Kreativer Kindertanz - Julia Dold - E-Book

Kreativer Kindertanz E-Book

Julia Dold

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Beschreibung

Kreative Kindertanzstunden immer aufs Neue zu gestalten, bleibt eine Herausforderung. Dieses Buch erleichtert die Gestaltung des Unterrichts durch theoretische und praxisnahe Übungen und Techniken und bindet Elemente aus der Psychomotorik, der Improvisation und dem Theater ein. Mit ganz einfachen Mitteln, wie rhythmisch-musikalischen Übungen und altersgerechten Tanzchoreografien, können so abwechslungsreiche Unterrichtsstunden konzipiert werden.

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Julia Dold / Lea Schilling

Kreativer Kindertanz

Spaß und Freude am Tanz vermitteln

Meyer & Meyer Fachverlag & Buchhandel GmbH

Inhaltsübersicht

Kapitel 1 Einleitung1.1 Einführende Gedanken1.2 Unser Ansatz1.3 Was verstehen wir unter kreativem Kindertanz?1.4 Unterrichtskonzepta) Die Improvisationb) Der Stundenaufbau1.5 Was verstehen wir unter Improvisation?1.6 Kinder und Bewegung heute1.7 Der Einsatz von Musik im KindertanzunterrichtKapitel 2 Praktische Studieninhalte und Übungen2.1 Verse und Sprüche2.1.1 Verse und Sprüche zum Stundenbeginn und -abschluss2.1.2 Verse und Sprüche für den ersten Erwärmungsbaustein im Kreis2.1.3 Verse und Sprüche zur Einführung von Takt und Rhythmus2.1.4 Verse und Sprüche zur Schulung der Koordination und der Raumwahrnehmung2.2 Übungen zur ersten Erwärmung im Kreis2.2.1 „Der Wolkentanz“2.2.2 „Wir malen mit den Füßen“2.2.3 „Wir spitzen unsere Füße“2.3 Bewegungsarbeit und Improvisation2.3.1 Bewegungsarbeit und Improvisation mit Objekten2.3.2 Improvisation mit Objekten Beispielhafte Anleitung für die Altersgruppe 4-6 Jahre, sowie teilweise 6-9 Jahre2.3.3 Bewegungsarbeit und Improvisation anhand von Bilderbüchern2.4 Improvisationsspiele2.4.1 „Katzen und Mäuse“ (4-6 Jahre)2.4.2 „Zauberei im Spielzeugladen“ (4-6 Jahre)2.4.3 „Spaziergang durch das Geisterschloss“ (4-6 Jahre)2.4.4 „Das verzauberte Kaufhaus“ (6-9 Jahre)2.4.5 „Der Rollentanz“ (6-9 Jahre) (eine Übung aus dem Schauspielbereich)2.4.6 „Bildhauer und Stein“ (6-9 Jahre) (eine Übung aus dem Schauspielbereich)2.5 Tänzerische Bewegungsspiele2.5.1 „Die Puppenfee“ (4-6 Jahre)2.5.2 „Diskoqueen“ (6-9 Jahre)2.5.3 „Der Eckentanz“ (6-9 Jahre)2.5.4 „Bewegungsmemory“ (6-9 Jahre)2.6 Rhythmische Übungen2.6.1 „Klatscher rumgeben“ (4-6 Jahre/6-9 Jahre)2.6.2 „Namen klatschen“ (4-6 Jahre/6-9 Jahre)2.6.3 Rhythmische Übungen mit dem Tambourin (4-6 Jahre/6-9 Jahre)2.7 Grundlagen des klassischen Balletts für die 4-6-Jährigen und die 6-9-Jährigen2.7.1 Allgemeine Ballettgrundlagen2.7.2 Kleine Schrittfolge aus klassischen Schrittelementen für Kinder von 4-6 und von 6-9 Jahren2.8 Dehnungsübungen und -spiele (4-6 Jahre/6-9 Jahre)2.8.1 „Wir segeln“ (4-6 Jahre)2.8.2 „Die Kinder ins Bett bringen“ (4-6 Jahre)2.8.3 „Salat schnippeln“ (4-6 Jahre/6-9 Jahre)2.8.4 „Der Zauberstern“ (4-6 Jahre/6-9 Jahre)2.9 Übungen zur Fokussierung auf die Lehrperson/Koordinationsspiele2.9.1 „Das Spiegelbildspiel“ (4-6 Jahre/6-9 Jahre)2.9.2 „Das Tanzrätsel“ (4-6 Jahre/6-9 Jahre)2.9.3 „Spinat und Spitzkohl“ (Koordinationsspiel)2.10 „Zauberräume“ für Jungen2.10.1 „Indianerraum“ (6-9 Jahre)2.10.2 „Piratenschiff“ (6-9 Jahre)2.10.3 „Dschungelsafari“ (6-9 Jahre)2.10.4 „Expedition ins Eis“ (6-9 Jahre)2.11 Anleitungen für einfache Schrittfolgen (4-6 Jahre/6-9 Jahre)2.11.1 „Der Kuckuck und der Esel“ (4-6 Jahre) Hip Hop Version von „Die Heldenbande“2.11.2 „Flamingotanz“ (4-6 Jahre) Robert Tietcalf2.11.3 „Pinocchio Klick Klack“ (4-6 Jahre) Toggo Music2.11.4 „Wer hat an der Uhr gedreht?“ Paulchen Panther (6-9 Jahre) Soundtrack2.11.5 „Pinocchio in Moskau“ (6-9 Jahre) Toggo Music2.11.6 „Eiskalt“ Schrittfolge (6-9 Jahre) Culcha CundelaKapitel 3 „Das Baukastensystem“ – Konzept zum Aufbau einer Kindertanzstunde3.1 Vorstellung des Baukastensystems3.2 Inhalte und Funktionen der sieben Bausteine3.3 Praktische Anwendung des Baukastensystems – die Modellstunde3.3.1 Die Modellstunde im Überblick3.3.2 Praktisches BeispielKapitel 4 Arbeitsmodell Improvisation: „Das Zauberhaus“4.1 Was ist das „Zauberhaus“?4.2 Anleitung zur Arbeit mit dem „Zauberhaus“4.3 Vorstellung von beispielhaften „Zauberräumen“4.3.1 Die „Zauberräume“4.4 Weiterentwicklung und Variation der „Zauberräume“4.4.1 Variation der „Zauberräume“4.4.2 Weiterentwicklung der „Zauberräume“ für die Altersgruppe der 6-9-JährigenKapitel 5 Grundkenntnisse zum Umgang mit Musik5.1 Musik hören im Hinblick auf Improvisation5.2 Die richtige Musik finden5.3 Musik zählen und strukturieren für Choreografien5.4 Schreibweise einer Choreografie im BeispielKapitel 6 Praktische Tipps für eine kreative Kindertanzstunde6.1 Regeln und Grenzen in der Freizeitpädagogik6.1.1 Gruppenstärken6.1.2 Eltern6.1.3 „Auf die Bank setzen“6.1.4 Diskussionen6.2 Einsatz von Stimme und Körper/Gestik und Mimik6.3 Umgang mit RitualenAnhang1 Literatur zum Thema/Empfehlungen2 Musikangaben und EmpfehlungenWeitere EmpfehlungenMusik für ImprovisationMusik für KinderTitelmusikSoundtracksBildnachweis

Kapitel 1 Einleitung

1.1 Einführende Gedanken

Lea Schilling und ich, Julia Dold, arbeiten seit 2002 als freiberufliche Tanzpädagoginnen in Hamburg. Einer der Schwerpunkte unserer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist dabei der kreative Kindertanz.

Als wir beide vor sieben Jahren, nach der dreijährigen tanzpädagogischen Ausbildung in Hamburg, mit einem Examen in der Tasche ins Berufsleben entlassen wurden, hatten wir beide das Gefühl, ganz von vorne anfangen zu müssen. Viele Fragen waren uns bis dahin unbeantwortet geblieben.

Es zeigte sich, dass nur in der eigenen jahrelangen praktischen Arbeit mit Kindern diese Fragen beantwortet werden konnten. Durch Erfahrungswerte, durch stetiges Ausprobieren und Verwerfen, fanden wir schließlich zu einem eigenen Verständnis und Ansatz für den Unterricht im kreativen Kindertanz. Wir erfuhren, welche Methoden dabei funktionierten und welche nicht.

Viele dieser Fragen, die uns vor sieben Jahren beschäftigten, werden uns auch jetzt in unserer Kindertanzausbildung des DTB von den Teilnehmern gestellt.

Zu den wichtigsten Fragen in der Ausbildung gehören:

Ist kreativer Kindertanz Ballett und kann auch ich das unterrichten?

Was sind die Inhalte und wie kann ich sie sinnvoll vermitteln?

Welchen Aufbau wähle ich für eine kreative Kindertanzstunde? Braucht es dafür einen komplett strukturierten Stundenaufbau bzw. -ablauf und wie kann ich diesen effektiv vorbereiten?

Wie halte ich Kinder eine Stunde lang „bei der Stange“?

Ist kreativer Kindertanz in einer Turnhalle ohne Spiegel überhaupt möglich?

Was genau bedeutet Improvisation und wie kann ich sie anleiten?

Verfolgt Improvisation einen tänzerischen Sinn?

Kann ich auch Jungen z.B. im Klassenverband des Sportunterrichts für Tanz begeistern und mit welchen Mitteln?

Hier wollen wir versuchen, einige Antworten zu geben.

Dieses Buch richtet sich mit seinen Inspirationen, Vorschlägen, Anleitungen und Methoden vorrangig an Erzieher, Grundschullehrer und Übungsleiter in Vereinen, die den kreativen Kindertanz in ihre tägliche Arbeit mit Kindern integrieren möchten.

Vor allem sollen denjenigen praktische Tipps und Richtlinien gegeben werden, die den Kindertanz als neues Betätigungsfeld für sich entdecken möchten. Dabei müssen wir natürlich für unsere beschriebenen Übungen und praktischen Inhalte ein Gefühl für Rhythmus und Musik voraussetzen. Es ist aber nicht erforderlich, selbst ein „perfekter Tänzer“ zu sein.

Es sollen hier vielmehr Inhalte für diejenigen vermittelt werden, die selbst Spaß an tänzerischer Bewegung nach Musik und an der Arbeit mit Kindern haben.

Natürlich finden sich auch viele neue Inspirationen und Übungen für ausgebildete Tanzpädagogen und Tanzlehrer. Wir wissen aus unserer eigenen Erfahrung, wie wichtig der Austausch und die stetige Suche nach neuen Inhalten für unseren Beruf als Tanzpädagogen ist.

Lea Schilling und ich möchten mit unseren Unterrichtsmethoden und -ideen den Lesern dieses Buches vor allem die Scheu vor dem Unterrichten einer kreativen Kindertanzstunde nehmen.

Ihnen als Leser soll mit diesem Buch sowohl praktisches als auch theoretisches Handwerkszeug an die Hand gegeben werden. Wichtig ist uns dabei nicht nur ein großer Ideenpool mit neuen Übungen, Sprüchen, Techniken und Inspirationen, sondern auch die Möglichkeit, die Inhalte weiterhin selbstständig im eigenen Unterricht weiterentwickeln und ausbauen zu können.

Wir möchten aufzeigen, wie man mit einfachen Mitteln eine kreative Kindertanzstunde effektiv gestalten kann, ohne dass dabei die tänzerische Bildung und Entwicklung der Kinder zu kurz kommen. Vor allem möchten wir Grundschullehrer und Erzieher motivieren und ermutigen, sich an den kreativen Kindertanz innerhalb ihrer Institutionen heranzu­wagen, damit der Kindertanz mit seinen unzähligen Möglichkeiten der körperlichen und geistigen Schulung von Kindern zunehmend Einzug in Schulen und Kindergärten finden kann.

Mit diesem konzeptionellen Programm von Theorie und Praxis innerhalb dieses Buches können die oben genannten Fragen beantwortet und vielleicht einige Hemmungen der zukünftigen Kindertanzlehrer abgebaut werden.

Wichtig ist uns vor allem, Ihnen zu vermitteln, selbst mit Spaß und Freude an die tänzerische Arbeit mit Kindern zu gehen.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen und vor allem beim Ausprobieren!

1.2 Unser Ansatz

Wir vertreten den Ansatz, kreativen Kindertanz als ganzheitliches Training für Kinder zu verstehen. Das heißt für uns, mit dem Tanz Körper und Geist in Bewegung zu bringen, um so nicht nur die körperlichen, sondern auch die geistigen Ressourcen der Kinder zu fördern.

Körperliche Ertüchtigung ist in Zeiten von Fernseher, Internet und Computerspielen von größter Wichtigkeit und sollte vorrangige Priorität genießen, da ein gesunder Körper auch leistungsfähiger ist.

Doch die Aufgaben, die später an Kinder und Jugendliche in Schule und Ausbildung gestellt werden, erfordern zudem die Fähigkeit des problem- bzw. lösungsorientierten Denkens, sowie das Erkennen der eigenen Stärken und ein daraus resultierendes Selbstbewusstsein, das es ihnen unter anderem ermöglicht, sich vor anderen Menschen behaupten und präsentieren zu können.

Neben der tänzerischen Schulung des Körpers, den sportlich und bewegungsorientierten Gesichtspunkten sollten auch diese Möglichkeiten des kreativen Kindertanzes berücksichtigt werden.

Problem- bzw. lösungsorientiertes Denken erfordert Kreativität und Vorstellungsvermögen.

Warum nicht auch in einer kreativen Kindertanzstunde diese Aspekte der kindlichen Entwicklung gezielt schulen und fördern?

Deshalb möchten wir in unserem Unterricht den Tanz mit Elementen der Psychomotorik, des Theaters und der Improvisation verbinden, um so die körperlichen und die geistigen Fähigkeiten der Kinder zu entfalten.

1.3 Was verstehen wir unter kreativem Kindertanz?

Kreativer Kindertanz ist viel mehr als nur körperliche Ertüchtigung oder das Erlernen von tänzerischen Abläufen und Techniken, wie es oft im klassischen Kinderballett der Fall ist. Kreativer Kindertanz fördert das eigene Mitdenken der Kinder sowie ihre Kreativität und stärkt durch kleine Erfolgserlebnisse das kindliche Selbstbewusstsein.

Da die Definition des kreativen Kindertanzes sehr breit gefächert ist, gibt er uns auch unzählige Möglichkeiten, Kinder zu fördern. Wir haben im kreativen Kindertanz den großen Vorteil, den kindlichen Ideenreichtum, der bei jedem Kind vorhanden ist, für unseren Unterricht zu nutzen.

Zum einen ist es also wichtig, die Kreativität der Kinder einzubeziehen und zu schulen, zum anderen aber auch, die in jedem Kind steckende Kreativität zutage zu fördern.

Bei vielen Kindern ist das schlichte „Konsumieren“ von Ideen und Bildern bereits so etabliert, dass es ihnen fast unmöglich wird, die eigene Fantasie zu gebrauchen und eigene Bilder zu entwickeln.

So gehört es auch zu unseren Aufgaben, im kreativen Kindertanz das eigene Produzieren von Ideen und Bildern den Kindern neu zu vermitteln.

Wir verstehen den kreativen Kindertanz nicht als schlichtes „Konsumieren“ von Tanzschritten und Tanztechniken, die lediglich über Improvisation vermittelt und erlernt werden, sondern vielmehr als die Fähigkeit, eigene innere Bilder mit dem Körper in Bewegung umzusetzen.

Indem wir diese Fähigkeit der Kinder schulen, wird auch das spätere Erlernen von festen Tanzfolgen und Tanzschritten viel intensiver und nachhaltiger stattfinden.

Das Ziel sollte darin bestehen, bei jedem Kind die eigene tänzerische Persönlichkeit herauszufiltern und nicht nur Tanz durch Nachahmung zu vermitteln.

Durch die Umsetzung von eigenen inneren Bildern in ebenso eigene Bewegungsabläufe kann das Kind individuelle Bewegungsqualitäten entwickeln, die seinem Körper und seinen Möglichkeiten entsprechen.

„Es gilt, nicht passiv vor dem Fernseher zu sitzen, sondern zu lernen, den eigenen, inneren Fernseher einzuschalten.“

1.4 Unterrichtskonzept

In diesem Unterrichtskonzept soll es darum gehen, Kindern Freude am Tanzen und an Bewegung zu vermitteln und ihnen nahezubringen, wie sie selbst mithilfe ihrer Fantasie und Kreativität Bewegungen und Schritte erfinden können. Das Entwickeln von eigenen inneren Bildern und damit eigenen Bewegungsqualitäten soll innerhalb des Unterrichts gefördert und langfristig geschult werden. Um dies zu erreichen, bedienen wir uns zum einen der klassischen Möglichkeiten des kreativen Kindertanzes.

Dazu gehören:

rhythmisch-musikalische Übungen,

Singspiele,

Bewegung nach Versen und kleinen Gedichten,

Improvisation von Bewegungen und Bewegungsgeschichten im Raum sowie

das Erlernen von kleinen, altersgerechten Tanzchoreografien.

Diese Inhalte gehören zu einer kreativen Kindertanzstunde unbedingt dazu.

Wir möchten noch ein bisschen mehr!

Wir versuchen, die oben genannten Aspekte mit Anteilen aus dem Schauspielbereich und der Psychomotorik anzureichern. Beispielsweise werden Aufwärmübungen aus dem Schauspielunterricht kindgerecht umgeändert, sodass sie im Kindertanzunterricht eingesetzt werden können. Ebenfalls ist uns der Umgang mit Sprache und Stimme sehr wichtig. Wir halten die Kinder immer wieder an, Verse und Gedichte mit uns gemeinsam zu sprechen, eigene Verse zu entwickeln oder gemeinsam die Lieder, zu denen wir tanzen, mitzusingen. So versuchen wir, unseren Unterricht so weit anzureichern, dass er zu einem ganzheitlicheren Training für Kinder wird.

Zwei wichtige Säulen dieses Konzepts sind:

die Improvisation und

der Stundenaufbau.

a) Die Improvisation

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass eine Improvisation nicht nur als Mittel zum Zweck benutzt werden sollte, z.B. um Kindern spielerisch Bewegungsabläufe zu vermitteln.

Vielmehr sollte Improvisation immer mit Sinn gefüllt werden und ein klares, vom Lehrer gesetztes Stundenziel verfolgen.

Die Improvisation sollte als Schlüssel verstanden werden, die inneren Bilder der Kinder hervorzulocken.

Die Improvisation sollte innerhalb der Stunde ein klares Lernziel verfolgen (Einführung von Drehungen, Sprüngen, Bewegungsqualitäten, wie schwer/leicht, hart/weich, Schrittarten, die später für einen Tanz gebraucht werden etc.).

Die Improvisation sollte von der Lehrperson vorgegebene Anteile sowie Anteile an freier Bewegungsfindung der Kinder aufweisen.

Die Bewegungsideen der Kinder innerhalb der Improvisationsaufgabe sollten vom Lehrer im Stundenverlauf aufgegriffen werden (z.T. für Teile einer späteren Choreografie).

Die Improvisationseinheit sollte in einem festen Rahmen stattfinden, damit die Kinder innerhalb der Improvisation an Sicherheit gewinnen.

Eine Improvisation kann gezielt innerhalb der Stunde platziert werden und einen für die Kinder wiedererkennbaren Ablauf aufweisen.

b) Der Stundenaufbau

Genau wie im Schulunterricht sollte auch eine Kindertanzstunde im Freizeitbereich einen klaren und strukturierten Stundenaufbau aufweisen.

Wir verstehen uns zwar als Freizeitpädagogen und die Kinder kommen am Nachmittag freiwillig zu uns, aber dennoch sollte es unser Ziel sein, eine klare Struktur und Regelung zu haben und den Kindern nachhaltig etwas mitzugeben.

Wir wissen, dass Kinder innerhalb einer klaren und festen Struktur am besten lernen können. Ein fester Stundenablauf gibt den Kindern einen Rahmen, an dem sie sich während einer 60-minütigen Unterrichtsstunde orientieren können. Sie wissen, was kommt und dieses Wissen gibt ihnen die Sicherheit, aus sich herauszugehen und sich selbst und anderen zu vertrauen.

Durch einen strukturierten Stundenaufbau geben wir der Stunde einen Spannungsbogen, mit dem wir die verschiedenen Konzentrationsphasen der Kinder innerhalb der Stunde bestmöglich nutzen können. Gleichzeitig wird verhindert, dass die Energie innerhalb der Stunde nach kurzer Zeit verpufft.

Wir können die Aufmerksamkeit der Kinder für die Stunde und für uns als Lehrer erhöhen. Der eigene Energieaufwand innerhalb der Stunde kann so verringert werden und die Vorbereitungsarbeit kann auf längere Sicht vereinfacht werden.

Diejenigen von Ihnen, die große Gruppenstärken in Turnhallen unterrichten, wissen, wie schwierig es ist, die Konzentration und Aufmerksamkeit der Kinder sowie die eigene Kraft und Präsenz innerhalb der Stunde aufrechtzuerhalten.

Sobald ich als Lehrperson unsicher bin und damit für einen Moment an Präsenz verliere, tut sich ein Spannungsloch in der Stunde auf und die Aufmerksamkeit und Aufnahmefähigkeit der Kinder ist dahin. Diese Aufmerksamkeit wiederzuerlangen, bedeutet dann einen noch viel höheren Energieaufwand. Deshalb gilt es, diesen Spannungsverlust durch einen strukturierten Stunden­ablauf zu vermeiden.

Gerade für diejenigen unter Ihnen, die in Vereinsturnhallen, in Schulen mit großen Klassenstärken oder in Bewegungsräumen von Kindertagesstätten kreativen Kindertanz anbieten möchten, soll dieses Unterrichtskonzept praktisches Handwerkszeug enthalten, das Ihnen das Unterrichten einer kreativen Kindertanzstunde erleichtert.

1.5 Was verstehen wir unter Improvisation?

Improvisation bedeutet, Körper und Geist in Bewegung zu bringen.

In vielen kreativen Kindertanzstunden wird die Improvisation als eine Art „Trick“ eingesetzt, Kindern spielerisch tänzerische Bewegungen und Schritte beizubringen. Das ist Improvisation natürlich zu einem gewissen Grade auch. Die Kinder bewegen sich zu vorgegebenen Bildern und setzen unbewusst und spielerisch bereits tänzerische Schritte um. Die Kinder lernen, ohne es zu merken und das ist, ohne Zweifel, eine der großen Stärken der tänzerischen Improvisation im Kindertanz.

Improvisation kann aber noch viel mehr!

Wenn ein Kind ein vorgegebenes Bild, wie z.B. ein Tier, in eigene Bewegungen umsetzt, so muss es dazu seine Fantasie aktivieren und damit seine geistige Gedankenwelt. Hier muss es seinen „inneren Fernseher“ einschalten und selbst aktiv werden.

Zudem wird es versuchen, aus sich herauszugehen und sich, wenn auch in einem geschützten Raum, zu präsentieren. Hier können also Körper und Geist gemeinsam gefordert werden.

Wenn Übungsleiter die Kinder Bewegungen improvisieren lassen, nur um ihrer selbst willen, ob ihrer tänzerischen Schönheit und Beweglichkeit oder aber ausschließlich als Mittel für das Erlernen von tänzerischen Bewegungsabläufen, so werden die Möglichkeiten einer Improvisation nicht ausgeschöpft und ihre Effektivität nicht genutzt. Zu überlegen, wie sich ein bestimmtes Tier bewegt und dann die eigene Vorstellung in reale Bewegungen umzusetzen, schult die Fantasie und Vorstellungskraft der Kinder.

Noch spannender und effektiver wird es aber, wenn wir diese erprobten Bewegungen der Kinder im Verlauf der Stunde innerhalb einer kleinen Schrittfolge wieder einsetzen.So können die Ideen der Kinder und ihre freien Bewegungen in eine kleine Tanzfolge und damit in eine Form gebracht werden. Die vorher frei improvisierten Bewegungen haben damit einen Sinn und auch ein Ziel innerhalb des Unterrichts bekommen.

Die Kinder waren kreativ tätig und verspüren ein Erfolgserlebnis. Sie haben die Stunde aktiv mitgestaltet und können das Ergebnis anschließend selbst sehen und anderen präsentieren.

Die Improvisation hat dadurch innerhalb der Stunde eine sichtbare und nachvollziehbare Aufgabe erhalten und bleibt nicht nur Mittel zum Zweck. Ihr kreatives Potenzial kann konkret für die Stunde und deren Lernziele genutzt werden.

1.6 Kinder und Bewegung heute

Studien haben gezeigt, dass viele Kinder schon im Kindergartenalter nicht mehr in der Lage sind, rückwärts zu gehen. Auch einfachste Bewegungsabläufe, wie das Balancieren auf einer Bank oder auf einem am Boden liegenden Seil, das Stehen auf einem Bein oder das Springen von einem auf den anderen Fuß, werden heute für einige Kinder zu einer fast unlösbaren Aufgabe.

Kinder, die beispielsweise in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg aufwuchsen, waren darauf angewiesen, sich draußen in den Trümmern ihrer Städte selbst zu beschäftigen. Dort waren ihre Spielplätze, auf denen sie herumkletterten, balancierten, Fangen spielten und herumsprangen. Und nicht nur das. Sie waren häufig auf sich allein gestellt und mussten diese „Spielplätze“ für sich entdecken und einnehmen. Sich selbst überlassen, waren sie die Entdecker ihrer eigenen kleinen Welten und Abenteuer. Es hat sich gezeigt, dass diese Kinder nicht nur körperlich bessere Fähigkeiten besaßen, sondern sich oft auch eigenverantwortlicher und selbstbewusster entwickelten.

Ich selbst konnte als Kind noch ganze Nachmittage draußen herumstromern und wir haben uns die Orte, an denen wir spielten, selbst ausgesucht. Wir hatten ein Fahrrad und wir hatten das Vertrauen unserer Eltern. So lernte ich balancieren, klettern, hüpfen, springen, Körperkoordination und Körpergefühl nicht nur im Ballett- und Turnunterricht, sondern vielmehr ganz nebenbei.

Viele Kinder heute haben gar nicht mehr die Möglichkeit wie wir, sich ihren „Spielplatz“ selbst zu erschließen. Sie können nicht selbst entdecken, wo oder was sie spielen wollen.In großen Städten ist es oft nicht möglich, mit dem Fahrrad allein zu einer Wiese oder einem Feld zu kommen, um dort eigenverantwortlich herumzutollen. Es gibt Spielplätze, die Bewegungsmöglichkeiten vorgeben und zu denen die Kinder mit ihren Eltern gehen, die, sich sorgend um den Nachwuchs, ihn keine Sekunde aus den Augen lassen. Das Entwickeln von Eigenverantwortlichkeit kann dadurch auf der Strecke bleiben.

Ich möchte an dieser Stelle nicht aufzeigen, wie viel besser es „früher“ gewesen sein mag, sondern lediglich veranschaulichen, welch immensen Wandel die körperlichen Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern erfahren haben.

Dazu kommt natürlich der wachsende Konsum via Fernsehen, Internet und Computer, der den Gebrauch der eigenen Fantasie zunehmend überflüssig macht.

Heute kann man bereits Tennis, Golf und Fußball per Computeranimation zu Hause im Wohnzimmer spielen und braucht nicht mehr vor die Tür zu gehen. Hier kommen nun Institutionen wie Kita, Schule und Verein zum Tragen!

Wir sollten uns dieser Entwicklungen unbedingt bewusst sein, wenn wir mit Kindern im Bereich Bewegung und Sport arbeiten. Es sollte dabei nicht nur um den Aspekt der Bewegung gehen, sondern ebenso um die Förderung von Eigeninitiative, Eigenverantwortung, Vertrauen und Kreativität.

Der kreative Kindertanz bietet uns optimale Möglichkeiten, an diese Defizite spielerisch und mit Spaß heranzugehen.

1.7 Der Einsatz von Musik im Kindertanzunterricht

Sich nach Musik zu bewegen, ist nicht ohne Grund ein seit Hunderten von Jahren bestehendes Bedürfnis der Menschen. Die Musik kann uns tragen und führen, manchmal sogar alles andere vergessen machen. Deshalb ist es so schön, sie zu nutzen, um Kinder in Bewegung zu ­bringen.

Musik kann durch ihre verschiedenen emotionalen Qualitäten Fantasiebilder in uns erwecken. Sie kann in uns ein Bild von Wasser und Wellen entstehen lassen, oder von einer matschigen Landschaft, durch die wir mit schweren Schritten hindurchwaten müssen. Diese Fähigkeit der Musik können wir einsetzen, um Kinder in der Entwicklung ihrer Fantasie, Vorstellungskraft und Bewegungsfreude zu unterstützen und ihnen die Scheu vor diesem ungewohnten Umgang mit ihrem Körper zu nehmen.

Musik kann natürlich auch durch ihre Rhythmik und ihre Metren bestimmte Bewegungsqualitäten des Körpers unterstützen.

Unter Bewegungsqualitäten