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Es ist die Geschichte von Kishou. Doch wer ist "Kishou"? Fest steht, sie entstammt dem Volke der Nin … ... wiedergeboren im Großen Belfelland – dem Land des Wassers. Fest steht auch, es ist eine Ursache für ihr Erscheinen im Großen Belfelland ... ... Eine Ursache, die weit außerhalb ihrer Erinnerung liegt. Fest steht auch, es ist Suäl Graal, die Ursache ist, für ihr Erscheinen im Großen Belfelland. Doch ... wer ist "Suäl Graal"? Fest steht, sie ist eine unüberwindliche und unsterbliche Macht. Sie ist die Beherrscherin des Großen Belfellands. Sie gebietet über alles, was da 'ist', ... und ihre Entscheidungen sind unumkehrbar. Es bedarf einer besonderen Macht, sie zu bezwingen – Kishou. Doch ... wer ist "Kishou"?
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Seitenzahl: 545
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Impressum
Copyright: © 2017 Michael Kornas-Danisch
Und so EINS nicht sein kann
Und so eins nicht kann SEIN
So war ZWEI
Von Anbeginn
So war GETRENNT
So war GESCHIEDEN
Das EINE
Von dem EINEN
Von Anbeginn
Und wo ZWEI ist
Wo da ist GETRENNT
Das EINE von dem EINEN
Da ist KEIN HALTEN
Da ist
VERHALTEN
Da ist ein WEG
Da ist BEWEGUNG
Des EINEN zum ANDEREN
Und wo da BEWEGUNG ist
Da ist KRAFT
… schon von Anbeginn
Rhodes betrachtete enttäuscht die dicke, schwere Wolkendecke über sich. Es war wohl unverkennbar, das der Tag anbrechen wollte – doch das grelle Aufblitzen der Sonne, wenn sie sich nun endlich anschicken wollte auf den schnurgeraden Horizont zu kriechen, würden sie wohl keine Chance haben zu erblicken. Er verzog den Mund, strich sich mit der Hand über das alte, vernarbte Gesicht, und schüttelte den Kopf ...
„Tolsmoi?“, fragte eine befehlserwartende Stimme neben ihm.
Seinen Blick nicht von den Wolken lösend, nickte der Angesprochene langsam ... „Ja! – ja, schickt sie los!“
Der Gefragt hatte, erhob sich neben ihm, und verschwand nach hinten in die Dämmerung – seinen Weg suchend, zwischen dem am Boden kauernden Trupp seiner Kampfgenossen.
Rhodes senkte endlich den Kopf, und ließ sein Blick über die endlose Singala wandern – jenen verwunschenen Ort, in den sie sich anschickten, einzudringen. Mehr und mehr begann sie sich in all ihrer nichtssagenden Öde aus dem trüben Licht heraus zu schälen.
Es war verabredet mit den Tolsmois der Oasen Flin und Goozl, gleichzeitig in die Singala einzudringen, sobald die Sonne den ersten Lichtstrahl über den Horizont warf. Eine solche Wolkendecke war nicht gerade die Regel dieses Droms – aber natürlich musste sie ausgerechnet heute den Himmel verschließen.
Er schüttelte erneut verärgert den Kopf, wenngleich man auf solcherlei Unpässlichkeiten vorbereitet war.
Das nahe, heftige flattern kleiner Flügel lenkte seine Aufmerksamkeit wieder in den Himmel. Zwei Vögel erhoben sich dort in diesem Moment, und gewannen schnell an Höhe. Seine Augen wendeten sich wieder der Singala zu. Es würde eine kleine Zeit dauern, bis die fliegenden Boten die beiden anderen Trupps erreicht hatten. Bis es so weit war, musste er sich in Geduld üben – und Geduld gehörte eher nicht zu den Tugenden der Asimielenen. Er nutzte diese Zeit, über die Hyndriden der Singala nachzusinnen, und wie man ihnen begegnen könnte – wenn es diese dort draußen überhaupt gab.
Für einen Moment suchte er, wie schon oft, nach einer Erklärung, warum bereits seit einigen Dekaden keine Hyndriden mehr im Drom gesichtet wurden. Der Erklärungsmöglichkeiten waren viele, aber keine fand bislang eine Bestätigung. Es hatte aber einen wichtigen Grund, dessen war er sich sicher. Irgend etwas lag in der Luft. Und irgend etwas sagte ihm, dass die Ruhe vor den Hyndriden in der Singala ihr Ende finden würde ... Für diese Art Voraussicht brauchte es nicht einmal die Erfahrungen seines für einen Asimielenen ungewöhnlich hohen Alters. Und nicht zuletzt dachte er natürlich auch an jene angeblichen ,Wächter der heiligen Tafel’, die es dort draußen geben sollte. …
Doch wie immer, blieb alles nur ein Spiel mit den Gedanken. Niemand unter ihnen hatte bisher auch nur eines dieser Geschöpfe Suäl Graals in der Singala gesehen – auch wenn viele es immer wieder behaupteten. Tatsächlich hätte niemand von ihnen auch nur hundert Schritte in der Singala zurücklegen können. Allein das verriet schon, dass diese Kreaturen nur in ihrer Phantasie auch in der Singala beheimatet waren – und Phantasien von den Hyndriden der Singala fanden sich wohl in den Köpfen eines jeden Asimielenen.
Im Drom wusste man über die Zeiten, wie man ihnen begegnen konnte – aber Hyndriden waren sehr wandelbar ... und die in der Singala – wenn es sie denn überhaupt dort gab – kannte ja niemand wirklich.
Der Versuch, dort einzudringen, war verrückt – vollkommen verrückt. Aber könnte es etwas Anstrebenswerteres geben, als das Undenkbare? – zumal es das erste Mal in der langen Geschichte der Asimielenen mehr versprach, als nun den Tod. ...
Der schmale Mund Rhodes verzog sich zu einem kleinen Lächeln ...
~*~
Tolsmoi!“, rief einer der am Boden Kauernden, und sein Arm streckte sich aufgeregt in den Himmel. Es begann sich langsam eine gewisse Unruhe unter der wartenden Meute zu verbreiten. Die Sonne sollte den Horizont längst erreicht haben ...
Die spiegelnde Glatze des kleinen, etwas rundlichen Mannes, dem der Anruf galt, kippte nach hinten, und seine Augen folgten dem Arm des Rufenden. Zwei kleine schwarze Punkte hoben sich dort deutlich vom Grau der schweren Wolken ab – und ihre Flugbahnen begannen sich in diesem Moment zu teilen. Vögel gab es viele in diesem Drom. Diese hier, zu dieser Zeit und unter diesen Umständen, konnten aber nur das alternativ verabredete Zeichen bedeuten.
Ruhig folgten die Augen Borks, des Tolsmoi der Oase Flin, dem steten Anwachsen eines der beiden Punkte – während der andere erwartungsgemäß seine Flugbahn einhielt, und wohl jeden Moment über sie hinweg ziehen würde.
Nur kurze Zeit später hockte das Tier bereits auf dem Landeholz – ein in den Boden gesteckter Stab, mit einem T-Stück obenauf. Das Nachrichtenkörbchen an eines seiner hochstelzigen, dünnen Beine war leer. Seine Ankunft war Nachricht genug.
Der Tolsmoi Bork steckte sich einen frischen Kaustab zwischen die Zähne, und seine Augen wanderten musternd über die am Boden sitzenden Gefolgsleute, die, ihrer Ruhe nun endgültig beraubt, anstalten machten, sich zu erheben ... „Nein – nein! Wir warten noch eine verdammte Zeit!“, rief er in die Menge – und während seine Hände beschwichtigend zur Ruhe aufforderten, wendeten sich Bart, Gesicht, und Kaustab wieder dem Himmel zu.
Der Zweite Vogel hatte sie inzwischen überquert und verlor sich langsam im fernen Zwielicht.
Auch der Tolsmoi Bork schätze eine Zeit, die es wohl brauchen würde, bis der andere Vogel ebenfalls sein Ziel erreicht hatte – erst dann wollte auch er zum Aufbruch rufen.
Vorzubereiten gab es nichts mehr, es war alles längst getan. Alle Besonderen Apparate, die denkbar waren, um sich gegen mutmaßliche Hyndriden, und jenen ,Wächtern der Heiligen Tafel‘ zu verteidigen, standen versorgt auf ihren Plätzen.
Wie beiläufig zog er sein Krypt aus dem Wams – ein kleines Büchlein, das jeder Asimielene mit sich trug, um zu jeder passenden oder auch unpassenden Gelegenheit seine Gedanken und sonstige Neuigkeiten darin festzuhalten – und begann mit einem Stift, der nicht weniger zerkaut war, wie jener, den er in seinem Munde mit den Zähnen malträtierte, darin herum zu kritzeln ...
~*~
Kilaks Augen waren das Unruhigste, das man sich nur denken konnte. Eigentlich war kein Moment vorstellbar, wo sie nicht in Bewegung waren – der jetzige jedoch war ein Solcher.
Seine hagere Gestalt, mit viel zu großem, mantelartigen Umhang, stand wie angewurzelt – und ebenso fixiert starrten seine großen, etwas hervorquellenden Augäpfel in eine bestimmte Richtung des wolkenschwangeren Himmels. Von dort musste die Botschaft zum Aufbruch kommen, dessen eigentlich vorgesehenes Zeichen der Himmel an diesem Morgen verweigerte. Seine ohnehin großen Augen weiteten sich noch einmal, als er endlich meinte, sie zu erblicken.
Er wartete nicht, bis sich der vermeintliche Vogel am Himmel zu einem Tatsächlichen aus der Dämmerung herausschälte. Kilak galt als verwegen und rücksichtslos neugierig – wohl der Grund, warum die Bewohner Goozls ihm in dieser Dekade die Funktion des Tolsmoi zuwiesen hatten. Für ihn konnte es keinen trefflicheren Zeitpunkt für seine Wahl geben. Das Erkunden der Singala war ein Traum der Asimielenen seit die Großen Wasser nicht mehr flossen und sie aus dem ehemaligen riesigen See hervorgegangen war.
Es waren nicht die zu erwartenden Gefahren, die sie bislang von einer Erkundung der Singala abgehalten hatte – nicht die Kreaturen Suäl Graals, die ja nach Meinung eines jeden Asimielenen mit Sicherheit auch an diesem Ort ihr Unwesen trieben. Es war vielmehr die unendliche Öde dieses Ortes, die ihnen bis zu dieser Zeit unüberwindlich erschien. Die Singala verweigerte jede Art der Orientierung – kannte keinen Punkt, dass dem Auge eine Abwechslung, und dem Geist einen neuen Gedanken bot. Die Öde des Äußeren hätte sich augenblicklich in ihr Innerstes hineinfressen und jeden Gedanken darin ausgelöscht. Eine Gefahr, die selbstverständlich nach wie vor bestand.
Nun aber war es das Wagnis wert, einen Weg dort hinein zu finden. Es war eine Zeit angebrochen, die bislang nicht gedacht werden konnte – eine Neue und besondere Zeit, die von Habadam, dem Chemuren und Regenten dieses Droms einem Samen gleich in ihre Köpfe gepflanzt, jedes Wagnis rechtfertigte. Eine solche Zeit – ein solcher Samen – kreiert neue Gedanken und damit neue Möglichkeiten. So hatten sie endlich eine Vorstellung davon, wie sie es wagen konnten.
Kilak holte ausgiebig Luft, bevor er lauthals über die Menge schrie. „Die Karren und Wagen in die Mitte – verhaltet euch angemessen zu euren Positionen ... .Und das niemand von euch aus der Reihe tanzt!“
~*~
Die Luft vibrierte, und die obere Schicht des feinen Sandes auf dem Boden führte einen hektischen Tanz auf – dirigiert von den starken Schwingungen eines abgrundtiefen Tones, der die Atmosphäre erfüllte. Obwohl kein Ohr seine Herkunft zu bestimmen im Stande wäre, war seine Ursache doch offenbar.
Ein großes, pyramidenförmiges Gebilde, schwärzer als die dunkelste Nacht – glatt und matt seine Flächen, das selbst die scharfen Kanten in seinen Winkeln vom gleißenden Licht der hohen Sonne für das suchende Auge nur gerade erahnbar waren, musste seine Ursache sein.
In respektvollem Abstand vor dieser Erscheinung saß eine bizarre Gestalt auf seinem gepanzerten Reittier. Seine mächtiges Äußeres – gehüllt in zerschlissene, farblose und weite Tücher, die aus den Überresten einer Rüstung hervorquollen wie die losen Hautfetzen eines gemarterten Körpers, hielt eine Lanze, unter dessen Spitze, zwischen einigen dort befestigten Bändern, verblichene Schädel hingen. Ihre wenigen verbliebenen Haare wurden vom leichten Wind bewegt – einem Wind, der hier in den Weiten der Singala ebenso außergewöhnlich war, wie der alles erschütternde dunkle Ton, der nun über der Öde lag.
Das breite, grau-fahle Gesicht der mächtigen Gestalt mit seinen pupillenlosen roten Augen war unbewegt auf die alles beherrschende Pyramide ausgerichtet.
Ebenso bewegungslos stand unweit hinter ihm ein Meer von Reitern, deren Äußeres sich von der ersteren Gestalt kaum unterschied. Ihnen fehlte die Rüstung – wenn man denn die vereinzelten und notdürftig zusammengehaltenen Metallplatten am Körper des Ersteren als eine solche bezeichnen wollte. Er erschien vielleicht noch um einiges größer und furchterregender als seine Artgenossen – aber das konnte auch nur die Suggestion seiner Haltung sein, die diesen Eindruck erweckte. Es war auf jeden Fall unverkennbar, das er der Führer dieses Heeres war ...
„Und als das große Wasser
In dem das Geschöpf Gala erkannte,
Versunken,
Und nicht mehr Gala war,
Da war Singala an seiner Stellen!“
Die sich mehrstimmig überlagernde Stimme, die in diesem Augenblick den tiefen Dauerton unterbrach, als würde sie sich aus ihm heraus formen, um nach dem Ende jeden Satzes wieder in ihn zurückzukehren, war so wenig in seiner Herkunft zu bestimmen, wie der dunkle Dauerton, der sofort wieder jede Pause der Stimme füllte ...
„So hat die Zeit
Das in ihr Verborgene
Offenbart,
Wie alles Verborgene offenbart sein muss
In der Zeit.
Denn so spricht Suäl Graal,
Und so ist es entschieden!
In jener Zeit nun,
Da Gala nicht,
Und Singala war,
Da schuf ich den Hyndriden –
Euch!
Um zu wachen
Über das nun nicht mehr Verborgene.
Um zu wachen
Über das nun nicht mehr Verborgene
In den kommenden Zeiten.
Ausgestattet mit der List der Wandlung
Und der Kraft des Verachtenden,
Ist nun die Zeit, das Offenbarte –
Ist nun die Zeit, die Heilige Tafel
Zu bewahren.
Zu bewahren vor jener Macht,
Die der ewigen Dunkelheit entwich,
Die Große Ordnung Suäl Graals zu stören.
Schon hat sie Gedanken erschaffen
In den Geschöpfen dieses Droms.
Gedanken wider der Ordnung.
Gedanken wider der Furcht meiner Macht.
Gedanken, beseelt zu forschen
Nach dem Entschleierten,
Um es sich dienbar zu machen
Wider der Ordnung Suäl Graals.
Es ist nun eine Zeit,
Da das Unbeugsame,
Unterschieden in Zeit und Ort,
Einzudringen wagt
In die Singala.
So ist nun die Zeit
Zu bewahren,
Was Suäl Graals ist.
Wie es euch bestimmt war von Anbeginn!“
„Wer ist die Macht, die es wagen kann, dir zu begegnen?“ Die gewaltige Stimme des Anführers des Heeres zerriss die vibrierende Luft.
„Hyndride! Du bist nicht gemacht, Fragen zu stellen!“
Eine unüberhörbare Drohung lag in den Worten, die die mächtige Stimme des Hyndriden überlagerte und für einen Moment zum verstummen brachte.
„So gib uns mehr Augenlicht, damit wir auch in der Nacht deinen Feind erkennen!“, hob er erneut an.
„Nein!“, donnerte der Himmel.
„Die Nacht bewahrt,
Das unerkannt sein muss
Für Deinesgleichen!
Denn das Dunkel ist die Mutter der Zeit,
Deren Sohn nach dem Erkennen strebt.
Du bist nicht gemacht
Zu erkennen!
Geschaffen habe ich dich,
Was der Dunkelheit entrissen
Zu bewahren -
oder zu zerstören
Wo es sich gegen mich erhebt.
Denn ich bin das Dunkel,
Bewahrend darin
Das nach dem Lichte strebt –
Trachtend,
Das Geordnete zu stören.
So spricht Suäl Graal!
Sucht und vernichtet also
Die es wagen
Die Singala zu stören.
Die es wagen
Ihr zu nehmen,
Was ich, Suäl Graal
ihr bestimmt habe!“
Ohne jede Ankündigung endete plötzlich das tiefe, und alles beherrschende Summen.
Für einen Augenblick noch stand die dunkle Pyramide still und unangepasst, als ein bizarrer Fremdkörper in der Öden Weite – dann war auch sie in der Zeit eines Wimpernschlages verschwunden.
Erst jetzt begann sich die zerschlissene Gestalt etwas zu Bewegen. Sein Kopf drehte sich langsam, und seine pupillenlosen, roten Augen schienen die Weite der Singala zu durchwandern – als suchte er in ihr etwas.
Das Heer würde sich aufteilen müssen, um in ihr nach dem zu suchen, was es zu finden galt ...
~*~
Das Erste, dass Kishou bemerkte, bevor sich noch all ihre Sinne dem neuen Land zuwenden konnten, war so allerweltsnormal, das sie eigentlich meinen wollte, es nie vermisst zu haben – wäre da nicht die große Überraschung über dieses vermeintlich Gewöhnliche: Wind!
Sie waren schon ein Stück weit ins Land hineingegangen, aber Kishou war noch immer mit ihren Gedanken zu sehr verhaftet im Zweiten Tal der Zweiten Ebene des Zweiten Droms, und seinem erst kürzlich entronnenen ,Tal der Fügung’ – und natürlich nicht zuletzt bei dem zurückgelassenen treuen Kurluk – um das Neue in sich aufzunehmen.
Ungläubig breite sie nun die Arme aus, und ließ den seichten Zug des Windes durch ihre gespreizten Finger gleiten ... Sie war stehen geblieben und schaute mit staunenden Augen zu Mo hinauf. „Wind!?“, sagte sie mit großer Verwunderung in der Stimme.
„So ist es entschieden!“, nickte Mo.
„Boorh entscheidet: Der Atem des Großen Belfellands verdrängt an diesem Ort von nun an in alle Zeit das Allsein!“
„Stimmt!“, erinnerte sich Kishou an Boorhs einstigen Worten. „Du hast ja mal sowas gesagt!“ Fasziniert drehte sie sich langsam mit weit geöffneten Armen im Kreise. Wie sie sich so drehte, bemerkte sie nun auch endlich die neue und fremdartige Umgebung. Alles hier schien zerrissen, unstet und willkürlich. Der Boden war mit großen und kleinen Steinen übersät – teilweise unter Sanddünen begraben – wie auch die unübersehbaren unzähligen Reste einer ehemaliger Vegetation.
Kräftiges Wurzelwerk ragte überall wie versteinert aus dem Sande, und dazwischen stachelige Klumpen, die einst Grasnarben gewesen sein mochten. Säulenartige Gebilde ragten vereinzelt oder in Gruppen aus dem Boden, einseitig geschliffen vom scharfen Sand, den der Wind wohl gegen sie schlug. Nur weil einige von ihnen Verästelungen aufwiesen, die offenbar stark genug waren, der bewegten Luft in der Zeit zu widerstehen, durfte man annehmen, dass es sich hier um die skurrilen Zeugen einer lange vergangenen Vegetation handelte – um die kläglichen Reste eines ehemaligen, ausgedehnten Waldes.
„Nicht sonderlich gemütlich!“, entfuhr es Kishou sinnend, wie sie nun nach und nach das neue Land in sich aufnahm.
„Tatsächlich! – Sehr unangenehm!“, wurde sie vom Unteren Squatsch unterstützt. Auch der musterte zweifelnd die Umgebung. “... habe lange nicht mehr an diesem Ort das Allsein verdrängt – keine angenehme Zeit bemesse ich hier!“ Er wiegte seinen viel zu großen Kopf auf dem kaum erahnbaren Hals. „Nein, keine angenehme Zeit!“
„Habt ihr eine Ahnung, wie’s jetzt weitergeht – also ich meine, wo wir hin müssen!?“, unterbrach ihn Kishou.
„Boorh entscheidet: Kishou bemisst nun den Pfad zum ,Heiligen Dom des allseitigen Verhaltens’!“
„,Heiliger Dom des allseitigen Verhaltens’?“, horchte Kishou auf. „Was is‘ das denn?“
„Boorh entscheidet: ...”
„In ihm verdrängt der Ort das Allsein ...”, wurde er vom Unteren Squatsch unterbrochen, “... der euch Einlass gewährt in das Dritte Tal der Dritten Ebene des Dritten Droms!“
„Was ist ein ,Heiliger Dom’?“, wollte Kishou wissen.
„Nun – ein ... Dom eben ... ein Dom ...!" Das Untere Squatsch spitzte nachdenklich die Lippen ...
„Ein großes Bauwerk ist in ihm vom Allsein verdrängt!“, sagte Mo ruhig. „In ihm bemessen ist eine große Bedeutung für das Volk der Asimielen, den er bewahrt all ihre Gedanken!“
„So verdrängt es das Allsein!“, fand das Untere Squatsch nun wieder seine Worte. “... eine große Bedeutung. Deshalb bemessen sie in ihm auch eine Heiligkeit ... .sehr heilig!“, unterstrich er bedeutungsvoll.
„Und ihr wisst, wo wir ihn finden?“, fragte Kishou zweifelnd, die verwirrende Landschaft um sich herum musternd.
„So ist es entschieden!“, bestätigte Mo.
“... und so verdrängt es das Allsein!“, ergänzte Boorh.
„Kein Problem – kein Problem!“, mischte sich auch gleich das Untere Squatsch wieder mit wichtiger Mine in die Bestätigungen ein. „Nein – kein wirkliches Problem. Es dürfte etwa ... nun – so ungefähr ...” Seine Augen suchten in eine bestimmte Richtung die Landschaft ab ...
„Dort ist der Ort des Heiligen Doms entschieden und vom Allsein verdrängt!“ sagte Mo, und ihr Arm streckte sich etwas zur linken der Richtung des Ortes, wo sich die Sonne vom Horizont erhoben hatte.
Kishou hielt sich schützend die Hand über die Augen, um die nahe Sonne in Blickrichtung abzuschirmen. ... „Und wie weit?“, fragte sie.
„Sehr viele Male wird das Licht der Sonne neu entschieden sein!“, antwortete Mo.
„Puh ...”, stöhnte Kishou. “... klingt nicht gerade nach einem Spaziergang. T’ja – wenn Kurluk noch hier wäre ... Und ... wo finden wir diesen ... Habadam? – So hieß doch der von eurer Sippe, der hier der Herrscher ist – oder?“
„Habadam?“, rief das Untere Squatsch, während sich seine Augen erschrocken weiteten.
„Hieß der nicht so?“, fragte Kishou, und dachte wohl, ob der Reaktion des Unteren Squatsch, sich im Namen geirrt zu haben.
„Oh ja – oh doch!“, rollte der mit den Augen, und gestikulierte mit seinen kurzen Ärmchen abwehrend in der Luft herum. „In diesem Namen will tatsächlich der erkannt werden, den ihr bemesst. Eine sehr unangenehme Verdrängung vom Allsein – sehr unangenehm!“ Er war sichtlich beunruhigt, und sein ganzer kleiner Körper geriet in Bewegung ... „Ihr habt ihn noch nicht vom Allsein verdrängt – Ihr kennt ihn nicht – sehr unangenehm ... .wie das ganze Land hier. Sehr unangenehm!“
„Boorh entscheidet: Habadam: Boorh ,will nicht’! – also Habadam ,Böse’! Boorh entscheidet: Kishou, die Bezwingern Suäl Graals und Befreierin der Großen Wasser braucht Habadam nicht, um ...”
„Du weißt, dass Trautel Melanchful gesagt hat, dass wir es nur zusammen schaffen können – … hab’ ich dir jedenfalls schon mal gesagt!“, reagierte die etwas genervt. „Keine Ahnung, warum ihr euch so anstellt, aber er muss dabei sein ... sonst hätte es Trautel Melanchful nicht ausdrücklich gesagt!“
Es war wohl einer der höchst seltenen Momente, in denen sich das Untere Squatsch und Boorh einig waren, und so herrschte auch Einigkeit in der betretenen Stille, die nun eintrat.
„Also wo finden wir ihn?“, fragte Kishou mit Bestimmtheit in die Ruhe hinein.
„Hier – wenn ihr erlaubt!“
Alle Köpfe flogen herum ...
~*~
Der Tolsmoi Rhodes spie gezielt auf eine Planke des Bodens, die tatsächlich noch an einer Stelle des Wagens zwischen Kisten, Beuteln, Säcken und Getäu hervor lugte. Das Knirschen des Sandes zwischen seinen Zähnen verminderte es indes nicht.
Er saß auf einem der vollbepackten Wagen, und musterte aufmerksam über die Köpfe seiner Truppe hinweg die tödliche Eintönigkeit der Singala – und immer wieder auf die Formation seines Trupps. Sie hatten sich lange auf diesen Augenblick vorbereitet, und zumindest bis zu diesem Moment sah alles ganz gut aus.
Weit waren sie noch nicht gekommen. Die Wolkendecke hatte sich inzwischen etwas aufgelöst, und ließ hier und da die Strahlen der Sonne passieren. Es war schon eine gute Weile her, wo sie den Horizont überschritten hatte, dennoch war das Ufer der Singala noch immer gut zu erkennen – obgleich es sich farblich nicht einmal sonderlich von der Einöde unterschied.
Es wären wohl nicht richtigen Worte, wenn man sagen wollte: die Asimielenen waren in die Singala eingedrungen. ,Eingeflossen’ wäre stimmiger. Denn kein Asimielene durfte sich eigentlich am Rande des Trupps aufhalten. Ein einziger unbedachter, und etwas zu lange gewährter Blick in die Gleichförmigkeit der Umgebung, hätte ihren Geist auslöschen – und damit ihren Tod bedeuten können.
Für den Asimielenen war keine Gefahr größer, als die der Fraglosigkeit. Wenigstens ein einziger kleiner, noch so unbedeutender Punkt, sollte da sein, gegenüber dem sie sich verhalten konnten – der Fragen aufwarf, die wiederum alle möglichen Gedanken produzieren würden – denen gegenüber man sich erneut verhalten musste ... Die Singala kannte solche Keimzellen des Geistes nicht, von denen der Asimiele lebte – die er gewissermaßen atmete.
So liefen jene, die sich am äußeren Rand des Trupps aufhielten, seitwärts – ihre Gesichter den Gefährten zugewandt und ihre Augen stets ins Innere des Trupps gerichtet – während die inneren ihren Marsch bremsten, um sie vorbeiziehen zu lassen. Vorn angekommen, verlangsamte sich der letztlich rückwärtige Gang der Äußeren, bis sie wieder von der Meute verschluckt wurden, und ins Innere glitten – während gleichzeitig am hinteren Ende des Trupps die entsprechende Menge der Asimielenen gerade nach außen fiel – um dort wiederum im Seitwärtsgang das Spiel von Neuem zu beginnen.
Auf diese Weise wechselte jeder von ihnen immer wieder seinen Standort von Innen nach Außen, und zurück – und niemand war zu lange der Gefahr ausgesetzt, in die Leere der Singala zu blicken, und zugleich konzentriert damit beschäftigt, die Formation aufrecht zu erhalten. Im Inneren des Trupps wurde die sichere Situation ausgiebig genutzt, die Krypte hervorzuholen, um darin die letzten Gedanken und Erfahrungen festzuhalten.
Es war alles nicht gerade unkompliziert – aber gut durchdacht und hinlänglich geübt. So hatte es von außen betrachtet tatsächlich den Anschein einer fließenden Masse – wenngleich auch einer sehr zähen. An ein schnelles Fortkommen war auf diese Weise nicht zu denken.
Ein Trupp bestand jeweils aus etwa zweihundert Asimielenen. Das Los hatte über ihre Anwesenheit hier entschieden, denn es wäre wohl niemand unter den Asimielenen, der freiwillig auf dieses Unternehmen verzichtet hätte – auch wenn einer Rückkehr kaum die Chance der vorhergesagten Zahl eines fallenden Würfels zukam.
Dann waren da noch jeweils fünfzehn vollbepackte Wagen – immer drei nebeneinander bildeten das gleichbleibende Zentrum des Aufmarschs. Jeder von ihnen wurde gezogen von zwei kräftigen Fläcks – büffelartige Tiere mit kaum erahnbaren, stumpenförmigen Hörnern, zottigen schwarzbraunen Fell, und breiten Kopf, der sich vorn zu einem kurzen Rüssel verjüngte. Sie waren nicht besonders groß, dafür aber ausdauernd und zäh. Ihren Wasservorrat trugen sie in sackförmigen, durchhängenden Bäuchen mit sich. Sie wirkten dadurch etwas plump, und tatsächlich waren sie alles andere als flink – aber das war hier auch nicht gefragt. Ein schnelles Vorankommen war ja in dieser Umgebung sowieso von vornherein ausgeschlossen.
Vier bis fünf Tage, schätzten die Asimielenen, würde ihr Marsch dauern, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Was es hier zu finden galt, sollte sich in etwas der Mitte der Singala aufhalten. Doch bereits Einen Tag vor dem Ziel würden sich die drei getrennt marschierenden Trupps vereinigen – wenn alles gut ging.
Die beiden äußeren Flanken des geteilten Einmarsches – es waren zum Einen die Asimielenen um den Tolsmoi Rhodes von der Oase Tisma, und auf der anderen Seite die des Tolsmoi Kilak von der Oase Goozl – zogen mit einem Pflug, den sie jeweils am mittleren Wagen der letzten Reihe vertäut hatten, eine Furche in den lockeren Boden. Während sich die auf diese Weise gegrabene Schneise hinter ihnen in der Ferne verlor, hatten die jeweiligen Tolsmois von ihrem erhöhten Sitz auf den Wagen darauf zu achten, dass diese Schneise in ihrem Lauf eine kleine, genau vorausberechnete Krümmung aufwies. Auf diese Weise vordringend, sollten die Trupps in der Folge des dritten Tages aufeinander stoßen.
Der mittlere Trupp – der des Tolsmoi Bork von der Oase Flin, musste entsprechend ohne jede Kursabweichung immer genau geradeaus marschieren. Aus hier nicht weiter zu erörternden Gründen – es hat wohl etwas mit der eigensinnigen Natur dieses Volkes zu tun – nutzten diese allerdings für die notwendige Markierung, die ihren gradlinigen Kurs gewährleisten sollte, keinen Pflug, sondern fein gemahlene Holzkohle, die von einem der letzten Wagen über einen langen, rüsselartigen Trichter auf den Boden entlassen wurde. Ein endloser, tiefschwarzer Faden verlor sich auf diese Weise hinter ihnen.
Wer das Volk der Asimielenen nur flüchtig kannte, hätte leicht annehmen können, dass sie sich einfach nur nicht auf einen gemeinsamen Marsch einigen konnten, und jeder der Oasenvölker seinen eigenen Gedanken folgte. Wer sie allerdings besser kannte, wusste, dass sich dahinter eine gut durchdachte Strategie verbergen musste.
Die Asimielenen kannten die mutmaßlichen Hyndriden der Singala nicht. Es musste unklar bleiben, ob sie überhaupt eine Chance hatten, sich ihrer zu erwehren – wie es auch keinerlei Gewissheit darüber gab, ob die Feinde der Hyndriden, jene mächtigen Handriden, ebenfalls in der Singala irgendwo ein Zuhause hatten, um ihnen im Zweifelsfalle beizustehen zu können. Nichts wusste man – was aber natürlich niemand wirklich bedauerte, wie jeder sofort bestätigen würde, der sich etwas mit den Asimielenen auskannte, denn es beflügelte ihre Gedanken. Letztlich: Drei unabhängig von einander marschierende Trupps bedeuteten schlicht, dreimal die Chance durchzukommen.
Sie ahnten zum Zeitpunkt ihres Einmarsches noch nicht, wie bald sich ihr Kalkül auszahlen sollte …
~*~
Habadam!“, entfuhr es Boorh und dem Unteren Squatsch gleichzeitig – aber es war nicht gerade der Klang von Freude, die in ihrem Ausruf mitschwang. Was in Mo in diesem Moment vor sich ging, war wie immer, nicht zu erkennen. Scheinbar unbeeindruckt, nahm sie die Überraschung zur Kenntnis.
Das große, und eher hagere Wesen, das in diesem Moment hinter einem Felsen hervorkam, war offenbar um so erfreuter. Kleine Knopfaugen strahlten unter weißen, buschigen Augenbrauen hervor, und unter der großen, schmalen und ziemlich hakenförmigen Nase, deuteten sich, unter einem vollen und bis über die Brust reichenden und spitz zulaufenden weißen Vollbart, zwei zu einem Lachen geöffnete unregelmäßige Zahnreihen an.
Er reichte nicht ganz an die Größe Boorhs heran, erschien aber im ersten Moment – wohl auf Grund seiner schlaksigen Gestalt – fast größer als dieser. Ein langer, blauer und bis zum Boden reichender, geschlossener Mantel fiel von seinen schmalen Schultern, aus dessen weite Ärmel heraus, lange, etwas spindelige Finger hervor lugten. Das Kleidungsstück war überall mit großen, weißen Symbolen bestickt, und sein Kopf zierte eine ebenso blaue Kappe, unter der ein unbändiges langes Büschel schlohweißer Haare hervorquoll.
Außer der auffälligen Nase und den hellen Knopfaugen war eigentlich nicht besonders viel von seinem Gesicht zu erkennen. Eine Hand hielt einen langen, knorrigen Stab, der in seinem Verlauf am oberen Ende abgeknickt war. Der Jüngste schien er wahrlich nicht mehr zu sein ...
„Koschu!“, rief die Gestalt freudig aus, während sich seine Arme einladend weit öffneten. Ein seltsames Knistern war vereinzelt aus seiner Richtung zu vernehmen, und kleine Blitze entluden sich zwischen den ausgebreiteten Händen ... „Verzeiht meine kleine Unaufmerksamkeit ...! “, rief er mit einer erstaunlich tiefen und warmen Stimme, die man dieser Gestalt gar nicht zubilligen wollte. „Ich warte schon eine Ewigkeit auf euch, und war wohl mit meinen Gedanken gerade etwas geschwätzig – als ich eben meinen Namen hörte ...! Welch ein Reiz!“
Er war nun herangekommen, und schien jetzt doch einigermaßen fassungslos, wie er Kishou gegenüberstand. „Für alles was sich Verhält, gibt es immer sehr viele Möglichkeiten!“, sprach er mit ehrfürchtiger Gebärde. „Bisher gedachte ich keine davon unbemessen zu lassen, oder gar auszuschließen – doch ihr übertrefft alles, was mein Geist zu bemessen imstande war ...! “ Ruhelose Augen bemaßen Kishou für einen Moment in Sprachlosigkeit – dann wendete er sich plötzlich ab, reckte seine Arme hoch in den Himmel, und rief in ihn hinein: „Suäl Graal! – ungeliebte Schwester und unbändige Herrscherin über alles, was da ist. Sieh her! – die neue Zeit ist angebrochen! Du wirst sie nicht aufhalten!“ Indem er dies rief, richtete er die Spitze seines Stabes in den Himmel. Knisternde Blitze traten daraus hervor, und ein knallender Donner erfüllte die Luft.
Strahlend wendete er sich wieder Kishou zu – die nur die ganze Zeit mit offenem Munde dastand. „Ich kann euch nicht sagen, wie erfreut ich bin!“, rief er – und endlich bemerkte er wohl auch die anderen ... „Eine zweite Sonne ist nun ebenfalls aufgegangen im Drom der Asimielenen. Mo! Es ist ein wahrlich erregender Reiz, sich nach so langen Zeiten wieder zu dir verhalten zu können! ... Und auch das Untere Squatsch!“, bemerkte er nun. „Wie lange haben wir uns nicht mehr zueinander verhalten!“
„Nicht lange genug!“, konterte der nur mit böse blitzenden Augen.
„Herrlich! – wie mir das gefehlt hat. Ich danke dir!“, freute sich der Neuankömmling offenbar über die Reaktion des Unteren Squatsch ... „Und auch Boorh – dazu in einem Stück! Ihr müsst gut auf ihn aufgepasst haben, Koschu!“, freute er sich spitzbübisch.
Der reagierte mit einem finsteren Blick. „Boorh entscheidet: nichts verdrängt an diesem Ort das Allsein, das als ,Koschu’ erkannt werden will!“, brummte er böse.
„Nicht?“ Die buschigen Augenbrauen des quirligen Alten klappten nach oben.
„Ich bin Kishou!“, fand diese nun endlich ihre Sprache wieder. „Du bist wohl Habadam, … von der Sippe der Chemuren.
„Ich ... denke – ja! So verhält es sich wohl ... , schien der Gefragte etwas irritiert – um sich jedoch gleich wieder zu fangen. „Verzeiht meine kleine Unverhältnismäßigkeit – wie kam ich nur auf ,Koschu’ ...?“
„Und du hast gewusst, dass wir kommen?“, wunderte sich Kishou. „Hat Trautel Melanchful ...”
„Trautel Melanchful?“ Erneut klappten die zottigen, weißen Augenbrauen des Chemuren nach oben. „Trautel Melanchful ist euch bekannt? Wie ergeht es der Alten? Ist sie gar mit euch gekommen?“ Seine Augen suchten aufgeregt die Umgebung ab ...
„Nein, ich komme von ihr – sie hat mich geschickt!“, klärte sie Habadam auf. „Ich dachte nur, dass sie dich vielleicht in so einer ,Ankunft’ ...”
„Welch ein Fluss von Neuigkeiten!“, fiel ihr der aufgeregte Alte freudig ins Wort ...
„Also Das sie dir Bescheid gesagt hat!“, schloss Kishou ab.
„Nein, nein! Es gab keine Ankunft. Es wäre hier auch sehr schwierig in diesen Zeiten zwischen all den unbemessenen Verhalten ...”
„Aber woher wusstest du es dann, dass wir kommen?“, wunderte sich Kishou.
„Ich wusste, dass ihr kommt?“, schien sich ob dieser Frage Habadam nun ebenfalls zu wundern, und seine dichten Brauen zogen sich nachdenklich nach unten ...
„Aber Du hast doch eben gesagt, dass du auf uns gewartet hast?“, wunderte sich nun wiederum Kishou.
„Ich verhielt mich wartend zu euch ...”, überlegte der Alte. „Doch ich wusste nicht das ihr kommt!“
„Häh?? – wie jetzt ...?“. verstand Kishou nun gar nichts mehr. „Du hast auf uns gewartet, aber ...”
„Nun ja, es war eine Möglichkeit, dass ihr kommt!“, unterbrach er sie sogleich. „Es verhielten sich dem gegenüber natürlich noch viele andere Möglichkeiten!“ ... Aber diese schien mir doch die Möglichste unter allen Möglichen. Und so, wie sich hier alles gerade verhält ... Und es ist ja auch die allerhöchste Zeit, dass ihr kommt!“, stellte er fest. „Allerdings ...” Sein Blick viel auf ihre Gefährten, “... dass auch einige meiner Sippenbrüder sich zu euch verhalten ... erstaunlich ... das kam mir nicht in den Sinn! Höchst erstaunlich! – Und euer Name ...” Er strich sich nachdenklich über den Bart ... „Es gab wohl zu viele der Möglichkeiten. Verzeiht meine kleine Unverhältnismäßigkeit. Die fehlenden Wasser machen mir sehr zu schaffen. Meine Form hat doch sehr nachgelassen. Doch lasst uns nur eine kleine Zeit zueinander verhalten, und ...”
„Habadam – es ist genug!“, wurde er unwiderruflich von Mo unterbrochen. „Es ist entschieden, dass du in Kishou und uns das Land der Asimielenen bemisst, so, wie es in dieser Zeit das Allsein verdrängt!“
„Ein guter Gedanke!“, erkannte Habadam sofort an. „Setzen wir uns doch! Zuvor berichtet mir aber, wo ihr euch verhieltet, bevor ihr kamt, und wie es euch bisher ergangen ist. Ich will zunächst alle Neuigkeiten aufsammeln. Danach stellt eure Fragen!“
Sie setzten sich, wo sie gerade standen auf den Boden, und Kishou begann ihre Abenteuer zu berichten. Das Knistern um Habadam herum, und die kleinen Blitze, die sich nun vermehrt immer wieder zwischen seinen Händen entluden, oder für Momente den Boden mit seinem Körper verbanden, irritierte sie anfänglich etwas – aber es gelang ihr doch schnell, es zunächst einmal hinzunehmen. Die Chemuren hatten eben so ihre Eigenheiten, und sie war ja schon einiges gewohnt.
Habadam saß kerzengerade vor ihr mit weit aufgerissenen, leuchtenden Augen, und schien jedes ihrer Worte begierig in sich aufzusaugen. Es war ja nicht gerade wenig, was Kishou zu erzählen hatte – zumal sie sprach, als würde sie alles selbst noch einmal erleben. So verging einige Zeit, bis sie schließlich zum Ende kam.
Habadam stierte noch eine Weile auf Kishou, als sie verstummte, als müsste er noch einen Moment abwarten, bis auch die Letzten ihrer Worte sicher in ihm verstaut waren – dann atmete er einige Male tief ein und aus ...”Ich gehöre zum alten Geschlecht der Chemuren, die die Zeiten überdauerten. Doch es wird noch das Verhalten vieler dieser Zeiten in ihrer Summe benötigen, um all eure Verhältnismäßigkeiten zu entdecken!“, sagte er mit tragender Ehrfurcht. „Ich danke Suäl Graal, das sie uns die großen Wasser nahm, ihr wäret sonst für alle Zeiten im Allsein verborgen geblieben. So nun aber verhält es sich, das der große Sammler allen Wissens erfahren darf – ... dass er nichts weiß!“
„Entschuldige, Habadam ...”, reagierte Kishou, die von der plötzlichen Ernsthaftigkeit der Worte Habadams etwas verunsichert war. „Du redest einerseits so ziemlich normal ... und andererseits doch wieder nicht ... .zumindest trotz allem für mich noch in Rätseln ... .Also ich mein‘ … Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich dich verstehe! – Aber macht ja nix!“, erwachten plötzlich ihre Gesichtszüge zu einem befreienden Lächeln. „So war’s bis jetzt ja immer, wenn ich irgendwo gerade neu angekommen war!“
Auch unter Habadams dichtem Gesichtskleid schimmerten wieder die zwei lachenden Zahnreihen hindurch, während sein Blick fast verklärte Züge annahm.
„Du bist ein Zauberer, stimmt's!“, legte Kishou nun endlich los. Diese Frage brannte ihr vor allen anderen die ganze Zeit schon auf der Zunge. „Zumindest siehst Du genauso aus ... wie Merlin, der in einigen Geschichten von Trautel Melanchful ganz wichtig ist. Er ist auch ein großer Zauberer und ...”
„Oh nein, oh nein!“, wurde sie sogleich von einem offenbar erschrockenen Habadam unterbrochen. „Wo denkt ihr hin? – In mir verhält sich natürlich ein ,Magier’ wie ihr es seid. Und mit eurer Hilfe sicherlich auch bald wieder ein Großer!“
„Häh?“, stutzte Kishou. „Also mal abgesehen von dem in der Mitte – aber ist das nicht dasselbe?“
„Nein. Auf keinen Fall.“, winkte Habadam erschrocken ab. „Ein Zauberer ist ein ... Taschenspieler! Ich bin kein Taschenspieler. Ich bin ein Magier – wie ihr es seid!“
„Tut mir Leid,“ zuckte Kishou mit den Schultern. „Ich hab’ keine Ahnung was ein ‚,Taschenspieler’ ist – aber wieso sagst du immer, dass ich auch ein Magier bin? Das meinst du doch – oder?“
So wenig man unter den wallenden Haaren des Alten von seinem Gesicht erkennen konnte, war es doch unübersehbar, dass er mit Kishous Frage nichts Rechtes anzufangen wusste ... „Nun – selbstverständlich werde ich mich nicht mit euch jemals messen können ...” Seine Hand raufte angestrengt nachdenklich den langen Bart ... „und fürwahr – ich sehe, meine Magie verhält sich nicht gleich der euren ... Meine mag euch wohl etwas … einfach und plump erscheinen – ... so ist mir doch kein Name bekannt, der eure hohe Kunst beschreibt. Ich kenne nur die des Magiers!? Doch klärt mich auf! Wie ist der Name der euch beschreibt?“
„Na ... Kishou!?“, meinte die zögerlich. Unsicher, ob dies die rechte Antwort auf die Frage war.
„Ah – höchst interessant! Das ist mir neu!“, glaubte Habadam nun zu begreifen. „Es gibt also den Zauberer, den Magier, und Kishou! Verstehe!“ Er nickte mit dem Kopf. „In mir verhält sich nur ein Magier – aber immerhin doch: An eurer Seite schon bald wieder ein Großer! ... wenn ihr den Wunsch meines Verhaltens euch gegenüber nicht in den Wind schlagt, von nun an als eurer Begleiter nicht mehr von eurer Seite zu weichen.“
„Ganz im Gegenteil!“, freute sich Kishou, die den kauzigen Kerl alles andere als unsympathisch empfand. „Ich würde dich sonst darum bitten. Trautel Melanchful hat gesagt, dass wir es nur gemeinsam schaffen können!“ Sie stockte plötzlich ... „Ach so – entschuldige. Du weißt ja noch garnicht worum‘s überhaupt geht!“
Der Kopf Habadams senkte sich etwas, und die hellen Knopfaugen schielten verschmitzt auf die für ihn doch recht kleine Kishou herunter. „Um es mit einfachen Worten, und wohl doch wohl wohlbemessen auszudrücken, nennen wir es mal: Wasser holen!“
Kishou hätte beinahe laut aufgelacht. Habadam verfügte offenbar über eine gute Portion Humor.
„Doch nun sagt mir, was ich euch berichten kann!“, setzte er wieder an. „Ihr werdet wissen wollen, wie sich alles vom Allsein Verdrängte zueinander verhält im Drom der Asimielenen!“
„Gibt es hier auch Oasen!“, war sofort Kishous erste Frage.
„Oh ja – sehr viele!“, antwortete Habadam nickend. „Es verhalten sich mit den Zeiten weniger und weniger zum Volk der Asimielenen – doch noch sind es recht viele. „Er glättete gedankenvoll seinen Bart ... „Sie sind im Allgemeinen nicht mehr sonderlich groß – in einigen verhalten sich nur noch wenige Bäume zu ihnen. Doch andere sind noch durchaus ...”
„Und Korks?“, unterbrach ihn Kishou lauernd.
Habadam nickte. „Die Korks verhalten sich mit einer großen Wahrscheinlichkeit überall im Großen Belfelland – seit jenem unseligen Kampf gegen Suäl Graal und ihren ,Horden der Gleichen’. Ihr wisst sicherlich davon.“
„Ja – schon!“, seufzte Kishou. „Ich hab’ halt trotzdem gehofft...”
„Aber es verhalten sich nicht mehr sehr viele von ihnen in diesem Drom!“, beschwichtigte Habadam sofort, als er Kishous Seufzer bemerkte. „Es sind nur noch kleinere versprengte Gruppen. Über all die Zeiten hat mein Volk ihr Verhalten studiert, und einen Besonderen Apparat geschaffen – den ,Visus’! Nur ein einziger von ihnen kann in der Formation einer solchen Gruppe von Korks so viel Verwirrung stiften, dass ihr Verhalten nicht mehr zum Ziel führt. In ihnen verhält sich keine Gefahr mehr in diesem Teil des Großen Belfellands!“
„Puh ...! “, machte Kishou. „Das ist doch schon mal `ne richtig gute Nachricht. „und dein Volk, die Asimielenen?“
„Ihr werdet eure Freude an ihnen haben!“, reagierte Habadam sofort. „Man streitet sich so gut es geht, und schafft noch immer viele neue Gedanken. Natürlich kein Vergleich zu früheren Zeiten ...”, bremste er sich selbst etwas wehmütig, “... der Verhältnismäßigkeiten sind nicht mehr sehr viele hier – aber man verhält sich eben zu dem, was noch da ist, so gut es geht!“
„Aha ...”, meinte Kishou nur. Sie konnte mit dieser Auskunft nicht so recht etwas anfangen: ,... Sie streiten sich so gut es geht ...’ Aber so wie Habadam darüber sprach, schien es nicht sonderlich gefährlich zu sein ...
„Wie wäre es, wenn der Zauberlehrling ... – verzeiht meine kleine unbemessene Verdrängung!“, entschuldigte sich das Untere Squatsch mit einem kurzen Schulterzucken in Richtung Kishou, “... also wenn der ,Weißbart’ mal etwas etwas vom ,Dom des allseitigen Verhaltens’ in uns vom Allsein trennen würde? ... wenn er die Güte besäße! Ich kann mir nicht vorstellen,... kann ich mir nicht, dass er noch immer bemessen ist, wie wir ihn zuletzt vom Allsein verdrängten!“
„Ein guter Gedanke, Unteres Squatsch!“, unterbrach ihn Habadam – und mit einem zwinkernden Seitenblick zu Kishou: „Ich muss vermuten, dass sich meine geschätzten Sippenbrüder schon über eine längere Zeit in eurer Nähe aufhalten!“ Er wurde wieder ernster. „Doch die Vermutung meines Sippenbruders verhält sich wohlbemessen: Suäl Graal hat seinerzeit die Heilige Tafel von ihrem Sockel im Heiligen Dom gerissen, und in unermesslichem Zorn in die Winde verstreut! Es verhält sich nun leider so, dass kein Weg mehr in das Dritte Tal der Dritten Ebene des Dritten Droms führt!“
„Oh!“, machte Kishou.
„Wo befindet sich der Ort, an dem in dieser Zeit die Heilige Tafel vom Allsein verdrängt ist!“, fragte Mo bestimmt.
„Ich verhielt mich gerade nicht zu ihr, als sie so wütete, Mo, mein Abbild der Sonne.“, antwortete Habadam. „Der Möglichkeiten sind viele – wie allerdings auch die Zeiten, die seither verfließen. Viel Zeit für viele Gedanken!“, zwinkerte er Kishou zu. Er machte eine kleine Pause, bevor er weiter sprach. „Ich sehe zwei Teile der heiligen Tafel. Jede von ihnen trägt eines der heiligen Worte, deren Verhalten zueinander alles Sein begründet – und die voneinander getrennt doch nichts als nur Worte scheinen!“ Die Augen Habadams schlossen sich, und er schien in eine Art Trance zu versinken, bevor er weiter sprach ...
„Mit ungeheurer Wucht schleudert Suäl Graal die Heilige Tafel in die Winde des Asimielenlandes. Sie zerschellt an einem Fels hoch oben am Gipfel des Berges Goltasar zu zwei gleichen Teilen. ,Udun’, die Eine – ,Gala’ die Andere! Während der eine Teil sich auf dem Gipfel Goltasars in dem Fels verfängt, um dort seine Ruhe zu finden, trägt es den anderen weit über ihn hinaus – bis auch dieser endlich über dem mächtigen und weiten Galasee niederkommt – und in seiner Mitte auf den tiefen Grund versinkt!“
Habadams Augen öffneten sich wieder.
„Ich versteh’ ehrlich gesagt überhaupt nichts!“, sagte Kishou endlich, und nicht ohne Beklemmung. Es klang alles nicht gut, auch wenn sie nicht verstand worum es hier ging. „Was ist die ,heilige Tafel’ ... Und überhaupt alles ...?“
„Boorh entscheidet: In einem Sockel, dessen Ort in der Mitte der großen Halle des Heiligen Doms das Allsein verdrängt, ist das Schloss des Tores bemessen zum Dritten Tal der Dritten Ebene des Dritten Droms. Und Boorh entscheidet: In der Heiligen Tafel verdrängt sein Schlüssel das Allsein!“
Habadams Brauen klappten nach oben und legten seine Kulleraugen frei. „Interessanter Gedanke – sehr treffende Beschreibung seines Verhaltens – erstaunliche Lösung! Wenn du erlaubst, behalte ich diesen Gedanken. Boorh – du hast bei mir was gut!“
Boorh grinste zufrieden über beide Backen – zumindest für einen Moment. Dann fiel ihm wohl auf, woher das Kompliment kam, und sofort zogen sich seine Lippen wieder von den Ohren zurück, um wieder seinem, für ihn hier angemessenen düsteren Blick zu offerieren.
„Aha ...! “, versuchte sich Kishou nun ein Bild von der Sache zu machen. „Also einfach gesagt bedeutet das: Der Schlüssel zum Tor des Dritten Tals der Dritten Ebene des Dritten Drom ist kaputt – und ein Teil von ihm liegt auf einem hohen Berg und der andere auf dem Grund eines großen Sees ...! Hier gibt's ein’n großen See?“, fiel ihr plötzlich auf.
„Nein!“, war dessen ganze Antwort.
„Wie ... Nein!? – Du hast doch eben gesagt, dass der eine Teil in einen großen See fiel?“
„Nein, ich sagte, das es sich so verhielt, dass diese zweite Hälfte der Heiligen Tafel auf den Grund des großen und weiten Galasees versank – in seiner Mitten!
„Also gibt's hier doch einen See!“
„Nein!“
„Ach so!“, meinte Kishou endlich zu verstehen. „Dann ist der ,Galasee’ gar kein See. Ich dachte nur ... wegen dem Namen ...”
„Doch, doch!“, widersprach Habadam. „Der Galasee war sogar ein sehr großer See – er verhielt sich schon fast wie ein Meer. Allein das Verhalten der vielen Wellen ...”, geriet er ins Schwärmen. „Keine wiederholte sich jemals. Doch alle verhielten sich in geheimnisvoller Weise zueinander. – Niemals gab es eine, deren Verhalten nicht irgendwie geprägt war von der anderen ...”
„Ach soooo!“, verstand Kishou nun endlich wirklich. „Es gibt ihn heute nicht mehr!“
„Nein!“, sagte Habadam, was nun wohl endlich als Bestätigung zu verstehen war. „Er ist – wie die meisten der Wasser – im Allsein seines eigenen Grundes verschwunden, oder von den Winden davongetragen ... .und mit ihm alle seine Wellenberge und Täler!“
Während sich Habadams Gesicht verdunkelte, erhellte sich das Kishous ... „Das bedeutet aber immerhin, sie liegt jetzt irgendwo da auf der Erde rum – wir könnten sie also finden!“
„Diese Möglichkeit besteht durchaus!“, bekräftigte Habadam. Und seine kleinen Augen blitzten wieder auf. „Ich habe mein Volk bereits von eurem baldigen Eintreffen unterrichtet – und einige von ihnen sollten schon auf dem Weg dorthin sein, um sie zu finden!“
„Echt?“, staunte Kishou „Und das andere Teil? – auf diesem Berg?
„Es verhält sich hier noch etwas beschwerlicher – aber auch dort wird man suchen ... .Doch mir scheint die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass dies gelingen wird.
„Wieso?“, erschrak Kishou.
„Die Singala hat so ihre Tücken. ihr Verhalten ...!
„Singala?“, unterbrach ihn Kishou.
„Alte Worte einer sehr alten Sprache des Großen Belfellands!“, erklärte Habadam bereitwillig. „Der Wortstamm von ,Gala’ ist ,'Gal', und bedeutet soviel wie ,das Bewegte'. ,Gali' ist die ,Bewegung', und ,Gala' bedeutete soviel wie ,Acker des Lebens' - heute sagen wir ,Wasser' dazu. Sein Verhalten ist zu jeder Zeit das der Bewegung! Und ,Sin’ bedeutete soviel wie: verborgen, verloren, verstecken ... je nach dem! Es verhält sich in dem Namen nun jener Ort, den einst der große und weite Galasee beanspruchte!“
„Verstehe!“, nickte Kishou aufmerksam.
„Es ist kein guter Ort für den Asimielenen – Eine weite und unüberschaubare Fläche ohne jeden Reiz verhält sich dort. Nichts ist in ihr, was den Geist bewegt – doch wo keine Bewegung ist, da ist Allsein!“
Kishou nickte nachsinnend. „Ich glaube, ich verstehe was du meinst. Als ich damals Trautel Melanchful verließ, wanderte ich lange durch die Erste Ebene des Ersten Tals des Ersten Droms – bevor ich auf die Kyiten traf. Da hat’s wohl genauso ausgesehen. ... Also einfach nichts weit und breit, und in alle Richtungen. Da hatte ich auch irgendwann so’n komisches Gefühl, als würde ich langsam irgendwie verschwinden ... oder so. Der Kopf wurde immer leerer. Wenn ich nicht noch gerade rechtzeitig ...“
„Und in euch verhalten sich viele … und eine ,Kishou’!“, gab Habadam noch zu bedenken. „Gar mächtiger als ein Magier! Ihr könnt euch denken, wie wenig mein Volk sich diesem Feind der Leere erwehren kann, wenn ihr damit schon eure Mühe hattet!“ Nein – bis zu eurer Ankunft konnten sie es nicht wagen, in die Singala einzudringen!“
„Und jetzt können sie’s?“, wunderte sich Kishou.
„Die Nachricht eures baldigen Erscheinens brachte sehr viel Bewegung in ihre Geister – viele neue Gedanken – alles verhält sich nun neu zueinander in ihren Köpfen. Sie fanden Möglichkeiten des Verhaltens darin, wie sie die Singala überwinden könnten!“
„Aber du meinst trotzdem, dass sie es nicht schaffen werden?“ Kishou ahnte eigentlich mehr, als das sie wirklich verstand.
„Wenn es nur die Singala wäre ...?“ Seine buschigen, weißen Brauen zogen sich eng zusammen. Doch leider ist die Singala nicht wirklich verlassen von allem. Nicht auch von den Hyndriden ... zumindest spricht einiges dafür!“
Allein schon der Klang dieses Namens ließ Kishou erschauern. „Hyndriden?“, fragte sie besorgt ...
~*~
„Hyndriden!“ Der Kaustab kippte aus dem Munde Borks, als er aufbrüllte, und verschwand irgendwo zwischen Kisten und Säcken. Er war aufgesprungen, und sein Arm streckte sich zu seiner Rechten in die weite Öde.
Er beobachtete schon eine ganze Weile diese Staubwolke, die anfangs sehr weit und klein erschien – inzwischen aber keinen Zweifel mehr zuließ, dass sie anwuchs und direkt auf sie zukam.
Ruckartig kam die Meute zum stehen, und alle Köpfe drehten sich in die Richtung, die Borks Arm bezeichnete.
„Die Wagen raus!“, war seine nächste Anweisung.
Einige sprangen sofort auf die Rücken der Fläcks, und lenkten sie mit ihren Pritschen sternförmig auseinander, bis sie einen großen Kreis bildeten. Hektisch befreiten sie die Tiere von den Deichseln und zerrten sie hinter die Karren. Schilde, Speerkatapulte und Kästen mit Drindeln wurden von den Wagen gezerrt und in Stellung gebracht. Die Bögen wurden gespannt und die großen, extra für dieses Wagnis geschaffenen, nach unten spitz zulaufenden Schilde, in den Boden gerammt. Die Wagen würden hier nur wenigen von ihnen Schutz bieten können ...
„Tolsmoi, was verhält sich dort?“, rief eine Stimme.
Bork stand noch immer hoch aufgerichtet auf der Pritsche, der nun ein Teil der lückenhaften Wagenburg war. Er hatte sich längst wieder einen neuen Kaustab zwischen die Zähne geschoben und blickte angestrengt auf das, was da auf sie zukam. Schon bald sollten sie in Reichweite der Pfeile sein. Aber wer? „Ich kann verdammt noch mal nichts erkennen!“, schrie er. „Ich sehe nur die Fahne von Staub – nichts, was sich zu ihr auch nur irgendwie verhält!“
In diesem Moment stutzte er. Er meinte aufspritzenden Sand zu sehen – wie ihn die Hufen schneller Reittiere verursachen, wenn sie auf sandigen Boden aufschlagen. Langsam und ungläubig zog er seinen Kaustab aus dem Mund. Dann schlug plötzlich irgend etwas neben ihm in das Seitenholz der Pritsche ein ... Ein Pfeil würde ein solches Geräusch verursachen ... „Geisterreiter! Es sind verdammte Geisterreiter!“, brüllte er auf, während er sich mit einem jähen Satz nach hinten über die Seitenwand der Pritsche rollte – zunächst auf dem dort stehenden Fläck landete – und endlich den Boden erreichte.
Irgend etwas prasselte nun in kurzen Abständen gegen die vorderen Wagen und die aufgepflanzten Schilde seiner Leute – und einige von ihnen gingen bereits von irgend etwas getroffen zu Boden, bevor sie sich hinter die Schilderwehr retten konnten. Keiner wusste, was ,Geisterreiter’ waren, aber jeder von ihnen hatte sofort eine Vorstellung von der Sachlage, nachdem ihr Tolsmoi einen Namen für diese Hyndriden gefunden hatte ...
„Schießt eure verdammten Pfeile und Speere in jede Richtung, wo sich der verdammte Boden bewegt, und lasst die verdammten Drindeln Tanzen, das die Luft mit ihnen gefüllt ist!“, schrie er hinter dem Wagen kauernd, in den Schilderwald hinein.
,Drindeln’ waren flache, etwa zwei handtellergroße und sehr scharfkantige Metallscheiben, die mit viel Geschick und großer Wucht wie ein Diskus abgeworfen, Verheerendes unter den Gegnern anrichten konnte. Ob sie es hier auch tatsächlich taten, wäre aber wohl nicht zu erkennen – und in Ermangelung eines klaren Zieles, auch eher unwahrscheinlich. Wolken von Pfeilen und Speeren stiegen auf, und zwischen ihnen surrten kreiselnd Scharen von Drindeln den Geisterreitern entgegen – während gleichzeitig unsichtbare Geschosse die eisenbeschlagenen Holzschilde der Asimielenen traktierten, und unter den für Momente freistehenden Schützen seine Opfer forderte.
Immerhin – die Wut der Gegenwehr schien die Unsichtbaren aufzuhalten. Der aufspritzende Sand unter ihren Hufen zeigte an, dass sie sich auflösten. Zu beiden Seiten begannen sie nun offenbar in einigem Abstand die Wagenburg zu umkreisen.
Bork fluchte vor sich hin, als es ihm plötzlich erschien, als sähe er im aufgewirbelten Staub schemenhafte Gestalten – da wo die Geisterreiter und ihre Reittiere waren, konnte kein Staub den Raum füllen. Vielleicht konnte man so wenigstens ihre Anzahl abschätzen ...? Aber es war zu undeutlich.
Sein Blick fiel auf das lange Trichterrohr seines Wagens, unter dessen Ende sich langsam ein kleiner Haufen des Holzkohlenstaubes bildete ... „Ich brauche hier sofort eine verdammt gute Deckung und zwanzig Mann!“, schrie Bork schwitzend, und seine spiegelnde Glatze schien zu glühen.
Augenblicklich lösten sich einige der Schilde vom Boden und bewegten sich auf ihn zu.
Kaum im Schutz geborgen, sprang Bork auf, und riss den erstbesten Sack mit Kohlenstaub vom Wagen, den er zu fassen bekam. „Holt von dem verdammten Wagen alles an leeren Säcken, was ihr zu fassen bekommt!“, befahl er, während sein Messer bereits in den Staubsack hineinstieß, um ihn der Länge nach aufzuschlitzen. Vom Wagen fiel Sackleinen auf ihn herab, und sofort begann er, quadratische Fetzen aus ihnen heraus zu schneiden und zu reißen, um dann auf ihnen mit seinem Händen Haufen von Kohlenstaub aufzuschütten. Die anderen hatten wohl verstanden, was ihr Tolsmoi damit bezweckte, und taten es ihm gleich. Geschickt klemmten sie Augenblicke später die vier Ecken der gefüllten Tücher zwischen die Finger.
„Wir werden jetzt Angreifen!“, schrie er zu seiner Truppe hinüber. „Ihr werdet das Verhalten der verdammten Hyndriden bald erkennen können, wenn ich nicht irre! Ich möchte, dass kein verdammter Pfeil, kein Speer und keine Drindel sein verdammtes Ziel verfehlt! Inzwischen bereiten sich hier die nächsten zwanzig von euch vor!“ Er blickte kurz zu dem, der ihm am nächsten stand ... „Geh' hinter den verdammten Wagen in Deckung, und berichte den Nachrückenden, wie es sich zu verhalten gilt!“
Dann brach er mit der ersten Gruppe aus.
In der Deckung der schweren Schilde, die von der Hälfte des kleinen Stoßtrupps vorangetragen wurden, liefen sie einfach geradewegs hinaus, um die Höhe des Rings zu erreichen, auf dem die Geisterhaften um die Wagenburg herum stoben.
Zumindest für einige Irritation schien der Ausbruch Borks und seiner kleinen Truppe unter ihnen zu sorgen. Links und rechts vor ihnen stob ungleichmäßig Sand auf, als würden Tiere, sich unschlüssig im Kreise drehend, den Boden unter ihren Hufen aufwühlen ... Dann aber vereinigten sich Hufe um Hufe, und es war bald unverkennbar, dass sich einige der Reiter zusammengerottet hatten, um nun direkt auf sie zuzupreschen.
„Jetzt!“, brüllte Bork, und warf einen seiner gefüllten Tücher hoch vor sich in den Himmel. Im selben Moment verspürte er einen brennenden Schmerz im linken Oberarm – irgend etwas hatte ihn getroffen ...
Die Luft war bereits von einem schwarzen Nebel erfüllt – immer mehr Tücher entluden ihre dunkle Fracht ... Dann ging alles zu schnell, als das Bork noch irgend etwas planen konnte. Schwere Speere, getrieben von der Wucht der sich entspannenden Katapulte und gefolgt von Drindeln und Pfeilen, schlugen direkt vor ihm krachend in Hünenhafte schwarze Gestalten hinein, und riss sie von den Rücken geschwärzter seltsamer Decken – wie ihre Reittiere nun erschienen. Etwas Riesiges bäumte sich vor den Schilden auf, die sich direkt vor ihm befanden. Ein harter Schlag traf zwei von ihnen und warf sie mit ungeheurer Wucht zurück – und schmerzhaft gegen Bork, der sich im nächsten Moment unter ihnen begraben fand. Am Boden liegend, zwischen tobenden Sand und schwarzen Nebel sah er noch, dass sie nicht mehr die einzigen waren, die hier draußen ihr Glück versuchten. Dann spürte er einen weiteren harten Schlag – und einen mächtigen Druck, der ihm die Luft aus den Lungen presste – dann war es nicht mehr nur die Schwärze des Staubes, die ihn umgab …
~*~
Der feste Weg, den Habadam angekündigt hatte, und den sie nun auch endlich erreichten, führte zur nächst gelegenen Oase mit Namen ,Hebela’. Zur allgemeinen – und besonders Kishous freudiger Überraschung, war Habadam keineswegs zu Fuß unterwegs, sondern mit einem Karren, der hinter dem Felsen stand, hinter dem er aufgetaucht war. Ein weißes ,Biesel’, war vor ihn gespannt.
Solche Biesel unterschieden sich von einem Pferd bestenfalls auf Grund ihrer unerwartet großen Augen, der langen Mähne, die sich vom Kopfansatz über ihren langen Hals als Kamm über den Rücken bis zu ihren ebenso buschigen Schwanz hinzog – und wohl nicht zuletzt durch das armlange Horn, dass auf ihrer Stirn saß, und aus aufeinander gesteckten und sich nach oben hin verjüngenden hellblauen Kugeln zu bestehen schien. Kishou war sichtlich entzückt von seinem Anblick.
Das holpern und schwanken des Wagens, als er bis eben noch gemächlich querfeldein über das grobe Land stolperte, war vorbei, und der Wagen nahm auf der nun folgenden festen Piste erstaunliche Fahrt auf. Kein Vergleich zu dem, was sie von Kurluk gewohnt waren, aber genug um gut voran zu kommen.
Habadam saß auf einer etwas erhöhten hölzernen Bank vorn auf dem Wagen, und Kishou hatte es sich in Boorhs Schoß bequem gemacht – ihren gespannten Bogen vor sich liegend.
Was sie von Habadam über die Hyndriden erfahren hatte, war wenig geeignet, ein unbeschwertes Wohlgefühl aufkommen zu lassen – wenngleich auch alles in diesem Drom seit ihrer Ankunft zunächst keinen Grund zur Klage bot. So beobachtete sie in konzentrierter Stille das vorbeiziehende Land mit seinen zuweilen skurrilen Zeugen ehemaliger Vegetation, jederzeit darauf gefasst, dass etwas davon plötzlich lebendig würde ...
Hyndriden, so war sie von Habadam aufgeklärt worden, waren Wesen Suäl Graals, deren Gestalten auf so vielfältige Weise in Erscheinung treten konnten, wie die Gedanken, die sie zu erfinden im Stande waren. Sie bewohnten die Tiefen der Erde, das Land und die Luft, wie er berichtete, und ihre Überfälle waren selten vorhersehbar.
Auf Habadam selbst schienen diese Wesen allerdings keinen besonderen Eindruck zu machen – wohl aus dem schlichten Grunde, wie Kishou vermuten wollte, das Habadam als Chemure und Magier wohl ein schlechtes Opfer für diese Kreaturen darstellte. Sie wusste zwar noch nicht, welche besonderen Kräfte Habadam auszeichneten, das er aber über solche verfügen würde, war für sie ohne Frage. Ihre bisherigen Gefährten waren dafür Beispiel genug.
Kishou konnte natürlich mit solchen Attributen nicht aufwarten – zumindest war dies ihre Ansicht. Wenngleich sie inzwischen ein Dompteur war, so war sie doch verletzlich, und der festen Überzeugung, erst am Anfang ihrer Lehre zu stehen. So war in ihr auch keinerlei Bedürfnis, diesen Hyndriden zu begegnen und das Misstrauen groß – zumal ihre Phantasie nach der Beschreibung Habadams in jedem Felsen eine solche Unnatur vermuten durfte. Entsprechend still und Aufmerksam beobachtete sie jedes Objekt dieser unwirtlichen Landschaft.
Ein kleiner Lichtblick immerhin waren diese seltsamen ,Handriden’, von denen Habadam ebenfalls berichtete. Auch sie waren Wesen Suäl Graals, und gehörten wohl einst zu den Hyndriden. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund, den selbst Habadam nicht zu benennen wusste – ,es gäbe zu viele der mögliche Ursachen für ein solches Verhalten‘, wie er meinte – betrachteten diese Handriden aber offenbar die Hyndriden als Feinde, und bekämpften sie, wo immer sie aufeinander trafen. Oft schon waren sie die letzte Rettung für die Asimielenen gewesen.
Wenn Kishou Habadam richtig verstanden hatte, waren diese Handriden deswegen aber noch lange nicht Freunde der Asimielenen – sie interessierten sich schlicht nicht für diese. Sie waren ebenso wie die Hyndriden ein mächtiger Haufen wilder Reiter, und unterschieden sich, abgesehen von der Auswahl ihrer Gegner, kaum von den Hyndriden.
Kishous Blick wanderte zum Himmel. Immer wieder tauchten dort kleine Wolken von ziehenden Vögeln auf, die ruhig ihre Bahnen zogen und bald wieder verschwanden – zu hoch, um Einzelheiten zu erkennen. Sie legte den Kopf weiter in den Nacken und blickte in den zerzausten Bart Boorhs. „Hast Du schon mal Hyndriden gesehen, Boorh?“, fragte sie nach oben. „Also ich meine damals vielleicht, als die Großen Wasser noch flossen, und du ja bestimmt auch mal hier warst!“
Boorhs Kopf senkte sich, und endlich konnte sie auch seine dunklen Knopfaugen sehen. „Boorh entscheidet: Hyndriden sind Wesen dieser Zeit!“, meinte er. „Boorh hat sie noch nicht bemessen und vom Allsein verdrängt!“ Ein breites Grinsen zog sich über sein Gesicht, und seine Augen begannen zu funkeln. „Doch Boorh entscheidet: Wo immer sie auf dem Pfade Kishous das Allsein verdrängen, wird die Axt Boorhs ihr Sein bemessen!“
Kishou musste grinsen. „Ich hoffe dennoch sehr, dass es uns erspart bleibt, Großer!“, meinte sie, patschte liebevoll auf dessen gewaltige Hand, die auf ihrem Schenkel ruhte, und erhob sich aus seinem Schoß. Sie nahm ihren Bogen, wankte etwas unsicher zur Front des Wagens, und setzte sich vorn neben Habadam auf die Pritsche.
„Habt ihr noch genug Wasser?“, fragte Habadam.
„Für heute wird’s noch reichen!“. stellte Kishou fest. „Und wir kommen ja noch vor Abend zu der Oase, wie Du gesagt hast. Wieso fragst Du?“
Habadams Arm streckte sich, und einer seiner spindeligen Finger wies an Kishou vorbei ins Land. „Eine ,Lea’!“
Kishou blickte angestrengt in die bezeichnete Richtung. „Eine Lea?“, fragte sie. „Meinst Du den langen Stängel da drüben, mit der großen Blüte drauf?“ Durchaus fasziniert schaute sie zu dem seltsamen Gewächs hinüber, das sie bald in einiger Entfernung passieren würden. Es bestand, soviel sie sehen konnte, lediglich aus einem langen und sehr dünnen, etwas verbogenen Stiel, der sicherlich Boorh um die Hälfte überragte, und am Ende des gebrechlich erscheinenden Schaftes balancierte diese Pflanze eine für sie augenscheinlich viel zu große, schwere und rote Blüte, deren Blätter zu den Rändern hin in ein helles Gelb ausliefen ...
„Ja!“, bestätigte Habadam, während er umständlich seinen Bart zu zähmen versuchte, der im Fahrtwind wehend, ihm immer wieder die Sicht nahm. „Dort verhält sich eine Lea zu uns! Ihre Wurzel steht tief in der Erde in einem Wasser. Ihr Standort sagt jedem schon aus großer Entfernung, dass sich zu diesem Ort eine Wasserstelle verhält!“