Kalifornien mit Las Vegas - Reiseführer von Iwanowski - Stefan Blank - E-Book

Kalifornien mit Las Vegas - Reiseführer von Iwanowski E-Book

Stefan Blank

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Beschreibung

Besonders für den gestressten Besucher aus Übersee gilt es zunächst, sich dem Easy going des "Californian Way of Life" anzupassen. Dann kann es mit der Entdeckung eines der beliebtesten Reiseziele in den USA losgehen. Kalifornien – das Land der Surfer, der Hollywoodstars, der berühmten Nationalparks wie Yosemite und atemberaubenden Küstenstraßen sowie der Metropolen Los Angeles und San Francisco bietet einfach alles, was Reisende sich von einem Amerikaurlaub erträumen. Das Reisehandbuch "Kalifornien mit Las Vegas" wendet sich insbesondere an Individualreisende, die auf eigene Faust unterwegs sind. Wer glaubt, den ganzen Bundesstaat innerhalb von zwei Wochen bereisen zu können, wird etwas enttäuscht sein: Ein solches Unterfangen ist schon allein aufgrund der großen Entfernungen so gut wie unmöglich. Der Autor Stefan Blank setzt daher Prioritäten und empfiehlt mehrere kleinere Rundreisen durch Nord-, Mittel- und Südkalifornien oder eine große Kalifornienreise von 32 Tagen. Interessante Hintergundinfos erläutern diverse Themen: z. B. den Weinanbau oder die Geschichte der Missionsstationen. Darüber hinaus werden Ausflüge nach Las Vegas und in die mexikanische Grenzstadt Tijuana beschrieben.

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Stefan Blank

Kalifornien

Im Internet:www.iwanowski.de Hier finden Sie aktuelle Infos zu allen Titeln, interessante Links – und vieles mehr!Einfach anklicken!Schreiben Sie uns, wenn sich etwas verändert hat. Wir sind bei der Aktualisierung unserer Bücher auf Ihre Mithilfe angewiesen:[email protected]

Kalifornien 9. Auflage 2019

© Reisebuchverlag Iwanowski GmbH Salm-Reifferscheidt-Allee 37 • 41540 Dormagen Telefon 0 21 33/26 03 11 • Fax 0 21 33/26 03 [email protected]

Titelfoto: Golden Gate Bridge, San Francisco (Jürgen Richter/LOOK) Alle anderen Farbabbildungen: s. Abbildungsverzeichnis S. 569 Layout: Ulrike Jans, Krummhörn Innenkarten und Aktualisierung Reisekarte: Klaus-Peter Lawall, Unterensingen Titelgestaltung: Point of Media, www.pom-online.de Redaktionelles Copyright, Konzeption und deren ständige Überarbeitung: Michael Iwanowski

Alle Rechte vorbehalten. Alle Informationen und Hinweise erfolgen ohne Gewähr für die Richtigkeit im Sinne des Produkthaftungsrechts. Verlag und Autoren können daher keine Verantwortung und Haftung für inhaltliche oder sachliche Fehler übernehmen. Auf den Inhalt aller in diesem ebook erwähnten Internetseiten Dritter haben Autoren und Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung dafür wird ebenso ausgeschlossen wie für den Inhalt der Internetseiten, die durch weiterführende Verknüpfungen (sog. „Links“) damit verbunden sind.

ISBN epub: 978-3-86457-379-8ISBN Mobipocket: 978-3-86457-380-4ISBN pdf: 978-3-86457-381-1

Alle Karten zum Gratis-Download – so funktioniert's

In diesem Reisehandbuch sind alle Detailpläne mit sogenannten QR-Codes versehen, die vor der Reise per Smartphone oder Tablet-PC gescannt und bei einer bestehenden Internet-Verbindung auf das eigene Gerät geladen werden können. Alle Karten sind im PDF-Format angelegt, das nahezu jedes Gerät darstellen kann. Für den Stadtbummel oder die Besichtigung unterwegs hat man so die Karte mit besuchenswerten Zielen und Restaurants auf dem Telefon, Tablet-PC, Reader oder als praktischen DIN-A-4-Ausdruck dabei.

Sollten wider Erwarten Probleme beim Karten-Download auftreten, wenden Sie sich bitte direkt an den Verlag. Unter [email protected] erhalten Sie die entsprechende Linkliste zum Herunterladen der Karten.

EINLEITUNG

Autorentipps

Kalifornien auf einen Blick

1.    LAND UND LEUTE

Historischer Überblick

Die indianische Vergangenheit

Europäischer Vorstoß und Kolonisation

Spanische Kolonisation·Die Besiedlung des Westens und der Amerikanisch-Mexikanische Krieg

Der kalifornische Goldrausch

Von der Provinz zum Hightech-Zentrum

Zeittafel

Geografischer Überblick

Geologische Entwicklung

Erdbeben

Die Landschaften

Klima und Reisezeit

Nicht selten: Dürre, Waldbrände und Überflutungen

Gesellschaftlicher Überblick

Bevölkerung und Siedlungsstruktur

Hispanics·Afroamerikaner·Asiaten·Siedlungsstruktur

Soziale Lage

Der „Californian Way of Life“

Wirtschaftlicher Überblick

Allgemeines

Wirtschaftsmentalität

Fischerei, Land- und Forstwirtschaft

Bergbau und Industrie

Energie und Umweltschutz

Tourismus

2.    KALIFORNIEN ALS REISEZIEL

Die gelben Seiten: Allgemeine Reisetipps A–Z

Die grünen Seiten: Das kostet Sie das Reisen in Kalifornien

Rundreisen / Routen

Kleinere Rundreisen·Große Kalifornien-Rundreise

3.    SAN FRANCISCO UND UMGEBUNG

Überblick: die Stadtviertel

Ein kurzer Blick in die Vergangenheit

Besichtigungsvorschläge

Redaktionstipps

Rundfahrten und Rundgänge

Vom Union Square zur Fisherman’s Wharf und zurück

Union Square·Chinatown·Telegraph Hill·Fisherman’s Wharf·Alcatraz·Lombard Street und Cable Car Museum·Nob Hill

Vom Civic Center zum Ferry Building

Civic Center und Asian Art Museum·City Hall und San Francisco War Memorial·St. Mary’s Cathedral·Japantown·Yerba Buena Gardens·Financial District·Embarcadero Center und Ferry Building

Von der Fisherman’s Wharf zur Golden Gate Bridge

Maritime National Historical Park·Golden Gate Promenade·Fort Point·Golden Gate Bridge

Spaziergang durch den Golden Gate Park

Conservatory of Flowers·De Young Museum·Japanischer Teegarten·California Academy of Sciences·Strybing Arboretum & Botanical Gardens·San Francisco County Fair Building

Entlang dem 49-Mile Scenic Drive

Presidio of San Francisco·Legion of Honor·Cliff House·San Francisco Zoo·Twin Peaks und Mission Dolores

Rund um die San Francisco Bay

Nördlich der Golden Gate Bridge

Golden Gate National Recreation Area·Sausalito·Muir Woods National Monument·Mount Tamalpais State Park·Tiburon, Angel Island und Mill Valley

Östlich der Bay

San Francisco-Oakland Bay Bridge·Treasure Island·Oakland·Berkeley

4.    LOS ANGELES UND UMGEBUNG

Überblick

Geschichtlicher Überblick

Redaktionstipps

Rundgänge und Fahrten durch Los Angeles und Umgebung

Sehenswürdigkeiten in Downtown Los Angeles

El Pueblo·Union Station·Chinatown·Little Tokyo·Civic Center·Bunker Hill·Zum Pershing Square, Broadway und Grand Central Market·Die nördliche und südliche Peripherie der Downtown

Hollywood und Griffith Park

Rundgang durch Hollywood·Griffith Park

Beverly Hills und Midtown

Museen·Einkaufsgegenden·Westwood Village·Südliche Peripherie

Sehenswerte Städte nördlich der Downtown

San Marino·Pasadena

Strände und Sehenswürdigkeiten entlang der Küste

Zwischen Flughafen und Malibu

Marina Del Rey·Venice·Santa Monica·Getty Villa·Malibu

Zwischen Flughafen und Newport Beach

Palos Verdes Peninsula·Long Beach·Südlich von Long Beach

Durch das Orange County

Strände, Städte und Sehenswürdigkeiten

Costa Mesa·Santa Ana·Yorba Linda·Anaheim·Disneyland Resort·Disney California Adventure Park·Buena Park·Garden Grove

Zwischen Newport Beach und San Clemente

Newport Beach·Laguna Beach·Santa Catalina Island

5.    RUNDREISEVORSCHLÄGE ZU DEN HÖHEPUNKTEN KALIFORNIENS

Route 1: Rundfahrt zu den nordkalifornischen Highlights

Überblick und Streckenvarianten

Redaktionstipps

Das Wine Country (Napa Valley, Sonoma Valley)

Möglichkeiten, das Wine Country zu entdecken·Überblick·Über Vallejo direkt nach Napa·Von San Francisco nach San Quentin·San Rafael·Novato·Petaluma·Weiterfahrt nach Sonoma und Napa·Glen Ellen·Sonoma·Napa·Durch das Napa Valley bis Calistoga·Calistoga

Vom Wine Country durchs Landesinnere zum Lassen Volcanic Park

Oroville·Über Chico zum Lassen Volcanic National Park·Über den Feather River Scenic Byway (Hwy. 70) zum Lassen Volcanic National Park·Lassen Volcanic National Park

Vom Lassen Volcanic National Park zur Pazifikküste

Über Redding und Weaverville·Alternativstrecke über Klamath Falls und Crescent City·Eureka·Redwood National Park

Vom Redwood National Park nach San Francisco entlang der Küste

Ferndale·Fort Bragg·Mendocino·Fort Ross·Bodega Bay·Point Reyes National Seashore

Route 2: Rundfahrt zum Yosemite National Park

Redaktionstipps

Überblick und Streckenvarianten

Sacramento

Besichtigung·Old Sacramento

Von Sacramento zum Lake Tahoe

Zum Südufer: über Folsom·Zum Nordufer: über Auburn·Truckee

Seitensprung nach Nevada: über Reno, Virginia City und Carson City zum Lake Tahoe

Reno·Virginia City·Carson City·Lake Tahoe

Zum Mono Lake und Yosemite National Park

Geisterstadt Bodie·Mono Lake·Abstecher nach Mammoth Lakes und zur Devils Postpile·Yosemite National Park

Vom Yosemite National Park durch das Gold Country nach Sacramento (San Francisco)

Von Jamestown nach Sonora und Angels Camp·Placerville

Route 3: zwischen San Francisco und Los Angeles

Überblick und Streckenvarianten

Redaktionstipps

Von San Francisco nach Monterey und Carmel

a) Nach Santa Cruz auf dem Highway 1·b) Nach Santa Cruz durchs Landesinnere·Santa Cruz·Von Santa Cruz nach Carmel-by-the-Sea

Monterey Peninsula

Das historische Monterey·Rundgang·Pacific Grove & 17-Mile-Drive·Carmel-by-the-Sea

Von Carmel nach Santa Barbara

Big Sur·San Simeon und Hearst Castle·Morro Bay, San Luis Obispo und Pismo Beach·Über Gaviota·Über Solvang

Santa Barbara

Von Santa Barbara nach Los Angeles

Ventura·Channel Islands National Park

Von Los Angeles nach San Francisco durchs Inland

Valencia·Bakersfield·Sequoia und Kings Canyon National Park·Fresno

Route 4: Rundfahrt zu den südkalifornischen Highlights und nach Las Vegas

Redaktionstipps

Streckenvarianten und Hinweise

Von Los Angeles nach San Diego

Oceanside·Carlsbad·Alternativstrecke durchs Landesinnere·San Diego Zoo Safari Park

San Diego

Überblick·59-Mile Scenic Drive·Stadtbesichtigung: Rundgänge in Downtown und im Balboa Park·Old Town·Mission Bay und La Jolla·Von Downtown zum Point Loma·Die Mission San Diego de Alcalá·Coronado Peninsula

Abstecher nach Tijuana/Baja California

Tijuana (Mexiko)

Von San Diego über Palm Springs und den Joshua Tree National Park nach Las Vegas

Alternative 1 – über Riverside und Cabazon·Alternative 2 – durch die Palomar Mountains und Idyllwild·Alternative 3 – über Descanso und den Lake Henshaw·Alternative 4 – über den Anza-Borrego Desert State Park

Palm Springs und das Coachella Valley

Überblick·Fahrt durch das Coachella Valley (von Palm Springs bis Indio)·Desert Hot Springs·Joshua Tree National Park·Vom Joshua Tree National Park nach Las Vegas

Las Vegas und Umgebung

Redaktionstipps·Die Karriere einer Wüstenstadt·Von der Glückspiel- zur Entertainment-Metropole·Sehenswürdigkeiten/Stadtrundgang·Rundfahrt zum Lake Mead und Hoover Dam

Von Las Vegas nach Los Angeles

Der direkte Weg durch die Mojave-Wüste (I-15)·Panoramastraße am Ende der Welt – Abstecher zu den San Bernardino Mountains·Von Las Vegas zum Death Valley National Park·Death Valley National Park·Vom Death Valley zum Pazifik

6.    ANHANG

Literaturhinweise

Stichwortverzeichnis

Weiterführende Informationen:

Johann August Sutter

Kalifornien gegen Donald Trump

Warten auf „The Big One“

Problem Wasserversorgung

Vegetarier in Kalifornien

Andrew Hallidie und die Cable Cars

J. Paul Getty und das Getty Center

Walt Disney

Weinverkostungen und Winzereitouren

Jack London

Kalifornischer Wein

Redwoods

Lee Vining Canyon Panoramastraße

Santa Cruz – wo der Surfsport den amerikanischen Kontinent erreichte

John Steinbeck

Whale Watching – die Wanderung der Grau- und anderer Wale

Mammutbäume

Juan Rodríguez Cabrillo

Pater Junípero Serra und die kalifornischen Missionen

Mojave-Wüste

Karten:

Channel Islands National Park

Death Valley National Park

Geologie der Westküste

Joshua Tree National Park

Kings Canyon und Sequoia National Parks

Lake Tahoe

Lassen Volcanic National Park

Las Vegas:

Downtown

The Strip

Überblick

Long Beach

Los Angeles:

Beverly Hills und Midtown

Downtown

Hollywood

Metro-Streckennetz

Übersicht

Los Angeles – Las Vegas

Monterey: historische Altstadt

Monterey Peninsula mit Carmel-by-the-Sea

Napa und Sonoma Valley

Nordkalifornien

Oakland

Orange County

Palm Springs und Umgebung

Redwood National Park

Regionen Kaliforniens

Sacramento

San Diego:

Downtown und Balboa Park

Mission Bay und La Jolla

Umgebung

San Francisco Bay Area

San Francisco Bay Area – BART-Streckennetz

San Francisco:

Civic Center – Ferry Building

Fisherman’s Wharf – Golden Gate Bridge

Golden Gate Park

Union Square – Fisherman’s Wharf

San Francisco – Los Angeles

San Francisco – Yosemite National Park

Santa Barbara:

Downtown

Übersicht

Yosemite National Park

Kalifornien – Highlights

San Francisco – Übersicht

Mit dem griffigen Slogan „California – dream big“ präsentierte sich der „Golden State“ im März 2019 auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin (ITB). Und das trifft es noch immer auf den Punkt, denn seit jeher zieht der äußerste Südwesten der USA die unterschiedlichsten Menschen an, die hoffen, hier ihr Glück zu finden und ihre Träume verwirklichen zu können, ob Pioniere und Goldsucher auf dem harten Treck durch die Wüste, Blumenkinder, Beatniks und Homosexuelle in den Straßen von San Francisco, aufstrebende Jungschauspieler im „La La Land“ Los Angeles – oder Reisende, die hier einen Hauch der kalifornischen Freiheit verspüren wollen.

Eine Ahnung der verheißungsvollen Weite dieses großen Landes bietet die Natur, die sich in Kalifornien so vielfältig wie kaum irgendwo sonst darstellt. Zwischen Mexiko und Oregon sowie dem Pazifik und den Rocky Mountains breiten sich Naturwunder aus, deren Höhepunkte in den National und State Parks geschützt sind: Hier warten die eisigen Gletscher und wasserlosen Wüsten, die endlosen Strände und tiefen Urwälder, über 4.000 m hohe Bergkegel und Landstriche unter Meeresspiegelniveau, Vulkane und tosende Wasserfälle auf den staunenden Betrachter. Am besten nähert man sich den natürlichen Schätzen mit sportlicher Aktivität, auch hierzu bietet Kalifornien unbegrenzte Möglichkeiten: Ob Wandern im Yosemite oder Klettern im Joshua Tree National Park, ob Angeln, Reiten, Skilang- oder -abfahrtslauf, Golfen und Surfen – den Urlaubsaktivitäten sind keine Grenzen gesetzt.

Zudem weist das „Land von Freiheit und Abenteuer“ kulturelle Sehenswürdigkeiten in erstaunlicher Bandbreite auf. Felszeichnungen und Ausgrabungsstätten zeugen von der indianischen Vergangenheit, russische Forts, spanische Missionen und englische Siedlungen vom europäischen Vorstoß in den „Wilden Westen“. Daneben treten die historischen Viertel der Städte San Diego und San Francisco, die verspiegelten Wolkenkratzer der heutigen Zeit, Attraktionen wie Disneyland und schließlich Hollywood, dessen Bann bis heute ungebrochen scheint.

Es fällt schwer, aus der Fülle des Angebots auszuwählen. Ziel dieses Reisehandbuchs ist es daher, dem Individualreisenden – neben einem Einblick in die Geschichte und Kultur Kaliforniens – bei der Planung der Route behilflich zu sein und mit komprimierten Angaben die Auswahl der Sehenswürdigkeiten zu erleichtern. Die dabei skizzierten Strecken und ihre Varianten sowie die Hotel- und Restauranttipps wollen dabei nichts weiter sein als Anregungen, die zum eigenen Entdecken einladen.

Die wichtigste Empfehlung vor Ort ist ohnehin, sich dem „Californian Way of Life“ anzupassen. Denn hier kann man getrost große Träume träumen, etwa schon bald wiederzukommen, wohl wissend, dass ein Menschenleben nicht ausreicht, alles Sehenswerte aufzusuchen oder alle Naturschönheiten zu erleben …

Stefan Blank im April 2019

Autorentipps

Stefan Blank, geboren 1966, bereist seit seinem Studium der Entwicklungspolitik vor allem die Länder des Südens. Aus seinen Erlebnissen entstehen Reportagen und Reiseführer. In Iwanowski’s Reisebuchverlag sind von ihm neben dem vorliegenden Band auch die Titel Bahamas, Seychellen, Mauritius mit Rodrigues, Sri Lanka und 101 Bodensee erschienen.

Unser Autor Stefan Blank gibt Ihnen nützliche Tipps und individuelle Empfehlungen:

Wo immer möglich, sollte man auf die landschaftlich reizvollen und zum Teil menschenleeren Nebenstrecken abseits der Freeways ausweichen, wo man Natur pur genießen kann, z. B. rund um den Lassen Volcanic National Park, Seite 310.

Stilvoller als in den Motels und großen Hotelketten übernachtet man in traditionsreichen Häusern oder Lodges, wie z. B. in der Big Trees Lodge des Yosemite National Park, Seite 376.

Wer ein wenig Zeit mitbringt, sollte unbedingt eine Landschaftsfahrt durch die Mojave-Wüste unternehmen. Vom Joshua Tree National Park geht es über Twentynine Palms nach Amboy, wo man der historischen Route 66 Richtung Osten folgen kann. In Arrowhead Junction biegt dann die US Route 95 gen Las Vegas ab, Seite 513.

Kalifornien auf einen Blick

Beiname:

Golden State

Staatsmotto:

Eureka! (Ich hab’s gefunden!)

Wappentier:

Grizzlybär

Flagge:

Ein Grizzlybär auf weißem Grund mit schmalem roten Streifen (The Bear Flag)

Gouverneur:

Gavin Newsom (Demokrat, seit 2019)

Lage:

Kaliforniens westliche Grenze ist der Pazifik, es liegt zwischen 114° und 125° westlicher Länge sowie zwischen 32° und 42° nördlicher Breite. Eureka in Nordkalifornien ist etwa so weit nördlich wie New York oder Rom, San Diego im Süden liegt etwa auf der Höhe von Dallas oder Casablanca in Marokko. Auf der Landseite ist nur die Grenze nach Arizona im Südosten eine natürliche: Sie folgt dem Ufer des Colorado River. Ansonsten sind die Grenzen (nach Oregon, Nevada und Mexiko) ein Produkt der politischen Geometrie, erkennbar an ihrem schnurgeraden Verlauf.

Größe:

Die Gesamtfläche beträgt 411.012 km². Damit ist Kalifornien nach Alaska und Texas der drittgrößte US-Bundesstaat und größer als etwa Deutschland, Italien oder Großbritannien. In Nord-Süd-Richtung misst Kalifornien 1.200 km, in West-Ost-Richtung 250–400 km.

Küstenlinie:

Die Küstenlinie zwischen Oregon und Mexiko beträgt rund 1.200 km, einschließlich der Inseln und Buchten rund 2.000 km.

Landschaftsprofil:

Es weist z. T. beträchtliche Höhen mit mehreren Drei- und Viertausendern auf, wobei der Mount Whitney in der Sierra Nevada mit 4.421 m ü. d. M. den kalifornischen Rekord hält. Gleichzeitig befindet sich bei Badwater im Death Valley nicht nur der tiefste Punkt der USA, sondern des gesamten amerikanischen Kontinents: Er liegt 86 m unter Meeresspiegelniveau.

Bevölkerung:

Kalifornien hat ca. 39,8 Mio. Einwohner und ist damit der einwohnerstärkste Bundesstaat der USA. Davon sind 38,9 % Hispanics, 37,7 % Weiße, 14,8 % Asiaten, 6,5 % Schwarze und 1,2 % Indianer. Die meisten Menschen leben in Groß- oder Kleinstädten: Der Urbanisierungsgrad beträgt 95 %.

Hauptstadt:

Sacramento (495.000 Ew.)

Große Städte:

Los Angeles (4,05 Mio. Ew.), San Diego (1,4 Mio. Ew.), San Jose (1 Mio. Ew.), San Francisco (884.000 Ew.), Fresno (527.000 Ew.). Von den städtischen Großräumen (Metropolitan Areas) ist Los Angeles/Long Beach mit ca. 13 Mio. Ew. führend (nach New York mit 20 Mio. Ew. auf dem zweiten Platz der US-Rangliste) vor der San Francisco Bay Area (7,7 Mio.) und San Diego (3,3 Mio.).

Wirtschaft:

Tourismus, Landwirtschaft (Gemüse, Obst, Baumwolle, Wein, Nüsse), Lebensmittelindustrie, Fahrzeugbau, Elektro- und Computerindustrie, Flugzeugbau, Raumfahrttechnik, Gentechnologie, Waffenproduktion, Erdölförderung, petrochemische Industrie, Unterhaltungs- und Filmindustrie.

Historischer Überblick

Die indianische Vergangenheit

Heutzutage ist bekannt, dass die Geschichte Amerikas nicht mit Kolumbus (oder den Wikingern) beginnt, sondern dass es im Süd-, Mittel- und Nordteil des Kontinents lange vor der „Entdeckung Amerikas“ hochentwickelte Indianerkulturen gegeben hat. Ab wann die Einwanderung des Homo sapiens nach Amerika anzusetzen ist, wird in der Forschung unterschiedlich beantwortet. Einige setzen für dieses Ereignis die Zeit um etwa 10000 v. Chr., andere wiederum die vor 70.000 oder, wie die Archäologen der Calico Early Man Site (s. S. 547), vor 200.000 Jahren an. Die Mehrheit der Forschung geht aber von einer Immigration aus, die ab 35000 v. Chr. in mehreren Wellen erfolgte. Fest steht, dass Volksstämme aus dem Inneren Asiens über die (damals trockene oder zugefrorene) Beringstraße hinüberwanderten und den menschenleeren Kontinent von Norden aus besiedelten. Sie waren Großwildjäger, die den Fährten inzwischen ausgestorbener Tierarten (Mammuts usw.) nach Süden und in die Prärie folgten. Nachgewiesen sind Gerätschaften von Jäger-, Fischer- und Sammlerkulturen, die gegen 8000 v. Chr. in unterschiedlichen Gebieten der heutigen USA lebten und bereits jeweils eigene, differenzierte Charakteristika aufwiesen.

Als letzte Gruppe haben wahrscheinlich die Inuit ihre Wanderung angetreten und sich an den arktischen und subarktischen Küsten von Grönland, Kanada, Alaska und dem nordöstlichen Sibirien ausgebreitet. Zu diesen hielten und halten bis heute die Indianerstämme des amerikanischen Nordwestens, die größtenteils Fischer waren, engen kulturellen Kontakt. Demgegenüber war die Lebensgrundlage der Prärie-Indianer, die in die weiten Ebenen zwischen den Rocky Mountains und dem Mississippi zogen, die Büffeljagd. Die nomadische Lebensweise von Stämmen wie Blackfoot, Comanche und Sioux konnte erst (trotz aller Dezimierung durch die Weißen) mit der europäischen Einführung des Pferdes zur vollen Blüte gelangen und hat ihren Höhepunkt zur Mitte des 19. Jh.

Im Südwesten kristallisierte sich noch früher eine der am höchsten entwickelten Gesellschaften des Subkontinents heraus, von der vor allem die mehrstöckigen Klippenhäuser und Pueblos der Sinagua und Anasazi erzählen.

Das kulturelle Niveau der Indianerstämme Kaliforniens war nicht ganz so hoch – und musste es auch nicht sein: Das Klima an der Küste war gleichbleibend mild und zwang nicht zum Bau massiver Wohnungen, Fischfang und Jagd waren ganzjährig möglich, und für komplizierte Bewässerungstechniken wie im Südwesten bestand keine Notwendigkeit. Anstelle der Steinbauten im Südwesten oder der Stangenzelte der Prärie-Indianer lebten sie in Iglu-ähnlichen Schilfhütten, die bei Kälte oder Regen mit Hirschhäuten bedeckt wurden. Ab etwa 500 n. Chr. bildeten sich hier jene Clans und Sippen, die später auch die Europäer kennenlernten. In Nordkalifornien siedelten die Konomihus, Atsugewis und Modokes in der Region um den Mount Shasta. Die friedlichen Miwok und Ohlone, die an der Bay von San Francisco wohnten, waren Sammler und Jäger. Gesammelt wurden hauptsächlich Eicheln, aus denen man Mehl herstellte, daneben machte man Jagd auf Elche und Hirsche. Wegen der Sammelwirtschaft wurde in diesem Raum die Herstellung von Körben (Flechtwerk) bis zur Meisterschaft entwickelt. In Südkalifornien ließen sich die Chumash in der Gegend von Santa Barbara nieder. Ihren Lebensunterhalt bestritten sie zum größten Teil mit Fischfang. Einige ihrer kunstvoll geknüpften Netze, Angelhaken aus Muschelschalen oder Reusen sind noch erhalten und Schmuckstücke verschiedener Museen, ebenso wie die aus Redwood und Zedernholz gearbeiteten Kanus. Weitere größere der rund 80 kalifornischen Stämme waren die Yokuts im Central Valley, die Cahuilla in den südlichen Wüstengebieten sowie die Wintun, Maidu,Costano, Pomo, Salina, Gabrielino, Diegueno und Luiseno.

Nach der „Entdeckung“ Amerikas im Jahre 1492 durch Kolumbus zerstörten die Europäer die amerikanischen Hochkulturen und errichteten ein riesiges spanisches Kolonialreich, das im Westen auch große Teile der heutigen USA mit einschloss. Die im damaligen weißen Selbstverständnis immer wieder geäußerte Behauptung, der „Wilde Westen“ sei ein mehr oder weniger leeres Land gewesen, stimmte natürlich nicht. Insgesamt wird die Zahl der Indianer, die im heutigen Staatsgebiet der USA lebten, auf 1–2 Mio. geschätzt, wobei allein zu Kolumbus Zeiten Kalifornien rund 300.000 Bewohner gehabt haben dürfte.

Kalifornien als Insel (Karte von 1638)

Europäischer Vorstoß und Kolonisation

Nach Kolumbus' Entdeckungsfahrten konzentrierte sich das Interesse der europäischen Kolonialmächte ab 1492 auf die dichtbesiedelten und hochentwickelten Gebiete Mittel- und Südamerikas, etwas später auch auf die nordamerikanische Ostküste, während der größte Teil des Nordwestens lange Zeit unerforscht blieb und einfach terra incognita (unbekanntes Land) war. Dabei hatten bereits zu Anfang des 16. Jh. erste spanische, portugiesische und englische Expeditionen stattgefunden, die von der mexikanischen Pazifikküste in den Norden gingen und sämtlich von der Suche nach Gold und Edelsteinen geleitet wurden. Denn dass es im Westen etwas zu holen gab – daran bestand nie Zweifel: Etwa 1510 war zum ersten Mal ein Gerücht über die Insel California zu hören, auf der schwarze Amazonen leben und Goldschätze horten sollten.

Auch die Mär vom sagenhaften Goldland El Dorado wurde von einigen Seefahrern auf den Westen der heutigen USA bezogen. Unter diesen befanden sich der Eroberer Hernán Cortéz, sein spanischer Landsmann Francisco Vásquez de Coronado (der 1540 das heutige New Mexico erforschte) und der Portugiese Juan (portug.: João) Rodríguez Cabrillo, der 1542 von Mexiko aus entlang der pazifischen Küste nach Norden segelte und als erster Europäer in Kalifornien vor Anker ging. Auch der englische Seeheld Sir Francis Drake landete mit seinem Schiff The Golden Hind in Kalifornien – irgendwo nördlich der San Francisco Bay – und reklamierte das Gebiet für die britische Krone. Und noch im Jahre 1638 malte der Holländer Johannes Jansson Kalifornien als Insel. Es dauerte also eine ganze Weile, bis das kalifornische Gebiet wirklich erforscht und unter die Kontrolle der Spanier geraten war – gleichbedeutend mit Zwangsmaßnahmen gegen die Einheimischen, die ihr altes Leben aufzugeben hatten. Die südwestlichen Pueblo-Indianer waren zu dieser Zeit bereits Einwohner der Provinz Nueva México, die seit 1606 von der Hauptstadt Villa Real de la Santa Fé de San Francisco (Santa Fe) verwaltet wurde; zur gleichen Zeit gründeten Jesuiten, später auch Franziskaner dort ihre Missionen und ergänzten die weltliche Ausbeutung der Indianer um eine neue Variante.

Spanische Kolonisation

Erst sehr viel später, nämlich im Jahre 1769, begann die spanische Kolonisation Kaliforniens. Um den von Norden her vorstoßenden Russen zuvorzukommen, drängte König Karl III. zu einer raschen Einverleibung des Gebietes. Der dazu entsandten Expedition des Gaspar de Portolà folgten, wie schon in Nueva México, christliche Missionare. Entlang der Küste wurden dabei unter dem Franziskaner Junípero Serra, dem sogenannten „Apostel Kaliforniens“, bis 1823 insgesamt 21 Missionsstationen gegründet, die erste davon 1769 in San Diego (s. S. 479). Die Missionen, deren Bauwerke heute als geschichtsträchtige Attraktionen Ziel touristischer Ausflüge sind, waren nicht nur geistliche Institutionen, sondern auch enorm reiche landwirtschaftliche Unternehmen, deren ökonomische Basis die Indianerarbeit war. Die Franziskaner zwangen die Eingeborenen zu unbedingtem Gehorsam, zur radikalen Änderung ihrer Lebensweise oder zur Sklavenarbeit. Nur selten fanden die Indianer die Kraft, gegen das System zu revoltieren, wie z. B. 1775 in San Diego, wobei ein Padre ermordet wurde. Den Schutz der Franziskaner übernahmen Soldaten, deren befestigte Forts (Presidios) die militärische Herrschaft der Spanier sicherten, während die politische in der Provinzhauptstadt Monterey ausgeübt wurde.

Glockenturm der ersten spanischen Missionsstation in San Diego

Die Spanier waren nicht die einzigen Europäer, die nach Kalifornien vordrangen: An der Pazifikküste trat als weitere fremde Großmacht das Zarenreich in Erscheinung, das seit 1788 (bis 1867) in Alaska bereits amerikanisches Land in Besitz hatte. Schon 1794 segelten von den Alëuten und Alaska aus russische Pelzhändler und Siedler in den Süden. 1812 gründeten Russen aus Alaska im kalifornischen Fort Ross eine befestigte Station mit Kommandantur, Kirche, landwirtschaftlichen Betrieben und einer Pelzhandelsfirma. Obwohl diese Kolonie 1844 wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten aufgegeben werden musste und die Russen alle ihre kalifornischen Besitzungen verkauften und das Land verließen, sollten noch häufiger Robben- und Seeotterjäger, Pelztierfänger und Händler aus dem Zarenreich bis weit in den Süden vorstoßen. Sie lebten, wenn man so will, lange vor den „Amerikanern“ in Washington, Oregon und Nordkalifornien.

Spanisches Kulturerbe: Wandkacheln in Carmel-by-the-Sea

Diese hatten in der Revolution und im Unabhängigkeitskrieg gegen England (1776–1783) in den 13 Ostkolonien zum ersten Mal die staatliche Autonomie erkämpft und die Basis der heutigen Vereinigten Staaten geschaffen. Sie ließen keinen Zweifel daran, dass sie den gesamten Subkontinent, vom Atlantik bis zum Pazifik, als ihre alleinige Interessenssphäre betrachteten. So kauften die USA unter Präsident Jefferson 1803 Napoleon für 15 Mio. Dollar das französische Gebiet westlich des Mississippi ab, und den Engländern machten sie durch eine Expedition in das sogenannte „Oregon-Territorium“ (Washington, Idaho, Oregon) in den Jahren 1804–1806 ihre Ansprüche auf den amerikanischen Nordwesten bis hin zur Pazifikküste klar. Der formale politische Besitz der ehemaligen französischen Kolonie reizte immer mehr Menschen zum Überqueren der Appalachen und zum Zug in den „Wilden Westen“. Auf der sogenannten „Wilderness Road“ folgte Treck auf Treck, und in kürzester Zeit war alles vereinnahmt, was an fruchtbarem Boden vorhanden war, alles vermessen, was sich zur Besiedlung anbot, und alles abgeschossen, was die Prärie an Großwild hergab.

Die Besiedlung des Westens und der Amerikanisch-Mexikanische Krieg

Die Indianerstämme, die bisher das Land im Osten genutzt hatten, wurden im Jahre 1830 sämtlich zwangsenteignet, und vor der Menschenwelle, die da auf sie zukam, flohen etwa 100.000 recht- und heimatlos gewordene Indianer über den Mississippi nach Westen. Doch auch hier folgten die Weißen in großer Zahl, zuerst die Pelzhändler, dann die Holzfäller, Landvermesser, Viehzüchter, Bergleute und am Schluss die Farmer. Diese stetig vorrückende „Front“, bei der es freilich vorspringende und zurückweichende Ausbuchtungen gab (etwa wegen Indianerkämpfen, natürlichen Hindernissen oder Naturkatastrophen), war ein dynamischer, gesetzloser Raum, in dem Menschen unterschiedlichster Herkunft allein und gemeinsam immense Schwierigkeiten bewältigen mussten.

Eine eigentliche Grenze hat es in dieser Zeit nicht gegeben, auch nicht, als die Weißen um 1840 bei etwa 98° westlicher Länge die ausgetrockneten und wüstenartigen Landstriche erreicht hatten, in denen Ackerbau nicht mehr möglich war. Gleichzeitig bot das Vordringen nach Westen auch gescheiterten Existenzen die Chance zu einem Neuanfang, die sich sogar mehrfach wiederholte, wenn man die Völkerwanderung nur weiter mitmachte. Auf diese wandernde Grenze, die im Amerikanischen Frontier genannt und im Deutschen am besten mit „Pionierfront“ wiedergegeben wird, ist wohl der Begriff vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten zurückzuführen. Sicher ist auch, dass sie viele Generationen von Amerikanern bis auf den heutigen Tag geprägt hat.

Ein weiteres Erbe haben die Landvermesser hinterlassen, die der vorrückenden Frontier folgten und das gesamte Land in quadratische, nach Himmelsrichtungen geordnete Felder aufteilten. Überall, wo die Geländeverhältnisse es erlaubten, wurde diese schematische Landvermessung durchgeführt, und das Rastersystem der Städte genau wie die schnurgeraden Straßen auf dem Land gehen darauf zurück. Jeder Besucher San Franciscos erkennt, wie das Rastersystem selbst über die dortige steile Hügellandschaft gestülpt wurde.

Der amerikanische Vorstoß in den Westen wurde durch die politische Schwäche und organisatorische Unfähigkeit der europäischen Kolonialmächte in hohem Maße unterstützt. In Kalifornien herrschte, so Stefan Zweig in seinen „Sternstunden der Menschheit“: „Spanische Unordnung, gesteigert durch Abwesenheit jeder Autorität, Revolten, Mangel an Arbeitstieren und Menschen, Mangel an zupackender Energie“. Als 1821Mexiko die Unabhängigkeit vom spanischen Mutterland erklärte, sollte sich dieser Zustand nicht wesentlich ändern, sondern wurde nur unter anderen Vorzeichen weitergeführt. General Vallejo nutzte die Gunst der Stunde und schwang sich de facto zum Alleinherrscher der Provinz Alta California auf. 1846 rebellierten amerikanische Siedler in der Bear-Flag-Revolte gegen die mexikanische Herrschaft: Sie nahmen den General gefangen, hissten die Flagge mit dem Grizzlybären (die Vorlage der heutigen Flagge) und erklärten Kalifornien zur unabhängigen Republik.

Als unmittelbar danach US-Präsident James Polk Mexiko den Krieg erklärte, wurde ein weiterer Schritt auf dem Weg zur staatlichen Einheit vollzogen. Der Krieg endete 1848 mit dem Frieden von Guadalupe Hidalgo, in dem Mexiko riesige Gebiete an die USA verlor (die heutigen Staaten Kalifornien, Nevada, Utah, New Mexico und den größten Teil Arizonas). Damit war auch das Ende der Republik Kalifornien besiegelt, die nun im größeren amerikanischen Staatswesen aufging. Dass in diese entfernte Region überhaupt Menschen kamen, dafür sorgten in hohem Maße die GoldfundeinKalifornien (1848). Der ständige Nachschub an Glücksrittern bedeutete einen sprunghaften Anstieg der Bevölkerung des Westens. Währenddessen wurden viele Indianerstämme enteignet und zu verzweifelten Aufständen getrieben.

Der kalifornische Goldrausch

Als der Amerikanisch-Mexikanische Krieg zu Ende ging, lief die Neuigkeit wie ein Lauffeuer um die Welt: Gold in Kalifornien! Kaum ein Wort hat in so kurzer Zeit solche Menschenmassen über so große Entfernungen gebracht wie dieses „Gold!“. Aus England, Frankreich, Spanien und Deutschland machten sich Tausende von Glücksrittern auf, oft armselige Hungerleider, und von New York segelten fast täglich Schiffe ab: Der Seeweg um Kap Hoorn war zeitsparender als der Zug durch den Wilden Westen. Andere setzten an der Landenge von Panama zum Pazifik über – mit einer eigens zu diesem Zweck gebauten Eisenbahn. In den Jahren 1848–51 stieg an der Westküste die Zahl der Bevölkerung sprunghaft an und mit ihr die Zahl der Verbrechen und der tragischen Schicksale. Beispielhaft dafür steht das bewegte Leben Johann August Sutters.

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Johann August Sutter

Der 1803 geborene Schweizer führte schon in Europa ein unruhiges Leben. Als er wegen Bankrott mittellos und aufgrund verschiedener Delikte von der Polizei gesucht wird, verlässt er seine Frau und fünf Kinder und schifft sich 1834 in Le Havre nach New York ein. Hier kommt er durch seine Arbeit u. a. als Drogist, Zahnarzt und Wirt zu bescheidenem Wohlstand. Aber ihn hält es nicht lange in der Metropole, sondern er lässt sich, dem Zug nach Westen folgend, als Landwirt in Missouri nieder. Kurze Zeit später (1837) packt ihn erneut die Abenteuerlust, er verkauft sein Anwesen und schließt sich einer Expedition in den Wilden Westen an – zusammen mit zwei Offizieren, drei Frauen und fünf Missionaren. Nach beschwerlicher Reise erreicht man Vancouver. Von hier befährt Sutter mit einem Boot den Pazifik, u. a. segelt er nach Alaska und Hawaii, von wo er Arbeiter mitbringt. Schließlich landet er in San Francisco, wo er 1839 von Gouverneur Alvarado neben einer 20.000 ha großen Ranch im Sacramento Valley die mexikanische Staatsbürgerschaft und Regierungsgewalt in seinem Territorium erhält.

Denkmal für Sutter in Sacramento

Mit angeworbenen Knechten rodet Sutter den Urwald und schafft es, aus dem Land einen fruchtbaren Garten zu machen, sein „Neu-Helvetien“, das ihm schnell zu ungeheurem Reichtum verhilft. Mit seinem Wein- und Obstanbau legt er dabei den Grundstock zu heute noch blühenden Wirtschaftszweigen. 1841 erwirbt er schließlich Fort Ross von der sich zurückziehenden Amerikanisch-Russischen Gesellschaft (s. S. 335). So wächst sein Neu-Helvetien dank seiner hawaiianischen Arbeiter und bis zu 400 Indianern rasch zu einer stattlichen Ranch heran, er selbst steigt zum geachteten Pionier und Regenten, Viehzüchter, Bauern, Jäger, Händler und Armeeführer auf, der mehreren Hundert Amerikanern hilft, als Farmer nach Kalifornien zu ziehen. Im verhängnisvollen Januar des Jahres 1848 aber, sechs Tage bevor jener Vertrag unterzeichnet wird, der den Amerikanisch-Mexikanischen Krieg beendet und durch den Kalifornien offiziell an die USA abgetreten wird, findet Sutters Schreiner James Wilson Marshall in Coloma beim Bau einer Sägemühle Gold im American River. Beide versuchen, den sensationellen Fund geheim zu halten – vergebens. Und schon bald führen die Goldfunde zu dem berühmten Rush, wie man ihn weder vorher noch nachher erlebt hat. Mit der Idylle ist es indes nach dem Goldfund schlagartig vorbei.

Da das Gold auf dem Grund und Boden Sutters gefunden wird, ist der Schweizer nun tatsächlich der reichste Mann der Welt, was aber die Desperados, Abenteurer und Glücksritter nicht davon abhält, seine Güter zu zerstören, das Vieh zu schlachten und das Gold auf eigene Faust zu schürfen. Von seinen Arbeitern im Stich gelassen, verkommt sein Besitz zusehends, sodass er bald Pleite macht, zudem zweifeln die amerikanischen Gerichte seinen Landbesitz an. Im Herbst 1849, rund zehn Jahre nach seiner Ankunft, verkauft Sutter sein Fort für 7.000 Dollar. Zwar holte er 1850 noch seine Frau Anette und drei Kinder aus der Schweiz in sein Neu-Helvetien (sein ältester Sohn war bereits 1848 gekommen, sein jüngster Sohn in der Schweiz gestorben), doch kehrt er 1865 dem Westen für immer den Rücken und zieht mit seiner Frau zunächst nach Washington, D. C. und dann in die Nähe von Philadelphia, wo er fortan einen – letztendlich vergeblichen – Kampf um Entschädigung für seinen verlorenen Besitz führt. Zurück bleibt eine tragische Gestalt der Geschichte, auf deren Grund und Boden heute Sacramento, die Hauptstadt Kaliforniens, steht.

Am 18. Juni 1880 versagt dem gebrochenen Mann in einem Hotel das Herz – und ein Mensch stirbt, der wie kaum ein anderer Abenteuerlust und Tatkraft verbunden und sowohl höchste Genugtuung als auch tiefstes Leid erfahren hat.

Insgesamt schwemmte der California Gold Rush rund 300.000 Menschen aus aller Welt auf dem See- und Landweg ins Land, von denen die meisten San Francisco als Einfallstor auf ihrem Weg zum Sacramento River nutzten. In der Folge schnellt die Einwohnerzahl der City of Gold explosionsartig in die Höhe – von nur 600 im Jahre 1848 auf 25.000 Ende 1849. Schulen, Banken und ein Postamt entstehen, auch Theater, Spielsalons und Bordelle lassen nicht lange auf sich warten. Für die passenden Hosen, die den Anforderungen des harten Schürferalltags gewachsen sind, sorgt Levi Strauss, ein 20-jähriger Immigrant aus Bayern. Trotz aller Legenden von riesigen Nuggets und ungeheurem Reichtum: Die Nutznießer des Goldrausches sind nicht die Goldgräber, sondern Banken, Händler und Ladenbesitzer, die die Preise für Unterkunft, Lebensmittel, Ausrüstungsgegenstände und Dienstleistungen nach Belieben diktieren können. Während die Schürfer für eine Unze (28,365 g) Goldstaub gerade einmal 16 Dollar erhielten, mussten sie andererseits z. B. für eine einzige Holzplanke rund 20 Dollar, für ein Ei im günstigsten Fall einen Dollar, für ein Pfund Kaffee fünf Dollar, für eine Flasche Bourbon 30 Dollar und für ein Paar Stiefel mehr als 100 Dollar bezahlen.

Das alles jedoch konnte den Zustrom an Glücksrittern nicht eindämmen, zu verführerisch waren die Gerüchte vom schnell erworbenen Reichtum, für den viele alles stehen und liegen ließen. Selbst die Besatzungen der 626 in der San Francisco Bay ankernden Schiffe konnten dem nicht widerstehen und strömten zum Sacramento River. Die verlassenen Schiffe wandelte man kurzerhand in Hotels und Warenlager um, andere versenkte man direkt vor der Küste, um damit Neuland zu gewinnen, das der Bauboom dringend benötigte. 1852 wurde die Wells Fargo & Company gegründet, die mit Schiffen und Kutschen Postgut bis nach New York transportierte.

Dasselbe Jahr stellte gleichzeitig den Höhe- und Wendepunkt des Goldrausches dar, in dem allein die Digger eine Rekordsumme von 81 Mio. Dollar aus den Minen holten. Doch waren spätestens 1854 die Schürfgründe erschöpft, und der Rausch verflog fast so schnell, wie er gekommen war. Die Goldsucher suchten sich neue Ziele und wurden, sofern es sie nicht zu den eben entdeckten Goldadern Neuseelands zog, in anderen Gebieten fündig (Gold in Colorado, Alaska und Kanada, Silber in Nevada und Colorado). Andere aber wurden sesshaft. Hinzu kamen Händler und Rancher, und aus den chaotischen Verhältnissen erwuchs langsam ein zivilisiertes Gemeinwesen. Die Infrastruktur dazu wurde praktisch nachgeliefert. Man installierte Postkutschenlinien, richtete feste Stationen ein, Städte und Dörfer entstanden. Und der Indianergefahr begegnete man mit drastischen Maßnahmen und brutaler Konsequenz.

Der Westen wurde durch die Bahn erschlossen, hier ein Güterzug in der Mojave-Wüste bei Trona

Den Kartografen folgten die Vermesser der Eisenbahngesellschaften, und bald begannen die Bauarbeiten. Unaufhörlich schob sich der Schienenstrang nach Westen, bis 1869 die erste transkontinentale Strecke fertiggestellt werden konnte. Für die immensen Bauvorhaben griff man auf chinesische Arbeiter zurück, von denen etliche starben und andere im Lande blieben. Deren Nachkommen haben mit Chinatown in San Francisco ihre inoffizielle amerikanische Hauptstadt.

Auf der Suche nach einem neuen Leben, Arbeit oder Land führten die neugebauten Eisenbahnlinien Tausende von Einwanderern aus Europa und den Staaten östlich des Mississippi in den Westen. Damals kostete eine Zugfahrkarte für die mehrtägige Fahrt in der komfortlosen 3. Klasse weniger als 40 Dollar. Und an den Verkehrsknotenpunkten der Eisenbahnlinien entstanden, genau wie an Stelle der alten Forts, wieder neue Orte, die neue Immigranten anzogen.

Zu diesem Zeitpunkt war der Amerikanische Bürgerkrieg (1861–65) bereits zu Ende gegangen. Dabei kämpfte Kalifornien aufseiten der siegreichen Nordstaaten, war aber insgesamt nicht so betroffen wie die Bundesstaaten auf der anderen Seite des Kontinents.

Von der Provinz zum Hightech-Zentrum

Um die Wende zum 20. Jh. begann man im Westen, den Anschluss an den fortschrittlicheren Osten zu suchen und zu finden. Neue, aufstrebende Städte entwickelten sich in atemberaubender Geschwindigkeit und liefen schon nach wenigen Jahrzehnten San Francisco den Rang ab. Entscheidend waren dabei an der Küste die Verkehrsverhältnisse, die einen Ort für den transpazifischen Handel prädestinierten oder nicht. So profitierte z. B. Los Angeles einerseits vom Anschluss an das amerikanische Eisenbahnnetz im Jahre 1885 und andererseits von den Bauarbeiten, mit denen in den Jahren 1899–1914 einer der größten künstlichen Häfen der Welt geschaffen wurde. Von 1890 bis 1900 stieg hier die Einwohnerzahl von 50.000 auf 102.000 Menschen (im gleichen Jahr hatten New York 3,4 Mio. und San Francisco mehr als 300.000 Einwohner).

Als ab 1908, durch das ewig sonnige Klima Südkaliforniens angelockt, auch die Filmindustrie in Los Angeles Fuß fasste (den Beginn markierten die Dreharbeiten „Der Graf von Monte Christo“), wurde der zukünftige Stellenwert der heutigen „Megalopolis“ deutlich. Entscheidend für die Entwicklung der südkalifornischen Küste zur heute am meisten verstädterten Region der USA war eine Umverteilung des Wassers. Denn während auf den Norden des Bundesstaates 70 % der Niederschläge fallen, werden im Süden 80 % des gesamten Wassers benötigt. Deshalb wurde das Wasser der Sierra Nevada und des Colorado River in Stauseen gesammelt, der örtlichen Landwirtschaft zugeführt und in extrem langen Aquädukten zu den Metropolen geleitet. Die Wasserversorgung des expandierenden Los Angeles wurde durch den 1908 eröffneten, 550 km langen Owens-River-Aquädukt sichergestellt (heute gibt es allein in Kalifornien ca. 200 Stauseen). Aufsehenerregend war in diesem Zusammenhang die Einweihung des Hoover-Staudamms im Jahre 1936, der in der Nähe von Las Vegas den Colorado River zum Lake Mead aufstaut und einer der größten Staudämme der Welt ist.

Zu diesem Zeitpunkt war die Bevölkerung von Los Angeles auf etwa 1,4 Mio. gestiegen und hatte damit San Francisco überflügelt. Als weiteres Zeichen für die steigende Bedeutung der Metropole können die 1932 abgehaltenen Olympischen Sommerspiele gelten.

Die Entwicklung der Rivalin San Francisco erfuhr zwar durch das Erdbeben und die anschließende Feuersbrunst im Jahre 1906 einen tiefen Einschnitt, der bis heute psychologische Folgen hat. Die Stadt wurde aber in ihrer Substanz nicht vernichtet und blühte kurze Zeit später wieder auf. Durch den Menschenzustrom in die erste Großstadt des Westens stieg 1900–1920 sogar die Bevölkerung von 340.000 auf 506.000. Trotz der südkalifornischen Konkurrenz blieb die Stadt am Goldenen Tor zunächst das Banken- und Handelszentrum des Westens, ablesbar an vielen bedeutenden internationalen Ausstellungen und Messen. Die Infrastruktur der Bay Area wurde, u. a. durch spektakuläre Brückenbauten (1936: San Francisco-Oakland Bay Bridge; 1937: Golden Gate Bridge), vorbildlich modernisiert.

Im Hinterland lebte (und lebt) man hauptsächlich von der Landwirtschaft, die allerdings einen mehrfachen Strukturwandel erfuhr. Noch um 1870 zählte Kalifornien zu den weltweit führenden Weizenproduzenten. Durch die Eisenbahn und die Einführung von Kühlwaggons (1880) war es dann aber möglich, auf bewässerten Feldern Zitrusfrüchte und anderes Obst zu pflanzen und die Produkte in den Osten zu exportieren. Bis heute ist der Bundesstaat einer der größten Exporteure der Welt von Gemüse und Obst. Daneben wurde im Napa und Sonoma Valley der Weinanbau ein führender Wirtschaftszweig (s. S. 283).

Exportware: Apfelsine aus dem Orange County

Auch die Fischerei (Sardinen-Konserven in Monterey, heute besonders Thunfisch in San Diego) war und ist ein wichtiger Faktor. Ab den 1920er-Jahren drängten jedoch immer mehr Industriebetriebe in den Vordergrund. Die Ölfunde in Südkalifornien, Automobilindustrie, Flugzeugbau und Rüstungsindustrie wurden insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg zu den bestimmenden Wirtschaftszweigen.

Noch mehr Arbeitsplätze wurden allerdings in der Verwaltung und im Dienstleistungssektor geschaffen. Und als außergewöhnlich müssen die Steigerungszahlen im Tourismus bezeichnet werden, der sich von bescheidenen Anfängen im 19. Jh. in einigen Countys zum prosperierendsten Wirtschaftszweig gemausert hat. Er lebt von den unter Naturschutz gestellten landschaftlichen Attraktionen ebenso wie von den Sehenswürdigkeiten der Städte, z. B. dem 1955 in Anaheim eröffneten Vergnügungspark Disneyland.

Als im Jahre 1980 der Republikaner und ehemalige Gouverneur von Kalifornien, Ronald Reagan, Präsident der Vereinigten Staaten wurde, konnte man daran eine gewisse Verschiebung der regionalen Kräfte innerhalb der USA ablesen. Auf einmal war es nicht mehr der europanahe Osten mit seinen Eliteuniversitäten und dem Beziehungsgeflecht aus Banken, Politik und Wirtschaft, der die Führung Amerikas repräsentierte. Das neue politische Selbstbewusstsein des Westens wurde unterstützt durch wirtschaftliche Tendenzen ab den 1970er-Jahren. Hochtechnologische Entwicklungssysteme, Mikrochips und die Computertechnologie fanden ihr Forschungszentrum im Silicon Valley in der Nähe von San Francisco.

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Kalifornien gegen Donald Trump

Als US-Präsident Donald Trump am 13. März 2018 in der Nähe von San Diego die Prototypen der Mauer begutachtete, die er an der Grenze zu Mexiko errichten lassen will, wurde er lautstark empfangen. Auf beiden Seiten der Grenze kam es zu Protesten. Schilder mit Aufschriften wie „Baut Brücken, keine Mauern“ zeigten Trump, dass seine Idee in Kalifornien nicht allzu gut ankommt. Trump gab sich unbeeindruckt und diktierte den versammelten Journalisten eine seiner exklusiven Wahrheiten: „Der Bundesstaat Kalifornien bittet uns darum, in bestimmten Gegenden eine Mauer zu bauen, sie sagen Ihnen das nur nicht.“

Eine solche Bitte existiert nicht. Im Gegenteil: Als Trump Anfang 2019 versuchte, die Milliarden für den Mauerbau im Zuge einer Notstandserklärung zu erzwingen, reichten gleich 16 Bundesstaaten dagegen Klage ein – angeführt von Kalifornien. Tatsächlich ist Trump in kaum einem anderen Bundesstaat der USA so unpopulär wie im bevölkerungsreichsten der USA. Prozentual gesehen erhielt er bei der Präsidentschaftswahl 2016 nur in Hawaii, Vermont und im District of Columbia weniger Stimmen.

Kurz nach der Wahl Trumps machte das kalifornische Parlament seinen Standpunkt gegenüber dem designierten Präsidenten mit wenigen Worten klar: „Wir sind stolzer denn je, Kalifornier zu sein. Wir werden den Widerstand gegen jeglichen Versuch, unser gesellschaftliches Gefüge oder unsere Verfassung zu zerstören, anführen.“ Trump revanchierte sich auf seine Weise. Kurz nach seiner Amtseinführung äußerte er in einem Interview mit seinem Lieblingssender Fox News, dass Kalifornien in vielerlei Hinsicht „außer Kontrolle“ geraten sei.

Der Golden State hat mehr als 40 Klagen gegen die Trump-Administration eingereicht: gegen die Genehmigung für Öl-Pipelines in Naturschutzgebieten, gegen den Ausschluss von Transgendern aus dem US-Militär, gegen Trumps Einwanderungspolitik. Immerhin lebt rund ein Viertel der geschätzt rund 11 Mio. illegalen Einwanderer in den USA in Kalifornien. Schon lange galten Städte wie Los Angeles oder San Francisco als Sanctuary Cities, die die Zusammenarbeit mit den US-Immigrationsbehörden weitgehend verweigern. Trumps Versuch, diese Praxis per Dekret vom 25. Januar 2017 zu unterbinden, beantwortete Kalifornien nicht nur mit einer Klage, sondern erließ auch ein Gesetz, das gleich den ganzen Bundesstaat zum Sanctuary State erklärt – wogegen wiederum die Bundesregierung klagte.

Aber auch in der Klima- und Umweltpolitik ist das Konfliktpotenzial zwischen Staat und Bundesregierung groß. Als Reaktion auf den durch Trump erklärten Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen unterschrieb der damalige Gouverneur Jerry Brown im Juli 2017 ein Gesetz, um den Emissionshandel weiter auszubauen. Auch hält Kalifornien bis heute an seinen Zielen zur Reduzierung von Emissionen und zur Förderung erneuerbarer Energien fest. So verstärkte Brown sein Engagement für das Klima-Bündnis „Under2 Coalition“, das 2015 aus einer Initiative Kaliforniens und des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg hervorgegangen war. Er bereiste die USA, Europa, Kanada, Mittel- und Südamerika sowie China, um an der Bundesregierung vorbei weltweit Allianzen zu schmieden. Mittlerweile haben sich zahlreiche weitere Regionen und föderale Regierungen dem Bündnis angeschlossen. Derweil nutzte Brown jede Gelegenheit, Kaliforniens führende Stellung im Umweltschutz in den USA herauszustellen. Besucher merken das an der Dichte der Hybrid- und Elektrofahrzeuge auf Kaliforniens Straßen.

Schon früh hatte Brown als Motto ausgegeben: „Wir werden zeigen, was Widerstand bedeutet. Was immer Washington glaubt zu tun – Kalifornien ist die Zukunft!“ Und diese ist schon längst da: Auch unter Browns Nachfolger Gavin Newsom dürfte eine Annäherung zwischen Kalifornien und Trump eher unwahrscheinlich sein. Vielmehr führt der Demokrat den liberalen Kurs seines Vorgängers entschieden fort. So konstatierte er im März 2019, zwei Monate nach seinem Amtsantritt, die Todesstrafe sei „unvereinbar mit den Werten Kaliforniens“, und verkündete ihre Aussetzung – sehr zum Missfallen des Präsidenten.

Zeittafel

ab ca. 35000 v. Chr. Beginn der Einwanderung von asiatischen Volksstämmen nach Amerika.

ab ca. 8000 v. Chr. Erste Gruppen von differenzierten Jäger-, Fischer- und Sammlerkulturen tauchen auf.

ab ca. 5000 v. Chr. Beginn des Ackerbaus.

ab ca. 2000 v. Chr. Sogenannte neo-indianische Periode. Von Mexiko aus wird in den Basketmaker-Kulturen der Maisanbau eingeführt.

ca. 500 n. Chr. Die Stammesbildung der etwa 80 historisch bekannten kalifornischen Indianerstämme beginnt.

1492Kolumbus „entdeckt“ Amerika. In der Folge zerstören die Europäer die mittel- und südamerikanischen Hochkulturen und errichten im Westen ein riesiges spanisches Kolonialreich.

ab 1528Auf der Suche nach Gold und Edelsteinen unternehmen kleinere Gruppen von Spaniern immer wieder Vorstöße in den amerikanischen Südwesten, so z. B. 1540 Francisco Vásquez de Coronado, der das heutige New Mexico erforscht.

1542Der Portugiese Juan Rodríguez Cabrillo segelt von Mexiko entlang der pazifischen Küste nach Norden und entdeckt dabei Kalifornien. Am 28. September erreicht er die Stelle des heutigen San Diego, anschließend Santa Catalina Island und Santa Monica.

1579Der englische Seeheld Sir Francis Drake gelangt an die San Francisco Bay.

1606Als Hauptstadt der spanischen Kolonie Nueva México wird Santa Fe gegründet.

1769Beginn der spanischen Missionierung Kaliforniens unter dem Franziskaner Junípero Serra. Als erste Missionsstation wird San Diego gegründet, die Keimzelle der späteren Stadt. Gleichzeitig installieren die Spanier unter Gaspar de Portolà ihre Provinz Alta California und machen 1777 Monterey zu deren Hauptstadt.

1776An der Stelle des heutigen San Francisco gründen die Spanier das Fort Presidio und in der Nähe die Missionsstation San Francisco de Asis.

1776–83Durch die amerikanische Revolution der 13 Ostkolonien und den Unabhängigkeitskrieg gegen England wird die Basis der Vereinigten Staaten geschaffen.

1794Mit dem ersten russischen Schiff beginnt für die Spanier an der kalifornischen Küste die Zeit der politischen und wirtschaftlichen Konkurrenz.

1812Russische Siedler aus Alaska gründen in Fort Ross ein Fort mit Kommandantur, Kirche, landwirtschaftlichen Betrieben und einer Pelzhandelsfirma.

1821Mexiko erklärt die Unabhängigkeit vom spanischen Mutterland, in die auch die Provinz Alta California eingeschlossen ist.

1839Der Schweizer Johann August Sutter lässt sich in Neu-Helvetien am Sacramento River nieder.

1844Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten verkaufen die Russen ihre kalifornischen Besitzungen und verlassen das Land.

1846In Sonoma rebellieren amerikanische Siedler gegen Mexiko, hissen die Bärenflagge und erklären Kalifornien zur selbstständigen Republik. Kurze Zeit später erklärt Präsident James Polk Mexiko den Krieg (bis 1848).

1848Im Frieden von Guadalupe-Hidalgo verliert Mexiko das Gebiet der heutigen Staaten Kalifornien, Nevada, Utah, Arizona und New Mexico an die USA. Goldfunde in Kalifornien sorgen für weltweites Aufsehen und führen im amerikanischen Westen zu einem sprunghaften Anstieg der Bevölkerung. Währenddessen werden viele Indianerstämme enteignet und zu verzweifelten Aufständen getrieben.

1850Am 9. September wird Kalifornien als 31. Staat in die USA eingegliedert und Sacramento zu dessen Hauptstadt bestimmt.

1861–65Im Amerikanischen Bürgerkrieg (Civil War) kämpft Kalifornien auf der Seite der siegreichen Nordstaaten.

1869Die erste transkontinentale Eisenbahn wird fertiggestellt und damit Kalifornien wirtschaftlich an die Oststaaten angeschlossen. Viele chinesische Vertragsarbeiter werden in San Francisco sesshaft.

1899Die Bauarbeiten (bis 1914) im Los Angeles Harbor beginnen, die einen der größten künstlichen Häfen der Erde schaffen.

1906Ein schweres Erdbeben und das folgende Großfeuer vernichten große Teile San Franciscos.

1908Mit dem Film „Der Graf von Monte Christo“ beginnt der Aufstieg Hollywoods zum Zentrum der Filmindustrie. Zwei Jahre später entsteht das erste Studio.

1915Die Panama-Pacific-Weltausstellung findet im wiederaufgebauten San Francisco statt.

1929Der Zusammenbruch der New Yorker Börse am „Schwarzen Freitag“ führt zu einer tiefgehenden Wirtschaftskrise im gesamten Land.

1932Los Angeles ist Austragungsort der Olympischen Sommerspiele.

1936Nach fünfjähriger Bauzeit wird der Hoover Dam bei Las Vegas (Nevada) eingeweiht.

1937In San Francisco wird die Golden Gate Bridge fertiggestellt.

1941Der japanische Angriff auf Pearl Harbor hat den Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg zur Folge. Die Häfen von San Diego und San Francisco werden zu den wichtigsten Marinestützpunkten am Pazifik. In Kalifornien entstehen große Rüs-tungsfirmen.

1955In Anaheim eröffnet Walt Disney seinen Vergnügungspark „Disneyland“.

1960Mit über 16 Mio. Einwohnern ist Kalifornien erstmalig der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat.

1964Ein schweres Erdbeben in Alaska fordert 115 Todesopfer und verursacht große Schäden u. a. in Anchorage. Die durch das Beben ausgelöste Flutwelle zerstört Teile der kalifornischen Küste (Crescent City) und Hawaiis (Hilo).

1967–69Das Viertel Haight-Ashbury in San Francisco ist die inoffizielle Hauptstadt der Hippie-Bewegung. Gleichzeitig werden die Studentenunruhen von Berkeley zum Sinnbild der Jugendrevolten auf der ganzen Welt. Auch Teile der schwarzen Bevölkerung radikalisieren sich und gründen in Oakland die Black-Panther-Partei.

1980Der Republikaner und ehemalige Gouverneur von Kalifornien, Ronald Reagan, wird Präsident der Vereinigten Staaten. In seiner Regierungszeit bekommt der Westen ein immenses politisches und wirtschaftliches Gewicht.

1984Los Angeles ist zum zweiten Mal Ausrichter der Olympischen Spiele, die allerdings von vielen Ostblockstaaten boykottiert werden.

1989In San Francisco und Umgebung fordert ein Erdbeben viele Tote und Verletzte und verursacht erhebliche Sachschäden.

1992Nach Rassenunruhen in Los Angeles sind 51 Todesopfer und mehr als 2.000 Verletzte zu beklagen.

1994Ein schweres Erdbeben erschüttert Los Angeles, 56 Menschen sterben dabei, rund 200.000 werden obdachlos.

1998Das Klimaphänomen El Niño führt an der kalifornischen Küste zu den wärmsten Wassertemperaturen seit Jahrzehnten, gleichzeitig suchen schwere Stürme und Überschwemmungen die Bevölkerung heim.

2000An der Börse fallen die Kurse der Dotcom-Unternehmen ins Bodenlose, die Wirtschaftskrise betrifft vor allem auch Kalifornien mit seiner Vielzahl an Hightech-Firmen.

2001Die Terroranschläge vom 11. September auf das New Yorker World Trade Center und das Pentagon in Washington werden zu einem amerikanischen Trauma.

2003Der aus Österreich stammende Schauspieler Arnold Schwarzenegger gewinnt die Gouverneurswahlen. 2006 wird er wiedergewählt.

2008Im Herbst kollabieren Teile des globalen Finanzsystems, ausgehend von den USA. Die Banken- und Wirtschaftskrise führt zu einem rapiden Anstieg der Arbeitslosigkeit, einer starken Rezession und einem beängstigend schnellen Verfall der Immobilienpreise. Andererseits können Zehntausende überschuldeter Familien ihre Hauskredite nicht mehr bezahlen.

2009Nach seinem Wahlsieg im November 2008 tritt Barack Obama im Januar sein Amt als erster afroamerikanischer Präsident der USA an. Im März steigt die Arbeitslosigkeit in Kalifornien erstmals seit Jahrzehnten wieder auf über 10 %.

2011Nach der Wahl im November 2010 wird Jerry Brown (Demokrat) im Januar neuer Gouverneur von Kalifornien, 2014 wird er wiedergewählt.

2012Dank eines sanften Wirtschaftsaufschwungs fällt die Arbeitslosenquote wieder unter die 10 %-Marke.

2013Am 2. September wird der östliche Teil der Bay Bridge zwischen San Francisco und Oakland nach Neubau wiedereröffnet. Der Teil-Neubau ist 160 Meter hoch und eine der größten Hängebrücken der Welt. Elf Jahre Baustelle und 6,3 Mrd. Dollar Kosten.

2014Zum 1. Oktober verbietet Kalifornien als erster US-Bundesstaat die Nutzung von Einweg-Plastiktüten. Ab 2015 dürfen keine dünnen, kostenlosen Plastiktüten mehr in Lebensmittelläden und Drogeriemärkten ausgegeben werden. Ab 2016 gilt das auch für kleinere Läden und Getränkehändler.

2015Im April ruft Gouverneur Jerry Brown den Dürre-Notstand aus und weist Städte und Gemeinden Kaliforniens an, ihren Wasserverbrauch um 25 Prozent zu reduzieren. Im August und September suchen verheerende Waldbrände den Norden Kaliforniens heim: Tausende Menschen müssen ihre Häuser verlassen.

2016Nach einem verhältnismäßig niederschlagsreichen Winter werden die Anordnungen zum Wassersparen im Juni wieder gelockert.

2017Im Januar wird der Republikaner Donald Trump als 45. US-Präsident vereidigt. Im Herbst kommt es in vielen Regionen Kaliforniens zu den schwersten Waldbränden, die der Bundesstaat bis dahin erlebt hat.

2018Nach Colorado, Washington, Oregon, Alaska und Nevada legalisiert Kalifornien als sechster US-Bundesstaat zum 1. Januar den Konsum von Cannabis. Ab dem Spätsommer brechen erneut heftige Waldbrände aus, die in ihrer Zerstörungskraft die von 2017 noch übertreffen. Der Gesamtschaden wird auf 24 Milliarden US$ geschätzt.

2019Der Demokrat Gavin Newsom löst seinen Parteikollegen Jeremy Brown als Gouverneur ab. Im März setzt er die Todesstrafe in Kalifornien aus.

Geografischer Überblick

Größe und Lage

Geografische Daten, z. B. zur Größe und Lage Kaliforniens, s. S. 13.

Geologische Entwicklung

Die amerikanischen Landschaften sind ein Produkt der erdgeschichtlichen Prozesse, die in den letzten 500 Mio. Jahren die Lage der Urkontinente mehrfach veränderten, sie zusammenstoßen und wieder auseinanderdriften ließen. Als vor etwa 200 Mio. Jahren der Superkontinent Pangea (All-Erde), in dem zeitweilig alle Landflächen der Welt vereinigt waren, horizontal auseinanderbrach, glitt der alte nordamerikanische Festlandskern (Laurentischer Schild) mit der Landmasse Laurasia nach Norden ab, löste sich schließlich durch die Öffnung des Atlantiks (die Nahtstelle sind die Gebirge von Norwegen und Schottland sowie die Appalachen, die alle aus identischem Gestein bestehen) und wanderte nach Westen.

Das Wachsen des Festlandskerns vollzog sich nun durch die Angliederung anderer Erdschollen und durch die Ablagerung mächtiger Sedimentschichten. Gegen die Westbewegung der nordamerikanischen Platte stieß auf der anderen Seite aber die (weniger dicke) Pazifische Platte. Bei dem Aufprall, der sich in mehreren Schüben über einen Millionen Jahre währenden Zeitraum hinweg ereignete, türmten sich von Alaska bis nach Feuerland mächtige Gebirgsstöcke auf, die man insgesamt die Kordilleren nennt. Deren östlicher Strang, die Rocky Mountains, sind demnach älteren und das Pazifische Gebirgssystem jüngeren Ursprungs.

Für das Klima Nordamerikas ist wichtig, dass, anders als in Europa und Asien, die geologische Entwicklung hier nur längsgerichtete Gebirgszüge entstehen ließ. Weder die Appalachen noch die Kordilleren können die von Norden vordringenden Kaltluftströme oder die vom Süden ausgehenden Hitzewellen aufhalten.

Mit dem Auffaltungsprozess gingen in den letzten 60 Mio. Jahren gleichzeitig Vulkanismus und eine intensive Erdbebentätigkeit einher, weil die Pazifische Platte unter die Amerikanische Platte tauchte (Subduktionszone). An allen Rändern des Pazifiks, auf einer Länge von 45.000 km, gibt es diese Vulkan- und Erdbebentätigkeit, weswegen man auch vom „Ring aus Feuer“ spricht. In diesem 178 Mio. km² großen Gebiet liegen 75 % aller tätigen Vulkane der Welt.

In Kalifornien werden die Verhältnisse noch kompliziert durch weitere Erdkrusten-Bewegungen. Erst einmal rumoren die verschluckten Teile der Pazifischen Platte unter der amerikanischen Kruste weiter und machen sich durch heiße Quellen, Geysire und Vulkane noch weit im Landesinneren bemerkbar. Zweitens hat sich zwischen die beiden großen Plattensysteme ein schmaler Krustensplitter geschoben, der mit hoher Geschwindigkeit (800 km in 25 Mio. Jahren) von Süden nach Norden vorstieß und sich zzt. entlang der Küste Kaliforniens bewegt.

Erdbeben

Durch diese vertikalen und horizontalen Bewegungen werden die Erdbeben verursacht, die immer wieder die Bevölkerung des Golden State in Angst und Schrecken versetzen. Hinzu kommt eine sehr labile Struktur des Festlandes, für die die vielen Risse in der Kruste (St. Andreas-, Garlock- und Hayward-Spalte) der beste Beweis sind. Schon immer hat es an der gesamten Pazifikküste Naturkatastrophen gegeben, die seit den Anfängen der weißen Besiedlung des Landes gut dokumentiert sind (Fort-Tejon-Beben, 1854) und von denen die schlimmsten folgende waren:

•1906 vernichteten das schwere Erdbeben (7,8 auf der Momenten-Magnituden-Skala) von San Francisco (wohl das bekannteste der Neuen Welt) und das folgende Großfeuer große Teile der Stadt und forderten etwa 700 Todesopfer.

•1964 kostete ein schweres Erdbeben in Alaska (Stärke 9,2) 115 Menschen das Leben und vernichtete in Anchorage und Umgebung den Hafen sowie weite Landstriche (Schaden: US$ 300 Mio.). Eine durch das Erdbeben ausgelöste Flutwelle (Tsunami) bewegte sich nach Westen und Süden, traf auf die nordkalifornische Küste, wo es u. a. in der Stadt Crescent City elf Tote gab, und zerstörte schließlich die im Osten der Insel Hawaii gelegene Hafenstadt Hilo.

•1971 wäre beim San-Fernando-Beben fast ein Staudamm gebrochen, was für Los Angeles eine schlimme Katastrophe bedeutet hätte. 80.000 Menschen mussten evakuiert werden. Aber auch so war der Schaden groß genug: Zerstörte Brücken und Straßen, der Ausfall der Stromversorgung, Sachschäden von US$ 1 Mrd. und nicht zuletzt 64 Menschenleben waren der bislang höchste Preis, den die Großstadt zu zahlen hatte.

•1989 zerstörte in San Francisco und Umgebung ein Erdbeben einige Häuser, Straßen und Brücken, etwa 40 Tote und Hunderte von Verletzten waren die Folge. Besonders schlimm waren die Schäden auf der San Francisco-Oakland Bay Bridge.

San Franciscos Innenstadt nach dem Erdbeben von 1906

•Im Januar 1994 wurde erneut Los Angeles von schweren Erdbeben heimgesucht, die insgesamt 56 Todesopfer und rund 200.000 Obdachlose forderten. Wochenlang campierten ca. 18.000 Menschen im Freien. Lange Zeit kam die Erde wegen einer Serie heftiger Nachbeben nicht zur Ruhe: Noch zwei Wochen später gab es innerhalb von 21 Minuten sieben Nachbeben bis zur Stärke 6,7.

In der jüngeren Vergangenheit blieben zwar die ganz großen Katastrophen aus, dafür aber bebte die kalifornische Erde in unschöner Regelmäßigkeit, sodass fast jedes Jahr deutlich spürbare tektonische Bewegungen zu vermelden waren:

•1999 wurde ein Erdstoß von der Stärke 7,1 registriert, der allerdings ohne negative Folgen blieb, da sein Epizentrum in der Wüste bei Joshua Tree lag.

•Zwischen San Francisco und Los Angeles sorgte 2003 ein Beben der Stärke 6,5 in Städten wie Cambria, San Simeon und besonders Paso Robles für Panik. Zwei Frauen wurden von Dachtrümmern erschlagen, in mehreren Tausend Haushalten fiel der Strom aus, die Sachschäden gingen in die Millionen. Auch im Atomkraftwerk Diablo Canyon waren die Erdstöße deutlich spürbar. Innerhalb einer halben Stunde nach dem Beben wurden 30 Nachbeben registriert, darunter eines der Stärke 4,7.

•Im September 2004 erschütterte eine Reihe von Erdbeben von der Stärke 6,0 die Region um die Ortschaft Parkfield, wegen der geringen Bevölkerungsdichte kam es aber kaum zu nennenswerten Schäden.

•Im Juni 2005 gab es etwa 130 km vor der Küste ein Erdbeben der Stärke 7,0. Das Beben war in vielen kalifornischen Küstenorten zu merken, vor allem in Crescent City. Hier wurden auch einige Hotels evakuiert, nachdem vorübergehend Tsunami-Alarm ausgelöst worden war.

•Im November 2006 sorgte ein Seebeben im Pazifik für einen kleinen Tsunami, der die Küste bei Crescent City traf und dort Hafenanlagen zerstörte.

•Die tektonisch labile Situation wurde durch Erdbeben 2007 (in San Francisco, Stärke 5,6), 2008 (in San Bernardino und Los Angeles, Stärke 5,4), 2009 (in Los Angeles, Stärke 5,3) und 2010 (Calexico, Stärke 7,2) dokumentiert.

•Im August 2014 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6 das südliche Napa Valley und richtete zahlreiche Schäden an.

•Im April 2018 erbebten die Channel Islands im südlichen Kalifornien bei einem Ereignis der Stärke 5,3, das aber kaum Schäden verursachte.

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Warten auf „The Big One“

Im Juli 1992 wurde die kalifornische Mojave-Wüste wieder einmal von Erdbeben erschüttert. Die Erdstöße von Landers (7,4) und Big Bear (6,5) waren insofern von ungewöhnlicher Bedeutung, als sie offensichtlich die Situation in Kalifornien grundlegend veränderten. Wie Wissenschaftler in der New York Times berichteten, hat sich das Beben quer über vier bestehende Erdspalten hingezogen und eine neue, weitaus größere Spalte gerissen. Ein Gebiet in der Form eines Dreiecks mit den Eckpunkten Landers, Big Bear und Joshua Tree hat sich dabei vom St.-Andreas-Graben entfernt. Geologen sehen darin Hinweise für den „Großen Knall“ (The Big One; Big Bang), der in den nächsten Jahren eintreten könne und das Schlimmste befürchten lasse. Dieses Beben, so der Direktor des südkalifornischen Erdbebenzentrums, werde auf der Richter-Skala über dem Wert 8,0 liegen und mindestens drei Minuten dauern. Sein Epizentrum werde vermutlich im Süden der St.-Andreas-Verwerfung liegen und die Städte San Bernardino, Riverside und Palm Springs existenziell betreffen. Zum 100. Jahrestag des Bebens von 1906 äußerten Experten sogar die Meinung, die Wahrscheinlichkeit eines großen Erdbebens in den nächsten 30 Jahren liege bei über 60 %. Milliarden werden investiert, um die Wasserversorgung für den Fall der Fälle zu sichern und Häuser erdbebenresistenter zu bauen.

Diese beunruhigenden Expertenmeinungen haben auf die Psyche der Menschen in den betroffenen Gebieten kaum Auswirkungen. Inzwischen hat man gelernt, mit der Erdbebengefahr umzugehen, sich so gut wie möglich darauf einzustellen und – z. B. auf dem architektonischen Sektor – Vorkehrungen zu treffen. Damit kann eine mögliche Naturkatastrophe zwar nicht verhindert, aber in ihren Folgen gemildert werden, was gerade in jüngerer Vergangenheit unter Beweis gestellt wurde. Und seit der Installierung mehrerer voneinander unabhängiger Löschwasser- und Hydrantensysteme hofft man, solch verheerenden Bränden wie 1906 in San Francisco vorgebeugt zu haben. Entscheidend aber ist, dass die Einwohner der erdbebengefährdeten Gebiete es nicht zulassen, dass die Angst vor dem nächsten Erdstoß oder gar dem Großen Knall in ihr Leben eingreift. Geübt in der Technik des Verdrängens, gehen sie fatalistisch davon aus, dass das Unvermeidliche irgendwann einmal kommen wird, aber es zählt nicht für das Hier und Jetzt.

Die Landschaften

Etwa 2.000–3.000 m tiefe Seegräben begrenzen im Westen jene Erdplatte, die Kalifornien trägt (Amerikanische Platte) und die in einem rund 30 km breiten Schelfgürtel in den Stillen Ozean hineinragt. Dahinter steigt an der 1.200 km langen pazifischen Küste das Land unvermittelt und oft in Terrassen aus dem Ozean. Der eigentliche Küstenstreifen ist relativ schmal, die Uferlinie mit Ausnahme der Bays von San Francisco und San Diego vergleichsweise gerade, oft von erstaunlich langen Sandstränden gesäumt und nicht sehr differenziert.

Der erste Gebirgsstrang, der wie erwähnt in Nord-Süd-Richtung das Land durchzieht, ist das pazifische Gebirgssystem (Coast Ranges), das den westlichen Strang der nordamerikanischen Kordilleren bildet und teilweise über 3.000 m hoch ist. Die Coast Ranges sind wiederum in mehrere Bergketten gegliedert und beginnen oft nur wenige Kilometer hinter der Küste. An manchen Stellen, wie zwischen Los Angeles und San Francisco, reichen sie aber direkt bis an den Ozean.

Blumenbestandene Pazifikküste am Pigeon Point Lighthouse nahe Pescadero

Hochalpine Landschaft im Yosemite National Park

Während sich im Norden der zweite Gebirgszug fast unmittelbar östlich an die Coast Ranges anschließt, dehnt sich im südlichen Teil des Bundesstaates zwischen Redding und Bakersfield das 600 km lange und 60 km breite Kalifornische Längstal (Central Valley, Great Valley) aus, ein z. T. äußerst fruchtbares Schwemmland-Tal, das die bedeutendste landwirtschaftlich genutzte Region des amerikanischen Westens überhaupt darstellt und zur San Francisco Bay hin entwässert wird. Östlich wird das Central Valley von der