Liebe sie ohne mein Herz - Kastor Aldebaran - E-Book

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Kastor Aldebaran

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Niemals hätte ich geahnt, was mich erwarten würde. Von Frauen keine Ahnung wurde ich innerhalb kürzester Zeit zu einem Mann gemacht, der sich verliebte und dieses aufteilen musste. Mit und ohne Herz.

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Kastor Aldebaran

Liebe sie ohne mein Herz

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Impressum

Liebe sie ohne mein Herz

 

Kastor Aldebaran c/o Block Services Stuttgarter Str. 106 70736 Fellbach

 

[email protected]

 

Cover Gestaltung: Kastor Aldebaran

 

Bild: Pixabay.com

 

Pixabay License

 

Homepage: http://www.kastor-aldebaran.com/

 

Auf meiner Homepage, einmal pro Monat, nach Anmeldung, einen kostenlosen Newsletter inclusive einer exklusiven Kurzgeschichte, nicht im Internet zu bekommen.

 

You Tube: https://www.youtube.com/results?search_query=kastor+aldebaran

 

Kapitel 1

 

Wir hatten es nie leicht. Vater und ich waren alleine, wohnten im Wald. Von Sonnenaufgang, bis Untergang waren wir arbeiten, fällten Bäume, um für die Bevölkerung einer kleinen Stadt in der Nähe Brennholz zu liefern oder für die Sägemühle am Bach Stämme zur Weiterverarbeitung zu Brettern und Balken bereitzustellen. Ein einsamer Beruf, schwer und gefährlich. Falsch fallende Bäume oder Wölfe im Winter, brachten uns oft in Gefahr, und als ich die ersten Male mit in den dunklen Wald ging, hatte ich Angst, hielt mich möglichst in der Nähe von Vater auf.

Es ging nicht anders. Mutter war bei meiner Geburt gestorben, und ich blieb das einzige Kind, musste früh damit zurechtkommen, für meinen Unterhalt selber zu sorgen. Schon in jungen Jahren packte ich mit an, bekam dazu ein Beil und eine kleine Säge. Meistens sammelte ich Reisig für Besen, die wir im Winter herstellten, oder es diente als Zunder für die Kamine und Öfen der Stadt. Zu essen gab es trotz der schweren Arbeit wenig. Meistens bestand unser Essen aus Brot und Wasser, gelegentlich fanden wir im Wald ein verendetes Wild, manches gerissen von Wölfen. War es frisch, besonders im Winter, schnitten wir uns heraus, was wir konnten, mussten dabei aufpassen, nicht erwischt zu werden. Der Wald gehörte mitsamt seinem Jagdrecht einem Grafen, dem wir Pacht zahlen mussten. Wurden wir geschnappt, konnten wir schlecht beweisen, dass wir das Wild nicht geschossen hatten. Auf Wilderei stand der Tod, schnell und einfach. Für eine Bestechung, um davon zu kommen, hatten wir kein Geld.

Wenn überhaupt, brieten wir das Fleisch nachts oder in sehr frühen Morgenstunden, damit der Geruch aus dem Kamin nicht die feinen Nasen von Menschen kitzelten, die uns verraten konnten. War es fertig, schlemmten wir, soviel wie es ging, bis unsere Mägen streikten. Aufheben konnten wir wenig, im Sommer nichts. Im Winter hatten wir eine Stelle, weit weg vom Haus, an der wir das Fleisch im hart gefrorenen Boden lagerten. Hier hielt es sich mehrere Wochen, und wenn wir davon brauchten, schlichen wir in der Dunkelheit hin, um ein Stück zu holen. Auch hier mussten wir vorsichtig sein, die Gefahr der Entdeckung war immer gegeben, Wölfe und Bären konnten es wittern und hielten sich in der Nähe auf.

Vater war ein mürrischer, älterer Mann, der wenig sprach. Er brachte mir alles bei, was er konnte, damit ich ein ebenso fleißiger Holzfäller werden konnte, wie er. Er kam nicht darauf, dass ich einen anderen Beruf ausführen könnte. Es war normal, dass der Sohn dasselbe Handwerk erlernte, wie der Vater. Es gab eine kleine Schule in der Stadt, betrieben von einem Orden, doch dafür hatten wir kein Geld und meine Arbeitskraft war für Vater wichtig, besonders als ich älter wurde. Als Kind war ich eine Last für ihn, doch je älter ich wurde, umso mehr konnte ich zum täglichen Haushalt zusteuern. Daher ging es uns von Jahr zu Jahr besser. Eine neue Frau fand Vater nicht. Er suchte auch nicht danach, ging selten in die Stadt, um wenige Dinge zu kaufen, die wir nicht selber herstellen konnten. Er mochte die Stadt nicht, war ihm zu hektisch und der Gestank der Menschen, beleidigte seine Nase. Bei uns im Wald war die Luft rein und frei vom Geruch von Fäkalien und Müll. Hier roch es nach Tannennadeln und Laub, je nach Jahreszeit anders, man konnte tief durchatmete. Ich liebte jeden Monat, jeder hatte seinen Reiz, ein anderes Aussehen und Aroma.

Mich nahm Vater ein einziges Mal mit in die Stadt, doch ich war nicht anders als er. Ich fühlte mich dort nicht wohl, die große Ansammlung von Menschen, die ich nicht kannte, war mir zu viel. Daher lehnte ich es später ab, wenn Vater mich danach fragte, ob ich mitkommen wollte. Mir reichte mein kleines Reich, der Wald, in dem ich groß geworden war. Es gab für mich keinen schöneren Platz auf Erden, konnte mir nichts besseres Vorstellen.

Wir wohnten in einem kleinen Holzhaus, gezimmert aus rohen Stämmen, in deren Ritzen Lehm geschmiert wurde. Eine Aufgabe, die mir zukam. Ich war dafür verantwortlich, den Durchzug durch das Haus unter Kontrolle zu halten. Besonders wichtig wurde dies im Winter. Waren zu viele Löcher zwischen den Stämmen konnte der kleine Ofen, den wir hatten, nicht genug Wärme erzeugen. Daher musste ich spätestens im Herbst, bevor die Böden gefroren waren, alles abdichten. In den ersten Jahren waren meine kleineren Hände wie gemacht dafür. Ich konnte Ritzen erreichen, an die Vater mit seinen Arbeitsfingern nicht mehr herankommen konnte.

Das Einzige, was für uns im Übermaß zur Verfügung stand, war Brennholz. Wir durften davon soviel aufsammeln, wie wir wollten, ein Privileg, das wir vom Grafen bekommen hatten. Allen anderen war es strengstens verboten, im Wald nach Brennmaterial zu suchen. Selbst abgestorbene Äste, die von alleine zu Boden gefallen waren, bildeten keine Ausnahme. Die Bevölkerung musste alles Nötige von ihm kaufen, damit er seine Ausgaben decken konnte.

Unser Gebiet war von einem keinen Flüsschen begrenzt, dass sich in einiger Entfernung von unserem Haus befand. Bis dort hin kannte ich alles wie meine Westentasche, darüber hinaus, war für mich Neuland. Schwimmen konnte ich nicht, daher setzte ich nie einen Fuß auf die andere Seite. Wenn es meine Zeit erlaubte, ging ich heimlich angeln. Dies war genauso verboten, Wilderei, und es war gefährlich. Doch das Leben im Wald hatte mich gut darauf vorbereitet. Meine Sinne waren geschärft, und wenn ich still am Bach saß, konnte ich alles hören, was sich um mich herum tat. Mich zu überraschen war kaum möglich. Dazu hatte ich mir einen gut getarnten Unterschlupf gebaut, der von der Umgebung nicht zu unterscheiden war. Hier war ich gerne, mochte die Abgeschiedenheit, die Stille, die mich umgab. Später, als ich älter wurde, schlief ich öfters dort, besonders im Sommer. Ich mochte es, wenn die Sonne unterging und der Himmel voller Sterne stand. Oft sah ich hinauf und fragte mich, was diese kleinen, hellen Punkte waren. Vater hatte mir darauf keine Antwort geben können. Bei solchen Gelegenheiten wich er mir aus.

„Sie sind einfach da!“, hat er gesagt und damit war für ihn das Thema erledigt.

Ging der Mond auf, besonders wenn er größer war, tauchte er die Umgebung in ein seltsames Zwielicht, dass ich liebte. Auch die Umgebung, die Tiere reagierten darauf, besonders die Fische. In der Nacht zu angeln, war eine besondere Herausforderung. Dazu hielt ich die ganze Zeit die Schnur in der Hand, hatte das Ende mit einem Stein beschwert. Der Haken hing wenige Zentimeter über dem Gewicht. Spannte ich die Schnur, konnte ich an meinem Finger spüren, wenn ein Fisch am Köder knabberte. Es war die Kunst, im richtigen Moment anzuschlagen. Mit der Zeit konnte ich anhand der Art, wie die Schnur in meiner Hand zuckte, erkennen, welcher Fisch sich dort zu schaffen machte. Ich machte ein Spiel daraus und wettete gegen mich selber, welchen ich fangen würde. Meistens gewann meine Vorahnung.

Gegen frühen Morgen machte ich mich mit meiner Beute auf den Weg nach Hause. Vater schüttelte immer mit dem Kopf, dass ich mich und damit auch ihn in Gefahr brachte, doch was sollten wir machen. Wir konnten keinen Fisch kaufen, hatten kein Geld und für unsere schwere Arbeit, mussten wir vernünftig essen. Fisch und Fleisch waren dafür besser geeignet, als ein kleines Stück Brot mit Wasser. Es reichte nicht, um unsere Kraft zu erhalten.

Ob der Graf es wusste, konnte ich nicht sagen. Er ließ uns in Ruhe, kam höchstens einmal im Jahr vorbei und begutachtete unsere Arbeitsleistung, rechnet mit uns persönlich ab. Vielleicht mochte er es einfach, ein paar Stunden bei uns zu verbringen. Er war ein freundlicher, alter Herr, der viele Sommer gesehen hatte. Sein Sohn war das Gegenteil, ein Heißsporn, der es oft übertrieb. Wenn er mit Freunden zur Jagd aufbrach, kam er manchmal bei uns vorbei und hatte wenig freundliche Worte für uns übrig. Wir waren in seinen Augen nichts Wert, ein notwendiges Übel, das dazu geeignet war, seine Launen zu ertragen. Selber war er ein verweichlichter Mann, wenige Jahre älter als ich, ein aufgeblasener Gockel, ganz anders als sein Vater, der mir ruhig und besonnen schien. Warum er seinem Sohn kein Einhalt gebieten wollte oder konnte, war mir ein Rätsel.

Bei uns kam er damit nicht durch. Vater und ich ertrugen seine Kommentare mit störrischer Ruhe, die ihn dazu veranlasste, möglichst schnell weiterzureiten. Wir atmeten auf, wenn er zwischen den Bäumen verschwand und Vater sah ihm brummelig hinterher, spuckte auf den Boden, wenn er außer Sichtweite war.

„Tölpel!“, war sein einziger Kommentar und schwang seine Axt in den nächsten Baum. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass er nach diesen Treffen besonders hart zuschlug.

Unsere kleine Welt war in Ordnung, mehr brauchten wir nicht und wir waren glücklich mit uns und unserer Arbeit. Ein geregeltes Leben ohne viel Aufregung. Genau das, was ich mochte.

 

Kapitel 2

Dies änderte sich an einem der kommenden Tage auf dramatische Weise. Es war Winter geworden, der Schnee machte es uns schwer zu arbeiten. Daher gönnten wir uns während eines Sturms den Luxus, den Tag zu verschlafen. Draußen hätten wir wenig erreichen können, außerdem war es gefährlich bei dem Wind, sich im Wald aufzuhalten. Bäume brachen unkontrolliert, konnten einen Menschen schnell verletzten oder erschlagen. Ein Knochenbruch oder mehr würde uns nichts nützen, unser tägliches Arbeitspensum nicht mehr schaffen lassen. Entsprechende Folgen für uns. Daher warteten wir lieber ab, bis sich das Wetter beruhigte. Einen Tag nicht arbeiten und danach gesund war besser, als dieses Risiko einzugehen. Daher schürten wir den Ofen gut an, machten es uns warm und aßen ein wenig Fleisch, das wir bei diesem Wetter gefahrlos braten konnten. Kein Mensch würde bei diesem Wetter zu uns kommen. Dachten wir jedenfalls, doch es, kam anders, und wir sahen uns erstaunt gegenseitig an, als es zaghaft an die Tür klopfte. Zuerst hatten wir geglaubt, dass ein Ast oder Ähnliches an die Tür schlug, doch als es sich wiederholte, waren wir nicht mehr sicher.

Vater ging zur Tür, lauschte, ob etwas zu hören war. Doch kein Laut drang durch die dicken Bretter. Die Spalten dazwischen hatte ich mit großer Sorgfalt abgedichtet, daher konnten wir nicht nach draußen schauen. Unser einziges Fenster war dick mit Stroh verstopft, damit der Wind und die Kälte draußen blieben. Glas konnten wir uns nicht leisten, war dem Adel und der Kirche vorbehalten.

Vater sah mich kurz an und ich wusste, was er damit sagen wollte. Wir schnappten uns unsere Beile, stellten uns geschützt auf, um auf einen Angriff vorbereitet zu sein. Wer bei diesem Wetter im Wald unterwegs war, konnte nichts Gutes im Schilde führen. Daher gingen wir von Dieben oder anderem Gesindel aus.

Vater nickte mir ein letztes Mal zu, als wir in Position standen und griff an den Riegel der Tür, zog ihn langsam heraus. Es war das verabredete Zeichen, dass es gleich losging. Meine Muskeln waren angespannt, mein Herz klopfte schneller, und ich war darauf vorbereitet, dass ich sofort zuschlagen würde, wenn es nötig tat. Niemand würde ohne Blessuren davon kommen, der es wagte, uns zu überfallen oder uns Leid antun wollte.

Als der Riegel die Tür freigab, die nach innen aufschwang, flog sie mit einem Mal auf und zwei Menschen, die sich anscheinend dagegen gelehnt hatten, kullerten in unsere Behausung. Sofort waren Vater und ich über ihnen, stellten uns in die beste Angriffsposition, um sofort reagieren zu können, dabei achteten wir im ersten Moment nicht darauf, was in unser Haus purzelte. Erst nach einigen Sekunden entspannten wir, konnten erkennen, dass die beiden vermummten Personen lange Röcke trugen. Sie hatten ihren Köpfe in dicke Schals gewickelt, lediglich für die Augen hatten sie einen schmalen Spalt freigelassen. Durch diese sahen sie uns mit ängstlichem Blick an, schauten auf unsere Beile, die wir zum Schlag erhoben hatten.

Erst jetzt, nachdem wir erkannten hatten, dass es sich um weibliche Geschöpfe handelte, ließ ich mein Beil sinken, doch Vater warnte mich rechtzeitig.

„Sieh nach, ob sich unter der Kleidung Weiber befinden. Junge Männer verkleiden sich gerne als Frauen, um uns zu täuschen!“, erklärte er und ich wurde sofort vorsichtiger. Mit lang ausgestrecktem Arm griff ich an den Schal, der mir am nächsten liegenden Person und zupfte ihn vom Gesicht. Darunter wurde ein eindeutig weibliches Gesicht erkennbar. Auch bei der Zweiten war es nicht anders, wenn auch wesentlich jünger. Beide sahen uns ängstlich an, zitterten am ganzen Leib. Wenn sie seit Längerem bei dem Wetter unterwegs waren, mussten sie entsetzlich frieren. Bei dem Wind kühlte ein Körper schnell aus.

Jetzt war Vater zufrieden. Auch wenn er dem Braten nicht traute, entspannte sein Körper sichtlich. Er ging zur Tür, durch die der eisige Wind pfiff, schaute nach draußen und versuchte im Schneegestöber zu erkennen, ob sich mehr Menschen dort aufhielten. Er kontrollierte soweit wie möglich, ob es sich um eine Art Vorhut handelte, der mehr folgen würde, konnte jedoch nichts erkennen, was darauf hindeutete. Die wenigen Spuren, die zu erkennen waren, gehörten eindeutig zwei Personen, andere konnten längst verweht sein. Daher stemmte er sich gegen die Tür und verschloss sie sorgfältig. Sofort wurde es entsprechend dunkel im Haus, lediglich das Feuer im Kamin gab ein wohliges Licht ab, dass wenig erkennen ließ.

Trotzdem konnte ich die Beiden genauer betrachten, die auf unserem Boden lagen und sich nicht rührten. Sie waren sichtlich verängstigt, sahen uns mit großen Augen an.

Beide waren mit grober Leinenkleidung angezogen, langer Rock, ein viel zu kurzes Jäckchen, schwarze, dünne Stiefel. Überall klebte Schnee, schmolz langsam in der wiederkehrenden Wärme unserer Unterkunft. Seitdem die Tür geschlossen war, kam sie zurück und vertrieb die kühle Luft, die eingeströmt war. Mir war nicht klar, wie sie es in der dünnen Bekleidung geschafft hatten, hierher zu kommen. Wenig länger und sie wären erfroren.

Vater legte sein Beil beiseite, jedoch nicht weit weg, um es jederzeit erreichen zu können. Er war weiterhin argwöhnisch, traute dem Frieden nicht. Trotzdem reichte er der älteren der beiden Frauen seine Hand, half ihr vom Boden auf. Ich tat es ihm gleich, bei der jüngeren von beiden. Sie sahen verängstigt aus, sahen sich gehetzt um, als wenn sie verfolgt wurden.

„Setzt euch ans Feuer. Ihr seht aus, als wenn ihr Wärme gebrauchen könnt!“, meinte Vater, nahm eine schmale Holzbank und stellte sie direkt vor den Kamin, bot ihnen an, Platz zu nehmen.

Zitternd nahmen sie das Angebot an, setzten sich auf die Bank und Vater nahm zwei Holzteller, schöpfte ein wenig unserer dicken Suppe darauf und reichte sie den Frauen.

„Esst, es wärmt von innen!“, sagte er, ohne eine Antwort zu bekommen. Auch wenn wir selber wenig hatten, war es für ihn selbstverständlich, davon abzugeben. Es war eher ein Eintopf, gemacht aus fettem Fleisch und ausgekochten Knochen. Die Fettaugen auf der Oberfläche, die sich schnell verbanden, zeigten an, wie nahrhaft er war.

Die beiden wunderten sich kurz, dass sie von uns Fleisch bekamen. Ihr Hunger überwand ihre Neugierde und sie schlangen das angebotene Essen herunter, als wenn sie lange nichts gehabt hätten. Erst als die Teller leer und ausgeleckt waren, gaben sie Vater die Teller zurück, hätten mehr vertragen können. Ihr Blick zum großen Topf, der über dem Feuer hing, zeigte es deutlich an.

Es musste reichen, mehr konnten wir nicht abgeben, um selber überleben zu können, daher gab es nicht mehr. Diese Einsicht kam schnell und ihre Blicke senkten sich.

Jetzt waren sie aufgetaut, der größte Hunger gestillt, Zeit um Fragen zu beantworten, die Vater stellte. Natürlich wollte er wissen, wer die Beiden waren.

„Erzählt, wer seid ihr, woher kommt ihr, wohin wollt ihr?“, machte er es kurz. Reden war nicht seine Stärke.

„Ich bin die Käte, die Maid an meiner Seite ist meine Tochter Grete. Ich danke euch dafür, dass ihr uns aufgetan und zu essen gegeben habt. Nicht lange und wir wären draußen erfroren. Ihr ward die einzige Rettung für uns. Weiter wären wir nicht gekommen.

Wir kommen aus der Stadt, sind nicht freiwillig hier, mussten flüchten. Gewährt uns Unterschlupf, bis der Sturm vorbei ist. Sobald das Wetter besser ist, werden wir gehen und ihr seid uns los!“

Vater setzte sich auf sein Bett, Stühle hatten wir keine, in der kleinen Hütte war zu wenig Platz um viel Mobiliar aufzustellen. Es bestand aus einem niedrigen Tisch, der Bank auf der die Beiden saßen und zwei Betten. Ein Schrank mit dem wenigen, was wir hatten, musste reichen. Unser ganzer Stolz waren unsere Werkzeuge, die wir wie Schätze hüteten. Jeden Tag nach der Arbeit wurden sie geschärft und geölt, damit sie nicht rosteten.

Wenn es stimmte, und ich glaubte ihnen, hatten sie einen recht langen Weg hinter sich, und ich war darüber erstaunt, dass sie es bis zu uns geschafft hatten. Sie mussten von einem Lebenswillen getrieben worden sein, den ich hoch anrechnete.

„Flüchten?“, fragte Vater nach, dieses Wort gefiel ihm nicht. Wer es tat, hatte immer einen Grund, und wenn er irgendwas nicht mochte, war es Ärger. Es roch geradezu danach und das war nicht sein Ding. Wenn ich es richtig sah, wollte er die Beiden schnell wie möglich loswerden, damit die vorherige Ruhe eintrat. Aufregung mochte er nicht, ging ein Tag wie der vorherige zu Ende, war er zufrieden mit sich und der Welt.

„Wir konnten nicht in der Stadt bleiben. Seitdem der Graf gestorben ist, sein Sohn seinen Platz eingenommen hat, ist es unerträglich für uns geworden. Seine Willkür lässt uns keine andere Wahl!“

Diese Information war neu für uns. Wir hatten nichts davon mitbekommen, dass der alte Graf verschieden war. Woher auch. Im Winter, und zu dieser Zeit, kam niemand zu uns, wir nicht in die Stadt. Nichts drang zu uns vor.

„Was hat er euch getan? Er ist ein Heißsporn, jung und übermütig wie alle in seinem Alter, doch das wird sich legen!“

Vater sagte es, als wenn es das Natürlichste von der Welt war. Ihm kam nicht in den Sinn, dass einige Menschen mit anderen nicht auskommen konnten. Hier bei uns brauchten wir das nicht, in der Stadt war es anders. Die Schmähungen, die der junge Graf uns zukommen lassen hatte, schluckte er ohne großes Aufheben. Ich war mir sogar sicher, dass er es einfach vergaß.

„Würde er sich mit seinesgleichen Prügeln, uns in Frieden lassen, wäre es in Ordnung, uns ginge es nichts an, aber das tut er nicht. Er trinkt oft, ist außer Sinnen. Oft stellt er den jungen Frauen in der Stadt nach, ob verheiratete oder nicht, ist ihm egal. Er nimmt sich, was er erwischen kann, zerrt die armen Dinger in dunkle Gassen und entehrt sie mit seinen Mannen, schlägt sie, lässt sie halb tot zurück im Dreck. Besonders alleinstehende Frauen wie wir, können sich nicht gegen ihn wehren. Manchmal dringt er sogar in die Häuser ein, nimmt sich, was er will. Ob Magd oder Frau des Hauses, keine kommt davon. Sind Männer anwesend, müssen sie dabei zusehen, wie die Frauen es über sich ergehen lassen. Wehren sie sich dagegen, werden sie geschlagen oder gar getötet. Besonders schlimm wird es, wenn er getrunken hat, dann rennt er und sein Anhang randalierend durch die Straßen. Wir haben gehört, dass er es auch auf meine Grete abgesehen hat. Als sie heute zu unserem Haus kamen, sind wir durch die Hintertür geflüchtet, wussten nicht wohin. In der Stadt waren wir nicht sicher, niemand hätte uns aufgenommen oder schlimmer, sofort verraten. Der Graf ist großzügig zu Verrätern, hart gegen Menschen, die sich gegen ihn stellen.

Mit dem, was wir am Leib trugen, rannten wir los in Richtung Wald. Hier war der Wind weniger stark, und ich hatte gehört, dass es Menschen gibt, die dort wohnten. Holzfäller, manchmal Köhler. Es erschien uns als einzige Rettung. Kurz bevor wir Aufgaben, sahen wir euer Haus, unsere letzte Möglichkeit. Ich danke euch dafür, dass ihr die Tür geöffnet habt. Wenn wir euch ungelegen kommen, tut es mir leid. Wir gehen, sobald es möglich ist, damit ihr keinen Ärger bekommt!“

Sowohl Vater und ich konnten ihre Beweggründe nachvollziehen, sofern sie stimmten. Es erschien uns logisch, unter welchen Umständen sonst, hätten die Beiden diesen gefährlichen Marsch auf sich genommen.

Vater dachte nach, sah Käte und Grete nacheinander an. Er war zwar ein mürrischer Kerl, aber in ihm schlummerte ein gutes Herz. War die harte Schale geknackt, war ein weicher Kern darunter. Hier verhielt es sich in der Art. Ein schmales Lächlen legte sich auf seine Lippen. Es kam selten vor und ich konnte mir sicher sein, dass er zu einem guten Entschluss gekommen war.

„Wir haben nicht viel, der junge Graf ist nicht unser Freund. Bleibt, solange der Sturm tobt, bis ihr weiter könnt. Niemand wird in der Zeit hierher kommen. Wir haben jedoch nicht viel, was wir euch anbieten können. Es ist eng und viel mehr als einen Unterschlupf können wir euch nicht geben!“

„Das ist mehr als wir uns wünschen konnten. Ich danke euch und ich verspreche, euch nicht zur Last zu fallen!“

Vater nickte und stand auf, um Holz nachzuwerfen. Ich setzte mich auf mein Bett und betrachtete die Beiden von der Seite, nahm dabei Axt und Schleifstein zur Hand, und sah während des Schleifens aus dem Augenwinkel zu ihnen herüber.

Frauen waren zuvor niemals hier gewesen, lediglich in der Stadt hatte ich einige gesehen. Mutter war zu früh gestorben, daher erinnerte ich mich schemenhaft an sie. Mehr Erfahrung hatte ich nicht mit ihnen. Fragte ich Vater danach, wurde er einsilbig. Er hatte es nie verkraftet, dass Mutter verstorben war, sprach nicht über sie, obwohl ich spüren konnte, dass er sie vermisste.

Käte war eine Frau, die ich auf ein ähnliches Alter schätzte, wie Vater. Mir fehlten die Vergleiche und daher konnte ich kaum eine Vermutung anstellen. Bei Grete war es für mich schwieriger. Nach meiner Ansicht war sie älter als ich, wenn auch wenig. Vielleicht zwei oder drei Jahre. Eine Frau, die im Erblühen war. Ihre weiblichen Formen waren nicht so stark entwickelt, wie die von Käte.

Auffällig an Grete war ihre kleine Stubsnase, die von einigen, lustig aussehenden Sommersprossen umgeben war. Sie hatte lebhafte, glänzende Augen, mit heller Farbe. Welche, konnte ich in dem geringen Licht nicht erkennen. Ihr Haar war lang, leicht gewellt und in großer Fülle. Auch diese Färbung konnte ich nicht richtig erkennen, schätzte es auf ein Haselnussbraun, das ins Rötliche ging. Bei Tageslicht würde es besser zu erkennen sein. Ob sie eine schöne Frau war oder nicht, konnte ich nicht beurteilen. Auch hier fehlte mir der Vergleich. Mir gefiel sie. Sie machte auf mich einen netten Eindruck. Einmal blickte sie schüchtern zu mir herüber und ein schmales Lächeln legte sich auf ihre vollen Lippen. Die ganze Zeit lang sagte sie kein Wort, dabei fiel mir auf, dass es bei mir nicht anders war. Ich hörte lieber zu, als selber zu reden. Eine Eigenschaft, die ich von Vater übernommen hatte. Wir konnten einen ganzen Tag im Wald sein, ohne ein einziges Wort miteinander zu wechseln. Das brauchten wir auch nicht, verstanden uns auch ohne langes Gerede. Jeder wusste, was er zu tun hatte.

Der Sturm tobte, bis es Nacht wurde. Der Unterschied war kaum spürbar, zu sehen überhaupt nicht. In der Hütte war der Wechsel zur Nacht nicht erkennbar. Das Gefühl sagte es uns. Außerdem wurde ich langsam müde, meine Augen fielen mir zu.

„Wir müssen schlafen. Morgen sieht die Welt sicher anders aus und dann sehen wir weiter. Lasst uns ruhen, damit neue Kraft in unsere Glieder fährt!“

„Hans und ich werden hier vor dem Feuer schlafen, ihr beide könnt unsere Betten nutzen!“, entschied Vater und holte mehrere Pelze, die er vor dem Kamin ausbreitete. Eigentlich waren sie für den Grafen bestimmt, hauptsächlich Biber und Bisamratte, ein Wolf war dabei, den wir erschlagen hatten. Das Fell würde uns mehr einbringen als sonst, hofften wir zumindest.

Wenn ich genau hinsah, konnte ich erkennen, dass die Beiden uns nicht trauten. Sie sahen uns oft argwöhnisch an, vielleicht weil wir wild aussahen und sie nicht wussten, ob wir wirklich friedlich waren. Vater und ich waren in derbe Hosen und Hemden gekleidet, hatten lange, zusammengebundene Haare, ein Bart wurde nicht gestutzt. Besonders bei Vater sah es verwegen aus. Bei mir war er nicht voll ausgereift, zeigte mein Alter an.

Käte und Grete wagten es nicht sich alleine auf die Betten zu legen, sondern zogen es vor, sich eines zu teilen. Jetzt war eines frei und Vater nahm es in Anspruch, nachdem ich es ihm angeboten hatte. Auch ohne, war es sein Recht, das bessere Lager zu bekommen.

Ich machte es mir vor dem Kamin gemütlich, legte Holz nach, wenn es langsam herunterbrannte. Ein Vorteil, wenn man direkt davor lag. Einzig der Funkenflug war unangenehm. Besonders, als es eine Stunde später im Kamin knackte und ein glühendes Stück auf mich zugeflogen kam. Ich hatte fälschlicherweise ein Stück Tannenholz aufgelegt und das rächte sich jetzt. Es traf mich, brannte sich in meine Kleidung und ich war froh, dass ich noch nicht schlief. Sofort klopfte ich aufgeregt gegen mein Oberteil, löschte es damit. Dabei hörte ich ein leises Kichern hinter mir und ich drehte mich um.

Käte und Grete lagen dicht gedrängt nebeneinander, Grete zu mir gewandt. Sie hatte ihre Augen geöffnet, konnte vielleicht genauso wenig schlafen wie ich. Bei Vater war es anders, er schnarchte friedlich vor sich hin, von Käte sah ich nichts, sie lag hinter Grete.