»Kaiserkron und Päonien rot…« - Heinz-Dieter Krausch - E-Book

»Kaiserkron und Päonien rot…« E-Book

Heinz-Dieter Krausch

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Beschreibung

Endlich wieder greifbar: als eBook Das Standardwerk zur Geschichte unserer Gartenpflanzen für unterwegs. Mit praktischer Volltextsuche Spannend wie ein historischer Roman präsentiert sich das profunde Nachschlagewerk über die jahrtausende alte Geschichte unserer häufigsten Gartenblumen. Wer Reseda (Nordafrika) und Ranunkeln (Kleinasien), Sommerastern (China) und Sommerphlox (Südtexas), Gladiolen (Kap) und Zinnien (Mexiko), Dahlien (Chimborazo) und Sonnenblumen (Peru) pflanzt, der hat einen Weltgarten! Wir empfinden die ursprünglich von Reisenden aus fernen Ländern mitgebrachten Blumen inzwischen als bei uns beheimatet – ein Irrtum, mit dem dieses Buch gründlich aufräumt. Beschrieben wird die Geschichte von mehr als 500 Arten der Gartenzierpflanzen Mitteleuropas, ihr Heimatareal, ihre Entdeckung, Einführung und Ausbreitung in unseren Gärten, ihre Weiterzüchtung und Kulturgeschichte sowie ihre Verwendung in Medizin, Volkskunde, Malerei und Dichtung. Das mit alten Holzschnitten und Kupferstichen bebilderte Standardwerk richtet sich an Fachleute wie Botaniker, Landschaftsarchitekten, Kulturhistoriker und Naturschützer ebenso wie an Gartenliebhaber und Blumenfreunde.

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Heinz-Dieter Krausch

»Kaiserkron und Päonien rot ...«

Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen

Dölling und Galitz Verlag eBook

»Kaiserkron und Päonien rot,

Die müssen verzaubert sein« ...

Joseph von Eichendorff, Der alte Garten

Vorwort

Dieses Buch behandelt die Entdeckung, Einführung und Ausbreitung der häufigsten Gartenzierpflanzen Mitteleuropas. Während die Geschichte der heimischen Nutzpflanzen bereits mehrfach zusammenfassende Darstellungen erfahren hat, zuletzt durch Udelgard Körber-Grohne 1987, lag eine solche für die Zierpflanzen unserer Gärten und Grünanlagen bisher nicht vor. Der Verfasser hat sich, seinerzeit ermuntert durch den führenden deutschen Botanik-Historiographen Kurt Wein (1883–1968), der ihm auch wertvolle methodische Hinweise vermittelt hat, seit langem für die Geschichte von Nutz- und Zierpflanzen interessiert und hierüber verschiedene Beiträge in der regionalen und lokalen Literatur veröffentlicht. Eine Beschäftigung mit dieser Materie konnte jedoch nur neben der eigentlichen Berufsarbeit als Geobotaniker erfolgen.

Nachdem ich 1988 auf einer Tagung zur Gartendenkmalpflege in Weimar einen Vortrag über die Einführung der Zierpflanzen nach Mitteleuropa gehalten hatte, trat der Gustav Fischer Verlag Jena, diese Lücke in der botanischen Fachliteratur erkennend, mit der Bitte um Abfassung eines Buches über die Geschichte unserer Gartenblumen an mich heran. Jedoch erst nach meinem, durch die Auflösung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin bedingten Übergang in den Vorruhestand Ende 1990 konnte ich mich intensiv diesem Vorhaben zuwenden. Die Wiedervereinigung Deutschlands war dem insofern außerordentlich förderlich, als nunmehr auch Bibliotheken außerhalb der bisherigen DDR und der Tschechoslowakei benutzt werden konnten.

Von vornherein war festgelegt worden, daß sich das Buch nicht nur an Botaniker und Gartenbauwissenschaftler, sondern auch an Kunst- und Kulturhistoriker, Berufs- und Hobbygärtner, Studierende und Blumenfreunde, also an einen breiten Leserkreis richten solle, was entsprechende Konsequenzen bei der Abfassung des Textes zur Folge hatte. Um zu veranschaulichen, in welch unterschiedlicher Weise die Pflanzen vor der Einführung der binären Nomenklatur durch Linnaeus 1753 von den einzelnen Autoren benannt worden sind, habe ich bei den Angaben aus der Zeit vor der Mitte des 18. Jhs. vielfach auch die damals üblichen Pflanzennamen angeführt. Auf eine Auflistung sämtlicher prälinnéischer Namen habe ich jedoch ebenso verzichtet wie auf Einzelnachweise für die einzelnen Angaben.

Angesichts der Fülle der in den Gärten und Grünanlagen Mitteleuropas insgesamt kultivierten Arten mußte eine Auswahl getroffen werden. Berücksichtigt wurden hauptsächlich solche Zierpflanzen, welche heutzutage fast in jedem Garten anzutreffen sind, darüber hinaus aber auch solche Arten, die in früheren Zeiten häufig kultiviert wurden, heute aber selten geworden oder in den normalen Gärten gänzlich verschwunden sind.

Die Ausführungen basieren in erster Linie auf der Auswertung von Primärquellen, als da sind Quelleneditionen, Kräuterbücher, Gartenkataloge, Gartenzeitschriften, Reiseberichte, Pflanzenbücher und Florenwerke, aber auch bildliche Darstellungen. Darüber hinaus wurde die Fachliteratur herangezogen. Trotz aller Bemühungen ist es aber, schon aus zeitlichen Gründen, nicht möglich gewesen, sämtliche älteren Publikationen zu dieser Thematik einzusehen, zumal viele von ihnen heute außerordentlich selten geworden und nur schwer zu erlangen sind. Manche Quellen in Bibliotheken und Archiven harren überhaupt noch der Erschließung. So dürften zwangsläufig hier und da Lücken geblieben sein, deren Ausfüllung zukünftigen Forschungen überlassen bleiben muß. Andererseits waren bei nicht wenigen Arten die zusammengetragenen Daten so zahlreich, daß angesichts des vorgegebenen Gesamtumfanges und im Sinne der Lesbarkeit nicht alle im einzelnen aufgeführt werden konnten, sondern stellenweise in einen zusammenfassenden Text einflossen.

Die Geschichte der züchterischen Weiterentwicklung der einzelnen Zierpflanzen mußte sich auf kurze Andeutungen beschränken. Eine eingehende Darstellung der Zierpflanzenzüchtung verbot nicht nur der zur Verfügung stehende Platz. Für viele Arten sind genauere Einzelheiten kaum bekannt geworden. Es wird auf die einschlägige Spezialliteratur, wie sie z.B. für Rosen, Narzissen, Tulpen und Flieder vorliegt, verwiesen.

Der Satz »habent sua fata libelli« trifft auch für dieses Buch zu. Eigentlich sollte es zur Bundesgartenschau 2001 in Potsdam vorliegen. Aber wenige Tage vor dem vereinbarten Termin der Manuskriptübergabe an den Gustav Fischer Verlag Jena wurde dem Autor mitgeteilt, daß der Verlag soeben von einem Großverlag aufgekauft worden sei, dieser aber die weniger profitablen Fachbuch-Vorhaben nicht mit übernehme. Die sich anschließende Suche nach einem anderen Verlag blieb lange erfolglos. Nachdem ich aber im Hamburger Botanischen Verein ebenfalls über die Einführung der Gartenzierpflanzen gesprochen hatte, fand sich dort eine Gruppe von Fachkollegen und anderen Interessenten, durch deren Initiative schließlich die notwendigen Vorausetzungen für eine Drucklegung geschaffen werden konnten.

So möchte ich mich schließlich bei allen denen herzlich bedanken, die mir sowohl bei der Erarbeitung dieses Buches als auch bei den Bemühungen um dessen Drucklegung behilflich waren. Herr Dipl.- Gärtner Günther Bickerich (1903–1993) in Rehbrücke bei Potsdam ermöglichte mir über viele Jahre hinweg die Benutzung seiner umfassenden Fachbibliothek, nach seinem Ableben konnte ich dank des Entgegenkommens von Frau Katharina Bickerich-Stoll einige wichtige Werke übernehmen. Bei meinen Arbeiten in der Bibliothek der Botanischen Abteilung des Tschechischen Nationalmuseums in Pruhonice bei Prag sowie in der Tschechischen Nationalbibliothek in Prag unterstützten mich Frau Blanka Skocdopolová und Frau Dr. Denisa Blacková. Herr Prof. Fred-Günter Schroeder ermöglichte mir einen Bibliotheksaufenthalt in Göttingen, wo mir dann Herr Prof. Gerhard Wagenitz bei der Erschließung des insbesondere an Gartenkatalogen des 17. und 18. Jhs. reichhaltigen Bestandes der Universitätsbibliothek behilflich war. Herr Dr. Hermann Manitz half mir bei der Benutzung der Bibliothek des Herbariums Haussknecht in Jena, Herr Dr. Clemens Alexander Wimmer bei der der Bücherei des Deutschen Gartenbaues in Berlin. Den genannten Fachkollegen sowie den ungenannten Fachbibliothekaren dieser und weiterer Bibliotheken im In- und Ausland gilt mein besonderer Dank. Für Auskünfte, Hinweise und Zusendung von einschlägiger Literatur habe ich vor allem Herrn Prof. Georges Gérard Aymonin, Museum National d’Histoire Naturelle in Paris, und Herrn Dr. John H. Harvey (gest. 1997) in Frome, England, zu danken. Frau Dr. Johanna Schlüter vom Gustav Fischer Verlag Jena verdanke ich nicht nur die Anregung zur Erarbeitung dieses Buches, sie hat sich später auch sehr um eine Lösung bei der Drucklegung bemüht, ebenso wie die Hamburger Fachkollegen Frau Dr. Martina Nath-Esser und Herr Dr. Hans-Helmut Poppendieck. Ich bin sehr froh, daß sich der Dölling und Galitz Verlag in Hamburg in entgegenkommender Weise bereit gefunden hat, sich dieses Buchvorhabens anzunehmen, und danke dafür insbesondere seiner Lektorin, Frau Brita Reimers. Nicht zuletzt gilt mein Dank auch meiner lieben Frau Wally, die als Dipl.-Lehrerin für Biologie mich bei der Abfassung beraten und mir im übrigen den Rücken für meine zeitaufwendigen Recherchen und Ausarbeitungen freigehalten hat.

Heinz-Dieter Krausch

Potsdam, Dezember 2002 (zur Printausgabe)

Von Theophrast bis heute – die Quellen

Die Quellen zur Geschichte unserer Gartenblumen sind in erster Linie gedruckte und handschriftliche Angaben, dann aber auch bildliche Darstellungen, archäologische Befunde und Herbarien.

Angaben über Gartenzierpflanzen finden sich bereits in den Werken antiker Schriftsteller wie in Theophrasts (370–285) De historia plantarum, Dioskurides’ (1. Jh. n. Chr.) Materia medica und Plinius’ (23–79) Naturalis historiae libri. Da diese Werke ebenso wie die weiterer antiker Autoren durch neuzeitliche Auswertungen weitgehend erschlossen sind, ist ein Zurückgehen auf die Originaltexte kaum notwendig. Auch für die in einigen mittelalterlichen Handschriften überlieferten Berichte über Gärten und Gartenpflanzen stehen neuere, kommentierte und erläuterte Textausgaben zur Verfügung. Unter den in der Bibel genannten Pflanzen (Zohary 1986) befinden sich nur wenige, die als Zierpflanzen kultiviert wurden, zudem ist die Zuordnung der biblischen Namen zu bestimmten Pflanzenarten nicht immer sicher. Wichtigste Quellen für die Zeit des frühen Mittelalters sind die um 800 erlassene Landgüterverordnung Capitulare de villis Karls des Großen, der nur wenig später entstandene St. Gallener Klosterplan und das Hortulus genannte Gartengedicht des Reichenauer Mönches und Abtes Walahfried Strabo (807–849). Dem hohen Mittelalter entstammen die Physica der Äbtissin Hildegard von Bingen (1099–1179) und die Schriften des Bischofs und Universalgelehrten Albertus Magnus (Albert Graf von Bollstädt, 1193–1280).

Nach der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jh. gibt es alsbald erste Bücher über Heil- und Gartenpflanzen, wie z.B. das Puch der Natur 1475 von Konrad von Megenberg und den Gart der Gesundheit 1485.

Die eigentliche botanische Literatur beginnt in der Mitte der 16. Jhs. mit den »Vätern der Botanik« Otto Brunfels (um 1489–1534), Hieronymus Bock (um 1498–1554) und Leonhart Fuchs (1501–1566). In ihren, mit Abbildungen versehenen Kräuterbüchern bringen diese als Ärzte tätigen Autoren zwar in erster Linie Angaben über Heilpflanzen und deren Heilwirkungen, doch auch Angaben über Zierpflanzen, selbst wenn diese sich nicht für medizinische Zwecke verwenden ließen, wie z.B. über die sich damals in den Gärten Mitteleuropas ausbreitenden ersten Arten aus Amerika. Weitere derartige Kräuterbücher erschienen in der 2. Hälfte des 16. Jhs., z.B. von Adam Lonicerus (Lonitzer 1528–1586), Petrus Andreas Matthiolus (Pierandrea Mattioli 1500–1577) und Jakob Tabernaemontanus (Theodorus um 1520–1590).

Schon in der Mitte des 16. Jhs. gab es Gartenliebhaber, welche artenreiche Gärten besaßen und bestrebt waren, deren Pflanzenbestand durch Tausch und Erwerb neuer Sippen zu vermehren. Berühmt war damals z.B. der Pflanzen- und Arzneipflanzengarten des Nürnberger Apothekers Georg Öllinger (1487–1557), der nach seinem Ableben von dem Nürnberger Stadtarzt Joachim Camerarius (1534–1598), ebenfalls leidenschaftlicher Pflanzenliebhaber, übernommen wurde und über dessen Pflanzenbestand ein 1588 herausgegebener Katalog unterrichtet. 1560 wandte sich der Züricher Arzt und Naturforscher Konrad Gessner (1516–1565) an die ihm bekannten Pflanzenliebhaber Mitteleuropas mit der Bitte, ihm Listen der in ihren Gärten kultivierten Pflanzen anzufertigen. Wohl die meisten von ihnen kamen seinem Ersuchen nach, und Gessner veröffentlichte diese Pflanzenlisten 1561 unter dem Titel Horti Germaniae als Anhang zu den von ihm herausgegebenen Annotationes des frühverstorbenen Botanikers Valerius Cordus (1515–1544). Kurt Wein gab diese einzigartige Quelle über Deutschlands Gartenpflanzen um die Mitte des 16. Jhs., aufbereitet und kommentiert, im Jahre 1914 erneut heraus. Weitere wichtige Angaben über Zierpflanzen in der 2. Hälfte des 16. Jhs. enthalten der um 1570 entstandene Gartenkatalog des Leuschnerschen Gartens in Meißen, abgedruckt in einer späteren Stadtgeschichte von Gregorius Fabricius, sowie die Kataloge des Gartens des Arztes Laurentius Scholz in Breslau 1594 und der Gärten der Bergstadt Annaberg im Erzgebirge (in Jenisius 1605).

Hinzu kommen Regionalfloren wie die Abhandlung über die in Preußen wachsenden Kräuter des pomesanischen Bischofs Johann Wigand (1523–1587) von 1590 und der Hortus Lusatiae von Johannes Franke (1545–1617) von 1594. Über die Einführung neuer Gartenzierpflanzen, insbesondere aus türkischen Gärten, finden sich zahlreiche Angaben in den Werken des Botanikers Carolus Clusius (Charles de l’Ecluse 1526–1609), der 1573–1588 in Wien ansässig und seit 1593 als Professor an der Universität Leiden tätig war. Eigene Forschungsreisen auf der Iberischen Halbinsel, in Österreich und Ungarn sowie seine vielfältigen Verbindungen zu den kaiserlichen Gesandten in Konstantinopel, zu anderen Gelehrten und Pflanzenliebhabern brachten ihm zahlreiche neue Arten, vor allem auch Zwiebel- und Knollenpflanzen, die er in seinen Büchern nicht nur eingehend beschrieb, sondern auch an andere Pflanzenliebhaber weitergab und damit in umfangreichem Maße zu ihrer Ausbreitung in Mitteleuropa beitrug. Seine von Wien nach Leiden überführte Sammlung seltener Arten und Sorten von Zwiebelpflanzen bildete einen der Ausgangspunkte für die sich damals in Holland entwickelnde Blumenzwiebelkultur, die auch für die mitteleuropäischen Gärten von großer Bedeutung war und noch immer ist. Auch erste Gartenbücher finden sich im 16. Jh., so das 1529 in Zwickau erschienene New Pflantzbüchlein von Johann Domitzer und die 1597 in Leipzig gedruckte Garten Ordnung von Johann Peschel. Sie enthalten zwar vornehmlich Anweisungen zu den im Garten durchzuführenden Arbeiten, aber doch auch einige Angaben über Zierpflanzen.

Carolus Clusius (Charles de l’Écluse, 1526–1609), bedeutendster Botaniker der Renaissance. Im Gegensatz zu den meisten Kräuterbuch-Autoren, bei denen die Heilwirkunge der Pfanzen im Mittelpunkt standen, betrieb er seine Forschungen unter rein botanischen Aspekten. Ihm verdanken wir nicht nur die Beschreibung, sondern auch die Einführung und Verbreitung zahlreicher Zierpflanzen.

Im 17. Jh. erschienen weitere Gartenkataloge, Regionalfloren und Gartenbücher. Unter ihnen ragt der mit prachtvollen, in einigen Ausgaben mit naturgetreu kolorierten Kupferstichen ausgestattete Hortus Eystettensis heraus, der von dem Nürnberger Apotheker Basilius Besler (1561–1629) besorgte Pflanzenkatalog der Gärten der Willibaldsburg im mittelfränkischen Eichstätt, der Residenz des Fürstbischofs Johann Conrad von Gemmingen (1560/61–1612). Das wichtigste und inhaltsreichste Gartenbuch früherer Zeit ist das seit 1666 in mehreren Auflagen veröffentlichte Gartenbaubuch des Berliner Arztes, Botanikers und Gartendirektors Johann Sigismund Elsholtz (1623–1688). Erwähnenswert ist ferner die 1648 veröffentlichte Beschreibung des herzoglich braunschweigischen Gartens zu Hessem bei Wolfenbüttel, dem wohl artenreichsten deutschen Garten der damaligen Zeit, durch dessen Obergärtner Johann Royer. Solche Gartenkataloge von privaten und fürstlichen Lust- und Liebhaber-Gärten setzten sich in Deutschland bis in die 1. Hälfte des 19. Jhs. fort. Daneben gab es Pflanzenkataloge von Botanischen Gärten an Universitäten und Hochschulen. Zu den frühesten dieser Gruppe gehören in Deutschland die Horti medici, qui Ratisbonae est, descriptio (1621) von Johann Oberndorffer in Regensburg und der Catalogus plantarum in horto Altdorphino (Altdorf bei Nürnberg; 1635) von Ludwig Jungermann (1572–1653). Besonders umfangreich ist die 1809 erschienene Enumeratio plantarum des alten Berliner Botanischen Gartens in Schöneberg (bis 1900), welcher 1808 unter der Leitung von Carl Ludwig Willdenow (1765–1811) 6351 Arten aufwies und damit der artenreichste Botanische Garten Mitteleuropas zu dieser Zeit war.

Bis gegen Ende des 18. Jhs. war es allgemein üblich, in den Regionalfloren neben den Wildpflanzen auch die in den Gärten gezogenen Nutz- und Zierpflanzen aufzuführen. Zwar nennt der Berliner Botaniker Paul Ascherson (1834–1913) in seiner Flora der Provinz Brandenburg 1864 noch eine Vielzahl von Gartenpflanzen, doch seit Beginn des 19. Jhs. beschränkten sich viele regionale und überregionale Florenwerke auf die Angabe einiger besonders häufiger Gartenzierpflanzen oder führten solche Pflanzen nur auf, wenn sie im Gebiet verwildert auftraten. Das mag damit zusammenhängen, daß seit dem 19. Jh. Gartenfloren aufkamen, welche fast ausschließlich auf die Bestimmung der vorhandenen Gartenpflanzen ausgerichtet sind. Als wohl verbreitetstes Gartenbuch des 19. Jhs. sei der seit 1818 vielfach aufgelegte Gartenfreund des mecklenburgischen Pfarrers Johann Christian Ludwig Wredow (1773–1823) genannt. Seit dem 19. Jh. erschienen dann auch umfassende Handbücher über Gartenpflanzen, so 1802–1810 das Vollständige Lexikon der Gärtnerei und Botanik von Friedrich Gottlieb Dietrich (1768–1850) und 1829 das Vollständige Handbuch der Blumengärtnerei von Julius Bosse (1788–1864). Diese Gartenbücher liefern für die Geschichte unserer Gartenblumen vor allem Angaben über das Vorhandensein von Gartenzierpflanzen und ihrer Kultivare, weniger über die Häufigkeit und Verbreitung dieser Pflanzen im mitteleuropäischen Raum.

Quellen ähnlicher Art sind die Verkaufskataloge von Handelsgärtnereien und Baumschulen, die um die Mitte des 18. Jhs. aufkamen und bis heute erstellt werden. An älteren Katalogen dieser Art sollen hier die der Gärtnerei Krause in Berlin 1746, der Gärtnerei Buek in Hamburg von 1779, der von Burgsdorffschen Baumzucht in Tegel bei Berlin 1785, der Gärtnerei Breiter in Leipzig von 1817 und der Landesbaumschule bei Potsdam seit 1824 als Beispiele genannt werden.

Gegen Ende des 18. Jhs. entstanden spezielle Gartenzeitschriften, in Deutschland im Jahre 1782. Eine der führenden war die seit 1852 erscheinende »Gartenflora« des seit 1855 als Direktor des Botanischen Gartens von St. Petersburg wirkenden Gärtners und Botanikers Eduard Regel (1815–1892) aus Gotha in Thüringen. Sie enthält sogar eine Reihe von Erstbeschreibungen von neuentdeckten Pflanzen, die als Gartenzierpflanzen eine Rolle spielen sollten. Im allgemeinen informieren die Gartenzeitschriften über neu eingeführte Zierpflanzen, Neuzüchtungen von Formen und Sorten, zudem enthalten sie mancherlei rückschauende Berichte zur Einführungs- und Züchtungsgeschichte einzelner Arten. Geschichtliche Angaben finden sich auch in den seit dem 19. Jh. in zunehmendem Maße erscheinenden Monographien gärtnerisch wichtiger Arten, Gattungen oder Pflanzengruppen, wobei manche dieser Daten jedoch einer kritischen Überprüfung bedürfen.

Neben der Fülle gedruckt vorliegender Zierpflanzenliteratur gibt es in Archiven und Bibliotheken handschriftliche, bisher unveröffentlichte Quellen, vor allem in Gestalt von Gartenkatalogen und Garteninventaren sowie Manuskripte und Briefe von Botanikern, Gartenliebhabern und Gärtnern. Für das vorliegende Buch wurden Unterlagen aus dem Archiv der Akademie der Wissenschaften, der Handschriften-Abteilung der Staatsbibliothek Berlin sowie aus dem Landesarchiv Schleswig herangezogen.

Es sei hier kurz auf zwei Probleme hingewiesen, die sich bei der Benutzung und Auswertung der älteren Zierpflanzenliteratur ergeben. Da viele Kräuterbücher und Florenwerke, letztere zum Teil bis zu Beginn des 19. Jhs., in lateinischer Sprache abgefaßt wurden, sind fundierte Lateinkenntnisse Voraussetzung der Lektüre. Das andere Problem sind die Pflanzennamen der älteren Schriften. Bevor Linnaeus (seit 1762 Carl von Linné, 1707–1778) in der Mitte des 18. Jhs. die sich schnell durchsetzende binäre Nomenklatur schuf, wurden die Pflanzen mit vielfach langen Bezeichnungen (Phrasen oder Polynome) versehen, die zudem bei den einzelnen Autoren oft verschieden waren. Versuche, insbesondere 1623 durch Caspar Bauhin (1560–1624) und 1700 durch Joseph Pitton de Tournefort (1656–1708), diesen Namenwirrwarr zu vereinheitlichen, blieben ohne allgemeine Anerkennung und dauerhafte Wirkung. Leider gibt es bis heute keine umfassende Zusammenstellung und Identifizierung der vorlinnéischen Pflanzennamen. Man ist hier auf die Aufarbeitungen einiger weniger botanischer Schriften von vor 1753 z.B. durch Kurt Wein, John Harvey und Gerard Aymonin angewiesen, oder auf die Bestimmung der betreffenden Arten mittels der beigegebenen Abbildungen. Ohne Erfahrung und detaillierte Kenntnisse in dieser Materie kommt es leicht zu Fehlbestimmungen. Aber auch die binären Namen bergen Probleme, zumal viele Zierpflanzen in der Literatur oftmals unter heute ungültigen und in Vergessenheit geratenen Namen (Synonymen) erscheinen.

Bildliche Darstellungen als Quellen für die Geschichte unserer Gartenblumen reichen weit in die Vergangenheit zurück. So fanden sich Abbildungen der Weißen Lilie (Lilium candidum) auf Gefäßen und an Wänden von Wohngebäuden und Grabkammern sehr früher mesopotamischer, ägyptischer und altgriechischer Kulturen. Auch in dem im Jahre 79 durch einen Ausbruch des Vesuv verschütteten Pompeji sind verschiedene Zierpflanzen auf Wandgemälden zu sehen. Auf mittelalterlichen Gemälden finden sich insbesondere solche mit christlichem Symbolgehalt wie Gallische Rose (Rosa gallica), Weiße Rose (Rosa x alba), Deutsche Schwertlilie (Iris germanica) und Akelei (Aquilegia vulgaris). Ein besonders reichhaltiges Beispiel ist das um 1410 von einem oberrheinischen Meister gemalte »Paradiesgärtlein« im Städel Museum in Frankfurt am Main. In einem mittelalterlichen Burggarten zeigt es neben Figuren aus christlichen Legenden eine größere Zahl von Gartenpflanzen. Diese, wie auch die verschiedenen Vogelarten, sind trotz des kleinen Formats des Bildes von 26,3 x 33,4 cm so genau gemalt, daß sie eindeutig bestimmt werden können. Neben einigen Wild- und Nutzpflanzen erkennt man folgende als Zierpflanzen zu bewertende Arten (von vorn nach hinten): Maiglöckchen (Convallaria majalis), Wiesen-Margerite (Chrysanthemum leucanthemum), Echte Pfingstrose, einfachblühend (Paeonia officinalis), Kleines Immergrün (Vinca minor), Akelei (Aquilegia vulgaris), Himmelsschlüsselchen (Primula veris), Duft-Veilchen (Viola odorata), Gänseblümchen (Bellis perennis), Goldlack (Cheiranthus cheiri), Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum), Gallische Rose mit gefüllten Blüten (Rosa gallica), Weiße Lilie (Lilium candidum), Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys), Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum), Vexiernelke (Lychnis coronaria), Levkoje, weiß- und rotviolett blühend (Matthiola incana), Deutsche Schwertlilie (Iris germanica) und Stockrose, rot- und weißblühend (Alcea rosea, Erstnachweis für Deutschland!).

Auch die seit der Renaissance entstehenden Bilder von Privatpersonen, Landschafts- und Gartenmotiven zeigen Zierpflanzen wie die im 15. Jh. nach Mitteleuropa gekommene Garten-Nelke (Dianthus caryophyllus). Dürer macht Blumen sogar zum Hauptgegenstand von Bildern, wie die Blasse Schwertlilie (Iris pallida) um 1505. Üppige Blumensträuße mit einer Fülle von Gartenblumen malen ab dem 17. Jh. vor allem die Niederländer. Wichtige Bildquellen, vor allem, wenn sie sich datieren lassen, sind ferner die Florilegien, z.B. das sogenannte Camerarius-Florilegium aus der Zeit um 1590 und das Moller-Florilegium des Hamburger Blumenmalers Hans Simon Holtzbecker (gest. 1671). Sie zeigen mit großer Genauigkeit die Arten und Formen der damals in den Gärten kultivierten Gartenzierpflanzen. Und schließlich müssen die ab der 2. Hälfte des 15. Jhs. erscheinenden Arznei- und Kräuterbücher nochmals genannt werden. Sie sind sämtlich illustriert, zunächst mit relativ roh wirkenden, aber bereits Mitte des 16. Jhs. eine hohe künstlerische Qualität erreichenden Holzschnitten. Gegen Ende des 16. Jhs. trat neben diese Technik der Kupferstich, der zunehmend an Bedeutung gewann, bis er im 19. Jh. durch andere Abbildungstechniken abgelöst wurde. Die bildlichen Darstellungen in den Kräuter- und Gartenbüchern sowie in den Florilegien des 16. bis 18. Jhs., durch die nahezu alle hier behandelten Pflanzen erfaßt werden, stellen außerordentlich wichtige Quellen für die Geschichte der Gartenblumen dar, gestatten sie doch in den meisten Fällen eine genaue Bestimmung der Arten und zeigen die oft anfangs recht primitiven Gartensorten, aber auch ihre allmähliche Vervollkommnung in der Gartenkultur.

Archäologische Funde von Zierpflanzenresten sind selten. Zu nennen sind Grabbeigaben in antiken (z.B. altägyptischen), aber auch in mittelalterlichen Gräbern. Leider geben die römerzeitlichen Fundschichten im westlichen und südlichen Mitteleuropa kaum Auskunft über damalige Zierpflanzen, und es bleibt unklar, ob die Römer auch derartige Pflanzen aus Italien nach Mitteleuropa gebracht haben bzw. um welche es sich handelte.

Herbarien, d.h. Sammlungen zwischen Papier gepreßter und getrockneter Pflanzen, wurden seit dem 17. Jh. angelegt, doch haben von den älteren Sammlungen nur wenige die Zeitläufte überstanden. Um so größere Bedeutung für die Geschichte der Gartenzierpflanzen hat das bis auf geringe Verluste erhaltene, in den ersten 4 Jahrzehnten des 17. Jhs. zusammengetragene Herbar des Bauhin-Schülers Joachim Burser (1583–1639). Es wird heute in der Universität Uppsala aufbewahrt und erfuhr durch Hans O. Juel 1923 und 1936 eingehende Bearbeitung.

Gartenblumen aus aller Herren Länder

Die Zierpflanzen unserer Gärten und Grünanlagen stammen aus unterschiedlichen Regionen der Erde. Die Hauptmenge kam aus den kühl-gemäßigten (temperaten), warm-gemäßigten (submeridionalen) und warmen (meridionalen) Zonen der nördlichen Erdhalbkugel, doch haben auch die subtropischen Zonen sowie die südlich gemäßigte (australe) Zone eine Reihe von Arten beigesteuert.

Von den Arten, die bei uns in Mitteleuropa wildwachsend vorkommen, beschränken sich nur wenige auf dieses Verbreitungsgebiet. Das Areal der meisten dieser Arten umfaßt auch andere Teile Europas, vielfach auch Asiens und zum Teil auch Nordamerikas. Manche von ihnen sind in Mitteleuropa weit verbreitet und hier wahrscheinlich an verschiedenen Stellen in Gartenkultur genommen worden, wie z.B. Maiglöckchen (Convallaria majalis), Gänseblümchen (Bellis perennis) und Wiesen-Margerite (Chrysanthemum leucanthemum). Andere Arten dagegen sind seltener oder kommen nur an speziellen Standorten (Mittel- und Hochgebirge, warmtrockene Abhänge, Meeresküsten) vor. Sie gelangten zunächst in der Nähe ihrer Wildvorkommen in die Gärten und breiteten sich von dort durch Weitergabe von Ort zu Ort, später durch den Handel über andere Teile Mitteleuropas aus. Auf diese Weise kamen z.B. Gebirgspflanzen wie Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum), Eisenhut (Aconitum napellus), Hoher Rittersporn (Delphinium elatum), Weiße Christrose (Helleborus niger) und Berg-Flokkenblume (Centaurea montana) in die Gärten des Flachlandes.

In Gartenkultur genommen wurden schönblühende und schöngestaltige Pflanzen sowie Formen von Wildpflanzen mit gefüllten Blüten, wie z.B. vom Gänseblümchen (Bellis perennis), vom Hahnenfuß (Ranunculus) und vom Seifenkraut (Saponaria officinalis) oder solche mit weißpanaschierten Blättern, wie z.B. vom Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea ,Picta’). Manche dienten hauptsächlich als Heil- oder Zauberpflanzen, bevor sie nur noch als Zierpflanzen gezogen wurden, wie etwa Christrose und Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum).

Attraktive Pflanzen aus Südeuropa, insbesondere aus dem Mittelmeergebiet und seiner Umrandung (Mediterran- und Submediterran-Gebiet), wurden zum Teil bereits in der Antike als Zierpflanzen kultiviert. In welchem Ausmaß derartige Pflanzen von den Römern in die von ihnen okkupierten Gebiete Westeuropas und des westlichen und südlichen Mitteleuropa mitgebracht wurden, entzieht sich der sicheren Kenntnis; auch bleibt unklar, ob sie die Wirren der Völkerwanderungszeit überdauert haben. Wahrscheinlich sind südeuropäische Gartenzierpflanzen erst seit dem Frühen Mittelalter über die Burg- und Klostergärten des Frankenreiches nach Mitteleuropa gekommen. Zu Beginn des 9. Jhs. belegen z.B. der Hortulus des Walahfried Strabo und der St. Gallener Klosterplan die Anwesenheit einiger südeuropäischer Arten, die hauptsächlich als Heilpflanzen gezogen wurden, aber auch der Zierde dienten wie Gallische Rose (Rosa gallica), Weiße Lilie (Lilium candidum) und Deutsche Schwertlilie (Iris germanica). Im Hohen Mittelalter waren, wie u.a. den Schriften Hildegards von Bingen und des Albertus Magnus zu entnehmen ist, weitere derartige Arten aus Südeuropa eingetroffen wie z.B. Weiße Rose (Rosa x alba), Ringelblume (Calendula officinalis) und Echte Pfingstrose (Paeonia officinalis). Möglicherweise brachten auch interessierte Ritter und deren Mannen, die an den Italienfeldzügen oder den Kreuzzügen teilnahmen, Pflanzen mit nach West- und Mitteleuropa; zuverlässige Belege hierfür harren der Entdeckung.

Der Großteil der aus dem südlichen Europa stammenden Gartenzierpflanzen kam seit der Renaissance nach Mitteleuropa. Nicht nur das in dieser Epoche gewaltig zunehmende Interesse an der Natur, auch die vielfältigen politischen, ökonomischen und geistigen Verbindungen zwischen Mitteleuropa und Italien ließen den Zustrom südlicher Zierpflanzen erheblich anschwellen. An deren Einführung waren zum einen Kaufleute beteiligt, die Gewürze, Stoffe und andere Handelswaren von ihren Geschäftspartnern in italienischen Städten bezogen, welche ihrerseits wiederum durch den Levantehandel mit den Hafenstädten des östlichen Mittelmeerraumes verbunden waren. Es ist überliefert, daß bei diesen Handelsverbindungen auch seltene Pflanzen als Werbe- und Freundschaftsgeschenke dienten. Viele wohlhabend gewordene deutsche Kaufleute legten sich nach italienischem Vorbild repräsentative Gärten an und bemühten sich um neue und seltene Pflanzen. Auch viele Landesfürsten und adlige Grundherren waren bestrebt, ihre Lustgärten möglichst artenreich auszustatten. So erfahren wir aus dem Briefwechsel des Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen-Kassel (1532–1592), daß der pflanzenliebende Fürst eifrig nach neuen Pflanzen suchte und sich u.a. an Joachim Camerarius in Nürnberg und an Carolus Clusius in Wien wandte und letzterem sogar in dessen Frankfurter Zeit (1588–1592) ein Jahrgehalt zukommen ließ. Auch stattete er einen Studenten seines Landes mit einem Italien-Stipendium aus mit der Weisung, ihm neue Gartenpflanzen zu beschaffen. Von solchen Arten, die in seinen Gärten vermehrt werden konnten, gab Landgraf Wilhelm bereitwillig Pflanzgut an fürstliche Verwandte und Standesgenossen weiter (Kessler 1859).

Eine große Rolle bei der Einführung und Verbreitung fremdländischer Pflanzen spielten im 16. und 17. Jh. auch die Ärzte. Sie hatten während ihres Studiums oftmals italienische und südfranzösische Universitäten (Padua, Bologna, Pisa, Montpellier u.a.) besucht und die dort seit Mitte des 16. Jhs. bestehenden Botanischen Gärten sowie die Pflanzenwelt der Umgebung kennengelernt und die eine oder andere Pflanze für den eigenen Garten mitgebracht. Neben die privaten Gärten traten nunmehr auch in Mitteleuropa Botanische Gärten an Universitäten und wurden mehr und mehr zu Sammel- und Ausgangspunkten für ausländische Pflanzen.

Wenn auch die Hauptmasse der in Südeuropa heimischen Zierpflanzen im 16. Jh. oder zuvor die Gärten Mitteleuropas erreichte, so trafen doch auch in den folgenden Jahrhunderten weitere südländische Pflanzen ein, wie z.B. Duft-Wicke (Lathyrus odoratus), Blaukissen (Aubrieta deltoidea) und Duft-Reseda (Reseda odorata).

Eine zwar nicht allzu große, aber sehr wichtige Gruppe stellen die in der 2. Hälfte des 16. Jhs. aus türkischen Gärten nach Mittel- und Westeuropa eingeführten Zierpflanzen dar. Im Vorderen und Mittleren Orient hatte man schon in alter Zeit dort wild vorkommende schönblühende Pflanzen in die Gärten geholt und sie zum Teil durch Auslese und Hybridisation weiterentwickelt. Als im Hohen Mittelalter türkische Stämme von ihrer Urheimat in Zentralasien westwärts zogen, in Kleinasien das Osmanische Reich begründeten, 1453 Konstantinopel eroberten und nachfolgend weitere Gebiete in Südosteuropa, in Vorderasien und Nordafrika unter ihre Herrschaft brachten, übernahmen sie als große Blumenfreunde die von Persern, Byzantinern, Arabern und anderen von ihnen unterworfenen Völkerschaften kultivierten Gartenpflanzen und fügten weitere hinzu. So schrieb der französische Gelehrte Pierre Belon (1517–1564) in seinem Bericht über eine Reise in die Türkei 1553: »Die Türken widmen dem Gartenwesen eine ebenso große Aufmerksamkeit wie wir und geben sich große Mühe, fremde Pflanzen zu entdecken, vor allem solche, die schöne Blüten tragen, und ihnen sind keine Kosten zuviel.« Durch Belon und den kaiserlichen Gesandten Augerius Ghislain de Busbecq (1522–1592) drangen erste Nachrichten von den in den türkischen Gärten gepflegten, hierzulande gänzlich unbekannten Zierpflanzen nach Mittel- und Westeuropa. Alsbald schickten bzw. brachten Mitglieder kaiserlicher Gesandtschaften auch Zwiebeln, Knollen und Samen von Tulpen, Hyazinthen, Ranunkeln, Flieder, Roßkastanie und weiteren Arten von Konstantinopel nach Wien, von wo aus sie in andere Regionen Mittel- und Westeuropas gelangten.

Besonders eifrig um orientalische Zierpflanzen bemüht war der 1573–1588 in Wien ansässige flämische Botaniker Carolus Clusius, der seine guten Beziehungen zu den kaiserlichen Gesandten nutzte, um sich viele neue Arten und Sorten aus türkischen Gärten zu beschaffen. Der Import türkischer Zierpflanzen nach Mitteleuropa lief allerdings nicht nur über Wien. Auch der italienische, insbesondere der venezianische Levantehandel war an diesen Einfuhren beteiligt. Die Republik Venedig besaß zu dieser Zeit (bis 1669) die Insel Kreta. Von ihren dortigen Stützpunkten aus beherrschten die Venezianer den Handel mit den Küstengebieten des östlichen Mittelmeergebietes, durch den ebenfalls Zierpflanzen nach Venedig bzw. in den 1545 gegründeten Botanischen Garten der venezianischen Universität Padua gelangten. Auf diesem Wege kamen offensichtlich erste Tulpen und erste Exemplare des Flieders nach Mitteleuropa.

Weitere kleinasiatische Wild- und Gartenpflanzen wurden in späteren Jahrhunderten durch Botaniker und Pflanzensammler nach Europa gebracht. So bereiste der französische Botaniker Joseph Pitton de Tournefort – Frankreich war damals mit der Türkei verbündet – von 1700 bis 1702 Kleinasien. Im 19. Jh. wurden u.a. die zu dieser Zeit erst entdeckten Schneeruhm- (Chionodoxa-)Arten eingeführt.

Auf seiner Forschungsreise, die ihn bis in das Kaukasusgebiet (Tiflis) führte, entdeckte Tournefort eine große Zahl neuer Pflanzen, brachte sie aber meist nur als Herbarexemplare nach Paris. Lediglich der von Tournefort bei der osttürkischen Stadt Erzurum aufgefundene, aber auch im Kaukasusgebiet wachsende Orientalische Mohn gelangte in Form von Rhizomen oder Samen nach Paris und wurde von dort aus weiter verbreitet. Als das unter türkischer bzw. persischer Herrschaft stehende Kaukasusgebiet ab 1770 schrittweise von den Russen okkupiert und unterworfen wurde, beteiligten sich verschiedene in russischen Diensten stehende Deutsche an der wissenschaftlichen Erforschung der reichhaltigen Kaukasusflora. Anfang des 19. Jhs. nahm Johann Friedrich Adam (1780–1838) als botanischer Mitarbeiter an einer Forschungsreise des russischen Grafen Apollo Mussin-Puschkin (gest. 1805) durch das östliche Kaukasusgebiet teil und beschrieb 50 neue Pflanzen. Der einst als Offizier nach Rußland gekommene, später als Naturforscher tätige Freiherr Friedrich August Marschall von Bieberstein (1768–1826) veröffentlichte im Jahre 1800 eine Beschreibung der Länder zwischen den Flüssen Terek und Kur am Kaspischen Meer mit einem botanischen Anhang. Sein Hauptwerk aber ist die 1808 erschienene zweibändige Flora taurico-caucasica, der er 1819 einen umfangreichen Nachtragsband hinzufügte. In diesem Werk werden zahlreiche Pflanzenarten des Kaukasusgebietes erstmals beschrieben. Durch Bieberstein bzw. durch die von ihm belieferten russischen Botanischen Gärten gelangten zahlreiche kaukasische Pflanzen nach Mittel- und Westeuropa, von denen viele attraktive Arten alsbald auch als Zierpflanzen Eingang in die allgemeine Gartenkultur fanden, wie z.B. Gold-Schafgarbe (Achillea filipendulina), Orientalische Gemswurz (Doronicum orientale), Rotweiße Flockenblume (Centaurea dealbata) und Kaukasische Skabiose (Scabiosa caucasica). Im Verlaufe des 19. Jhs. folgten weitere Arten, zuletzt die erst zu Beginn des 20. Jhs. entdeckten Sippen Kissen-Primel (Primula juliae) und Kranz-Enzian (Gentiana septemfida var. lachodechiana) sowie der 1931 eingeführte Vorfrühlings-Blaustern (Scilla mischtschenkoana).

Nord-, Ost- und Zentralafrika und die Kanaren haben nur wenige Zierpflanzen für unsere Gärten beigesteuert. Echte Aloe (Aloe vera) und Rizinus (Ricinus communis) waren bereits in der Antike in Gartenkultur, damals hauptsächlich als Heil- und Nutzpflanzen. Die in Nordafrika heimischen Arten Duft-Reseda (Reseda odorata) und Gekielte Wucherblume (Chrysanthemum carinatum) wurden im 18. Jh. entdeckt und nach Europa gebracht. Bei der Durchforschung ostafrikanischer Kolonien im 19. Jh. fand man Fleißiges Lieschen (Impatiens walleriana) und Usambaraveilchen (Saintpaulia ionanthe). Vermutlich durch den venezianischen Orienthandel kam Anfang des 16. Jhs. die im tropischen Afrika, aber auch in Ostindien beheimatete Federbusch-Celosie (Celosia argentea) zuerst nach Italien und wenig später nach Mitteleuropa. Dorthin gelangte im 17. Jh. dann auch die auf den Kanaren heimische Strauch-Margerite (Chrysanthemum frutescens), welche hierzulande aber nur als Kübelpflanze gezogen werden kann.

Das Kapland an der Südspitze Afrikas wurde Ende des 15. Jhs. von portugiesischen Seefahrern auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien entdeckt und in Besitz genommen. Die dort angelegten Stützpunkte dienten auch den Segelschiffen anderer Nationen wie Niederländern und Engländern als Zwischenstationen auf der Route nach und von Ostindien und Südostasien. In der 1. Hälfte des 17. Jhs. brachten zurückkehrende Schiffe erste Pflanzen der artenreichen Kap-Flora nach Europa, wie z.B. die Blaulilie (Agapanthus africanus) und eine erste Pelargonie (Pelargonium triste). Der Zustrom südafrikanischer Arten nach Europa verstärkte sich erheblich, als ab 1652 die Niederländer das Kapland in Besitz hatten (bis 1815). Nunmehr wurden u.a. zahlreiche weitere Pelargonium-Arten, Gladiolen und das Männertreu (Lobe- lia erinus) eingeführt. Unter der englischen Nachfolge kamen weitere Arten, u.a. Monbretien (Crocosmia) und Nemesien nach Mitteleuropa.

Entweder durch die Portugiesen, welche 1498 auf dem Seeweg Vorderindien erreicht und sich dort an verschiedenen Stellen festgesetzt hatten, oder durch italienische Kaufleute, die über arabische Zwischenhändler indische Gewürze importierten, kamen zu Beginn des 16. Jhs. einige dort heimische Zierpflanzen nach Europa, so Garten-Balsamine (Impatiens balsamina), Dreifarbiger Amaranth (Amaranthus tricolor), Blaue Purpurwinde (Pharbitis nil) und vielleicht auch die Federbusch-Celosie (Celosia argentea). Seit 1600 hatten auch die Engländer in Indien Fuß gefaßt und verleibten Vorderindien 1858 ihrem Kolonialreich ein. Bereits zuvor hatte die Erforschung der indischen Flora vorwiegend durch englische Botaniker begonnen. Unter anderen veröffentlichte William Roxburgh (1759–1815) eine Flora Indica 1820–1824 und John Forbes Royle (1800–1856) 1839 Illustrations of the botany ... of the Himalayan mountains and the Flora of Cashmere. In dieser Zeit kamen verschiedene Gebirgspflanzen des Himalaya als Gartenzierpflanzen nach Europa, wie z.B. Dreinerviges Perlkörbchen (Anaphalis triplinervis), Weinblättrige Anemone (Anemone vitifolia), Himalaya-Springkraut (Impatiens glandulifera) und Kugel-Primel (Primula denticulata).

Die zentralasiatischen Gebiete (Turkmenien, Usbekistan, Kirgisistan, Tadschikistan und Turkestan) wurden in der 2. Hälfte des 18. Jhs. von russischen Truppen erobert und dem Russischen Reiche eingegliedert. Zu den ersten Erforschern der dortigen Flora gehörte Albert Regel, seit 1875 Bezirksarzt in Kuldja in Turkestan. Er sandte seinem Vater Eduard Regel, Direktor des Botanischen Gartens in St. Petersburg, zahlreiche Pflanzen zu, die dieser wissenschaftlich beschrieb, u.a. verschiedene Arten von Wildtulpen und Steppenkerzen (Eremurus). Die Einführung dieser Arten in die Gartenkultur erfolgte später durch holländische Gartenbaufirmen, welche ihre Pflanzensammler in die zentralasiatischen Gebiete entsandten, um die dortigen Pflanzenschätze auszubeuten. Der 1. Weltkrieg setzte diesen Aktionen ein Ende. Bei seinem Ausbruch standen auf einigen Bahnstationen des russischen Zentralasien Kisten mit Tausenden von Blumenzwiebeln zum Versand bereit, welche niemals ihr Ziel erreichten. Inzwischen wurde auch hier der Ausplünderung der Flora für kommerzielle Zwecke durch Naturschutzgesetze ein Riegel vorgeschoben.

Die artenreiche Flora Ostasiens blieb den Europäern lange Zeit unbekannt, wenn auch einzelne Nutz- und Zierpflanzen (Pfirsich, Aprikose, Weiße Maulbeere, Hemerocallis-Arten, Hibiscus syriacus) bereits in antiker Zeit über die Seidenstraßen nach Kleinasien und in das Mittelmeergebiet gekommen waren und von dort aus später auch Mitteleuropa erreichten. Die eigentliche Erschließung der ostasiatischen Pflanzenwelt für die europäischen Gärten setzte ein, nachdem 1516 die Portugiesen, später auch Niederländer, Engländer und Franzosen in China Handelsniederlassungen und Missionsstationen gegründet hatten. Von dort aus wurden ab Mitte des 17. Jhs. Pflanzgut und Samen chinesischer Zierpflanzen nach Europa gesandt. So kam z.B. die in China seit altersher kultivierte Chrysantheme in der 2. Hälfte des 17. Jhs. nach Westeuropa, ging hier aber zunächst wieder verloren. Der Verkehr zwischen China und Europa gestaltete sich lange Zeit ausgesprochen schwierig. Da Europäer in China nicht gern gesehen waren, konnte die botanische Erkundung des Landes und die Übersendung chinesischer Pflanzen bis zum 19. Jh. nur von einigen Kaufleuten, Missionaren und Diplomaten vorgenommen werden. Auf dem langen Seeweg nach Europa um das Kap der Guten Hoffnung herum ging nicht selten ein Teil der Pflanzen zugrunde, auch kam es bei Schiffshavarien zu Totalverlusten. Am günstigsten erwies sich die Übersendung von Samen, und so sind zuerst vorwiegend einjährige Arten wie China-Nelke (Dianthus chinensis) und Sommeraster (Callistephus chinensis) in Europa erschienen. Letztere z.B. wurde 1728 durch französische Missionare in Peking in Form von Samen nach Paris geschickt und gelangte von dort aus rasch in die Niederlande, nach England und Deutschland. Überhaupt haben sich französische Missionare in erheblichem Ausmaß an der Erforschung der Flora Chinas beteiligt, wie etwa Pierre N. le Chéron d’Incarville (1706–1757), später dann Armand David (1826–1900) und Jean Marie Delavay (1838–1895). Im 19. und 20. Jh. lag die Einführung chinesischer Gartenzierpflanzen überwiegend in den Händen englischer Gärtner und Pflanzensammler, die derartige Pflanzen an Gartenbaubetriebe in England schickten, von wo aus sie weiter vertrieben wurden. Zu Beginn des 19. Jhs. sandte Sir Joseph Banks (1743–1820), Direktor des Botanischen Gartens in Kew bei London und Präsident der Royal Horticultural Society, den Gärtner William Kerr (gest. 1814) als Sammler nach China. Später konnte Robert Fortune (1812–1880) auf drei Reisen zahlreiche Pflanzen nach England importieren. Zunächst erwarb man das Pflanzgut bei Gartenbesitzern und Gärtnereien der chinesischen Küstenstädte. Als dann nach dem Opium-Krieg (1840–1842), besonders aber 1860 die Beschränkungen für ausländische Reisende in China stark gelockert wurden, konnten größere Sammelreisen in das Landesinnere unternommen werden. Im Auftrage englischer Gartenbaufirmen war nunmehr auch in China eine Vielzahl von »Pflanzenjägern« (plant hunters) unterwegs, um die Pflanzenschätze für kommerzielle Zwecke auszubeuten. Als besonders erfolgreiche Sammler sind u.a. George Forrest (1873–1932) und Ernest Henry Wilson (1876–1930) zu nennen. Letzterer betrieb das Pflanzensammeln in großem Maßstab. Allein auf seinen ersten beiden Chinareisen leitete er seinem Auftraggeber, der Gartenbaufirma Veitch & Sons in Combe Wood bei London, Samen von über 1800 Pflanzenarten, 3000 Blumenzwiebeln sowie eine riesige Zahl von Wurzeln und Rhizomen zu. Später arbeitete er für das Arnold Arboretum in den USA und brachte von einer weiteren Reise 1910–1911 u.a. 6000 bis 7000 Zwiebeln der 1903 von ihm in einem abgelegenen Hochtal in Westchina entdeckten Königs-Lilie (Lilium regale) mit. Die Tätigkeit der Pflanzensammler war nicht ungefährlich. Wilson zog sich in unwegsamem Gelände einen komplizierten Beinbruch zu und gelangte nur mit Mühe wieder nach Hause. Andere wurden hier wie auch in anderen Erdteilen von feindseligen Einwohnern oder von Räubern getötet oder ertranken in Flüssen, wie der deutsche Gärtner Friedrich Sello 1831 im Rio Dolce in Brasilien. Besonders tragisch war das Ende des englischen Gärtners David Douglas (1798–1834), dem wir die Einführung zahlreicher Pflanzen aus dem westlichen Nordamerika verdanken. Er stürzte auf den Sandwich-Inseln in eine von Eingeborenen angelegte Wildfanggrube und wurde von einem darin befindlichen wilden Stier zu Tode getreten.

Japan, das der Portugiese Mendez Pinto 1542 als erster Europäer erreicht hatte, verschloß sich aus Furcht vor Kolonisierung bis zur Mitte des 19. Jhs. den Fremden. Lediglich die 1602 gegründete Niederländische Ostindische Kompanie durfte auf der Insel Deshima im Hafen von Nagasaki eine Handelsniederlassung unterhalten. Von dort aus haben einige im Dienste dieser Handelsgesellschaft stehende Ärzte Informationen über die Pflanzenwelt Japans gesammelt und ihre Beobachtungen in Berichten und Florenwerken veröffentlicht, so Engelbert Kaempfer (1651–1716), der sich 1690–1692 in Japan aufhielt, Carl Peter (Pehr) Thunberg (1743–1822), der 1775/76 in Japan war, sowie der sich im 19. Jh. 1823–1829 und 1859–1861 dort aufhaltende Philipp Franz von Siebold (1796–1866). Letzterer hat bereits bei der Rückkehr von seinem ersten Japanaufenthalt fast 500 japanische Pflanzen nach Europa gebracht und von seinem damaligen Wohnsitz Leiden aus verbreitet. Als in der Mitte des 19. Jhs. die Abschottung Japans gegen Ausländer zu Ende ging, konnten weitere europäische Botaniker und Gärtner das Land bereisen und Pflanzen nach Europa senden. Zu nennen sind vor allem John Gould Veitch (1839–1870) vom englischen Gartenbaubetrieb Veitch & Sons, der u.a. die nach ihm benannte Sorte des Dreispitzigen Wilden Weines (Parthenocissus tricuspidata ‘Veitchii’) nach England einführte, und der deutschstämmige russische Botaniker Carl Johann Maximowicz (1827–1891), der nicht nur eine große Zahl japanischer Pflanzen nach St. Petersburg schickte, sondern auch eine Reihe wichtiger wissenschaftlicher Arbeiten über die Flora Japans veröffentlichte.

Maximowicz und vor ihm andere russische bzw. in russischen Diensten stehende deutsche Botaniker waren es auch, welche die Flora des östlichen Sibirien, des Amurlandes und des nördlichen China (Mandschurei) sowie Koreas erkundeten. So unternahm der aus Berlin stammende Naturforscher und St. Petersburger Akademiker Peter Simon Pallas (1741–1811) in den Jahren 1768–1774 zwei Forschungsreisen nach Sibirien, die ihn bis in das Gebiet östlich des Baikal-Sees (Daurien) führten, wo er u.a. die Wildform der Chinesischen Pfingstrose (Paeonia lactiflora) entdeckte und erstmals beschrieb.

Australien war zwar Anfang des 17. Jhs. von Portugiesen und Niederländern entdeckt worden, welche es als »Neuholland« bezeichneten (der Name Australien kam erst 1814 auf), seine eigentliche Erschließung erfolgte aber erst ab 1770 durch die Engländer. Diese setzten sich zuerst an der Ostküste Australiens fest und waren von der dortigen Pflanzenwelt sehr beeindruckt (»Botany Bay« bei Sydney). Zunächst Sträflingskolonie, erfolgte die Durchforschung und Besiedlung des Erdteiles durch die Europäer im wesentlichen im 19. Jh. An der Erforschung beteiligte sich auch Friedrich Wilhelm Ludwig Leichhardt (1813–1848) aus Trebatsch bei Beeskow, der beim Versuch einer Ost-West-Durchquerung des Kontinents mit seiner Expedition im Innern Australiens verschollen, wahrscheinlich von Ureinwohnern getötet worden ist. Die meisten australischen Pflanzen lassen sich in West- und Mitteleuropa nur in speziellen Gewächshäusern (»Neuholland-Häusern«) ziehen, nur wenige eignen sich für eine Freilandkultur. Zu nennen sind vor allem einige annuelle Strohblumen-Arten (Helichrysum bracteatum, Ammobium alatum, Helipterum) sowie das als Kübel- und Balkonkastenblume gezogene »Australische Gänseblümchen« (Brachycome iberidifolia), die ab 1800 in Europa eintrafen.

1492 hatte der in spanischen Diensten stehende italienische Seefahrer Christoph Columbus auf der Suche nach Indien Amerika entdeckt und auf dieser und drei weiteren Fahrten die karibische Inselwelt, die Nordostküste Südamerikas und das mittelamerikanische Festland erkundet und für Spanien in Besitz genommen. Von diesen Ausgangspositionen aus okkupierten die Spanier in der 1. Hälfte des 16. Jhs. Florida (1513), Mittelamerika (1519–1541), Mexiko (1519–1521) und Kalifornien (1535) und stießen vom Norden Südamerikas aus längs der Westküste nach Süden vor. 1532–1533 eroberte Francisco Pizarro das Inkareich in Peru, und 1553 hatten die Spanier den gesamten Westen des südamerikanischen Subkontinents bis Mittelchile unterworfen. Im Südosten gründeten sie 1535 Buenos Aires. Entsprechend einem 1497 abgeschlossenen Vertrag gehörte die Ostküste in der Mitte Südamerikas zur portugiesischen Interessensphäre. 1500 nahmen die Portugiesen diesen Bereich in Besitz, 1531 gründeten sie Rio de Janeiro, und 1532 setzte in den brasilianischen Küstengebieten die portugiesische Kolonisation ein.

Vor allem durch die Spanier gelangten aus ihren amerikanischen Kolonien alsbald nicht nur verschiedene Nutzpflanzen wie Mais, Kartoffel und Tomate nach dem spanischen Mutterland, sondern auch Zierpflanzen wie Studentenblume (Tagetes), Wunderblume (Mirabilis jalapa) und Sonnenblume (Helianthus annuus). Von Spanien aus verbreiteten sich diese Arten zunächst im Mittelmeergebiet und erreichten ab etwa 1530 nach und nach, zumeist über Italien, Mitteleuropa. Andere Arten aus dem mittel- und südamerikanischen Raum, größtenteils erst zu späteren Zeitpunkten entdeckt, kamen in den folgenden Jahrhunderten nach Europa, so gegen Ende des 18. Jhs. Dahlien, Schmuckkörbchen und Zinnien, im 19. Jh. die Immerblühende Begonie, die Fuchsien, die Stammeltern der Petunien und der Garten-Verbenen. In der Karibik und an der Nordostküste Südamerikas (Guayana) hatten sich später auch Engländer, Franzosen und Niederländer festgesetzt und z.T. bis heute bestehende Kolonien begründet. Zu einem wichtigen Erforscher der karibischen Pflanzenwelt wurde Ende des 17. Jhs. der französische Franziskanerpater Charles Plumier (1646–1704), welcher mehrere vorzüglich bebilderte Beschreibungen der von ihm entdeckten neuen amerikanischen Pflanzen veröffentlichte. Diese subtropischen Arten ließen sich jedoch nicht den in Europa bekannten damaligen (vorlinnéischen) Gattungen zuweisen. Plumier löste dieses Problem, indem er völlig neue Gattungen aufstellte, die er nach berühmten Botanikern oder Förderern der botanischen Forschung benannte. Da Linnaeus 1753 viele dieser Gattungsnamen in seine binäre Nomenklatur übernahm, sind Namen wie Fuchsia und Begonia erhalten geblieben und heute noch gültig. Fortan wurde es allgemein üblich, neu entdeckte oder neu zugeordnete Pflanzengattungen oder -arten (auch) nach um die Botanik verdienten Persönlichkeiten zu benennen; zu den Beispielen aus jüngerer Zeit zählen u.a. die wissenschaftlichen Namen Kolkwitzia und Primula juliae.

Die Ostküste Nordamerikas wurde, abgesehen von ihrer Entdekkung durch die Wikinger im Mittelalter, Ende des 15. Jhs. von englischen Schiffen erreicht. 1535 brachte eine französische Expedition den Abendländischen Lebensbaum (Thuja occidentalis) als erstes nordamerikanisches Gehölz nach Paris. Im 16. Jh. setzten sich Engländer und Franzosen, später vorübergehend auch Niederländer (1614–1664) und Schweden (1638–1655) an der Ostküste Nordamerikas fest, doch kam es erst zu Beginn des 17. Jhs. zur eigentlichen Besiedlung der Küstengebiete, von wo aus man das Landesinnere erschloß. Von diesen Gebieten wurden alsbald Pflanzen nach Frankreich und England sowie in die Niederlande gebracht. Zunächst waren die Franzosen in der Einführung neuer Arten aus ihren nordamerikanischen Kolonien insbesondere in Kanada führend. Erste kanadische Stauden erschienen um 1620 in Pariser Gärten, und 1635 veröffentlichte der Arzt und Botaniker Jacques Cornut (gest. 1651) ein erstes Buch über bisher unbekannte kanadische Pflanzen, in dem etwa 40 neue nordamerikanische Arten abgebildet und beschrieben wurden. Aber auch die Engländer brachten schon frühzeitig derartige Pflanzen aus ihren nordamerikanischen Besitzungen nach Europa, so z.B. das Perlkörbchen (Anaphalis margaritacea), das als erste nordamerikanische Staude 1596 in England kultiviert wurde. Aus den seit 1607 besiedelten englischen Kolonien Virginia und Neu-England bezogen englische Gärtner und Botaniker wie z.B. John Tradescant (gest. 1638) und sein gleichnamiger Sohn (1608–1662) alsbald weitere attraktive Zierpflanzen. Die neuen Pflanzen lösten unter den zahlreichen englischen Pflanzenliebhabern wachsendes Interesse aus. So sandte der Bischof von Oxford Henry Compton (1632–1713), ein großer Pflanzenfreund, sogar einige seiner Kaplane zum Pflanzensammeln nach Amerika. Sein eifrigster Sammler wurde John Baptist Banister (1654–1692), der viele neue Arten, darunter auch Echinacea purpurea, nach England sandte und 1680 eine erste Studie über die Flora Virginias veröffentlichte. Im Alter von 38 Jahren stürzte er beim Pflanzensammeln von einem Felsen und kam dabei zu Tode. Im 18. Jh. bildete sich in England unter der Leitung des Geschäftsmannes Peter Collinson (1694–1768) ein Syndikat von Gartenliebhabern, welches die Beschaffung nordamerikanischer Pflanzenneuheiten organisierte und finanzierte. Wichtigster Zulieferer wurde der in dem 1681 durch Quäker begründeten Pennsylvanien ansässige Farmer John Bartram (1699–1777), welcher von 1730 an jährlich etwa 20 Kisten mit jeweils rd. 100 verschiedenen Arten von Pflanzen und Samen zum Preis von 5 Guineen pro Kiste an Collinson schickte, der sie dann weiter verteilte und vertrieb. Hierdurch und durch weitere Sammler und Gärtner kam in dieser Zeit eine Vielzahl von Zierpflanzen aus dem östlichen Nordamerika nach England, von wo aus viele Arten dann auch nach Mitteleuropa gelangten.

Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763), in dem England auf Seiten Preußens stand, verloren die Franzosen den größten Teil ihrer nordamerikanischen Kolonien an die Engländer, bis auch diese nach dem Unabhängigkeitskrieg 1775–1783 mit der Gründung der USA dort ihre Kolonialherrschaft aufgeben mußten. Im Zuge eines Stroms von Auswanderern aus vielen europäischen Staaten drangen nunmehr europäische Siedler immer weiter nach Westen vor. Gegen Ende des 18. Jhs. erreichten sie den Mittleren Westen mit seinen großen Prärien, so daß auch von dorther zahlreiche Pflanzen nach Europa gelangten. 1803 kauften die Vereinigten Staaten von Frankreich das Gebiet westlich des Missisippi bis hin nach Montana, woraufhin 1804 Captain William Clark (1770–1839) und Captain Meriwether Lewis (1774–1809) ihre berühmt gewordene transkontinentale Expedition vom Mittleren Westen bis an den Pazifischen Ozean unternahmen, auf der zahlreiche neue Pflanzen entdeckt wurden, die 1814 in der Flora Americae septentrionalis des aus Großenhain in Sachsen stammenden nordamerikanischen Botanikers Friedrich Traugott Pursh (Pursch, 1774–1820) zuerst beschrieben wurden. 1845 wurden Texas, 1848 Kalifornien, Nevada, Arizona, Kolorado und Neu-Mexiko von Mexiko an die Vereinigten Staaten abgetreten. In der damals noch spanischen Hafenstadt San Francisco hatte im Oktober 1816 der Berliner Botaniker Adelbert von Chamisso während seiner Weltumseglung auf dem russischen Forschungsschiff Rurik den Goldmohn (Eschscholtzia californica) gefunden, nach Berlin mitgebracht und 1820 in einer dortigen wissenschaftlichen Zeitschrift als neue Art beschrieben. 1824–1827 unternahm der schottische Gärtner und Pflanzensammler David Douglas eine botanische Sammelreise in das westliche Nordamerika, bei der zahlreiche Pflanzen gefunden und nach England eingeführt wurden, darunter auch die heute in unseren Gärten verbreitete Stauden-Lupine (Lupinus polyphyllus). Obwohl auch später noch nordamerikanische Pflanzenarten nach Europa gebracht wurden, wie z.B. die heute in unseren Vorgärten fast allgegenwärtige Stech-Fichte (Picea pungens), waren bis Mitte des 19. Jhs. die meisten unserer in Nordamerika beheimateten Zierpflanzen in Europa eingetroffen. Nunmehr befaßten sich auch in Nordamerika Gartenbaubetriebe mit der züchterischen Weiterentwicklung der vorhandenen, nicht nur amerikanischen Zierpflanzen und brachten zahlreiche neue Sorten und Hybriden z.B. in den Gattungen Lilium, Hemerocallis, Paeonia und Tagetes auf den Markt.

Von der Vielzahl der im Laufe der Jahrhunderte aus aller Welt nach Mitteleuropa eingeführten Zierpflanzen sind einige in mehr oder weniger großem Umfange verwildert und haben sich in der heimischen Natur eingebürgert. Während manche von diesen Neophyten sich problemlos in die natürliche Vegetation einfügen und zum Schmuck der Landschaft beitragen, wie z.B. Duft-Veilchen (Viola odorata), Gauklerblume (Mimulus guttatus) und Schlitzblättriger Sonnenhut (Rudbeckia laciniata), können andere durch unduldsamen Massenwuchs stellenweise zu Problemfällen werden, wie etwa Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), Japanischer Staudenknöterich (Reynoutria japonica) und Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum).

Die einzelnen Gattungen und Arten von A bis Z

Abutilon Mill.Schönmalve

Die Gelbe Schönmalve oder Samtpappel (A. theophrasti Medik.), deren natürliches Verbreitungsgebiet sich vom östlichen Mittelmeergebiet durch Vorder- und Zentralasien bis hin nach Indien und Ostasien erstreckt, kam spätestens in der 1. Hälfte des 16. Jhs. als Heil- und Zierpflanze nach Deutschland. Als erster gibt sie Valerius Cordus 1542 unter der Bezeichnung Coton herba lanigera aus dem Schallerschen Garten in Nürnberg an. Da man meinte, es handele sich um die von dem arabischen Arzt und Philosophen Avicenna (Ibn Sina, 980–1037) genannte Pflanze aubutilun, erscheint sie bei Konrad Gessner 1561 und zahlreichen folgenden Autoren bis in das 18. Jh. hinein als AbutilonAvicennae. Unter diesem Namen bringt 1613 der Hortus Eystettensis eine schöne farbige Abbildung. Andere meinten sie bereits bei Theophrast zu finden, und so heißt sie bei Tabernaemontanus Malva Theophrasti, bei Caspar Bauhin 1623 Althaea Theophrasti. Von Linnaeus als Sida Abutilon einer verwandten Gattung zugewiesen, setzte sich schließlich die alte Bezeichnung Abutilon als Gattungsname durch. Der damalige Name Welsche gelbe Pappeln verweist auf die Herkunft der Pflanze aus Italien. Zur Zeit von Gessner kam die Schönmalve in Deutschland lediglich »in den Gärten einiger Privater« vor, breitete sich aber rasch aus und war bis zum Beginn des 19. Jhs. eine häufige Gartenpflanze. Dann verlor sie jedoch als Arzneipflanze ihre Bedeutung und wurde als Zierpflanze von schöner blühenden Arten verdrängt. 1864 bezeichnet sie Ascherson als »seltene Zierpflanze«. Heute ist sie bei uns kaum noch als Gartenpflanze zu sehen und wird nur gelegentlich noch als unbeständige Adventivpflanze angetroffen. In Ostasien kultiviert man sie aber weiterhin als Heil- und Faserpflanze (Chinesischer Hanf, Chinesische Jute).

Achillea L.Schafgarbe

Achillea ptarmicaL. Gefüllte Sumpf-Schafgarbe, Clusius 1601

Von der auch in Mitteleuropa heimischen und an Wegrändern und auf trockenen Wiesen und Grasplätzen weitverbreiteten und seit altersher als blutstillende Heilpflanze genutzten Wiesen-Schafgarbe (A. millefolium L.) mit weißen Randblüten treten gelegentlich auch rosa oder rötlich blühende Pflanzen in Erscheinung, auch weisen einige auf Bergwiesen vorkommende Sippen, wie die subsp. sudetica (Op.) Weiss und A. roseoalba Ehrend., meist rosarote Blüten auf. Besonders farbintensive Exemplare haben wohl zunächst Bauern in ihre Gärten geholt, von wo aus sie sich dann weiter verbreiteten. Solche Millefolium terrestre purpureum, Purpurrote Schafgarbe, erscheint z.B. 1594 in Frankes Hortus Lusatiae. 1601 beschreibt sie Clusius in seiner Rariorum plantarum historia als Millefolium rubro colore, und 1613 finden wir sie im Hortus Eystettensis farbig abgebildet. Die Darstellung dieser »Roth Garben/oder Schaaf-Garben mit rothen Blumen« zeigt eine Form mit hellroten Randblüten. In der Folgezeit wurde sie dann vielfach »der schönen Farbe halber, als eine angenehme Spielart der gemeinen Schaafgarbe, in den Gärten unterhalten«, wie Johann Gottlieb Gleditsch 1773 schrieb. Hundert Jahre später empfahl man sie auch für die damals in Mode gekommenen Teppichbeete. Seit Ende des vorigen Jahrhunderts entstanden in den Staudengärtnereien durch Auslese verschiedene Farbsorten mit farbkräftigen, tief kirschroten oder karminroten Blüten und größerer Standfestigkeit, wie z.B. ‘Cerise Queen’ (‘Kirschkönigin’), ‘Sammetriese’ und ‘Kelway’.

Die ebenfalls in Mitteleuropa vorkommende, auf wechselfeuchten Wiesen wachsende und ehemals recht verbreitete, heute aber vielfach selten gewordene Sumpf-Schafgarbe (A. ptarmica L.) spielte früher vielerorts eine große Rolle im Volksglauben. So galt sie z.B. in Brandenburg unter dem Namen Dorant u.ä. als ein Hexen und Teufel abweisendes Kraut. Als Gartenpflanze trat sie aber erst in Erscheinung, als man Ende des 16. Jhs. in England eine gefülltblühende Form entdeckte und in Gartenkultur nahm. Unter dem Namen Ptarmica vulgaris, flore pleno wird sie 1601 von Clusius erwähnt. Zuerst noch selten – der Hortus Eystettensis 1613 zeigt lediglich die ungefüllte Wildform – erlangte die gefüllte Sumpf-Schafgarbe im Laufe des 17. Jhs. eine weite Verbreitung. So traf sie zwischen 1630 und 1651 im herzoglich braunschweigischen Garten zu Hessem und 1646 im Botanischen Garten von Altdorf bei Nürnberg ein. 1663 wird sie in der Flora Marchica von Elsholtz unter dem 1623 von Caspar Bauhin geprägten Namen Dracunculus pratensis, flore pleno, »Wiesen-Dragune mit vollen Blumen«, auch für die fürstlich brandenburgischen Gärten in Berlin und Brandenburg verzeichnet. Von den Botanischen und den fürstlichen Gärten drang sie schließlich bis in die Bauerngärten vor und ist dort als Silberknöpfchen oder Hemdenknöpfchen bis heute eine beliebte Zierpflanze. Auch dieser Sippe haben sich die Staudenzüchter angenommen und mehrere Namensorten mit dichteren Blütenköpfen, verlängerter Blütezeit und strafferem oder kompakterem Wuchs entwickelt.

Die im Kaukasus und Kleinasien beheimatete Gold-Schafgarbe (A. filipendulina Lam.) war eine der ersten kaukasischen Pflanzen, die seit der Ende des 18. Jhs. verstärkt einsetzenden botanischen Erforschung dieses Gebietes nach West- und Mitteleuropa gelangten. Bereits 1803 wurde sie in England kultiviert, wahrscheinlich angezogen aus Samen, die Marschall von Bieberstein im Kaukasus gesammelt hatte und die über Moskau nach London gekommen waren. Marschall von Bieberstein nannte sie 1800 im Anhang seiner Beschreibung der Länder zwischen den Flüssen Terek und Kur am kaspischen Meere Achillea Eupatorium und führte sie auch 1808 in seiner Flora taurico-caucasica für den östlichen Kaukasus auf. Unter diesem Namen wuchs die schöne Pflanze 1808 auch schon im Botanischen Garten Berlin und drang von dort alsbald in andere Gärten vor. So läßt sie sich z.B. 1815 in Kunersdorf bei Wriezen, 1817 in Leipzig und 1824 in Frankfurt/Oder nachweisen, und Mitte des 19. Jhs. war die Gold-Schafgarbe in Deutschland dann schon weit verbreitet, wenn auch noch nicht überall häufig. Um 1820 stellte sich heraus, daß Jean Baptiste Antoine Pierre de Monnet de Lamarck (1744–1829) die Art bereits 1783 nach von Tournefort gesammelten Pflanzen gültig beschrieben hatte, woraufhin fortan nur noch dieser wissenschaftliche Name verwendet wurde. Später zeigte es sich, daß sie mit der von Bieberstein aus Transkaukasien verzeichneten A. filicifolia identisch ist, welche bereits 1728 von Johann Christian Buxbaum (1693–1730) im 2. Band seines Werkes über die wenig bekannten Pflanzen des Orients als Ptarmica orientalis foliis Tanaceti incanis, flore aureo beschrieben und abgebildet, aber damals noch nicht als Gartenpflanze eingeführt worden war.

Aconitum L.Eisenhut

Aconitum napellusL. Echter Eisenhut, Tabernaemontanus 1591

Der in mehreren Unter- und Kleinarten in Hochstauden- und Lägerfluren der Alpen und anderer höherer Gebirge West- und Mitteleuropas bis hin zu den Karpaten heimische Echte Eisenhut (A. napellus L.) gehört durch seinen Gehalt an Aconitin und anderen Alkaloiden zu den giftigsten Pflanzen. Seine Giftwirkungen waren bereits den antiken Autoren bekannt, und auch Albertus Magnus schreibt von ihm, es sei ein sehr schlimmes und gefährliches Gift (»est venenum pessimum et perniciosum«). Damals verwendete man es als Heilmittel gegen die Lepra. Auch bereiteten die Hirten in den Gebirgen aus den knolligen Wurzeln Giftköder gegen Wölfe, weshalb die Pflanze auch Wolfswurz genannt wurde. Die Kräuterbücher des 16. und 17. Jhs. warnen vielfach vor dem Eisenhut als Heilpflanze, so z.B. Thomas Pancovius 1673: »Sollen derhalben vor diesem giftigen Kraut die Menschen sich hüten und innerlich nicht gebrauchen.« Zu dieser Zeit stellte man aus dem Eisenhut lediglich eine äußerlich anzuwendende Salbe gegen Läuse her. Seit dem 19. Jh. nutzt man die Inhaltsstoffe des Eisenhuts für bestimmte Medikamente zur Behandlung von Nervenschmerzen und Entzündungen.

Trotz seiner Giftigkeit wurde der Echte Eisenhut zu einer beliebten Zierpflanze. Der pfälzische Pfarrer, Arzt und Botaniker Hieronymus Bock gibt 1539 an, man ziehe das »blaue Eysenhütlein« »zu Straßburg inn den Gärten/für ein lustkraut/soll erstmals von Leon [Lyon] auß Franckreich kommen sein«. Nach Boom (1975) kultivierte man die Art in Frankreich schon 1480. Um 1560 wurde das »Blaw Eisenhütlein/oder Münchskappen seiner schöne vnd wolgestalt halben« in Deutschland vielfach als Zierpflanze in Gärten gezogen, wie Adam Lonicerus in seinem Kräuterbuch schreibt. Auch heute noch ist der Echte Eisenhut eine häufige Gartenblume, jedoch als eine an frische lehmige Böden gebundene Gebirgspflanze in den Sandgebieten der Tiefebenen deutlich seltener. Außer den aufgrund der starken Variabilität der Art vorhandenen unterschiedlichen Formen gibt es verschiedene durch Auslese und durch Kreuzungen entstandene Namensorten.

Neben dem Echten Eisenhut hat man seit altersher auch den ähnlich verbreiteten Bunten Eisenhut (A. variegatum L.) in Gärten gezogen. Er tritt uns in verschiedenen Pflanzenlisten und Kräuterbüchern entgegen, so z.B. 1561 in Gessners Horti Germaniae und 1594 in Frankes Hortus Lusatiae. Im Hortus Eystettensis (1613) wird er dann als Napellus flore variegato, »Gescheckte Narren/Kappen/oder Eysenhütlein« auch sehr schön farbig abgebildet. Schon bald entstand zwischen dieser ebenfalls vielgestaltigen Art und dem Echten Eisenhut der Bastard A. x cammarum L. em. Fr. (= A. stoerkianum Rchb.). Beide Sippen trifft man auch heute noch vielfach, vor allem in Gebirgsgegenden, als Gartenpflanzen an.

Der in Zentral- und Westchina heimische Herbst–Eisenhut (A. carmichaelii Debeaux) kam erst 1886 nach Deutschland. Durch Kreuzung dieser Art mit Wilsons Eisenhut (A. wilsonii Stapf et Mottet, heute nur als Varietät des Vorigen aufgefaßt), welcher 1903 von dem englischen Gärtner und Pflanzensammler Ernest Henry Wilson nach England eingeführt worden war, erzielte Georg Arends in Ronsdorf 1945 die Sorte ‘Arendsii’. Diese durch ihre späte Blüte (September–Oktober) interessante Sippe ist jedoch noch wenig verbreitet.

Adonis L.Adonisröschen, Blutströpfchen

Adonis vernalisL. Frühlings-Adonisröschen, Matthiolus/Bauhin 1598

Der Name dieser Pflanzengattung erinnert an den schönen Jüngling Adonis, den Liebling der Venus, der auf der Jagd von einem wilden Eber getötet und von der Venus daraufhin in eine Blume verwandelt worden war, wie Ovid in seinen Metamorphosen erzählt. Bei der Blume adonium oder adonicum der antiken Autoren dürfte es sich um eine der als Blutströpfchen bezeichneten rotblühenden einjährigen Adonis-Arten des Mittelmeergebietes gehandelt haben, von denen einige als kalkliebende Getreide-Unkräuter bereits in der Jüngeren Steinzeit auch nach Mitteleuropa gelangten. Als Gartenzierpflanze wurde aus dieser Gruppe vor allem das dunkelrot blühende Herbst-Blutströpfchen (A. annua L. em. Hudson, syn. A. autumnalis L.) gezogen. In Deutschland wird es zuerst 1539 von Hieronymus Bock erwähnt, war aber zunächst noch recht selten. Die Horti Germaniae von Gessner 1561 belegen es nur bei Joachim Kreich in Torgau und bei Petrus Coldenberg in Antwerpen. Die Art breitete sich dann aber als Gartenblume rasch aus und wird z.B. 1594 von Franke aus den Lausitzen und Anfang des 17. Jhs. von Burser aus der Mark Meißen und aus Dänemark verzeichnet und fehlte auch nicht im Hortus Eystettensis. Seit dem 17. Jh. waren die »Feuerrößlein« oder »Corallenblumen« dann allerorten gezogene und beliebte Zierpflanzen. In seinem Gartenbaubuch gibt Elsholtz (1684) folgende Kulturhinweise: »Bey der Aussaat leget man sie drey oder vier Körner zusammen/so werden es Stauden/an welchen die Blumen dichter wachsen/und also mehr in die Augen scheinen. Man säet es im April und noch wol einmal im May/ümb desto länger Blumen davon zu haben.« 1769 schreibt Gleditsch über diese Art, sie »Wächset zwar in einigen Provinzen der Mark [Brandenburg] als eine Sommer- und Herbstblume unter dem Getreide, in den Lustgärten hingegen verschönert sich die ganze Pflanze, und blühet stärker, häufiger und länger«. Noch 1864 war sie in Brandenburg eine häufige Zierpflanze. Dann aber wurde die relativ kleinblütige Art zunehmend von größerblütigen Sommerblumen verdrängt und ist heute nur noch sehr selten in Gärten zu sehen.

Von den überwiegend gelbblühenden staudigen Adonis-Arten kommt das sonst in den buntblumigen Wiesensteppen Osteuropas verbreitete Frühlings-Adonisröschen (A. vernalis L.) auch in einigen Trockeninseln Mitteleuropas als seltene und gefährdete Wildpflanze vor. Schon frühzeitig hat man es in die Gärten geholt, und zwar wohl hauptsächlich als Zierpflanze, da seine medizinische Verwendung nur gering war. Die durch ihren Gehalt an Adonitoxin und anderen Glykosiden stark giftige Art wurde als Heilmittel bei Harnbeschwerden, Wassersucht und Steinleiden empfohlen. Wegen ihrer schwarzen Wurzel stellte man sie damals in die Nähe der Christrose. Als Elleborus nigri species, Elleborastrum und Sesamoides luteum erscheint sie 1561 in Gessners Horti Germaniae mehrfach als Gartenpflanze. 1590 verzeichnet sie Johann Wigand unter dem Namen Helleborus niger, flore luteo sogar für Ost- und Westpreußen als, wenn auch seltene, Gartenblume, dort wahrscheinlich von ihren natürlichen Vorkommen an der unteren Weichsel bei Kulm bezogen. Im Hortus Eystettensis (1613) ist sie dann als Pseudo Helleborus niger vertreten. Johann Royer kultivierte sie, vermutlich von nahegelegenen Wildvorkommen im nördlichen Harzvorland geholt, unter der Bezeichnung Buphthalmum seit vor 1630 im herzoglich braunschweigischen Garten zu Hessem. In der Folgezeit blieb sie in Mitteleuropa eine zwar seltene, aber doch außerordentlich geschätzte Gartenstaude. So bezeichnet sie Gleditsch 1773 als eine »überaus schöne niedrige, dauerhafte Berg- und Frühlingspflanze« und 1818 der mecklenburgische Pfarrer Wredow in seinem Gartenfreund als »eine der schönsten Zierpflanzen in Blumengärten«.

Erst um 1900 gelangte das in Ostasien (Amurgebiet bis Nord- und Mitteljapan) heimische und in Japan bereits seit langem in vielen Formen kultivierte, aber erst 1861 wissenschaftlich beschriebene Amur-Adonisröschen (A. amurensis Regel et Radde) über Rußland nach Deutschland, wo es aber bis heute eine relativ seltene Gartenpflanze geblieben ist, da es hier nur vegetativ vermehrt werden kann.

Agapanthus africanus (L.) Hoffmgg.Blaulilie

Die im Kapland an der Südspitze Afrikas heimische Blaulilie kam vereinzelt um 1625 nach Europa, vielleicht mitgebracht von holländischen Seefahrern, die auf der Rückfahrt von Ostindien in Hafenplätzen des damals noch im Besitz Portugals befindlichen Kaplandes angelegt hatten. 1629 wurde sie von dem Londoner Apotheker John Parkinson als Narcissus marinus exoticus