Keine Angst vor Piccolo Amadeus! Oder vielleicht doch? - Lotte Mohn-Waldmann - E-Book

Keine Angst vor Piccolo Amadeus! Oder vielleicht doch? E-Book

Lotte Mohn-Waldmann

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Beschreibung

Der 12-jährige Gymnasiast Flo alias Florian stößt auf ein echtes Geheimnis. Ein seltsamer Mann mit Bart begegnet ihm. Und dann: Da im Wald befindet sich diese schwarze, längliche und zudem sehr schöne Lederbox, etwa 35 cm lang und 5 cm breit. Mit einem silbernen Verschluss. Aus all dem erwächst ein echter und brisanter Kriminalfall, der mit Hilfe eines wundersamen Flöten-Instrumentes namens Amadeus und in Zusammenarbeit mit dem (im Rollstuhl sitzenden) Kommissar Moosburger gelöst werden muss. Kevin und Fiona helfen mit. Aber Achtung: Wer lügt, bekommt immer wieder echte Probleme! Eine spannende Erzählung vom Lügen. Lotte Mohn-Waldmann ist als Autorin nun schon eine routinierte Erzählerin. Ihr drittes Werk (nach einem Familienroman und nach einer in Ulm spielenden Kinder-Monster-Geschichte) legt sie jetzt vor. Hier hat sie zum ersten Mal ein spannendes Kriminalbuch für jüngere Schüler und Jugendliche verfasst. Gemeint ist die Schülergeneration im Alter zwischen circa 8 und 12 / 13 Jahren. Aber auch deren ältere Geschwister samt Eltern und Großeltern werden die phantasievolle Geschichte gerne lesen wollen. Und alle Instrumentenspielerinnen und -spieler natürlich sowieso.

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Seitenzahl: 135

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INFO | TITEL

Lotte Mohn-Waldmann

Keine Angst vor Piccolo Amadeus!

Oder vielleicht doch?

Eine spannende Geschichte

K|U|U|U|K

Verlag

mit 3 U

INHALT

Der 12-jährige Gymnasiast Flo alias Florian stößt auf ein echtes Geheimnis. Ein seltsamer Mann mit Bart begegnet ihm. Und dann: Da im Wald befindet sich diese schwarze, längliche und zudem sehr schöne Lederbox, etwa 35 cm lang und 5 cm breit. Mit einem silbernen Verschluss. Aus all dem erwächst ein echter und brisanter Kriminalfall, der mit Hilfe eines wundersamen Flöten-Instrumentes namens Amadeus und in Zusammenarbeit mit dem (im Rollstuhl sitzenden) Kommissar Moosburger gelöst werden muss. Kevin und Fiona helfen mit. Aber Achtung: Wer lügt, bekommt immer wieder echte Probleme! Eine spannende Geschichte vom Lügen.

DIE AUTORIN

Lotte Mohn-Waldmann ist als Autorin nun schon eine routinierte Erzählerin. Ihr drittes Werk (nach einem Familienroman und nach einer in Ulm spielenden Kinder-Monster-Geschichte) legt sie jetzt vor. Hier hat sie zum ersten Mal ein spannendes Kriminalbuch für jüngere Schüler und Jugendliche verfasst. Gemeint ist die Schülergeneration im Alter zwischen circa 8 und 12/13 Jahren. Aber auch deren ältere Geschwister samt Eltern und Großeltern werden die phantasievolle Geschichte gerne lesen wollen. Und alle Instrumentenspielerinnen und -spieler natürlich sowieso.

IMPRESSUM

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek erfasst diesen Buchtitel in der Deutschen Nationalbibliografie. Die bibliografischen Daten können im Internet unter http://dnb.dnb.de abgerufen werden.

Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen und Medien – auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere neuartige Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors / der Autorin bzw. des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

HINWEIS: Deutsch ist überaus vielschichtig und komplex. Der Verlag versucht, nach bestem Wissen und Gewissen alle Bücher zu lektorieren und zu korrigieren. Oft gibt es allerdings mehrere erlaubte Schreibweisen parallel. Da will entschieden werden. Zudem ergeben sich immer wieder Zweifelsfälle, wozu es oft auch keine eindeutigen Antworten gibt. Schlussendlich haben auch die Autorinnen und Autoren ureigene Sprachpräferenzen, die sich dann bis in die Kommasetzung, Wortwahl und manche Schreibung wiederfinden lassen können. Bitte behalten Sie das beim Lesen in Erinnerung.

Umschlagfoto Front: © Richard Schirmherr, Foto Flöte: © Mac K. Miller, III / Shotshop.com, Cover­entwurf: © Klaus Jans.

Lektorat: KUUUK

ISBN E-BOOK 978-3-939832-75-1

Erste Auflage E-BOOK Dezember 2014

KUUUK Verlag und Medien Klaus Jans

Königswinter bei Bonn

K|U|U|U|K – Der Verlag mit 3 U

www.kuuuk.com

Alle Rechte [Copyright] © KUUUK Verlag – [email protected] und © Lotte Mohn-Waldmann

Teil 1 für das E-Book

Mit dem Eigennamen ist es so eine Sache: Jedes Kind muss damit leben. Manche Kinder haben Freude an ihrem Namen, manche wieder weniger.

Wer mehrere Vornamen hat, kann seiner Umwelt kundtun, wie er angesprochen werden will.

Florian Winterlich fand mit seinen 12 Jahren seinen Namen immer noch okay.

Seine Eltern und Lehrer nannten ihn Florian.

Seine Geschwister und Freunde nannten ihn Flo.

Als Flo ins Gymnasium kam, war er von seinen Kumpeln scheinheilig gefragt worden: „Du, Flo, was ist denn eigentlich dein Familienname? Herbstlich? Sommerlich? Frühlingshaft?“

Flo hatte gelacht: „Spottet nur! Damit könnt ihr mich nicht ärgern! Ich fahre gerne Ski, und darum heiße ich gerne Winterlich.“

Worauf er von den andern den Spitznamen „Frühling“ bekam.

Heute fuhr Flo mit seinem Fahrrad durch den Wald zur Schule und strahlte übers ganze Gesicht in die Welt hinein. Er war glücklich.

Sein zur Zeit kranker Nachbar, der Herr Moosburger, Kriminalkommissar, hatte ihm an diesem Morgen eine riesige Freude bereitet. Er hatte zu ihm gesagt: „Florian, du bist der freundlichste Mensch, den ich kenne. Du bist etwas ganz Besonderes.“

Er hatte nicht „Junge“ oder „Kind“ gesagt, was er mit seinen 12 Jahren eigentlich doch war. Nachbar Moosburger hatte „Mensch“ gesagt, gerade so, als ob er erwachsen ...

Nanu, was war das? Flo wurde stutzig. Ein großer, schwarzer Klumpen, der plötzlich in den Waldweg ragte! Ach so, bloß die mit einem schwarzen Mantel bedeckte Rückseite eines gebückten Mannes, der mit einem Stecken im Waldrandgebüsch wühlte.

„Nach der Meinung vom alten Moosburger bin ich ein freundlicher Mensch“, sagte Flo halblaut zu sich selber, stieg also neben dem Mann ab und fragte freundlich: „Hallo, kann ich Ihnen beim Suchen helfen?“

Der Mann am Wegrand erhob sich. Er hatte einen seltsamen Bart und sah in seinem leicht angeschmutzten schwarzen Mantel etwas wild aus, aber nicht angsteinflößend.

„Danke, das ist sehr nett von Ihnen, aber das ist wirklich nicht nötig!“, sagte er. Seine Stimme war heiser.

„Viel Erfolg beim Suchen!“, rief Flo, stieg wieder aufs Rad und fuhr davon.

Wieder voller Glück. Was für ein Tag heute! Der Mann hatte „Sie“ zu ihm gesagt.

Etwa dreihundert Meter weiter spürte und hörte er, wie der Reifen seines Vorderrades einen Platten bekam.

Der Ausdruck, den Flo jetzt aus Schreck und Ärger benutzte, hätte seiner Mutter bestimmt nicht gefallen.

Vermutlich ein spitzer Stein. Der Weg war nicht asphaltiert.

Flo war sauer. Er hatte nichts zum Reifenflicken dabei. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als das Fahrrad zu verstecken. Er schob es vorsichtig durch das Waldrandgebüsch, so dass das Fahrrad vom Weg aus nicht zu sehen war, lehnte es an einen Baumstamm, schloss es ab, nahm seine Schulmappe und Mutters Einkaufsbeutel vom Gepäckständer und ging zurück zum Weg, wieder durchs Gebüsch.

Im Gebüsch wäre er beinahe gestolpert. Er schaute auf den Boden. Nein, das war kein Ast. Das war eine schwarze, längliche, sehr schöne Lederbox, etwa 35 Zentimeter lang und 5 Zentimeter breit. Mit einem silbernen Verschluss. Er hob sie auf.

Als er sich wieder auf dem Waldweg befand, öffnete er sie.

Darin lag eine wunderschöne, nagelneue Piccoloflöte.

Aha, das also war‘s, was der Mann suchte.

Flo rannte zurück bis zur nächsten Kurve, von wo man den nun kerzengeraden Waldweg einige hundert Meter weit überschauen konnte. Aber der Mann war nirgendwo mehr zu sehen.

„Hallo, ich habe etwas gefunden!“, schrie Flo, so laut er konnte.

Er muss mich schreien hören, er muss noch in der Nähe sein, ich habe ihn doch vorher da hinten gesehen, dachte Flo.

Nichts geschah.

Flo brüllte noch ein paar Mal: „Hallo, ich habe eine Piccoloflöte gefunden!“

Nichts. Der Mann war einfach nicht mehr da.

„Ich bringe die Flöte zum Fundamt!“, schrie Flo aus Leibeskräften.

Wieder nichts!

Also steckte Flo die Box in Mutters Einkaufsbeutel und prüfte vom Weg aus noch einmal kurz, ob sein Fahrrad hinter dem Gebüsch auch wirklich nicht zu sehen war.

„Ist okay. Ich muss das jetzt einfach riskieren“, murmelte er vor sich hin.

Und dann flitzte er los mit dem mulmigen Gefühl im Bauch: „Hoffentlich klaut’s keiner.“

Er musste pünktlich in der Schule sein. Eine Klassenarbeit war angesagt.

Er rannte wie verrückt, um noch rechtzeitig die Schulbushaltestelle hinter dem Wald zu erreichen. Verschwitzt und fix und fertig, aber hochzufrieden, saß er wenige Minuten später im Bus. Der Busfahrer hatte ihn rennen sehen, hatte auf ihn gewartet und ihn netterweise mitgenommen, obwohl er kein Dauerticket für den Schulbus hatte.

Die Klassenarbeit dauerte etwa eine halbe Stunde, war aber heftig. Flo war froh, als er sie hinter sich hatte. Er hätte es als Albtraum empfunden, wenn er sie hätte nachschreiben müssen.

Nachdem die Klassenarbeiten eingesammelt waren, zeigte er auf und fragte seine Lehrerin Frau Holzmeier, ob sie ihm eine Zeitlang freigeben könne, er müsse zum Fundamt.

„Wieso das? Jetzt, mitten in der Unterrichtsstunde?“, fragte sie.

Flo erzählte von dem Mann mit dem schwarzen Mantel und von seinem Fahrradproblem und wie er die Flöte gefunden hatte, und dass der Mann leider nicht mehr zu sehen gewesen war. Dann zeigte er die Flöte. Frau Holzmeier war beeindruckt. So eine schöne Piccoloflöte hätte sie noch nie gesehen, sagte sie. Und diese hübsche schwarze Lederbox mit der kleinen silbernen Eule im oberen rechten Eck und dem silbernen Verschluss! Was ganz Besonderes!

„In welchem Wald war das?“, fragte sie.

„Im Buchinger Wald“, sagte Flo.

Worauf Frau Holzmeier zu ihrem Handy griff, mit der Schulsekretärin telefonierte und sie bat, dem Städtischen Fundamt Bescheid zu geben, dass im Buchinger Wald eine Piccoloflöte gefunden worden sei. Ein Schüler gebe sie dann nach dem Unterricht im Fundamt ab. Falls der Verlierer sich melde, müsse dieser halt so lange im Fundamt auf den Schüler warten. Weil Mittwoch sei, habe das Fundamt ja auch mittags geöffnet.

Flo war ein wenig enttäuscht. Er wäre jetzt nach der Klassenarbeit so gerne in aller Gemütsruhe zum Fundamt spaziert! Aber egal, er steckte die Box mit der Flöte wieder in Mutters Einkaufsbeutel.

Dann war Vesperpause, und alle gingen auf den Schulhof.

Nach der Pause kamen einige Mitschüler auf ihn zu: „Frühling, zeig uns doch mal die Flöte!“

Flo holte die Lederbox aus dem Einkaufsbeutel und öffnete sie.

Die Flöte war nicht mehr drin.

Als Frau Holzmeier davon erfuhr, wurde sie bleich. Sie wandte sich der Klasse zu.

„Hört mal alle her. Ich habe vergessen, das Klassenzimmer für die Dauer der Pause abzuschließen. Das war ein großer Fehler, denn Gelegenheit macht Diebe. Vermisst sonst noch jemand irgendwas? Schaut bitte mal nach.“

Alle durchsuchten ihre Schulmappen. Sehr ausführlich natürlich. Diese Suchaktion war eine willkommene Unterbrechung des Schulalltags.

Frau Holzmeier ließ ihnen Zeit.

Als der Letzte seine Mappe wieder verstaut hatte, fragte sie: „Alles okay?“

Zustimmendes Gemurmel.

Richie meldete sich: „Mein Tausend-Euro-Schein ist weg!“

Frau Holzmeier ging nicht darauf ein. Sie unterdrückte das Gelächter mit einer energischen Handbewegung und sagte ernst: „Von der Flöte könnt nur ihr gewusst haben. Darum frage ich euch: Wer hat die Flöte? Einer von euch muss sie haben!“

Ihre Stimme zitterte.

In der Klasse herrschte betroffenes Schweigen. Normalerweise war die Holzmeier ausgesprochen cool. Heute war das absolut nicht der Fall.

Der Klassensprecher meldete sich: „Frau Holzmeier, unsere Schule hat 903 Schüler. 902 können’s gewesen sein. Das Klassenzimmer war ja offen.“

Es war fast unheimlich still.

Frau Holzmeier sagte eine Weile nichts. Sie war immer noch bleich und setzte sich.

„Du hast recht, Ingo. Es war mein Fehler. Ich habe nicht abgeschlossen. Also können es können 902 gewesen sein. Vielleicht sogar 903, wenn wir Florian auch noch verdächtigen. 904, ich könnte es ja auch gewesen sein. Ein Verdacht gegen eure Klasse allein ist also grausam und ungerecht. Wenn ich allerdings an die Wahrscheinlichkeit denke ...! Und das Schlimme ist, jeder hier wird an diese Wahrscheinlichkeit denken. Ihr denkt das auch. Und jeder wird jeden verdächtigen. Das gibt dann ein arg schlechtes Klima in unserer Klasse.“ Schweigen.

Bernd meldete sich: „Ich habe kurz vor Ende der Pause Kevin aus dem Klassenzimmer herauskommen sehen, als ich vom Klo kam.“

Kevin wurde weiß wie die Wand.

Die Klasse erstarrte. Das klang nach Petzen, und einen Kumpel zu verpfeifen war verpönt. Bernd war Kevins Nebensitzer.

Plötzlich ertönte eine Melodie. Eine Melodie, gespielt von einer Piccoloflöte. Sie klang, als käme sie von Kevins und Bernds Tisch.

„Kevin oder Bernd, schaltet sofort das Handy ab!“, sagte Frau Holzmeier. Sie wirkte hilflos und müde. „Ihr wisst doch, dass das Handy in der Schule verboten ist! Wir haben heute schon Ärger genug!“

Die Melodie spielte und spielte.

„Ich habe kein Hahandy!“, stotterte Kevin. Bernd sagte gar nichts.

Die Melodie spielte und spielte.

Plötzlich schrie Bernd: „Die Musik kommt aus Kevins Schulmappe!“

„Kevin, bitte, lege alles, was in deiner Mappe ist, auf den Tisch“, sagte Frau Holzmeier und stellte sich neben Kevin. Nun war ihre Stimme freundlich und ruhig.

Kevin wühlte in seiner Mappe herum und holte Bücher, Hefte, ein Schreibmäppchen und eine leere Vesperdose heraus.

Die Melodie spielte und spielte.

„Kevin, in deiner Mappe spielt die Musik. Keine Melodie spielt sich von allein aus der Luft oder aus einer Schulmappe heraus. Irgendwas muss sie zum Klingen bringen. Darf ich in deine Mappe hineinsehen?“, fragte Frau Holzmeier höflich.

Kevins Hände zitterten. Er öffnete die Mappe weit. Frau Holzmeier schaute hinein, dann biss sie sich auf die Lippen.

Die Melodie spielte und spielte.

„Kevin Berger, in deiner Mappe liegt ein Piccolo, ich behaupte, das ist das Piccolo, das abhanden gekommen ist. Und dieses Piccolo spielt immer wieder die gleiche Melodie“, sagte Frau Holzmeier. Sie schaute Kevin ernst an.

Frau Holzmeier holte das Piccolo heraus, ohne ein Wort zu sagen, und legte es auf den Tisch.

Nun plötzlich keine Melodie mehr.

Stille.

Eine lange, eiskalte Stille. Man hörte nicht einmal das Atmen der Schüler.

Kevins Gesicht war erschreckend bleich. Er ging zu Flo und gab ihm wortlos die Piccoloflöte.

Dann sagte Frau Holzmeier: „Kevin, warum?“

Kevin antwortete nicht. Sein Gesicht war trostlos und verzweifelt.

Frau Holzmeier wiederholte: „Kevin, warum?“

Kevin schwieg.

Es war immer noch unheimlich still im Klassenzimmer.

Teil 2 für das E-Book

Keine Reaktion von der Klasse.

Dann stand der Klassensprecher Ingo Brecht auf. „Ich werde Kevins Eselei nicht in der Gegend rumpetzen. Wer genauso denkt wie ich, soll sich melden.“

Alle hoben die Hand.

Kevin sagte: „Danke.“

Er war immer noch schneeweiß im Gesicht

Frau Holzmeier sagte ernst: „Es gibt Fehler, die wiederholen sich gerne. Das habt ihr bei Klassenarbeiten und auch sonst wo sicher schon selber erlebt. Kevin, ich hoffe, dass sich bei dir dieser Fehler nicht wiederholt! Also kein Diebstahl mehr und Ende der Debatte! –Übrigens: Die Melodie besteht aus acht Tönen. Wer hat sie erkannt?“

Fiona meldete sich. „Aus der Oper ,Die Zauberflöte‘ von Mozart. Das Lied heißt: ,Ein Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich‘. Das singt der Vogelfänger Papageno. Die Melodie hat bis zu dem Wort ,Weibchen‘ gespielt.“

Gelächter.

„Stimmt. Woher weißt du’s?“

„Ich bin in der Musik-AG.“

„Ich war schon zweimal in dieser Oper. Einmal in Salzburg und einmal in Berlin. Ein Riesenerlebnis. Übrigens fällt mir da was ein. Als ich ein Kind war, sang meine Großmutter oft ein Lied auf diese Piccolomelodie. Ich weiß nur noch den Anfang von dem Lied. Der lautete ‚Üb immer Treu und Redlichkeit‘.“

Frau Holzmeier sang, das heißt, es klang eigentlich eher nach melodiösem Brummen: „Üb immer Treu und Redlichkeit.“

Dann schüttelte sie den Kopf. „Seltsam, dieser Text passt irgendwie. Redlichkeit! Das Wort ‚Redlichkeit‘ ist nicht mehr modern. Kaum zu glauben, das Ganze! Hätte ich es nicht erlebt, so würde ich sagen: Das gibt es gar nicht. Die Melodie kam ohne das Zutun von irgendjemandem aus Florians Piccoloflöte. Gibt es eine elektrische Flöte? Es gibt ja ein elektrisches Klavier. Aber niemand hat etwas angeschaltet. Irgendwas Technisches muss dahinterstecken. Ich verstehe von Technik nicht viel. Könnt ihr euch das Phänomen erklären? Ihr seid doch technisch viel versierter als ich.“

Sofort entstand ein Gemurmel in der Klasse, das immer lauter wurde.

Nach einer Weile bat die Lehrerin um Ruhe. Es dauerte, bis es still wurde.

„Und?“

Markus, der Technikfreak, meldete sich. „Ist ein Chip zu sehen oder ein Anschaltbutton?“

Frau Holzmeier drehte das Piccolo nach allen Richtungen. Dann ging sie zu Markus. „Schau selber nach!“, sagte sie.

Markus inspizierte das Piccolo genau.

„Nichts!“, sagte er.

„Ein Wunder!“, schrie einer.

Alle lachten.

„Was auch immer!“, sagte Frau Holzmeier. „Noch kurz was zur Rechtschreibung: Die Piccoloflöte, auch nur kurz ,das Piccolo‘ genannt, schreibt Onkel Duden bevorzugt mit zwei ,c‘. Ihr alle kennt die kleine Sektflasche, sie wird im Volksmund ,der Pikkolo‘ genannt. Die Flasche wird oft mit zwei ,k‘ geschrieben, der Duden bevorzugt aber auch hier die zwei ,c‘. Aber im Moment ist deutsche Rechtschreibung nicht unser Hauptthema! – Darum zurück zum Alltag. Und damit zur Sache. Wie war das nochmals mit den netten, unregelmäßigen englischen Verben?“