Karl`s Testament - Kastor Aldebaran - E-Book

Karl`s Testament E-Book

Kastor Aldebaran

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Karl war ein seltsamer Mensch. Um selbst nach seinem Tod seinen Erben das Leben schwer zu machen, dachte er sich Bedingungen aus, die die Haupterben erfüllen mussten. Um diese umzusetzen, wurde ich eingesetzt. Mich erwarteten Aufgaben, die ich gerne erfüllte.

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Kastor Aldebaran

Karl`s Testament

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Impressum

 

Karl´s Testament

 

Kastor Aldebaran c/o Block Services Stuttgarter Str. 106 70736 Fellbach

 

[email protected]

 

Cover Gestaltung: Kastor Aldebaran

 

Homepage: http://www.kastor-aldebaran.com/

 

Auf meiner Homepage, einmal pro Monat, nach Anmeldung, einen kostenlosen Newsletter inclusive einer exklusiven Kurzgeschichte, nicht im Internet zu bekommen.

 

You Tube: https://www.youtube.com/results?search_query=kastor+aldebaran

 

Kapitel 1

 

Es gibt Dinge, von denen man zuvor nicht geträumt hat. Seltsame, unmögliche Dinge. Wenn sie einem geschehen, ist man erstaunt und kann es kaum glauben.

Vor einigen Tagen ist mir was in der Richtung passiert, obwohl es zuvor nicht danach ausgesehen hatte. Es war Wochenende und ich hatte nichts vor, stand spät auf und wollte die Zeit damit verbringen, die Seele baumeln zu lassen. Einen ganzen Tag nichts tun, fernsehen oder im Netz surfen und mich auf dem Sofa rumlümmeln.

Zuvor brachte ich den Müll raus und sah in den Briefkasten, um die Zeitung zu holen. Dabei fand ich einen offiziell aussehenden Brief vor, den ich mitnahm. Eigentlich wollte ich mich nicht darum kümmern, aber als ich in der Küche beim Frühstück saß, fiel mein Blick auf den Umschlag. Ein wenig Neugierde war vorhanden, da ich nichts Wichtiges erwartete. Also schnappte ich mir ein Messer und öffnete das Couvert.

Ein schneller Schnitt und ich hielt das Schreiben eines Notars in der Hand. Mit Erstaunen las ich, dass ich eingeladen wurde, um bei einer Testamentseröffnung dabei zu sein. Ich hob erstaunt meine Augenbrauen, hatte nicht mitbekommen, dass jemand gestorben sein sollte.

Ich las den Namen des Verstorbenen und dachte darüber nach. Weit hinten in meinem Gehirn öffnete sich ein Türchen und mir fiel ein, dass der genannte ein entfernter Verwandter von mir war und Karl hieß. Ich hatte ihn selten gesehen, wenn überhaupt auf größere Familientreffen. Dass er verstorben war, hatte ich nicht mitbekommen.

Ich ließ das Schreiben sinken und versuchte ihn mir vorzustellen. Er war ein seltsamer, alter Kauz gewesen und hatte bizarre Ansichten über alles gehabt. Trotzdem, oder gerade deswegen, verstand ich mich gut mit ihm, besser als mit dem Rest meiner verlausten Verwandtschaft. Im Normalfall ging ich ihnen aus dem Weg, aber manchmal ging es leider nicht anders. Man musste sich blicken lassen, wenn es auch nur für wenige Stunden war.

An dem besagten Tag hatte ich das erste Mal ein wenig Spaß und ich lachte oft mit Karl, der ähnlicher Meinung über den Rest der Familie war wie ich. Alle zusammen hatten eine einzige Schwäche. Geld.

Nicht umsonst arbeiteten sie zumeist in Banken oder an der Börse. Daher gab es auch kein anderes Thema auf diesen Veranstaltungen. Es nervte schnell und wurde langweilig. Börsenkurse und Anlagemöglichkeiten wurden ausgetauscht und ein Wirbel darum gemacht, als wenn es Staatsgeheimnisse wären. Dazu steckten sie ihren Köpfe zusammen und tuschelten sich die Nachrichten zu. Ich blieb außen vor, war das schwarze Schaf, da ich mir nichts daraus machte. Geld war für mich dazu da, um zu überleben, kein Lebenszweck. Hatte ich welches, war es gut, hatte ich keins, war es bedauerlich, aber kein Beinbruch.

Karl und ich lachten und machten Scherze über sie. Dabei wurden wir argwöhnisch angesehen, weil sie es auf zweierlei Weise nicht verstanden. Ich war in ihren Augen ein armer Wicht, der es zu nichts gebracht hatte. Karl wurde angefeindet, weil er mehr Geld hatte, als alle anderen zusammen. Er hatte eine Art goldenen Händchen. Was er anfasste, wurde zu Geld, ohne dass er dafür arbeiten musste. In ihren Augen war es mehr als unfair.

Ich hatte meine Augen geschlossen, sah die Szene von diesem Abend wie ein Film vor mir ablaufen. Als ich meine Augen öffnete, musste ich breit grinsen, fragte mich zugleich, was ich bei der Vollstreckung des Testaments sollte. Ich war nicht erbberechtigt, von daher hatte ich dort nichts verloren. Trotzdem war ich angeschrieben worden.

Ich zuckte mit der Schulter, stand auf, notierte das Datum auf meinem Kalender, damit ich es nicht vergaß, und frühstückte weiter.

Eine Woche später war es soweit. Ich zog mich entsprechend an, wollte bei der Veranstaltung nicht auffallen und mich im Hintergrund halten.

Als ich bei der Adresse ankam, die auf dem Schreiben vermerkt war, standen einige meiner Verwandten vor der Tür, rauchten vorher eine Zigarette und unterhielten sich mit gedämpfter Stimme. Meine Anwesenheit wurde ignoriert.

Es dauerte zehn Minuten, bis es soweit war. Wir wurden eingelassen und betraten einen größeren Raum, in dem drei Reihen Stühle aufgebaut waren, vor denen ein massiv aussehender Schreibtisch stand. Hinter diesem saß der Notar und beobachtete die Menschen, die den Raum betraten, über den Rand seiner schmalen Brille hinweg.

Es waren zu viele geladene Personen, um allen einen Sitzplatz anbieten zu können. Dass ich keinen bekam, war klar. Wenigstens waren die Herren höflich genug, um den Damen den Vortritt zu lassen.

Wir Männer standen hinter den Stühlen an der Wand.

Schnell wurde es ruhig und der Notar begann mit der Eröffnung des Testaments. Eine große Spannung erfüllte den Raum. Immerhin ging es um viel Geld, was jeder der Anwesenden sein eigen nennen wollte. Wenn ich mich vorsichtig umsah, konnte ich die Gier in den Augen der Männer erkennen, die bei mir standen. Bei den Damen war es sicher nicht anders, davon war ich überzeugt.

Es wurde eine seltsame Veranstaltung. War Karl zu Lebzeiten ein seltsamer Mensch gewesen, blieb er sich nach seinem Tode treu. Das Testament hätte man auch als einen Roman durchgehen lassen können. Seite um Seite wurde vorgelesen, wobei Karl mit jedem aus der Familie abrechnete. Er warf ihnen ihre Gier vor, stürzte sich wie ein Adler auf seine Oper und hatte kein gutes Wort für sie übrig. Manche erwischte es hart, andere weniger, zusammengenommen waren es schallende, verbale Ohrfeigen, die er austeile. Nur ich bekam keine, weil ich nicht erwähnt wurde. Es war mir Recht, legte keinen großen Wert darauf.

Nach einer halben Stunde konnte sich einer nicht mehr zurückhalten und warf einen Zwischenruf ein.

„Können wir nicht schneller zu der Stelle kommen, wo es interessant für uns wird. Was bekommen wir denn nun?“

Der Notar hob seinen Kopf an, sah sich den Rufer genauer an.

„Wie heißen sie junger Mann?“, war seine Frage, auf die er sofort eine Antwort bekam.

Der Notar notierte sich den Namen, entnahm dem Testament eine Seite, die er noch nicht vorgelesen und setzte sein tun fort.

„Sollte mein Letzter Wille unterbrochen werden, ist der Unterbrechende aus meinem Testament zu streichen!“, las der Notar vor und sah erneut den jungen Mann an. Dieser schnaubte wutentbrannt und verließ laut lamentierend den Raum.

„Hat sonst jemand was einzuwenden?“, fragt er und sah von rechts nach links. Es war vollkommen still, keiner wagte es, ein einziges Wort zu sagen.

„Gut, dann kann ich weitermachen!“

Es dauerte weitere zehn Minuten, bis er an die Stelle kam, auf die alle gewartet hatten. Dies erstreckte sich über eine Stunde, wobei es Karl Spaß gemacht hatte, mit den wenig interessanten Dingen anzufangen. Man hätte auch sagen können, dass er den Inhalt eines Besteckkastens einzeln verteilte und das nicht im übertragenden Sinn. Position über Position wurde vom Notar verkündet. Nach einer Stunde machte er für eine Weile Pause, schonte seine Stimme.

Wir standen draußen und ich hörte sie reden.

„Wann kommen wir endlich zum Geld?“, beschwerte sich einer, andere nickten zustimmend, wollte die Frage geklärt haben. Doch keiner würde diese Frage stellen. Alles hatten zu viel Angst, ihr Erbe zu verlieren. Sie hatten alle mitbekommen, wie schnell das passieren konnte.

Später saßen und standen wir erneut im Raum und es wurde interessanter. Die kleinen Stücke waren verteilt, jetzt ging es ans Eingemachte.

„Bevor ich zum Hauptteil der Testamentsvollstreckung komme, erfolgt ein allgemeiner Hinweis. An die Auszahlung der genannten Beträge ist eine Bedingung geknüpft, die gesondert genannt wird. Wird diese Bedingung nicht angenommen, verfällt das Erbe zugunsten derer, die sie erfüllen. Ich hoffe sie haben mich verstanden?“

Ein allgemeines Gemurmel entstand und unsichere Blicke wurden in den Raum geworfen. Damit hatte keiner gerechnet.

„Ich lese weiter vor!“, hörten wir die eindringliche Stimme des Notars, der ein weiteres Mal seinen Blick durch den Raum wandern ließ. Erst als es still war, hob er die obere Seite des Testaments hoch und las vor.

„Ein Drittel soll Christa bekommen, die es nicht verdient hat. Das zweite Drittel erhält Manuela, die ich zeitlebens verachtet habe. Das letzte Drittel bekommt Andrea, die jedem Drachen Konkurrenz machen könnte!“

Die Empörung über diese Aussage war von kurzer Dauer. Das Geld was dahinter stand, war wichtiger als die wenig schmeichelhaften Worte.

Der Notar nahm seine Brille ab und legte sie vor sich auf das Testament.

„Darf ich ein weiteres Mal um ihre Aufmerksamkeit bitten!“, hörte ich seine kräftige Stimme.

War zuvor eine angeregte Diskussion darüber entbrannt, was diese ominöse Bedingung sein konnte, die an das Erbe geknüpft war, wurde es langsam ruhiger.

„Wer von ihnen ist Herr Keller?“

Alle sahen in meine Richtung und ich konnte in ihren Augen lesen, dass sie mehr als neugierig darauf waren, was mich betraf.

„Ich möchte sie bitten, zu bleiben. Alle anderen können gehen, wobei ich die vorher genannten Erbinnen auffordere, morgen ein weiters Mal zu erscheinen, um sie über die Bedingung zu informieren, die an ihr Erbe geknüpft ist!“

War ich mir zuvor nicht darüber klar gewesen, was ich auf dieser Veranstaltung sollte, wurde es jetzt interessant. Die Auflösung des Rätsels stand bevor.

Ich verfolgte, wie die anderen den Raum verließen und mich dabei giftig betrachteten. Sie waren genauso neugierig darauf, was der Notar von mir wollte, würden es aber nicht mitbekommen.

Nachdem der Letzte gegangen war und die Tür geschlossen, bot mir der Notar den Platz vor seinem Schreibtisch an. Hier setzte ich mich und sah ihn neugierig an. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete.

„Nun junger Mann, kommen wir zu dem Teil des Testaments, der sie betrifft. Der Verstorbene hat verfügt, dass ich es ihnen alleine mitteile. Angesichts ihrer Verwandtschaft scheint mir das ratsam!“

Dabei grinste er übers ganze Gesicht und ich wusste, was er meinte. Er hatte innerhalb kurzer Zeit mitbekommen, aus welchem Holz meine Familie geschnitzt war.

„Dass sie einen seltsamen Verwandten hatten, ist ihnen sicher klar!“

Ich nickte zur Bestätigung und er nahm seine Brille, setzte sie sich auf und fischte ein Blatt Papier unter dem Stapel heraus, das zuunterst lag.

 

„Mein lieber Michael!“, war die Einleitung und ich fühlte mich geschmeichelt, nach den harten Worten, die er für die anderen übrig gehabt hatte.

„Nachdem die Hyänen abgespeist sind, kommt ich zu dir. Auch wenn ich dich nur kurz kennengelernt habe, bin ich der Meinung, dass du das Herz am richtigen Fleck hast. Eine Eigenart, die in unserer Familie zu kurz gekommen ist. Aus diesem Grund vermachte ich dir außer der Reihe Folgendes!“

Der Notar las langsam vor. Es war ein Haus und eine nicht unerhebliche Summe, die er mir vermachte. Sie war von vornherein aus dem übrigen Testament ausgeklammert gewesen. Keiner der Anderen würde es mitgekommen.

„Außerdem habe ich beschlossen dich zu einem Bestandteil von dem zu machen, was mir große Freude macht, auch wenn ich es nicht mehr miterleben werde. Die Genugtuung darüber macht mir bereits zu Lebzeiten große Freude. Solltest du es nicht erfüllen, aus welchem Grund auch immer, schmälert es dein Erbe nicht. Aber vielleicht wird es dir eine Freude sein, daran teilzunehmen!“

 

Hier ließ der Notar das Blatt sinken.

„Herr Keller. Wie vorgelesen bitte ich sie an der Unterredung teilzunehmen, die mit den drei Haupterbinnen stattfindet. Was dort folgen wird, kann ich ihnen nicht sagen, da ich es nicht weiß!“

Er hob einen versiegelten Umschlag und wedelte damit ein paar Mal herum. Darin war die Lösung verborgen, die mich neugierig machte. Natürlich wollte ich wissen, was in dem Umschlag war und sicherte mein Kommen zu.

Wir verabschiedeten uns voneinander und ich verließ das Gebäude.

Auf der Straße angekommen, fing mich Christa ab. Sie stand vor dem Gebäude und war sichtlich nervös. Sie rauchte eine Zigarette und warf sie sofort weg, als sie mich sah.

„Und, was hat der Alte von dir gewollt?“

Es war das erste Mal in meinem Leben, dass mich Christa ansprach. Sie war in meinen Augen eine fürchterliche Frau, die sobald sie den Mund aufmachte, Gift spuckte. Dabei passte es nicht zu ihrem Äußeren. Sie war adrett gekleidet, trug ein strenges, dunkles Kostüm, halbhohe Pumps und war schlank. Auffällig waren ihre grellrot geschminkten Lippen und die toupierten, blonden Haare, die ihren Kopf wie eine Löwenmähne umspülten. Sie war verheiratet, wobei ich nicht glaubte, dass ihr Mann was zu sagen hatte. Wenn einer sprach, war sie es. Er stand eingeschüchtert neben ihr und sagte kein Wort.

Ich sah Christa an und war sofort davon überzeugt, nichts zu verraten. Ich wollte sie quälen in der Unwissenheit lassen. Sie hatte es in meinem Augen verdient.

„Nichts!“, antwortete ich und konnte erkennen, wie sich ihr Gesicht verzerrte.

„Nichts?“, spie sie mir giftig entgegen.

„Für nichts warst du aber lange drin. Er muss was von dir gewollt haben!“

Ich zuckte mit der Schulter, sah sie mitleidig an und wollte gehen.

„Ich werde es herausbekommen, verlass dich darauf!“, schimpfte sie mir in Ohr, als ich an ihr vorbei ging und sie stehen ließ. Innerlich freute ich mich über diesen Verlauf, feierte ein inneres Fest.

Als ich in meinen Wagen stieg, stand sie weiterhin auf derselben Stelle wie zuvor und starrte in meine Richtung. Erst als ich anfuhr, machte sie einen ersten Schritt auf ihren Wagen zu, in dem ihr Mann auf dem Beifahrersitz saß und darauf wartete, dass sie einstieg.

„Armes Würstchen!“, dachte ich mir und grinste noch, als ich an der nächsten Straße abbog.

 

Kapitel 2

Ich war keine halbe Stunde zuhause, als mein Telefon klingelte. Auf dem Display war eine unbekannte Nummer und zuerst wollte ich nicht abheben, doch es klingelte penetrant lange. Es wurde mir zu viel und ich wollte demjenigen meine Meinung darüber sagen, hob ab und wollte gerade anfangen zu schimpfen, als ich eine weibliche Stimme hörte.

„Michael. Bist du das?“

Ich konnte die Stimme nicht gleich einordnen, meinte sie zu kennen, wusste aber nicht woher.

„Ja!“, antwortete ich, wobei ich das Wort lang zog.

„Wer ist dran?“, fragte ich, um mir Gewissheit zu verschaffen.

„Hier ist Manuela, du weißt schon!“

Sofort sah ich sie vor mir. Ein graues Mäuschen, wenig auffällig. Sie hielt sich im Hintergrund, lebte soweit ich es wusste alleine, war jedoch in einer Bank ein großes Tier. Sie hielt dort die Fäden zusammen, war die graue Eminenz hinter dem Unternehmen. Nichts geschah dort, ohne dass sie davon wusste. Man munkelte, dass sie überall ihre Spione im Unternehmen hatte und keiner aufs Klo gehen konnte, ohne dass sie davon wusste.

Sie war klein und unauffällig, hatte mit Mode nichts am Hut. Man konnte sie übersehen, wenn man nicht wusste, wer sie war. Das war bereits einigen Menschen aus ihrem Business zum Verhängnis geworden, wenn sie Manuela unterschätzten.

„Ah, Hallo, was verschafft mir die Ehre?“, fragte ich mit einem leicht spöttischen Unterton.

„Lassen wir die freundlichen Floskeln beiseite!“, hörte ich es vom anderen Ende der Leitung und ich erkannte ihre Stimme besser, als sie härter klang.

„Du kannst dir vorstellen, dass ich neugierig bin, was Karl dir hinterlassen hat und was es sonst zu bereden gab. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dich der Notar zum Kaffeetrinken eingeladen hat!“

„Och!“, meinte ich und hätte beinah laut gelacht.

„Wir haben uns über dies und jenes unterhalten. Einen Kaffee hat er mir nicht angeboten. Wäre schön gewesen, sollte ich ihn das nächste Mal drauf hinweisen!“

Manuela passte genau auf, was ich sagte. Es wurde mir bewusst, als sie mich unterbrach und nachhakte.

„Wieso das nächste Mal? Musst du ein weiteres Mal hin und warum?“

Ich musste vorsichtiger werden. Sie war nicht dumm, im Gegenteil. Nicht umsonst war sie in der Position, die sie innehatte. Dort kam man nur hin, wenn man gerissen war und spitze Ellbogen hatte.

„Er hat nicht gesagt, warum. Er hat mich genauso im Unklaren darüber gelassen, wie euch. Ich kann dir nichts dazu sagen!“

Dies war nicht die Antwort, auf die gehofft hatte. Aber sie merkte an meiner Art Antworten, dass sie aus mir nichts Weiteres herausbekommen würde. Das machte sie sicher fuchsig, besonders als sie einsehen musste, dass sie gegen mich nichts in der Hand hatte, um mich umzustimmen. Ich befand mich nicht in ihrem Machtbereich.

„Nun gut, ich werde es dir mal glauben. Wir werden ja sehen, was der alte Spinner von uns will. Ich wäre lieber vorbereitet!“

Kaum hatte sie diesen Satz ausgesprochen, hörte ich, wie die Leitung unterbrochen wurde. Sie hatte aufgelegt, ohne sich von mir zu verabschieden. Wert legte ich nicht darauf.

Ab jetzt erwartete ich, dass auch Andrea sich auf die eine oder andere Art bei mir melden würde. Es wäre logisch gewesen, aber es kam nichts. Dabei war es mir auch recht. Ich musste das nicht haben.

Keine der Drei war mir sympathisch genug, um zehn Minuten mit ihnen zu verbringen. Wobei mir Christa und Manuela lieber waren, als Andrea. Sie war die Art von Frau, die mir am meisten auf die Nerven ging.

Andrea.

Ich habe nichts gegen selbstbewusste Frauen, im Gegenteil, ich mag sie. Doch wenn es unausstehliche Emanzen sind, die der Meinung sind, dass Frauen alles besser können, habe ich ein Problem damit. Sie war eine solche Frau, ließ einen Mann normalerweise nicht ihn ihre Nähe. Dabei war ich mir nicht sicher, ob sie überhaupt einem Geschlecht zugeneigt war. Ich hatte sie niemals in Begleitung von irgendwem gesehen, weder männlich noch weiblich. Vielleicht konnte sie nichts mit Menschen anfangen. Kam sie zu einer Veranstaltung, war sie höchstens eine halbe Stunde dort, holte sich einen Drink, schüttete diese in sich hinein und verschwand. Dabei ging es jedoch so ab, dass es jeder mitbekam. Meistens trug sie auffällige Kleidung von irgendeinem Designer. Kam sie in einen Raum, war es wichtig, dass sie von jedem gesehen wurde. Mit hoch erhobenem Kopf stöckelte sie durch den Raum, wobei ihr Heels sie größer machten, als sie war. Das Klacken ihrer Absätze war laut und gut zu hören. Wahrscheinlich hatte sie Stahlsohlen darunter, die diesen Effekt verstärkten.

Weiter war auffällig, dass sie immer einen Hut trug, auch in Gebäuden. Jedoch nichts Dezentes, sondern groß und aufdringlich musste es sein. Darunter quollen ihrer feuerroten Haare hervor, die ihr bis weit über die Schulter reichten.

Kapitel 3

Der Tag der Entscheidung war da und ich machte mich dafür fertig. Die Nacht über hatte ich nicht gut geschlafen, hatte mir Gedanken darüber gemacht, was heute passieren könnte. Zu einem Ergebnis kam ich verständlicherweise nicht.

Als ich in meinen Wagen stieg, war ich innerlich aufgeregter als ich zuvor vermutet hatte. Erst recht als ich die alte Karre vor dem Haus des Notars abstellte. Ich war pünktlich wie immer, eine Tugend, die ich mir nicht nehmen ließ.

Ich wollte gerade aus dem Auto steigen, als ein anderes hinter mir parkte. Es war nicht schwer Andrea zu erkennen. Obwohl sie einen geräumigen, hohen SUV fuhr, hatte sie Probleme mit ihrem Hut, der knapp unter das Dach passte.

Aus Interesse blieb ich einen Moment im Wagen sitzen, um mir die Show anzusehen, als sie ausstieg. Dabei blieb sie mit ihrem Hut hängen und es war für sie nicht einfach, diesen zu lösten, ohne ihn absetzen zu müssen. Trotzdem schaffte sie es, stand wenig später vor der Tür, knallte sie zu und ging hoch aufgerichtet zum Haus, wobei sie eine überdimensionierte Papiertüte am Arm führte, auf der das Logo einer bekannten Firma prangte. Es war nicht zu übersehen, dass sie mit ihrer neusten Erwerbung vor den anderen prahlen wollte.

Grinsend stieg ich aus und ging zum Haus. Wenig später betrat ich den bekannten Raum, in dem die Drei bereits vereint saßen, wobei das nicht der richtige Ausdruck war. Sie hatten sich säuberlich im Raum verteilt, wollten nichts miteinander zu tun haben.