Keine Angst, der will nur spielen - Paula Lambert - E-Book

Keine Angst, der will nur spielen E-Book

Paula Lambert

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Beschreibung

Warum geraten die entzückendsten Frauen an die falschen Männer? Und wie unterscheidet man die Luschen von den Volltreffern, bevor es zu spät ist? Paula Lambert untersucht in ihrem neuen Buch die verschiedenen Männertypen nach ihrem Beziehungsverhalten und kommt zu unglaublichen Erkenntnissen, die in keinem Single-Haushalt fehlen sollten - wahr und sehr witzig!

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Für Kai

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe

1. Auflage 2014

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ISBN 978-3-492-96270-4

© 2014 Piper Verlag GmbH, München

Umschlaggestaltung: Mediabureau Di Stefano, Berlin

Umschlagabbildung: Jamie Carroll/iStockphoto

Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

PROLOG

Sehen Sie diese Frau da drüben? Diese blonde, gut gebaute Person mit dem gewinnenden Lächeln? Sie kennen sie, ganz bestimmt. Ihr Name ist Anna. Das Verrückte daran ist, dass Anna nicht nur gut aussieht, sondern auch noch intelligent ist, gut ausgebildet und ziemlich unneurotisch (wenn man von ihrer Vorliebe für komplizierte Bestellungen in Restaurants mal absieht, angeblich hat sie eine Glutenunverträglichkeit). Anna ist lustig, warmherzig und für jeden Blödsinn zu haben. Anna hat eine Menge Eigenschaften, die beneidenswert sind. Trotzdem ist Anna seit fünf Jahren Single.

Wenn ich behaupte, dass Sie Anna kennen, dann vor allem deshalb, weil jeder in seinem Freundeskreis mindestens eine Frau hat, die ziemlich großartig ist – und trotzdem keinen Mann findet. Vielleicht sind ja sogar Sie selbst diese Frau.

Ich habe viele Jahre Frauen zum Thema Liebe befragt. Was wollt ihr von einer Partnerschaft? Was sind eure Wünsche? Warum fühlt ihr euch in Partnerschaften enttäuscht oder, schlimmer noch, getäuscht? Warum verharrt ihr manchmal in Beziehungen, in denen ihr hauptsächlich genervt seid, anstatt euer wahres Liebespotenzial mit jemandem auszuschöpfen, der wirklich zu euch passt?

Die Antworten waren fast immer die gleichen: Weil ich denjenigen oder diejenige einfach nicht finde. Weil ich Angst habe, dass ich dann allein dastehe.

Meine Antwort darauf war auch fast immer die gleiche: Kann gar nicht sein. Das müssen wir uns mal genauer angucken. Da muss irgendein Fehler im System stecken.

Ich habe diesen Fehler gefunden. Aber dazu später mehr.

Kehren wir zunächst einmal zu Anna zurück. Wir sitzen in einer Bar. Anna sieht mich aus ihren großen, blaugrünen Augen an und sagt den Satz, den ich so gerne am Anfang eines Gesprächs höre: »Du bist doch eine Frau.« Ich finde den Satz deshalb so großartig, weil er von »Hast du ein Tampon dabei« über »Kann ich mal deinen Lippenstift borgen« und »Warum kriegen wir die Umweltproblematik nicht in den Griff« bis »Erklär mir bitte noch mal ganz genau, warum er nicht zurückruft« so ziemlich alles abdeckt.

»Ich verstehe das nicht«, sagt Anna. »Wir haben uns super verstanden. Beim ersten Date waren wir im Kino und danach noch was essen. Beim zweiten Date in einer Ausstellung und tanzen. Bei der dritten Verabredung hat er mich dann nach meinen Zukunftsplänen gefragt. Natürlich habe ich ihm von meiner Beförderung erzählt. Danach war er wie ausgewechselt. Als wir uns verabschiedet haben, hat er mich nicht mal geküsst, sondern mir einen Knuff gegen den Oberarm gegeben. Was habe ich bloß falsch gemacht?«

Die Antwort ist natürlich einfach: Nichts. Im Grunde kann man beim Daten nichts falsch machen, solange man einfach man selbst bleibt. Nicht mal Psychopathen können beim Daten etwas falsch machen. (Es sei denn, sie tun so, als wären sie jemand anders, zum Beispiel jemand mit Seele und Tiefgang. Auf so jemanden reinzufallen kann einem schon mal passieren, aber es sollte auf keinen Fall die Regel sein, verstanden? Ich selbst bin einmal von so einem übertölpelt worden, und ich habe bis heute blutintensive Pläne mit ihm, sollte ich einmal in diesem Land eine kleine Privatdiktatur gründen!) Das Einzige nämlich, worauf man bei der Partnersuche achten muss, ist, sich jemanden auszusuchen, der vom Entwicklungsstand her ungefähr zu einem passt. Und das wiederum ist verflixt kompliziert.

Ich rede hier nicht von »Oh mein Gott, wir mögen BEIDE Simply Red, ist das nicht der Wahnsinn? Und wir waren beide schon in diesem entzückenden Lokal an der Amalfiküste. Das kann kein Zufall sein!«. Gemeinsamkeiten mit einem anderen Menschen zu finden ist so einfach wie Rotz von der Backe wischen. Man könnte mich zum Beispiel mit irgendeinem völlig absurden Menschen in einen Raum stellen, und ich könnte in null Komma nichts ungefähr zehn Dinge finden, die wir gemeinsam haben. Nehmen wir zum Beispiel George W. Bush. Wir mögen beide Alkohol, wir lieben Reisen in entfernte, sandige Länder – wobei ich noch nie im Irak war und auch nicht in Afghanistan, wohl aber in Dubai, Abu Dhabi, Marokko, Tunesien und in irgendeinem gottverlassenen Kaff mitten in der Sahara, wo es mitten in der Nacht anfing, wie aus Eimern zu gießen. (Mein Zelt war undicht.) Dann steht er total auf die USA, und ich ja irgendwie auch, vor allem auf die Landschaft. Wir haben beide nahe Verwandte mit dem Vornamen Barbara, können beide reiten und lesen beide gerne Bücher, in denen kleine Ziegen vorkommen. Er und ich mögen beide gutes Essen. Er tanzt gerne, ich auch. Uns stehen Cowboyhüte. Nicht zuletzt steht er total auf Sprachwitz (das macht er doch absichtlich, oder?) und ich auch! Zufall? Das will ich schwer hoffen. Ein kleiner Unterschied zwischen uns ist vielleicht, dass ich, als ich von 9/11 gehört habe, gleich aufgestanden und losgelaufen bin.

Was ich sagen will: Man kann sich mit jedem x-beliebigen Menschen irgendwie gemeinmachen. Und auch, wenn ich mich im täglichen Leben so weit wie möglich von Typen wie George W. distanziere, kann ich nachvollziehen, dass ein Mensch in Zeiten von Verzweiflung, Einsamkeit und/oder Verliebtheit nach möglichst vielen gemeinsamen Nennern sucht, um sich in der Partnerwahl möglichst offen und flexibel zu zeigen. Das klingt erst mal gut, ist es aber nicht. Eine weise Partnerwahl sollte nicht aus Sentimentalitäten heraus getroffen werden.

»Anna«, frage ich, »wie sieht dein Traummann aus?«

Sie überlegt kurz, dann hellt sich ihr Gesicht auf, und sie sagt selbstbewusst: »Das ist ganz einfach. Mein Traummann ist Indiana Jones.«

Hier haben wir das Problem in zwei Worten. Indiana. Jones. Indiana Jones ist der Urtypus des selbstbestimmten, von Testosteron, Abenteuerlust, Bildung, Stärke und Cleverness durchtränkten Mannes. Er klingt zu gut, um wahr zu sein, und leider ist er das natürlich auch. Und das liegt nicht daran, dass der Typ ein fiktiver Charakter ist oder dass solche Männer, sollte es sie wirklich gegeben haben, seit mindestens achtzig Jahren komplett ausgestorben sind. Nein, das Problem liegt darin, dass Anna nicht genau hinschaut. Anna erhofft sich Indiana Jones, obwohl sie mit Florian Silbereisen ausgeht. Das kann nicht funktionieren.

Während man die Erwartungen einer Frau an einen Typen wie Indy durchaus nachvollziehen kann (ständig neue Storys, nicht immer die alte »Damals, als ich im Studentenwohnheim gelebt habe«-Leier, vermutlich großartiger Sex, ein von allen Frauen angehimmelter Mann, der mit den großen Geheimnissen der Welt per Du ist, prima Gene, zumindest von Vaters Seite, ziemlich gutes Hutgesicht), sieht die Realität leider vollkommen anders aus. Der Typ ist ständig weg, und wenn er mal wiederkommt, schmeißt er seine vor Dreck strotzenden Klamotten wahrscheinlich irgendwo in die Ecke. Zum Sex ist er entweder zu müde oder zu sehr verwundet, was bedeutet, dass man ihn erst mal wochenlang mit Suppen und heißen Bädern hochpäppeln muss. Er ist unzuverlässig und bewegt sich häufig jenseits der Grenzen der Legalität, was zur Folge haben kann, dass irgendwann, wahrscheinlich sogar häufiger, die Polizei auf der Matte steht. Schließlich sind Grabräuberei und die Entwendung von Nationalheiligtümern keine Kavaliersdelikte. Von den ständig zerschossenen Fenstern und der häufiger von irgendwelchen Gangstern durchwühlten Behausung abgesehen, wird Indiana Jones nach etwa zwei Wochen an einem Fleck mürrisch und träge, vermutlich sogar ausgesprochen übellaunig, während man als Frau dann nur noch hofft, dass möglichst bald irgendwelche Heinis aufkreuzen, die behaupten, das wirklich echte Grabtuch Jesu gefunden – und leider wieder verloren zu haben. Überhaupt eignet der Kerl sich nicht für ausgiebige Streicheleinheiten, und das, wo doch das Einzige, was eine Frau manchmal am Abend braucht, eine ausgiebige Rückenmassage ist.

Frauen, die auf Indiana Jones stehen, haben also ein Problem. Na gut, ich bin ehrlich: die anderen auch.

Wir Frauen neigen dazu, Realitäten romantisch zu verklären. Was schade ist, weil Männer in dieser Hinsicht wie eBay-Artikel sind: Das Ding ist gekauft wie gesehen. Die wenigsten Männer machen einem was vor. Frauen haben nur verlernt, der Wahrheit ins Auge zu blicken. Kein Wunder. Die Wahrheit sieht nämlich manchmal aus wie Indiana Jones nach einer fünf Wochen währenden Thanksgiving-Party, allerdings ohne Schlaf, ohne Bewegung und vor allem ohne Dusche. Erwähnte ich schon, dass ich Indiana Jones wahnsinnig sexy finde?

In unserer Zeit wird die Suche nach einem Partner, wird das vollkommen Irrationale der Liebe gerne in praktische, saubere Rubriken verpackt. Jede Art von Attraktion wird in mundgerechte Typologien zerlegt, die leicht bekömmlich und noch leichter verdaulich sind. Es gibt Charts, Checklisten und Übereinstimmungsdiagramme. Wir lassen zu, dass Computer uns potenzielle Partner zuführen, die anhand von Algorithmen bestimmt werden. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass ich mit einem wie George W. zusammengeschmissen werde, schließlich mögen wir beide die Farbe Blau, und die Art, wie wir kleine Hunde malen, ist fast identisch!

Wenn Frauen also heute das Gefühl haben, dass es keine »Männer« mehr gibt und sie deshalb auch keinen Partner finden, dann liegt das daran, dass es tatsächlich keine Männer gibt, zumindest nicht, wie sie in der weiblichen Vorstellung existieren. Das muss nicht Indiana Jones sein. Es können, je nach Alter, auch Mick Jagger, Justin Bieber, Edward Cullen oder meinetwegen der Bäcker von nebenan sein. Die Wahrheit ist, dass der Mann heutzutage ein ganz anderer ist als noch vor zwanzig Jahren. Biologisch gesprochen: Bestimmte Arten sind längst ausgestorben. Andere haben sich durch Mutationen (bedingt durch Chemieunfälle, die Frauenbewegung etc.) zu ganz neuen Spezies weiterentwickelt und verbreitet. Um das zu verstehen, braucht man keine Charts und schon gar kein Computerprogramm, das einem sagt: »Herzlichen Glückwunsch, Sie und dieser teigig aussehende Steuerberater haben eine Übereinstimmung von neunundsiebzig Prozent! Mein Hard Drive hört schon das Getrappel kleiner Füßchen!« Zeiten ändern sich. Männer auch. Darum ist es wichtig, bei der Partnerwahl die Zeichen zu deuten und die neuen Kerle richtig zu interpretieren. Wie Sie das problemlos schaffen, erklärt Ihnen dieses Buch.

UNVERRÜCKBARE TATSACHEN

- Männer heben beim Furzen eine Arschbacke.

- Männer brauchen kein Navi. Sie wissen intuitiv, wo sie hinfahren müssen.

- Männer ahmen gerne und mit großem Stolz Dialekte nach, unabhängig von der Qualität ihrer Beiträge.

- Männer lesen auf dem Klo. Mindestens, bis sich ein roter Ring ins Sitzfleisch gepresst hat.

- Männer kratzen an den Hoden. Auch in der Öffentlichkeit.

- Männer finden Videospiele interessant und aufregend. Auch solche, in denen der Spieler eigentlich nichts macht, außer eine Figur auf dem Bildschirm hoch und wieder runter zu bewegen.

- Männer sehen gerne Pornos.

- Männer beladen Geschirrspülmaschinen so, als hätten sie Furcht, dass der Wasserstrahl nicht überall hinkommt. Für eine normale Beladungsmenge braucht ein durchschnittlicher Mann mindestens zwei Spülzyklen.

- Männer tun in Anwesenheit von Frauen, als könnten sie keine Wäsche zusammenlegen.

- Männer halten Fast Food für eine legitime Art der Ernährung.

- Männer lieben ihre Autos. Stellen Sie einen Mann niemals vor die Wahl. Sie werden verlieren.

- Männer ziehen ihre Socken aus, riechen an ihnen und sagen dann: »Die gehen noch.«

- Männer sehen Fußball mit den Jungs. Selbst wenn Sie faktisch besser Bescheid wissen: Halten Sie die Klappe. Noch besser: Bleiben Sie der Veranstaltung fern.

Merke: Männer gehen vielleicht auf Ihre Wünsche ein, aber sie werden sich nicht grundlegend ändern. Akzeptieren Sie den Mann in all seiner Männlichkeit, dann machen Sie sich das Leben leichter.

ETWAS GENERELLES ZUM UMGANG MIT DEM MODERNEN MANN

Die Menschheit ist vor allem in den vergangenen hundert Jahren massiven Verwerfungen ausgesetzt gewesen. Wir befinden uns in einer Phase, in der Arbeitskräfte nicht mehr nur durch Maschinen ersetzt, sondern durch ganze Industriezweige wegrationalisiert werden. Sich das vor Augen zu halten ist ganz einfach: Wer vor fünfzehn Jahren in eine Sparkassenfiliale ging, konnte mit einem echten Menschen sprechen, der einem dann Auge in Auge die Verdoppelung des Dispokredits gewährte oder einem wenigstens ein Taschentuch reichte. Heute stehen in jeder zweiten Filiale nur noch Automaten, und wer irgendetwas will, muss sich durch einen Wust an Hotlines kämpfen, um dann Tage später eine computergenerierte Absage an den Dispowunsch zu erhalten.

Vor gut zwanzig Jahren jobbte ich in einem Supermarkt, um einen Auslandsaufenthalt zu finanzieren. Ich war dafür verantwortlich, mittwochs und freitags vor der Schule die Joghurt- und Käseregale aufzufüllen. Dienstag- und donnerstagnachmittags waren die Tiefkühltruhen dran, außerdem musste ich mich um die Pfandflaschenannahme kümmern. Die Tage vergingen immer nach dem gleichen Schema. Zuerst, so gegen 14.30 Uhr, kamen die älteren Damen und brachten ihre Pfandflaschen. Meist trugen sie einen dieser kleinen Nylonbeutel mit sich, den sie anschließend sorgfältig wieder zusammenfalteten. Nie brachten sie mehr als drei oder vier Flaschen, denn der Gang zum Supermarkt gehörte für sie zur sozialen Routine. Sie fragten mich, wie es mir gehe und ob ich ein paar Sonderangebote empfehlen könne. Außerdem warnten sie mich, zu viele Wasserkästen auf einmal zu schleppen, weil das schlecht für die Leistengegend sei. Gegen 16.30 Uhr kamen die Mütter, sie brachten mir Wasserkästen und Saftkisten, tippelten, während ich Flasche für Flasche per Hand in die kleine Kasse eintippte, ungeduldig auf den Griff des Einkaufswagens und seufzten. Kurz vor Ladenschluss, also um 18 Uhr, kamen die Studenten. Sie brachten ihre Flaschen nur sporadisch zum Supermarkt, was bedeutete, dass meist der ganze Wagen vollgemüllt war mit staubigen, ollen Pullen, die nur weggebracht wurden, weil die Einkaufskasse mal wieder leer war. Sie fragten, ob es Bier im Angebot gebe, und machten Witze über meinen beschissenen Job, obwohl der so schlecht gar nicht war: Immerhin bekam ich 13,50 Mark in der Stunde. Am Ende der zwei Jahre hatte ich genug beisammen, um mir fast ein Jahr in den USA zu finanzieren.

Was aber viel wichtiger ist: Durch die Arbeit hatte ich massenweise Sozialkontakte. Ich meine, nicht gerade die hochqualitative Topunterhaltung, die man sich so wünscht, sondern eher in die Richtung: »Tut mir leid, diese Flasche kann ich nicht annehmen, die führen wir gar nicht.« – »Doch, die habe ich hier gekauft.« – »So leid es mir tut, aber das kann nicht sein, das ist eine Flasche aus Frankreich.« – »Dämliche Kuh!« Und ich wusste Dinge. Ich kannte die Gewohnheiten der Menschen in meinem Kiez, ich wusste, wer mit wem zusammen war und wann nicht mehr. Ich kannte die finanziellen Möglichkeiten der Leute, wusste, wer ein notorischer Geizkragen war und wer ein Dieb. Ich konnte die Menschen einschätzen. Soziale Kontakte, so zart sie sein mögen, sind nicht nur für die Seelenpflege gut. Sondern auch ein ausgezeichnetes Trainingsfeld.

Soziale Interaktion stärkt die Seele und ist neben ausreichender Nahrung das wesentlichste Bedürfnis des menschlichen Wesens. Männer sind schwächere Kommunikatoren als Frauen, und die Erklärungen, warum das so ist, reichen von der frühen Menschheitsgeschichte (bei der Jagd war es besser, die Klappe zu halten) bis in die Tiefen der Neurobiologie (das männliche Gehirn entwickelt sich einfach anders). Beim modernen Mann kommen noch erschwerende Umstände hinzu, zum Beispiel die Affinität zu Computerspielen. Junge Frauen bekommen es heute mit Männern zu tun, die Jahre damit zugebracht haben, sich mit ihren Freunden über Headsets hinweg zu unterhalten, während sie für die meisten Frauen unverständliche Missionen auf dem Bildschirm erledigten. Dass es mit derart sozial verkümmerten Menschen schwierig ist, auf einer Party/im Supermarkt/im Sportklub eine Unterhaltung zu beginnen, liegt auf der Hand. Hilfreich ist es natürlich, Brücken zu bauen, zum Beispiel, am Anfang einer Unterhaltung einfach nur leise zu grunzen (ein Geräusch, das dem ausdauernden Counter-Strike-Spieler aus seiner Jugend bestens vertraut ist) oder Allgemeinplätze über Spielekonsolen zu äußern. Wichtig in der Mann-Frau-Interaktion ist immer, dass der Mann das Gefühl bekommt, die Frau stelle unter keinen Umständen eine Gefahr für ihn dar. Das gilt übrigens für alle Altersklassen und hat sich seit den letzten 1200 Jahren kein bisschen verändert.

Ich finde, wenn man Dinge erst mal als gegeben anerkennt, lässt sich mit ihnen viel leichter umgehen. Das ist so ähnlich wie bei der Stringtheorie. Ich war einmal auf einer Konferenz zu diesem Thema. Es ging um Quantenchromodynamik, Supergravitation und Plancklänge. Stephen Hawking war auch da und ließ verkünden, dass sich die Stringtheoretiker um nicht weniger bemühten als um die Antwort auf die Große Frage. Die Große Antwort erklärt auf sehr theoretische Weise das ganze Warum, Wieso und Weshalb. Weil die Antwort aber noch ein paar Jahrzehnte auf sich warten lässt, behelfen wir uns mit einer anderen Antwort, die schon vor Jahren von dem großen Daseinsphilosophen Douglas Adams auf die Große Frage gegeben wurde: 42. »42« erklärt natürlich nicht, warum es zwischen Männern und Frauen so verteufelt schwierig ist. Ich halte sie aber für einen akzeptablen Zwischenschritt.

Aus physikalischer Sicht ist das Spiel zwischen Männern und Frauen eine sehr wackelige Verbindung, die meist damit endet, dass der weibliche Teil im Verlauf des Bindungsversuchs so lange Energie verliert, bis sich das nunmehr geschwächte Atom ein paar minderwertigeren Elektronen zuwendet, um einfach ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Und da wundert sich noch einer, dass es so viele Kurzschlüsse gibt.

Tatsächlich ist es aber in den letzten dreißig, vierzig Jahren zu einer, sagen wir, kniffligen Verschiebung zwischen den Geschlechtern gekommen. Während die Frauen sich seitdem völlig zu Recht vom männlichen Diktat befreien, sitzen die Männer erschrocken in der Ecke und sehen mit weit aufgerissenen Augen zu, wie die Frauen sich emanzipieren und mehr und mehr von den Männern fordern, natürlich auch in Sachen Sex und Beziehung. Die meisten Männer passen sich der Entwicklung sogar gut an. Sie haben verstanden, dass es richtig ist, einer Frau nach Oralsex den Gefallen zu erwidern, sie bemühen sich zu verstehen, dass auch Frauen einen Orgasmus haben möchten und dass einem Mann vom Abwaschen nicht die Hände abfaulen. Aber genau in dieser Anpassung liegt das Problem. Wer sich anpasst, reagiert auf einen Zustand und versucht, sich so weit in eine Begebenheit einzufügen, bis er nicht mehr aus der Masse herausragt. Unauffällig ist.

Und jetzt heben bitte alle Frauen die Hand, die schon mal mit einem Mann zu tun hatten, der gar kein Mann mehr ist, sondern versucht, eine bessere Frau zu sein. Ich weiß nicht, ob Ihnen sofort klar ist, welche Typen ich meine. Ich meine die Männer, die sich öfter eincremen als ihre Frauen. Die Skinny Jeans über ihren dünnen Beinen tragen. Die nicht beim Umzug helfen können, weil sie Angst um ihre Frisur haben. Die beim Anblick von Werkzeug keine Lust kriegen, ein paar Löcher mit der Hilti in die Wand zu bohren, sondern Sorge haben, dass der Hammer Kratzer in die Oberfläche ihrer Eames-Stühle machen könnte. Hände oben? Na bitte. Übrigens, nichts gegen Charles Eames.

Der Feminismus verhält sich zur Entwicklung der Männlichkeit wie der Klimawandel zur Erde. Es geht zu schnell, die Folgen sind unabsehbar, und um das Schlimmste abzuwenden, müsste man voll auf die Bremse treten. Und selbst dann wäre nicht sicher, dass wir das Ruder noch rumreißen können. Was den Männern fehlt, ist eine klare, moderne Interpretation ihrer Geschlechterrolle. Und damit meine ich nicht, dass sie sich darüber den Kopf zerbrechen sollen, ob sie Wäsche aufhängen oder freiwillig den Kühlschrank bestücken oder sich ein paar Monate oder Jahre Zeit nehmen sollten für die Kindererziehung. Das gehört für mich zu den Selbstverständlichkeiten des Lebens, und wer sich da weigert, mitzumachen, ist ein rückständiger Vollidiot, der nichts an der Seite einer solch fabelhaften Frau wie Ihnen verloren hat. Was ist das für ein Mensch, der sich selbst das Glück verweigert, Zeit mit seinem eigenen Kind zu verbringen? Denken Sie mal genauer drüber nach. Die Antwort wird Ihnen nicht gefallen.

Was ich meine, ist elementarer. Es geht um die Grunddefinition des Mannseins. Mannsein lernen Männer am besten durch die Interaktion mit anderen Männern. Zum Beispiel ist es für Männer überlebenswichtig zu begreifen, was sie tun müssen, damit ihnen ein anderer Mann nicht die Kehle durchbeißt, und zwar beruflich wie privat. Wie man sich ehrenwert verhält. Wie man etwas aufbaut, das auch Bestand hat, ungefähr so wie in der Geschichte mit den drei kleinen Schweinchen. Nur wie ein Mann ein guter Liebhaber wird, das lernt er von Frauen. Und zwar von richtigen Frauen. Nicht von jungen Mädchen mit Bikinifotos auf Facebook, liebe Sugar-Daddys.

Ich bin mir nicht sicher, was die Männer in den letzten Jahrzehnten so gedacht haben. Entweder nichts. Oder etwas in der Art: »Ach, die Weiber. Machen wieder Ärger. Na, wir lassen die jetzt mal machen, und dann machen wir genauso weiter wie bisher.« Möglich wär’s. Leider geht der Plan nicht auf. Denn veränderte (und ja, verbesserte) Frauen brauchen veränderte Männer. Leider gab es als Pendant zur Frauenbewegung bis zum heutigen Tage keine vernünftige Männerbewegung, die sich mit einem neuen Rollenbild auseinandergesetzt hätte. Das Einzige, was an Männerbewegung passiert ist, ist die alberne Bruderschaft der Pick-up-Artists. Pick-up-Artists sind frauenfeindliche Aufreißer, die unter anderem mit Taschenspielertricks aus der Neurolinguistischen Programmierung arbeiten. Ziel des Aufreißkünstlers ist tatsächlich nur: aufzureißen. Es gibt ein internes Punktesystem, je nachdem, ob der Künstler nur eine Telefonnummer ergattert hat oder gleich richtig randurfte. Pick-up-Artistentum ist das Counter-Strike-Spiel für Große. Das Ganze ist jämmerlich und ein bisschen peinlich. Ein Mann, der nur durch Manipulation interessant wird, ist nämlich kein Mann, sondern ein Jammerlappen. Am Ende ist es doch nur ein einsames, eintöniges Geschäft.

Aber sei’s drum. Es ist, wie es ist. Bis sich die Männer aufraffen, bleibt uns nur, mit dem umzugehen, was wir so haben. Und das sind die ulkigen Mutationen, die draußen rumlaufen. Aber keine Sorge: Auch mit denen kann man glücklich werden, wenn man ein paar Dinge beachtet.

Es gibt ein paar Konstanten in meinem Leben. Eine davon ist, dass ich manchmal Dinge sage, die, na ja, etwas aus dem Zusammenhang zitiert werden. Ich bin auf dem Weg von Hamburg nach Berlin, als ich in der »Bild«-Zeitung das Bekenntnis lese: »Ich bin Sylvies Nackedei!« Das sind Zeilen, wie man sie gerne liest, zumal Nackedei ein Wort ist, das in den Medien völlig unterrepräsentiert ist, genau wie Heulsuse. Ich persönlich benutze das Wort Heulsuse unheimlich gerne, weil es genau das richtige Maß an Beleidigung und liebevoller Betrachtung enthält. Doch zurück zum Nackedei. Da war nämlich nicht nur ein Foto von ebenjenem Nackedei zu sehen, sondern darunter stand auch ein Zitat von mir: »Er hat einen Körper wie ein griechischer Gott und einen sehr schönen Penis.« Wenn mich jemand gefragt hätte, mit welchem Zitat ich gerne in die Ewigkeit eingehen möchte, hätte ich wahrscheinlich irgendwas gesagt wie: »Lassen Sie mich kurz zusammenfassen, wie sich Stephen Hawkings Auffassung der Stringtheorie auf unser aller Beziehungsleben auswirkt.« Vielleicht hätte ich anschließend sogar Großmutters Apfelstrudelrezept rausgerückt. Der Trick liegt in der Butter. Viel Butter.

»Er hat einen Körper wie ein griechischer Gott und einen sehr schönen Penis«, rezitiert meine Freundin Mimi neben mir und gluckst. »Was ist los mit dir, hat dein Hirn einen Eisprung?« Mimi ist so etwas wie eine sehr freundliche, große Zyste. Ich werde sie einfach nicht los.

»Sie haben mich darum gebeten, die Qualitäten dieses Mannes in einem Satz zu formulieren. Was hätte ich sagen sollen – dass ich weiß, dass er ständig in die Marsbar geht und den ganzen Tag Bananen isst? So was sind Insiderinformationen, die kann ich nicht einfach so preisgeben!«

Woher ich den Mann aus der »Bild«-Zeitung kenne? Nun, er stand eines Tages einfach nackt vor mir. Das passiert mir häufiger in letzter Zeit. An jenem Tag steckte allerdings ein Deal dahinter: Er bekam Geld dafür, sich für die Kampagne für meine Fernsehsendung »Paula kommt!« auszuziehen. Das mit dem Penis weiß ich, weil er direkt vor meiner Nase damit herumgewedelt hat. Und der Körper – na ja, immerhin verdient der Typ sein Geld damit.

Ich bin also auf dem Weg nach Berlin, nachdem wir ein Wochenende bei Freunden verbracht haben, übrigens jenen Freunden, von denen die Topinformation mit der Banane stammt. Ich versuche mich zu erinnern, ob der Kerl nach Banane geduftet hat, aber mir kommt nur der vage Geruch von Duschgel in den Sinn. Neben mir sitzt Mimi, die jetzt anfängt, mit unheimlich nervender Langsamkeit den Artikel aus der Zeitung zu reißen. »Den hebe ich auf«, sagt sie, »damit kann ich dich in zehn Jahren erpressen.« Sie ist eine wirklich gute Freundin, die beste, und wenn sie nicht so groß und schwer wäre, würde ich sie jetzt aus der Autotür auf die Fahrbahn schubsen. »Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern«, sage ich weise und trete ein bisschen aufs Gas. Hat keinen Sinn, sich mit Mimi zu streiten. Sie besitzt seit Jugendtagen ein Sammelalbum, in das sie Peinlichkeiten einsortiert. Wenn ich sie frage, warum, sagt sie: »Für alle Fälle« oder »Man weiß nie«. Sie hat eine unheimlich miese Art, einen nervös zu machen.

Als wir von der Autobahn abfahren, mache ich Anstalten, Mimi zu Hause abzusetzen. »Du kannst mich nicht einfach absetzen«, sagt sie, »ich will mit!«

»Du kannst nicht mit«, sage ich, »was soll die arme Frau denn denken, wenn ich mit meiner besten Freundin da ankomme. Sie will eine Beratung von mir, keinen Kaffeeklatsch.«

»Aber ich bin super im Meinunghaben«, sagt Mimi, »wenn ihr das zu viel ist, dann warte ich auch im Auto. Komm schon.« Manchmal kommt mir Mimi vor wie ein Dobermannwelpe. Man weiß, dass eines Tages etwas wirklich Ungemütliches daraus wird, aber noch ist sie so putzig, dass ich den ganzen Tag Stöckchen werfen könnte. »Na gut«, sage ich, »aber du sagst nur etwas, wenn du gefragt wirst.«

Wir stehen vor einem vierstöckigen Altbau. Der Türdrücker summt fast im gleichen Moment, in dem ich auf die Klingel drücke. Offenbar hat sie gewartet. Manchmal komme ich mir vor wie ein Mitglied der Ghostbusters. »Werden Sie durch merkwürdige Geräusche mitten in der Nacht beunruhigt? Erleben Sie zuweilen Angstgefühle in Ihrem Keller oder Dachboden? Haben Sie oder Ihre Familienangehörigen jemals einen Spuk, ein Phantom oder ein Gespenst gesehen? Wenn die Antwort Ja ist, warten Sie keine Minute, rufen Sie die Profis! Unser höflich-tüchtiges Personal ist vierundzwanzig Stunden in Bereitschaft, um Ihnen zu dienen bei all Ihren übernatürlichen Beseitigungsbedürfnissen. Die Geisterjäger! Wir sind immer bereit, Ihren Worten Glauben zu schenken.« Genau der Spot, den sie im Film zeigen, passt auch auf meinen Job. Ich weiß nie, was die Frauen gerade für ein Problem haben. Ist es ein Schleimer? Eine garstige Kartoffel? Zuul selbst?

Im zweiten Stock ist die Tür leicht geöffnet. Im Türspalt steht eine Frau. Sie ist schmal und vielleicht Anfang dreißig. Die Haare hat sie zu einem runden Ding hochgeknödelt. Sie trägt ein Hemdchen und Leggings. Im Flur hinter der Frau hängt ein Bild, das einem Werk von Banksy nachempfunden ist. Auf dem Boden stapeln sich bunte Turnschuhe, und ganz hinten, wo das Wohnzimmer beginnt, liegen auf dem Sofa ein paar Hemden im Holzfällerlook. Ich glaube sogar eine Pinnwand zu erkennen, auf der ein Zettel mit der Aufschrift »Aktuelle Projekte« hängt.

»Hallo«, sage ich zu der Frau, »tut mir leid, dass ich zu spät bin. Das hier ist übrigens meine Assistentin ...«

Weiter komme ich nicht, denn in diesem Moment stößt Mimi die Tür weit auf, schiebt die Frau zur Seite und sagt: »Allmächtiger. Wenn es das ist, was ich glaube, dann weiß ich nicht, ob wir Ihnen helfen können.« Fehlt nur noch, dass sie ein Kreuz schlägt.

DER EIGENTLICH-MANN

Um nachvollziehen zu können, warum mich der Anblick des Flures, in den ich jetzt blicken kann, so erschüttert, muss ich ein wenig ausholen. 1993 lebte ich für ein Jahr in Los Angeles. Ich hatte das Gefühl, ich müsste irgendetwas Kreatives mit meinem Leben machen, und dachte, dass Hollywoodstar zu werden eine Menge Probleme für mich lösen würde. Als ich in L.A. ankam, schien die Sonne, und mein Kumpel hatte nicht, wie angekündigt, eine Wohnung organisiert, sondern ein mittelbreites Bett in einem Wohnzimmer, in dem schon ein schwedischer Sänger wohnte. In den beiden separaten Zimmern lebten ein französischer Gitarrist und ein Bassist aus dem Schwarzwald. Vier einander weitgehend unbekannte Personen in einer engen Dreizimmerwohnung in einem fremden Land, ohne Geld und ohne Plan – wenn mir jemand was von Sozialdruck erzählen will, weiß ich, wovon er redet.

Das Bett war natürlich zu klein für zwei, das Wohnzimmer war zu klein für drei, und die ganze Wohnung war zu klein für vier. Mir blieb nichts anderes übrig, als nach aushäusigen Möglichkeiten zu suchen, und so lernte ich die Eigentlich-Männer kennen.

Los Angeles war damals für Eigentlich-Männer das Gleiche, was die Galapagosinseln für Galapagosreisratten sind. Es gab sie nur hier, und es gab sehr, sehr viele davon. Der erste Eigentlich-Mann, den ich kennenlernte, war ein Hüne von indianischer Abstammung, der die Tore des Musicians Institute bewachte, an dem meine Mitbewohner und ich unserer Tage verbrachten. Er sah aus wie der schöne Indianer in »Der mit dem Wolf tanzt«, und wie sich herausstellte, hätte er seine ganze Haarpracht gegeben, um wenigstens Statist in irgendeinem Film zu sein. Tally, so hieß er, war nämlich nicht Türsteher, sondern eigentlich Schauspieler. Tally wurde nicht müde zu betonen, dass er jetzt eigentlich auf irgendeinem Studiogelände sein könnte, es aber aus unerfindlichen Gründen heute leider nicht geklappt habe. Überhaupt guckte er die ganze Zeit so unbeteiligt, als hätte ihn der tatsächliche Türsteher nur ersatzweise vor der Musikschule abgestellt und käme jeden Moment wieder, um Tally endlich abzulösen.

In Los Angeles gibt es auch heute noch zwei Witze, die man in Restaurants immer wieder hört. Der eine geht so:

»Tut mir leid, Sir, dass ich Ihnen den Rotwein über die Hose gekippt habe. Und dass das Essen so spät kam. Sie müssen wissen, eigentlich bin ich Schauspieler.«

»Ah ja?«, fragt der Gast. »Warum spielen Sie dann nicht einfach einen Kellner?«

Und der andere Witz:

»Ich bin Schauspieler.«

»Ist ja toll. Welches Restaurant?«

Eine Zeit lang lebte ich bei Hugh, der gleich um die Ecke in der Franklin Avenue wohnte. Hugh arbeitete als Klempner und Gelegenheitshandmodel, aber eigentlich war Hugh Regisseur. Je länger unsere Affäre andauerte, desto ungeduldiger wurde ich mit ihm. Wenn er so unbedingt Regisseur werden wollte, warum drehte er dann nicht etwas? Einfach nur ein kleines Filmchen in der Garage oder in irgendeinem Park aufgenommen, einfach nur, um die Sinne zu schärfen, einen Stil zu entwickeln? »Heute geht es nicht«, sagte Hugh, »da war dieser Riesenrohrbruch drüben im Valley, da müssen wir alle hin. Morgen geht es auch nicht, da ist dieses Konzert in Studio City.« Wäre der Sex nicht so gut gewesen, ich wäre nach drei Tagen gegangen. Wenn wir aber im Bett lagen, dann war es, als wollte Hugh sich für seine Unzulänglichkeiten als Regisseur entschuldigen. Dabei hatte er mir gegenüber nichts gutzumachen, aber er agierte beim Vögeln mit einer liebevollen Zuversicht, die ihm im Job völlig fehlte und mir den Atem raubte. Sein Penis sah übrigens aus wie er, größer als der Durchschnitt, muskulös und irgendwie immer ein bisschen wütend.

Ende der Leseprobe