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Es ist die Geschichte von Kishou. Doch wer ist "Kishou"? Fest steht, sie entstammt dem Volke der Nin … ... wiedergeboren im Großen Belfelland – dem Land des Wassers. Fest steht auch, es ist eine Ursache für ihr Erscheinen im Großen Belfelland ... ... Eine Ursache, die weit außerhalb ihrer Erinnerung liegt. Fest steht auch, es ist Suäl Graal, die Ursache ist, für ihr Erscheinen im Großen Belfelland. Doch ... wer ist "Suäl Graal"? Fest steht, sie ist eine unüberwindliche und unsterbliche Macht. Sie ist die Beherrscherin des Großen Belfellands. Sie gebietet über alles, was da 'ist', ... und ihre Entscheidungen sind unumkehrbar. Es bedarf einer besonderen Macht, sie zu bezwingen – Kishou. Doch ... wer ist "Kishou"?
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Seitenzahl: 596
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Copyright: © 2015 Michael Kornas-Danisch
Denn
So das EINE
sich VERHÄLT
zum ANDEREN
Da ist
ZEIT
Als das MAß
Als die REGEL
Des EINEN gegenüber dem ANDEREN
Denn
So das EINE
sich VERHÄLT
zum ANDEREN
Da ist
GESETZ
Da ist
ORDNUNG
K
ishou starrte mit großen Augen in die neue Welt. Was für ein Anblick. Sie stand inmitten von saftigem Grün, soweit das Auge reichte. Es musste eine gewaltige Oase sein, die direkt am Dritten Tal der Dritten Ebene des Dritten Droms angrenzte.
Ihr Kopf fuhr herum. Die Zollstelle gab es nicht mehr, und sie hatte es auch nicht anders erwartet. Das Große Belfelland kannte keinen Weg, der in das vorherige Drom zurück führte, wie sie nicht nur einmal vom Unteren Squatsch aufgeklärt wurde. Es war wohl die Zeit selbst, die es nicht zuließ, wie sie inzwischen zu verstehen meinte. Hier nun, wo sie das letztliche Ziel ihres Weges erreicht hatten, wollte es auch nicht einmal den Anschein erwecken. Es war nicht mehr nur eine weitere Etappe zum Ziel, sondern das Ende des Weges. Nichts konnte nun mehr sein, wie es war – sie ahnte es, je mehr sie mit staunenden Augen um sich sah ...
„Es ist keine Oase entschieden an diesem Ort!“ Meinte Mo plötzlich, als hätte sie Kishous Gedanken erraten.
„Nicht?“, schrak Kishou aus ihre Gedanken auf.
„Nein!“, krächzte Lui von Habadams Schulter herunter, während sein Kopf offenbar aufgeregt in alle Richtungen zuckte, dass man meinen könnte, er hätte keine Halswirbel.
„Boorh entscheidet: In der Vierten Ebene des Vierten Tals des Vierten Droms fließen noch die Wasser, wie einst überall im ganzen Großen Belfelland!“
„Erstaunlich! Höchst erstaunlich!“, meinte nun auch Habadam. „Es sieht so aus, als würde es sich tatsächlich so verhalten! ... als hätte Suäl Graal dieses Drom von der Trockenheit verschont – was aber eigentlich nicht sehr wahrscheinlich ist, denn …!“
„Sie wird es vergessen haben … vergessen haben. Wahrscheinlich weil der große Zauberer nicht bei ihr war, … nicht da war, um sie daran zu erinnern!“, provozierte das Untere Squatsch.
„Meinst Du auch, das es nicht nur eine große Oase ist?“, wandte sich Kishou an Madame KA, während sie sich von ihrem ungeliebten Breenenrock befreite, den sie sicherheitshalber bei ihrem Übertritt in das neue Drom tragen musste. Es hatte seine Arbeit getan.
„Wir werden es erfahren!“, antwortete sie, während ihre Augen ungewöhnlich aufmerksam die Umgegend und auch den Himmel musterten. ‚Aufmerksam’ trifft es eigentlich nicht richtig, wie ihre Augen so umherwanderten. Es war eher so etwas wie der Blick eines Reisenden, der an seinem Ziel angekommen war. „Alles war der Weg. Hier nun ist Belfelland!“, meinte sie dann auch tatsächlich – wenn auch mehr zu sich selbst. Sie gab in diesem Moment ihrem Biesel eine Richtung vor, und trabte im gemächlichen Schritt los. Die anderen folgten.
So unerwartet erfreulich der erste Eindruck dieses Droms auch war, so bot es nicht gerade einen guten Komfort, was das Vorankommen anging. Die pralle Natur erwies sich schnell als im höchsten Maße unbändig, und erzwang immer wieder die Suche nach einem begehbaren Weiterkommen. Es war eine Mischung aus Wald und dichtem Buschwerk mit vielen grünen Lichtungen, die gern im tiefen Morast endeten. Kleine und größere Teiche, Bäche und umgestürzte Bäume nötigten sie immer wieder zu Umwegen. Und nach den vielfältigen, verschiedensten Lauten um sie herum zu urteilen, war es auch sehr lebendig hier. Ein Teppich von Gezwitscher, Singsang, Krächzen und Zirpen lag überall in der Luft. Ihre Verursacher waren nur selten auszumachen. Das Blattwerk war zu dicht, und Kishou hatte nicht die Zeit, nach ihnen zu forschen. Nur hin und wieder sah sie ein kurzes Aufflattern irgendwelcher unbekannter Vögel. Größere Kreaturen tauchten zunächst nicht auf, obgleich manch ein Geräusch solche vermuten lassen durfte.
„Hast du ein bestimmtes Ziel?“, fragte Kishou Madame KA, als sie für einen Moment auf ihre Höhe kam.
Die Bewegung hat immer ein Ziel!“, lächelte Madame KA hintergründig. „Unsere zielt auf die Stadt ‚Trital’, die sich einst als nächst größerer Ort zur Grenze des Dritten Droms verhielt!“
„Und wie weit?“, wollte Kishou wissen.
„80 Mal wird die Sonne bis dahin das Allsein verdrängen! Sehr ‚wahrscheinlich'!’“ meckerte das Untere Squatsch, der wohl mitgehört hatte und nicht sehr glücklich über die Beschwernisse war. „Verzeiht meine kleine unbemessene Verdrängung des Allseins!“, maulte er dann aber doch noch, sich entschuldigend.
„Es ist nicht abzuschätzen!“, meinte nun Madame KA. Ursprünglich verhielt sich Trital einen halben Tagesmarsch auf den Bieseln zur Grenze des Dritten Droms. Aber die Verhältnismäßigkeiten haben sich geändert – es führten dereinst gute Wege dorthin.
Bereits mit den ersten Anzeichen der Dämmerung hielten sie Ausschau nach einem geeigneten Rastplatz. Würde die Dunkelheit erst einmal hereingebrochen sein, hätten sie keine Gelegenheit mehr dazu.
Sie entschieden sich für die aus dem Boden gerissenen Wurzeln eines umgestürzten riesigen Baumes. Ihr mächtiges Gehölz bildete eine geräumige Überdachung, die allen genügend Platz bot. Der bizarre Raum erinnerte an eine alte Tropfsteinhöhle. Farne und knöchrige Wurzelstränge hingen überall von oben herab.
Kishou machte es sich in Boorhs Schoß bequem. Vorsichtshalber. Sie hatte am Boden einige kleine krabbelnde unbekannte Kreaturen bemerkt, die ihr nicht geheuer waren. „Erzählt mir von den Breenen!“, meinte sie nun, während ihre Hände in ihrem Beutel fischten. „Immerhin ist ja Trautel Melanchful eigentlich die Regentin hier. … hat sie mir erzählt. Die Bewohner hier werden ganz schön gucken, wenn sie erfahren, dass ich von ihr komme!“
„Boorh entscheidet: Im Volk der Breenen trennt sich ein Volk der Furcht vom Allsein!“, tönte es mit Nachdruck über ihr.
„Ein Volk der Furcht?“, wunderte sich Kishou. „Was fürchten die denn?“
„Das ihnen der Himmel auf den Kopf fällt! ... der Himmel auf den Kopf fällt zum Beispiel!“, quäkte das Untere Squatsch.
„Das ihnen der Himmel auf den Kopf fällt?“, verstand Kishou nicht.
„Nun ...", lenkte Habadam ein. „Das Untere Squatsch will wohl damit sagen, das sie alles und nichts fürchten. Alles, das sich zu ihnen verhält, könnte auch eine Gefahr bedeuten. Eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür ist ja auch tatsächlich niemals auszuschließen!“
„Na dann ist doch alles ganz normal!“, meinte Kishou zu verstehen.
„Etwas anstrengend ... anstrengend – wenn ihr meine Wenigkeit fragt!“, bemerkte das Untere Squatsch. „Immer und überall eine Gefahr vom Allsein zu verdrängen … ziemlich anstrengend!“
„Und wie kommen die Breenen ohne Trautel Melanchful klar?, fragte Kishou. „Immerhin ist sie doch sowas wie eine Königin hier – hat sie mir erzählt. Was machen die Breenen ohne Trautel Melanchful?“
„Schwer zu sagen, wie sich dieser Umstand zu den Breenen verhält!“, meinte Habadam sinnend. Doch vergesst nicht, dass auch das Zweite Drom ohne die Anwesenheit von Boorh und Mo über all die Zeiten zurechtkommen musste. ..."
„Der Weißbart vergisst in euch vom Allsein zu trennen, ... vergisst er natürlich, dass immerhin meine Wenigkeit ... meine Wenigkeit als der legitime Herrscher der zweiten Ebene des Zweiten Tals des Zweiten Droms dort durchaus in all den Zeiten das Allsein verdrängte! Durchaus!", widersprach das Untere Squatsch.
„Vielleicht verhält es sich aber auch so ...", überhörte Habadam den Einwand, „... das Suäl Graal nun auch die Ebene des Droms … Eine gewisse Wahrscheinlichkeit …“
„Suäl Graal ist Eins mit Trautel Melanchful", wurde er von Madame KA unterbrochen. „Doch der Ort ihrer Herrschaft liegt im Vierten Tal der Vierten Ebene des Vierten Droms!“, widersprach sie dem Gedankengang Habadams. „Sie kann Trautel Melanchful nicht ersetzen – sowenig, wie ich Dich vertreten könnte!", lächelte sie in Richtung Habadam.
„Du meinst aber, sie gehört irgendwie mit Suäl Graal zusammen? – So wie Du und Habadam oder Mo mit Boorh?“, meinte Kishou aus dem ersten Teil des von Madame KA Gesagten verstanden zu haben – was aber doch unmöglich gemeint sein konnte ...
„So ist es entschieden!“, bestätigte Mo nun allerdings.
„Da komm’ ich nu’ überhaupt nicht mehr mit!“, grübelte Kishou und schüttelte abwehrend den Kopf. „… Dann müsste doch Trautel Melanchful genauso mächtig sein wie Suäl Graal …!? Ich meine … dann wäre sie doch …“ Sie brach ab, weil ihr der Gedanke, der ihr gerade kam, zu abwegig erschien.
„Die Macht Trautel Melanchfuls verhält sich zu der Suäl Graals ebenbürtig!“, bestätigte Madame KA zu ihrer Überraschung. „Wie sonst hättet ihr bei Trautel Melanchful Obhut finden können, bis ihr bereit ward, eure Aufgabe zu erfüllen? Suäl Graal konnte sie nicht daran hindern. Niemand hätte sie daran hindern können, euch zu schützen!“
„Ich glaub’, diese Zusammenhänge werd’ ich wohl nie begreifen!“, resignierte Kishou Kopfschüttelnd. „Ich hab's mir bisher immer so erklärt, das ihr so zusammengehört wie ... na ja – wie ,oben' und ,unten' eben – oder eigentlich besser noch, wie so eine Kraft, und was dann dabei rauskommt, wenn sie was gemacht hat. ... oder so ... ist mir so bei euch zumindest mal durch den Kopf gegangen!", meinte sie mit entschuldigendem Blick zu Mo und Boorh. „Weißt du, was ich meine?"
„So ist es entschieden!", reagierte Mo nur mit einem geheimnisvollen Lächeln.
„Ist nicht alles, was ihr findet im Großen Belfelland, nur der Schein dessen, was sich in im entfaltet?", fragte Madame KA hintergründig, während sie ihre große Tasche zu sich heranzog.
„Ja schon ... ", kam es zögerlich von Kishou. „Aber bei Trautel Melanchful und Suäl Graal ... ist es ja eben nicht so!", widersprach sie nun doch energisch. „Also stimmt's dann irgendwie doch nicht!"
Madame KA lächelte. Ihre Hand verschwand für einen Moment in der Tasche, und zog einen großen Keks hervor. „Ich habe noch einige davon aufgehoben!“ Sie reichte ihn zu Kishou hinüber. „Ihr solltet wissen, dass ihr nur verstehen könnt, was hinter euch liegt!“
„Wie meinst du das?“, fragte Kishou auf dem Keks herumkauend.
„Nun ja …!“, schaltete sich das Untere Squatsch ein, dass offenbar an diesem Abend ungewöhnlich redselig war. „Madame KA meint, das man nur … also das man immer nur das bemessen kann … bemessen kann, was bereits vom Allsein verdrängt ist – wenn ihr es wohl bemesst. Solange etwas noch nicht verdrängt ist vom Allsein, …“
„Es gibt immer viele Möglichkeiten für das, was sich in der Zukunft verhalten wird!“, übernahm nun Habadam. „Wenn denn eine der Möglichkeiten eingetreten ist, so zeugen seine Verhältnismäßigkeiten davon, warum sich gerade diese Möglichkeit vom Allsein trennte, und nicht eine der vielen anderen. Aber bis zu diesem Moment gibt es nichts zu verstehen – nur Spekulation. Bedenkt – Ihr könnt nur verstehen, was sich zueinander verhält. Und was ihr dann versteht, ist eben die 'Ursache' dieses Verhaltens – und eine Ursache liegt immer vor der befragten Verhältnismäßigkeit, wie ihr ohne Zweifel versteht!“
„Genau das habe ich vom Allsein verdrängt – habe ich! Genau das! Aber die schlanke Flachsandale muss natürlich wieder … Verzeiht meine kleine …!“ winkte das Untere Squatsch nicht ganz rechtzeitig entschuldigend ab.
„Ich hab schon verstanden, was ihr sagen wollt!“, versuchte Kishou ausgiebig gähnend zu vermitteln. „Aber es ist halt manchmal ziemlich blöd, das man nur erst im Nachhinein schlau sein kann!“ Sprach's, gähnte noch einmal ausgiebig, und kuschelte sich in Boorhs Schoss zurecht.
Die vielfältigen Stimmen der abendlichen Natur und der sichernde Schoß Boorhs ließen sie bald in einen angenehmen Schlaf fallen.
Kishous erwachte von einem Geräusch, das ihr wohl bekannt war, dessen Erinnerung allerdings schon weit in die Vergangenheit reichte. Sie brauchte eine Weile, um es einordnen zu können. Sie schlug die Augen auf und schaute benommen hinaus in den bereits angebrochenen Tag. Ungläubig betrachtete sie das Geschehen, und es brauchte noch einmal eine gute Zeit, bis sie endlich bereit war, anzunehmen, was die Augen berichteten: Es regnete! Dicke Wassertropfen prasselten und klatschten in das Gehölz ihrer Überdachung, und davor auf eine dampfende, aufgeweichte Erde.
Noch etwas schwerfällig krabbelte sie vom Schoße Boorhs und trat hinaus. Der Boden vor ihrer Behausung war etwas abschüssig, so fand das Wasser nicht in ihre Zuflucht hinein. Sie breitete ihre Arme aus und streckte ihr Gesicht gegen den Himmel. Schwere, warme Tropfen zerplatzten darauf und durchtränkten ihren Kleider. Es war ihr nicht genug. Sie zog ungeduldig die nassen Kleider von ihrem Körper und erlaubte dem Wasser einen direkten Zugang zu ihm. Schwer atmend und offenbar glückselig drehte sie sich endlich vollkommen entblößt immer wieder im Kreise, das ihr fast schwindlig wurde.
Als ihr Blick endlich auch einmal wieder in die Baumhöhle fiel, weil selbst das laute prasseln des Regens ein wiederholtes „Nein, nein …!“ nicht gänzlich verschlucken konnte, sah sie dort, durch dicke Fäden herabfallenden Wassers, Lui von einem Bein auf das andere wankend, auf dem Boden hocken – und dass über beide Ohren etwas verklärt grinsende Gesicht Boorhs, der sie offenbar die ganze Zeit über beobachtet hatte.
„Es regnet!“, quietschte Kishou laut vor Vergnügen und immer wieder: „Es regnet!“
Dank der Fähigkeiten des Unteren Squatsch waren die Kleider Kishous bald wieder getrocknet. Die schweren Wolken waren weitergezogen, und hatten schließlich der Sonne den morgendlichen Himmel überlassen. Die Erde dampfte und durchtränkte die Luft mit einem betörenden süßen Duft von feuchtem Holz, Blüten und Gräsern. Kishou meinte, direkt im Paradies angekommen zu sein.
Es war nun aber auch keine Frage mehr: Zweifelsohne war dies keine große Oase, in die sie geraten waren. Die Natur der Oasen wurde von Wasser gespeist, das sich dort noch im Boden befand. Niemals hatte sie erlebt, dass es irgendwo auch nur einen einzigen Tropfen geregnet hatte. Warum dieses Drom allerdings offenbar von der Trockenheit des Großen Belfellands verschont war, wusste noch niemand zu sagen.
Bevor sie nun endlich aufbrechen konnten, musste nun auch noch das Biesel Kishous einige Hitzeschauer des Unteren Squatsch über sich ergehen lassen. Die flauschigen, langen Haare auf dem Rücken der großen Tiere waren vom Wasser durchtränkt. Sie hatten schließlich nicht den Vorzug eines Unterstandes während des Regens gehabt. Für die Chemuren war dies ohne Belang. Kishou wollte man allerdings nicht den Ritt auf einem durchnässten Bieselrücken zumuten. Auf diese Weise behielt sie wohl nach dem Aufbruch einen trockenen Po, nicht aber trocken Kleider. Vorbei schweifende Äste und das abtropfende Wasser von den Baumkronen durchtränkten sie Anfangs sehr schnell wieder, während die Gruppe sich ihren Weg durch die üppige Natur bahnte. Aber es war warm genug, das sie es eher als willkommene Erfrischung empfand.
D
ie Sonne stand schon hoch am Himmel, als sie endlich auf die ersten Anzeichen der Bewohner dieses Droms stießen. Ein größeres Feld tat sich vor ihnen auf, dass offenbar bearbeitet war. In regelmäßigen Abständen ragten kleine Sprösslinge aus dem Boden. An seinem Rande führte ein ausgetretener Weg entlang, der einem Wagen Platz bot.
Mit erhöhter Aufmerksamkeit nutzen sie die gewonnene Bequemlichkeit des Weges, der sich am Ende der großen Parzelle in verschiedene Richtung aufspaltete. Für Madame KA gab es hier offensichtlich keine Qual der Wahl. Wie selbstverständlich ritt sie in einen der Wege hinein, der halbrechts gelegen, in einen dichten Wald hinein führte, und sich alsbald verbreiterte. Die Fülle der Natur schien von nun an etwas geordneter. Es konnte aber auch täuschen, und nur dem Pfad geschuldet sein, der sich gradlinig durch das Gehölz schnitt. Tiefe Eindrücke von Wagenspuren zu beiden Seiten zeigten an, dass er häufig genutzt wurde.
Nach einem längeren Anstieg und folgendem kürzeren Abstieg des Weges, stießen sie auf ein weiteres Feld, das dem Ersteren nicht unähnlich war. Es war allerdings um einiges größer – und es war hier gerade ein geschäftiges Treiben auf ihm zu erkennen. In einiger Entfernung waren mehrere Gestalten zu sehen, die sich in gebückter Haltung am Boden zu schaffen machten – ein höchst friedvoller Anblick, der auch in Kishou nicht die Spur einer Gefahr signalisierte. Sie hielten inne und blickten gespannt zu den dort Arbeitenden hinüber.
„Boorh entscheidet: Breenen verdrängen dort das Allsein!“
„Wieder ein Geistesblitz von dem Muskelträger!“, quäkt das Untere Squatsch leise. Er war aber selbst so sehr gespannt, dass er sogar die nun üblicherweise folgende Entschuldigung gegenüber Kishou vergaß.
„Und jetzt?“, fragte Kishou.
„Wir werden zu ihnen gehen, und sie befragen, was sich verhält in diesem Drom!“, stellte Habadam nüchtern fest.
„So ist es entschieden!“, meinte Mo und stieg bereits von ihrem Biesel.
Die anderen folgten ihrem Beispiel. Sie gingen noch ein Stück weit den Weg entlang, bis sie geradewegs zwischen den Reihen der Setzlinge auf die Breenen zumarschierten. Es waren sechs von ihnen, die dort mit irgend etwas in der Erde beschäftigt waren. Jetzt erhoben sie sich einer nach dem anderen – sie hatten wohl die Fremden bemerkt. Zunächst verhielten sie sich abwartend, und schauten den Ankömmlingen entgegen – dann aber machten sie auf der Stelle kehrt, und rannten unter lauten, unverständlichen Rufen quer über das Feld. Sie sprangen auf einen Wagen mit zwei Zugtieren davor, dass auf der anderen Seite des Feldes abgestellt war, und fuhren eilig davon.
Kishou schaute ihnen enttäuscht nach. „Mist!“, ließ sie sich vernehmen.
„Eine gewisse Wahrscheinlichkeit stand durchaus für ein solches Verhalten!“, meinte Habadam.
„Ja!“, schloss sich ihm Madame KA an. „In unseren Erscheinungen verhält sich zuviel des Fremden!"
„Du meinst, weil ihr so groß seid!“, verstand Kishou. Die Breenen waren wohl etwas größer von Gestalt als sie selbst – zumindest diejenigen, die sie hier vorfanden – aber doch Zwerge gegen Boorh und Mo. Selbst Madame KA überragte sie noch um einiges. „Ich hab’ auch ganz vergessen den Mantel wieder anzuziehen!“, stellte sie nun auch erschrocken fest.
„Kein Problem!“, winkte das Untere Squatsch ab. „Die Blaurockstange und der Brusthaarträger wären ihnen dadurch nicht sympathischer erschienen. Nicht sympathischer! Kein Problem das!“
Sie kehrten zurück zu ihren Bieseln, und setzten ihren Marsch fort.
„In der kleinen Begegnung mit den Breenen verhält sich noch ein weiteres Rätsel zu uns!“, meinte Habadam, während sich eine seiner Hände in seinem dichten Bart verlor.
„Du sprichst von der Braanin unter ihnen!“, erriet Madame KA sofort.
„Ja!“, bestätigte Habadam.
„So ist entschieden, das die Grenze nicht verschlossen ist, zum Vierten Tal der Vierten Ebene des Vierten Droms!“. Bemerkte Mo.
„Erstaunlich! Höchst erstaunlich!“, grübelte Habadam.
„Ihr meint …“, horchte Kishou auf. „… wir kommen ganz einfach und ohne Probleme in das Vierte Tal der Vierten Ebene des Vierten Droms?“
„Eine Grenze muss immer erst überschritten werden!“, reagierte Madame KA. „Was dem einen zugestanden ist, kann dem anderen verwehrt sein!“
Kishou empfand die Vorstellung einer grundsätzlich begehbaren Grenze dennoch als hoffnungsvoll. „Na gut, aber es klingt allemal besser als das, was wir bisher immer erlebt haben!“.
Das Land erwies sich in seinem weiteren Verlauf als sehr hügelig und durchwachsen von Felsformationen, die hin und wieder die verschwenderische Natur kurz unterbrachen. Immer wieder trafen sie auf Wegverzweigungen, und wo sie auf größere ebene Fläche stießen, waren diese zumeist mit allerlei Anpflanzungen bewirtschaftet. Sie durften der Stadt Trital auf den befestigten Wegen schon ein gutes Stück nahe gekommen sein, als sie erneut auf Breenen trafen, die gerade ein Feld bearbeiteten. Von einer Bepflanzung war noch nichts zu sehen, aber soviel man bereits erkennen konnte, reihten sich kleine, spitze Erdhügelchen über das weite Felde aneinander. Es mochten mehr als zwanzig Breenen sein, die dort auf dem Feld waren. Auch Braanen schienen wieder unter ihnen sein, wie die dunklere Farbe ihrer Mäntel anzeigte.
„Wollen wir’s nochmal versuchen?“, frage Kishou zweifelnd!“
„Boorh entscheidet: Wartet!“ Er warf Mo einen kurzen Blick zu, wendete sein Biesel, und stürmte in die Richtung davon, aus der sie gekommen waren. Kurz darauf war klar, was er vorhatte. Er umrundete das Feld, um auf dessen andere Seite zu gelangen. Wozu das gut sein sollte, war zumindest Kishou noch nicht so recht klar …
„Es ist entschieden!“, meint Mo plötzlich und stieg von ihrem Biesel.
Diesmal vergaß Kishou die Verkleidung nicht – war aber nun unsicher, welche sie wählen sollte. „Wenn es hier auch Braanen gab – also Bewohner des Tals des Vierten Droms ... „Welchen der beiden Mäntel soll ich dann anziehen?“
„Wählt den helleren – den des Breenen!“, empfahl Madame KA. „Aber bedeckt euer Gesicht. Wir wissen noch zu wenig über die hiesigen Verhältnismäßigkeiten und dem Hiersein der Braanen!“
Eilig zog sie das Gewand über die Schultern, knöpfte es zu, und schlug die große Kapuze über ihren Kopf. Die Sinnhaftigkeit ihrer Verkleidung durfte zwar im Anbetracht ihrer Begleitung in Zweifel gezogen werden, aber vielleicht war es ja doch vor allem ihr Anblick, die eine solche Reaktion der Bewohner des Droms hervorrief. Immerhin hatte bislang noch niemand im Großen Belfelland auf ihre Erscheinung normal reagiert. So gerüstet marschierten sie geradewegs auf die Arbeitenden zu.
Schon bald erhoben sich die ersten der grau berockten Gestalten. Rufe waren zu hören, und bald hatten sich alle erhoben, und starrten zu ihnen hinüber. Kishou hatte sich an die Spitze gesetzt – wohl in der Hoffnung, dass ihre Erscheinung als scheinbarer Breene etwas vertrauenerweckender wäre.
Tatsächlich gelang es ihnen, sich ein wenig mehr zu nähern, als beim ersten Mal, bevor die Breenen – zunächst etwas zögerlich – dann jedoch nicht weniger panisch und unter lauten Rufen Reißaus nahmen. Sie liefen zu beiden Seiten des Feldes verstreut auseinander, um ihre Wagen zu erreichen. Augenblicke später stoben die Zugtiere mit den Fuhrwerken davon – bis auf Einen …
Mo nahm sofort Kurs auf ihn, und wusste wohl auch, warum. Sie fanden einen breit grinsenden Boorh bei ihm, dessen riesige Pranken die Arme zweier Breenen wie Schraubstöcke umschloss. „Boorh entscheidet: Nach der Tat könnt ihr nun Worte vom Allsein trennen!“
Die beiden Breenen starrten mit offenen Kapuzen und weit aufgerissenen Augen von einem zum anderen, als fürchteten sie ihr jähes Ende.
„Ihr müsst keine Angst haben!“, meinte Kishou sofort, die sich mit weit vorgezogener Kapuze bemühte, ihr Gesicht zu verbergen. „Ihr könnt ja nicht wissen, wer wir sind, aber …“
„Wir … wir wissen, wer ihr seid!“ stotterte der eine sofort in Kishous Worte hinein. „Alle wissen es!“
„Ihr wisst, wer wir sind?“, staunte Kishou.
„Wir haben uns lange schon vorbereitet. Bald werden die Teller hier sein – und die Gleim!“, übernahm der andere mit erstickter Stimme, während seine Augen hektisch den Himmel absuchten.
„‚Teller’ … und die ‚Gleim’?“ fragte Kishou, und versuchte den Blicken der beiden in den Himmel zu folgen.
„Boorh entscheidet: Im Gleim verdrängt ein Streiter der Horden der Gleichen das Allsein!“
„Na toll!“, erschrak Kishou, und blickte suchend über das Feld.
„Weshalb fürchtet ihr uns, wenn ihr doch wisst, wer sich in uns zu euch verhält?, fragte Habadam.
„Wir … wir fürchten uns nicht!“, stieß der Eine sofort hervor. Es mochte wohl die schlechteste Lüge gewesen sein, die je ausgesprochen wurde.
„Was glaubt ihr denn, wer wir sind?“, fragte Kishou nach. Die Reaktion der Breenen sprach nach ihrem Befinden nicht gerade für das bekundete Wissen der Beiden.
„Ihr kommt von der ‚Sterbenden Welt’, und wollt unser Wasser und unser Land!“
„Und es stimmt also auch, das die ONO mit euch unter einer Decke steckt!“, übernahm der andere mit hassvollen Blick, und streckte seinen freien Arm in Richtung Kishou!“
„,ONO'? – was ist das?“, wunderte die sich, sie war hier offenbar direkt angesprochen. Eine Antwort blieb allerdings aus.
„Sie halten euch für einen Breenen!“, gab Madame KA leise zu bedenken. „Ihr solltet es also wissen und so werden sie eure Frage nicht verstehen!“
„Tatsächlich verhält es sich gewissermaßen so, dass wir aus sterbenden Welten kommen. sprach nun Habadam zu den Beiden. „Doch warum ist euer Drom davon verschont? Wir finden hier das Verhalten von Wasser in den Wolken wie auf der Erde, und eine reiche Natur?“
„Was soll die Frage?", war die Reaktion des Einen mit Blick auf Kishou. „Wir haben noch von allem genug, und Ihr werde es uns nicht nehmen – auch wenn es Verräter unter uns gibt!“, sprudelte er aggressiv hervor und verzog gleich darauf in Schmerzen sein Gesicht. Er hatte sich wohl dabei zu ungestüm bewegt, und Boorhs Griff zog sich noch fester zu.
„Lass sie los, Boorh!“, befahl Kishou. Der gab die Beiden nach einem bedenklichen Blick zu beiden Seiten frei und trat einen Schritt hinter sie zurück. „Wir wollen euch nichts tun!“, erklärte Kishou nun beschwichtigend. „Wir wollen nur wissen, was so los ist hier im vierten Drom. Zum Beispiel wie man in das Vierte Tal der Vierten Ebene des Vierten Droms kommt. Ist die Grenze tatsächlich offen?“
Die beiden Breenen sahen sich verständnislos an, ohne zu antworten.
Kishou musste einsehen, dass sie als vermeintlicher Breene solche Fragen nicht stellen konnte. Sie war für einen Augenblick geneigt, sich einfach die Kapuze vom Gesicht zu ziehen, und sich zu offenbaren, das hatte noch nie seine Wirkung verfehlt – aber sie war unsicher, ob dies jetzt der richtige Moment war. „Ich bin kein Breene!“, versuchte sie es wenigstens auf die einfache Art. „Ich würde nicht fragen, wenn ich die Antwort kennen würde!“
Die beiden schauten tatsächlich einen Moment etwas verdutzt zu ihr hinüber. „Was soll das Verleugnen deiner Herkunft!?“, meinte der Eine von ihnen.
Ein unwilliger Laut hinter Kishou deutete an, dass das Untere Squatsch dabei war, die Geduld zu verlieren. Er watschelte auch prompt nach vorn und stellte sich vor den Beiden auf. „Also nun hört mal zu, ihr beiden Intelligenzträger … ihr Beiden … Bevor ich euch frage, was unter eurem Grauröcken das Allsein verdrängt, was wohl eine ziemlich unangenehme Frage wäre, … eine sehr unangenehme. Als bevor ich euch …“
Das kurze Aufleuchten Mos unterbrach jäh die Worte des Unteren Squatsch. Bevor die anderen realisieren konnten, was gerade geschehen war, stieg bereits die schwere Axt Boorhs unter seinem Brüllen in den Himmel auf und krachte dem Klange nach in etwas metallisches hinein. Unweit hinter ihnen fiel das Getroffene wie ein Stein mit dumpfen Aufschlag in das Feld. Der kleine Moment der Ablenkung genügte allerdings den beiden Breenen als Gelegenheit, um mit riesigen Schritten im Unterholz des angrenzenden Waldes zu verschwinden.
„Was war das?“, fragte Kishou erschrocken.
„Ein ganz besonderer Vogel verdrängte am Himmel das Allsein!“, reagierte das Untere Squatsch lakonisch.
„Nein!“, war hierzu der eindeutige Kommentar Luis, während er sich von Habadams Schulter erhob, und in die Richtung flog, wo das unbekannte Ding niedergegangen war. Die anderen folgten.
Sie fanden ein seltsames, scheibenförmiges, zur Mitte sich verstärkendes Gegenstand, der nicht ganz zwei Schritte von einer Seite zur anderen maß. Seine Farbe war von mattem Schwarz und seine Form nach allen Seiten unterschiedslos – abgesehen von der starken Delle im oberen Gehäuse. Boorhs Axt musste das Ding von unten durchschlagen, und die kantige Delle dort oben hinterlassen haben.
Kishou beugte sich nach unten. Splitter von dickem Glas lagen dort vereinzelt herum. Sie meinte auch, ein grünliches Licht etwas unterhalb und im Schatten des Objekts zu sehen – aber es war nur einen Moment lang, und wohl nur eine Reflexion des Grases.
Vollkommen unterschiedslos Ebenmäßig war es dann aber doch nicht. Eine Stelle seiner Kante wies ein fingerdickes, quadratisches Loch auf, wie Kishou nun bemerkte.
„Ein Besonderer Apparat!“, stellte Habadam stirnrunzelnd fest.
„So wie’s aussieht, …“ überlegte Kishou … „Der Eine hat doch von ‚Teller’ gesprochen, die kommen werden. Ist das vielleicht so ein Teller?“
„Eine gewisse Wahrscheinlichkeit spricht wohl schon wegen dem Verhalten seiner Form dafür!“, meinte Habadam.
„Kennt ihr die nicht?“, frage Kishou. „Ich meine, gab’s die damals nicht, als im Großen Belfelland noch alles in Ordnung war?“
„Eine menge Schrott verdrängte seinerzeit das Allsein hier!“ Das Untere Squatsch wiegte seinen viel zu großen Kopf hin und her. „… Eine menge Schrott. Das Allsein ist noch heute voll davon. Übervoll. Aber sowas hier … sowas … Nein. Eine Kreation kranker Hirne verdrängt hier das Allsein!“
„Hat es dich angegriffen, Mo!“, fragte Kishou. „Ich meine, weil du plötzlich so Hell aufgeleuchtet bist!“
„So ist es entschieden!“, bestätigte die nur.
„Hier!“ Habadam wies auf das kleine, viereckige Loch am Wulst der Scheibe, das Kishou auch schon bemerkt hatte. „Die Horden der Gleichen – also der Gleim – verschießt kleine, würfelförmige Metallquader. Diese Öffnung verhält sich vollkommen zu ihnen!“
„Na toll!“, seufzte Kishou, und suchte besorgt mit den Augen den Himmel ab. „Wenn uns einer von den Dingern gefunden hat, werden wahrscheinlich bald noch mehr hier sein!“
„Dann sollten wir hier nicht auf sie Warten!“, meinte Madame KA, und wandte sich in die Richtung der Biesel.
S
ie verließen den Ort des Feldes im Galopp, um möglichst schnell wieder in den schützenden Wald zu gelangen, der hier glücklicherweise sehr dicht war. Sie mussten auch tatsächlich nicht lange warten, bis sich über ihnen weitere ‚Teller’, wie der Breene sie nannte, durch einen hellen Summton verrieten.
Die Gruppe machte halt und verhielt sich ruhig, während ihre Blicke auf die Baumkronen gerichtet waren. Zu sehen war nichts, weil das dichte Blattwerk keine Gelegenheit bot, mehr als nur kleine Flecken des Himmels zu beobachten. Dasselbe sollte aber immerhin auch in der anderen Richtung gelten. Es mussten sehr viele sein, die dort oben nach ihnen suchten. Es klang wie ein monströser Bienenschwarm. Ab und an klatschte auch mal etwas durch das Blattwerk hindurch. Es waren wohl vereinzelte Blindschüsse, die zum Glück nicht annähernd ihren tatsächlichen Aufenthaltsort bedrohten.
„Sie müssen von den ersten Breenen, die wir getroffen haben, von uns erfahren haben!“, sinnierte Kishou. „Was für ein Empfang!“
„Suäl Graal selbst verdrängt das Allsein in diesem Drom. Sie selbst!“, ließ sich das Untere Squatsch vernehmen. „Ihr verdrängt das Allsein nun gewissermaßen in ihrer Wohnstatt – bei ihr zuhause. … Verzeiht die kleine unbemessene Verdrängung vom Allsein – aber was erwartet ihr für einen Empfang?“
„Stimmt wohl!", seufzte sie hörbar, als sich plötzlich ihre Augen erschrocken weiteten ... „Dann müssen sie's ja garnicht von den Breenen erfahren haben!", fiel ihr plötzlich ein. „Wir sind im Vierten Drom ...! Suäl Graal weiß doch immer, wo ich bin - also weiß sie's jetzt auch!" Ihr Blick richtete sich fragend zu den dichten Baumkronen hinauf ... „Dann stellt sich doch eigentlich eher die Frage, warum die Dinger da oben überhaupt nach uns suchen!? sie müssten doch wissen, wo wir sind!"
„Boorh entscheidet: Suäl Graal kann den Ort nicht bemessen, an dem Kishou in dieser Zeit das Allsein verdrängt!"
„So ist es entschieden!", bemerkte Mo nur kurz.
„Eine gewisse Wahrscheinlichkeit spricht tatsächlich dafür!", schaltete sich Habadam ein. „Immerhin suchen sie ja tatsächlich nach uns. Das Verhalten des Suchens schließt jedoch nach den Gesetzen der Logik die Kenntnis aus – zumindest ...!"
„Is' ja schön, dass ihr euch einig seid!", schüttelte Kishou zweifelnd den Kopf. „Aber wieso sollte sie ausgerechnet hier, in ihrem eigenen Drom, nicht mehr wissen, was sie immer wusste? Das macht überhaupt keinen Sinn!"
„Sagte euch Trautel Melanchful nicht, dass ihr eure Aufgabe nur gemeinsam mit den Kräften ihrer Sippe lösen könnt?", fragte Madame KA.
„Ja – klar!", wunderte sich Kishou über die Frage. „Aber was hat das mit ..."
„Gehört Trautel Melanchful nicht auch zu uns?", fragte Madame KA weiter.
„Natürlich ...", wurde Kishou etwas unsicher. Madame KA stellte solche Fragen nicht, ohne ein bestimmtes Ziel.
„Was ist ihre Aufgabe in unseren Reihen?", fragte Madame KA weiter.
„Na ja ...", grübelte Kishou nun doch in sich hinein ... „Also sie hat mich immer beschützt - und sie hat gesagt, dass sie immer da ist, auch wenn ich sie nicht ... Du meinst, sie hat was damit zu tun?", wollte plötzlich eine Ahnung in ihr aufsteigen.
„Die Macht Trautel Melanchfuls ist der Suäl Graals ebenbürtig!", lächelte Madame KA nur hintergründig.
„Und das Verhalten der Teller fände hier eine Ursache!", bekräftigte Habadam.
„Aber sie ist so weit weg!", wollte es Kishou nicht glauben. Was könnte sie damit zu tun haben?"
„Ihr werdet es erfahren, wenn die Zeit dafür ist!", schloss Madame KA.
Kishou seufzte hörbar. „Auf jeden Fall wissen die Teller ja offensichtlich tatsächlich nicht, wo wir sind, und das ist allemal besser als andersrum!", stellte sie bei aller Unzufriedenheit über die für sie noch unbekannte Ursache mit Erleichterung fest. „Aber was machen wir jetzt? Wir können uns trotzdem nicht bewegen, und wissen nicht, wann und ob die Besonderen Apparate da oben irgendwann mal aufgeben. Und überhaupt scheint hier alles gegen uns zu sein!“ Sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Und immerhin wissen zumindest die Breenen irgendwie von uns. … und betrachten uns offenbar auch noch als ihre Feinde! Und wie’s aussieht, scheint das für alle Bewohner des Droms zu gelten!? ... Und dann noch die Horden der Gleichen! Das ist doch alles vollkommen verrückt! – Unter den Umständen müssten wir uns unsichtbar machen, um hier weiter zu kommen.
„Nun – immerhin …!“, meinte Madame KA, und ein verschmitztes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Zumindest in eurer Erscheinung verhält es sich so!“
„Wie?!“, reagierte Kishou irritiert. „Was meinst du damit?“
„Ihr seid unsichtbar!“
Kishou brauchte einen Moment, um zu begreifen, was Madame KA meinte. In gewissem Sinne hatte sie ja recht. Man hielt sie für einen Brennen. Sie hatte in etwa die richtige Größe, im Gegensatz zu den Chemuren. Sie würde wahrscheinlich nicht auffallen unter ihnen, solange sie ihr Gesicht unter der Kapuze verbarg … „Aber … aber ich kann doch nicht allein …!“, ahnte sie Böses.
„Boorh entscheidet: Boorh und Kishou werden …!“
„Ich glaub es nicht. Ich glaub es nicht!“, wurde er vom Unteren Squatsch augenblicklich unterbrochen, seine kurzen Ärmchen hilfesuchend in den Himmel streckend. „Dieser Breenenfänger meint tatsächlich … meint tatsächlich … Was glaubt der Großfuß, wie lange Kishou neben ihm im Stadtzentrum wohl unerkannt ... unerkannt das Allsein verdrängen würde? … verzeiht meine kleine unbemessene Verdrängung vom Allsein, aber …“
„Danke Boorh!“, versuchte Kishou die unangenehme Situation für ihn aufzufangen. „Ich weiß, das mir nichts passieren könnte, wenn du bei mir wärst, aber es darf in diesem Falle ausnahmsweise auf keinen Fall schon jetzt gleich zu Anfang zu irgendwelchen Kämpfen kommen! – Es sind zuviel verschiedene und unbekannte Gegner auf einmal – verstehst du was ich meine?! Wir müssen zunächst erstmal rauskriegen, was hier überhaupt läuft!“ Sie bemerkte erst jetzt, dass sie mit ihrem Beschwichtigungsversuch ungewollt bereits eine Entscheidung als gegeben annahm, der sie eigentlich unbedingt ausweichen wollte.
Boorh warf einen unwilligen Blick auf das Untere Squatsch, hatte nun aber offensichtlich ein Einsehen.
„Wie seid ihr entschieden?“, fragte Mo.
Kishou erschrak fast bei diesen Worten … „Eigentlich garnicht!“, gab sie unumwunden zu. „Es ist aber wohl tatsächlich so, dass ich wohl die Einzige von uns bin, die sich hier bewegen könnte, ohne gleich erkannt zu werden ...! Puh ...!“ Einmal mehr ließ sie einen tiefen Seufzer vernehmen. „Ich müsste also irgendwie allein in die Stadt kommen, und so viel wie möglich versuchen, rauskriegen, was hier los ist – das mit der Grenze, und ihrer Angst vor uns, und so!“
„Wir werden euch im Schutze des Waldes begleiten bis kurz vor Trital!“, nickte Madame KA. „… Sobald die Verhältnismäßigkeiten es zulassen, und es etwas ruhiger wird da oben!“, fügte sie mit einem Blick in die Baumkronen hinzu. „Wir wissen nicht, ob sich der Wald auf diesem Wege überall so uneinsehbar verhält wie an diesem Ort!“
Es wollte aber nicht ruhiger werden. Nur ab und an ließ das Summen etwas nach, um bald wieder zurückzukehren.
Die Zeit wurde genutzt, um Kishou auf die Horden der Gleichen einzuschwören. Sie erinnerte sich, dass Boorh diese Kreaturen vor langer Zeit einmal erwähnte. Sie waren Geschöpfe Suäl Graals, aber von den Breenen nur sehr schwer zu unterscheiden – eigentlich garnicht. Meistens war es zu spät, wenn man einen von ihnen erkannte – und sie wurden um so mehr, je mehr man von ihnen vernichtete. Doch nicht einmal ihre Gefährten wussten zu sagen, wie dies möglich war. Eigentlich war ihre wundersame Vermehrung auch immer nur eine reine Vermutung geblieben, weil nichts dergleichen je direkt beobachtet wurde. Sie waren seinerzeit noch neue und unbekannte Schöpfungen Suäl Graals. Allein der Umstand, das ihre Zahl in den Kämpfen in vermeintlich doppelten Maße anstieg, wie man sie überwunden zu haben meinte, ließ keine andere Mutmaßung zu. Sie verschossen aus Besonderen Apparaten kleine, scharfkantige und würfelförmige Geschosse, die selbst die eisernen Körper der Korks durchschlugen. Ihre Gefährten konnten ihr alle nur die augenblickliche Flucht ans Herz legen, sobald sie meinte, einen solchen ‚Gleim’ zu begegnen. Selbst Boorh schloss sich diesem Rat an – da er ja nun nicht bei ihr sein konnte. …
Erst als die Dämmerung einsetzte, ließ das Schwärmen über ihren Köpfen langsam nach. Kishou bot an, den Schutz der Nacht zu nutzen. Sie könnte mit ihrem Besonderen Apparat – dem ‚Stein, der Das Licht vom Allsein trennt’, die Gruppe durch das Dickicht führen. Madame KA warf aber ein, das Kishou ihre Zeit im kleinen Allsein benötigte, um ausgeruht und mit genügend Kraft in die Stadt zu gelangen. So blieben sie gerade da, wo sie waren.
Kishou rollte sich so gut es noch ging in den Schoss Boorhs, und versuchte mit den Gedanken an eine solche Aufgabe, wie sie nun am kommenden Tag auf sie zu kam, einzuschlafen. Gäbe es im Schlaf noch ein Bewusstsein, so wäre sie wohl darüber erstaunt gewesen, wie schnell es ihr gelang.
D
as dichte Blätterdach des Waldes verzögerte die Dämmerung des neuen Tages etwas, aber da sie nicht mehr all zu weit von Trital entfernt sein konnten, sollte die Zeit für Kishou ausreichend sein, noch an diesem Tag die Stadt zu erreichen. Wichtiger war es, dass sie von den Flugapparaten in Ruhe gelassen wurden – und dies war glücklicherweise zumindest jetzt im genügendem Maße der Fall. Nur hin und wieder mussten sie abwarten, bis diese ’Teller’ über sie hinweggezogen waren. Erhöhte Vorsicht galt nun auch vor den Wegen, die sie nun grundsätzlich mieden, aber doch immer wieder kreuzten. Unter den Gegebenen Umständen war es ratsam, möglichst nicht auf die Bewohner dieses Droms zu treffen.
Alles in Allem war es ein langsames Vorwärtskommen, zumal die Natur ihnen bereits genug Hindernisse in den Weg legte. Die Sonne stand fast im Zenit, als Madame KA anwies, nach einem geeigneten Platz Ausschau zu halten, wo sie auf die Rückkehr Kishous warten wollten. Einmal mehr bot sich hier bald schon eine Wurzelhöhle an, die der Stamm eines verrotteten Baumes für sie bereit hielt.
„Jetzt müsste ich nur noch wissen, wie ich in die Stadt komme – und wie vor allem wieder zu euch zurück!“, fragte Kishou in die Runde.
„Hiermit!“, meinte Habadam, und drückte ihr einen kleinen, scheibenförmigen, blauen Kristall in die Hand. „Seht ihr das kleine helle Licht, das sich an seinem Rande zu seinem Mittelpunkt verhält? Ihr findest es immer am Rande des Kristalls – und in seinem Verhalten vom Mittelpunkt aus betrachtet – findet ihr mich! Sein Verhalten ist bestimmt von dem Ort, an dem ich mich gerade befinde!“, erklärte er einer staunenden Kishou. Trital verhält sich zu uns …“ – er schloss seine Augen und hob seinen Stab in die Waagerechte, während er sich um seine Achse drehte und kurz darauf verharrte. „Dort!“ Sein Stab zeigte nun die Richtung an. „… Zumindest mit einer großen Wahrscheinlichkeit. Ihr könnt es nicht verfehlen, nachdem ihr einige Schritte diesen Weg genommen habt. Ihr müsst euch dann nur noch genau entgegen dem Verhaltens des Kristalls zu mir orientieren!“
„Ein Besonderer Apparat!“, erriet Kishou.
„Eine kleine, aber nützliche Magie!“, stellte Habadam bescheiden fest. „Luis Verhalten wird so gut es geht darauf bedacht sein, in eurer Nähe sein. Er erspürt den Besonderen Apparat, und kann euch jederzeit finden. So kann er uns über euer Verhalten berichten!“
Diese Auskunft war für Kishou überaus beruhigend wie auch wichtig, versprach sie doch während der Mission immerhin einen verbleibenden Kontakt zu ihren Gefährten. Sie lächelte entsprechend zu Lui hinüber, der unweit auf einer tiefen Astgabel hockend, ihren Blick mit dem aufspreizen seiner Flügel und einem kräftigen „Nein!“ kommentierte.
Sie machte sich nun bereit. Ihren Beutel wollte sie zurücklassen. Der graue Mantel hatte Taschen – da passte etwas von ihren Vorräten hinein. Wasser gab es genug in diesem Drom.
Ein echtes Problem stellte allerdings ihr Bogen dar, auf den sie nicht zu verzichten wagte. Hier erwies sich zunächst der bis über die Fußknöchel reichende, lange Mantel als nützlich. Den Lederbeutel mit den Pfeilen konnte sie unter ihm bequem versteckt unter ihrer Achsel tragen – auch den sperrigen Bogen schob sie der Länge nach unter den Stoff, und drückte ihn mit dem linken Arm an die Seite ihres Körpers. Beim normalen umhergehen erwies sich diese Lösung als durchaus brauchbar – der Versuch, sich mit dem Bogen unter dem Mantel irgendwo hinzusetzen zeigte aber deutlich die Grenzen dieser Lösung auf. Es war schlicht nicht möglich.
So verblieb letztlich nur die einfachste der Möglichkeiten eines Verbergens. Madame KA holte das Tuch vom Rücken ihres Biesels, auf dem sie beim Reiten zu sitzen pflegte. Seine Größe war mehr als ausreichend. Es schien ihr nicht die optimale Lösung, aber immerhin. Es konnte nun irgend ein Gegenstand sein, den sie verpackt mit sich trug.
„Ihr solltet nun doch besser den Rock der Braanen tragen!“, meinte Madame KA plötzlich. Wir kennen zwar die Verhältnismäßigkeiten dieses Droms noch nicht, aber auch bei dem letzten Zusammentreffen mit den Breenen waren wieder einige Braanen unter ihnen. Es scheint doch eine Normalität in dieser Verhältnismäßigkeit zu liegen – und ihr werdet euer Gesicht vielleicht nicht immer zweifelsfrei verbergen können unter ihnen!“
Endlich zum Aufbruch bereit, verschloss sie den nun dunkleren Mantel mit seinen großen Knöpfen, als das Untere Squatsch sich zu ihr gesellte, und sie etwas beiseite schob ... „Kishou … nun … also … verzeiht meine kleine unbemessene Verdrängung vom Allsein …“, raunte er ihr zu. „… aber ihr müsst unbedingt in einem Stück … in einem Stück hier wieder das Allsein verdrängen, wenn ihr zurückkehrt – wenn ihr meine Worte wohl bemesst. Wenn euch etwas geschehen sollte, also wenn … dann fürchte ich ... fürchte ich, wird dieses Drom hier das Allsein kennenlernen, noch lange bevor ... also noch lange bevor die Wasser auch hier versiegen. … wenn ihr wohl bemesst ... wenn ihr wohl bemesst, was ich meine. Wenn ihr versteht ...!“ Er warf einen unauffälligen, aber vielsagenden Blick in Richtung Boorh, dessen Gesicht zu einer finsteren Maske erstarrt war.
„Danke, Unteres Squatsch!“, verstand Kishou sofort. „Dann bleibt mir ja nix anderes übrig!“, meinte sie etwas lakonisch. „Passt auf ihn auf!“ Das sie darum einmal ausgerechnet das Untere Squatsch bitten würde, und ausgerechnet die Besorgnis von ihm kam, wäre ihr wohl auch nie in den Sinn gekommen.
Sie umarmte noch einmal alle, und stupste zuletzt Boorh mit seinem finsteren Gesicht mit den Worten in den Bauch, dass sie ja schon deswegen zurückkommen müsste, weil ja sonst niemand auf ihn aufpassen könnte – ließ sich von Habadam noch einmal die genaue Richtung anzeigen, positionierte nach den ersten Schritten den Kristall in ihrer Hand – und marschierte los …
E
s war nicht das erste Mal, dass sie ganz auf sich gestellt war, aber irgendwie erschien es ihr gerade, als wäre es genau so. Vielleicht, weil das Drom in seiner blühenden Natur so friedlich schien, und sie doch gleichzeitig wusste, dass dieser Schein mehr als nur ein trügerischer war. Dennoch sollte sie sich frei bewegen können, solange niemand unter ihre Kapuze blickte. Aber sich allein und unerkannt unter den noch vollkommen fremdartigen Bewohnern dieses Droms zu bewegen, war schon verrückt genug.
Als sie bald schon auf einen Weg traf, dessen Verlauf sich kaum von ihrem eigenen Kurs unterschied, wich sie ihm nicht aus, sondern nutzte ihn. Nur die Kapuze zog sie vorsichtshalber noch etwas mehr über ihr Gesicht. Es war wohl mehr ein Reflex, denn es war ja weit und breit niemand zu sehen. Ein längerer Marsch zu Fuß durch den Wald wäre noch beschwerlicher gewesen als mit den Bieseln.
Ein Schwarm dieser ‚Teller’ zog summend dicht über den Baumkronen – und über sie hinweg, was ihr nun doch einen kleinen ersten Schweißausbruch bescherte. Aber die kümmerten sich nicht um sie. Es dauerte auch nicht lange, bis ihr ein Wagen mit einigen Breenen entgegenkam. Sie ging auf die Seite des Weges um ihm Platz zu machen, und er zog an ihr vorbei.
Ein Zweiter, dieses Mal von hinten kommend, ließ nicht lange auf sich warten, und Kishou stockte nun doch der Atem, als der, nachdem er sie überholt hatte, plötzlich anhielt. Es saß nur ein einzelner Breene auf dem Kutschbock, der sich nun nach ihr umdrehte. „Spring auf!“, rief er ihr zu.
Ihre Gedanken überschlugen sich. War es so etwas wie ein Befehl oder ein Angebot? Es blieb keine Zeit zum Nachdenken. Sie warf ihren eingewickelten Bogen auf die Pritsche und kletterte nach. Sie überlegte, ob sie etwas sagen sollte, entschied sich dann aber doch besser zu schweigen.
„Ich fahr ins Zentrum rein!“, sagte der Breene, ohne sich umzudrehen. „Sag Bescheid, wann du runter willst!“
„Alles klar – Danke!“, reagierte Kishou nicht wenig erleichtert. Er hatte sie also tatsächlich einfach nur aufgesammelt.
Der Kutscher blickte nach oben, als einige dieser Teller über ihnen ihren Weg kreuzten. „Ach ja – beinahe vergessen. Das Formular findest Du links hinten in der Ecke – ganz zu oberst, bei den anderen!“
„Das Formular?“, fragte Kishou, und schaute zu besagtem Ort auf der Pritsche. Ein Stapel Papiere lag dort in einer flachen Kiste.
„Hast Du das noch nicht mitbekommen?“, fragte der Breene
„Was meinst du?“, fragte Kishou und überlegte fieberhaft, wie sie reagieren konnte, ohne auffällig zu werden. Sie hatte keine Ahnung, was der Breene von ihr wollte.
„Warst wohl draußen, die letzten Tage!“, vermutete der Breene.
„Ja!“, schoss es sofort aus ihr heraus. „Es war viel zu tun. Und das Wetter …!“
„Ja, kam ganz schön was runter vorgestern Abend. Uns hat es auch kalt erwischt!“, übernahm er sofort. „Eine neue Verordnung kam vorgestern raus!“, sprach er weiter. „Jeder muss bei Fahrten über Land ein neues Formular ausfüllen, woher er kommt und wohin er geht – ich noch dazu, dass ich dich mitgenommen habe von hier nach Trital. Dafür brauch ich nachher deinen Namen … Gleich oben auf das erste Formular!“
Nun kam Kishou doch wieder ins Schwitzen. Sie fand das Papier an besagter Stelle – aber was sollte sie dort hinein schreiben? Sie hatte ja überhaupt keine Ahnung wo sie war und wo sie absteigen würde … Sie nahm den Stift, der auf den Papieren lag und überlegte Fieberhaft, was sie dort eintragen könnte, ohne sich zu verraten. Es fiel ihr beim besten Willen nichts ein. Sie sah nach oben in den Himmel. Eine Menge Vögel zogen dort ihre Bahnen. Ob Lui unter ihnen war, konnte sie auf die Entfernung nicht erkennen, aber er war in diesem Augenblick ja auch keine Hilfe.
Es gab nur eine Möglichkeit. Mit etwas Glück … Mit einer kurzen Bewegung warf sie den Stift hinter sich seitlich in das Unterholz. „Alles klar!“, meinte sie nun. „Hast du mal eben einen Stift?“
„Liegt oben auf!“, kam die prompte Antwort.
„In der Kiste, bei den Formularen?“, fragte sie scheinheilig.
„Ja!“
„Nein, da ist keiner!“, reagierte sie, und kramte geschäftig in der hölzernen Lade.
Das erste Mal drehte sich nun der Breene zu ihr um, während er seine Kapuze vom Kopf zog, um besser sehen zu können. Er hatte nur noch wenig Haare und einen angegrauten kurzen Bart unter seinem Kinn. „Der muss doch da liegen!“, wunderte er sich.
„Tut mir leid – vielleicht ist er ja an die Seite … aber da find' ich auch nichts!“, meinte Kishou und kramte geschäftig weiter.
Der Breene warf die Zügel über die Lehne seines Sitzes und kam nach hinten. Nachdem auch er kurz in der Kiste gewühlt hatte, gab er auf. „Das gibt Ärger – das gibt Ärger! ... muss irgendwie rausgefallen sein“, knirschte er, und begab sich wieder auf seinem Platz zurück. „Das muss unter uns bleiben. Du bist mit keinen Wagen in die Stadt gekommen, und ich habe niemanden mitgenommen!“
„Alles klar!“, bestätigte Kishou, und hoffte, das ihre tiefe Erleichterung in den Worten nicht zu hören war.
„Dann weißt du womöglich nicht einmal, warum die neue Verordnung erlassen ist!“, sagte der Breene, nachdem er die Zügel wieder an sich genommen hatte.
„Äh – nein!“, konnte sie hier ohne Verstellung reagieren. Sie wusste ja bislang nicht einmal, was ein Formular ist – geschweige denn, wozu so etwas gut sein sollte.
„Es soll tatsächlich passiert sein!“, verkündete der Kutscher. „Die Fremden aus der sterbenden Welt sollen ins Drom gekommen sein!“
„Wirklich?“, spielte Kishou erstaunt. Immerhin erfuhr sie nun schon, das sich ihre Ankunft im Drom bereits herumgesprochen hatte. …
„Na ja – eigentlich bislang noch eher ein Gerücht. Weiter draußen – irgendwo am Kornbaat wollen einige sie gesehen haben!“
„Echt?“, tat Kishou erstaunt. „Deshalb wohl auch die vielen Teller da oben!“, setzte sie, wie vertraut in solcherlei Dingen, hinzu.
„Ja!“, nickte er. „Aber es klingt doch alles etwas übertrieben. Es sollen riesige Kreaturen sein – bis an die Zähne bewaffnet und vollkommen ohne jede Regel. Einen Teller, der als Aufklärer da war, sollen sie einfach direkt vom Himmel geholt haben!“
„Ach du Schreck!“, spielte Kishou erschrocken.
„Aber viele können es noch nicht gewesen sein, nach den Berichten – wohl eine Vorhut. Die Gleim werden sich darum kümmern. Die Eilanträge sind seit gestern schon in der zweiten Lesung durch. Sie werden wohl spätestens Morgen aufbrechen!“
„Morgen schon!“, fiel es ehrlich erschrocken aus Kishou heraus.
„Ja! Ungewöhnlich!“, bestätigte der Breene. „Ohne weitere Prüfung! Die Anweisung kam wohl direkt von ganz oben – womöglich von den OHIB selbst. … muss also schon was dran sein, an der Geschichte!“
Kishou hörte kaum noch was er sagte. Diese Nachricht war mehr als beunruhigend. Wie sollte sie noch rechtzeitig zurück sein, um die anderen zu warnen – und wie dann noch rechtzeitig genug, um gemeinsam unerkannt zu entkommen?
Erst jetzt bemerkte sie, dass sich der Weg verbreitert hatte. Fuhrwerke und Wagen kamen ihnen entgegen und erste Häuser tauchten zu beiden Seiten auf. „Weiß man schon genau, wo sie sind?“, fragte sie.
„Na ja – irgendwo in der Gegend um das Kornbaat herum wird es wohl sein. Bei ihren Erscheinungen werden sie nicht groß herumspazieren können, ohne entdeckt zu werden – zumindest, wenn die Gerüchte nicht ganz falsch sind. Sie müssen sich also versteckt haben. Es gibt noch keine Nachrichten, dass man sie gefunden hat!“
Kishou atmete tief durch. Wenigstens suchten sie noch an einem falschen Ort. Sie waren ja inzwischen ein gutes Stück weiter gekommen. Der richtige lag aber nichts desto Trotz auf dem Weg dorthin …
„Na ja – den Ärger werden auf jeden Fall erstmal wir hier haben“, meinte nun der Breene. „Die Saison ist ja zu Ende. Du wirst sicherlich die nächsten Tage zurückkehren! – Wo kommst Du denn her?“
„Kishou erschrak. Genau solche Fragen durften nicht kommen. „Wie?“, reagierte sie, als hätte sie die Frage nicht verstanden, während ihr Kopf verzweifelt nach einer geeigneten Antwort suchte.
„Wo kommst du her?“, fragte der noch einmal. „Aus Machnok?“
„Ja – ja!“, nahm Kishou den Vorschlag sofort dankbar auf. „Zumindest aus der näheren Umgebung da!“, setzte sie noch schnell hinzu, um es nicht zu einfach klingen zu lassen.
„Hab ich mir gedacht!“, nickte der Breene. „Hier in der Gegend sind die meisten Saathelferinnen von da!“
„Ja – ist angenehmer wenn man sich kennt, und zum selben Ort fährt!“, meinte Kishou, und wunderte sich über sich selbst – was ihr spontan so alles in den Sinn kam.
Die Häuser waren zahlreicher und höher geworden, und die Straßen belebten sich immer mehr mit allerlei Fuhrwerken und Bewohnern dieses Ortes. Sie fuhren offensichtlich gerade in die Stadt ein. Sie hatte noch niemals so etwas gesehen, und wusste nicht, wo sie zuerst hinschauen sollte.
„Schon klar. Wann geht's denn zurück?“. Der Breene wurde offenbar langsam richtig gesprächig.
„Eigentlich übermorgen. … war heute mein letzter Arbeitstag. Aber unter den gegebenen Umständen lieber schon morgen!“, erklärte sie mit einer Vertrautheit, das sie fast selbst daran glauben könnte, während ihre Augen mit Faszination über die Fassaden der Häuser irrte.
Der Breene lachte vorn auf seinem Sitz. „Hast du dich schon abgemeldet?“
„Äh Nein!“ … Keine Ahnung, was er damit meinte.
„Wir kommen ja gleich direkt an der Meldestelle vorbei. Wenn Du willst, kann du da abspringen!“ Er zog etwas aus der Tasche, das an einer Kette befestigt war, warf einen kurzen Blick darauf, und verstaute es samt Kette wieder. „Es ist noch rechtzeitig – da bekommst du auch gleich die neuen Formulare!“
„Ja – gut. Mach ich!“, antwortete Kishou, ohne die geringste Ahnung, wovon er sprach. Aber die Redseligkeit des Breenen wurde langsam gefährlich, und was auch immer er meinte, es war zumindest eine gute Gelegenheit zu verschwinden.
Der Wagen bog in eine breite Straße ein, und hielt plötzlich. „Die letzten Schritte machst du besser zu Fuß. Wenn die Gaunen zufällig aus dem Fenster schauen, müssen die ja nicht unbedingt sehen, das du gerade von meinem Wagen steigst!“
„Alles klar!“, reagierte Kishou erleichtert, ergriff ihr langes Päckchen und sprang schon von der Pritsche.
„Und wie gesagt, wir sind uns nie begegnet. Du bist zu Fuß in die Stadt gekommen!“
„Schon klar! Und danke nochmal!“, verabschiedete sie sich.
Das Pferd zog an, und der Wagen setzte sich wieder in Bewegung.
Da stand sie nun.
Wo immer sie bisher gewesen war, so konnte sie doch auf einiges in ihrer Erinnerung zurückgreifen – hier war nichts, was sie an irgend etwas erinnerte. Hohe Häuser säumten zu beiden Seiten die breite Wegesflucht – mit drei Fensterreihen übereinander. Selbst einen solchen Weg hatte sie noch nicht gesehen. Er war unterteilt. Ein sehr breiter in der Mitte, wo die Wagen und Fuhrwerke fuhren oder an seinem Rand standen, und einem schmaleren zu beiden Seiten des breiten Weges, die von den Breenen zu Fuß genutzt wurden. Und es waren viele Breenen und wohl auch Braanen. Sie strömten an ihr vorbei und um sie herum wie das Wasser in einem Flussbeet. Eiserne Stäbe konnte sie in regelmäßigen Abständen im Verlauf des steinernen Weges erkennen, mit jeweils einer weißen Kugel darauf. Es mochten wohl irgendwelche Besonderen Apparate sein, spekulierte sie.
Sie fürchtete plötzlich aufzufallen, wie sie da, gleich einem Stein im fließenden Bach, den Strom behinderte. Sie zog ihre Kapuze tief über ihr Gesicht, und lief einfach, sich dem Fluss anpassend, los. Es schien ihr in diesem Gewimmel kaum denkbar, dass nicht doch irgend jemand ihr Gesicht entdeckte – und was dann geschehen würde, wollte sie sich nicht ausmalen. Nicht das sie bei ihrer Entdeckung direkt um ihr Leben fürchten musste – selbst die ärgsten Feinde zerschmolzen bei ihrem Anblick auf wundersame Weise, wie sie es immer erlebt, wenn auch nie verstanden hatte. Aber zu befürchten war, das es einen großen Auflauf geben würde, und sie damit verraten wäre. Die Horden der Gleichen waren Geschöpfe Suäl Graals, die sich dann wohl kaum von ihr beeindrucken lassen würden ...
Überall kam sie an große Fensterläden vorbei, wo vieles Unbekannte zu sehen war – aber auch immer wieder Früchte und Backwerk. Wenigstens dazu fand sie nun doch Vergleichbares in ihrer Erinnerung. Es erinnerte sie an die Oase Hebela in der Dritten Ebene des Dritten Tals des Dritten Droms. Dort gab es kleine, verwinkelte Orte mit Geschäften, wo man vor allem Gedanken tauschte … Hier tauschte man neben allerlei seltsamen Dingen offenbar sogar das Essen, staunte sie – allein das es hier augenscheinlich Unmengen davon gab, war schon unwirklich genug.
Aber unwirklich erschien ihr alles an diesem Ort. Die Straßenschluchten mit den hohen, zumeist gleichförmigen Fassaden der Häuser, der nicht enden wollende Strom von Fuhrwerken und Bewohnern, das in allen erdenklichen Tönen alles beherrschende Grau – und der strahlend blaue Himmel darüber, als wollte er der Farblosigkeit der Stadt mit aller Heftigkeit widersprechen. Daneben die scheinbare Gleichförmigkeit aller Bewegungen – und ein ohrenbetäubender, heller Lärm, der in diesem Moment gerade losbrach, und ihr einen gehörigen Schrecken versetzte.
Eine große Glocke begann ihr lärmendes Werk. Sie blickte zur anderen Seite der Straße hinüber. Ein großes Haus, ein stückweit vor ihr, dessen Fassade aus massigen, dunklen Steinquadern bestand, reihte sich dort in die ansonsten mehr oder weniger eintönige Häuserfront ein. Ein viereckiger Turm mit vielen Schlitzen in seinen Wänden, überstieg sein Dach, und war offenbar die Quelle des Spektakels. Ein großes Eingangsportal zierte die Fassade des Gebäudes, zu dem eine sehr breite Treppe hinaufführte – und darüber war eine riesige weiße Scheibe mit zwei unterschiedlich langen Stäben in das Mauerwerk eingelassen, die sie an die großen Speere erinnerte, wie sie die Asimielen im Dritten Drom für ihre Katapulte nutzten. Zahlen waren um den Rand der Scheibe angeordnet. Ohne Frage musste es ein wichtiges Haus sein – vielleicht gar jenes, dass sie aufsuchen sollte, um sich ‚abzumelden’.
Links und rechts des Portals standen zwei seltsame Gestalten. Sie fielen ihr sofort auf, weil ihre Kleidung nicht denen der Breenen entsprach. Sie trugen weite, dunkelrote Hosen und einen gleichfarbigen, mit gelben Bändern verschnürte kurzen Kittel. Sie standen da bewegungslos, und hielten einen langen und geraden schwarzen Stab neben sich aufgepflanzt. Einen Moment lang dachte sie sofort an die Gleim – aber verwarf den Gedanken gleich wieder, denn diese Gestalten waren ja bereits auf den ersten Blick von allen anderen zu unterscheiden.
Kishou fühlte sich mehr und mehr überfordert. Sie kam nicht zum Nachdenken, weil der Eindrücke zu viele waren. So ruhte ihr Blick fest auf eine Ansammlung von hölzernen Sitzbänken, die dort auf der anderen Seite der Straße, gleich neben dem besonderen Haus auf einen kleinen Platz standen. Sie waren um eine große, steinerne Schale mit Wasser herum angeordnet, und nur auf wenigen von ihnen saßen vereinzelt Breenen.
Kurzerhand wechselte sie bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit, wo der Strom der Fuhrwerke ihr eine ausreichende Lücke bot, die Straßenseite, und setzte sich auf eine der freien Bänke, um erst einmal zur Ruhe zu kommen.
Eine Weile betrachtete sie das geschäftige Treiben der Stadt. Es hatte etwas bedrohliches, wenngleich eigentlich nichts auf eine tatsächliche Bedrohung hinwies. Alles war sehr aufgeräumt. Alles schien seinen festen Platz zu haben. Nichts schien zufällig. Die Breenen, die vereinzelt oder zu mehreren auf anderen Bänken saßen, taten nichts, oder betrachteten große, beschriftete, mehrseitig gefaltete Papierblätter. ‚Blatt’, konnte sie in großen Lettern auf der ihr zugewandten Seite auf einem dieser Papiere lesen. Die erstaunlich lebensechte Zeichnung des Gesichts eines Breenen war darauf zu sehen. ‚Freigegeben’ stand in großen Lettern darüber. Sie entdeckte auch zwei Braanen unter den hier Verweilenden.
Sie fragte sich, was sie nun tun sollte. Es gab kein Ziel und niemanden hier, den sie ansprechen könnte – zumindest hatte sie noch keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte, ohne sich zu verraten. Nach der Begegnung mit den Breenen auf dem Feld schien es allemal ratsam, nicht als Fremde erkannt zu werden – geschweige denn, als Kishou. Aber wie sollte sie nun etwas erfahren über dieses Drom? Sie bedauerte es fast, den Wagen verlassen zu haben, der sie hierher brachte. Immerhin hatte sie da schon einen Gesprächspartner. Sie dachte an Boorh und die anderen, und die Unmöglichkeit, sie rechtzeitig zu warnen – und sie versuchte sich damit zu beruhigen, dass es immerhin Chemuren waren, die sich wehren konnten. Aber wo würden sie dann sein, wenn sie zu ihnen zurückkehrte?
Sie nahm den kleinen, blauen Kristall aus der Tasche und betrachtet das helle, punktförmige Licht an seiner Seite. Sie drehte langsam das Kleinod, aber der Lichtpunkt verharrte immer in derselben Lage. Sie blickte in die Richtung die er ihr wies – sie musste ihren Kopf kaum bewegen, um ihm zu folgen. Der kleine, blaue Kristall war irgendwie eine tröstliche Verbindung zwischen ihr und den Gefährten – und noch mehr das Gefühl, dass Lui irgendwo in ihrer Nähe sein musste, wenngleich ihre Augen ihn noch immer nicht ausmachen konnten. Ihr Blick wandte sich wieder ihrer Umgebung zu.
Warum war dieses Drom so vollkommen anders als alle bisherigen, fragte sie sich. Zumindest schien es ihr so. Alles war fremd, was sie hier sah – und dabei nicht weniger vielgestaltig wie die lebendige Natur – in der allerdings entgegen der Vielfältigkeit dieses Umgebung hier nichts wirklich vorhersehbar war. Die Natur dieses Ortes schien ebenso abwechslungsreich – aber es war kein Leben darin. Zumindest kam ihr dieser Gedanke in den Sinn. Alles war aufgeräumt – vorhersehbar, wenn man die Dinge zueinander betrachtete. Alles schien eine Ordnung zu haben – in Ordnung zu sein. Nichts außer dem unverschämt strahlenden Blau des Himmels konnte diese Ordnung stören.
Bisher kannte sie nur die häufig vermisste Ruhe in der Unordnung und den Unvorhersehbarkeiten ihrer durchwanderten Landschaften. Hier meinte sie nun zum ersten mal auch die Bedrohlichkeit einer vorhersehbaren Ordnung zu spüren. … sie atmete unwillkürlich erleichtert tief ein, während sie zum Himmel aufsah. Wann immer der leuchtende und blaue Himmel nicht von dunklen, grauen Wolken verdeckt war, konnte nicht wirklich alles in Ordnung sein an diesem Ort.
Sie erhob sich. Irgendwo hier musste sich eine Gelegenheit bieten, etwas zu erfahren von dem, was in diesem Drom auf sie wartete. Auf ihrer Seite der Straße liefen die Breenen alle in die Richtung, aus der sie gekommen war, also entschied sie sich, wieder auf die andere Seite zu wechseln, um nicht beschwerlich gegen den Strom schwimmen zu müssen …
„He du!“, hörte sie in diesem Moment eine Stimme hinter sich.
Kishou drehte sich um. Die Stimme gehörte zu einem hageren Breenen, der auf der Bank saß, die neben der ihren stand.