König Friedrich II von Preußen - Geschichte meiner Zeit - Friedrich II Preußenkönig - E-Book

König Friedrich II von Preußen - Geschichte meiner Zeit E-Book

Friedrich II Preußenkönig

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Beschreibung

König Friedrich II von Preußen, den man "den Großen" nannte, hat uns etliche sehr interessante und aufschlussreiche Texte aus eigener Feder über die Geschichte seiner Zeit hinterlassen. Er berichtet auch über die Geschichte des Hauses Brandenburg ab 1415, als Kaiser Sigismund dem Burggrafen von Nürnberg Friedlich VI. von Hohenzollern, das Land Brandenburg durch Schenkung übereignete. Er folgen Würdigungen des Kurfürst Friedrich I. 1415 – 1440, des Friedrich I., König von Preußen, seines Vaters, Friedrich Wilhelm I., König von Preußen. Dieser König Friedrich II. war nicht nur wegen seiner kriegerischen Erfolge, sondern vor allem wegen seiner Toleranz und Fürsorge für sein Volk großartig zu nennen. Diese Buchtexte werden in dieser Neuauflage in der heutigen Rechtschreibung vielen Bilder aus jenen Jahren bereichert.

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Seitenzahl: 300

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Friedrich II Preußenkönig

König Friedrich II von Preußen - Geschichte meiner Zeit

Band 148 in der gelben Buchreihe

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort des Herausgebers

Der Autor Friedrich II. von Preußen

Vorwort zur Geschichte des Hauses Brandenburg

Kurfürst Friedrich I. 1415 – 1440

Entstehung des Brandenburg-preußischen Staates 1415 – 1740

Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst 1640 – 1688

Charakterbild des Großen Kurfürsten

Friedrich I. König von Preußen 1688 – 1713

Friedrich Wilhelm I. König von Preußen 1713 – 1740

Charakterbild Friedrich Wilhelm I. König von Preußen 1713 – 1740

Friedrich II von Preußen: Geschichte meiner Zeit

Europa im Jahre 1740 – Fürsten und Völker

Der Anti-Machiavelli

Ursprung der Herrschergewalt

Der Fürst als oberster Kriegsherr

Wege zum Nachruhm

Ratgeber der Fürsten

Diplomatische Verhandlungen und gerechte Ursachen zum Kriege

Geistesleben

Kriegskunst

Das politische System Europas

Die Generalprinzipien des Krieges und ihre Anwendung auf die Taktik und Disziplin der preußischen Truppen

Vorzüge und Mängel der preußischen Truppen

Feldzugspläne

Offensivpläne

Defensivpläne

Das Augenmaß

Die Talente des Heerführers

Wie man den Feind bei ungleichen Kräften schlagen kann

Warum und wie man Schlachten liefern soll

Zufälle und unvermutete Ereignisse im Kriege

Soll ein Heerführer Kriegsrat halten?

Die neue Taktik der Armee

Der erste Schlesische Krieg – Ursprung des Krieges und Einmarsch in Schlesien

Manifest gegen Österreich Dezember 1740

Mollwitz

Rückblick

Der Zweite Schlesische Krieg – Manifest gegen Österreich August 1744

Hohenfriedberg

Regierungsformen und Herrscherpflichten 1777

Die gelbe Buchreihe

Impressum neobooks

Vorwort des Herausgebers

Von 1970 bis 1997 leitete ich das größte Seemannsheim in Deutschland am Krayenkamp am Fuße der Hamburger Michaeliskirche.

Dabei lernte ich Tausende Seeleute aus aller Welt kennen.

Im Februar 1992 entschloss ich mich, meine Erlebnisse mit den See­leuten und deren Berichte aus ihrem Leben in einem Buch zusammenzu­tragen. Es stieß auf großes Interesse. Mehrfach wurde in Leserreaktio­nen der Wunsch laut, es mögen noch mehr solcher Bände erscheinen. Deshalb folgten dem ersten Band der „Seemannsschicksale“ weitere.

Hamburg, 2021 Jürgen Ruszkowski

Ruhestands-Arbeitsplatz

Hier entstehen die Bücher und Webseiten des Herausgebers

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Der Autor Friedrich II. von Preußen

Der Autor Friedrich II. von Preußen

https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/friedri2.html

Geboren am 24. Januar 1712 in Berlin, gestorben am 17. August 1786 auf Schloss Sanssouci bei Potsdam.

Friedrich II. von Preußen, auch „Friedrich der Große“ oder „Der Alte Fritz“ genannt, wurde am 31. Mai 1740 Preußischer König.

In der Jugend prägte ihn der Konflikt mit seinem Vater, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., der ihn unter anderem zwang, der Hinrichtung seines Freundes vom Gefängnis aus zuzusehen. Auch die 1733 geschlossene Ehe mit Elisabeth-Christine von Braunschweig-Lüneburg-Bevern war durch den Vater befohlen. Schon am 16.12.1740 – ein halbes Jahr nach seinem Regierungsantritt – annektierte er unter Ausnutzung des Regierungswechsels in Österreich Schlesien. Es bedurfte dreier Kriege, bevor sich der preußische Anspruch auf Schlesien endgültig durchgesetzt hatte – zuletzt den Siebenjährigen Krieg (1756-63), in dem nur England Preußen zur Seite stand gegen eine Koalition aus Österreich, Sachsen, Russland, Schweden und Frankreich. Dennoch ließ sich Friedrich auch immer von den humanitären Forderungen der Aufklärung leiten. Lange schon führte er regen Briefwechsel mit Voltaire. Er ließ das Bildungswesen ausbauen, schaffte die Folter ab und schaffte bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen.

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Vorwort zur Geschichte des Hauses Brandenburg

Vorwort zur Geschichte des Hauses Brandenburg

https://www.projekt-gutenberg.org/friedri2/gesbrand/gesbrand.html

Die Geschichte gilt als die Schule der Fürsten. Sie gibt ihnen ein bleibendes Bild der Regierung der Herrscher, die Väter des Vaterlandes waren, sowie der Tyrannen, die es verheerten. Sie zeigt ihnen die Ursachen für der Reiche Wachstum wie für ihren Niedergang. Sie bringt dabei eine solche Fülle von Charaktergestalten ans Licht, dass Ähnlichkeiten mit Fürsten unserer Tage sich ohne weiteres aufdrängen; und wenn sie über die Toten ihr Urteil spricht, richtet sie stillschweigend über die Lebenden mit. Ihre Vorwürfe über die Laster derer, die nicht mehr sind, geben den Lebenden eine Lehre der Tugend, als wollte sie ihnen enthüllen, welches Urteil die Nachwelt dereinst über sie fällen wird.

So sehr das Studium der Geschichte die eigenste Sache der Fürsten ist, ihren Wert hat sie nicht minder für den Bürger. Da sie die Kette der Begebenheiten aller Jahrhunderte bis auf unsere Tage darstellt, so gibt sie dem Rechtsgelehrten, dem Staatsmann und dem Krieger, der sie zu Rate zieht, Aufschluss über den Zusammenhang der Vergangenheit mit der Gegenwart. Lob und Ehre aller, die ihrem Lande treu gedient haben, finden sie in der Geschichte, ebenso den Fluch, der auf dem Namen derer lastet, die das Vertrauen ihrer Mitbürger getäuscht haben. So gewinnen sie hier eine Erfahrung, wie sie sonst das Leben erst später zur Reife bringt. Wer den Umkreis seiner Anschauungen und Begriffe nur auf seine vier Wände einschränkt, wer seine Kenntnisse nicht erweitern mag über den Bereich seiner häuslichen Pflichten, der verkümmert und verblödet in gröbster Unwissenheit. Wer aber in den Tagen der Vergangenheit sich heimisch zu machen weiß, die ganze Welt mit seinem Geiste umspannt, der trägt in Wahrheit Eroberungen über die Unwissenheit und den Irrtum davon. Das heißt in allen Zeitaltern gelebt haben, ein Bürger aller Orte und Länder werden!

Die Weltgeschichte reicht uns die Hand, damit wir uns zurechtfinden in der Fülle von Begebenheiten in aller Herren Ländern. Methodisch geleitet sie uns vom grauen Altertum her durch die Folge der Zeiten und gliedert sie in Hauptepochen, die dem Gedächtnis einen Anhalt geben. Aber auch jede Einzeldarstellung hat ihren Wert, insofern sie die Folge der Geschehnisse im Schosse eines einzelnen Reichs eingehend schildert, immer in der Beschränkung auf dies Sondergebiet. Zeigen uns weltgeschichtliche Darstellungen ein gewaltiges Gemälde mit einer wunderbaren Gestaltenfülle, wobei manche Gestalt ganz im deckenden Schatten der anderen bleibt, so dass sie fast verschwindet, so hebt die Einzeldarstellung nur eine Figur aus dem Gemälde heraus, führt sie in großen Maßen aus, bedenkt sie mit allem Reiz von Licht und Schatten, der sie erst zur Geltung bringt, und setzt die Welt in den Stand, sie mit der Gründlichkeit zu betrachten, die sie verdient.

Ein Mensch, der sich nicht vom Himmel gefallen wähnt, der die Weltgeschichte nicht von seinem Geburtstage an datiert, muss zu wissen verlangen, was sich wohl zu allen Zeiten und in allen Landen begeben hat. Gesetzt auch, seine Gleichgültigkeit frage gar nichts nach dem Lose so vieler großer Völker, die das Spiel des Schicksals waren, wenigstens für die Geschichte seines eigenen Landes wird er etwas übrig haben und sich an der Betrachtung der Geschehnisse erbauen, die seine Voreltern so nahe angingen. Mag ein Engländer nichts wissen vom Leben der Könige auf den persischen Thronen, mag er sich nicht auskennen in der endlosen Schar von Päpsten, die der Kirche Gebieter waren, keiner wird es ihm verübeln. Nicht so nachsichtig wird man urteilen, hat er keine Kenntnis vom Ursprung seines Parlaments, von Brauch und Recht seines Inselreichs, von den verschiedenen Königsgeschlechtern, die in England geherrscht haben.

Alle gesitteten Völker Europas fanden ihre Geschichtsschreiber, nur die Preußen nicht. Zu solchen zähle ich nicht einen Hartknoch, einen Pufendorf. Sie waren fleißige Arbeiter, die Tatsachen zusammentrugen. Doch ihre Werte sind eher geschichtliche Nachschlagebücher als eigentliche historische Darstellungen. Ebenso wenig rechne ich hierher Lockelius (1659 – 1673), der nur eine weitläufige Chronik zustande gebracht hat, in der man jegliche fesselnde Einzelheit mit hundert Seiten Langerweile teuer erkaufen muss.

Christoph Hartknoch – 1644 – 1687

Schreiber dieser Gattung sind eben nur Handlanger: Emsig, aber wahllos schleppen sie einen Haufen von Bausteinen zusammen, die so lange unverwertet liegen bleiben, bis ein Baumeister ihnen die rechte Gestalt verleiht. Was derart zusammengestoppelt ward, ergibt nun und nimmer eine Geschichte, ebenso wenig wie ein Haufen Drucklettern schon ein Buch darstellt, es komme denn Ordnung in das Ungefähr, dass es sich gliedere zu Worten, Sätzen und Satzgefügen. Die ungeduldige Fugend und Leute von Geschmack, die mit ihrer Zeit haushalten, machen sich nur mit Widerstreben an diese ungeheuren Wälzer; Leser, die sich gern mit einem Hefte abfinden, entsetzen sich vor einem Folianten. Aus diesen Gründen wurden die genannten Schriftsteller nur wenig gelesen, blieb die Geschichte Brandenburgs und Preußens so gut wie unbekannt.

Seit der Regierung Friedrichs I. machte sich das Bedürfnis nach einem Schriftsteller fühlbar, der diese Geschichte in eine annehmbare Gestalt brächte. Aus Holland ward Teissier berufen und mit der Aufgabe betraut. Leider gab der statt einer geschichtlichen Darstellung einen Panegyrikus. Er wusste wohl nicht, dass Wahrheit so zum Wesen der Geschichte gehört wie zum menschlichen Leibe die Seele.

So fand ich eine leere, wüste Stätte und versuchte, darauf einen Bau zu errichten, einmal, um ein nützlich Ding zu schaffen, sodann, um der Nation das Geschichtswerk zu geben, das ihr fehlte. Die Tatsachen schöpfte ich aus den besten Quellen, die mir zugänglich waren.

Samuel von Pufendorf – 1632 – 1694

Für die graue Vorzeit griff ich auf Cäsar und Tacitus zurück, für die späteren zog ich die Chronik des Lockelius, Pufendorf und Hartknoch zu Rate. In erster Linie gestaltete ich meine Denkwürdigkeiten an der Hand der Chroniken und der echten Urkunden in den königlichen Archiven. Was ungewiss bleibt, habe ich als ungewiss berichtet. Lücken ließ ich offen, wie ich sie vorfand. Ich machte mir zum Gesetz, die Dinge unparteiisch und mit dem Auge des Philosophen zu betrachten; denn ich bin überzeugt, dass des Geschichtsschreibers vornehmste Pflicht ist, wahr zu sein.

Sollten empfindliche Gemüter sich verletzt fühlen, wenn ich ihre Väter nicht in vorteilhafter Weise schilderte, so kann ich nur das eine erwidern, Lobpreisen lag mir fern, ich wollte Geschichte schreiben! Es tut der Geltung ihres eigenen Wertes keinen Abbruch, wenn man die Fehler ihrer Vorfahren tadelt; das eine verträgt sich sehr wohl mit dem anderen. Es ist übrigens nur allzu wahr: Ein Werk, das nicht frei von allem Zwang geschrieben ward, kann nur mittelmäßig oder ganz wertlos sein; man frage darum nicht nach den Menschen, die vergänglich sind, sondern nur nach der Wahrheit, die niemals stirbt.

Vielleicht findet der eine oder andere meinen Abriss zu kurz geraten. Ihnen sei zur Antwort, dass es nie in meiner Absicht lag, ein großes, eingehendes Werk zu verfassen. Mag ein Professor, der den Kleinkram liebt, es mir verübeln, dass ich nirgends angebe, aus welchem Stoffe der Rock Albrecht Achills gewesen oder welchen Schnitt der Kragen Johann Ciceros gehabt hat; mag ein Regensburger Pedant den Kopf schütteln, weil ich keine Prozesse, Verhandlungen, keine Verträge und Friedenstraktate abgeschrieben habe, wie man sie sonst wohl in dickleibigen Büchern vorfindet. All diesen Leuten sei gesagt: Für sie schreibe ich nicht. Einen Folioband herzustellen, dazu habe ich keine Zeit, kam ich doch schon mit meinem Abriss ins Gedränge. Überhaupt bin und bleibe ich der Meinung, dass eine Sache nur so weit der Niederschrift lohnt, wie sie wert ist, behalten zu werden.

Aus diesem Grunde habe ich die dunklen Anfangszeiten, sowie die Regierung der ersten Herrscher, die uns nur wenig angehen, in großen Sprüngen durchmessen. Es geht mit Geschichtswerken wie mit Gewässern, die erst da Bedeutung gewinnen, wo sie schiffbar werden. Die Geschichte des Hauses Brandenburg wird erst fesselnd mit Johann Sigismund: einmal infolge der Erwerbung des Herzogtums Preußen, sodann durch die Klevische Erbfolge, auf die er durch Heirat Rechtsansprüche hatte. Erst von dem Zeitabschnitt ab gewinnt der Stoff an Fülle, und so gewährte er auch mir die Möglichkeit, mich entsprechend auszudehnen.

Der Dreißigjährige Krieg hat ein ganz anderes Interesse als etwa die Fehden Friedrichs I. mit den Nürnbergern oder die Turniere Albrecht Achills. Dieser Krieg, der seine tiefen Spuren in allen Staaten zurückließ, ist eines jener großen Weltgeschehnisse, die jedem Deutschen, jedem Preußen vertraut sein müssen. Er führt uns auf der einen Seite den Ehrgeiz des Hauses Österreich vor Augen, wie es mit Waffengewalt sein despotisches Regiment im Reiche zu errichten strebt. Auf der anderen Seite erblicken wir den großen Sinn der deutschen Fürsten, die für ihre Freiheit streiten, wobei die Religion denn hüben und drüben den Vorwand abgeben muss. Wir sehen, wie die Politik zweier großer Könige sich der Geschicke Deutschlands annimmt und wie sie das Haus Österreich dahin bringt, im Westfälischen Frieden in die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen dem Ehrgeiz des Kaisers und der Freiheit der Kurfürsten zu willigen. Begebenheiten von solcher Tragweite, dass sie sich bis auf den heutigen Tag in den wichtigsten Staatsfragen fühlbar machen, verlangten eine ins einzelne dringende Behandlungsweise, und so habe ich ihnen denn auch so viel Platz eingeräumt, wie sich mit der Anlage meines Werkes vertrug.

Soeben erschien ein chronologischer Abriss der französischen Geschichte, der wirklich für eine Quintessenz ihrer bemerkenswertesten Tatsachen gelten darf. Der feinsinnige Verfasser versteht sich auf die Kunst, selbst die Chronologie gefällig zu gestalten. Man braucht nur den Inhalt dieses Buches zu kennen, um die französische Geschichte vollständig zu beherrschen. Ich schmeichle mir nicht, meinem Versuch die gleichen Reize verliehen zu haben; doch halte ich meine Mühe für belohnt, wenn ich hierbei vielleicht für die Jugend von Nutzen sein kann, und wenn es solchen Lesern Zeit erspart, die keine zu verlieren haben.

* * *

Kurfürst Friedrich I. 1415 – 1440

Kurfürst Friedrich I. 1415 – 1440

Kaiser Sigismund – 1368 – 1437

Kaiser Sigismund belehnt am 30. April 1415 auf dem Reichstag zu Konstanz den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg mit der Kur Brandenburg

Im Jahre 1415 übertrug Kaiser Sigismund die Kurwürde und das Erzkämmereramt des Heiligen Römischen Reiches auf Friedlich VI. von Hohenzollern, Burggrafen von Nürnberg, und gab ihm das Land Brandenburg durch Schenkung zu eigen. Der Kurfürst, den wir fortan Friedrich I. nennen, empfing die Belehnung aus den Händen seines Wohltäters im Jahre 1417 auf dem Reichstag zu Konstanz. Er war damals im Besitz der Altmark und Mittelmark. Die Herzöge von Pommern hatten die Uckermark an sich gerissen.  Der Kurfürst führte Krieg mit ihnen, schlug sie bei Angermünde und vereinigte das Gebiet wieder mit der Mark, zu der es seit unvordenklicher Zeit gehört hatte.

Die Neumark war noch dem Deutschen Orden verpfändet. Der Kurfürst, der mehr und mehr auf Ausbreitung seiner Macht ausging, legte die Hand auf Sachsen, das durch den Tod des letzten Kurfürsten aus dem anhaltinischen Geschlecht frei geworden war (1422). Da jedoch der Kaiser diese Erwerbung nicht billigte und Sachsen dem Herzog von Meißen verlieh, gab Friedrich I. seine Eroberung gutwillig auf.

In seinem Testament teilte der Kurfürst seine Staaten folgendermaßen. Sein ältester Sohn Johann, mit dem Beinamen der Alchimist, wurde seiner Anrechte beraubt; der Vater überließ ihm nur das Vogtland und seinen Schmelztiegel. Der zweite Sohn Friedrich erhielt die Kurwürde. Albrecht Achilles erbte die fränkischen Markgrafentümer, und Friedrich, genannt der Dicke, sollte die Altmark haben; doch infolge seines Todes fiel dieser Landesteil wieder an die Kurmark.

In jenen frühen Zeiten galt noch der Grundsatz, dass ein Vater seinen Besitz gleichmäßig unter seine Kinder verteilte. Das entsprang einer Auffassung, die an sich natürlich und billig war. In der Folge aber erkannte man, dass eine derartige Ausstattung der jüngeren Söhne zum Niedergang der Dynastien führte. Indessen werden wir in unserer Geschichte noch ein paar Beispiele solcher Teilungen sehen.

* * *

Entstehung des Brandenburg-preußischen Staates 1415 – 1740

Entstehung des Brandenburg-preußischen Staates 1415 - 1740

Ursprünglich bestand die Kurmark nur aus der Alt-, Mittel- und Uckermark und der Priegnitz. Außer Betracht bleiben die fränkischen Besitztümer, die bald dazu gehörten, bald abgetrennt wurden zugunsten einer Seitenlinie, die sie noch heute besitzt.

Nach dem Tode des Grafen Wichmann von Lindow, seines Lehnsmannes, zog Joachim I. die Grafschaft Ruppin ein.

Joachim II.

Sein Sohn, Joachim II., trat zum Protestantismus über und säkularisierte die Bistümer Brandenburg, Havelberg und Lebus. Er ermaß wohl nicht ganz, wie vorteilhaft die Reformation für seine Nachfolger sein würde. Und doch trug sie viel zu der späteren Vergrößerung des Hauses Brandenburg bei. Johann Georg erbte die Neumark von seinem Oheim, Markgraf Johann, der kinderlos starb. Johann Sigismund oder vielmehr Georg Wilhelm erbte Preußen, das Herzogtum Kleve und die Grafschaften Mark und Ravensberg von seiner Mutter, der Tochter Maria Eleonores von Kleve, die ihrerseits durch den Tod des letzten Herzogs von Kleve, der ohne männliche Erben starb, in den Besitz jener Länder gelangt war.

Kleve im 16. Jahrhundert

Preußen erbte er durch den Tod Albrecht Friedrichs von Brandenburg, genannt der Einfältige, des letzten Herzogs.

Bisher sehen wir nur Erwerbungen durch Erbschaften oder günstige Eheschließungen. Der Große Kurfürst dehnte seine Macht durch Waffengewalt und Unterhandlungen aus. Im Westfälischen Frieden erwarb er Hinterpommern und wurde für Vorpommern durch die Säkularisation der Bistümer Magdeburg, Halberstadt und Minden entschädigt. Er erntete die Früchte der Reformation. Durch Waffenglück machte er sich zum souveränen Herrscher von Preußen, das bisher unter polnischer Lehnshoheit gestanden hatte. Die Republik Polen erkaufte seine Freundschaft durch Abtretung der Ämter Lauenburg und Bütow. Später verpfändeten die Polen ihm auch das Gebiet von Elbing und die Herrschaft Draheim für eine ihnen vorgeschossene Summe. Ferner gewann er das Fürstentum Halberstadt und dessen Afterlehen, die Grafschaft Regenstein. Er legte eine Besatzung nach Greetsyl und fasste dadurch Fuß in Ostfriesland, auf das er Anwartschaft hatte.

Ohne Zweifel verdankt das Haus Brandenburg dem Großen Kurfürsten die Macht, zu der es gelangt ist. Aus diesen Beispielen ersiehst Du, (Die „Denkwürdigkeiten“ sind dem Thronfolger, Prinz August Wilhelm, gewidmet.) dass es die Menschen sind, die die Staaten machen, und dass alle Schöpfer neuer Monarchien große Geister waren, die die Natur nur von Zeit zu Zeit und gleichsam mit Anstrengung hervorbringt.

König Friedrich I.

König August, der Starke von Sachsen und Polen

Friedrich I. kaufte von König August von Polen die Grafschaft Höhenstein und die Ämter Quedlinburg und Petersberg. Auf gleiche Weise erwarb er die Herrschaften Serrey und Tauroggen in Polen. Nach dem Tode König Wilhelms erbte er die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, Herstal und einige andere Besitzungen in Holland. Er kaufte die Grafschaft Tecklenburg; Neuchâtel schloss sich aus freien Stücken an Preußen an. Schließlich brachte Friedrich I. die Königswürde an sein Haus. Das war ein Same des Ehrgeizes, der in der Folge aufgehen sollte.

Schwert und Fernrohr, von einem Stachelschild bedeckt, deuten auf die weitschauende Politik der Herrscher Preußens, die ihr Land stark und wehrhaft gemacht haben

Friedrich Wilhelm I. erwarb das Herzogtum Geldern im Frieden von Utrecht, Vorpommern mit Stettin nebst den Inseln Usedom und Wollin im Frieden zu Stockholm, der 1720 unterzeichnet ward.

Du übersiehst nun mit einem Blick alle Erwerbungen des Hauses Brandenburg, siehst, wie es mit Riesenschritten seiner Größe entgegenging. Es ist eine ununterbrochene Kette von Glücksfällen. Alle Herrscher scheinen von Geschlecht zu Geschlecht stets das gleiche Ziel vor Augen gehabt zu haben, obwohl sie zu seiner Erreichung verschiedene Wege einschlugen. Staatsklugheit allein leitet Johann Sigismund. Er gründet seine Hoffnung auf eine reiche Heirat, deren Früchte sein Sohn Georg Wilhelm erntet. Friedrich Wilhelm, groß in seinen Ideen und kühn in seinen Unternehmungen, findet Hilfsmittel in einem Lande, das sein Vorgänger für verloren hielt. Er schafft sich einen gesicherten Ruf – die Hauptsache für alle Herrscher –, macht Eroberungen, gibt sie großmütig wieder heraus und verdankt alle seine Erwerbungen offenbar nur seiner Tüchtigkeit und der Achtung ganz Europas. Sein großer Machtzuwachs begann Neid zu erregen. Das Schicksal musste ihm einen friedliebenden Nachfolger bescheren, damit die Nachbarn sich beruhigten und sich allmählich daran gewöhnten, Preußen unter die Großmächte zu rechnen.

Friedrich I. machte zwar einige Erwerbungen, sie waren aber zu unbedeutend, um die Blicke Europas auf sich zu lenken. Selbst seine Schwächen schlugen zum Vorteil seines Hauses aus. Seine Eitelkeit brachte ihm die Königswürde ein, die anfangs ganz chimärisch erschien, in der Folge jedoch die ihr fehlende feste Grundlage erhielt. Friedrich Wilhelm I. eroberte Stettin, ließ es aber bei dieser Erwerbung nicht bewenden, sondern widmete sich den inneren Reformen und vergrößerte seine Macht durch emsigen Fleiß fast ebenso sehr, wie irgend einer seiner Vorfahren durch andere Mittel.

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Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst 1640 – 1688

Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst 1640 – 1688

Friedrich Wilhelm

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Fehrbellin

Während Turenne durch sein geschicktes Vorgehen die Grenzen Frankreichs sicherte, mühte sich der Staatsrat Ludwigs XIV., ihn von einem gefährlichen Feind zu befreien. Um Friedrich Wilhelm von den Kaiserlichen zu trennen, führte Frankreich eine Diversion herbei, die ihn in seine eigenen Staaten zurückrief.

Schweden hatte zwar im Jahre 1673 ein Schutzbündnis mit dem Kurfürsten geschlossen, aber Frankreich fand Mittel, es zu zerreißen.

Carl Gustaf Wrangel (1662)

Mit einem schwedischen Heere drang Wrangel in die Mark Brandenburg ein. Der Fürst von Anhalt, der dort Statthalter war, beklagte sich bitter über den Einbruch. Wrangel begnügte sich damit, ihm zu antworten, die Schweden würden ihre Truppen zurückziehen, sobald der Kurfürst seinen Frieden mit Frankreich gemacht habe. Der Fürst von Anhalt meldete dem Kurfürsten, dass seine Staaten von den Schweden ausgeplündert und verheert würden. Da der Statthalter zu wenige Truppen hatte, um ihrem Heer entgegenzutreten, billigte der Kurfürst, dass er sich in Berlin einschlösse und dort seine Ankunft abwartete.

Während die brandenburgischen Truppen sich in ihren fränkischen Winterquartieren von den Anstrengungen des Elsässer Feldzugs erholten, wurden die märkischen Bauern durch die Schwedenplage zur Verzweiflung getrieben. Sie scharten sich zusammen und errangen auch etliche Erfolge gegen ihre Feinde. Sie hatten Kompagnien gebildet. Auf ihren Fahnen las man den Namen des Kurfürsten und den Spruch:

Wir sein Bauern von geringem Gut und dienen unserm gnädigsten Kurfürsten mit unserm Blut.

Wrangel, der immerhin noch einige Ordnung unter den Schweden aufrechterhalten hatte, wurde krank. Da er nicht nach dem Rechten sehen konnte, nahmen die Erpressungen und Plünderungen noch zu. Nicht einmal die Kirchen wurden geschont. Die Habgier trieb den Soldaten zu den ärgsten Grausamkeiten.

Die Mark sehnte sich nach ihrem Befreier. Und sie brauchte nicht lange auf ihn zu warten. Friedrich Wilhelm war schon unterwegs, sich an den Schweden für ihre Treulosigkeit zu rächen. Er verließ seine Quartiere in Franken und kam am 21. Juni 1675 in Magdeburg an. Sofort nach seinem Eintreffen ließ er die Tore der Festung schließen und wandte alle erdenklichen Vorsichtsmaßregeln an, damit keine Nachricht von seinem Nahen bis zum Feinde dringe. Am Abend des 22. Juni ging das Heer über die Elbe und gelangte auf Umwegen in der folgenden Nacht vor die Tore von Rathenow. Er ließ Baron Briest, der in der Stadt war, seine Ankunft mitteilen und verabredete mit ihm insgeheim Mittel und Wege, um die Schweden zu überrumpeln.

Briest entledigte sich seines Auftrags auf geschickte Art. Er gab den Offizieren des Regiments Wangelin, das die Besatzung von Rathenow bildete, ein großes Nachtmahl. Die Schweden überließen sich dabei rückhaltlos den Freuden des Trunks. Während sie ihren Rausch ausschliefen, ließ der Kurfürst auf Schiffen Fußtruppen über die Havel setzen, um die Stadt von allen Seiten zu überfallen (26. Juni). General Derfflinger drang als erster in Rathenow ein, indem er sich für den Kommandeur eines von Brandenburgern verfolgten Schwedentrupps ausgab. Er ließ die Wachen niederhauen, und zu gleicher Zeit wurden alle Tore gestürmt. Die Reiterei säuberte die Straßen. Die schwedischen Offiziere vermochten beim Erwachen kaum zu glauben, dass sie Gefangene des Fürsten waren, den sie samt seinen Truppen noch tief in Franken wähnten. Wäre in jener Zeit der Wachdienst schon ebenso eingerichtet gewesen wie heutzutage, so wäre diese Überrumpelung fast unmöglich gewesen. Aber das gehört ja zur Signatur der großen Männer, dass sie selbst aus den geringsten Vorteilen Nutzen zu ziehen wissen.

Georg Freiherr von Derfflinger – Johann Georg Fürst von Anhalt-Dessau –

General von Sparr – General von Kannenberg

Bleistiftzeichnung von Menzel

Georg von Derfflinger – 1606 – 1695

Der Kurfürst wusste, wie wertvoll im Krieg jeder Augenblick ist. Er wartete nicht in Rathenow, bis seine ganze Infanterie ihn einholte, sondern rückte mit der Reiterei geradenwegs auf Nauen vor, um das bei Brandenburg stehende schwedische Korps von dem anderen bei Havelberg zu trennen. Trotz aller Sorgfalt, die er in diesem entscheidenden Augenblick anwandte, konnte er den Schweden doch nicht zuvorkommen. Auf das Gerücht von seiner Annäherung hatten sie Brandenburg verlassen und sich eine Stunde vor seinem Eintreffen über Nauen zurückgezogen. Er verfolgte sie heftig und erfuhr durch die Aussage von Gefangenen und Deserteuren, dass das Korps auf Fehrbellin marschiere, wo es mit dem von Havelberg zusammentreffen wollte.

Das brandenburgische Heer bestand aus 5.600 Reitern. Es hatte kein Fußvolk, führte aber zwölf Kanonen mit sich. Die Schweden ihrerseits waren 10 Infanterieregimenter und 800 Dragoner stark. Trotz des Unterschieds der Zahl und der Waffengattungen bedachte sich der Kurfürst nicht, auf den Feind loszugehen, um ihn zu schlagen.

Am 28. Juni marschiert er gegen die Schweden. 1.600 Reiter, den Vortrab, vertraut er dem Landgrafen von Homburg an, mit dem Befehl, sich auf keinen Kampf einzulassen, sondern nur zu rekognoszieren. Der Landgraf geht vor. Nachdem er einen Wald durchritten, sieht er die schwedischen Truppen zwischen den Dörfern Hakenberg und Tarnow lagern, einen Sumpf im Rücken, die Fehrbelliner Brücke zu ihrer Rechten und eine kahle Ebene vor sich. Er wirft ihre Feldwachen zurück, verfolgt sie und treibt sie bis auf die Hauptmacht ihres Korps zurück. Gleichzeitig verlassen die Truppen das Lager und stellen sich in Schlachtordnung auf. Der Landgraf von Homburg in seiner überschäumenden Kühnheit lässt sich vom Kampfeseifer fortreißen und verwickelt sich in einen Kampf, der einen verhängnisvollen Ausgang genommen hätte, wäre nicht der Kurfürst auf die Meldung von der gefährlichen Lage des Landgrafen schleunigst zur Hilfe herbeigeeilt.

Friedrich Wilhelms Scharfblick war bewunderungswürdig, seine Tatkraft staunenswert. Augenblicklich traf er seine Anordnung. Er benutzte einen Sandhügel zur Aufstellung seiner Batterie und ließ einige Salven auf die Feinde abgeben. Die schwedische Infanterie wurde erschüttert. Als er sah, dass ihre Reihen zu wanken anfingen, stürzte er sich mit seiner ganzen Reiterei auf den rechten Flügel des Feindes, sprengte ihn auseinander und machte ihn nieder. Das schwedische Leibregiment und das Regiment Ostgotland wurden vollkommen zusammengehauen. Die wilde Flucht des rechten Flügels riss den linken mit sich fort. Die Schweden warfen sich in die Sümpfe, wo sie von den Bauern erschlagen wurden. Die, welche sich retten konnten, flüchteten über Fehrbellin hinaus und brachen die Brücke hinter sich ab.

Es entspricht nur der Würde der Geschichte, wenn auch die schöne Tat hier berichtet wird, die ein Stallmeister des Kurfürsten während der Schlacht vollbrachte. Der Kurfürst ritt einen Schimmel. Sein Stallmeister Froben bemerkte, dass die Schweden mehr nach diesem Pferd schossen, das durch seine Farbe in die Augen stach, als nach den anderen. Daher bat er seinen Herrn, es mit dem seinen zu vertauschen. Als Grund gab er an, das Ross des Kurfürsten scheue. Kaum hatte der treue Diener den Schimmel ein paar Augenblicke geritten, als er selber tödlich getroffen ward. So rettete er durch seinen Tod dem Kurfürsten das Leben.

Da Friedrich Wilhelm keine Infanterie zur Hand hatte, konnte er weder die Fehrbelliner Brücke nehmen noch den Feind auf seiner Flucht verfolgen. Er ließ es sich genug sein, auf dem Schlachtfeld, wo er so hohen Ruhm erworben hatte, sein Lager aufzuschlagen. Dem Landgrafen von Homburg verzieh er, dass er so leichtherzig das Schicksal des ganzen Staates aufs Spiel gesetzt hatte. Er sprach zu ihm: „Wenn ich Euch nach der Strenge der Kriegsgesetze richten würde, hättet Ihr das Leben verwirkt. Aber verhüte Gott, dass ich den Glanz eines solchen Glückstages beflecke, indem ich das Blut eines Fürsten vergieße, der ein Hauptwerkzeug meines Sieges war!“

Die Schweden verloren in dieser berühmten Entscheidungsschlacht zwei Standarten, acht Fahnen, acht Kanonen, 3.000 Mann und viele Offiziere.

Derfflinger kam mit der Infanterie nach, verfolgte tags darauf die Flüchtigen, machte viele Gefangene und eroberte mit ihrem Gepäck einen Teil ihrer Beute aus den märkischen Landen zurück. Das schwedische Heer, das auf 4.000 Streiter zusammengeschmolzen war, zog über Ruppin und Wittstock nach Mecklenburg ab.

Wenige Heerführer können sich rühmen, eine ähnliche Kriegstat wie die von Fehrbellin vollbracht zu haben. Der Kurfürst entwirft einen Plan, der ebenso groß wie kühn ist, und führt ihn mit erstaunlicher Geschwindigkeit aus. Er hebt ein Quartier der Schweden auf, während Europa ihn noch in Franken glaubt. Im Flug erreicht er die Ebene von Fehrbellin, wo die Feinde sich sammelten. Er führt einen Kampf glücklich durch, der mit mehr Mut als Klugheit begonnen war. Und er bringt es fertig, mit einem numerisch schwächeren und vom langen Marsche erschöpften Kavalleriekorps zahlreiche und ansehnliche Infanterie zu schlagen, die durch ihre Tapferkeit das Reich und Polen bezwungen hatte. Die Fähigkeiten, die er hierbei an den Tag legte, lassen erkennen, was er geleistet hätte, wäre er im Elsass sein eigener Herr gewesen. Dieser kühne und glänzende Kriegszug verdient es, Cäsars Veni, vidi, vici auf ihn anzuwenden. Selbst seine Feinde rühmten Friedrich Wilhelm, seine Untertanen segneten ihn. Und seine Nachkommen datieren von diesem ruhmreichen Tage den hohen Aufschwung, den das Haus Brandenburg in der Folge genommen hat.

* * *

Charakterbild des Großen Kurfürsten

Charakterbild

Das Denkmal des Großen Kurfürsten auf der Langen Brücke zu Berlin, im Hintergrunde das Königliche Schloss

Friedrich Wilhelm besaß alle Vorzüge, die den großen Mann ausmachen, und die Vorsehung bot ihm jede Gelegenheit, sie zur Entfaltung zu bringen. Im jugendlichen Lebensalter, das sich in der Regel nur durch Verirrungen kennzeichnet, gab er Proben kluger Umsicht. Niemals missbrauchte er seine Heldentugend. Seine Kühnheit ging immer nur darauf aus, seine Staaten zu verteidigen oder seinen Verbündeten beizustehen. Durch weiten Blick und tiefe Einsicht ward er ein großer Staatsmann.

Durch sein arbeitsames und menschenfreundliches Wesen ward er ein guter Fürst. Den gefährlichen Verlockungen der Liebe war er nicht zugänglich; zärtliche Schwäche kannte er nur gegenüber der eigenen Gattin. Wein und Geselligkeit liebte er, doch gab er sich niemals der Schlemmerei hin. Sein lebhaftes, gern aufbrausendes Temperament konnte ihn fortreißen. Aber wenn er der ersten Aufwallung nicht Herr wurde, so meisterte er sicher doch die zweite, und sein Herz machte überreichlich wieder gut, was sein allzu hitziges Blut etwa verschuldet hatte. In seiner Seele wohnte die Tugend. Glück vermochte ihn nicht zur Überhebung zu verleiten, Schicksalsschläge konnten ihn nicht niederdrücken. Sein hochherziger, gütiger, edler, menschlicher Charakter verleugnete sich niemals. Er ward der Neubegründer und Verteidiger seines Vaterlandes, der Schöpfer von Brandenburgs Macht, der Schiedsrichter für seinesgleichen, der Stolz seines Volkes. Mit einem Wort: Sein Leben bedeutet seinen Ruhm.

Im siebzehnten Jahrhundert zogen drei Männer die Aufmerksamkeit ganz Europas auf sich: Cromwell, der sich die Herrschaft über England anmaßte und den Mord an seinem König zu verschleiern suchte, indem er sich den Schein des Maßvollen gab und eine großzügige Politik führte; Ludwig XIV., der Europa vor seiner Macht erzittern ließ, alle Talente unter seinen Schutz nahm und seiner Nation die Achtung der ganzen Welt erzwang, und Friedrich Wilhelm, der mit geringen Mitteln Großes vollbrachte, sein eigener Minister und Feldherr war und einen unter Trümmern begrabenen Staat zu blühendem Dasein erweckte. Der Name des Großen gebührt nur heldenhaften und fleckenlosen Charakteren.

Oliver Cromwell – 1599 – 1658

Cromwell hat aus Ehrsucht seine tief angelegte Politik durch Verbrechen entehrt. Es hieße daher das Andenken Ludwigs XIV. und Friedlich Wilhelms erniedrigen, wollte man ihr Leben dem eines erfolgreichen Tyrannen gegenüberstellen.

Beide Fürsten galten, jeder in seiner Sphäre, als die größten Männer ihres Jahrhunderts. In ihrem Leben gibt es Erscheinungen von verblüffender Ähnlichkeit und wiederum andere, bei denen die begleitenden Umstände keine Übereinstimmung aufkommen lassen. Vergliche man beide Fürsten miteinander im Hinblick auf die Machtfülle, so wäre das nicht anders, als wenn man Jupiters Blitze und die Pfeile des Philoktet einander gegenüberstellen wollte. Prüft man aber ihre persönlichen Eigenschaften und lässt die politische Macht aus dem Spiel, so tritt es klar zutage, dass die Seele des Kurfürsten und seine Taten dem Geist des Königs und seinen Leistungen nicht nachstanden.

Beide hatten eine einnehmende, glückliche Gesichtsbildung, ausdrucksvolle Züge, eine Adlernase und Augen, in denen sich ihre seelischen Regungen spiegelten. Leutseliges Wesen vereinigte sich bei ihnen mit majestätischer Miene und Haltung. Ludwig XIV. war von höherem Wuchs, in seinem Gebaren lag mehr Anmut, sein Ausdruck war bündiger und kraftvoller. Friedrich Wilhelm hatte während seiner Lehrjahre in Holland eine kühlere Miene, eine weiter ausholende Beredsamkeit angenommen. Beide waren von gleich alter Abkunft. Doch zählten die Bourbonen unter ihren Ahnen mehr Herrscher als die Hohenzollern. Sie waren das Königsgeschlecht einer großen Monarchie, hatten seit langem Fürsten zu Vasallen. Die Hohenzollern waren Kurfürsten eines wenig umfangreichen Landes und damals teilweise von den Kaisern abhängig.

Die Jugend beider Fürsten stand unter einem annähernd gleichen Schicksal. Während seiner Minderjährigkeit war der König von der Fronde und den Prinzen von Geblüt verfolgt worden. Von einer entfernten Anhöhe aus sah er dem Kampfe zu, den seine rebellischen Untertanen mit seinen Truppen in der Vorstadt St. Antoine ausfochten (1652). Der Kurprinz, dessen Vater durch die Schweden seiner Staaten beraubt war, lebte als Flüchtling in Holland, machte seine Lehrzeit als Kriegsmann unter dem Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien durch und zeichnete sich bei der Belagerung von Schenkenschanz und Breda aus.

Als Ludwig XIV. zur Regierung gelangte, unterwarf er sich sein Reich durch die Wucht der königlichen Autorität. Als Friedrich Wilhelm in dem vom Kriege heimgesuchten Lande seinem Vater nachfolgte, erwarb er sich durch politische Unterhandlungen den Besitz seines Erbes.

Ludwig XIV.

Armand-Jean du Plessis, 1er Duc de Richelieu

Richelieu, Ludwigs III. Minister, war ein Genie ersten Ranges. Von langer Hand her vorbereitete und kühn durchgeführte Pläne schufen die gediegenen Grundlagen der Größe; Ludwig XIV. brauchte nur auf ihnen aufzubauen.

Adam Graf von Schwarzenberg

Schwarzenberg dagegen, der Minister Georg Wilhelms, war ein Verräter; durch seine schlechte Geschäftsführung trug er viel dazu bei, dass der brandenburgische Staat in den Abgrund stürzte, worin Friedlich Wilhelm ihn bei seinem Regierungsantritt fand. Der französische Monarch ist des Lobes wert, da er den Ruhmesweg ging, den Richelieu ihm bereitet hatte. Der deutsche Held tat mehr: selber bahnte er sich den Weg.

Beide Fürsten befehligten ihre Heere. Der eine hatte die berühmtesten Heerführer Europas unter sich. Bei seinen Erfolgen konnte er sich auf einen Turenne, einen Condé, einen Luxemburg stützen, brauchte nur Kühnheit und Begabung anderer zu fordern; die Begierde, des Königs Anerkennung zu ernten, rief verdienstvolle Taten hervor. Ludwig liebte den Ruhm mehr als den Krieg. Um groß zu erscheinen, unternahm er Feldzüge. Er belagerte Städte, mied aber die Schlachten. Er nahm an dem berühmten Kriegszug teil, in dem seine Feldherren den Spaniern alle Plätze Flanderns entrissen, ebenso an dem schönen Feldzug, durch den Condé in weniger als drei Wochen die Franche-Comté für Frankreich eroberte. Durch seine Gegenwart ermutigte er die Truppen, als sie durch die berühmte Furt am Tolhuys über den Rhein gingen. Liebedienerische Höflinge und begeisterte Poeten stellten das Unternehmen als eine Wundertat hin.

Der andere hatte kaum Truppen, ihm fehlte es an tüchtigen Heerführern, aber er allein ersetzte durch seinen mächtigen Geist die Hilfsmittel, deren er entbehrte. Er selbst entwarf die Kriegspläne und führte sie aus. Er dachte als Heerführer und kämpfte als Soldat, und da seine Lage es erforderte, betrachtete er die Kriegführung als seinen Beruf. Dem Rheinübergang stelle ich den Sieg bei Warschau gegenüber, dessen Hauptwerkzeug der Große Kurfürst war. Der Eroberung der Franche-Comté stelle ich die Überrumpelung Rathenows entgegen und die Schlacht bei Fehrbellin, in der unser Held mit 5.000 Reitern die Schweden aufs Haupt schlug und aus dem Lande jagte. Und wenn diese Tat noch nicht zureichend scheinen sollte, so füge ich noch den Zug nach Preußen hinzu, den Eilmarsch über ein zugefrorenes Meer, wobei in acht Tagen 40 Meilen zurückgelegt wurden und der bloße Name des großen Fürsten die Schweden nahezu kampflos aus ganz Preußen vertrieb.

Die Taten des französischen Monarchen blenden durch den großartigen Aufwand, den er dabei zur Schau stellte, durch die große Zahl der Truppen, die für seinen Ruhm stritten, durch seine Überlegenheit über die anderen Könige und durch die Bedeutung der Streitfragen, an denen ganz Europa Anteil nahm. Die Taten des brandenburgischen Helden verdienen umso höhere Bewunderung, weil sein Mut und sein Genie alles vollbrachten, weil er mit wenig Mitteln die schwersten Unternehmungen durchführte und die Fruchtbarkeit seines Geistes sich im selben Maße steigerte, in dem die Hindernisse sich mehrten.

Ludwigs XIV. Stern glänzte nur so lange, als Colbert, Louvois und die großen Heerführer Frankreichs am Leben waren. Friedrich Wilhelms Glück blieb sich jederzeit gleich; es war ihm treu, so oft er an der Spitze seiner eigenen Heere stand. Es scheint also, die Größe des einen war das Werk seiner Minister und Generale, das Heldentum des anderen gehörte einzig ihm selbst.

Der König hat durch seine Eroberungen Flandern, die Franche-Comté, das Elsass und in gewissem Sinne auch Spanien seinem Reich angegliedert und so die Eifersucht aller europäischen Fürsten erregt. Der Kurfürst hat durch seine Verträge Pommern, Magdeburg, Halberstadt und Minden erworben und dem Kurfürstentum Brandenburg einverleibt. Dazu bediente er sich des Neides, der an seinen Nachbarn zehrte, und machte sie zu Werkzeugen seiner Größe.