Krabbenbrot und Seemannstod - Cornelia Kuhnert - E-Book + Hörbuch

Krabbenbrot und Seemannstod Hörbuch

Cornelia Kuhnert

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Beschreibung

Von fiesen Morden bei den Friesen im Norden Im Hafen von Neuharlingersiel liegt der Chef der Krabbenschälfabrik – mausetot. Für die Ermittler steht schnell fest: Hauke Matthiesen soll den Mord aus Eifersucht begangen haben. Doch Haukes Freunde, Dorfpolizist Rudi, der gutmütige Postbote Henner und seine neue Nachbarin, Lehrerin Rosa, wollen das nicht glauben. Sie sind überzeugt, dass die Kripo Wittmund den Falschen am Wickel hat. Und weil niemand ihnen zuhört, krempeln sie eben selbst die Ärmel hoch und ermitteln. Mit ihren eigenen Methoden. «Endlich ein neues, originelles Ermittlerteam an der Küste!» (Klaus-Peter Wolf) «Diejenigen, die Ostfriesland lieben, und alle, die dort noch nie gefroren haben, werden von diesem Trio so begeistert sein wie ich!» (Gisa Pauly) «Wer geglaubt hat, dass er Ostfriesland kennt, der wird hier eines Besseren belehrt – und das mit einer saftigen Portion Spannung und vor allem Humor, den manch einer den knorrigen Charakteren am Nordseestrand nicht zutraut, was aber einmal mehr beweist: Friesland singt nicht nur, es lacht auch!» (Margarete von Schwarzkopf)

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Zeit:4 Std. 48 min

Sprecher:Oliver Kalkofe

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Cornelia Kuhnert • Christiane Franke

Krabbenbrot und Seemannstod

Ein Ostfriesen-Krimi

Über dieses Buch

Von fiesen Morden bei den Friesen im Norden.

 

Im Hafen von Neuharlingersiel liegt der Chef der Krabbenschälfabrik – mausetot. Für die Ermittler steht schnell fest: Hauke Matthiesen soll den Mord aus Eifersucht begangen haben. Doch Haukes Freunde, Dorfpolizist Rudi, der gutmütige Postbote Henner und seine neue Nachbarin, Lehrerin Rosa, wollen das nicht glauben. Sie sind überzeugt, dass die Kripo Wittmund den Falschen am Wickel hat. Und weil niemand ihnen zuhört, krempeln sie eben selbst die Ärmel hoch und ermitteln. Mit ihren eigenen Methoden.

 

«Endlich ein neues, originelles Ermittlerteam an der Küste!» (Klaus-Peter Wolf)

 

«Diejenigen, die Ostfriesland lieben, und alle, die dort noch nie gefroren haben, werden von diesem Trio so begeistert sein wie ich!» (Gisa Pauly)

 

«Wer geglaubt hat, dass er Ostfriesland kennt, der wird hier eines Besseren belehrt – und das mit einer saftigen Portion Spannung und vor allem Humor, den manch einer den knorrigen Charakteren am Nordseestrand nicht zutraut, was aber einmal mehr beweist: Friesland singt nicht nur, es lacht auch!» (Margarete von Schwarzkopf)

 

Vita

Christiane Franke wurde an der Nordseeküste geboren und lebt immer noch gerne dort. Sie schreibt Küstenkrimis und gibt Anthologien heraus.

www.christianefranke.de

 

Cornelia Kuhnert lebt in Hannover. Sie hat bereits zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht und Anthologien herausgegeben.

www.corneliakuhnert.de

 

Mehr über die Friesenkrimis der beiden: www.kuestenkrimi.de.

PROLOG

Der Himmel ist nachtschwarz. Die Luft eisig. Trotz der dicken Handschuhe friert der Mann im Führerhaus seines Kutters. Ein anderer, deutlich schmächtiger, steht schweigend neben ihm. Obwohl der Laderaum der «Spökenkieker» gut gefüllt ist, ist die Stimmung gedämpft.

Sie wissen, sie hätten das nicht tun dürfen.

Der Fischer am Steuer zündet sich eine Zigarette an. Seine Nerven liegen blank. Lass es die nächste Stunde noch gutgehen, betet er, nur die nächste Stunde noch. Er drosselt den Motor. Leise tuckernd fährt er im Schutz der Nacht in den Hafen. Der Schmächtige geht nach vorn, um gleich die Fender rauszuhängen und die «Spökenkieker» an der Hafenmauer festzumachen.

Plötzlich flammt ein Licht auf, dann noch eines. Immer mehr Lampen erhellen den kleinen Hafen. Laute Rufe schallen von beiden Hafenseiten zu ihnen auf den Kahn.

«Ihr Schweine! Wir machen euch fertig!»

Im grellen Licht der Lampen sehen sie eine schwarz gekleidete Gestalt auf einen der Kutter am Kai springen. Ein anderer löst die Vertauung.

«Zurück!», brüllt der Schmächtige. Sofort stoppt sein Kollege die Maschine und legt den Rückwärtsgang ein. Schnell dreht er bei. Mit voller Kraft voraus verschwindet der Kutter wieder im Dunkel der Nacht.

SONNTAG

Henner Steffens schaut auf den Wecker und schließt sofort wieder die Augen. Sieben Uhr dreiundzwanzig. Er ist müde, und jeder Knochen tut ihm weh. Das war gestern aber auch echt blöd: Rutscht er beim Boßeln auf einer gefrorenen Pfütze mitten im Anlauf aus und legt sich lang auf die Nase. Das Lachen der anderen hört er jetzt noch. Er schnauft und dreht sich auf die andere Seite. Aber er kann nicht mehr einschlafen. Stöhnend setzt er sich auf. Wo er schon wach ist, kann er sich auch einen Tee kochen.

Zehn Minuten später sitzt er wieder auf seinem Bett, die Decke bis zum Bauch hochgezogen, den Becher in der Hand und die Sonntagszeitung auf den hochgestellten Knien. Mit dem ersten vorsichtigen Schluck – der Tee ist verdammt heiß – merkt er, wie seine Lebensgeister zurückkehren. Er nimmt gerade den zweiten Schluck, als es erbarmungslos an seiner Wohnungstür klingelt. Er schreckt auf, der heiße Tee schwappt ihm ins Gesicht und tröpfelt auf sein orangefarbenes Jägermeister-T-Shirt, die Guten-Morgen-Sonntag und die weiße Bettdecke mit dem gehäkelten Spitzeneinsatz, die er erst gestern frisch bezogen hat. So ’n Schiet, flucht Henner. Er hätte das rote Bettzeug nehmen sollen. Es klingelt immer noch.

«Nun ma sinnig, ich komm ja schon.» Missmutig geht er zur Tür. Sicher ist es Rudi. Manchmal reitet den der Teufel, dann klingelt er sonntags in aller Herrgottsfrühe. Will Henner zum Joggen abholen oder noch schlimmer: Fitnesstraining, Schwimmbad, Sauna. Sein alter Sandkastenfreund hat die irrwitzigsten Ideen, wie man freie Vormittage verbringen kann. Doch das Schlimmste ist, dass Rudi stets behauptet, sie hätten am Abend vorher im «Dattein» darüber gesprochen. Aber das muss dann nach dem sechsten Bier gewesen sein.

Immer noch schrillt die Glocke. «Ja doch, bin schon da.» Henner reißt die Tür auf. «Verdammich, nich so laut, oben is …» ’ne neue Mieterin wollte er sagen, aber genau die steht vor ihm.

Rosa Moll. Im pinkfarbenen Jogginganzug mit knallroter Steppweste und dicken Stiefeln. Was will die denn? Und vor allem um diese Zeit? Bevor er etwas sagen kann, legt sie los.

«Pepe ist weg. Sie müssen mir helfen.»

Er guckt sie von oben bis unten an, rührt sich aber nicht einen Millimeter. Überraschungen konnte er noch nie gut leiden, so was wirft ihn aus der Bahn.

«Bitte! Er ist am Hafen.» Sie schnieft laut und mustert ihn ihrerseits – von seinen nackten Füßen über die behaarten Beine, die rot-weiß karierten Boxershorts und den mit Hirschgeweih geschmückten Bierbauch bis hoch zu seinem verschlafenen Gesicht.

«Pepe?», fragt Henner skeptisch und zieht unwillkürlich den Bauch ein. Damenbesuch am frühen Morgen, da ist er nicht drauf eingestellt. Das würde sich nicht mal eine seiner Schwestern trauen. Der Sonntag ist ihm heilig, das wissen alle.

«Wir müssen uns beeilen!» Rosas blonde Locken hüpfen bei jedem Wort auf und ab. «Da treiben überall Eisschollen. Wenn er da reinfällt, ist er tot.»

«Tot?»

«Sag ich doch.»

«Warten Sie hier.» Henner dreht sich um. Wenn Gefahr im Verzug ist, muss er helfen. Keine Frage. Da bewegt er sich dann selbst Sonntag früh mal etwas zügiger, kommt nach einer Rekordzeit von fünf Minuten in Jeans, T-Shirt und dem dicken Troyer zurück, zieht seine Goretex-Stiefel an und greift sich die Wachsjacke vom Haken neben der Tür.

«Na, dann man los», sagt er. Bevor er die Wohnungstür zuzieht, steckt er noch sein Handy ein. Das kann nie schaden.

 

Das Gras im Vorgarten ist gefroren und funkelt im Licht der aufgehenden Sonne. Bei zwei Grad unter null wirbelt der Atem der beiden wie Rauch durch die Luft. Die Äste der Obstbäume und die Blätter der Rhododendronbüsche sind mit einer Raureifschicht überzogen. Der Winter geht in eine neue Frostrunde, wie immer mit Unterstützung des eisigen Windes, der polare Luft übers Land treibt.

Fröstelnd zieht Henner den Reißverschluss seiner Jacke hoch. Er hätte Handschuhe mitnehmen sollen. Mit schnellen Schritten überqueren sie die Cliener Straat, die Hauptstraße des kleinen Fischer- und Touristenortes. Aus dem Augenwinkel registriert er, dass in Rudis Schlafzimmer die Rollos noch unten sind. Der hat’s gut, neidet er, während er der pinkfarbenen Frau hinterherhastet, direkt am Andenkenladen seiner ältesten Schwester vorbei. Adelheids Lädchen ist natürlich noch geschlossen. Im März ticken die Uhren in Neuharlingersiel langsamer, und um diese Uhrzeit dreht Adelheid sich sonntags gern noch mal im Bett um. Er eigentlich auch.

Henner keucht, als sie den Hafen erreichen. Von einer Flutmauer geschützt, strahlt er Geborgenheit aus, trotz der Eiseskälte und dem Wind, der auch hier pfeift. Dicht gedrängt und verlassen liegen die Krabbenkutter im Hafenbecken.

«Wo haben Sie Pepe denn zuletzt gesehen?»

«Auf einem der Kutter, hab ich das nicht gesagt?» Rosa beschleunigt, und genau in diesem Moment durchbricht ein jammernder Klagelaut die morgendliche Stille. Ein zweiter und dritter Schrei folgen. Rosa erstarrt, dann entspannt sie. «Das ist nicht Pepe. Der schreit anders.»

Das ist Henner längst klar, kennt er doch das Kreischen der Möwen, seit er als Säugling in die Windeln geschissen hat.

«Da!» Plötzlich schießt Rosas Zeigefinger vor. «Da ist Pepe!»

Rechter Hand liegen die vereisten Netze der Krabbenfischer über den Pollern, dahinter sieht er zwar den Kutter von Onkel Arnold, aber keinen Pepe. Henner kneift die Augen zusammen. Die Baumkurre hängt an der Seite. Sie ist genauso leer wie das Bootsdeck.

«Wo isser denn nu?»

«Da oben!» Rosas Finger streckt sich Richtung Himmel, und Henners Augen wandern hinterher. Hoch und höher, bis zu einem schwarzen Etwas mit signalrotem Schnabel, das auf der Spitze des Mastes sitzt.

«… ein Vogel?», fragt Henner ungläubig. Seine Augenbrauen ziehen sich bedrohlich zusammen.

«Ein Beo», belehrt Rosa ihn. Der hat sie auch entdeckt und kreischt laut: «Halt die Klappe!», dann breitet er seine Schwingen aus, hebt ab und dreht eine elegante Runde über dem kleinen Sielhafen, bevor er sich wieder auf Onkel Arnolds Kutter niederlässt.

«Halt die Klappe!», fordert er noch einmal.

«Pepe, mein Süßer, komm zu mir», gurrt Rosa, doch der Beo dreht ihr demonstrativ den Rücken zu und zupft sich am Gefieder.

«Ich glaub, er ist beleidigt, weil wir umgezogen sind. Aber das wird sich geben. Ich muss ihn nur wieder in die Wohnung bekommen. Dann lasse ich ihn ein paar Tage in seinem Käfig. Mit ein paar Leckerlis hab ich ihn noch immer rumgekriegt.» Rosa strahlt Henner an. «Pepe ist eben auch nur ein männliches Wesen.»

Verärgert zieht Henner die Augenbrauen noch dichter zusammen. Vögel, die in Käfigen gehalten werden, sind nicht nach seinem Geschmack. Genauso wenig wie Frauen, die ihn am Sonntagmorgen aus dem Bett klingeln, wenn er gerade gemütlich die Zeitung liest und seinen ersten Tee trinkt.

«Joa, denn … ich geh mal wieder», sagt er und dreht sich um. Die Frau hat ja vielleicht Nerven. Holt ihn wegen eines Vogels aus dem Bett! Um den muss man sich nun wirklich keine Gedanken machen. Warum auch? Wer Flügel hat, kann fliegen. Bei Sven war das damals anders. Als der ins Hafenbecken gefallen ist, ist Henner sofort hinterher. Ohne nachzudenken. Hat mitten beim Postverteilen seine Berta, wie er seinen Dienstdrahtesel liebevoll nennt, zur Seite geschmissen und ist in voller Montur hinterhergesprungen. Hätte er gewusst, dass Sven da schon drei Wochen das Schwimmabzeichen in Gold hatte, hätte er es sich vielleicht noch mal überlegt. Zumal er nachher mehr Schwierigkeiten hatte, aus dem Hafenbecken zu klettern, als der Junge. Rudi, sein bester Kumpel und Svens Vater, rechnet ihm seinen Einsatz allerdings auch heute noch hoch an. Goldenes Schwimmabzeichen hin oder her.

«Wie? Sie gehen wieder?», fragt seine neue Nachbarin. «Sie müssen doch was unternehmen!»

«Nee.»

«Wie, nee?» Sie guckt ihn entgeistert an.

«Das da», sagt er und hebt den Finger, «ist ein Vogel. Der kann fliegen. Ein Hund wär was anderes. Meinetwegen auch eine Katze, obwohl die ja wohl sieben Leben hat. Aber ein Vogel? Nee, der kann sich allein helfen.» Er dreht sich um.

«Aber Pepe kennt sich hier doch nicht aus», begehrt Rosa Moll auf. Henner nimmt sich fest vor, dass er das nächste Mal, wenn Tante Hildegard die Oberwohnung vermietet, bei der Auswahl des Mieters ein Wörtchen mitredet. Insgeheim vermutet er ja, dass Tante Hildegard das mollige Fräulein in die Wohnung über ihn gesetzt hat, um ihm zu verstehen zu geben, dass es für Henner mit Anfang vierzig Zeit wird, eine Familie zu gründen. Aber da hat sie mit der völlig danebengegriffen. Die wohnt nicht mal einen Tag im Haus und geht ihm jetzt schon gehörig auf die Nerven. Damit toppt sie sogar den Finanzbeamten aus Aurich, der vorher da gewohnt und zu unchristlichen Zeiten Saxophon gespielt hat.

«Vielleicht binden Sie Ihrem Beo einen Ortsplan um», schlägt Henner trocken vor, «den gibt’s kostenlos bei der Touristeninformation. Und reden scheint er ja zu können.»

«Ich finde Sie ganz schön gemein.» Rosa Moll schnieft laut und steigt über die steifgefrorenen Fischernetze. «Wenn Sie schon nichts unternehmen, vielleicht halten Sie wenigstens meine Hand, damit ich rüberklettern kann?»

Henner zögert. Der Abstand zwischen Kutter und Hafenmauer ist nicht unerheblich, vor allem jetzt bei Ebbe – und die Moll sieht nicht so aus, als ob sie Expertin im Weitsprung wäre.

«Lassen Sie das. So wird das doch nix. Sie klettern auf den Kutter, und der Vogel fliegt weiter. Da machen Sie sich doch lächerlich. Wenn Sie in Ihrer Wohnung das Fenster auflassen und ordentlich Futter für ihn hinstellen, kommt er bestimmt schnell zurück. Gibt ja um diese Jahreszeit nicht viel, womit er in freier Wildbahn satt wird.»

«Geben Sie mir Ihre Hand», beharrt die Nervensäge. «Da drüben ist mein Vogel, und ich werd ihn hier nicht einfach erfrieren lassen.»

«Na denn …» Er reicht ihr seine Hand, die sie sofort ergreift. Henner ist überrascht, wie warm die sich anfühlt. Und wie weich.

«Ich geh da jetzt rüber, wenn Sie nichts tun.»

Eigentlich sollte sich ein Gentleman so etwas nicht zweimal sagen lassen. Aber Henner hat sich noch nie für einen gehalten. Bei acht Schwestern, sieben davon älter als er, kann man wohl auch keiner werden. Lieber stur bleiben. Damit ist er bislang gut durchs Leben gekommen.

Rosa blickt ihn noch einmal auffordernd an. Er blickt ausdruckslos zurück. Sie lässt seine Hand los, atmet tief ein, stellt sich direkt an die Mauerkante und wirft einen Blick nach unten, will schon zum Sprung ansetzen, stoppt jedoch mitten in der Bewegung. Ohne sich umzudrehen, fragt sie: «Haben Sie ein Handy dabei?»

«Häh?»

«Haben Sie ein Handy dabei?», wiederholt Rosa ungeduldig.

«Wieso?»

«Weil da unten einer liegt.»

Henner tritt neben sie. Tatsächlich. Zwischen den Kuttern und der Hafenwand liegt jemand auf einer Eisscholle. Sieht aus wie ein Mann. Der Rücken kommt Henner aber nicht bekannt vor. Also keiner seiner zahlreichen Verwandten. Das ist schon mal gut. Die würde er nämlich auch von hinten erkennen, notfalls sogar im Dunkeln.

«Hallo?», ruft er. «Sie da!»

«Herr Steffens … der sieht ziemlich tot aus. Rufen wir lieber die Polizei.»

Stimmt, findet Henner nun auch, zumal von unten keine Antwort kommt. Am besten, er flitzt gleich rüber zu Rudi. Der ist schließlich bei der Kripo und für Neuharlingersiel zuständig. Falls hier mal was sein sollte. Ist aber eigentlich nie was. Höchstens mal zwei Campingfahrzeuge, die sich beim Einparken anrempeln, oder ein Tourist blockiert eine Einfahrt.

«Ihr Handy, Herr Steffens!»

«Hetzen Sie doch nich so. Kommt ja nun wirklich nicht auf fünf Minuten an.» Henner zieht das Handy aus seiner Jackentasche und tippt Rudis Nummer ein.

Wilhelm Petersen hat schlecht geschlafen. Und viel zu kurz.

Schwerfällig streift er sich die Filzpantoffeln über – der Rücken macht heute ordentlich Zicken –, schnappt sich den Morgenmantel vom Bettende, schlurft leise in die Küche und füllt den Wasserkessel. Während die Gasflamme den Kessel erhitzt, gibt Petersen drei Messlöffel Thiele Tee in das silberne Ei, stützt sich auf die Arbeitsfläche und schaut aus dem Fenster ins Licht des beginnenden Tages. In der letzten Woche war das Hafenbecken zugefroren, nichts ging mehr, auch die Fährverbindung nach Spiekeroog musste wegen Eisganges eingestellt werden. Seit drei Tagen aber sieht man wieder Bewegung bei den Eisschollen, und gestern hat die «Spiekeroog II» ihren Betrieb wieder aufgenommen.

Der Kessel pfeift, Petersen gießt das Wasser in die doppelwandige runde Metallkanne, setzt das Ei hinein und dreht die Tee-Uhr um. Um seinen Mund liegt ein entschlossener Zug, als er nach draußen schaut. Was ist das denn? Da ist doch Bewegung am Hafen. Petersen kneift die Augen zusammen. Er erkennt einen rosa gekleideten Menschen neben einem anderen, größeren. Der rosafarbene steht an der Kaimauer. Nun tritt auch der andere daneben, und beide schauen in die Tiefe. Petersen greift zum Fernglas.

Rudolf Hieronymus Bakker, kurz Rudi genannt, rennt durch den Durchgang am Unner-up-Weg zum Hafen. Er hat sich nicht einmal die Zeit genommen, sich umzuziehen. Er trägt noch seinen Trainingsanzug, den er sich gerade zum Joggen angezogen hatte. «Freya Fresena 1900 e.V.» steht groß auf dem Rücken. Um den Hals hat er einen grünen Werder-Bremen-Schal gewickelt. Das Lieblingsutensil seines Sohnes Sven hängt immer griffbereit an der Garderobe im Flur. Im Arm hat er die dicke Rolle Trassierband. Die gehört eigentlich der Straßenmeisterei, aber sie lag noch in seiner Garage und ist für diesen unerwarteten Einsatz wie gemacht.

«Wo ist der Tote? Ich …», kommt Rudi ohne Begrüßung zur Sache. Er hält inne, als er eine Fremde hinter Henner sieht. Eine ziemlich kurvenreiche Fremde. Augenblicklich strafft er das Kreuz. Das macht ihn ein, zwei Zentimeter größer. Er streckt das Kinn vor. Das verlängert seinen Hals.

«Moin. Bakker. Kommissar Bakker», stellt er sich vor.

«Rosa Moll», haucht sie mit eisigem Atem und geröteten Wangen und deutet mit ihrem Finger zum Hafenbecken. «Da.»

«Was, da?» Rudi ist irritiert. Wo hat Henner die bloß aufgegabelt? Sieht aus wie eine dieser Barbiepuppen, mit denen Henners Schwestern immer gespielt haben. Nur gestauchter und etwas aus der Form geraten.

«Na, der Tote», sagt Henner. «Er liegt auf ’ner Eisscholle zwischen Onkel Arnolds Kutter und dem von Ricklef.»

«Weißt du, wer es ist?»

«Nee, der liegt auf dem Gesicht, und der Rücken sagt mir nichts. Ist keiner von uns. So viel steht mal fest.»

Rudi tritt an die Kante des Hafenbeckens. Blutverkrustete blonde Haare. Mittellang. Schwarzer Kurzmantel. Die Hosenbeine sehen nach Anzug aus. Ein Hosenbein ist verrutscht. Der Mann trägt schwarze Kniestrümpfe und knöchelhohe Stiefeletten. Der ist definitiv nicht von hier. So einer wohnt nicht in Neuharlingersiel. Nur bei Beerdigungen zieht man sich hier so einen feinen Zwirn an. Aber gestern war keine.

Obwohl, für einen Moment wird Rudi unsicher. Hat er nicht neulich im «Dattein» so einen Anzugträger neben sich stehen gehabt? Letzte Woche muss das gewesen sein. Rudi kratzt sich am Kopf. Wenn die Jungs von der Spurensicherung den erst mal nach oben gehievt haben, weiß man mehr.

Rudi dirigiert Henner und Rosa Moll ein Stück nach hinten und beginnt, mit dem Trassierband das Gelände abzusperren. Tatortsicherung ist das A und O, hat sein ehemaliger Chef, der alte Hansen, immer gesagt. Schon allein wegen der Schaulustigen. Und die werden nicht mehr lange auf sich warten lassen. Inzwischen guckt der eine oder andere Anwohner längst neugierig aus dem Fenster. Bis auf Ludwig Twenge sind alle ruhig.

Ludwig wohnt im Haus neben dem Hotel Rodendiek, sein Wohnzimmer geht zum Hafen. Den muss er sich warmhalten. Rudi weiß, dass der Alte oft und gern am Fenster sitzt und das Treiben draußen beobachtet. Kein Wunder, mit kaputtem Bein und Übergewicht ist er nicht wirklich mobil. Seine Frau Sigrid drückt ihm eine Diät nach der anderen auf. Alles vergebliche Liebesmüh. Kaum hilft Sigrid im Souvenirladen von Henners Schwester Adelheid, bestellt Ludwig beim Pizza-Taxi.

«Was machste denn da, Rudi? Is was passiert?»

«Ich sperr hier alles ab.»

«Warum?»

«Polizeiliche Ermittlungen, Ludwig. Mehr darf ich nicht sagen.»

«Und warum stehen dann Henner und die Frau da?»

Stimmt. Rudi dreht sich zu Henner um, den Rest der Rolle unter den Arm geklemmt. Er bemüht sich um einen beiläufigen Tonfall. «Was tust du eigentlich so früh am Morgen hier?» Und warum mit dieser Blondine? Das fragt er aber nicht. Vielleicht hat Henner ja heimlich eine Kontaktanzeige aufgegeben. Sie haben schon öfter darüber gesprochen, bei «Bauer sucht Frau» mitzumachen. Aber Henner meint immer, das ginge in seinem Fall nicht, obwohl er der Erbe eines Bauernhofes ist, jedenfalls so rein theoretisch. Praktisch ist er wegen seiner Kuhhaar-Allergie aber kein Bauer geworden. Rudi weiß, wie sehr sich Henners Eltern darüber grämen. Neun Kinder haben sie auf die Welt gebracht – und nicht aus lauter Kinderliebe. Nach altem ostfriesischem Höferecht kann nur ein männlicher Nachfolger den Hof übernehmen. Gibt es keinen, kommen die Neffen dran. Henners Mutter Gerda hatte schon sieben Mädchen geboren, bevor mit Henner endlich der ersehnte Erbe das Licht der Welt erblickte. Glücklich darüber, doch einen Jungen zeugen zu können, startete Heinrich Steffens gleich einen weiteren Versuch. Als wieder ein Mädchen dabei herauskam, hatte Heinrich ein Einsehen mit seiner Frau. Da wusste er allerdings noch nichts von Henners Kuhhaar-Allergie.

Rudi ist mit der Absperrung fertig und stellt sich neben Henner, der immer noch nicht geantwortet hat. Stattdessen ist sein Blick am Mast des Kutters «Henriette» hochgewandert.

«Bin wegen dem da hier.»

Rudi folgt Henners Blick, aber bis auf eine Krähe mit orangefarbenem Schnabel sieht er nichts.

«Halt die Klappe!», fordert der Vogel lautstark. Rudi guckt Henner entgeistert an.

«Wegen der Krähe?»

Der nickt. «Jo. Ist aber ein Beo.»

Mann, Mann, Mann, ein sprechender Vogel, ein Toter auf ’ner Eisscholle und Henner, der sich in aller Herrgottsfrühe mit einer Frau herumtreibt … der Tag fängt nicht gut an. Zudem sind Rudis Füße schon verdammt kalt, die Zehen werden langsam taub. Er trägt ja nur die Laufschuhe, und die sind nicht fürs Rumstehen bei Frost gedacht. Hoffentlich kommen die Kollegen aus Wittmund bald.

Andererseits, warum soll er eigentlich auf die warten? Er kann doch schon mal alleine mit der Zeugenbefragung beginnen. Aus seiner Jackentasche zieht er den kleinen karierten Notizblock und einen Bleistift von IKEA, den er immer dabeihat, weil man ja nicht weiß, was so passiert. Er tippt der Blondine auf die Schulter.

«Ich brauch Ihre Personalien und wo ich Sie erreichen kann.»

Sie zuckt zusammen und stottert: «Ich heiße Rosa Moll und wohne bei Herrn Steffens.»

«Was?» Rudi guckt Henner entsetzt an.

«Mensch, in der Wohnung über mir!»

Rudi steckt den Stift wieder ein. Hier läuft was ganz und gar verquer, findet er und bemüht sich um einen amtlichen Ton. «Seit wann?»

«Seit gestern.»

«Aha.»

«Was ist denn nun mit Pepe?» Die Frau verlagert das Gewicht von einem Bein auf das andere und bibbert vor Kälte. Rudi und Henner zucken fast gleichzeitig mit den Schultern. «Da muss man doch was tun!» Rosa Moll stehen die Tränen in den Augen.

Henner bekommt Mitleid: «Wir könnten Dieter von der Freiwilligen Feuerwehr anrufen. Die holen ab und zu auch Katzen mit dem Hubwagen von Bäumen. Dann müsste das mit Vögeln auf Masten doch auch klappen.»

«So ein Vogel fliegt weg, wenn einer kommt», brummt Rudi, fügt allerdings hinzu, als er die Tränen in Rosas Augen bemerkt: «Natürlich kann Dieter versuchen, das Vieh einzufangen, anrufen muss ich ihn sowieso, der muss mit seiner Hubeinrichtung ja auch den Toten nach oben holen. Vielleicht kann er auch beim Vogel helfen. Aber erst, wenn der Tatort untersucht ist. Das verstehen Sie sicher.» Der Vogel rangiert für Rudi ganz klar an zweiter Stelle. Er lächelt ihr mit dem Blick zu, den der Psychologe ihm neulich auf dem Lehrgang zum besseren Umgang mit weiblichen Zeugen beigebracht hat. Charmeoffensive nannte der Psychofuzzi das. Scheint zu klappen. Die Frau lächelt prompt zurück.

Rudi hat jedoch keine Zeit, das zu vertiefen. Ein Polizeifahrzeug fährt mit Blaulicht und Martinshorn durchs hölzerne Sieltor. Spätestens jetzt weiß jeder in Neuharlingersiel, dass hier etwas Außergewöhnliches vor sich geht. Kriminalhauptkommissar Siegfried Haueisen und Oberkommissar Helmut Schnepel steigen aus. Ohne Eile bewegen sie sich auf die Dreiergruppe zu, die ihnen im eisigen Wind entgegensieht.

Haueisen hat keinen Blick für die Krabbenkutter, die vor der malerischen Hafenkulisse eng nebeneinanderliegen. Er klappt den Mantelkragen hoch. «Also, Bakker, wo ist die Leiche?»

«Da unten. Seid vorsichtig, dass ihr keine Spuren verwischt! Am Rand sind Blutspritzer.» Er hebt das Absperrband hoch, und die Neuankömmlinge schlüpfen darunter durch. Ein paar Schritte weiter stehen sie an der Kaimauer. Den beiden Kommissaren aus Wittmund genügt ein Blick auf die Eisscholle.

«Gut. Warten wir also auf die Kollegen von der Kriminaltechnik. Sie haben doch bereits eine Hebevorrichtung angefordert?», fragt Haueisen und zündet sich eine Zigarette an.

«Wollt ich grad im Moment machen.»

Haueisens Blick wandert über Rudis ausgebeulten Trainingsanzug hoch zum grünen Schal. «Wie hat Werder eigentlich gestern gespielt?»

Typisch. Immer schön in der Wunde bohren. Haueisen ist HSV-Fan. An die bittere Niederlage denkt Rudi nicht gern zurück, dabei hatte er sich so gefreut, mit Sven ins Weserstadion zu gehen. Während er krampfhaft nach einer passenden Retourkutsche sucht, fragt Schnepel: «Gibt’s hier irgendwo Kaffee? Ist verdammt kalt.»

«Da drüben.» Rudi zeigt auf die Bäckerei Hinrichs, schluckt seinen Spruch über die 1:5-Niederlage des HSV gegen Hannover 96 in der letzten Woche herunter und holt stattdessen sein Handy heraus. Dieter meldet sich nach dem dritten Klingeln.

«Ich brauch euch dringend am Hafen!», brüllt Rudi ohne große Vorrede ins Telefon.

«Hör auf zu brüllen», sagt Dieter in seiner drögen Art, «ich hör dich ja schon so durchs Küchenfenster.» Dieter wohnt gleich um die Ecke.

«Lenk nicht ab», giftet Rudi, «schnapp dir den Hubwagen und komm.»

Inzwischen ist es kurz vor zehn, und der Himmel leuchtet blitzblau. Die Bäume und Sträucher glitzern in ihrem weißen Eispanzer, als wenn sie Festtagskleidung angelegt hätten. Um diese Jahreszeit liebt Henner Spaziergänge am Strand besonders. Das Vertraute wirkt plötzlich fremd und geheimnisvoll. Sein ganzes Leben hat er in Neuharlingersiel verbracht und seine Bahnen nur bis Esens, Wittmund, Emden und Bremen gezogen. Bis auf einen Urlaub mit Rudi auf Mallorca. Die drei Wochen in der Fremde waren die reinste Hölle. Da ist alles so anders. Und diese Hitze! Nee, nee. Wat de Buer nich kennt, dat frett he nich … Er braucht den Wechsel von Ebbe und Flut, die unterschiedlichen Jahreszeiten, den gefrorenen Strandhafer an den Ausläufern des Wattenmeeres. Das langt. Sollen doch die andern durch die Weltgeschichte kutschieren, ihm reichen Ostfriesland und die Inseln. Da hat er genug Abwechslung.

«Was machen wir denn nun mit Pepe?»

«Hier kommt nix wech. Nich mal so ’n komischer Vogel.»

«Pepe ist kein komischer Vogel, Pepe ist ein Beo. Er gehört zur Familie der Starenvögel …»

«So genau wollt ich das gar nich wissen», unterbricht Henner sie. Die Frau geht ihm ziemlich auf den Senkel. Keine fünf Minuten kann die ihr Mundwerk stillhalten. Unglaublich. Schlimmer als seine Schwestern. «Gehen wir. Wir stören hier nur, und arschkalt ist es auch. Mir is jetzt nach ’nem schönen, heißen Tee.»

Nach einem heißen Tee ist ihm … Was ist das denn für eine Schwachsinnsidee? Es ist zwar wirklich lausekalt, sie friert wie ein Schneider, aber wenn sie den ersten Toten ihres Lebens findet, geht sie doch nicht einfach zum Teetrinken nach Hause.

«Nein, ich bleibe, solange Pepe da oben sitzt», entgegnet sie in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldet. Schließlich wollte sie immer schon mal der Polizei bei der Arbeit zusehen. Auch wenn dieser Rudi Bakker keineswegs so aussieht, wie sie sich einen Kommissar vorgestellt hat. Der Superbulle in der Fernsehserie hat breite Schultern, schmale Hüften und ein Lächeln, das jede Frau umhaut. Bakker dagegen wirkt rachitisch, und seine Haut ist fahl. Und sein Lächeln? Kann der überhaupt lächeln? Vor allem zieht er seine Oberlippe so seltsam herunter. Wirkt irgendwie verkniffen.

Die beiden Polizisten aus Wittmund sehen auch nicht besser aus. Bei dem kleinen Dicken hat man den Eindruck, als hätte er in seinen Klamotten geschlafen, so zerknittert, wie die sind. Unrasiert ist er auch – und dann die tiefen Ringe unter seinen Augen. Einen Hauptkommissar hat sie sich knackiger und nicht so müde und angeschlagen vorgestellt, gar nicht zu reden von seinem aufgedunsenen Gesicht und der großporigen Haut. Die Hornbrille soll das wohl alles verdecken, aber so groß kann eine Brille gar nicht sein. Und erst der lange Schmachthaken neben ihm. Der sieht aus, als wenn er einen Stock verschluckt hätte. Dazu noch sein dämliches Grinsen. «Nun gehen Sie schon. Wir riegeln jetzt hier sowieso alles für die Spurensicherung ab», drängelt Bakker und baut sich vor ihr auf.

Rosa wirft ihm einen bösen Blick zu. Wieso glaubt dieser Kerl eigentlich, dass er sie rumkommandieren kann? Da hat der überhaupt kein Recht dazu. Schließlich hat sie den Toten gefunden.

«Ich will hier aber nicht weg», widerspricht sie barsch. Das ist der falsche Tonfall. Sie merkt es sofort an der Reaktion in Bakkers Gesicht und schiebt ein einschmeichelndes Lächeln hinterher. «Kann ich nicht bleiben? Ich möchte so gerne wissen, ob die von der Spurensicherung wirklich alle in weißen Overalls rumlaufen.»

«Von mir aus können Sie zugucken, nur nicht hier. Hinter der Absperrung können Sie machen, was Sie wollen.»

«Von da hinten sehe ich doch nichts», protestiert sie erneut. «Hier krieg ich wenigstens …»

«Von da hinten oder gar nicht.»

Blödmann. Dabei hätten sie ohne Rosa den Toten gar nicht gefunden. Da wäre ein klitzekleines bisschen Entgegenkommen angebracht. «Na, denn nicht», sagt sie schnippisch und dreht sich zu ihrem Nachbarn um. «Gehen wir.» Ihre Stimme bibbert vor Kälte. «Und ich koche uns den Tee. Ich hab einen ganz tollen, der bringt die Lebensgeister schnell zurück.» Außerdem kann sie sich dann eine Jacke überziehen, bevor sie wieder zurück zum Hafen geht.

Auf dem Weg nach Hause plappert Rosa unentwegt über ihren Vogel und was sie denn nun machen soll, und das sei ja ein Ding mit dem Toten und eine Unverschämtheit, dass sie nicht bleiben und zuschauen dürften. Aber so wirklich hört Henner ihr nicht zu. Während sie die ganze Sache spannend findet, fühlt Henner sich unbehaglich. Neuharlingersiel ist ein beschaulicher Ort. Ein friedlicher. Und nun das. Eine Leiche im Hafenbecken. Das passt hier nicht hin.

Schnell haben die beiden den Von-Eucken-Weg erreicht. Bevor Henner den Hausschlüssel aus der Tasche ziehen kann, hat Rosa die Tür schon geöffnet und eilt an ihm vorbei nach oben.

«Kommen Sie.»

«Eigentlich möchte ich lieber in meine Wohnung …», fängt Henner an. «Ich hab da noch …»

«Aber ich bitte Sie! Ich koche uns einen Tee, und dann können wir noch mal über alles reden. Das war doch total aufregend. Da kann man doch nicht einfach wieder zurück in die Wohnung gehen und so tun, als wenn nichts passiert wäre.»

Der Klang ihrer Stimme erinnert ihn an den Befehlston seiner Schwester Adelheid, und prompt stiefelt er gehorsam hinter ihr her. In ihrer Wohnung stehen überall noch Umzugskartons. Ungemütlich ist das. Da hätte er lieber in seiner eigenen Stube gesessen. Ganz in Ruhe.

Sie steigt über einen rosa geblümten Rucksack, und Henner folgt ihr in die Küche, die genau über seiner liegt. Grünpflanzen stehen in violetten und giftgrünen Übertöpfen auf der Fensterbank. Mit grellen Farben scheint sie es zu haben. Sein Ding ist das ja nicht.

«Ist das nicht schon gemütlich hier?»

«Sieht wirklich ganz nett aus», lügt er aus Höflichkeit. Er hat es längst aufgegeben, Frauen zu widersprechen. Bringt nur Ärger.

Als Henner sich setzt, knarrt der Stuhl unter seinem Gewicht. Hoffentlich hält der. Rosa erhitzt derweil Wasser in einem Wasserkocher, nimmt zwei Teebeutel aus dem Hängeschrank über ihrem Herd und hängt sie in die Tassen. Dann gießt sie das nicht mal kochende Wasser darüber und ruckelt ein paarmal die Teebeutel hoch und runter, bevor sie sie mit einem zufriedenen «fertig» herausnimmt und in den Müll schmeißt.

Was ist das denn? Das soll jetzt Tee sein? Henner blickt sie fassungslos an und braucht eine Weile, bis er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle bekommt. Sie merkt zum Glück nichts davon, stellt die Tassen auf den Tisch und schiebt ihm den Zuckerpott rüber.

«Na, den haben wir uns jetzt aber wirklich verdient. Soll ich uns auch ein Weißbrot schmieren? Ich hab Holunderbeergelee da. Selbstgemacht.»

Normalerweise liebt Henner Holunderbeergelee. Seine zweitälteste Schwester Bärbel macht welches, da schmilzt er immer dahin. Aber wenn Rosa ihr Gelee genauso lieblos zubereitet wie den Tee, kann er gut drauf verzichten.

«Nee, danke», sagt er und starrt in die Tasse. In wässrige Plörre. Ihr scheint das nichts zu machen. Sie schlürft das undefinierbare Gebräu und lächelt zufrieden. Wird wohl nicht so schlimm sein, redet er sich gut zu. Vorsichtig setzt er die Tasse an den Mund. Augen zu und durch. Verdammich. Was da auf seine Geschmacksnerven trifft, schmeckt wie eingeschlafene Füße in heißem Wasser. Oder ausgekochte Socken nach einwöchiger Wandertour. In jedem Fall schlimmer als alles, was er sich vorgestellt hat.

«Ich liebe grünen Tee», verkündet Rosa.

Das ist jetzt nicht ihr Ernst. Tee soll das sein? Henner guckt sie skeptisch an.

«Ja, der ist echt gesund. In China wird der seit über fünftausend Jahren getrunken, weil er Krankheiten vorbeugt und Energie gibt.» Rosa schlürft weiter und entschuldigt sich kurz darauf. Sie muss aufs Klo. Wahrscheinlich hat sie ’nen Durchmarsch, kein Wunder bei dem Gebräu. Henner nutzt die Gelegenheit und kippt die Plörre in einen violetten Blumentopf mit Grünzeug. Bildet er sich das ein, oder kräuselt sich das oberste Blatt im nächsten Moment? Als er die Klospülung hört – die Wände im Haus sind schlecht isoliert –, klingelt sein Handy. Rudi.

«Jetzt kannste noch mal kommen. Wir haben den Toten oben, wissen aber nicht, wer er ist. Im Portemonnaie sind nur ein paar Geldscheine und Münzen, keine Papiere oder irgendwelche Plastikkarten. Ich glaub zwar, ich hab den schon mal gesehen, aber sicher bin ich nich. Vor allem fällt mir der Name nicht ein. Vielleicht kennst du ihn. Du kommst ja viel rum.»

«Bin gleich da.» Henner kennt jeden in der Gegend. Nicht nur, weil er hier aufgewachsen ist, er ist auch der Postbote. Da kriegt er mehr mit, als ihm manchmal lieb ist. Zusätzlich macht er den Stadtausrufer in Neuharlingersiel und verkündet die neuesten Nachrichten. Hochzeiten und Geburten stehen hoch im Kurs; Todesfälle weniger. Henner liebt diese Tradition, selbst wenn eine seiner mittleren Schwestern, Dorothee, sich immer darüber lustig macht. Sie hält die Stadtausruferei für völlig antiquiert und schwört aufs Internet. Da seien die Nachrichten brandaktuell, ein Skandal wäre noch gar nicht ganz passiert und schon könne man ihn im Netz nachlesen. Seitdem Doro im Internetcafé arbeitet, glaubt sie, der Liveticker ist der Nabel der Welt. Als ob da je etwas über Neuharlingersiel stehen würde.

Henner schlüpft zum zweiten Mal an diesem Vormittag in seine Wachsjacke – die Goretexstiefel hat er noch an – und will gerade leise die Wohnungstür hinter sich zuziehen, als Rosa neben ihm steht. «Wollen Sie noch mal los?»

«Jo», brummt er mehr, als dass er es sagt.

«Aber doch nicht ohne mich!» Sie greift ihren Ostfriesennerz und zieht ihn über die Steppjacke. Das sieht zwar ein bisschen eng aus, ist aber zumindest winddicht.

 

Im Hafen wimmelt es inzwischen vor Schaulustigen. Hinter den Absperrbändern haben sich ganze Menschentrauben gebildet, und gefrorener Atem wabert als Nebelschicht über den Köpfen. Ganz großes Kino. Vorne in der ersten Reihe sieht Henner Ludwig Twenge mit seinem Elektrorollstuhl, dahinter entdeckt er seine Schwestern Adelheid und Bärbel. In der Mitte Onkel Arnold mit einigen anderen Fischern: Onno Onken, Gerd Gerdes, Ricklef Heins. Tante Hildegard steht auch da, und wenn er sich nicht täuscht, ist das ganz rechts die Wollmütze seines Vaters. Wie es aussieht, fällt der Kirchgang heute aus. Rudi winkt Henner zu sich heran und hebt das rot-weiße Flatterband hoch. Rosa, die Henner folgen will, stoppt er mit einer abweisenden Handbewegung. «Nein, Frau Moll, Sie warten hier.»

Henner weiß nicht, warum, aber irgendwie tut ihm das gut.

«Aber ich habe den Toten doch gefunden», protestiert seine Nachbarin und stemmt die Hände in die Hüften.

«Frau Moll, das ist hier polizeiliche Ermittlungsarbeit», speist Rudi sie ab und zieht Henner mit sich. Mit Touristen im Friesennerz zeigt sich Rudi sowieso nicht gerne. Ölzeug trägt man auf dem Kutter, aber doch nicht in der Freizeit.

Der Tote liegt direkt vor Ricklefs Kutter auf einer grauen Plane. Davor steht Doktor Valentin Emterbäumler, der zuständige Rechtsmediziner aus Aurich. «Moin, Herr Doktor.» Henner hat den Mann zwar vorher noch nie gesehen, ihn aufgrund von Rudis Erzählungen aber sofort erkannt. Fisselige helle Haare, deren Farbe irgendwo zwischen Mausgrau und Straßenköterblond liegt, sind mit gegelten Kammstrichen nach hinten gelegt.

«Grüß Gott. Sie san also der Herr, der hier an jeden kennt.» Emterbäumler dreht sich zu Henner um und lächelt ihn breit an.

«Jo», brummt Henner.

«Na, dann schaun’s amoi. Besonders schön schaut unser Toter aber nicht aus.»

In der Tat. So ein Schnitt würde bei der Schlachtverordnung für Schweine nicht durchgehen, da käme gleich einer vom Veterinär- und Ordnungsamt. In solchen Dingen kennt Henner sich aus, schließlich ist er auf einem Bauernhof groß geworden. Richtig zerfetzt sieht der Hals aus. Und überall Blut. Schöne Schweinerei. Als Kind vom Lande schaut Henner trotzdem genau hin. Der große Zinken und der Dreitagebart, beides kommt ihm bekannt vor. Und dann die Linie an der Wange. Da, wo Henner seine Pausbacken mit Grübchen sitzen hat, ziert den Toten eine Hungerfalte. Schmaler Spunt, wenn auch ziemlich groß. Besonders alt ist er auch noch nicht. Keine vierzig. Eher Mitte dreißig.

Rudi legt die Hand auf Henners Schulter. «Wat is’, kennste den?»

«Ich weiß nicht. Von hier isser nich. Aber er kommt mir bekannt vor. Wenn ich nur wüsste, woher.»

«Fällt dir vielleicht gleich wieder ein. Ist ja wirklich kein schöner Anblick.»

«Nee, da haste recht.» Henner schluckt seine Spucke herunter. Das Schlachten auf dem elterlichen Hof hat er immer gehasst, auch wenn er Blutwurst und Blutballen im Anschluss gerne gegessen hat.

Emterbäumler streift die Einweghandschuhe ab. «Die Wundränder sind sehr speziell. I geh davon aus, dass es sich da nicht um ein Messer handelt. Im Bereich der Brust gibt’s eine weitere Verletzung, die allerdings scheint von einem Messer zu stammen. I schau mir das im Institut noch genauer an.»

«Die Spurensicherung hat das hier gefunden.» Rudi hält eine durchsichtige Plastiktüte hoch, in der sich der abgebrochene grüne Hals einer Bierflasche befindet. Darauf angefrorenes Blut.

«Könnt zur Wunde am Hals passen. Wie gesagt, i schau amoi. Ihr könnt ihn jetzt abtransportieren.»

Haueisen winkt zwei schwarz gekleidete Männer heran, die hinter der Absperrung mit einem Zinksarg warten.

«Sagt Bescheid, wenn ihr noch ein Messer findet. Das tät meine Untersuchung erleichtern.» Emterbäumler hockt sich hin und packt seine Sachen zusammen.

Haueisen nickt. «Klar. Mal sehen, ob ich Taucher fürs Hafenbecken bekomme. Aber große Hoffnungen mache ich mir nicht. Wegen der Eisschollen und so. Und unten ist alles verschlickt. Ich kann das Hafenbecken ja schlecht abpumpen lassen.»

Emterbäumler sieht auf. «Eigentlich a guade Idäe.»

Haueisen rollt mit den Augen, verkneift sich aber jeden Kommentar. «Wann kriegen wir die ersten Ergebnisse?»

«Schaun ma moi.» Emterbäumler lächelt. «I hab noch einen auf dem Tisch, aber das wird wohl schnell gehen. Danach nehm i ihn mir gleich vor. I arbeit die Kandidaten am laufenden Band ab.»

Kandidat … laufendes Band … Rudi Carrell. Es macht Klick in Henners Kopf. «Das ist der Holländer. Der von der Fabrik.»

«Natürlich», ruft jetzt auch Rudi. «Dieser windige Typ! Den meinst du doch?»

«Jo.»

«Der hatte aber beim letzten Mal keinen Bart und außerdem ist der sonst immer in bunten Fummeln rumgelaufen. Mit Polopferden drauf und so ’nem Kram.»

Das kann Henner nicht beurteilen, er hat ihn nicht oft gesehen, schon gar nicht an der Wohnungstür. Der Holländer ist einer der wenigen, die sich die Sendungen ins Postfach legen lassen. Fenja von der Poststelle wird ihn eher kennen. In den letzten Wochen waren öfter Einschreiben an ihn adressiert. Henner sortiert die Post für den gesamten Bereich um Neuharlingersiel, da weiß er Bescheid. Außer wenn er mal krank ist oder Urlaub hat. Aber krank ist er so gut wie nie. Und Urlaub macht er noch seltener.

«Klaas van Kerpen. Der Chef der neuen Krabbenschälfabrik. Der wohnt seit ein paar Monaten hier.» Henner ist sich jetzt ganz sicher. Genauso sicher, wie er weiß, dass er den Mann nicht mochte. Vielleicht hat er ihn deshalb auch nicht gleich erkannt. Männer, die verheiratete Frauen anbaggern, sind nicht Henners Fall. Wenn es wenigstens nur Touristinnen gewesen wären, aber nein, der musste sich ja an alle ranmachen. Seine Schwester Gudrun, die nur ein knappes Jahr älter ist als er, hat ihm erst vor zwei Wochen Geschichten beim Mittagessen erzählt, da haben ihm die Updrögt-Bohnen gar nicht mehr geschmeckt, die er sonst leidenschaftlich gern isst.

Mit der Lotte vom Feuerwehr-Dieter soll der Holländer angebandelt haben. Das hat Henner aber nicht geglaubt. Lotte möchte man nicht mal im Dunkeln begegnen mit ihrem Mundgeruch. Das war wohl eher Dieters Wunschdenken, dass der Holländer auf die Lotte fliegt. Fliegender Holländer, hat damals die ganze Skatrunde gefeixt. Apropos fliegen. Henners Blick wandert zum Mast. Immer noch sitzt Pepe oben und verfolgt neugierig, was unter seinen Krallen passiert.

Als er Henners Blick bemerkt, plustert er sich auf: «Halt die Klappe!»

Henner grinst. Der kleine schwarze Kerl fängt an, ihm zu gefallen.

Leila Matthiesen sitzt mit verheulten Augen am Küchentisch. Wieder einmal hat sie schlecht geschlafen, wieder einmal gab es Streit mit Hauke. In letzter Zeit streiten sie so viel. Dabei ist das nicht gut für sie. Für keinen von ihnen. Bis vor kurzem hat Leila nicht gewusst, dass Hauke von Eifersucht fast zerfressen wird. Ständig wirft er ihr vor, fremde Männer anzugucken. Erneut schießen ihr Tränen in die Augen. Gestern Abend hat sie auf Hauke gewartet. Sie wollte nicht ohne einen Versöhnungskuss einschlafen, wollte, dass seine Eifersuchtsszenen endlich ein Ende haben. Jetzt, wo es nur noch ein paar Wochen bis zur Geburt ihres Kindes sind. Ihr Baby soll es doch gut haben, soll in einer glücklichen Familie aufwachsen. Deshalb setzt sie alles daran, dass ihre Beziehung von Harmonie getragen wird. Harmonie. Ein schönes Wort.

Hauke ist gestern Abend spät nach Hause gekommen. Obwohl er sich bemühte, leise zu sein, hat sie gemerkt, dass er betrunken war. Da hat sie sich lieber schlafend gestellt. Seine Klamotten hat er achtlos in die Ecke geworfen und ist dann ins Bett gefallen. Nicht mal eine Minute später hat er geschnarcht. Sie selbst lag noch bis in die frühen Morgenstunden wach.

Hoffentlich hat das Baby schon gleich zu Anfang Ähnlichkeit mit Hauke!

Leila steht ächzend auf und drückt die Hand ins Kreuz. Es nützt ja nichts, Trübsal zu blasen, so viele Dinge müssen noch erledigt werden. Sie nimmt den Wäschekorb aus getrocknetem Weidenholz, lässt den Deckel auf der Treppe liegen und steigt vorsichtig in den Keller hinunter. Auf der sechsten Stufe durchfährt sie ein heftiger Schmerz. Sie keucht. Der Weidenkorb fällt ihr aus der Hand, und die Wäschestücke verteilen sich über die Treppenstufen. Sie lässt sich niedersinken. War das eine Wehe? Sie schüttelt den Kopf. Nein. Das kann nicht sein. Sie hat doch erst in vier Wochen Termin. Sie versucht, den wiederaufkommenden Schmerz wegzuatmen. Das hat sie in der Schwangerschaftsgymnastik bei Engeline Steffens gelernt. Tief einatmen, die Luft in den Bauch hinunter zum Kind schicken, dort verteilen und sanft wieder ausströmen lassen. Sie konzentriert sich, aber sie ist wohl zu langsam, zumindest hat sie das Gefühl, ersticken zu müssen, als sie die Luft ausströmen lässt. Wie eine Ertrinkende atmet sie erneut ein. Da kommt auch schon die nächste Schmerzwelle. Leila krümmt sich. «Hauke!»

Wilhelm Petersen betrachtet das Treiben auf der anderen Seite des Hafenbeckens mit Besorgnis. Sein Haus liegt an der Einfahrt des geschützten Sielhafens. Petersens Familie wohnt seit fast hundertfünfzig Jahren hier, genauso lange lebt sie vom Krabbenfang. Steif und fest behauptet Petersen, dass er schon als kleiner Butjer mit der Nadel zum Flicken der Netze gespielt hat und nicht mit Bauklötzen wie andere Jungs.

Petersen hält sich das Präzisionsfernglas an die Augen, das er in den letzten Jahren benutzt, seit er selbst nicht mehr rausfährt. Es ist seine Verbindung zu dem, was auf See vor sich geht. Momentan ist es seine Verbindung zum anderen Ende des Hafenbeckens. Der Feuerwehrkran hat einen Mann herausgezogen. Die Polizei ist da. Petersen kennt nicht alle, wohl aber Rudi, den Ortspolizisten. Auch wenn der nicht mal seine Uniform anhat. Henner Steffens steht gleich daneben. Er beugt sich über den Toten und wendet sich dann Rudi zu. Direkt am Absperrband entdeckt Petersen Ludwig Twenge auf seinem Elektrorollstuhl. Petersen legt das Fernglas zurück auf die Fensterbank. Keine Frage, in spätestens einer Stunde wird Ludwig seinem Ruf als aktivster Reporter der Internet-Mitmach-Zeitung gerecht werden und die schlechten Neuigkeiten verbreiten. Garantiert.

Petersen seufzt. Seit der Zeit seiner Vorväter hat sich viel geändert. Heute ist alles anders. Aber anders bedeutet nicht automatisch besser.