Kap der Leidenschaft - Shadows of Love - Lara Hill - E-Book

Kap der Leidenschaft - Shadows of Love E-Book

Lara Hill

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Beschreibung

Die examinierte Ärztin Ellen wird die Urlaubsvertretung in einem Missionskrankenhaus in Südafrika antreten. Vor Ort trifft Ellen auf Rechtsanwalt David, der regelmäßig Spenden für das Krankenhaus organisiert. Es ist sofort um Ellen geschehen: David ist nicht nur verdammt heiß, sondern hat scheinbar auch ein gutes Herz. Die Luft knistert und schließlich landen die beiden im Bett. Doch David macht sich nach dieser Nacht rar und meldet sich nicht mehr bei ihr. Dabei hatte Ellen den Eindruck, er wäre ihr genauso verfallen. Als sie dann auch noch hört, dass David sich angeblich eifrig um die reichen gelangweilten Ehefrauen der ganzen Stadt kümmert, ist Ellen vollkommen fassungslos. Zufällig erfährt sie, wo er sich momentan aufhalten soll, und fährt sofort dorthin. Sie sieht ihn neben einer wunderschönen, jungen Frau, umgeben von drei süßen Kindern, die schwanger ist. Auch wenn Ellen so etwas bereits vermutet hat, ist sie zutiefst enttäuscht. Sie beschließt, David aus ihrem Herz zu streichen ...

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Seitenzahl: 135

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Inhalt

Cover

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Kap der Leidenschaft

In der nächsten Folge

„Shadows of Love“ sind in sich abgeschlossene erotische Liebesgeschichten von unterschiedlichen Autoren. Die Folgen erscheinen monatlich als Romanheft und eBook.

Über diese Folge

Die examinierte Ärztin Ellen wird die Urlaubsvertretung in einem Missionskrankenhaus in Südafrika antreten. Vor Ort trifft Ellen auf Rechtsanwalt David, der regelmäßig Spenden für das Krankenhaus organisiert. Es ist sofort um Ellen geschehen: David ist nicht nur verdammt heiß, sondern hat scheinbar auch ein gutes Herz. Die Luft knistert und schließlich landen die beiden im Bett. Doch David macht sich nach dieser Nacht rar und meldet sich nicht mehr bei ihr. Dabei hatte Ellen den Eindruck, er wäre ihr genauso verfallen. Als sie dann auch noch hört, dass David sich angeblich eifrig um die reichen gelangweilten Ehefrauen der ganzen Stadt kümmert, ist Ellen vollkommen fassungslos. Zufällig erfährt sie, wo er sich momentan aufhalten soll, und fährt sofort dorthin. Sie sieht ihn neben einer wunderschönen, jungen Frau, umgeben von drei süßen Kindern, die schwanger ist. Auch wenn Ellen so etwas bereits vermutet hat, ist sie zutiefst enttäuscht. Sie beschließt, David aus ihrem Herz zu streichen …

Über die Autorin

Lara Hill wurde in England geboren. Nach dem Studium arbeitete sie als Übersetzerin. Als sie mit ihrem Mann nach Deutschland übersiedelte, begann sie mit dem Schreiben. Die Liebesgeschichten in ihren soft-erotischen, sinnlich geschriebenen Romanen siedelt sie gern in all den Ländern an, die sie bereist hat. Lara Hill lebt heute mit ihrer Familie und zwei Hunden in München

Lara Hill

Kap der Leidenschaft

beHEARTBEAT

Digitale Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment.

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titelgestaltung: Jeannine Schmelzer unter Verwendung der folgenden Motive: © shutterstock/AS Inc

eBook-Erstellung: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-3638-2

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

»Letzter Aufruf für den Flug SAA 336 nach Kapstadt. Wir bitten alle Passagiere, sich umgehend an Bord zu begeben. Die Maschine startet in wenigen Minuten.«

Soll ich oder soll ich nicht? Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch sehe ich mich in dem Warteraum um. Er ist längst leer. Meine Unentschlossenheit jagt mir das Blut durch die Adern. Letzter Aufruf … Ich bleibe auf der Kante des Plastiksessels sitzen, mit pochendem Herzen.

»Frau Dr. Ellen Schubert? Geht es Ihnen nicht gut?«

Eine besorgt klingende Stimme in meinem Rücken lässt mich aufschrecken. Ich drehe mich um. Die freundliche Stewardess sieht mich forschend an.

Hitze schießt mir in die Wangen. Ich stehe auf. Plötzlich schäme ich mich. Wie es gerade aussieht, könnte ich der Grund dafür sein, dass die Linienmaschine zu spät abheben wird. Und dabei hasse ich es, unangenehm aufzufallen. Mein zögerndes Verhalten ist mir selbst fremd. Bisher wusste ich immer ganz genau, was ich wollte. Diesen Flug habe ich vor einer Woche gebucht, als ich noch davon überzeugt war, die Krankheitsvertretung für den Anästhesisten in dem kleinen Missionskrankenhaus in Südafrika für zwei Monate übernehmen zu können. Um Mutter muss ich mich zukünftig nicht mehr sorgen. Sie ist nun in guten Händen, in den besten sogar. In denen eines Mannes, der sie von Herzen liebt. Also, was hält mich jetzt noch davon ab, schleunigst an Bord zu gehen?

All diese Gedanken überschlagen sich in meinem Kopf in den vielleicht nur drei Sekunden, in denen der besorgte Blick der hübschen Flugbegleiterin auf mir ruht. Ich räuspere mich, zwinge mich zu lächeln.

»Vielen Dank, aber es ist alles in Ordnung«, höre ich mich mit belegter Stimme sagen. »Verzeihen Sie, ich muss wohl geträumt haben. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass alle anderen Passagiere schon weg sind.«

Sie glaubt mir natürlich nicht, das sehe ich ihr an.

»Kommen Sie, ich begleite Sie«, erwidert sie fürsorglich, als hätte sie es mit einem orientierungslosen Kind zu tun. Wahrscheinlich hat sie Bedenken, dass ich den Weg zur Gangway nicht allein schaffe.

Hallo? Jetzt aber … Wirke ich derart unselbstständig?

Energisch straffe ich die Schultern. »Danke, das ist nicht nötig«, sage ich freundlich, aber bestimmt, schnappe mir mein Bordgepäck und strebe auf den Ausgang des Warteraums zu.

Nachdem ich die strengen Gesichter der beiden Stewardessen an Bord des Fliegers passiert habe und endlich im Sessel sitze, bin ich wieder eins mit mir. Erleichtert atme ich aus.

Ja, ich will diese Reise in eine neue Lebensphase machen. Ja, ich freue mich darauf, endlich in meinem Beruf arbeiten zu können. Ja, Mama ist wieder glücklich – und nein, in Hinterwaldegg, sogar im ganzen Harz, gibt es keinen Mann, der mich vermissen wird. Also?

Dann einen guten Flug, Frau Doktor, wünsche ich mir mit einem vergnügten Lächeln auf den Lippen.

♡♡♡

Nach über elf Stunden Flugzeit verliert die Maschine der südafrikanischen Airline an Höhe. Neugierig blicke ich aus dem Kabinenfenster. Unter dem silbernen Rumpf funkelt der Indische Ozean wie ein geschliffener Saphir. Der Jumbo legt sich in eine Rechtskurve und überfliegt begrünte Bergkuppen, an die sich landeinwärts ein ausgetrocknetes, hitzeflimmerndes Savannengebiet anschließt. Jetzt entdecke ich den berühmten Tafelberg, eines der Wahrzeichen der Stadt am Kap der Guten Hoffnung. Nervosität breitet sich in mir aus, wenn ich daran denke, dass ich in wenigen Minuten meinen Fuß zum ersten Mal auf afrikanischen Boden setzen werde. Ob Anne pünktlich sein wird? Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen? Vier Jahre werden es sein. Ich freue mich auf sie. Ihr habe ich es zu verdanken, dass ich die Stelle hier antreten kann.

Die Landung reißt mich aus meinen Gedanken heraus. Kaum steht die Maschine, da kommt auch schon die übliche Hektik in der Kabine auf. Ich halte mich aus dem Gedränge heraus, lasse mir Zeit, den schwarzen Kontinent zu betreten. Auf der Gangway weht mir frische Luft entgegen. Sie riecht nach Meer, und mit einem Mal fühle ich mich wie im Urlaub.

In der Ankunftshalle herrscht Hochbetrieb. An einer der Säulen bleibe ich stehen, schaue mich um. Ob Anne hier drinnen auf mich wartet? Noch entdecke ich sie nicht. Mein Herz rast, meine Hände fühlen sich klamm an. So viele neue exotische Eindrücke. Zum ersten Mal atme ich den Duft der weiten Welt ein. Er riecht anregend, das muss ich sagen. Vielleicht wartet Anne draußen vor dem Ausgang auf mich, überlege ich nach ein paar bangen Minuten.

Entschlossen verlasse ich das klimatisierte Gebäude und trete ins Freie. Die Luft ist glühend heiß, es ist, als ob ich in einen Backofen trete. Unwillkürlich schnappe ich nach Luft. An einem nebligen Aprilmorgen bin ich in aller Frühe in Deutschland abgeflogen und stehe jetzt hier unter der gleißenden afrikanischen Sonne, die laut Reiseprospekt für die Jahreszeit viel zu warm scheint.

Wo bleibt Anne nur? Während mir der Schweiß ausbricht, fische ich in meiner Umhängetasche nach meinem Handy. Noch ein paar Minuten, dann werde ich sie anrufen. Ich lehne mich an die kühle Betonwand, versuche, unter den vorbeihastenden Menschen meine Freundin zu entdecken. Dann endlich sehe ich sie. Eine Frau mit zimtbraunem Pagenkopf teilt geradezu die Menge. Anne ist sehr groß, und sie hat ein bisschen zugenommen, was ihr hervorragend steht. Als sie mich sieht, geht ein Strahlen über ihr Gesicht, in dem die bernsteinbraunen Augen und der fein geschnittene Mund die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich ziehen. Anne strahlt noch genauso viel Liebe, Mütterlichkeit und überschäumende Lebenskraft aus wie vor vier Jahren. Als sie mich umarmt, höre ich die dünnen Goldreifen an ihrem Handgelenk leise klirren.

»Willkommen in Kapstadt«, begrüßt sie mich mit ihrer dunklen Stimme. »Ich freue mich so.«

»Ich freue mich auch.« Meine Stimme klingt vor Rührung ein bisschen belegt. Mit einem Mal ist das Gefühl von Verlorenheit, das mich eben noch jäh überfallen hatte, verflogen. Jetzt bin ich angekommen.

»Komm, lass uns aus diesem Chaos rausfahren. Der Wagen steht dort hinten.« Mit der rechten Hand schnappt sie sich meinen Koffer, die linke legt sie mir in den Rücken und dirigiert mich so durch den quirligen Verkehr zu einem verbeulten sandfarbenen Pick-up. »Voilà. Das ist unser Missionswagen. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber für hier ideal.«

Mein Koffer landet auf der Ladefläche. Mein Bordgepäck lege ich daneben. Dann klettere ich in die Fahrerkabine, und los geht die Fahrt.

»Der Flughafen ist ja riesig«, sage ich.

»Seit seiner Eröffnung 1954 ist er stetig gewachsen. Und 2010 wurde er für die Fußball-WM deutlich erweitert«, erzählt Anne in so stolzem Ton, als wäre sie an dem Bau beteiligt gewesen.

»Dir geht es hier also gut«, stelle ich fest, während ich sie von der Seite anlächele.

»Saugut.« Sie lacht das Lachen einer Frau, die mit sich und der Welt im Reinen ist. »In dem Missionskrankenhaus habe ich meine Erfüllung gefunden. Inzwischen bin ich sogar Leiterin des Pflegepersonals.«

Inzwischen haben wir das Flughafengelände verlassen und befinden uns auf der Autobahn. Hier sieht man nichts mehr von den modernen Firmengebäuden rund um den Airport. Stattdessen flankieren deprimierende Slums den Freeway, Hütten aus Wellblech, Holzbrettern oder gar Kartons, zwischen denen Kinder spielen.

»Oh nein«, sage ich entsetzt.

Anne seufzt. »Der erste Eindruck von Kapstadt ist nach erfolgreicher Landung nicht so prickelnd. Das ist das zweite Gesicht des mondänen Capetown.«

Wir lassen die Slums hinter uns und fahren nun an weit angenehmeren Wohngegenden vorbei.

»Noch mal zu unserem Krankenhaus«, beginnt Anne. »Erwarte nicht zu viel. Wir sind ein nur kleines Haus mit siebzig Betten und magerer Ausstattung sowie viel zu wenig Personal.«

»Ich weiß. Alles ist gut«, beruhige ich sie. »Wie weit ist es noch?«

»Achtzig Kilometer. Zu uns kommen die Leute aus dem Inland, denen der Weg ins nächste, jedoch medizintechnisch sehr viel besser ausgestattete Regierungshospital im Norden von Kapstadt zu weit ist.«

Die Stadt am Kap liegt jetzt hinter uns und vor uns eine staubige rote Straße, die durch eine weite Ebene führt. Hier gibt es nur noch dürres gelbes Gras, Dornbüsche und verkrüppelte Bäume. In der Ferne wellen sich am Fuß aufragender, in Nebel gehüllter Felsen grüne Hügel. Ja, das ist Afrika, wie ich es aus Fotobänden kenne.

»Unsere Patienten legen oft mehr als hundert Kilometer zurück, um sich bei uns behandeln zu lassen«, spricht Anne weiter. »Die meisten leben in ärmlichen Verhältnissen. Die Gesundheitsversorgung hat sich nur in den größeren Städten verbessert. Du kannst hier also wirklich noch etwas tun, wirklich noch helfen.«

Die Fahrt durch die afrikanische Landschaft geht für mich viel zu schnell zu Ende. Bald schon sehe ich mich wieder in einer Oase der Ordnung und Sauberkeit. Vor uns liegen beschnittene Bäume und Hecken, gemähte Rasenflächen mit zinnoberrotem Hibiskus, violetten Jacarandabäumen und üppig blühenden Trompetensträuchern sowie eine Ansammlung weißer einstöckiger Gebäude. Wir sind in der Missionsstation angekommen.

♡♡♡

Mein erster Tag in der Missionsstation St. Ottilien. Da für heute noch keine Operation auf dem Plan steht, sitze ich im Personalbüro und mache mich mit den Computerdaten vertraut. Dabei schaue ich immer wieder aus dem offen stehenden Fenster auf den Innenhof, der von Mangobäumen beschattet wird. Ein weicher warmer Wind weht zu mir ins Zimmer. Er bringt den süßen Duft der Jacarandas mit sich, der sich mit dem trockener Erde mischt – der Duft Afrikas. Nach meiner Ankunft gestern hat mich Anne den Kollegen vorgestellt. Alle sind mir mit großer Herzlichkeit begegnet. Zwei ältere deutsche Ärzte, drei Krankenschwestern sowie drei Dorfgesundheitshelfer, die mich auf Afrikanisch mit Jambo begrüßten. Einer von ihnen läuft jetzt gerade über den Hof und winkt mir lachend zu. Ich winke zurück und sehe ihm nach, wie er durch das große Tor verschwindet, durch das drei, vier Sekunden später ein großer schwarzer Geländewagen mit getönten Scheiben kommt. Ihm folgt der Dorfhelfer. Der Wagen hält an, und die Tür öffnet sich. Ein Mann steigt aus, dessen Anblick mich noch mehr verblüfft als der dieses glänzenden Edeljeeps hier im Outback. Der Fahrer bleibt neben seinem Fahrzeug stehen und sagt etwas zu dem jungen Farbigen, woraufhin dieser fröhlich lacht. Die beiden reden miteinander. Der Geländewagenfahrer steht im Gegenlicht. Seine von der Sonne scharf umrissene Gestalt vermittelt den Eindruck eines Sportlers – groß, sehnig, breite Schultern, schmale Hüften –, sein Auftreten den eines Mannes, der es im Leben geschafft hat. Perfekt geschneiderter Anzug, polierte Slipper, goldene Pilotenbrille, ruhige raumgreifende Gesten. Er strahlt Wohlstand und Selbstsicherheit aus. Sein Gesicht kann ich nicht richtig erkennen. Ich bin mir jedoch sicher: Es kann nur attraktiv sein.

Der Dorfhelfer öffnet jetzt die Hecktür des Jeeps und lädt eine Kiste ab, dann noch eine und noch eine. Derweil kommt der Mann im Anzug in langen, ruhigen Schritten auf das Personalbüro zu. Warum nur beginnt mein Herz plötzlich schneller zu schlagen? Ich halte den Atem an, blicke hinüber zu der offen stehenden Tür, in der er gleich erscheinen muss. Und dann betritt er den Raum. Noch hat er den Kopf gesenkt, steckt gerade sein Handy in die Jacketttasche. Jetzt blickt er hoch.

Ich sehe ihm ins Gesicht, in ein – natürlich – äußerst attraktives Gesicht mit klarer Stirn, dunklen Augen, kantigem Kinn und einem sinnlichen Mund. Das schwarze lockige Haar, das bereits die ersten Spuren von Grau zeigt, ist deutlich zu lang, will nicht so recht zu dem Bild eines soliden Geschäftsmannes passen. Und seine Reaktion auf mich schon gar nicht. Ganz genau registriere ich den Augenblick, in dem er mich wahrnimmt, den Moment, in dem ein Zucken über dieses männlich-schöne Gesicht läuft. Oder gar der Ausdruck von Entsetzen?

Der Fremde bleibt auf der Türschwelle stehen, starrt mich an. Wahrscheinlich starre ich gerade genauso zurück. Hallo? So hat noch kein Mann auf mich reagiert. Ohne mir je darauf etwas eingebildet zu haben, kann ich sagen, dass ich nicht gerade hässlich bin. Für mein langes blondes Haar habe ich stets Komplimente bekommen, für meine schlanke, dennoch weibliche Figur ebenfalls. Meine großen grauen Augen und ebenmäßig geschnittenen Züge haben bisher auch noch keinen Mann in Ohnmacht fallen lassen. Dieser Typ jedoch, der hier auf der Schwelle steht, sieht gerade so aus, als würde er gleich das Bewusstsein verlieren.

Ich fühle mich bemüßigt aufzustehen. Eine aufrechte Haltung gibt mir jetzt die Sicherheit, die ich brauche, um mit dieser doch ziemlich ungewöhnlichen Reaktion auf mich umzugehen.

»Kann ich Ihnen helfen?«, spreche ich ihn in meiner eigenen Verwirrung ganz selbstverständlich auf Deutsch an. Dabei bemühe ich mich um ein freundliches Lächeln.

»Ich …« Der so merkwürdige Fremde räuspert sich. »Ich möchte zu Dr. Bertram«, antwortet er ebenfalls auf Deutsch.

»Dr. Bertram ist für zwei Monate beurlaubt. Ich bin seine Vertretung.«

»Paul ist beurlaubt? Davon wusste ich nichts.« Sein Tonfall ist angenehm. Ruhig, sanft, jedoch nicht ohne eine dominante Färbung.

»Dann waren Sie vermutlich ein, zwei Wochen nicht mehr hier«, entgegne ich lächelnd. Seine Unwissenheit gibt mir Sicherheit. »Sind Sie Pharmavertreter?«

Ich weiß, dass das Missionskrankenhaus von den Geldern des Ordens in Deutschland sowie von Spenden lebt. Vielleicht gibt es ja Pharmafirmen, die der Mission Medikamente zukommen lassen.

»Pharmavertreter?« Ungläubig sieht er mich an. Und dann passiert etwas, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Meine Frage scheint so völlig außerhalb jeder Realität zu liegen, dass er zu lachen beginnt. Dieses Lachen hört sich sympathisch an, herzlich, voller Wärme und es macht sein gebräuntes Gesicht noch attraktiver. Weiße makellose Zähne blitzen mich an wie auch die dunklen Augen, um die das Lachen einen Kranz von Fältchen legt, was ihm etwas Verschmitztes gibt. Wow, welch ein Mann! Ich schätze ihn auf Mitte dreißig. Vielleicht ein bisschen älter. Das Lachen macht ihn jedoch jünger. Alles an diesem Typen strahlt Sinnlichkeit aus: seine melodische Stimme, die tiefgründigen Augen mit den dichten dunklen Wimpern, und besonders jetzt das Lächeln, ein träges, ja geradezu verrucht wirkendes Lächeln, der intensive Blick, der amüsiert und forschend zugleich den meinen trifft und festhält. Zweifellos gehört dieser Mann zu den Verführertypen, die mit diesem Lächeln bei den meisten Frauen mehr erreichen als andere mit Rosen, Pralinen oder einem Ring.