KONOSUBA! GOD'S BLESSING ON THIS WONDERFUL WORLD! – Light Novel 01 - Natsume Akatsuki| - E-Book

KONOSUBA! GOD'S BLESSING ON THIS WONDERFUL WORLD! – Light Novel 01 E-Book

Natsume Akatsuki|

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Beschreibung

Kazuma glaubt, endlich mal eine große Heldentat vollbringen zu können – aber das Mädchen, dem er zu Hilfe eilt, schwebte nie wirklich in Gefahr und letztendlich stirbt er vor Schreck! Im Jenseits wartet eine zweite Chance auf ihn: Göttin Aqua bietet ihm an, sich in einer anderen Welt als Held zu beweisen. Dazu darf er sich ein legendäres Objekt aussuchen. Kurzerhand wählt Kazuma die freche Göttin! Das ungleiche Paar findet sich in einer an ein Game erinnernden Welt wieder. Doch statt dem erhofften Ruhm erwartet sie bloß harte Arbeit. Bis sie versehentlich die Burg des Dämonenkönigs beschädigen …

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Seitenzahl: 217

Veröffentlichungsjahr: 2021

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»Kazuma Sato … Willkommen in der Welt der Toten. Leider muss ich dir mitteilen, dass du verschieden bist. Es war ein kurzes Leben, und jetzt ist es vorbei.«

Das waren die ersten Worte, die ich hörte, nachdem ich mich in einem gleißend weißen Raum wiedergefunden hatte.

Es kam alles so plötzlich, ich hatte keine Ahnung, was los war. Es gab einen kleinen Schreibtisch und einen Stuhl – wie man sie in einem Büro finden würde. Und auf diesem Stuhl saß die Person, die mich gerade über mein Ableben informiert hatte.

Wenn es so etwas wie Götter gab, passte die Frau vor mir definitiv ins Profil. Sie war mehr als nur »niedlich« wie die Popstars im Fernsehen – kein Mensch konnte an ihre Schönheit heranreichen. Sie hatte langes Haar in einem durchschimmernden Blau, wie das Meer an einem klaren Tag. Es umfloss sie wie eine sanfte, liebliche Aura. Sie schien in meinem Alter zu sein. Ihre helllila Kleidung saß perfekt, sie war nicht zu freizügig, verbarg aber auch nicht zu viel. Sie trug einen, wie wir sagen würden, »Federmantel«, ein göttliches Gewand wie aus den alten japanischen Legenden.

Diese Schönheit starrte mich aus Augen an, die dasselbe helle Blau hatten wie ihr Haar, und blinzelte irritiert darüber, dass ich nicht verstand, was passiert war.

Ich dachte zurück an das Letzte, woran ich mich erinnern konnte.

Normalerweise verlasse ich mein Zimmer nicht. Ich gehe nicht mal mehr zur Schule. Aber heute war ich ausnahmsweise mal aus dem Haus gegangen. Ich wollte mir die limitierte Day-One-Edition eines beliebten MMO kaufen, die heute erscheinen sollte, deshalb war ich früher als sonst aufgestanden, um mir meinen Platz in der Schlange zu sichern.

Ja, ich bin das, was die Leute gern als »Hikikomori« abtun, jemand, der so extrem introvertiert ist, dass er sich von der Gesellschaft zurückgezogen hat, in völliger Isolation lebt und nie sein Zimmer verlässt. Andere nennen mich einen »MMO-Junkie«. Was auch immer. Ich hatte mein Game ergattert und war bester Laune auf dem Weg nach Hause, um es auszuprobieren. Und dann passierte es.

Vor mir lief ein Mädchen, das in ihr Handy vertieft war. Ihrer Uniform nach zu urteilen, war sie auf derselben Schule wie ich. Die Ampel wurde grün, und sie betrat den Zebrastreifen, ohne nach links oder rechts zu gucken.

Ich sah den Schatten, der über ihr aufragte. Es musste ein Lkw sein, der mit hoher Geschwindigkeit auf sie zuraste.

Bevor ich darüber nachdenken konnte, schubste ich sie aus dem Weg.

Und dann …

Mit einer Ruhe, die mich selbst überraschte, sagte ich leise zu der wunderschönen Frau vor mir: »Darf ich eine Frage stellen?«

Sie nickte. »Natürlich.«

»Das Mädchen … das ich aus dem Weg gestoßen habe. Ist sie am Leben?«

Das war mir sehr wichtig. Es war die erste – und letzte – coole Sache, die ich in meinem Leben getan hatte. Wenn sich herausstellen sollte, dass ich zu spät gekommen war, dass ich sie nicht gerettet hatte – das wäre schrecklich gewesen.

»Klar. Aber sie hat ein gebrochenes Bein.«

Gott sei Dank! Das hieß, dass mein Tod nicht umsonst gewesen war. Ich hatte etwas Sinnvolles mit meinem Leben gemacht, wenn auch nur ganz zum Schluss …

Das wunderschöne Mädchen legte den Kopf schräg und sah mich verwirrt an, als sie meine Erleichterung bemerkte. »Wenn du sie allerdings nicht geschubst hättest, wäre sie gar nicht erst verletzt worden.«

»Hä?«

Was hatte sie gerade gesagt?!

»Der Traktor hätte angehalten, bevor er sie getroffen hätte. Offensichtlich. Es war ein Traktor. So schnell kann der gar nicht werden. Deine dumme Heldentat war total unnötig. Pffff … Ha ha ha!«

Sie wusste wirklich, wie man einen guten ersten Eindruck machte … nicht!

Es wäre wahrscheinlich unhöflich, ihr eine zu langen. Aber es juckt mich in den Fingern.

Egal. Es gab eine wichtigere Frage: »Was hast du gesagt? Ein Traktor? Kein Lkw?«

»Ganz genau. Ein Traktor. Denkst du, das Mädchen hätte nicht bemerkt, wenn ein riesiger Lkw auf sie zugekommen wäre? Dann wäre sie aus dem Weg gesprungen.«

Hä?

»Warte, also … bin ich gestorben, weil ich von einem Traktor überfahren wurde?«

»Nein, du bist vor Schreck gestorben. Du warst überzeugt, dass du von einem Lkw überrollt würdest, und dein Körper hat einfach aufgegeben. Ich mach das hier schon lange, aber du bist der Erste, den ich treffe, der auf so ’ne komische Art gestorben ist.«

Mir fehlten die Worte.

»Übrigens hast du dir auch in die Hose gemacht, als du dachtest, du würdest von diesem Traktor überfahren. Sie haben dich ins nächste Krankenhaus gebracht, und alle Ärzte und Krankenpfleger meinten nur: ›Waaas? Was für ’n Loser! LOL‹ Du bist an einem Herzinfarkt gestorben, ohne noch mal zu dir zu ko…«

Ich hielt mir die Ohren zu. »Aufhören! Bitte nicht! Ich will’s nicht hören. Ich muss nicht hören, wie armselig das war.«

Mit einem Grinsen kam sie näher und flüsterte in mein Ohr: »Deine Familie ist gerade im Krankenhaus eingetroffen, aber bevor sie trauern konnten, haben sie die Todesursache erfahren und sind in Gelächter ausge…«

»Aufhören! Aufhören! Das denkst du dir doch aus, oder? Niemand ist je auf so armselige Weise gestorben!«

Sie stand über mir und kicherte, während ich auf dem Boden kniete und mein Gesicht in den Händen vergrub.

»Okay, ich glaub, ich hab für heute genug Dampf abgelassen. Freut mich, dich kennenzulernen, Kazuma Sato. Ich heiße Aqua. Ich weise jenen, die in Japan jung gestorben sind, den Weg. Also dann. Egal wie unterhaltsam die Umstände deines Dahinscheidens auch gewesen sein mögen, du hast zwei Möglichkeiten.«

Dieses verdammte Weib!

Okay, vergiss es. Ich musste das ruhen lassen, sonst würden wir nie weiterkommen.

»Option eins: Du wirst als Säugling wiedergeboren und fängst ein komplett neues Leben an. Oder Option zwei: Leb wie ein alter Sack an einem himmlischen Ort.«

Eine echte Lose-lose-Situation.

»Moment … Was soll das heißen, ›himmlischer Ort‹? Und was soll überhaupt ›leben wie ein alter Sack‹ bedeuten?«

»Ganz ehrlich, der Himmel ist gar nicht so toll, wie ihr Menschen euch das vorstellt. Die Toten müssen nichts essen, und daher wird im Jenseits auch nichts produziert – selbst wenn du also was kochen wollen würdest, gäbe es keine Zutaten. Tut mir leid, dich zu enttäuschen, aber der Himmel ist wirklich total langweilig. Kein Fernsehen, keine Manga, keine Videogames. Nur ein Haufen toter Leute. Und da du tot bist, kannst du nicht mal mit jemandem rummachen! Ich mein, schließlich hast du ja keinen Körper, stimmt’s? Da sind nur du und ein Haufen Geister, die bis in alle Ewigkeit in der Sonne liegen und Small Talk halten.«

Was? Kein Paradies? Keine Videogames? Das ist nicht der Himmel. Das ist die Hölle!

Ich könnte als Säugling von vorne anfangen …

Moment … Sind das wirklich meine einzigen Optionen?

Ich war sichtlich niedergeschlagen, doch die Göttin schenkte mir ein breites Lächeln. »Du hast recht. Wer will schon an einen langweiligen Ort wie den Himmel? Und wiedergeboren zu werden, ist auch nicht so der Kracher. Du verlierst all deine Erinnerungen, was im Grunde dasselbe ist, als würde man sagen, dass du, Kazuma Sato, aufhörst zu existieren. Aber! Ich habe ein Angebot für dich …«

Ich konnte praktisch riechen, dass da was faul war.

Sie sah mir mein Misstrauen wohl an, doch Aqua grinste nur noch breiter. »Du magst doch Videogames, stimmt’s?«

Und dann präsentierte sie stolz ihr großartiges Angebot oder was auch immer.

Zusammengefasst lautete es folgendermaßen: Es gibt eine andere Welt, die sich von unserer unterscheidet, und in der lebt ein Wesen, das man den Dämonenkönig nennt. Die Invasion der Armee dieses Dämonenkönigs bedroht diese Welt. Es ist ein Ort voller Magie und Monster – in anderen Worten: ein Fantasy-Setting ziemlich ähnlich dem von beliebten Games wie Dragon Hunter oder MonsterQuest.

»Also, die Leute, die in dieser Welt sterben … Na ja, weißt du, ein Großteil von ihnen wurde vom Dämonenkönig getötet, okay? Und das wollen sie nicht noch mal durchmachen. Deshalb weigern sich die meisten von ihnen, wiedergeboren zu werden. Das heißt, dort werden immer weniger Babys geboren, und irgendwann wird die Menschheit in dieser Welt vernichtet sein. Also dachten wir … warum schicken wir nicht Leute, die in einer anderen Welt getötet wurden, in diese bedrohte Welt?«

Ich will mir gar nicht vorstellen, wie viel Ärger soeine Einwanderungspolitik macht.

»Und wir haben uns überlegt, wenn wir schon jemanden da hinschicken, sollte es jemand sein, der jung gestorben ist, ein unbeschriebenes Blatt. Wir schicken sie mit unversehrtem Körper und all ihren Erinnerungen los. Und da es nix bringt, jemanden hinzuschicken, nur damit er gleich wieder getötet wird, haben wir außerdem entschieden, dass sie eine Sache mitnehmen dürfen, egal was. Eine wahnsinnige Spezialfähigkeit oder ein unglaubliches Talent … Manche Leute wählen eine legendäre Waffe … Na, wie sieht’s aus? Du bekommst eine zweite Chance in einer neuen Welt, und sie bekommen einen kampfbereiten Helden, der ihnen zu Hilfe kommt. Was denkst du? Gar nicht schlecht, oder?«

Es war wirklich gar nicht schlecht.

Ich spürte Begeisterung aufkommen. Ich mochte Videogames, aber ich hätte nie gedacht, dass sich mal die Chance ergeben würde, in einer solchen Welt zu leben.

Aber eins nach dem anderen …

»Ähm, nur so ’ne Frage, aber … was ist mit der Sprache in dieser neuen Welt? Kann ich sie sprechen?«

»Keine Sorge. Dank der freundlichen Unterstützung von uns Gottheiten wird die Sprache direkt in dein Gehirn geladen, wenn du die Grenze überschreitest, sodass du sie augenblicklich lernst. Natürlich wirst du sie auch schreiben können. Es gibt nur eine geringe Chance, dass es zu einer Überlastung kommt und du einfach Puff machst, wenn du Pech hast. Also! Jetzt musst du nur noch deine fantastische Fähigkeit oder Ausrüstung wählen.«

»Halt, halt, halt, halt, halt! Hast du gerade gesagt, ich könnte Puff machen?«

»Nein, hab ich nicht.«

»Hast du wohl.«

Obwohl sie eine Göttin war, redete ich ganz direkt mit ihr. Die Angst, die ich wenige Minuten zuvor empfunden hatte, war verflogen.

Ich musste zugeben, es war ein verlockendes Angebot. Ja, ich hatte Angst, dass ich Puff machen könnte, aber (ohne angeben zu wollen) Glück war immer eine meiner Stärken gewesen, also ging ich davon aus, dass es schon gutgehen würde.

Aqua hielt mir eine Art Katalog vor die Nase. »Such dir was aus. Irgendwas. Ich werde dir unvergleichliche Macht verleihen. Hier. Das hier ist eine fantastische Spezialfähigkeit. Das hier ist ein legendäres Schwert. Komm schon, egal was. Sag einfach, was du willst, und du kannst es mit in deine neue Heimat nehmen.«

Ich nahm den Katalog und blätterte durch die Seiten. Alles war mit Namen aufgelistet: »Superstärke«, »Tiefenmagie«, »das Heilige Schwert Arondight«, »Murasama die Dämonenklinge«.

Schon klar, sie wollten, dass ich mir eine Kraft oder einen Gegenstand aus diesem Katalog aussuchte. Aber, oh Mann … wie sollte ich mich da je entscheiden?

Vielleicht war es mein Gamer-Instinkt, aber irgendwie fühlte sich das alles total falsch an.

Was nehm ich nur, was nehm ich nur? Tja, wenn es dort Magie gab, musste ich das natürlich ausprobieren! Also vielleicht eine Fähigkeit, die die Anwendung von Magie beinhaltete …

»Komm schon, beeil dich! Es ist sowieso egal, was du nimmst. Niemand erwartet was von einem Hikikomori-Videogame-Nerd, also nimm einfach irgendwas und dann verschwinde! Komm schon – wir haben nicht ewig Zeit!«

»I… Ich bin kein Nerd! Und ich bin draußen gestorben, also bin ich auch kein Hikikomori.« Meine Antwort war leise, und meine Stimme zitterte.

Aqua, die mit ihrem Haar spielte, antwortete komplett desinteressiert: »Hör zu, ist mir egal. Denkst du, du bist der einzige Tote, den ich heute ins Jenseits befördern muss? Mach hinne!« Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und sah mich nicht mal an, während sie sprach. Sie schob sich irgendeinen Snack in den Mund.

Dieses Mädchen! Da trifft sie jemanden zum ersten Mal, und was macht sie? Sie macht sich darüber lustig, wie er gestorben ist! Sie denkt, sie kann machen, was sie will, nur weil sie irgendwie niedlich ist …

Natürlich ging mir ihre Art ziemlich auf die Nerven. Sie wollte also, dass ich mich beeilte und eine Entscheidung traf? Schön, sollte sie haben.

Alles, was ich mitnehmen wollte, richtig?

»Dann nehme ich dich mit.« Ich zeigte auf Aqua.

Aqua sah mich teilnahmslos an und steckte sich noch einen Snack in den Mund. »Hmm. In Ordnung! Bitte stell dich in den magischen Kreis …«

Plötzlich unterbrach sie sich. »H… Hä?! Was hast du gesagt?«

In diesem Moment …

»Der Wunsch sei dir gewährt. Göttin Aqua … Eure Arbeit werde in Zukunft ich übernehmen.«

Aus dem Nichts erschien eine geflügelte Frau in einem grellen Lichtblitz. Sie sah aus wie eine Art Engel.

»Was?«, sagte Aqua dümmlich. Ein blauer magischer Kreis erschien zu ihren Füßen – und zu meinen.

Ohh, coole Effekte! Waren wir wirklich auf dem Weg in eine andere Welt?

»Halt – was?! D… Das soll doch wohl ein Witz sein! Das zählt doch nicht, oder? Das kann nicht zählen! Halt! Warteee!« Sie wedelte verzweifelt mit den Armen, und Tränen strömten über ihr Gesicht.

»Gute Reise, Gebieterin«, sagte der Engel zu ihr. »Überlasst alles mir. Wenn es Euch gelingen sollte, den Dämonenkönig zu besiegen, schicke ich jemanden, um Euch zurückzuholen. Bis dahin gestattet mir, Eure Pflichten zu übernehmen.«

»Halt! Ernsthaft, warte! Ich bin eine Göttin! Ich kann Menschen heilen, aber ich kann nicht kämpfen. Wie soll ich den Dämonenkönig besiegen?«

Der Engel warf einen flüchtigen Blick zu Aqua, die sich schluchzend auf den Boden geworfen hatte, dann lächelte sie mich gütig an. »Kazuma Sato, ich werde dich jetzt als Kandidat für den Helden, der den Dämonenkönig besiegen wird, in deine neue Welt schicken. Wenn dir das gelingen sollte, wirst du ein Geschenk von den Göttern erhalten.«

»Ein Geschenk?«, fragte ich.

»Ja, eines, das dem Wert einer geretteten Welt entspricht. Die Götter werden dir einen Wunsch erfüllen, was immer es ist.«

»Cool!«

Wenn ich diese neue Welt irgendwann satthaben sollte, könnte ich sie zum Beispiel bitten, mich nach Japan zurückzuschicken …

Ich könnte sie bitten, mich steinreich und umgeben von wunderschönen Frauen nach Japan zurückzuschicken, wo ich den Rest meines Lebens damit verbringen würde, Videogames zu zocken! Wie dekadent konnte so ein Wunsch eigentlich werden?

»Hey, warte! Cooler Spruch – aber das sollten eigentlich meiner sein!« Das war wieder Aqua, die den Verlust ihres Jobs an diesen Engel, der aus dem Nichts aufgetaucht war, beklagte.

Um ehrlich zu sein, genoss ich es ganz schön, sie so zu sehen. Ich deutete auf Aqua. »Na, wie fühlt es sich an, von dem Typen, über den du dich gerade lustig gemacht hast, in eine andere Welt geschleift zu werden? Du bist die eine Sache, die ich mitnehme – also nutz lieber deine Göttinnenkräfte, um mein Leben so angenehm wie möglich zu machen!«

»Neiiiin, bitte! Zwing mich nicht, mit so einem Kerl in eine neue Welt zu gehen!«

»Held! Ich bete für deinen Erfolg als einer von vielen Kandidaten, die den Dämonenkönig zu Fall bringen sollen. Und jetzt – hinfort mit dir!«

Die feierliche Beschwörung des Engels wurde nur unterbrochen von Aquas Gejammer: »Neiiiiin! Das ist auch mein Teeeeext!«

Dann wurden die immer noch heulende Aqua und ich von einem gleißend weißen Licht eingehüllt …

1

Pferdekutschen zuckelten über das Kopfsteinpflaster einer Stadt.

»Das … das ist ein Paralleluniversum. Sieh dich um! Wir sind echt in einer anderen Welt! Bin ich wirklich hier? Werde ich wirklich Magie lernen und Abenteuer erleben?« Ich nahm die Szenerie in mich auf und zitterte vor Aufregung.

Backsteinbauten standen Traufe an Traufe wie in einer Szene aus dem mittelalterlichen Europa. Es gab keine Autos oder Motorräder, keine Strommasten, keine Handymasten.

»Oh Mann! Ohhh Mann! Ohmannohmannohmann!« Mein Blick huschte umher, während ich die Leute beobachtete, die an uns vorbeigingen. »Der hat echte Tierohren! Und da ist eine Elfe! Eine echte Elfe! Sie muss eine Elfe sein – sie ist so wunderschön! Mach’s gut, modernes Einsiedlerleben! Hallo, Fantasy-Welt! Also, an so einem Ort kann ich mir tatsächlich vorstellen, rauszugehen … einen Job zu haben und kein Neet mehr zu sein …«

»Määäääääääh! Määäääääääääääh! Määäääääääääääääääääääh!«

Ich sah zu Aqua, die neben mir kniete und das Gesicht in den Händen vergraben hatte.

»Hey, nicht so laut. Was glaubst du, was passiert, wenn alle denken, dass ich mit ’ner Verrückten unterwegs bin? Und überhaupt, solltest du mir jetzt nicht langsam mal was geben? Ich mein, guck dir doch an, was ich anhabe. Ich trage einen Trainingsanzug! In einer Fantasy-Welt! Wenn das hier ein Game wäre, würde ich wenigstens irgendeine Art Grundausrüstung bekommen.«

»Määääääääääääääääääääääääääääääääääääääääääääääääääääähhhh!«

Die Göttin fiel mir um den Hals, während sie heulte.

»Woah! Was machst du da?! Hör auf damit! Ich kümmere mich selbst um die Grundausrüstung. Ich mein … tut mir leid! Wenn du es hier so hasst … dann geh doch einfach wieder zurück. Ich komm schon irgendwie zurecht.«

Meine Hände berührten Aquas, als ich versuchte, mich von ihr zu befreien. Überrascht musste ich feststellen, dass sie zitterten.

»Was redest du da?!« Sie weinte, hielt sich den Kopf und tänzelte vor und zurück. »Ich kann nicht zurück – das ist das Problem! Was soll ich nur tun? Argh, sag schon! Was soll ich denn jetzt machen?!«

Sie schüttelte ihre hüftlangen Haare, und ich erkannte, dass sie eine echte Schönheit gewesen wäre, wenn sie nur endlich die Klappe halten würde … aber im Moment wirkte sie einfach nur wie eine Diva. Um ehrlich zu sein, konnte ich sie kaum ansehen.

»Hey, Göttin, beruhig dich. In so einem Fall muss man das Gasthaus finden. Da fängt man an und sammelt Informationen. So funktionieren alle Rollenspiele.«

»Wa…? Ich dachte, du wärst so ein Videogame-Nerd, der nie vor die Tür geht. Wann bist du so zuverlässig geworden? Und übrigens, Kazuma, mein Name ist Aqua. Es ist ja süß von dir, dass du mich ›Göttin‹ nennst, aber während wir hier sind, solltest du besser meinen Namen benutzen. Wenn die Leute erfahren, wer ich wirklich bin, erregen wir vielleicht zu viel Aufmerksamkeit, und wie sollen wir dann an den Dämonenkönig rankommen? Das hier mag eine andere Welt sein, aber ich werde hier trotzdem verehrt.«

Mit diesen Worten trottete Aqua hinter mir her. Ich für meinen Teil fühlte mich ziemlich selbstbewusst.

Es musste eine Gruppe von Abenteurern geben, die sich dem Dämonenkönig entgegenstellte, oder eine Abenteurer-Gilde, die sich um die Monsterbekämpfung kümmerte, oder irgendetwas in der Art.

Wenn ich so drüber nachdenke – Aqua ist eine Göttin. Warum frag ich nicht einfach sie?

»Aqua, gibt es eine Abenteurer-Gilde? Weißt du, wo wir sie finden können?«, fragte ich, aber sie starrte mich nur ausdruckslos an.

»Wie? Woher soll ich das wissen? Ich weiß nur das absolut Nötigste über diese Welt und nicht jede Kleinigkeit über ihre Städte. Denk doch mal nach – das hier ist nur eine von unzähligen Welten, und diese Stadt ist nur eine von vielen auf dieser Welt. Warum sollte ich irgendwas darüber wissen?«

Dieses Mädchen ist total nutzlos!

Diese Unterhaltung brachte uns nicht weiter, also hielt ich auf der Straße eine Frau mittleren Alters an. Das war besser, als einen Typen zu fragen, der vielleicht Ärger hätte bedeuten können, oder ein Mädchen – durch meine Nervosität wäre der Schwierigkeitsgrad dieser »Quest« durch die Decke geschossen.

»Entschuldigen Sie bitte. Kann ich Sie was fragen? Gibt es hier so was wie eine Abenteurer-Gilde?«

»Eine Gilde? Ja, weißt du das denn nicht? Du musst neu hier sein.«

Ich entspannte mich bei ihren Worten, da ich jetzt wusste, dass es irgendwo eine Gilde geben musste. »Ja, wir kommen von ziemlich weit weg. Wir sind gerade erst angekommen.«

»Meine Güte … wenn ihr in diese Stadt gekommen seid, wollt ihr wohl Abenteurer werden. Willkommen in Axel, der Stadt für neue Abenteurer. Wenn ihr diese Straße runtergeht und dann rechts abbiegt, seht ihr das Schild schon.«

»Geradeaus und dann rechts. Vielen Dank … Okay, dann machen wir uns mal auf den Weg.«

Die Stadt der neuen Abenteurer also. Eine Anfängerstadt. Der ideale Ausgangspunkt für kürzlich verstorbene Neuankömmlinge aus einer anderen Welt.

Nachdem ich der Frau gedankt hatte und der Straße folgte, die sie mir gewiesen hatte, konnte ich spüren, wie Aqua mich mit neuem Respekt betrachtete, während sie hinter mir herrannte.

»Hey«, meinte sie eine Spur erstaunt, »wie hast du dir diese Geschichte so schnell aus dem Ärmel geschüttelt? Du scheinst gar nicht so unfähig zu sein. Warum warst du dann ein Nerd-Einsiedler, der nie eine Freundin oder überhaupt irgendwelche Freunde hatte? Warum hast du als Hiki-Neet gelebt?«

»Keine Freunde oder eine Freundin zu haben, ist nicht unbedingt was Schlechtes. Man kann Leute nicht danach bewerten, wie viele Freunde sie haben oder ob sie in einer Beziehung sind. Und nenn mich nicht Hiki-Neet, du Miststück! Außerdem kannst du nicht einfach behaupten, dass alle Hikikomori auch Neets sind. Ich war erst sechzehn. Da kann die Gesellschaft doch noch nicht von mir erwarten, dass ich schon Teil der Arbeitswelt bin … Ah, da ist es ja.«

Aqua machte Anstalten, mich bei dem Wort »Miststück« zu erwürgen, aber ich ignorierte sie einfach und betrat die Abenteurer-Gilde.

– Die Abenteurer-Gilde –

In jedem Videogame gibt es eine Abenteurer-Gilde. Das ist eine Organisation, die Abenteurern hilft, Arbeit zu finden, und sie anderweitig unterstützt. Im Grunde genommen ist es die Fantasy-Version des Arbeitsamts.

Die Gilde hatte ihren Sitz in einem ziemlich großen Gebäude, und aus dem Inneren drang der Geruch von Essen. Zweifellos würden da zwielichtige Gestalten herumlungern, die ohne mit der Wimper zu zucken Neulinge überfallen würden.

Bevor ich eintrat, bereitete ich mich auf einen Kampf vor …

… und wurde von einer Kellnerin mit kurzem rotem Haar begrüßt, die in einem lieblichen Tonfall sagte: »Oh, willkommen! Wenn ihr nach Arbeit sucht, geht zum Schalter drinnen. Wenn ihr was essen wollt, sucht euch einen freien Tisch.«

Der schummrig beleuchtete Raum schien eine Gaststube zu sein. Leute in Rüstung liefen herum, aber niemand schien auf Ärger aus zu sein. Trotzdem schienen wir eine Menge Aufmerksamkeit zu erregen. Anfangs dachte ich, dass vielleicht nicht viele Neulinge herkamen.

Dann dämmerte es mir.

»Hey, mir gefällt nicht, wie die mich ansehen«, meinte Aqua. »Ich weiß! Es ist die Aura einer Göttin, die ich ausstrahle – sie wissen, wer ich wirklich bin!«

Jeder musterte die Göttin neben mir und gab dumme Kommentare ab. Es ergab Sinn, dass sie Aufsehen erregte. Immerhin wäre sie eine echte Schönheit gewesen, wenn sie nur die Klappe gehalten hätte.

Ich beschloss, die Blicke zu ignorieren und mich meinem eigentlichen Ziel zuzuwenden. »Hör zu, Aqua. Sobald wir uns registriert haben, wird die Gilde uns eine Einführung geben, um uns zu erklären, wie wir als neue Abenteurer überleben können. Sie sollten uns genug Geld geben, um auf ein Abenteuer zu gehen, und uns Arbeit beschaffen, damit wir was zu essen haben, obwohl wir gerade erst anfangen. Vielleicht sagen sie uns auch, welches die besten Herbergen sind. Die meisten Games fangen so an. Normalerweise würde ich sagen, dass es deine Aufgabe ist, sicherzustellen, dass wir alles Nötige zum Leben in dieser Welt haben, aber … Vergiss es. Für heute registrieren wir uns erst mal, stellen sicher, dass wir genug Geld für eine Grundausrüstung haben, und finden einen Platz zum Schlafen.«

»Ich weiß nicht, wovon du redest. Meine Aufgabe ist es, tote Menschen in diese Welt zu schicken. Aber okay. Ich weiß nichts über Videogames, aber so wie ich es verstehe, fängt man in so einer Welt so an, ja? Ich muss mich einfach nur als Abenteurer registrieren lassen, richtig?«

»Ganz genau. Also los!« Ich zog Aqua mit mir zum Schalter.

Es gab vier Rezeptionisten. Zwei davon waren Frauen. Ich ging zur hübscheren der beiden.

»Hey, bei den anderen dreien hätten wir nicht in der Schlange warten müssen«, protestierte Aqua hinter mir. »Warum hast du die hier genommen? Warte, ich weiß schon. Weil sie die Hübscheste ist, richtig? Ts, und da dachte ich grade, dass ich mich auf dich verlassen könnte …«

Die hat ja keine Ahnung. Ich drehte mich zu ihr um und flüsterte: »Lektion eins, stell dich gut mit dem Mädchen von der Gilde. Lektion zwei, die Hübschen haben immer eine Hintergrundgeschichte. Da wartet bestimmt ein Bonusevent. Irgendwann finden wir raus, dass das Mädchen früher mal eine berühmte Jägerin war oder so was.«

»Wenn ich drüber nachdenke, so was habe ich auch schon mal in Manga gesehen. Tut mir leid, ich stell mich einfach hier mit an.«

Die Rezeptionisten an den freien Schaltern funkelten uns böse an, weil wir uns absichtlich an diesem hier anstellten, aber ich ignorierte sie.

Endlich waren wir dran.

»Hallo, wie kann ich Ihnen behilflich sein?« Die Empfangsdame schien sehr nett zu sein und auf jeden Fall sehr hübsch. Mit ihrem welligen Haar und dem üppigen Busen wirkte sie sehr erwachsen.

»Ähm, wir wollen Abenteurer werden, aber wir sind gerade erst vom Land in die Stadt gekommen und haben keine Ahnung, wie wir das anfangen sollen …«

Wenn ich vorgab, dass wir vom Arsch der Heide kamen, würde die Empfangsdame wahrscheinlich die Initiative ergreifen und uns sagen, was wir wissen mussten.

»Verstehe … Also, erst mal fällt eine Anmeldegebühr an. Das ist doch kein Problem?«

Na bitte. Eine Einführung, einfach so. Jetzt mussten wir nur noch tun, was sie gesagt hatte, und …

Eine Anmeldegebühr?

»Hey, Aqua, hast du Kohle?«

»Was denkst du denn? Als hätte ich die Zeit gehabt, mir mein Portemonnaie zu greifen, als du mich hierhergeschleppt hast!«

Was sollten wir tun? Vielleicht könnten wir einen Anfängerkredit aufnehmen oder die Gebühr später bezahlen?

Aqua und ich traten vom Schalter weg, um uns zu beraten.

»Was machen wir jetzt? Wir sind gerade mal seit fünf Minuten hier, und schon sind wir in eine Sackgasse geraten! In einem Game fängt man normalerweise mit einer Grundausrüstung oder wenigstens ein bisschen Startkapital an.«

»Himmel, was ist nur aus dem männlichen Selbstbewusstsein geworden, das du noch vor ein paar Minuten hattest? Na ja, da lässt sich wohl nichts machen. Du bist nun mal ein Hikikomori. Also schön, überlass das mir. Guck einfach nur zu. Ich zeig dir, wozu eine Göttin fähig ist.«

Ein Mann, der eine Priesterrobe zu tragen schien, auch wenn sie schäbig und abgetragen war, saß in der Nähe. Aqua ging schnurstracks auf ihn zu. »Sie, Priester! Was ist Ihre Konfession? Ich bin Aqua! Genau, die Aqua, die von den Axis-Anhängern angebetet wird! Wenn Sie … ein Gläubiger sind … würde es … wirklich helfen, wenn Sie mir … Geld leihen könnten.«