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DAS FINALE
Was als letzter, verzweifelter Versuch begann, die Menschheit vor den Psychlos zu retten, verwandelte sich in eine verheerende Ausbreitung über die ganze Galaxie, bei der unzählige Alienrassen nun ein übelwollendes Auge auf die Erde warfen …
Und während ein paar verstreute Überreste der Menschheit sich an die Hoffnung klammern, so etwas wie eine Gesellschaft zu etablieren, finden sich Jonnie Goodboy Tyler und seine zusammengewürfelte Mannschaft schottischer Highlander im Zentrum eines uneingeschränkten intergalaktischen Krieges, den sie nie kommen sahen.
Ihre einzige Hoffnung ist verschleiert in einem Jahrtausende alten Geheimnis der uralten »Siater« und erreicht ihren Höhepunkt in einer Enthüllung, die die gesamte Machtstruktur des Kosmos verändern kann.
Werden die Psychlos einen letzten Schlag inszenieren … oder werden intergalaktische Banker die Letzten der Menschheit zu endloser Sklaverei verdammen? Wird der kommende intergalaktische Krieg die Erde endgültig zerstören … oder wird die Menschheit schließlich eine Festung errichten, von der aus sie überleben kann?
Verpassen Sie nicht den Ausgang von Kampf um die Erde − der bahnbrechenden New York Times-Bestseller-Saga über Intrigen und Ungewissheit, Liebe und Krieg, Macht und Vision. Es ist Ihre Zukunft. Verpassen Sie sie nicht.
Als ein BESTÄNDIGER INTERNATIONALER BESTSELLER wurde Kampf um die Erde von der Random House Modern Library Leserabstimmung unter die ersten drei der hundert besten englischsprachigen Romane des 20. Jahrhunderts gewählt und hat weltweit Lob von Kritikern geerntet, einschließlich der US Golden Scroll und der Saturn Awards, Italiens renommierter Auszeichnung Tetradramma d’Oro (für die der Geschichte innewohnende Friedensbotschaft) und Frankreichs Gutenberg-Auszeichnung für den außergewöhnlichen Beitrag des Romans zum Genre.
Diese 21.-Jahrhundert-Ausgabe enthält:
Nie zuvor veröffentlichte handschriftliche Notizen des Autors
Ein exklusives Interview mit dem Autor
Original Liedtexte für den Roman, geschrieben von L. Ron Hubbard
Umschlagbild vom legendären Frank Frazetta
Erleben Sie das epische Abenteuer, das die Form der Science-Fiction für immer veränderte.
»Kampf um die Erde ist mehr als reine Science-Fiction, es ist reines GOLD.«
− BARNES & NOBLE
»Ohne Punkt und Komma. Jedes Kapitel hat einen großen Knalleffekt.«
− KEVIN J. ANDERSON
Autor im Dune-Universum
»Ein hervorragender Geschichtenerzähler mit absoluter Beherrschung von Plot und Tempo.«
− PUBLISHERS WEEKLY
Auszug aus Kampf um die Erde
[Teil 20, Kapitel 9]
»In diesem Schützengraben haben vor über tausend Jahren siebenundsechzig Offiziersanwärter im letzten Gefecht gegen die Psychlo-Invasoren ihr Leben gelassen. Als ich diesen Ort zum ersten Mal gesehen habe, hat mir das Hoffnung gegeben. Nicht, dass sie im Kampf unterlagen. Dass sie gekämpft haben, in hoffnungsloser Lage, gegen eine gewaltige Übermacht, das ist das Entscheidende. Sie sind nicht vergebens gestorben. Denn jetzt stehen wir hier, und wir setzen den Kampf fort. Ihr und eure Pilotenkameraden beherrscht den Himmel über der Erde.
Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich den einen oder anderen von euch brauchen, und ich werde euch rufen. Werdet ihr kommen, wenn ihr gerufen werdet?«
− Jonnie Goodboy Tyler
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 1047
Veröffentlichungsjahr: 2023
»Kampf um die Erde ist mehr als reine Science-Fiction, es ist reines GOLD.«
Barnes & Noble
»Das hat ALLES: Spannung, Pathos, Politik, Krieg, Humor, Diplomatie und intergalaktische Finanzen.«
Publishers Weekly
»Kampf um die Erde ist eine großartige Geschichte! Die ganz bewusst zurückhaltend gespielte Komödie fand ich köstlich. Ein Meisterstück.«
Robert A. Heinlein
Autor von Fremder in einer fremden Welt
»Nachdem ich mit Kampf um die Erde einmal angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören und habe die ganze Nacht durchgelesen. Ich war fasziniert davon.«
Frederik Pohl
Autor von Gateway
»Ein Science-Fiction-Action-Abenteuer, dessen rasantes Tempo den Puls höherschlagen lässt und das einfach nicht aufhört. Es ist ein Meisterwerk der populären Science-Fiction.«
Brandon Sanderson
Autor von Der Weg der Könige
»Ohne Punkt und Komma. Jedes Kapitel hat einen großen Knalleffekt.«
Kevin J. Anderson
Autor von Das Dunkle zwischen den Sternen
»Die gleiche funkensprühende Energie und das gleiche Staunen wie in Star Wars.«
Dave Wolverton
Autor von Die Balz der Prinzessin Leia
»Hubbard feiert 50 Jahre als professioneller Schriftsteller mit diesem kolossalen, fesselnden Schlagabtausch mit straffem Plot, ungestümer Action und packender Unterhaltung.«
Kirkus Reviews
»Gewaltige, ungestüme Saga. Das Tempo ist von Anfang an hoch und lässt nie nach.«
Atlanta Journal-Constitution
»Cliffhanger über Cliffhanger. Kampf um die Erde ist klassische, harte Science-Fiction, geschrieben von einem Meistererzähler.«
The Buffalo News
»Kampf um die Erde ist ein großartiger Roman im Stil von Star Wars, witzig und Abenteuer im Überfluss.«
The Baltimore Sun
»Die gute, altmodische Weltraumoper feiert ein starkes Comeback in L. Ron Hubbards Kampf um die Erde.«
New York Newsday
»Weltraumoper, die den richtigen Ton trifft. Sie ist provokativ, anregend und wirklich unterhaltsam.«
SciFi.com
»Hubbards Fähigkeit zu schreiben und die Geschichte mitreißend zu gestalten ist unbestreitbar. Es gibt eine Menge Action, Schlachten und jede Menge Außerirdische.«
Los Angeles Times
»Es ist eine mitreißende und zugleich erbauliche Geschichte, eine Saga vom Kampf und Triumph des Menschen.«
The Advocate (Baton Rouge)
»Ein episches Science-Fiction-Abenteuer; die fesselnde Geschichte packt Verstand und Fantasie.«
Orange County Register
»Hubbard hält das Ganze mit viel Geschick in Schwung. Er lässt den Blick über die Torheiten der Zivilisation schweifen, inmitten ungestümer Action und unwiderstehlicher Unterhaltung.«
Richmond Times-Dispatch
»Erbarmungslose, extrem gute Geschichte.«
Los Angeles Magazine
Ausgewählte belletristische Werke von
L. Ron Hubbard
FANTASY
Wenn ich du wäre
Sklaven des Schlafes & Die Herren des Schlafes
Die Schreibmaschine im Himmel
SCIENCE-FICTION
Kampf um die Erde
Final Blackout
Das große Geheimnis
Rebell der Milchstraße
Dekalogie* »Mission Erde«
Band 1: Die Verschwörer planen
Band 2: Der Anfang vom Untergang
Band 3: Der Feind im Inneren
Band 4: Eine bizarre Affäre
Band 5: Vermächtnis aus Angst
Band 6: Tödlich verrückt
Band 7: Drang zur Vergeltung
Band 8: Das Verhängnis
Band 9: Das Böse triumphiert
Band 10: Der verdammte Planet
Methusalem, der alte Arzt
Die lange Passage
HISTORISCHE ROMANE
Buckskin Brigades
Under the Black Ensign
MYSTERY
Cargo of Coffins
Dead Men Kill
Angst
Spy Killer
WESTERN
Branded Outlaw
Six-Gun Caballero
Eine vollständige Liste von L. Ron Hubbards Werken der Unterhaltungsliteratur findet man bei: www.galaxypress.com
*Dekalogie: eine Sammlung von zehn Bänden
GALAXY PRESS, INC.
7051 Hollywood Blvd., Suite 200, Hollywood, CA 90028 USA
KAMPF UM DIE ERDE: EINE SAGA AUS DEM JAHR 3000BAND 2© 2024 L. Ron Hubbard Library
Titelbild: Frank Frazetta Titelbild Illustration: © 1984 L. Ron Hubbard Library. Alle Rechte vorbehalten.
Jedes unautorisierte, teilweise oder vollständige Kopieren, Übersetzen, Vervielfältigen, Importieren oder Verbreiten mit welchen Mitteln auch immer, einschließlich elektronischen Kopierens, Speicherns oder Übertragens, verstößt gegen einschlägige Gesetze.
Taschenbuch ISBN: 978-1-61986-789-5ePub Ausgabe ISBN: 978-1-61986-832-8Kindle ISBN: 978-1-61986-834-2
MISSION EARTH ist eine Handelsmarke der L. Ron Hubbard Library und wird mit deren Genehmigung verwendet.
German
Dieser brandneue Roman ist Robert A. Heinlein, A. E. van Vogt, John W. Campbell jr. und der ganzen Truppe frohgemuter Science-Fiction- und Fantasy-Schriftsteller der dreißiger und vierziger Jahre – des Goldenen Zeitalters –, die Science-Fiction und Fantasy zu den anerkannten und beliebten literarischen Genres machten, die sie heute sind, gewidmet.
*Zu den Stars dieser Zeit gehören u. a.:
Forrest J. Ackerman, Poul Anderson, Isaac Asimov, Harry Bates, Alfred Bester, Eando Binder, James Blish, Robert Bloch, Nelson Bond, Anthony Boucher, Leigh Brackett, Ray Bradbury, Fredric Brown, Arthur J. Burks, Edgar Rice Burroughs, Karel Čapek, E. J. Carnell, Cleve Cartmill, Arthur C. Clarke, Hal Clement, Groff Conklin, Ray Cummings, L. Sprague de Camp, Lester del Rey, August Derleth, Ralph Milne Farley, Hugo Gernsback, Mary Gnaedinger, H. L. Gold, Edmond Hamilton, Robert E. Howard, E. Mayne Hull, Aldous Huxley, Malcolm Jameson, David H. Keller, Otis Adelbert Kline, C. M. Kornbluth, Henry Kuttner, Fritz Leiber, Murray Leinster, Willy Ley, Frank Belknap Long, H. P. Lovecraft, R. W. Lowndes, J. Francis McComas, Laurence Manning, Leo Margulies, Judith Merril, Sam Merwin, Jr., P. Schuyler Miller, C. L. « Northwest Smith » Moore, Alden H. Norton, George Orwell, Raymond A. Palmer, Frederik Pohl, Fletcher Pratt, E. Hoffman Price, Ed Earl Repp, Ross Rocklynne, Eric Frank Russell, Nathan Schachner, Idris Seabright (Margaret St. Clair), Clifford D. Simak, C. A. Smith, E. E. « Doc » Smith, Olaf Stapledon, Theodore Sturgeon, John Taine, William F. Temple, F. Orlin Tremaine, Wilson Tucker, Jack Vance, Donald Wandrei, Stanley G. Weinbaum, Manly Wade Wellman, H. G. Wells, Jack Williamson, Russell Winterbotham, Donald A. Wollheim, Farnsworth Wright, S. Fowler Wright, Philip Wylie, John Wyndham, Arthur Leo Zagat und all ihre Illustratoren.
Sie alle sind immer wieder lesenswert, jeder Einzelne.
1982 beauftragte L. Ron Hubbard den Künstler Frank Frazetta (1928–2010), den Geist von Kampf um die Erde auf eine Leinwand zu bannen. Sein Gemälde, das den epischen Kampf zwischen dem Menschen und außerirdischen Rassen anschaulich macht, ziert nun, zur Feier der Neuerscheinung des Buches, den Einband dieser neuen Ausgabe. Frazetta war berühmt für seine bahnbrechende Bildsprache, die er als Illustrator sowie als Maler erschuf und die inzwischen Kultstatus erreicht hat. Begehrt bei Verlegern, der Unterhaltungsindustrie und Kunstsammlern, ist sein künstlerisches Schaffen auf Buch- und Schallplattenhüllen, Plakaten und in Museen zu sehen. L. Ron Hubbard nannte Frazetta den König der Illustratoren – eine Hommage an das herausragende Können des Künstlers, seine Popularität und seinen bleibenden Einfluss auf die Welt der Illustration.
Brown Limper Staffor leitete die Sitzung des Rates. Er hatte miserable Laune.
Da saßen sie nun im Versammlungsraum, die Ratsmitglieder ihm gegenüber, ein Stückchen tiefer, wie es sich gehörte, und redeten und redeten und redeten. Erlaubten sich, mit ihm zu diskutieren, mit dem Ratsvorsitzenden des Planeten! Wagten es, mit seinen Maßnahmen nicht einverstanden zu sein!
Dieser schwarze Bursche aus Afrika! Diese gelbe Kreatur aus Asien! Dieser lederhäutige Schwachkopf aus Südamerika! Dieses dämliche, stiernackige Scheusal aus Europa! Grrr, grrr, grrr und GRRR!
Machten sie sich denn gar nicht klar, dass er die denkbar größten Anstrengungen zum Wohle der Menschheit unternahm? Außerdem repräsentierte er, Brown Limper Staffor, seit der Ankunft der Briganten FÜNF Stämme. Er war der wirkliche Generalbevollmächtigte von Amerika!
Sie diskutierten über die Kosten und die Vertragsbedingungen der Anwerbung der Briganten. Ausgerechnet darüber! Der Planet brauchte eine Verteidigungsstreitmacht. Und die Klauseln, die er so sorgfältig ausgetüftelt hatte – in Stunden zähen Feilschens mit General Snith –, waren allesamt notwendig.
Der Generalbevollmächtigte von Afrika beanstandete die Besoldung. Führte aus, dass hundert Credits pro Brigant und Tag völlig übertrieben seien, sogar Ratsmitglieder erhielten nur fünf. Hatte die Stirn, darauf hinzuweisen, dass eine derart großzügige Verteilung des Geldes zu seiner Entwertung führen würde. Gerede, Geschwätz, Wortgeklingel. Kleinliches Herumreiten auf völlig unwichtigen Nebensächlichkeiten!
Dabei war Brown Limper gut vorangekommen. Er hatte den Rat inzwischen auf fünf Mitglieder eingeschrumpft, aber es sah wirklich so aus, als wären das immer noch vier zu viel!
Er zermarterte sich das Hirn, wie er aus dieser Zwickmühle herauskommen könnte.
Am Morgen hatte er sich von Lars zum Vorort der Briganten hinausfahren lassen. Zugegeben, es war ein bisschen abstoßend gewesen, mit ansehen zu müssen, was diese Brigantenweiber da trieben. Splitternackt, auf offener Straße. Aber General Snith hatte ihn während der Besprechung beruhigt und ihm versichert, das sei nur ein übermütiger Spaß.
Auf dem Rückweg hatte ihm Lars von diesem wunderbaren, großartigen Feldherrn vergangener Zeiten erzählt, einem Mann namens … Bitter? Nein … ah, hier stand es: Hitler? Ja, Hitler. Dass er ein Vorkämpfer für Rassenreinheit und moralische Rechtschaffenheit gewesen sei, hatte Lars ihm vorgeschwärmt. Das mit der Rassenreinheit schien ihm nicht so interessant, aber beim Stichwort »moralische Rechtschaffenheit« hatte Brown Limper aufgehorcht. Denn dafür hatte sich zeitlebens auch sein Vater eingesetzt.
Und nun saß er hier und hörte sich diese endlosen Argumente und Einwände an. Er erinnerte sich an ein Gespräch – rein geselliger Natur –, das er mit dieser freundlichen Kreatur namens Terl geführt hatte. Es war um Druckmittel gegangen. Wenn man ein Druckmittel in der Hand hatte, konnte man so ziemlich tun und lassen, was man wollte. Wahre Worte. Diese Kreatur wusste, wovon sie sprach. Brown Limper hatte das sofort eingeleuchtet. Er hoffte sehr, dass Terl in ihm einen gelehrigen Schüler sah, denn ihm lag viel an seiner Freundschaft und Hilfe.
Leider war es so, dass er gegen den Rat überhaupt kein Druckmittel besaß. Er dachte über einen Weg nach, wie er sie dazu bringen könnte, ihn und einen Sekretär als Generalbevollmächtigte für den Planeten einzusetzen. Ihm fiel nichts ein, und er ließ sich durch den Kopf gehen, was ihm Terl noch so alles erzählt hatte: lauter gute, praktische Ratschläge. Zum Beispiel, wenn er sich recht entsann, dass man ein Gesetz verabschieden musste, um die Gesetzesbrecher dann einzusperren oder ihre Übertretungen als Druckmittel gegen sie zu verwenden. Irgendwie so war das gewesen.
Und da hatte er einen Geistesblitz.
Er klopfte auf den Tisch und bat um Ruhe.
»Die Resolution über den Vertrag mit den Briganten wird vertagt«, sagte er und bemühte sich, so gebieterisch wie möglich zu klingen.
Die Ratsmitglieder beruhigten sich und Asien faltete die Arme vor der Brust in einer Geste von … von … war das Trotz? Na, den würde er sich vorknöpfen!
»Ich habe einen anderen Tagesordnungspunkt einzubringen«, sagte Brown Limper, »und zwar zum Thema Moral.« Er hob an zu einer Rede über die Moral an sich und im Besonderen. Dass sie das Rückgrat der Gesellschaft darstelle. Und dass gerade die Männer des öffentlichen Lebens ehrenhaft und verlässlich sein und sich eines untadeligen Verhaltens befleißigen müssten. Und dass sie auf keinen Fall in verfänglichen Situationen oder in zweifelhafter Umgebung ertappt werden dürften.
Das stieß auf Zustimmung. Die Ratsmitglieder waren durchweg Männer von Ehre, und obwohl sie im Einzelnen unterschiedliche Moralvorstellungen hatten, stimmten sie generell zu, dass mit einem öffentlichen Amt eine besondere moralische Verpflichtung einherginge.
Einstimmig verabschiedeten sie die vorgeschlagene Resolution, wonach skandalöses Verhalten von Amtsinhabern mit sofortiger Enthebung des Delinquenten von allen öffentlichen Ämtern zu ahnden sei. Da standen sie mit voller Überzeugung dahinter.
Nun hatten sie wenigstens einen Beschluss unter Dach und Fach und konnten sich beruhigt vertagen.
Als er wieder in seinem Büro war, ließ sich Brown Limper von Lars über die Anwendung von »Minikameras« unterrichten. Lars wusste einiges darüber und war sicher, dass ihnen Terl sagen könnte, wo sie auf dem Minengelände noch welche fänden.
Am nächsten Morgen, als alle Ratsmitglieder ihre Hotelzimmer verlassen hatten, versteckte Lars – im Interesse von Anstand und Sitte – einige Minikameras an unverdächtigen Stellen in den Räumen und schloss sie an automatische Picto-Recorder an. Abends führte Brown Limper ein streng vertrauliches Gespräch mit General Snith. Das Ergebnis war, dass ein Dutzend der hübscheren Brigantenmädchen im Hotel anheuerte. Der Manager, dem es an verschiedenen Stellen an Personal fehlte, hatte sich schnell dazu bereit erklärt, sie einzustellen. Er fand auch, dass man so hübsche Damen am besten dort einsetzte, wo sie direkten Kontakt zu den Gästen hatten, um diesen den Aufenthalt so komfortabel wie möglich zu machen.
Am nächsten Abend lobte Terl all diese Maßnahmen als außerordentlich klug und versäumte auch nicht, seinen Stolz darüber auszudrücken, dass Brown Limper sich das ganz allein ausgedacht hatte.
Brown Limper fühlte sich sehr geschmeichelt und eilte zurück ins Büro, um bis in die späte Nacht hinein die weiteren Schritte seines Plans auszuarbeiten. Eine besondere Rolle spielten dabei die Anklagepunkte, die er gegen Jonnie Goodboy Tyler vorbringen würde, wenn er nur erst freie Hand hätte. Oh, diese Liste wurde lang! Die Bestrafung war längst überfällig!
Es herrschte mondlose Dunkelheit. Die Lichter rund um den Käfig waren gelöscht worden. Der Posten hatte Anweisung, sich anderswo aufzuhalten.
Brown Limper saß auf dem Boden. Terl kroch dicht an die Gitter heran. Lars Thorenson saß mit einer abgeschirmten Minitaschenlampe zwischen ihnen, um gegebenenfalls im Wörterbuch nachschlagen zu können.
Sie sprachen leise. Nichts von dem, was sie zu bereden hatten, durfte mitgehört werden. Dies war die entscheidende Nacht!
Terls Klauen zuckten. Vor lauter Anspannung durchfluteten ihn kleine, heiße Wogen. Diese Besprechung war ungeheuer wichtig, von ihrem glücklichen Ausgang hing alles ab. Er bekam kaum Luft. Doch er musste gleichmütig klingen, gelassen und hilfsbereit (ein neues Wort aus dem Lexikon). Der Sache nicht dienliche Regungen mussten rigoros unterdrückt werden – zum Beispiel die, plötzlich durch das Gitter zu fassen (das er, ohne dass sie es wussten, mittels der Fernbedienung, die im Käfig unter den Steinen verborgen war, vom Strom genommen hatte). Das Vergnügen, sie mit den Klauen in Stücke zu reißen, war absolut zweitrangig im Verhältnis zu dem, was er sich für diese Nacht vorgenommen hatte. Er zwang sich, sich voll und ganz auf die Aufgabe zu konzentrieren, die vor ihm lag.
Flüsternd erzählte ihm Brown Limper, dass es ihm gelungen war, einen eklatanten Skandal im Rat offenzulegen. Er hatte jeden der vier Generalbevollmächtigten beiseitegenommen und ihnen bestimmte Aufzeichnungen gezeigt, und sie hatten einsehen müssen, dass ihr Verhalten unvereinbar mit dem von ihnen einmütig beschlossenen Gesetz war. Jeder Einzelne von ihnen hatte sich Perversionen treiben sehen, von denen er früher, ehe die Brigantenmädchen – bis zu vier auf einmal – sich seiner angenommen hatten, nicht einmal geahnt hatte, dass es sie gibt. Und sie hatten beschämt eingestehen müssen, dass sie mit ihrem Verhalten dem Rat zur Schande gereichten. (Lars hatte einige Mühe, das Wort »Schande« im Psychlo-Wörterbuch zu finden; schließlich entdeckte er es in der Rubrik Archaische Ausdrücke im Anhang, wo es als altes, nicht mehr in Gebrauch befindliches Wort der Hockner-Sprache verzeichnet war.)
Per Resolution war Brown Limper zum Bevollmächtigten des Rates ernannt worden, assistiert durch einen Sekretär (der es nach einiger Übung inzwischen fertigbrachte, seinen Namen unter ein Dokument zu krakeln, im Übrigen aber des Lesens und Schreibens unkundig war). Die gesamte Autorität des Rates hatte jetzt für immer und ewig das verdienstvollste und kompetenteste Ratsmitglied, Brown Limper, als Planetarischer Generalbevollmächtigter inne. Die anderen hatten ihre sieben Sachen gepackt und waren heimgeflogen. Brown Limpers Wort war nun Gesetz auf dem ganzen Planeten.
Terl hätte gedacht, bei so viel Erfolg müsste das Menschending sich doch freuen; das wäre jedenfalls seine Reaktion gewesen. Flüsternd drückte er seine Anerkennung aus und lobte das vorbildliche staatsmännische Verhalten. Aber Brown Limpers Miene wollte sich nicht erhellen. »Gibt’s sonst noch was, womit ich behilflich sein kann?«, erkundigte sich Terl flüsternd.
Brown Limper holte tief Luft; es hörte sich fast wie ein verzweifelter Seufzer an. Er hatte eine Liste der Verbrechen und Vergehen dieses Jonnie Goodboy Tyler aufgestellt.
»Gut«, sagte Terl so leise wie möglich, »du hast nun die Macht, mit ihm abzurechnen. Handelt es sich um schwerwiegende Anklagepunkte?«
»Oh ja!«, flüsterte Brown Limper und seine Züge hellten sich auf. »Er hat die vom Rat angeordnete Umsiedlung eines Stammes sabotiert, Koordinatoren gekidnappt, einige Stammesangehörige ermordet, ihnen Hab und Gut gestohlen und ihr Stammesrecht verletzt.«
»Ich denke doch, das wiegt schwer genug!«, flüsterte Terl.
»Und das ist noch nicht einmal alles!«, fuhr Brown Limper fort. »Er hat einem Konvoi der Psychlos aufgelauert, die Psychlos erbarmungslos niedergemetzelt, kein Pardon gegeben und ihnen obendrein die Fahrzeuge gestohlen.«
»Kannst du das alles beweisen?«, flüsterte Terl.
»Was den Stamm betrifft, so befinden sich die Zeugen hier. Und von diesem hinterhältigen Überfall werden drüben in der Akademie – du weißt schon, ein Stück hinter den Hügeln – Nacht für Nacht Aufnahmen gezeigt. Lars hat Kopien davon angefertigt.«
»Da möchte ich aber meinen, das ist mehr als hinreichend, um der Gerechtigkeit Genüge zu tun«, sagte Terl. Das Wort »Gerechtigkeit« war wieder so eins, das er erst im Wörterbuch hatte nachschlagen müssen.
»Und sogar das ist noch nicht alles!«, fuhr Brown Limper fort. »Als er die zwei Milliarden Galaktische Credits übergeben hat, die hier gefunden worden sind, da fehlten mehr als dreihundert Credits! Das ist schwerer Diebstahl, ein Kapitalverbrechen!«
Terl rang nach Luft. Aber nicht wegen der Fehlmenge. Zwei Milliarden Galaktische Credits, das nahm ihm den Atem. Dagegen waren seine Särge auf Psychlo kümmerliches Kerbango-Kleingeld.
Er brauchte ein paar Minuten, um das zu verdauen. Um Zeit zu gewinnen, behauptete er, er brauche eine frische Druckpatrone für die Atemgasmaske. Lars besorgte ihm eine und legte den Stromschalter um, ohne zu bemerken, dass er den Strom so in Wirklichkeit einschaltete. Terl musste blitzschnell die Fernbedienung drücken, sonst wäre der Schwachkopf am Gitter verkohlt!
Während er die Patrone einsetzte, überschlugen sich Terls Gedanken. Steckte der alte Numph dahinter? So musste es wohl sein. Schau an, der alte Stümper war gar nicht so ein Stümper gewesen! Er hatte also noch andere Schwindeleien am Laufen gehabt und zwar über … über dreißig Jahre? Ja, das musste wohl hinkommen. Zwei Milliarden Galaktische Credits! Terl revidierte unverzüglich seinen Plan. Er wusste genau, was mit den zwei Milliarden zu geschehen hatte. Diese zwei Milliarden würden in drei oder vier Särgen auf schnellstem Wege auf seinen Friedhof verfrachtet werden. Wenn er die Särge mit dem Vermerk »Strahlentote« versah, würde niemand wagen, sie zu öffnen. Seine bisherigen Pläne waren viel weniger praktikabel. Er gab sie ohne Zögern auf und ein ganzes Spektrum völlig neuer Möglichkeiten tat sich vor ihm auf. Der neue Plan war nicht nur absolut narrensicher, sondern versprach auch enormen Gewinn. Im Nu hatte er alles neu zusammengesetzt. Der Plan war weitaus sicherer als der frühere. Viel realistischer. Und über jeden Zweifel erhaben.
Das geheime nächtliche Gespräch konnte fortgesetzt werden.
»Was ist denn nun wirklich dein Problem?«, fragte Terl flüsternd. Er wusste doch genau, wo diesen Idioten der Schuh drückte. Er konnte das Menschending Tyler nicht zwischen die Klauen kriegen, das war’s!
Brown Limper sank wieder wie ein Häufchen Elend in sich zusammen. »Die Anklagepunkte sind das eine. Tyler zu fassen zu bekommen ist eine ganz andere Geschichte.«
»Mhm«, machte Terl und hoffte, dass es sich nachdenklich und besonnen (auch so ein neu gelerntes Wort) anhörte. »Lass mich überlegen … tja … mhm … Das Wichtigste ist, ihn auf irgendeine Weise hierherzulocken.« So weit war das eine Binsenweisheit, Grundwissen für jeden Sicherheitschef. »Du kannst nicht einfach losziehen und ihn einsacken. An den Kerl ist nicht ranzukommen, entweder entwischt er dir oder er wird zu gut geschützt. Also musst du ihn herlocken, weg von denen, die ihn schützen. Und dann musst du zuschlagen.«
In Brown Limper keimte Hoffnung auf. Was für eine brillante Idee!
»Das letzte Mal, das er hier aufgetaucht ist, war, als die Teleportationsanlage betätigt wurde«, flüsterte Terl und versuchte, das nervöse Zucken so gut wie möglich zu unterdrücken. »Wenn er erfahren würde, dass eine weitere Teleportation bevorstünde, dann wäre er schneller als der Blitz hier. Dann könntest du zuschlagen.«
Das leuchtete Brown Limper ein.
»Aber da ist noch ein anderes Problem«, sagte Terl. »Er benutzt Eigentum der Minengesellschaft. Flugkörper, Maschinen und alle möglichen Ausrüstungsgegenstände. Wenn das alles dir persönlich überschrieben würde, könntest du ihn wegen Diebstahls in ganz großem Stil drankriegen.«
Brown Limper kam nicht mehr mit. Lars musste alles wiederholen und genau erklären. Aber Brown Limper kapierte es immer noch nicht ganz.
»Und er verfügt über den Planeten, als ob er ihm gehören würde«, fuhr Terl in aller Ruhe fort. »Ich weiß nicht, ob dir bekannt ist, dass die Intergalaktische Minengesellschaft der Imperialen Regierung von Psychlo viele Billionen Credits für diesen Planeten bezahlt hat. Er gehört der Minengesellschaft!«
Lars musste zuerst einiges in Psychlo nachschlagen und dann in einem alten englischen Wörterbuch, um klarzumachen, wie viel eine Billion war; schließlich schrieb er die Zahl für Brown Limper auf einen Zettel. Brown Limper begriff zu guter Letzt, dass es sich um eine unvorstellbare Menge Geld handelte.
»Aber der Planet ist fast vollständig ausgebeutet«, sagte Terl. Das war zwar eindeutig gelogen, aber die beiden Menschendinger konnten das ja nicht beurteilen. Ein Planet war so lange nicht ausgebeutet, bis man zum flüssigen Kern vorgedrungen war. »So wie die Dinge jetzt liegen, ist er nur noch ein paar Milliarden Credits wert.« In Wahrheit waren es noch rund vierzig Billionen. Heilige Supernova! Er musste unbedingt dafür sorgen, dass von diesem Kuhhandel niemals auch nur ein Sterbenswörtchen bekannt wurde! Aber er war genial.
»Ich bin der zuständige örtliche Vertreter und Bevollmächtigte der Minengesellschaft«, flüsterte Terl. »Ich bin autorisiert, rechtsgültige Verfügungen über das Eigentum der Minengesellschaft zu treffen.« Was für eine himmelschreiende Lüge! Oh ja, er musste aufpassen, dass das niemand spitzbekam. »Dir war das natürlich von Anfang an klar. Und dieser Tyler hat es auch gewusst, deshalb hat er mich überhaupt am Leben gelassen.«
»Aha!«, hauchte Brown Limper. »Das war mir schon immer ein Rätsel! Er ist doch so ein blutrünstiger Kerl, ich konnte überhaupt nicht verstehen, warum er dich am Leben ließ, wo er doch am selben Tag die Chamcos einfach umbrachte.«
»Nun, jetzt weißt du, warum«, sagte Terl. »Er hat versucht, mit mir Verhandlungen über den Verkauf der irdischen Zweigunternehmung der Intergalaktischen Minengesellschaft und des gesamten Planeten zu führen. Deshalb denkt er, er könne nach Belieben über das Eigentum der Minengesellschaft verfügen und rund um den Erdball trampeln, wie es ihm gerade gefällt. Natürlich wollte ich nichts davon hören. Ich weiß ja, was für einen schlechten Charakter er hat.« (Auch das Wort »Charakter« gehörte zu den Neuerwerbungen Terls.)
Brown Limper war geradezu überwältigt, als er erkannte, was für eine gemeine Falle Tyler ihm gestellt hatte. Ein paar Sekunden lang hatte er das Gefühl, als ob das Stück Erde, auf dem er sich niedergelassen hatte, unter seinem Hintern wegbröckelte.
»Weiß er, wo die zwei Milliarden aufbewahrt werden?«, erkundigte sich Terl.
»Ja«, flüsterte Brown Limper zurück, ganz angespannt vor Aufregung. Grundgütiger Himmel, wie blind war er gewesen! Tyler hatte vor, das Eigentum der Minengesellschaft und sogar den ganzen Planeten zu kaufen! Und was würde dann aus Brown Limper werden?
Es war genau die Reaktion, mit der Terl gerechnet hatte. »Aber ich denke gar nicht daran, ihm etwas zu verkaufen. Nicht dieser Kreatur Tyler! Ich habe an dich gedacht.«
Brown Limper entwich ein Seufzer der Erleichterung. Er äugte über die Schultern zurück, nach links und nach rechts, und dann beugte er sich vor. Zu ärgerlich, dass alles erst hin- und herübersetzt werden musste. Was das an Zeit kostete! »Würdest du das Eigentum der Minengesellschaft und den Planeten an mich verkaufen? Also, ich meine natürlich: an uns, an den Rat?«
Terl schien darüber nachzudenken. Schließlich antwortete er: »Nun ja, das ist mehr wert als zwei Milliarden. Aber wenn ich die Credits in bar bekomme und ein paar andere Zuwendungen, wäre ich einverstanden.«
Brown Limper hatte sich erst kürzlich gründlich mit Wirtschaftslehre beschäftigt. Er wusste, worauf er achten musste. »Mit einem ordnungsgemäßen Kaufvertrag?«
»Natürlich«, versicherte Terl, »der Kaufvertrag wäre im Augenblick der Unterzeichnung rechtskräftig. Der Vertragsabschluss müsste natürlich auf Psychlo aktenkundig gemacht werden – eine reine Formalität.« Bei allen Ratten, wenn er je den Versuch unternähme, so etwas aktenkundig zu machen, und wenn sie da oben auch nur andeutungsweise davon erführen, würden sie ihn verdampfen, und zwar auf die qualvoll langsame Art!
Er tat so, als wäre die letzte Atemgaspatrone aufgebraucht und verschaffte sich Bedenkzeit durch einen weiteren Patronenwechsel. Es gab eine Vorschrift, wie zu verfahren war, wenn ein Planet abgeschrieben wurde. Ein Verkauf kam auch in solchen Fällen für die Minengesellschaft nie in Frage. War ein Planet ausgebeutet, dann wurde er mit einer bestimmten Waffe zerstört. Und genau das war das Schicksal, das Terl dem Planeten zugedacht hatte. Die ersten Schritte waren schon getan. Er riss sich am Riemen. Der hübscheste von ihm unterzeichnete Kaufvertrag würde in Rauch aufgehen, wenn er den Planeten zerstörte. Sehr gut. Die Minengesellschaft konnte bis zu zwei Jahre brauchen, bis sie zum Gegenangriff gerüstet war. Er hatte jede Menge Zeit. Er konnte unbesorgt diesen Schein-Kaufvertrag unterzeichnen.
Noch einmal steckten sie die Köpfe zusammen. »Damit ich dir so entgegenkomme, müsstest du Folgendes tun: Erstens, lass mein altes Büro wiederherrichten. Zweitens, lass mich dort ungestört arbeiten, damit ich die Schaltanlagen für ein neues Teleportationsterminal berechnen und aufbauen kann. Drittens, sorg dafür, dass mir alles zur Verfügung steht, was ich brauche. Und viertens, verschaff mir eine angemessene Schutztruppe, die mir bei der Abfeuerung am Terminal zur Verfügung steht.«
Brown Limper sah aus, als wären ihm einige Zweifel gekommen.
»Natürlich werde ich die zwei Milliarden ins Hauptbüro der Minengesellschaft auf Psychlo bringen müssen«, sagte Terl. »Ich bin ja schließlich kein Dieb.«
Das wusste Brown Limper natürlich zu schätzen.
»Und ich muss selbstverständlich melden, dass ich eine Übertragungsurkunde für das Eigentum der Minengesellschaft und für den Planeten ausgestellt habe, sonst wäre das rechtlich nicht abgesichert«, sagte Terl. »Ich möchte nicht, dass du eine nicht eingetragene Urkunde in der Hand hast. Ich möchte fair zu dir sein.« (Auch das Wort »fair« hatte er erst aus dem Wörterbuch gelernt.)
Ja, sagte Brown Limper. Man konnte ja sehen, dass er sich große Mühe gab, fair zu sein und alles den gesetzlich vorgeschriebenen Weg gehen zu lassen. Trotzdem, ein kleiner Rest Zweifel blieb.
»Und wenn du die Verkaufsurkunde hast, dann gehören dir alle Bergwerksanlagen auf der Erde, samt aller Ausrüstung, und der Planet natürlich auch. Tyler hat dann kein Recht mehr, in der Gegend herumzufliegen.«
Brown Limper richtete sich ein wenig auf. Sein Interesse wurde etwas lebhafter.
»Außerdem«, fuhr Terl fort, »kannst du auf verschiedenen Kanälen durchsickern lassen, dass du vorhast, eine Teleportationsladung nach Psychlo abzufeuern. Sobald er davon hört, wird er hier auftauchen, und dann kannst du ihn dir schnappen!«
Das war der entscheidende Satz!
Brown Limper hätte beinahe durch die Gitter gelangt, um die Abmachung durch Handschlag zu bestätigen. Lars konnte ihn gerade noch rechtzeitig daran erinnern, dass die Stäbe unter Strom standen. Brown Limper erhob sich; er konnte nur mit Mühe das Bedürfnis unterdrücken, einen Freudentanz aufzuführen.
»Ich werde den Vertrag aufsetzen!«, sagte er. Hoppla, das war ihm eine Spur zu laut herausgerutscht. »Ich werde den Vertrag aufsetzen«, wiederholte er flüsternd. »Ich erkenne alle deine Bedingungen an. Wir werden es genau so machen, wie du gesagt hast.« Hastig hinkte er los, vor lauter Überschwang in die falsche Richtung. Lars musste ihn einsammeln und zum Fahrzeug dirigieren. Brown Limpers Augen funkelten gefährlich.
Den ganzen Weg zurück nach Denver murmelte er vor sich hin: »Nun wird die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen!«
Terl in seinem Käfig konnte sein Glück gar nicht glauben. Aus der Tiefe seines Inneren wollte schallendes Gelächter aus ihm herausbrechen.
Er hatte es geschafft! Er würde – er war schon! – einer der reichsten Psychlos des Universums!
Macht! Geschafft! Er hatte es geschafft! Er musste nur noch dafür sorgen, dass dieser verfluchte Planet auch wirklich in Rauch aufging. Sobald er ihn verlassen hatte.
Jonnie saß am Steilufer und warf kleine Steinbrocken hinunter in den See. Der riesige See, eigentlich ein Binnenmeer, erstreckte sich bis zu den Wolken am Horizont. Dahinten braute sich ein Unwetter zusammen. Ein Naturschauspiel, wie man es an so ausgedehnten Wasserflächen oft erleben kann.
Das Steilufer ragte rund siebzig Meter über dem Wasserspiegel auf, eine fast senkrechte Wand. Die Erosion oder ein vulkanischer Ausbruch der wolkenverhangenen Gipfel im Nordosten hatte den schroffen, oberen Teil des Steilufers mit faustgroßen Steinbrocken übersät. Sie waren wie geschaffen zum Werfen.
Er hatte sich angewöhnt, täglich die paar Kilometer von der Bergwerksanlage bis hierher im leichten Trab zurückzulegen. Es war zwar heiß und schwül hier am Äquator, aber die Bewegung tat ihm gut. Vor den vielen Tieren in der Umgebung hatte er keine Angst, auch wenn sie wild sein mochten. Er ging nie ohne Waffen los, und selbst Raubtiere griffen selten an, wenn man sie nicht gerade aufstörte. Es gab eine Art Trampelpfad, woraus er schloss, dass auch die Psychlos oft hierhergekommen waren. Vielleicht um zu schwimmen, denn der Weg führte das Steilufer hinunter und dann hinüber zu einem Sandstrand auf der anderen Seite. Obwohl, zum Schwimmen wohl kaum. Psychlos schwammen nicht gern. Vielleicht hatten sie von dort unten aus Bootspartien unternommen?
Er hatte gelesen, dass das Gebiet um den See einst eine der am dichtesten besiedelten Gegenden auf diesem Kontinent gewesen war. Mehrere Millionen Menschen hatten hier gelebt. Um die mussten die Psychlos sich wohl vor langer, langer Zeit auf ihre Weise gekümmert haben, denn von Feldern und Behausungen oder erst recht von Menschen war nicht die geringste Spur übrig geblieben.
Er fragte sich, wieso die Psychlos mit Vorliebe Menschen gejagt hatten. Dr. MacKendrick war der Ansicht, es hinge vielleicht mit gewissen Ähnlichkeiten in den Schwingungen des Nervensystems zusammen: Tiere litten möglicherweise nicht intensiv genug, als dass es den Monstern wirklich Genuss verschafft hätte. Es konnte auch mit bestimmten Ähnlichkeiten im äußeren Erscheinungsbild von Psychlos und Menschen zusammenhängen, mit der gleichen Anordnung der Gliedmaßen und mit dem aufrechten Gang, sodass das Nervensystem in vergleichbarer Weise aufgebaut war. Sogar ihr Killergas war speziell auf fühlende Wesen ausgelegt; bei Vierbeinern und Reptilien hatte es eine wesentlich geringere Wirkung. So stand es jedenfalls in einem Instruktionstext der Psychlos zur Anwendung des Gases: Es sei »auf höherentwickelte zentrale Nervensysteme« abgestimmt. Aber was auch immer die Gründe dafür gewesen sein mochten, die Menge an Wild hatten die Psychlos hier jedenfalls kaum vermindert. Und das Wild lief nicht vor Jonnie weg, wenn es seine Witterung aufnahm. Allerdings roch er ja auch nicht im Mindesten wie ein Psychlo.
Draußen über dem Wasser türmten sich die Gewitterwolken immer höher. Jonnie spähte hinüber zur weit entfernten Bergwerksanlage, ob er sich beeilen müsse, um rechtzeitig vor dem Sturm zurückzukommen.
Ein auf die Entfernung winzig aussehendes, dreirädriges Bodenfahrzeug hatte gerade das Bergwerk verlassen. Kam da jemand? Zu ihm? Oder machte nur jemand eine Spazierfahrt?
Er ging wieder dazu über, Steine in den See zu werfen. Im Augenblick entwickelten sich die Dinge nicht so, wie Jonnie sich das gewünscht hätte. Einer der Psychlos war gestorben, die drei anderen rangen noch um ihr Leben. Sie hatten herausgefunden, dass ungefähr ein Drittel der Leichen zwei metallene Fremdkörper im Hirn hatte. Dr. MacKendrick nahm laufend Versuchsoperationen an den Toten vor, um herauszufinden, wie man die Fremdkörper entfernen konnte, ohne den Psychlo umzubringen – für den Fall, dass einer der drei übrigen durchkam. Sie hatten immer noch zwei mit zwei Objekten im Kopf. Vielleicht wäre es sogar eine Wohltat für sie, die scheußlichen Dinger endlich loszuwerden!
Dieses ganze Herumoperieren an den Leichen war nicht nach Jonnies Geschmack; er wandte seine Gedanken lieber erfreulicheren Dingen zu.
Während des Gefechts mit den Psychlos hatte er eine interessante Entdeckung gemacht. Er hatte die fliegende Plattform mit beiden Händen gesteuert. Es war ihm erst eine Woche später aufgefallen, als er an das Gefecht zurückdachte. MacKendrick vermutete, dass ein anderer Teil seines Gehirns die ausgefallenen Funktionen übernommen hatte. Er vermutete, dass die Anspannung während des Gefechts zu der spontanen Heilung der »verlorenen« Funktionen geführt hatte. Aber das kam Jonnie ziemlich unwahrscheinlich vor.
Seine persönliche Theorie war, dass er selbst die Nerven beeinflussen konnte. Jedenfalls funktionierte es! Er hatte angefangen, seinen Arm und sein Bein durch reine Willenskraft die gewünschten Bewegungen ausführen zu lassen. Jeden Tag gelang es ihm ein bisschen besser. Und jetzt konnte er sogar wieder traben. Kein Stock mehr. Und er konnte werfen.
Wenn er seine Totschlagkeule nicht schleudern konnte, fühlte er sich hilflos, geübter Jäger, der er war. Und hier saß er nun und warf Steinbrocken in den See!
Er schleuderte einen hinaus. In weitem Bogen flog er über den See und schlug dann weit unter ihm mit einer kleinen, weißen Fontäne ins Wasser. Den Bruchteil einer Sekunde später hörte er das charakteristische »Platsch«.
Ziemlich gut! Wenn er das von sich so sagen durfte.
Die Gewitterwolken da draußen türmten sich immer höher auf, schwarzgrau, ein wenig bedrohlich. Er warf einen Blick Richtung Bergwerksanlage und sah, dass der Dreiradwagen schon fast bei ihm angekommen war. Er hielt.
Im ersten Augenblick erkannte Jonnie den Fahrer nicht und ging ihm fragend ein Stück entgegen. Dann sah er, dass es der dritte seiner Doppelgänger war, ein Mann, den alle Stormalong nannten. Sein richtiger Name war Stam Stavenger. Er gehörte zu einer Gruppe Norweger, die schon vor vielen Jahrhunderten nach Schottland ausgewandert waren. Sie hatten ihre Namen und ihre Familienlinie bewahrt, nicht aber ihre heimischen Sitten. Sie kleideten und verhielten sich wie Schotten.
Er hatte Jonnies Größe und Gestalt, die gleichen Augen, nur sein Haar war eine Spur dunkler und seine Haut viel stärker gebräunt. Seit den Tagen oben an der Goldader hatte er nicht mehr in Jonnies Rolle schlüpfen müssen und sich daher nicht weiter darum bemüht, die Ähnlichkeit aufrechtzuerhalten. Er trug nun einen unten gerade gestutzten Bart.
Stormalong war an der Akademie geblieben. Als erfahrenem Piloten machte es ihm Freude, Flugschüler auszubilden. Er hatte irgendwo einen alten Fliegermantel aus längst vergangenen Tagen gefunden, dazu einen weißen Schal und eine riesige, altertümliche Schutzbrille. Er hing an den Sachen, die ihn ziemlich schneidig aussehen ließen.
Sie begrüßten sich schulterklopfend und grinsten sich an.
»Man hat mir gesagt, dass du hier oben sitzt und Krokodile versenken spielst«, sagte Stormalong. »Was macht der Arm?«
»Du musst ja noch meinen letzten Wurf gesehen haben«, antwortete Jonnie. »Einen Elefanten hätte ich damit vielleicht noch nicht erledigt, aber es klappt schon wieder ganz gut.« Er führte ihn zu einer flachen Felsnase, von der aus man den See überblicken konnte, und sie setzten sich. Das Unwetter braute sich mehr und mehr zusammen. Aber im Notfall waren sie ja rasch wieder zurück.
Stormalong war gewöhnlich nicht sehr gesprächig, aber jetzt brachte er eine Menge Neuigkeiten. Überhaupt herauszufinden, wo Jonnie steckte, war einer Schnitzeljagd gleichgekommen. In Amerika hatte es ihm niemand sagen können. So war er nach Schottland geflogen, in der Hoffnung, dass er dort, wenn nicht ihn selbst, dann wenigstens eine Spur von Jonnie fände, die ihn zu ihm führen würde.
Chrissie schicke ihm übrigens liebe Grüße. Patties Grüße an Bittie habe er schon ausgerichtet. Der Clanchef der Fearghus lasse seine Empfehlungen übermitteln, wohlgemerkt, nicht einfach Grüße, sondern seine Empfehlungen. Ach ja, und alles Gute von Tante Ellen; sie sei jetzt mit dem Pfarrer verheiratet und wohne in Schottland.
Zwei Koordinatoren, die nach Schottland zurückgekehrt waren, hätten Stormalong schließlich auf Jonnies Spur gebracht. Es waren die beiden, die man losgeschickt hatte, um irgendeinen Stamm umzusiedeln … die Brigaden? … äh nein, Briganten. Menschenskind, dieser Pöbel trieb sich jetzt in Denver herum! Schreckliche Leute, davon habe er sich mit eigenen Augen überzeugen können. Na ja, wie auch immer, man habe Allisons Leiche zur Beisetzung nach Hause gebracht und ganz Schottland sei in Aufruhr wegen des Mordes an dem Koordinator.
Aber das sei es eigentlich gar nicht, was er Jonnie erzählen wolle. Die verrückteste Geschichte habe sich nämlich während des Fluges von Amerika nach Schottland ereignet.
»Erinnerst du dich, dass du immer auf die Gefahr einer neuen Invasion aus dem All hingewiesen hast?«, fragte Stormalong. »Nun, das scheint jetzt wirklich in den Bereich des Möglichen gerückt zu sein.«
Er sei auf der Nordroute nach Schottland geflogen, in einem ganz gewöhnlichen Kampfflugkörper. Er sei gut vorangekommen, und gerade, als er die Nordspitze von Schottland erreicht habe, habe er vor sich plötzlich ein riesiges Raumschiff gesehen, und zwar nicht nur auf dem Schirm, sondern auch mit bloßem Auge. Ein Raumschiff, so groß, wie er sich’s bis dahin nie habe träumen lassen. Einen Augenblick lang habe er gedacht, er könne nicht mehr ausweichen, der Zusammenstoß sei unvermeidlich. Er habe es ganz deutlich auf dem Schirm gesehen und unmittelbar vor dem Cockpit. Aber – peng! Er sei mit ihm zusammengestoßen – und es war gar nicht da!
»Es war nicht da?«, fragte Jonnie.
Ja, genau das! Er sei mit einem festen Gegenstand zusammengestoßen, den es nicht gab. Genau vor ihm am Himmel. Und so groß, dass es den ganzen Himmel ausfüllte. Aber nicht da. Hier – er habe die Momentaufnahmen von den Bildschirmen in der Pilotentasche.
Jonnie sah sie sich an. Ein kugelförmiges Objekt, das von einem Ring umgeben war. Ganz anders als jedes Schiff, von dem er je gehört hatte. Es sah wirklich riesig aus. Und tatsächlich, ganz unten in der Bildecke konnte man die Orkney-Inseln sehen. Es schien von Mittelschottland bis zu den Orkneys zu reichen. Auf dem nächsten Bild sah man, wie das Objekt den Kampfflugkörper umschloss, der die Aufnahme machte. Und auf dem dritten Bild war das Objekt verschwunden.
»Das Raumschiff, das nicht da war«, sagte Stormalong nachdenklich.
Jonnie erinnerte sich plötzlich an Theorien, die er in irdischen Büchern gelesen hatte. »Licht. Es muss etwas mit dem Licht zu tun haben. Es hat sein Bild zurückgelassen. Das ist nur eine Vermutung, aber ich habe gelesen, dass sie annahmen, Objekte, die sich schneller als das Licht bewegen, könnten so groß wie das Universum erscheinen. Steht in ein paar Büchern über Nuklearphysik, die wir aus der Menschenbibliothek hatten. Verstanden habe ich das wenigste davon.«
»Das könnte genau zutreffen«, meinte Stormalong. »Die alte Frau hat nämlich gesagt, es sei gar nicht so groß gewesen.«
Was für eine alte Frau?
Na ja, die Sache sei so gewesen … Als der erste Schreck vorbei war, habe er die Aufnahme zurückgespult. Er hatte es nicht bemerkt, als er sich Schottland näherte – Jonnie wisse ja, wie das so ginge: Der lange Flug schaffe einen, man passe nicht auf … Und er habe auch in letzter Zeit ein bisschen wenig Schlaf abgekriegt, so lange wie die Flugschüler brauchten, bis sie endlich fertig waren, wo die überlasteten Piloten doch dringend Unterstützung brauchen würden …
Als er sich die Aufzeichnung noch mal angesehen habe, habe er diese kleine Rauchfahne entdeckt, die von einem Bauernhof westlich von Kinlochbervie aufstieg. Jonnie wisse schon, diese kleine Ecke da oben an der Nordwestküste Schottlands, ja? Jedenfalls habe er die Geschwindigkeit gedrosselt und den Bauernhof angeflogen, innerlich darauf gefasst, dass dort alles in Schutt und Asche geschossen wäre.
Aber er habe nur einen verbrannten Fleck auf den Steinen gesehen – viel mehr bauen die da oben ja nicht an – und da er keine sonstigen Zerstörungen habe entdecken können und nichts auf die Anwesenheit feindlicher Kräfte habe schließen lassen, sei er in der Nähe des Bauernhofes gelandet.
Eine alte Frau sei herausgekommen, ganz aufgeregt, weil heute gleich zwei Besucher vom Himmel zu ihr heruntergekommen seien, während sie sonst oft monatelang keine Menschenseele sehen würde. Er sei genötigt worden, Platz zu nehmen und Kräutertee zu trinken, und die Frau habe ihm ein funkelnagelneues Taschenmesser gezeigt.
»Ein Taschenmesser?«, fragte Jonnie verblüfft. Dieser sonst so schweigsame Norweger-Schotte brauchte heute aber lange, bis er zur Sache kam!
Ja, ganz recht. Eins von der Sorte, wie man sie auch in den Trümmern der Städte gefunden hatte – die habe er doch auch schon gesehen. Ein Messer, das man in der Mitte zusammenklappen könne. Aber dieses hier sei, wie gesagt, funkelnagelneu gewesen. Ja doch, er komme ja gleich zur Sache, er sei sozusagen schon mittendrin.
Kurz und gut, wie ihm die alte Frau erzählt habe, habe sie gerade dagesessen und ihren Hund gekämmt, weil der doch so häufig Kletten im Fell habe. Sie sei fast zu Tode erschrocken, als sie direkt hinter sich einen kleinen grauen Mann bemerkt habe. Und direkt hinter ihm, da, wo normalerweise die Kuh angepflockt sei, habe sich eine große graue Kugel mit einem Ring darum befunden. Vor Angst hätte sie bald den Verstand verloren, sagte sie. Und es sei nichts zu hören gewesen, höchstens etwas Wind.
Sie habe also den kleinen grauen Mann auf eine Tasse Kräutertee hereingebeten, genau wie später ihn. Bloß, dass er den Anstand besessen habe, sich mit Motorengetöse anzukündigen.
Aber der kleine graue Mann sei außerordentlich höflich gewesen. Er habe etwas kleiner ausgesehen als die meisten Männer. Alles an ihm sei grau gewesen, die Haut, die Haare, die Kleidung, alles. Das Einzige, was der Frau wirklich merkwürdig vorgekommen sei, sei ein Kasten gewesen, der ihm an einem Halsband vor der Brust baumelte. Er habe etwas hineingesprochen und dann habe der Kasten etwas auf Englisch gesagt. Der Mann habe ruhig und in verschiedenen Tonlagen gesprochen. Der Kasten dagegen habe sehr monoton geklungen.
»Ein Sprachumwandler, ein automatisches Übersetzungsgerät«, sagte Jonnie, »ein tragbares Übersetzungsgerät. In einem Buch der Psychlos werden solche Geräte beschrieben, aber Psychlos benutzen sie nicht.«
So? Na schön. Also, dieser kleine graue Mann habe sie jedenfalls gefragt, ob sie wohl irgendwelche Zeitungen habe. Und sie habe natürlich geantwortet: Nein, eine Zeitung habe sie in ihrem ganzen Leben noch nicht gesehen, wer hätte das schon. Und dann habe er sich erkundigt, ob sie irgendwelche Geschichtsbücher habe. Und sie sei ganz betrübt gewesen, dass sie ihm antworten musste, sie hätte zwar schon von Büchern gehört, aber nie eines besessen.
Tja, er schien anzunehmen, dass sie ihn gar nicht richtig verstanden habe. Er habe ihr eine regelrechte Pantomime vorgeführt, um ihr zu verdeutlichen, dass er etwas haben wolle, das auf Papier gedruckt sei.
Sie habe ihm unbedingt helfen wollen. Und offenbar war es so, dass jemand vor Kurzem von ihr Wolle gekauft und ihr dafür ein paar von diesen neuen Credits gegeben und ihr bei dieser Gelegenheit natürlich auch erklärt hatte, was das eigentlich sei.
»Was für Credits?«, fragte Jonnie dazwischen.
»Oh, hast du die noch gar nicht gesehen?« Stormalong kramte in seinen Taschen herum und fand einen Geldschein. »Neuerdings werden wir bezahlt, und zwar damit. Hier.« Es war eine Ein-Credit-Note, ausgestellt von der neuen Planetarischen Bank. Jonnie nahm sie mit mäßigem Interesse entgegen, bis sein Blick auf das Bild fiel. Das war ja ein Bild von ihm! Wie er mit einer Waffe herumwedelte! Das Bild war nicht besonders gut getroffen, fand er, und ein bisschen peinlich war ihm die Sache auch.
Stormalong fuhr in seinem Bericht fort und erzählte, dass die alte Frau die bedruckten Papierscheine überhaupt nur wegen seines Bildes genommen habe. Einen davon hatte sie an die Wand geheftet. Und den habe sie dem grauen Mann verkauft, für das Taschenmesser, weil sie ja noch einen anderen Schein gehabt habe, den sie an die Wand hängen konnte.
»Dann hat sie das Taschenmesser billig bekommen, wenn es wirklich so schick war«, meinte Jonnie.
Wie? Ach so. Also, darüber hatte sich Stormalong, ehrlich gesagt, noch gar keine Gedanken gemacht. Zurück zu seiner Geschichte. Der kleine graue Mann habe den Kräutertee ausgetrunken, die Banknote sehr sorgfältig zwischen zwei Metallscheiben verwahrt, alles in die Innentasche seines Anzugs gesteckt, sich höflich bedankt, sei zu seinem Raumschiff gegangen und eingestiegen, nachdem er etwas zu jemandem gesagt hatte, der drinnen saß. Er habe der alten Frau noch zugerufen, sie solle nicht zu nahe herankommen, dann habe er die Tür geschlossen. Danach habe es mit einem Flammenkringel abgehoben. Plötzlich sei es so groß geworden wie der ganze Himmel und im nächsten Augenblick sei es verschwunden gewesen. Wahrscheinlich wirklich, wie Jonnie gesagt hatte, so eine Art Lichtphänomen. Aber es flog nicht wie die Flugkörper, die sie selbst benutzten, und Teleportation war es auch keine. Überhaupt war das bestimmt kein Raumschiff der Psychlos. Zumal es sich ja um einen kleinen grauen Mann gehandelt hatte.
Jonnie war sehr still geworden. Eine andere außerirdische Spezies? Die jetzt, nachdem die Psychlos nicht mehr da waren, Interesse an der Erde zeigte?
Sein Blick schweifte über den See, während er nachdachte. Die Sturmwolken hatten sich noch höher aufgetürmt.
Wie auch immer, fuhr Stormalong fort, deswegen sei er nicht gekommen. Er suchte in einer Kartentasche herum, die er bei sich trug.
»Hier«, sagte er schließlich, »ein Brief von Ker. Er hat mir aufgetragen, ihn keinesfalls aus der Hand zu geben und ihn nur persönlich zu überreichen. Ich schulde ihm einen Gefallen und Ker hat gesagt, wenn der Brief nicht bei dir ankäme, würde der ganze Schacht zusammenbrechen. Da ist er.«
Jonnie betrachtete den Umschlag. Es war eine von den Papierhüllen, in denen normalerweise die Wärmeschutzkleidung verpackt wurde. Sie trug lediglich die Aufschrift »SCHRECKLICH GEHEIM«. Er hielt den Umschlag gegen das Licht, das jetzt, da der Sturm näher heranzog, nicht mehr so hell war. Er konnte keine versteckte Sprengladung erkennen und riss den Umschlag auf. Aha, es war wirklich Kers Handschrift. Die ungelenken Haken und Kurven glichen vielleicht nicht dem Schriftbild, wie es in Lehrbüchern zu finden war, aber Ker hatte eben seine eigene Vorstellung vom Psychlo-Alphabet. Jonnie zog den Bogen heraus, faltete ihn auf und begann zu lesen.
SCHRECKLICH GEHEIM
An: Du weißt schon wen!
Wie Dir bekannt ist, sind nach den Vorschriften der Minengesellschaft persönliche Briefe verboten, und wenn ich dabei erwischt werde, dass ich einen schreibe und Dir schicke, dann kostet mich das drei Monatsgehälter. Ha. Ha. Aber Du hast, bevor Du gegangen bist, zu mir gesagt, ich soll Dir unbedingt schreiben, wenn eine bestimmte Sache passiert, und den Brief einem Piloten wie Du weißt schon wem geben, der ihn Dir schnell bringen kann. Also keine Namen, weil Namen sind unsicher. Aber diese Sache wird bald passieren, und deshalb schreibe ich Dir, auch wenn mir die Minengesellschaft dafür drei Monatsgehälter abzieht. Wie Du siehst, hab ich auch meine Handschrift verstellt. Gestern kam dieser durchgefallene Expilot Lars, dieser Schwachkopf, der sich einbildet, dass er der großartigste Kunstkampfflieger des Universums ist, bloß weil er ein paar Gespräche geführt hat mit einem Jemand, den ich nicht erwähnen werde, weil das unsicher ist (Sicherheit, hast Du kapiert?), und der sich prompt bei einem Kunststück seinen dummen Hals gebrochen hat – leider nicht ganz – und zum Assistenten von einem Jemand befördert worden ist, den Du kennst (keine Namen!), der kam also gestern runter und forderte alle Psychlos auf, den Allerwertesten hochzukriegen und die Atemgaspumpen und die Ventilatoren in dem früheren Büro von Du weißt schon wem in Ordnung zu bringen. Nun, die wollten aber nicht mitmachen, was mich und Dich nicht überrascht. Sie glauben nämlich – und ich bin sicher, dass sie da goldrichtig liegen –, dass Du weißt schon wer den alten Du weißt schon wen umgebracht hat. Ein anderer, der dann auch umgebracht worden ist, hatte das rausgekriegt und den anderen erzählt, direkt vor der halbjährlichen Teleportation, und dann ist er irgendwie abhandengekommen, deshalb glauben sie es. Sie denken gar nicht daran, für Du weißt schon wen auch nur eine Klaue krumm zu machen oder irgendwas mit dem früheren Quartier von Du weißt schon wem anzustellen, weil sie nämlich überzeugt sind, dass derselbige sie alle in die Luft jagen will. Also jedenfalls sind die Atemgaspumpen und die ganze Zirkulationsanlage in diesem Gebäudetrakt in Stücke gesprengt worden, wie wir beide wissen, und bevor da jemand ohne Atemmaske arbeiten kann, müssten sie repariert werden, aber da ist ja nur noch Schrott übrig. So kam also dieser dämliche Schwachkopf, der großartigste Kampfflieger des Universums, der nie einen Kampf gesehen und sich lieber kunstvoll den Hals gebrochen hat, der so großartig ist, dass wir ihn nicht ausbilden konnten, also, der kam zu mir spaziert, und ich hab gesagt, ja, ich kann die Büroräume von Du weißt schon wem hinkriegen, aber ich bräuchte natürlich Ersatzteile, vielleicht sogar von anderen Außenstationen, weil die Atemgasanlage vollständig hinüber ist. Und er hat gesagt, es handle sich um eine Anordnung des Rates und er könne dafür sorgen, dass ich alles bekomme, was ich brauche. Ich arbeite daher gerade einen möglichst komplizierten Reparaturplan aus, mit möglichst vielen Ersatzteilen, und ziehe die Sache so lange hin, wie es geht. Sie haben gesagt, dass Du weißt schon wer im Rat gesagt hat, dass die ganze Geschichte geheim sei und sehr dringend, und jetzt gehen sie mir dauernd auf die Nerven, dass ich das endlich hinkriege, und ’ne Sonderzulage haben sie mir auch versprochen. Ha. Ha. Also, ich halte sie hin und Du kommst, wie Du selbst gesagt hast, besser hierher und zwar schnell, ich habe denen nämlich gesagt, dass ich Hilfe brauche. Aber benutz bloß nicht Deinen richtigen Namen, denn alles, was mit Du weißt schon wem oder Du weißt schon wem noch zu tun hat, ist Giftgas im Windkanal. So, nun weißt Du, wie es hier steht, und ich hab mir die Klaue wundgeschrieben, um Dir alles zu erzählen, und mir die Ohrknochen zerlöchert mit ihrem ganzen Geschrei, wie fürchterlich eilig es ist, aber ich halte sie hin und suche alle möglichen und unmöglichen Ersatzteile für die Atemgasanlage, die echt übel zugerichtet worden ist von Euch und von mir jetzt den Rest bekommt. Ha. Ha. Dieser persönliche Brief könnte mich glatt drei Monatsgehälter kosten! Ha. Ha. Du weißt also, was Du mir schuldig bist, falls sie mich erwischen. Ha. Ha.
Dein Du weißt schon wer.
Noch was: Zerrupf den Brief, damit die Sache mich nicht doch noch drei Monatsgehälter kostet. Oder gar mein pelziges Genick. Nee, nix haha.
Jonnie las den Brief noch einmal und riss ihn dann, wie Ker gewünscht hatte, in kleine Fetzen. »Wann hast du den bekommen?«, fragte er Stormalong.
»Gestern früh. Ich musste dich ja erst aufspüren.«
Jonnie sah wieder auf den See hinaus. Die Gewitterwolken standen himmelhoch aufgetürmt, ein riesiger schwarzer Aufruhr. Das Unwetter hatte sie fast erreicht.
Jonnie schob Stormalong auf den Dreiradwagen und startete den Motor. Ohne ein weiteres Wort fuhr er durch die Savanne zurück zur Bergwerksanlage.
Hinter ihnen ertönte Donnergrollen, die ersten Regenböen peitschten die Luft.
Jonnie wusste, dass er sofort nach Amerika zurückmusste. Sofort!
»Das ist eine Falle!«, warnte Robert der Fuchs.
Jonnie war zurückgekommen und hatte ihnen rasch erzählt, was in Kers Brief stand. Er hatte Anweisung gegeben, Stormalongs Flugkörper durchzuchecken, mit Treibstoff zu befüllen und zu säubern, sodass er binnen einer Stunde startklar war. Jetzt stand der Copilot, der mit Stormalong gekommen war, vor ihm, und etwas dahinter Angus. Jonnie verglich die beiden.
»Können Sie Ker wirklich trauen?«, fragte Robert der Fuchs.
Jonnie antwortete nicht. Befriedigt stellte er fest, dass man Angus für den Copiloten halten konnte, wenn er seinen Bart ein bisschen dunkler färbte, ein wenig Walnussfarbstoff auftrug und in andere Kleider schlüpfte.
»Antworten Sie! Sie sind doch nicht bei Trost!« Robert der Fuchs war sehr aufgebracht. Wie ein gereizter Stier rannte er in dem unterirdischen Raum, den Jonnie und er sich eingerichtet hatten, hin und her. Er verfiel sogar in seinen schottischen Dialekt.
»Ich muss gehen. Und zwar sofort.« Jonnies Antwort kam hart und klar.
»Nein!«, sagte Dunneldeen.
»Nein!«, sagte Robert der Fuchs.
Es gab ein hastiges Übersetzungsgetuschel mit dem Koordinator, dann rief auch Oberst Iwan: »Njet!«
Jonnie ließ Angus und den Copiloten die Kleidung tauschen. »Überlege es dir noch einmal, Angus«, sagte Jonnie. »Du musst nicht mitkommen. Vielleicht hast du zu überstürzt zugestimmt.«
»Natürlich komme ich mit«, antwortete Angus. »Ich werde meine Gebete sprechen und mein Testament machen, aber ich komme mit dir, Jonnie.«
Jonnie zog Stormalong mit sich zu einem übergroßen Psychlo-Spiegel und stellte sich neben ihn. Die tropische Sonne hatte Jonnie braun werden lassen. Ihr Teint besaß jetzt fast die gleiche Tönung. Stormalongs Bart war eine Spur dunkler. Das konnte man mit Walnussfarbe hinkriegen. Aber da waren noch die Spuren von Jonnies jüngster Verletzung im Gesicht. Die Wunde war gut verheilt, aber die Narbe – dagegen ließ sich nichts machen. Jonnie hoffte, die Leute würden denken, Stormalong habe einen Unfall gehabt. Moment mal, das war eine Idee: Er konnte einen Verband anlegen. Aber das Wichtigste, das war der gerade gestutzte Bart von Stormalong. Er griff nach dem Werkzeugkasten, den Angus stets bei sich trug, nahm eine scharfe Drahtschere heraus und stutzte seinen Bart so zurecht, dass er dem von Stormalong aufs Haar glich. Danach tauschten sie die Kleidung. Jetzt noch ein bisschen Walnussfarbe in den Bart. Er sah sich im Spiegel an … gut so. Ach ja, der Verband … Er nahm eine Mullbinde und legte sie an. Na? Sehr gut. So konnte er als Stormalong durchgehen. Die große, altmodische Schutzbrille, der weiße Schal, der Fliegermantel taten ein Übriges. Außer, jemand sah zu genau hin oder hörte den winzigen Akzentunterschied. Er bat Stormalong, etwas zu sagen, dann wiederholte er es. Der gutturale Akzent, der für Schotten typisch war, fehlte bei Stormalong. Er sprach alles ein bisschen weicher, melodischer aus, wie es an der schottischen Universität üblich war. Jonnie probierte es. Ja, das bekam er hin.
Die anderen, die im Raum standen, schienen sehr aufgeregt zu sein. Oberst Iwan ließ unablässig die Knöchel seiner großen Hände knacken. Bittie MacLeod steckte den Kopf zur Tür herein. Er kam ein paar Schritte näher. Seine Augen glänzten hell und flehentlich.
»Nein!«, sagte Jonnie entschieden. Stolz hin, Stolz her. Auf dieser Mission reiste der Tod mit. »Diesmal kannst du nicht mitkommen!« Dann fügte er versöhnlich hinzu: »Pass gut auf Oberst Iwan auf.«
Bittie schluckte ein paarmal schwer, dann ging er.
Angus war fertig und nach draußen gegangen. Vom Hangar, wo die Maschine startklar gemacht wurde, klang das Scheppern vom Wechsel der Treibstoffpatronen und das Surren eines Bohrers herüber.
Jonnie winkte Oberst Iwan heran. Der Koordinator trat ebenfalls vor. »Oberst, veranlassen Sie alles, um die unterirdische Verteidigungsanlage in Amerika dichtmachen zu lassen. Alle Eingänge müssen gesichert sein. Außer uns darf niemand hineinkommen. Verbarrikadieren Sie die Eingänge so, dass sie keine Chance haben. Veranlassen Sie dasselbe beim Waffenarsenal fünfzig Kilometer weiter nördlich, wo die taktischen Nuklearwaffen lagern. Nehmen Sie alles unter Verschluss. Sichern Sie jedes Sturmgewehr, das nicht in der Hand eines Schotten ist. Haben Sie alles genau verstanden?«
Der Oberst hatte dort schon einen Trupp. Ja, er hatte verstanden.
Jonnie machte Dunneldeen und Sir Robert ein Zeichen, und die eilten neben ihm her, als er zum Hauptgebäude hinüberging. In knappen, prägnanten Worten erklärte ihnen Jonnie, was zu tun war, falls er getötet würde und sie die Sache allein fortführen müssten. Ihre Mienen waren ernst, voller Sorge um ihn. Sein waghalsiger Plan war äußerst riskant und bot reichlich Stolpersteine. Aber sie verstanden, worauf es ihm ankam. Und sie versicherten ihm, dass sie in seinem Sinne weitermachen würden.
»Und du, Dunneldeen, richte es so ein, dass du in ungefähr vierundzwanzig Stunden drüben in der Akademie auftauchst«, bat Jonnie am Schluss. »Du kommst aus Schottland, um Stormalongs Aufgaben bei der Pilotenausbildung zu übernehmen. Der wird, wenn alles gut läuft, um diese Zeit schon einem ›anderen Auftrag‹ nachgehen.«
Dunneldeen sagte ausnahmsweise nichts und nickte nur zustimmend.
Die alte Frau, die vor Kurzem mit ihrer ganzen Familie aus den Mondbergen heruntergekommen war und hier jetzt als Wirtschafterin fungierte, musste irgendwie Wind von der Sache bekommen haben. Sie hatte ein großes Paket mit Verpflegung für zwei Mann zusammengepackt, ein paar Kürbisflaschen mit Süßwasser und ein großes Sandwich aus gegrilltem, afrikanischem Büffelfleisch in einem Hirsebrotfladen. Sie blieb so lange vor Jonnie stehen, bis er davon zu essen begann.
Sir Robert nahm das Paket mit den Lebensmitteln und Dunneldeen die Kürbisflaschen, und so gingen sie an der früheren Flugleitzentrale der Psychlos vorbei. Vom Flugfeld, wo Angus die Arbeiten am Flugkörper überwachte, hörte man immer noch Hämmern und das hohe Kreischen von Bohrern. Jonnie nahm den Stapel der letzten Funkmeldungen aus dem Drucker und sah den aktuellen Flugverkehr nach Berichten über ungewöhnliche Wetterbeobachtungen durch.
Schau an! Ein … nein, sogar zwei Berichte über das Raumschiff, das so groß wie der Himmel wurde. Schilderungen ähnlich der, die Stormalong ihm gemacht hatte. Beide Male wurde der kleine graue Mann erwähnt. Indien. Südamerika.
»Der kleine graue Mann kommt ganz schön rum«, murmelte Jonnie vor sich hin. Dunneldeen und Sir Robert reckten die Hälse, um einen Blick auf die Funkmeldungen zu erhaschen und zu verstehen, wovon Jonnie redete. »Stormalong wird’s euch erzählen«, sagte Jonnie. So viel war sicher, es gab da irgendeine andere Zivilisation im All, für die die Erde von Interesse war. Aber der kleine graue Mann schien nicht feindselig. Jedenfalls bis jetzt nicht. »Richtet hier und in allen Stationen, in die ihr kommt, eine Abwehrbereitschaft rund um die Uhr ein«, sagte Jonnie.
Der Lärm auf dem Flugfeld war verstummt und sie gingen zum Flugkörper. Er wurde gerade von einem Flugzeugschlepper zum offenen Hangartor gezogen.
Stormalong und sein Copilot standen dort. »Ihr bleibt hier«, sagte Jonnie. »Ihr beide. Und du«, er tippte Stormalong mit dem Finger auf die Brust, »du bist ich. Trag meine Kleider und mach jeden Tag denselben kleinen Lauf und wirf Steine von der Klippe. Und du«, er zeigte auf den Copiloten, einen Schotten namens Darf, »du bist Angus.«
»Ich kann aber nicht, was der Angus alles kann!«, lamentierte der Copilot.
»Mach es einfach«, sagte Jonnie.
Ein Russe kam hereingestürmt und meldete, dass alles klar sei, keine Überwachungsdrohnen im Anflug. Weder auf den Radarschirmen noch mit bloßem Auge waren welche gesichtet worden. Der Mann hatte Englisch gelernt. Mit schottischem Akzent.
Jonnie und Angus bestiegen den Flugkörper. Sir Robert und Dunneldeen warfen das Verpflegungspaket und die Kürbisflaschen mit Wasser hinein. Dann standen sie da und schauten zu Jonnie hoch. Sie suchten nach etwas, das sie sagen konnten, brachten aber kein Wort heraus.
Ein bisschen weiter hinten stand Bittie und winkte befangen.
Jonnie schloss die Cockpittür. Angus gab ihm das Klarzeichen. Jonnie bedeutete der Besatzung des Flugzeugschleppers, den Flugkörper hinauszuziehen. Dann presste er die Fäuste auf die schweren Startknöpfe. Er schaute zurück. Die Männer am Hangartor winkten nicht. Jonnies Finger stießen in die Steuerelemente.
Stormalong hielt die Luft an. Natürlich hatte er gewusst, dass Jonnie als Pilot unerreicht war. Aber noch nie hatte er gesehen, dass eine Maschine so schnell in einer so steilen Kurve hochgezogen und auf Überschallgeschwindigkeit gejagt wurde. Als der Flugkörper die Schallmauer durchbrach, hallte der scharfe Knall von den Gipfeln der afrikanischen Berge wider. Oder war es das Donnern des Unwetters, in das hinein die beschleunigende Maschine verschwand?
Donnergrollen und ein zuckender Blitz.
Die Gruppe stand immer noch am Hangartor und schaute hinauf zu der Stelle, wo der Flugkörper im brodelnden Wolkengebirge verschwunden war. Ihr Jonnie war auf dem Weg nach Amerika, ganz schnell. Das gefiel ihnen nicht. Nein, überhaupt nicht.
Es war noch dunkel, als sie bei der alten Akademie landeten. Sie waren nah am Nordpol vorbeigeflogen, gegen die Sonne, und kamen vor Tagesanbruch an.
Es gab nur ein paar spärliche Lichter, niemand hatte die Flugfeldbeleuchtung eingeschaltet, da sie eine Nebenpiste angesteuert hatten. Sie verließen sich bei der Landung auf ihre Instrumente und Bildschirme.
Den Flugschüler, der als Wachoffizier eingeteilt war, mussten sie erst aufwecken, damit er sie ins Wachbuch eintragen konnte: »Stormalong Stam Stavenger, Pilot, und Darf MacNulty, Copilot, zurück aus Europa, Ausbildungs-Kampfflugkörper 86290567918. Keine besonderen Vorkommnisse, keine Meldungen.« Der Wachoffizier trug alles ein. Er machte sich nicht die Mühe, die beiden unterschreiben zu lassen.
Jonnie wusste nicht, wo Stormalong und Darf untergebracht waren. Er hatte vergessen, danach zu fragen. Stormalong vielleicht im Schlaftrakt für die höheren Dienstgrade? Und Darf? Er dachte fieberhaft nach. »Darf« schleppte immer noch das überreichliche und ziemlich schwere Verpflegungspaket und den Werkzeugkasten. Na ja, schließlich war Stormalong das Ass unter den Ausbildern.
Plötzlich griff Jonnie nach dem Verpflegungspaket und dem Werkzeugkasten und schob beides dem wachhabenden Kadetten hin. »Bitte bringen Sie mir das auf mein Zimmer.« Der Flugschüler guckte ihn verdutzt an. Sogar Stormalong kümmerte sich hier selbst um seine Sachen. »Wir waren fünf Tage ununterbrochen im Einsatz und haben keinen Schlaf bekommen«, fügte Jonnie erklärend hinzu und tat so, als taumle er schon ein wenig vor Müdigkeit.
Achselzuckend nahm der Flugschüler das Gepäck. Jonnie wartete, dass er vorausging und den Weg wies, und er tat es.
Sie kamen zu einem Einzelzimmer und traten ein. Aha, das war sicher Stormalongs Zimmer. An einer Seite hing ein Wandteppich, norwegische Handarbeit. Stormalong hatte es sich gemütlich gemacht.
Der Flugschüler ließ das Verpflegungspaket und den Werkzeugkasten auf den Tisch fallen und wollte gehen. Aber da war ja noch Angus, und obwohl er damals mitgeholfen hatte, das Ausbildungszentrum herzurichten und hier jeden Winkel kannte, wusste er natürlich nicht, wo Darf untergebracht war. Rasch nahm Jonnie die Hälfte des Essens aus dem Verpflegungspaket und drückte sie dem Flugschüler zusammen mit dem Werkzeugkasten wieder in die Arme. »Bitte helfen Sie Darf, das auf sein Zimmer zu bringen.«
Der Flugschüler sah aus, als wolle er protestieren. »Er hat sich beim Kegeln den Arm verletzt«, sagte Jonnie.
»Und Sie haben sich wohl dabei das Gesicht verletzt, Sir?«, meinte der Flugschüler. Er war ziemlich angefressen, dass er um seinen Schlaf gebracht wurde, aber er setzte sich in Bewegung.