Konservatives Manifest - Jordan B. Peterson - E-Book

Konservatives Manifest E-Book

Jordan B. Peterson

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Beschreibung

Dr. Jordan B. Peterson ist einer der einflussreichsten Intellektuellen weltweit und bekannt durch seinen Bestseller "12 Rules for Life". In dieser aufrüttelnden Streitschrift zeigt er, dass das, was sich derzeit vornehmlich als Welt- und Wirtschaftskrise manifestiert, im Kern eine tiefe Sinn- und Wertekrise der bürgerlichen Kultur des Westens ist, und setzt sein Manifest unerschrocken als Bollwerk gegen die vorherrschende Sinnleere, Verzweiflung und Orientierungslosigkeit. Mit einer Resonanz von u. a. Norbert Bolz und Birgit Kelle.

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Jordan B. Peterson Konservatives Manifest

www.fontis-verlag.com

Jordan B. Peterson

Konservatives Manifest

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Der Fontis-Verlag wird von 2021 bis 2024 vom Schweizer Bundesamt für Kultur unterstützt.

© der englischen Originalausgabe by Jordan B. Peterson Die englische Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel «A Conservative Manifesto» als frei zugänglicher Text im Internet.

© der deutschsprachigen Ausgabe 2023 by Fontis-Verlag Basel Alle Rechte vorbehalten.

Umschlag: René Graf, Fontis Satz: Samuel Ryba – Design Ryba Foto Jordan Peterson: © by Gage Skidmore/Wikimedia Übersetzung: Kathrin Enke Redaktion: Dr. Dominik Klenk und Birgit Kelle E-Book-Herstellung: Textwerkstatt Stefan Jäger

ISBN (EPUB) 978-3-03848-702-9

Inhalt

Konservatives Manifest

Einleitung

Demut

Freiheit

Autonomie

Wahrheit

Handlungsfähigkeit

Identität

Leistung

Verantwortung

Gemeinschaft

Schöpfungsverantwortung

Gerechtigkeit

Tradition

Einigkeit

Schlussfolgerung

Anhang 1

Über Armut und Ungleichheit, ihre Natur und ihre Bekämpfung

Anhang 2

Über persönliche Verantwortung und die praktische Bedeutung, die dem Sinn des Lebens zukommt

Resonanzen

Norbert Bolz

Birgit Kelle

Alexander Grau

Über den Autor

Einleitung

Eine tiefgreifende Sinnkrise erschüttert, destabilisiert und entmutigt derzeit die souveränen Bürger des Westens und die gesellschaftlichen Institutionen, auf die wir angewiesen sind. Diese Krise hat sich zunehmend auf den Rest der Weltbevölkerung ausgeweitet, sie stiftet Verwirrung und sät Misstrauen; sie erzeugt allenthalben eine kontraproduktive Zwietracht – anstelle von freiwilliger Zusammenarbeit und friedlichem Wettbewerb, welche uns leiten und zusammenführen könnten.

Diese Krise ist in erster Linie Folge eines zersetzenden Zweifels, gesät nicht zuletzt durch eine gleichgültige Haltung gegenüber unseren Werten, Zielen und Handlungsgrundsätzen – jenen Grundsätzen, die uns bisher inspiriert, geleitet und gestärkt haben.

Diese Krise ist zweitens die Folge der historisch beispiellosen Ignoranz, mit der wir die eigentliche Quelle, die Natur und den Charakter dieser Grundsätze verkennen, und unserer aus dieser Ignoranz resultierenden Unfähigkeit, die Existenz jener Grundsätze moralisch herzuleiten und zu rechtfertigen.

Diese Krise ist drittens Folge eines (aus diesem Zweifel und dieser Ignoranz erwachsenden) anmaßenden, voreiligen und letztlich rein eigennützigen Beharrens darauf, dass nichts anderes als der Wille zur Macht – die Bereitschaft und das Bedürfnis, zu dominieren und auszubeuten – sämtliche individuellen Wahrnehmungen und Handlungen motiviert und alle gesellschaftlichen Institutionen hervorbringt und aufrechterhält.

Diese Krise ist schließlich Ergebnis der Frustration und Verbitterung, die notwendigerweise entsteht, wenn Zweifel, Unwissenheit und intellektuelle Überheblichkeit zusammenwirken, um zu dämonisieren, zu spalten und auszubeuten; um eine unmögliche und endgültige begriffliche Gewissheit zu behaupten; und um die Anerkennung einer falschen und durch nichts gerechtfertigten moralischen Tugend zu verlangen.

Diese Krise manifestiert sich in den götzendienerischen Kämpfen, die gleichzeitig kleinlich und furchtbar sind und die derzeit unsere Welt spalten: in den Auseinandersetzungen rund um die Frage der Identität, die in die Irre führen und hoffnungslos machen; im Schüren von Misstrauen zwischen Männern und Frauen, im Beharren auf einer zwingenden Feindschaft zwischen Schwarz, Braun und Weiß; in der Unterwerfung der Bildung, die eigentlich aufklären sollte, unter besitzergreifende Ideologien; im Kreislauf der Anschuldigungen, der jenes Vertrauen bedroht, von dem Frieden und Wohlstand nun einmal abhängen; und in der panischen, menschenfeindlichen, apokalyptischen Untergangsstimmung, die den Geist unserer Söhne und Töchter schwächt.

Was können diejenigen von uns, die versuchen, an den traditionellen Werten unserer Vergangenheit festzuhalten und einen unerschütterlichen Glauben an sie zu demonstrieren, in solchen Zeiten anbieten?

Nicht den unüberlegten und zweckdienlichen Appell an Zynismus und Bitterkeit verbunden mit der Feststellung, dass unsere sozialen und politischen Institutionen von Grund auf unzuverlässig, korrupt und vertrauensunwürdig seien.

Nicht die harsche und verurteilende Ermahnung oder Forderung, einen Moralkodex anzunehmen und aufrechtzuerhalten, der nur durch Freudlosigkeit, Sterilität und Neigung zu Verbot und Verdammung besticht.

Sondern die selbstbewusste und unerschrockene Weitergabe der vergessenen ewigen Wahrheiten an all jene, die derzeit ohne diese umherirren, die in diesem Mangel dürsten und hungern.

Welche Werte, die für das konservative Temperament von überragender Bedeutung sind, schreien derzeit nach Wiederentdeckung, Rückbesinnung und Aneignung?

Eine zwangsläufig unvollständige, aber unbedingt notwendige Liste könnte Folgendes beinhalten: Demut, Freiheit, Autonomie, Wahrheit, Handlungsfähigkeit, Identität, Leistung, Verantwortung, Tradition, Gemeinschaft, Schöpfungsverantwortung, Gerechtigkeit und Einigkeit.

Dieser Aufzählung hinzufügen könnte man eine Reihe von Thesen über die wahre Natur und Quelle absoluter Entbehrung, die Unvermeidbarkeit wirtschaftlicher Ungleichheit und die praktischen Gegebenheiten der individuellen Kompetenz, von der die psychische Gesundheit des Einzelnen und der Zusammenhalt der Gesellschaft gleichermaßen und wechselseitig abhängen.

Demut

Demut ist das Gegenteil jener hochmütigen, autoritären Arroganz, die für sich beansprucht, über umfassende und endgültige Fähigkeiten und Kenntnisse zu verfügen.

Demut zu schätzen heißt, die Unzulänglichkeit der gegenwärtigen Annahmen zu akzeptieren; anzuerkennen, dass es sinnvoll ist, sich mit dem zu befassen, was man noch nicht weiß; den Meinungen anderer zuzuhören, sie ernst zu nehmen und sie wirklich versuchen zu begreifen (ganz gleich, wie wenig fundiert sie sind); danach zu streben, weiteres Wissen zu erlangen; und zu überzeugen und einzuladen, statt zu beharren und zu erzwingen.

Demut ist daher eine grundlegende Voraussetzung für das Lernen, für das revitalisierende, sinnerfüllte Engagement, das durch Lernen entsteht, und für die Aufrechterhaltung und Erneuerung dessen, was bereits rechtmäßig gelernt, etabliert und allgemein geschätzt wurde.

Freiheit

Freiheit ist nicht deshalb kostbar, weil sie einen Hedonismus ermöglicht, der Zukunft und Gemeinschaft rücksichtslos der konzeptionell eng gefassten Gegenwart und den impulsiven Bedürfnissen und Wünschen des Einzelnen opfert.

Freiheit ist kostbar, weil sie allen freien und einzigartigen Menschen die Möglichkeit gibt, sich dem Potenzial der Zukunft bestmöglich zu stellen; sich an den freiwilligen, produktiven Wechselbeziehungen zu beteiligen, die ein friedliches, sich gegenseitig erhaltendes gesellschaftliches Zusammenleben möglich machen; die Wahrheit zu sagen, die erlöst und erneuert; und die Verantwortung der Staatsbürgerschaft und des ethischen Handelns zu übernehmen.

Freiheit ermöglicht es den Menschen, sowohl im Privaten als auch in der Öffentlichkeit authentisch und ohne willkürliche Zwänge zu denken.

Freiheit erlaubt es den Menschen, dieses ungehinderte authentische Denken dazu zu nutzen, sich eine Vielfalt von Möglichkeiten vorzustellen, diese einzeln und gemeinsam zu bewerten, zu kritisieren, zu gewichten und zu verbessern und aus diesen vielfältigen kritisierten und verbesserten Möglichkeiten den ersichtlich wertvollsten, überzeugendsten Weg in die Zukunft zu wählen.

Autonomie

Die sich abzeichnenden Probleme, die uns fortwährend bedrängen und uns gleichzeitig neue Chancen eröffnen, können nur durch kontinuierliche Bereitstellung einer – ebenfalls unvorhersehbaren und variablen – Reihe von Lösungsansätzen angegangen werden.

Dies lässt sich am besten durch die Wertschätzung und Förderung der Entwicklung eines möglichst breiten Spektrums an produktiven Maßnahmen und Unternehmungen gewährleisten, aus deren Vielfalt die am besten geeigneten Lösungen gewonnen werden können.

Autonome Bürger können die individuellen Besonderheiten ihres Temperaments, ihrer Erfahrung und ihrer Fähigkeiten in die Lösung des eigentlichen Problems der Anpassung einbringen.

Autonome Menschen und Institutionen – in möglichst großer Streuung – haben die Freiheit, unterschiedlich auf die besonderen Anforderungen ihres lokalen Umfelds zu reagieren. Aus diesem Pool von Varianten können alle Individuen, die frei kommunizieren und urteilen können, die Lösungen ableiten, die für ihre aktuellen Gegebenheiten und Probleme am besten geeignet und am effizientesten sind.

Weit verteilte, autonome lokale Aktivitäten ermöglichen den Aufbau widerstandsfähiger, groß angelegter integrierter Systeme, die optimal gegen die rasche und gefährliche Ausbreitung jedes beliebigen unvorhergesehenen aufkommenden Problems gewappnet sind und optimal mit zeitnahen und zielgerichteten Lösungen reagieren können.