Kaninchenherzen - Christina Gerlach-Schweitzer - E-Book

Kaninchenherzen E-Book

Christina Gerlach-Schweitzer

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Beschreibung

Ein Stallkaninchen, Professor Felix, erzählt sein Leben. Aus einem Stall für Mastkaninchen kommt er ins Tierheim und anschließend zu einem privaten Halter. Professor Felix erzählt von der Tierhaltung aus der Sicht eines unmittelbar Betroffenen. Er stellt die Frage nach dem Umgang des Menschen mit dem Tier. Dies ist ein unterhaltsames und auch nachdenklich machendes Buch für Jugendliche und Erwachsene. Es erzählt von der Tierhaltung der Gegenwart. Für Tierliebhaber ist es ebenso geeignet wie für Menschen, denen das Schicksal von Tieren bisher gleichgültig war. Illustriert ist das Buch mit zahlreichen farbigen Tierfotos.

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EPUB

Seitenzahl: 40

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Tausend Menschen sagen, was kann ein Einzelner denn tun.

unbekannter Autor

Für Georg, Janina und Isabella

Diese Geschichte ist frei erfunden.

Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen oder Tieren

ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Die Fotos stammen aus unterschiedlichen Stallanlagen,

die heute alle nicht mehr existieren.

Vielen Dank an Diethelm K. für seine so hilfreiche

Unterstützung.

Herbstliches Ödland lag an beiden Seiten der Landstraße. Nasskalter Nieselregen fiel auf die braunen umgepflügten Felder. Die Ernte war eingebracht.

Etwa in der Mitte der feuchtglänzenden Straße klebte ein plattgefahrener Feldhase auf dem Asphalt. Er konnte noch nicht lange hier liegen, denn das Fell an den Beinen war an einer Stelle noch trocken und weich. Er war ein junges, hübsches Tier gewesen.

Ich glaube, dass er vielleicht auf der anderen Straßenseite einen Ort suchen wollte, an dem er sich besser verstecken konnte. Dabei war er dann offenbar von einem Auto erfasst und von nachfolgenden Fahrzeugen mehrfach überrollt worden.

Während ich über sein Leben nachdachte, beschloss ich mein eigenes aufzuschreiben. Ich tue es für uns beide. Man soll sich an uns erinnern, damit wir nicht umsonst auf diesem Planeten gelebt haben. Ich nenne ihn Carlo.

Ich bin Felix T.. Ich bin ein Kaninchen, das am 12. Januar 2012, mitten in Deutschland, in einer Kleingartensiedlung, irgendwo in der Nähe von Koblenz, geboren wurde. Menschen bezeichnen mich als Fleischkaninchen oder Schlachtkaninchen, manche nennen mich einen Stallhasen. Viele denken, dass solche Kaninchen entweder einfarbig braun oder weiß sind und dass sie rote Augen haben. Von unserer Familie sah aber niemand so aus. Meine Mutter war braun-weiß gescheckt mit einem schneeweißen, sehr weichen Fell am Bauch, und sie hatte sanfte schwarze Augen. Sie war eine Schönheit.

Ein Mensch hatte sie einem anderen Menschen auf einem Tiermarkt abgekauft. Dann hatte er sie in seinen Stall gebracht, in dem schon viele Kaninchen in den nebeneinander liegenden Käfigen saßen. Die ganze Stallanlage erstreckte sich doppelstöckig rechts und links entlang eines geraden Ganges. Meine Mutter kam in die zweite Box unten rechts neben dem Eingang.

Stallanlage mit Boxen

Zwei Tage vor unserer Geburt begann sie sich Haare aus der Brust auszurupfen, um ein Nest daraus zu bauen. Darin konnten wir Kaninchenbabys zusammengekuschelt, warm und sicher schlafen, obwohl wir ja ganz hilflos geboren werden. Wir kommen nackt, blind und taub zur Welt.

Vier von uns Kaninchenwelpen haben die nächtliche Geburt überlebt. Meine wunderhübsche, braunweiße Schwester, meine beiden, überwiegend weiß gefärbten Brüder und ich natürlich, Felix. Ich bin ein Dreifarbiger, ein Trikolor. Hinter den Ohren ist mein Fell braun, sonst bin ich überwiegend weiß und schwarz. Man könnte meinen, ich hätte auf dem Rücken kleine weiße Flügel auf schwarzem Grund.

Weil eine gute Kaninchenmutter tagsüber die Nähe ihrer Kinder meidet, um sie nicht an Räuber, vor allem an Ratten zu verraten, döste unsere Mutter den ganzen langen Tag in der äußersten Ecke des Käfigs fast reglos vor sich hin, während wir Kinder im Nest in der entgegengesetzten Ecke der Stallbox schliefen.

Der Stall war bitterkalt. Die Wassertränken waren zugefroren. Das Gemüse, das die älteren Kaninchen als Futter erhielten, wurde innerhalb von ein paar Stunden zu Eis. Es war hier den ganzen Tag über dämmerig und feucht.

Angenehmerweise war es meistens sehr leise um uns herum.

Wir als ganz junge Welpen

Niemand konnte draußen hören, dass hier Kaninchen lebten. Kein Fuchs, kein Marder, keine Ratte und kein Mensch. Laut wurde es eigentlich nur, wenn etwas Ungewöhnliches im Stall passierte. Dann warnten einige Kaninchen, indem sie mit den Hinterbeinen fest auf den Boden ihrer Käfige traten. Es klopfte unvermittelt dumpf aus vielen Ecken des Stalles.

Nur abends wurde es regelmäßig lauter. Wenn es nämlich dunkel geworden war, begannen alle Kaninchenbabys gleichzeitig bei ihren Müttern zu trinken. Aus den vielen Käfigboxen drangen dann die schmatzenden Geräusche. Ich liebte diesen Moment, wenn meine Mutter zu uns herüber kam. Dann musste man sehr schnell sein, wenn man viel trinken wollte, sonst schnappten einem die anderen Geschwister die dickste Zitze mit der meisten Milch vor der Nase weg.

Nach dem Trinken wurden wir alle gesäubert und konnten anschließend wieder friedlich, satt und warm weiterschlafen. Die Mama passte auf, dass die Ratten uns nicht holten.

Meine Geschwister, meine Mutter und ich