen Kuss gab.

»Das war so zahm.« Die Beamtin schnalzte mit der Zunge. »Na ja, ich kann nicht behaupten, dass dieses Büro der romantischste Ort der Welt ist. Ich wette, Sie warten, bis Sie später hinter verschlossenen Türen sind, um mehr zu tun, hm?« Sie sammelte die Unterlagen ein, die Ondrej und Archie gerade eben unterschrieben hatten. »Ich bin sofort zurück. Nutzen Sie den Moment!«

»Einen Moment«, murmelte Ondrej.

»Es könnte schlimmer sein.«

Ondrej musterte Archie erneut. Es stimmte, es gab viele Möglichkeiten, die schlimmer wären als diese Situation. Archie könnte eine Frau sein, zum Beispiel. Zumindest musste Ondrej dadurch keine Anziehung vortäuschen, auch wenn er von seinem neuen Ehemann als Mensch nicht wirklich viel hielt.

Und wenn man bedachte, dass Ondrej vor drei Monaten, bevor sein Arbeitsvisum ausgelaufen war, bloß Praktikant in Katsaros Holdings, einer großen New Yorker Immobilienfirma, gewesen war. Ondrej hatte nur etwas im Sommer tun wollen, dass nicht beinhaltete, von seiner Mutter angeschrien zu werden. Sie war der Ansicht, dass er faul war, und fragte immer wieder, warum ein so süßer Junge nicht das Reznik-Mädchen heiraten wollte, deren Familie so wohlhabend war wie die von Ondrej.

Also war Ondrej in die USA geflohen und hatte geglaubt, den Sommer mit Gelegenheitsjobs und Männern verbringen zu können, ohne dass das Schreckgespenst Familie über ihm schwebte. Er hatte genügend kaufmännische Erfahrungen, dass die Leute, mit denen er bei Katsaros ein Bewerbungsgespräch geführt hatte, sich beinahe überschlagen hatten, ihm eine schlecht bezahlte Stelle anzubieten. Daher hatte er dem befristeten Praktikum zugestimmt und sich vorgenommen, den Sommer damit zu verbringen, etwas über das amerikanische Geschäft zu lernen und sich in der Stadt auszutoben, bevor er nach Prag zurückkehrte.

Zumindest war das der Plan, bis sein Praktikum endete, Ondrej keinen Job mehr hatte und er feststellte, dass er New York liebte. Es fühlte sich auf eine Weise wie Zuhause an, wie es Prag nie getan hatte. Er wollte bleiben.

Auftritt Archimedes Katsaros.

Die ganze Der-Ehe-zustimmen-Sache war kein vollkommener Verzweiflungsakt gewesen, aber Ondrej hatte nach ein paar Wochen der Arbeitslosigkeit angefangen, panisch zu werden. Nachdem der Sommer vorbei war, stellte niemand mehr Leute ein, beziehungsweise konkurrierte er jetzt um die wenigen noch offenen Stellen mit den Kids vom College, mit denen die Arbeitgeber weniger Papierkram zu erledigen hatten.

Nachdem er einen Anruf von der US-Einwanderungsbehörde bekommen hatte, die ihm mitteilte, dass er nach Prag zurückgehen müsste, wenn er keinen Job fand, war Ondrej durchgedreht. Er hatte die einzige Person kontaktiert, von der er glaubte, dass sie ihm helfen könnte: seine ehemalige Chefin bei Katsaros Holdings. Sie hatte ihn in diese etwas unorthodoxe Situation gebracht.

Es wirkte am Anfang etwas verrückt. Ondrej hatte abgelehnt, als Archie den Plan zum ersten Mal vorgeschlagen hatte. Doch je öfter er Archie Katsaros ansah – je mehr seine Lust für diesen gut aussehenden Teufel wuchs –, desto weniger wahnsinnig erschien die Idee.

Es war keine einseitige Abmachung. Ondrej hatte einen Haufen Geld von seinen Großeltern geerbt, denen ein Weingut in Frankreich gehört hatte. Archie brauchte einen Geldsegen, um die Firma finanziell zu stützen, die seit dem Tod seines Vaters ziemlich ins Schwimmen geraten war und jetzt kurz vor der Insolvenz stand, trotz des öffentlichen Ansehens der Firma als solide Aktiengesellschaft. Also versprach Ondrej Archie, im Tausch für die Ehe, damit er in den Staaten bleiben konnte, einen Teil seines Geldes in Katsaros Holdings zu investieren. Und würde es seine Mutter nicht vollends auf die Palme bringen, dass er sein Erbe mit einem männlichen Gatten teilte?

Es gab drei Dinge, die für Archie sprachen: Er war ein US-Bürger, er war schwul und er war teuflisch sexy. Dieses ganze Vorgehen war das Waghalsigste, das Ondrej jemals getan hatte, und dennoch fühlte es sich nicht nach der schlimmsten Idee der Welt an.

Und hier standen sie nun. Verheiratet.

Die Beamtin kam zurück, ein breites Grinsen im Gesicht. »Nun gut, Mr. Katsaros und Mr… Kovac.« Sie sprach es Ko-vack aus. »Ähm. Wie sprechen Sie Ihren Vornamen aus, Sir?«

»Wie Andre. On-dray Ko-vatch.«

»Sicher. Also. Noch mal meinen Glückwunsch, Gentlemen. Irgendwelche Pläne für die Flitterwochen?«

»Eigentlich wollten wir –«, fing Ondrej an.

Doch Archie kam ihm zuvor. »Ich hatte vor, meinen neuen Ehemann auf die Florida Keys zu entführen. Er hat außerhalb von New York City noch nicht viel von diesem Land gesehen, und ich will ihm zeigen, was es hier sonst noch so gibt.«

»Oh, das wird wundervoll. Meine Schwester war in ihren Flitterwochen auf Key Largo.«

Nachdem sie sich um den gesetzlichen Teil gekümmert hatten, würde sich Ondrej jetzt wahrscheinlich darüber Gedanken machen müssen, wie er die Nachricht, dass er mit seinem ehemaligen Boss durchgebrannt war, seinen Freunden und seiner Familie überbrachte.

Als sie das Gerichtsgebäude verließen, fragte Ondrej: »Wir gehen nicht wirklich nach Florida, oder?«

»Wir können, wenn du willst. Ich gehe davon aus, dass wir bei deinem schwachen Einwanderungsstatus wahrscheinlich in den Staaten bleiben müssen, bis der Papierkram erledigt ist. Es ist üblich, in die Flitterwochen zu fahren, oder nicht?«

Ondrej seufzte. Die Aussicht, eine oder zwei Wochen mit einem Mann, den er kaum kannte, eingesperrt zu sein, war beängstigend. »Es ist… wir müssen nirgendwohin. Das hier ist keine richtige Ehe. Und du hast mir letzte Woche erst erklärt, dass du keine Zeit für Urlaub hast.«

Archie runzelte die Stirn. »Das stimmt.« Er sah auf seine Uhr. »Genau genommen sollte ich jetzt wahrscheinlich zurück ins Büro.« Sie erreichten die Straßenecke und Archie wollte offenbar ein Taxi rufen.

»So ein Romantiker«, sagte Ondrej. »Verbringst deinen Hochzeitstag im Büro.«

»Du kannst nicht beides haben, Liebling«, erwiderte Archie und hob die Hand, um tatsächlich ein Taxi heranzuwinken. »Entweder bekennen wir uns zu dem Schwindel und gehen dorthin zurück, wo wir gestern noch waren, oder aber wir versuchen, das Beste draus zu machen. Ich persönlich habe morgen ein Meeting mit einem Architekten bezüglich des neuen Bauprojekts und ich habe immer noch eine Menge an Vorbereitungen zu treffen.«

Offensichtlich hatte Archie die Entscheidung getroffen, dass das hier lediglich ein Geschäftsabschluss war und nichts anderes.

Damit konnte er arbeiten. »Ich hab nur gescherzt.«

»Sicher.« Ein Taxi hielt neben ihnen. »Kommst du mit ins Büro zurück?«

»Ich nehm die U-Bahn nach Hause«, sagte Ondrej. »Kann genauso gut weiter auspacken.«

Mütterlicherseits war Archie mit einer alten, wohlhabenden New Yorker Familie verwandt und das Haus, das in der Nähe der Fifth Avenue an der Upper East Side lag, war bereits seit Generationen weitervererbt worden. Für ein Haus in einer Stadt, in der Platz hochgeschätzt wurde, war es einfach zu viel: ausladend und auffallend üppig, voller Antiquitäten, Marmor und Kronleuchter – im Grunde ein Palast, auch wenn ein Großteil verstaubt, verschlissen und abgenutzt war, ein Relikt einer vergangenen Ära. Ondrej vermutete, wenn jemand versuchte, eine internationale Aktiengesellschaft zu retten, würde dieser Jemand nicht genug Ressourcen für die Instandhaltung des Hauses übrig haben, außer für die Hausangestellte Hildy, die nur einmal die Woche kam.

Sie fegte gerade das Foyer, als Ondrej nach der Eheschließung das Haus betrat. »Hallo, Mr. Kovac. Willkommen zu Hause.«

Ondrej bedankte sich bei ihr und erklomm die Prunktreppe. Nach Monaten, in denen er zwischen Hotels und befristeten Untervermietungen hin und her gesprungen war, war es seltsam, einen Ort zu haben, den er Zuhause nannte. Und es gab bestimmt ein schlimmeres Zuhause als eine einhundertvierzig Jahre alte Villa in New York City.

Als er zu seinem Schlafzimmer ging, grübelte er darüber nach, dass die Tatsache, dass sie nur Hildy um sich hatten statt einer ganzen Schar von Personal, ihre kleine List einfacher machte. Beziehungsweise die große List. Archie war bankrott, aber nur sehr wenige Menschen wussten das.

Archie und Ondrej waren gezielt miteinander ausgegangen, damit sie gesehen wurden, hatten ihre stürmische Romanze für die Öffentlichkeit hochgespielt, auch wenn sie einander nicht einmal mochten und in ihrem Zuhause getrennte Schlafzimmer hatten. Archie hatte auf die öffentlichen Auftritte bestanden; sie waren nicht wichtig oder interessant genug, um viel Medienaufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber Archie redete immer vom äußeren Schein. Es würde verdächtig erscheinen, wenn sie vor ihrer Eheschließung nie zuvor zusammen gesehen worden wären. Im gleichen Haus zu leben, verlieh der Ehe Legitimität. Aber im gleichen Schlafzimmer zu leben, fühlte sich nach zu viel an.

Ondrej betrat sein Zimmer und musterte den großen Haufen Gepäck am Fußende des Bettes. Es war erst an diesem Morgen aus dem Hotel geliefert worden, in dem Ondrej in den letzten Wochen untergekommen war. In den wenigen Monaten in New York hatte er eine überraschende Menge an Zeug angehäuft. Er zögerte, den Großteil aus den Koffern zu nehmen, da er noch immer davon überzeugt war, dass er noch eine Weile aus ihnen leben musste, und nicht glaubte, dass das hier wirklich sein Haus war. Aber legal gesehen war es das; die Heiratsurkunde, die in seiner Jackentasche steckte, behauptete genau das.

Aber eine Ehe mit Archimedes Katsaros war nicht im Geringsten das, was er sich bei der Vorstellung, in Amerika zu leben, ausgemalt hatte.

Ondrejs Schlafzimmer hatte einen begehbaren Kleiderschrank, natürlich hatte es das. Wer auch immer dieses Haus gebaut hatte, hatte keine Kosten gescheut. Während er seine Kleidung wegräumte, versuchte Ondrej, dieses gigantische Haus mit dem in Einklang zu bringen, was er bisher in New York gesehen hatte. Er war in Hotelzimmern untergekommen, die kleiner waren als sein Schrank hier, in Unterkünften, in denen es Ungeziefer und muffige Matratzen gab und die pro Nacht trotzdem mehr als einen Wochenlohn kosteten.

Dieser Raum hier hingegen war sehr gut ausgestattet, wenn auch schlicht. Jemand – und wenn man bedachte, wie alt alles war, jemand aus einer der vorherigen Generationen – hatte eine Menge Geld ausgegeben, um dieses Haus auszustatten. Wie hatte Katsaros Holdings das Katsaros-Vermögen ebenso wie das Vermögen von Archies Mutter verprasst? Es musste ein beachtliches Vermögen sein, wenn dies das Familienhaus war. Würde Ondrejs Geld einfach in demselben schwarzen Loch verschwinden?

»Ich gehe, Mr. Kovac«, rief Hildy von unten. »Schönen Tag Ihnen!«

Die Eingangstür fiel ins Schloss. Ondrej war allein in dem Haus. In seinem Haus, erinnerte er sich. Was bedeutete, dass er, obwohl er sich noch immer wie ein Gast fühlte, auf Erkundungstour gehen konnte – und sollte.

Die Neugier führte ihn direkt zu Archies Zimmer. Er hatte es im Vorbeigehen gesehen, als er eingezogen war, und er hatte die unterschiedlichsten Erwartungen, wie das Schlafzimmer eines gescheiterten Tyrannen aussehen musste – sehr viel Rot hatte Ondrej erwartet –, doch eigentlich war der Raum hauptsächlich beige mit dunkelblauen Akzenten. Es war geschmackvoll eingerichtet und wurde von einem riesigen Himmelbett dominiert. Das Bett war ordentlich gemacht, schließlich war Hildy gerade erst hier gewesen. Es gab eine gewaltige Kommode aus Mahagoni, ebenso wie einen begehbaren Kleiderschrank, der sich erfreulicherweise als chaotisch statt säuberlich organisiert entpuppte.

Ondrej sah sich in dem Raum um, suchte nach einem Hinweis darauf, wer zur Hölle Archimedes Katsaros wirklich war, aber er fand nicht viel. Ein paar Fotos standen auf der Kommode – Ondrejs neue Schwiegereltern vermutlich – und ein zerlesenes Taschenbuch lag auf seinem Nachtschrank, doch ansonsten sagte nichts wirklich viel über Archies Persönlichkeit aus.

Als Ondrej gähnte, kam er zu dem Schluss, dass der meiste gute Kram wahrscheinlich in seinem Arbeitszimmer war, wo auch immer das hier sein sollte.

Archie hatte ihm die kürzeste Führung überhaupt gegeben, als er heute Morgen angekommen war, aber vier oder fünf Türen waren geschlossen gewesen. Wenn Ondrej jetzt hier wohnte, war es nicht sein Recht, in diese Räume zu gehen? Wenn er Archie sein Geld gab, hatte er nicht das Recht zu wissen, wohin dieses Geld ging?

Mann, das Bett sah einladend aus.

Das Bett in Ondrejs Raum war ebenfalls gemacht gewesen, aber es war nicht annähernd so hübsch. Die hässliche Tagesdecke war wahrscheinlich in diesem Haus, seitdem es gebaut worden war. Vielleicht würde er nach der Hausbesichtigung rausgehen und neue Bettwäsche kaufen. Aber vielleicht würde er sich erst einmal in Archies Bett legen. Nur um es zu testen und herauszufinden, ob es genauso bequem war, wie es aussah. Er würde sich einfach hinlegen und die Augen schließen und…

»Was zum Teufel machst du hier drin?«

Ondrej schreckte aus dem Schlaf. Das Erste, was er sah, als er die Augen öffnete, war Archie, der über ihm emporragte.

»Sorry. Schätze, ich bin eingeschlafen.«

Archie stieß ein gereiztes Seufzen aus. »Das letzte Mal, als ich nachgesehen habe, stand dein Bett am anderen Ende des Flurs. Die getrennten Schlafzimmer waren deine Forderung, oder?«

»Ja, aber –«

»Ich meine, wenn wir schon diese große, schmutzige Scheinehe führen, können wir die Dinge auch komplett getrennt halten, es sei denn, wir müssen nach draußen und vorgeben, dass wir leidenschaftlich verliebt sind.«

»Archie, es tut mir leid, aber –«

»Das alles hier ist so verflucht lächerlich, ich kann nicht…« Archie warf die Hände in die Luft und trat zurück. »Was machst du überhaupt hier drin?«

Ondrej konnte nicht viel sagen, um die Situation zu entschärfen. »Hör mal, ich war nach dem Auspacken nur dabei, die Etage zu erkunden, und da habe ich dein Bett gesehen und wollte wissen, wie gemütlich es ist. Ich bin eingeschlafen. Also ist es offensichtlich gemütlich.«

Archie atmete tief durch und ließ die Arme sinken. »Das ist alles?«

»Ja, das ist alles. Warum? Versteckst du etwas hier drin?«

»Nein, aber… es ist immer noch seltsam, dich bei mir zu Hause zu haben.«

Langsam setzte Ondrej sich auf. »Solltest dich besser dran gewöhnen. Wir sind jetzt gesetzlich verheiratet und du hast mich eingeladen, hier zu leben.«

Archie runzelte die Stirn. »Es ist nicht so, dass ich dich nicht im Haus haben will.«

»Du willst mich nur nicht in deinem persönlichen Bereich. Hab’s verstanden.«

Ondrej stand auf und sah sich ein letztes Mal in dem Zimmer um. Es war wirklich ein hübsches Schlafzimmer. Ondrej fragte sich, ob die Möglichkeit bestand, dass er dieses Schlafzimmer irgendwann in der Zukunft mit Archie teilen würde. Natürlich war der Mann gerade aufgeregt und hatte die Arme vor der Brust verschränkt, während er Ondrej finster ansah, aber Ondrej glaubte nicht, dass es eine vollkommen abwegige Möglichkeit war. Vielleicht konnten sie irgendwann Freunde werden oder sogar Geliebte.

Nichtsdestotrotz musste Ondrej jetzt erst einmal dieser gerunzelten Stirn entkommen. »Ich packe einfach zu Ende aus, ja?«

»Ondrej… ich hatte nicht vor zu schreien.«

»Ist schon okay.«

»Wir sind immerhin Fremde. Ich sehe ein, dass wir verheiratet sind, aber wir kennen uns kaum, und ich –«

»Archie, es ist okay. Ich versteh es vollkommen. Ähm, gibt es heute Abendessen oder so was?«

»Ja, ich… ich hab Essen aus diesem Lokal an der Amsterdam Avenue bestellt. Ich muss es nur im Ofen aufwärmen. Italienisch, wenn das okay ist.«

»Klingt gut.«

Archie nickte, dann ging er zur Tür. »Gut. Abendessen in der Küche in einer halben Stunde.« Und damit stürmte er aus dem Zimmer.

Kapitel Zwei

Für Archie fühlte es sich seltsam an, nach einer so wichtigen Veränderung in seinem Leben in seinem Haus zu sein, obwohl vieles gleich schien. Ondrejs Rumgeklapper im Haus war neu und das war sogar noch seltsamer, da Archie sich auf das Quietschen jeden Schrittes auf den alten Fußböden konzentrierte, jedes Rauschen des Wassers in den Rohren, jedes Geräusch, das ihn daran erinnerte, dass noch jemand im Haus war.

Aber Ondrej hatte klargestellt, dass es keine Flitterwochen geben würde. Aus diesem Grund hatte Archie Zuflucht in seinem Büro gesucht, in dem er nun saß und mit leerem Blick auf den Bildschirm seines Laptops starrte. Unter dem Vorwand, viel Arbeit zu haben, war er hergekommen. Als würde er sich den Nachmittag über auf etwas anderes als Ondrej konzentrieren können.

Ondrej war ihm ein Rätsel. Es war erst ein paar Monate her, dass Archie nach unten gekommen war, um eine seiner Führungskräfte etwas zu fragen, und einen attraktiven Mann auf der anderen Seite des Konferenzraums bemerkt hatte.

Es war, als hätte ein Blitz eingeschlagen. Archie musste wissen, wer dieser Mann war.

Die dunklen Haare hingen ihm in die Augen und er trug ein Outfit, das wirklich zu leger fürs Büro war – Jeans und ein Hemd mit bunten Streifen. Für einen Moment war Archie wie erstarrt, während er über den See aus Schreibtischen und Arbeitsnischen schaute, als der schönste Mann, den er jemals gesehen hatte, eine Frau anlächelte, die in der Buchhaltung arbeitete.

»Sir?«, fragte Amy, eine der Abteilungsleiterinnen, mit der Archie gerade geredet hatte.

»Entschuldigen Sie, aber wer ist das? Der zu leger gekleidete Mann, der mit Frieda redet?«

Amy sah in die Richtung. Sie nickte, als sie sah, auf wen sich Archie bezog. »Ah. Das ist Ondrej. Mein neuer Praktikant.«

»Er ist ein bisschen alt, um ein Praktikant zu sein, oder?«

»Er ist kein Amerikaner und nur den Sommer über hier. Er ist tatsächlich so was wie der ideale Praktikant, weil er nicht auf eine Festanstellung aus ist. Er kam mit ziemlich viel Geschäftserfahrung hierher, nachdem er für seine Familie in Osteuropa gearbeitet hat, und er hat sich auch nicht von dem Hungerlohn abschrecken lassen, den ich ihm angeboten habe.«

Archie konnte den Blick nicht von dem Mann abwenden. Er musste es bemerkt haben, denn dieser hob den Kopf und begegnete Archies Blick. Er war intensiv, weswegen Archie wegsah. »Wow«, flüsterte er.

Amy kicherte. »Er ist höllisch heiß, oder?«

Archie spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht kroch, aber er kaschierte es mit einem Husten und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf das Meeting. Um seine Verlegenheit zu überspielen, blaffte er eine der versammelten Personen an. Es gehörte sich für den CEO einer großen Immobiliengesellschaft nicht, als Reaktion auf die Anziehungskraft seiner Angestellten zu erröten. Er fühlte sich wie ein Lustmolch, da er von diesem Mann so in den Bann gezogen wurde.

Allerdings hatte er Ondrej den Rest des Tages nicht aus dem Kopf bekommen. Gleich am nächsten Tag hatte er entschieden, Amy unter einem Vorwand aufzusuchen, damit er wieder in Ondrejs Nähe sein konnte. Er war über Nacht noch attraktiver geworden, wenn das möglich war. Archie musste in seiner Nähe sein, musste mehr über ihn erfahren. Also hatte er ein Gespräch angefangen, während er darauf wartete, dass Amy von einem Meeting zurückkam.

»Wie gefällt Ihnen bisher die Arbeit hier?«, fragte Archie.

»Ich mag sie«, antwortete Ondrej, obwohl er zögerte, bevor er sprach.

Fühlte er sich von Archie eingeschüchtert, angesichts Archies Position in der Firma? »Sie können frei sprechen.«

»Nun ja, Sir, ich mag es, so viel für Amy zu arbeiten. Aber es ist seltsam, ein Praktikum nach all der Arbeit anzunehmen, die ich zu Hause gemacht habe.«

»Amy erzählte, dass Sie für Ihre Familie gearbeitet haben.«

Ondrej zuckte mit den Schultern. »Unter anderem.«

Archie mochte Ondrejs Akzent. Er stach nicht besonders hervor, aber er war definitiv kein Amerikaner. Das machte Ondrej irgendwie noch sexyer.

Während er hoffte, nicht wie der gruselige Boss rüberzukommen, der Jagd auf Untergebene machte, fing er an, Ondrej über ein paar grundlegende Geschäftsprinzipien auszufragen. Ondrej beantwortete all seine Fragen zufriedenstellend, und als Amy wiederkam, hatte Ondrej Archie auf jede erdenkliche Weise unglaublich beeindruckt.

Und jetzt waren sie verheiratet.

***

Nach dem Abendessen zog sich Ondrej auf das Sofa im privaten Wohnzimmer zurück und fragte sich, ob das Zusammenleben mit Archie immer so angespannt bleiben würde.

Vielleicht war es leichtsinnig gewesen, Archie zu heiraten, aber dahinter steckte auch eine gewisse Logik. Er hatte seiner Chefin Amy gegenüber erwähnt, dass sein Arbeitsvisum bald auslief, er aber in den Staaten bleiben wollte und Schwierigkeiten hatte, einen anderen Job zu finden. Er hatte auch erwähnt, dass die Sache mit dem Visum besonders frustrierend war, weil er auf unbegrenzte Zeit selbst für sein Leben in New York aufkommen konnte. »Warte«, hatte sie gesagt, »du kannst dich selbst finanzieren? In New York City? Hast du bemerkt, wie teuer das ist?«

Er hatte mit den Schultern gezuckt. »Ich habe ein bisschen Geld von meinen Großeltern geerbt.«

Doch Amy musste ihm auf der Spur gewesen sein, denn sie scherzte: »Na, in dem Fall solltest du vielleicht einfach heiraten, um eine Greencard zu bekommen.«

Und es war ein Scherz gewesen, anfangs zumindest. Doch sie musste es gegenüber Archies Sekretärin Marketa erwähnt haben, die ihn am Ende seines Praktikums in ein Meeting mit Archie bestellt hatte.

In der Annahme, an so etwas wie einem Abschlussgespräch teilzunehmen, in dem er über seine Erfahrungen bei Katsaros Holdings sprechen würde, war er in den Konferenzraum gegangen. Stattdessen traf er auf Archie, Marketa, Amy und einen Mann, den er nicht kannte.

Es war Amy, die als Erste sprach. »Marketa und ich hatten eine verrückte Idee.«

Ondrej setzte sich auf einen der gemütlichen Stühle und wartete.

Marketa fuhr fort: »Wenn ich es richtig verstanden habe, würden Sie gerne in diesem Land bleiben.«

Ondrej sah sie der Reihe nach an. »Bieten Sie mir einen Job an?«

»Nein«, sagte Archie, »leider kann ich es mir nicht leisten, Sie auf Vollzeit einzustellen. Das hier wäre eine etwas andere Art von Vereinbarung.«

Ondrej sah zu dem unbekannten Mann im Raum. Er wollte wissen, wer der Mann war, aber er war zu verwirrt, um zu sprechen.

Marketa sagte: »Ich werde offen sein. Wir führen bei allen Neueinstellungen Hintergrundchecks durch und bei Ihrem ist etwas Interessantes herausgekommen.«

Blitzschnell wurde Ondrej klar, dass sie von seinem Vermögen erfahren hatten. »Mein Geld«, sagte er.

Der unbekannte Mann beugte sich vor. »Mr. Katsaros möchte Ihnen ein Angebot unterbreiten.«

»Wer sind Sie?«, fragte Ondrej. »Ich kenne jeden anderen in diesem Raum, aber Sie kenne ich nicht, Sir.«

»Er ist mein Rechtsanwalt«, erklärte Archie. »Er hat einen Vertrag aufgesetzt und ich möchte, dass Sie einen Blick darauf werfen. Fühlen Sie sich nicht unter Druck gesetzt zuzustimmen, aber ich denke, wir haben eine Lösung für unsere beiden Probleme gefunden.«

Verdutzt starrte Ondrej Archie an. »Sie wollen, dass ich Ihnen bei einem Problem helfe?«

»Wie viel sind Sie bereit zu zahlen, um in den Vereinigten Staaten zu bleiben?«, fragte Marketa.

Ondrej sah auf den Vertrag, den der Anwalt ihm gereicht hatte. Er überflog die ersten paar Seiten und stellte schnell fest, was Archie ihm da vorschlug. Eine Greencard durch eine Eheschließung im Austausch gegen eine schöne Stange Geld.

»Das ist verrückt«, sagte Ondrej.

»Ich weiß. Ich stimme Ihnen zu.« Archie stand auf. »Marketa ist mit dieser Idee an mich herangetreten und ich habe das Gleiche gesagt. Aber es ist irgendwie auch logisch.« Er fing an, auf und ab zu wandern, und räusperte sich. »Sie sind ein kluger Mann. Sie haben wahrscheinlich längst herausbekommen, dass die finanzielle Prognose für Katsaros Holdings keine gute ist. Wenn bares Geld einfließen würde, würde uns das helfen, lange genug liquide zu bleiben, um uns neu zu organisieren und neue Strategien zu entwerfen. Und mir gefällt es wirklich nicht, so was in einem kalten, geschäftsmäßigen Antrag zu machen, aber wir kennen einander nicht gut genug, weswegen ich nicht weiß, wie ich es anders tun soll.«

Ondrej verstand es jetzt. Er starrte auf die Unterlagen.

»Sie wollen eine Möglichkeit, mit der Sie in diesem Land bleiben können«, sagte der Rechtsanwalt. »Mr. Katsaros gibt Ihnen eine solche.«

Das stimmte. Und trotzdem sagte Ondrej: »Sie alle finden nicht, dass es seltsam ist, dass zwei Männer heiraten? Für eine Greencard?«

»Ich bin schwul«, eröffnete Archie ihm. »Vielleicht lag Amy falsch, als sie sagte, Sie wären es auch. So wäre die Beziehung immerhin plausibel.«

»Ich… ja.« Es war schwer, das zu bestreiten.

»Wir würden eine standesamtliche Trauung haben«, fuhr Archie fort. »Vielleicht nicht unbedingt das Romantischste. Dann würden wir ein paar öffentliche Auftritte machen müssen, um es überzeugend aussehen zu lassen. Vermutlich müssen wir uns mit der Einwanderungsbehörde auseinandersetzen.« Er ging zurück zu seinem Stuhl, legte die Hände auf die Rückenlehne und beugte sich etwas vor. »Ich weiß, das klingt verrückt, aber ich glaube, dass es funktionieren könnte. Selbstverständlich können Sie ablehnen, aber… was denken Sie?«

Und weil er in dem Moment gefangen war und ihm keine bessere Lösung einfiel, sagte er: »Ich… ich mach’s.«

Jetzt waren ein paar Wochen vergangen, Ondrej war rechtmäßig mit Archie Katsaros verheiratet und lebte in seinem Haus, was bedeutsam sein sollte, ein freudiger Anlass, doch es fühlte sich unwirklicher an als alles andere.

Kapitel Drei

Nach einem Mittagessen mit seiner ehemaligen Chefin Amy entschloss sich Ondrej, auf einen Sprung bei Archie vorbeizusehen. Als er die Führungsetage erreichte, konnte er Archies Stimme bis in den Empfangsbereich hören. »Schlechter Tag?«, fragte er Marketa.

»Die griechische Wirtschaft«, antwortete Marketa. »Sie ist ein andauerndes Problem. Ich kenne die Einzelheiten nicht, aber seit heute ist ein Teil vom Katsaros-Geld eingefroren, zumindest kurzzeitig. Er hängt schon den ganzen Morgen am Telefon und versucht, seine Gelder zu transferieren, bevor sie verdampfen.«

Marketa klang fröhlich, aber ihr ernster Gesichtsausdruck zeigte, dass sie wusste, wie fatal die Situation war. Archie bellte etwas Unverständliches in seinem Büro.

»Er hat immer noch Geld bei griechischen Banken angelegt?« Erneut hegte Ondrej den Verdacht, dass er mit der Zusicherung, auch nur einen Bruchteil seines Vermögens an Katsaros Holdings zu übertragen, eben jenem Geld Lebewohl gesagt hatte.

»Der verstorbene Mr. Katsaros bestand darauf«, erklärte Marketa. »Hat irgendwas damit zu tun, das kulturelle Katsaros-Erbe zu bewahren. Unser Mr. Katsaros war nicht gewillt, sich gegen irgendetwas zu stellen, das sein Vater bestimmt hat, und da wären wir.«

Etwas in dem Büro ging zu Bruch und Archie fluchte laut und farbenfroh.

Alarmiert sah Ondrej Marketa an. Sie sah bloß auf ihr Telefon. »Er ist jetzt aus der Leitung, wenn Sie ihn gerne sehen möchten.«

»Vielleicht kündigen Sie mich erst an. Sonst beißt er mir noch den Kopf ab.«

»Wie eine Gottesanbeterin«, sagte sie, ehe sie nach dem Telefon griff.

»Eine Gottesanbeterin?«

»Sie paaren sich und dann beißt das Weibchen dem Männchen den Kopf ab.« Sie wählte. »Hallo, Mr. Katsaros. Ihr Ehemann ist hier.« Sie lauschte für einen Moment. »Natürlich, Sir. Sofort.« Dann legte sie auf. »Sie können jetzt zu ihm rein.«

Mit großem Widerwillen ging Ondrej zu Archies Tür. Was er dort fand, überraschte ihn allerdings.

Archie saß hinter dem Schreibtisch, den Kopf in die Hände gestützt. »Schließ die Tür«, sagte er, als Ondrej eintrat.

»Hi. Ich war gerade hier, um mit Amy zu Mittag zu essen, also dachte ich, dass ich meinem Ehemann kurz Hallo sage.«

Archie sah auf und nickte langsam. »Hallo. Es ist schön, dich zu sehen.«

Archie brachte die Worte in einem so flachen Ton heraus, dass Ondrej sie nicht glaubte. Deswegen ging er zu dem größeren Problem über. »Das war vielleicht mal eine Vorführung.«

Archie sah ihn finster an. »Du hast es gehört?«

»Die halbe Bronx hat es gehört.«

»Normalerweise verliere ich nicht derart die Fassung.« Er rieb sich das Gesicht. »Ich stehe so was wie einer Krise gegenüber, das solltest du vielleicht wissen.«

»Ja, Marketa hat so etwas erwähnt. Du hast Geld in griechischen Banken?«

Archie stöhnte. »Hast du irgendeine Ahnung, wie schwer es ist, das Andenken eines Mannes zu ehren, der glaubte, dass Loyalität gegenüber seinem Heimatland und seiner Familie wichtiger sei als Sachlichkeit? Dass das völlige Versagen der griechischen Wirtschaft bedeutet, dass ein großes Stück seines Geldes im Grunde weg ist? Alles, was ich will, ist, den Großteil dessen, was noch übrig ist, einer stabileren Bank anzuvertrauen.« Archie seufzte. »Ich habe anderes Geld, aber… das ist es, womit ich mich heute rumschlagen muss. Und diese Woche. Diesen Monat. Dieses verdammte ganze Jahr.«

Es fühlte sich an, als wäre Ondrej ein kurzer Blick hinter den Vorhang, aber nicht auf den gesamten Vorfall gewährt worden. Er bediente sich selbst einem der freien Stühle. »Dann rede mit mir über die Situation.«

Archie neigte den Kopf und runzelte die Stirn. »Du fragst mich nach der finanziellen Situation der Firma?«

Bisher hatte er nie wirklich gefragt, aber er wollte wissen, wohin sein Geld floss. Er wusste, dass Katsaros Holdings in Schwierigkeiten steckte, ernst genug, dass Ondrejs Geld Archie gelockt hatte, aber er hatte keine Ahnung, wie tief die Firma tatsächlich in der Klemme steckte. Ziemlich tief, wenn Archies Notlage kein Ende zu finden schien. »Ich investiere in dein Unternehmen«, erinnerte er ihn.

Archie schien zu zögern, hob die Hände und lehnte sich ein Stück nach hinten. Aber dann nickte er. »Ich schätze, es ist dein Recht, es zu wissen.«

Ondrej war dicht bei ihm und er roch gut. Ondrejs dunkles Haar glänzte im Bürolicht, seine Haut sah weich aus und sein Aftershave oder Parfüm oder was auch immer es war, tat Archies Körper ein paar verrückte Dinge an. Obwohl Archie sich der Wichtigkeit der Zahlen in den Tabellenkalkulationen bewusst war, würde er lieber über etwas anderes reden.

Trotzdem erklärte er die Zahlen auf dem Bildschirm und die Quintessenz war, dass der große Alexander Katsaros während der Siebziger und Achtziger ein scharfsinniger Geschäftsmann gewesen war, sich jedoch nie wirklich an die Modernität angepasst hatte, und dass Katsaros Holdings dadurch, als sich der Rest der Welt veränderte, wie sie es betriebswirtschaftlich in den Neunzigern tat, zurückblieb. Natürlich wusste das keiner, weil Alexander Katsaros wesentlich besser darin war, sein Image aufrechtzuerhalten, als er es im Finanzwesen war. Er hatte Archie unter seine Fittiche genommen, hatte ihn als Nachfolger des Unternehmens herangezogen und das Geld seiner Frau, nachdem diese dem Krebs erlegen war, weiterhin dafür verwendet, die Firma über Wasser zu halten. Archie hatte keine Ahnung gehabt, wie tief die Firma in der Klemme steckte, bis Alexander Katsaros vor acht Monaten verstorben war. Über das Chaos nachzudenken, das er geerbt hatte, überwältigte ihn noch immer.

Schlimmer, im Vorstand wurde langsam der Vorschlag laut, die Firma zu verkaufen oder Archie die Zügel der Geschäftsleitung zu entreißen – etwas, das Archie nicht erlauben konnte. In seinen Träumen hörte er die Worte feindliche Übernahme oft.

Er wollte die Tiefen seines Vaters noch nicht offenlegen, aber er wollte Ondrej die tatsächliche Wahrheit zeigen, nämlich die, dass die Firma rote Zahlen schrieb, ohne einen Ausweg vor Augen zu haben oder zumindest keinen, der Archie gefiel. Er konnte Anlagen verkaufen, was der Vorstand forderte, oder Angestellte kündigen, doch er war noch nicht dazu bereit, irgendetwas von diesen Dingen umzusetzen, nicht bis er alle Möglichkeiten erschöpft hatte. Leider war der momentane Zustand von Katsaros Holdings