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Dieser Praxisleitfaden verhilft Ihnen zu einer effizienten Gestaltung Ihrer betriebswirtschaftlichen Prozesse mit SAP S/4HANA Credit Management (FIN-FSCM-CR) inklusive SAP Fiori. Dabei werden die Mindestanforderungen an das Kreditmanagement (MaCM) in der aktuellen Version 3.0 berücksichtigt.
Sie begegnen dem SAP-Geschäftspartner mit einer zusätzlichen Rolle im Kreditmanagement, werden in die Prozesse „Kreditlimitantrag“ und „dokumentierte Kreditentscheidung“ eingeführt und erfahren, wie Sie in Zukunft das Kreditlimit automatisch ermitteln bzw. pflegen und das Kreditrisiko überwachen. Die Autorin zeigt Ihnen zudem, wie Sie Analysen im Standard selbst durchführen und wofür Kreditmanager das SAP Credit Management Cockpit einsetzen können.
Abschließend durchlaufen Sie das komplette Standard-Customizing – angefangen bei der Aktivierung der Business Functions, über die Einrichtung des Records und Case Management, die Erweiterung des Geschäftspartners für das Kreditmanagement bis hin zur Integration der Komponente in den Vertrieb und die Buchhaltung. So ist Ihr SAP Credit Management schnell funktionsfertig eingerichtet.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 166
Veröffentlichungsjahr: 2021
Silke Breest
Kreditmanagement mit SAP® S/4HANA
Silke BreestKreditmanagement mit SAP® S/4HANA
ISBN (E-Book): 9-783-96012-229-6
Lektorat:Monika Hong
Korrektorat:Die Korrekturstube
Coverdesign:Philip Esch
Coverfoto:© black-sheep, # 69401509 – stock.adobe.com
Satz (E-Book):Tanja Jahns
1. Auflage 2021
© Espresso Tutorials GmbH, Gleichen 2021
URL:www.espresso-tutorials.de
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Jörg Siebert, Eric Bauer:
Belegaufteilung und parallele Rechnungslegung in SAP
®
ERP
Marc Müller:
Praxishandbuch SAP
®
-Zahllauf – 2., erweiterte Auflage
Claus Wild:
Praxishandbuch Cash Management in SAP
®
S/4HANA Finance
Robin Schneider:
Investitionsmanagement mit SAP inkl. Neuerungen in SAP
®
S/4HANA – 2., erweiterte Auflage
Karlheinz Weber:
Schnelleinstieg ins Finanzwesen (FI) mit SAP® S/4HANA
Michael Eckel, Nergiz Köksal:
Die neue Anlagenbuchhaltung in SAP
®
S/4HANA
Robin Schneider:
Praxishandbuch SAP-Geschäftspartner (Business Partner) – Funktionen und Integration in SAP
®
S/4HANA – 2., erw. Auflage
In diesem Buch lesen Sie über wesentliche Aspekte des neuen Kreditmanagements auf der Basis von SAP S/4-HANA mit der Komponente SAP Credit Management (FIN-FSCM-CR) und SAP Fiori. Das italienische Wort »Fiori« bedeutet Blumen. Sie bekommen hier den großen gemischten Blumenstrauß, für jeden Leser ist etwas dabei.
Dieses Buch ist wie alle Espresso Tutorials praxisnah geschrieben. Die vielen Blumen sind gedacht für Kreditmanager, Kundenberater, Verkäufer, Buchhalter, Administratoren, Anwendungsberater, Projektmanager – alte Hasen und junge Mitarbeiter.
Wir alle kennen den täglichen Spaß mit buchhalterischer Tradition und ultramoderner Computertechnik. In einzelnen Schritten der Kapitel erfahren Sie, wie Sie das Kreditmanagement im Standard implementieren. In kleinen Folgeprojekten erweitern Sie dann Ihre Standardimplementierung. Ihr Kunde im Agrarsektor zahlt in Naturalien, z.B. wie in Brasilien landesüblich mit einem Sack Soja. Sie definieren einen Sack Soja in den Währungseinstellungen als Zahlungsmittel. Anschließend steht Ihnen für das Kreditmanagement die Naturalwährung zur Verfügung. Sie möchten zum Einsatz zusätzlich Mobilgeräte nutzen? Lesen Sie dazu Kapitel 2 und erweitern Sie mit einem kleinen Folgeprojekt Ihr modernes Kreditmanagement.
Mit dem neuen Kreditmanagement konzentrieren Sie sich auf Ihre Risikokunden. Dank der dynamischen Kreditprüfungen sind fast alle Kunden mit automatischen Änderungen berücksichtigt. Die kreditauffälligen Kunden bearbeiten Sie nach klaren Regeln für die Kreditrisikoprüfung und gruppieren sie nach dem Kundenwert.
Mit diesem Buch erhalten Sie nicht nur einen Einblick in das neue Kreditmanagement, sondern Sie führen die ausgelieferten Best Practices ein. Zum Start erfahren Sie wertvolle Tipps für die schnelle und konfliktfreie Einführung. Finanzwesen und Vertrieb arbeiten jetzt zusammen.
Die Firma SAP SE und der Bundesverband Credit Management e. V. arbeiten seit 20 Jahren zusammen. Dieses Buch enthält die Mindestanforderungen an das Kreditmanagement in der aktuellen Version 3.0 [1]. Die Umsetzung für das Kreditmanagement wird mit SAP S/4HANA FIN-FSCM-CR inklusive SAP Fiori auf Basis der Releases 1809 und 1909 vorgestellt. Ihr Kreditmanagement wäre mit dem neuen Kreditmanagement TÜV-zertifizierbar.
In den Text sind Kästen eingefügt, um wichtige Informationen besonders hervorzuheben. Jeder Kasten ist zusätzlich mit einem Piktogramm versehen, das diesen genauer klassifiziert.
Hinweis
Hinweise bieten praktische Tipps zum Umgang mit dem jeweiligen Thema.
Beispiel
Beispiele dienen dazu, ein Thema besser zu illustrieren.
Achtung
Warnungen weisen auf mögliche Fehlerquellen oder Stolpersteine im Zusammenhang mit einem Thema hin.
Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen, wird im vorliegenden Buch bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen zwar nur die gewohnte männliche Sprachform verwendet, stets aber die weibliche und diverse Form gleichermaßen mitgemeint.
Zum Abschluss des Vorwortes noch ein Hinweis zum Urheberrecht: Sämtliche in diesem Buch abgedruckten Screenshots unterliegen dem Copyright der SAP SE. Alle Rechte an den Screenshots hält die SAP SE. Der Einfachheit halber haben wir im Rest des Buches darauf verzichtet, dies unter jedem Screenshot gesondert auszuweisen.
Im ersten Kapitel starten Sie mit den Anforderungen an ein modernes Kreditmanagement. Danach lernen Sie die neuen Prozesse im Kreditmanagement kennen. Dieses Kapitel bietet Ihnen eine fachliche und betriebswirtschaftliche Basis für die tägliche Arbeit. Sie kennen am Ende auch die Prozesse der Kreditrisikoprüfung, die sich hinter der Software verbergen. Zusätzlich erhalten Sie Tipps für ein schnelles Projekt.
In diesem Abschnitt lesen Sie die neuesten Empfehlungen für die Mindestanforderungen an ein zeitgemäßes Kreditmanagement. Die Empfehlungen werden vom Bundesverband Credit Management (BvCM) herausgegeben und wurden von über 1000 Firmen und Personen erarbeitet und diskutiert. Daran beteiligt waren Personen aus Firmen aller Größen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund, Vertreter aus Praxis, Forschung und Lehre, namhafte Wirtschaftsdienste sowie Berater und Mitarbeiter der Softwarehersteller, besonders aus dem Hause SAP SE.
Auf dem Bundeskongress des BvCM am 7. und 8. Oktober 2020 wurden die Mindestanforderungen für das Credit Management (MaCM) in der Version 4.0 [2] präsentiert und verabschiedet. Die MaCM werden weltweit angewandt. Sie finden die Bezugshinweise im Literaturverzeichnis. Interessant sind diese Richtlinien für Sie, damit die Umsetzung mit SAP SD (Vertrieb), SAP FI (Finanzen), SAP BP (Business Partner/Geschäftspartner) und SAP Credit Management gut gelingt. Zur Umsetzung eines modernen Kreditmanagements mit dem neuen SAP Credit Management der SAP finden Sie im Buch an vielen Stellen Anregungen. Die SAP arbeitet aktiv mit dem BvCM zusammen.
Das Kreditmanagement umfasst mindestens die folgenden Elemente Grundsätze, Mitarbeiter, Steuerung, Prozesse, Systeme und Auditierung.
In diesem Buch werden die folgenden Prozesse betrachtet:
Kundenstammdaten
Bonitätsprüfung
andauernde/permanente Bonitätsüberwachung
Risikoklassifizierung
Kreditentscheidung
Forderungssicherung
Zahlungsbedingungen und Zahlwege
Rechnungserstellung
Zahlungsabwicklung
Mahnwesen
Reklamationsmanagement
Liefersperren
Forderungsbeitreibung
Einzelwertberichtigung/Ausbuchung
Sie sehen, dass viele Prozesse mit dem Kreditmanagement zusammenhängen. Ich gebe Ihnen daher nachfolgend eine praktische Übersicht darüber, welche Befugnisse für das Kreditmanagement mindestens geregelt sein müssen:
Festlegung, Änderung und Aufhebung eines Kreditlimits
Genehmigung von Zahlungsbedingungen, die von den Standardzahlungsbedingungen abweichen oder das maximale Zahlungsziel überschreiten
Akzeptanz von Teilzahlungsvereinbarungen
Gewährung von Stundungen
Akzeptieren von Sicherheiten, die vom Standard abweichen
Setzen von Mahnsperren
Verhängung von Liefersperren
Aufhebung von Liefersperren
Wertberichtigung und Ausbuchung von Forderungen
Die folgenden Prozesse müssen mindestens dokumentiert sein:
Festlegung, Änderung und Aufhebung des
Kreditlimits
Einräumung eines Kreditlimits gegen die Empfehlung des Credit Managers (CM)
Einräumung von Zahlungszielen, die von den Standardzahlungszielen abweichen
Mahnaktivitäten
Verhängung und Aufhebung von Liefersperren
Wertberichtigung und Ausbuchung von Forderungen
Über genau diese vielfältigen Prozesse und Befugnisse muss vor Start des Einführungsprojektes zum Kreditmanagement Klarheit bestehen. Das fachliche Projekt geht der IT voran.
Dieser Abschnitt startet mit den Prozessen zu Mindestanforderungen im Kreditmanagement. Sie erkennen hier die Übergänge zu Prozessen im Vertrieb, Versand und zum Rechnungswesen. Diese Prozesse bestehen aktuell in vielen Firmen. Anschließend werden die neuen Prozesse mit SAP Credit Management beschrieben. Sie integrieren in das neue Kreditmanagement Informationen aus Vertrieb, Versand und Kundenbuchhaltung. Dazu gehören auch Informationen aus den automatischen Verfahren wie Abrechnen, Fakturieren, Zahlen, Mahnen, Klärungsfallbearbeitung, Bonität prüfen und Kreditlimit überwachen. In den Kapiteln 4 und 5 werden die kompletten Prozessketten beschrieben.
Das oberste Ziel bei der Prozessgestaltung ist die konfliktfreie Arbeit von Vertrieb und Buchhaltung/Kreditmanagement. Der Vertrieb (Sales and Distribution) ist der wichtigste Partner eines Kreditmanagers, er zählt zu seiner Kundschaft. Vertriebler bringen Aufträge ein und sichern das Überleben der Firma. Es gibt mit dem neuen Kreditmanagement ein klares Regelwerk zur Beurteilung des Kreditrisikos eines Kunden und zur Verfahrensweise mit dem betreffenden Kunden, die auch an den Vertrieb kommuniziert wird. In ungefähr 90 Prozent der Fälle wird die Kreditrisikoprüfung ungesehen ablaufen. Bei etwa 10 Prozent schlägt eine der Routinen an, um diese Fälle geht es hier im Kreditmanagement. Mit der Softwarekomponente SAP Credit Management, Bestandteil der Lösung SAP FSCM, werden diese Fälle dokumentiert, transparent und nachvollziehbar.
Zu allen Prozessen für ein zeitgemäßes Kreditmanagement gibt es in SAP FSCM, SAP FI, SAP SD und ggf. SAP CRM Entsprechungen, die ich Ihnen in diesem Abschnitt zeigen werde.
Folgende übergeordnete Prozesse sind in jeder Firma Bestandteil eines modernen Kreditmanagements (in Anlehnung an die MaCM 3.0) [1] und werden anschließend im Detail betrachtet:
Einrichtung und Pflege der Kundenstammdaten
Initiale und folgende Bonitätsprüfungen
Klassifizierung des Risikos und Ratings
Kreditentscheidungen
Vorgabe von Zahlwegen und Zahlungszielen
Forderungsbearbeitung und Sicherung
Rechnungslegung
Mahnwesen und Korrespondenzen
Reklamationsbearbeitung und Klärungswesen
Sperren von Belegen und Konten für Lieferungen und Leistungen
Kaufmännisches und technisches Inkasso
(Pauschalwertberichtigung) und Einzelwertberichtigungen
Bei der Erstanlage von Geschäftspartnern erwartet Sie ein umfangreicher Prozess, um den Stammsatz in ein Füllhorn von ca. 200 Informationen zu verwandeln.
In den Kundenstammdaten bietet SAP Credit Management eine Ergänzung der Geschäftspartnerstammdaten um die Rolle »Geschäftspartner« im Kreditmanagement. Außerdem finden Sie hier zwei extra Registerkarten mit Informationen zum Kreditprofil und den Bonitätsdaten sowie eine komplett neue Benutzungsoberfläche für die Daten zu den Kreditsegmenten mit weiteren Informationen zum Kreditlimit und dessen Steuerung, zu den Kennzahlen und dem Zahlungsverhalten inklusive KPI.
Bonität
Die Bonität kennzeichnet die Wertigkeit und Güte eines Kunden. Die Bonitätsprüfung ist der Prozess vor der Risikoklassifizierung. Eine Bonitätsermittlung ist immer von einem positiven Gedanken getragen, jeder Kunde startet wertfrei mit dem Status »neu«.
Im Prozess der Bonitätsermittlung zu einem Neukunden sammeln Sie Daten aus externen und internen Quellen, reichern diese mit zusätzlichen Daten an und verarbeiten sie zu Bonitätsinformationen. Ihnen stehen drei Gruppen von Datenquellen zur Verfügung: Kreditinstitute in Form der Bankenauskunft, Eigeninformationen z.B. als Steuerunterlagen und Bonitätsinformationen von Dienstleistern. Letztere sind vor allem spezielle Bonitätsanbieter, deren Daten Sie mit internen Bonitätsdaten zu wertvollen Informationen aufwerten. Voraussetzung ist natürlich, dass Sie die Qualität und Struktur der zugekauften Daten kennen und wissen, wie Ihr externer Bonitätsanbieter Daten aus sozialen Netzwerken einbezogen hat.
Ein eigenes Scoring mit selbst entwickelten Berechnungen berücksichtigt am besten Ihre Anforderungen zur Bonität. Sie folgen dabei Ihrem bestehenden oder neu zu erstellenden Regelwerk zur Bonitätsermittlung.
Bonitätsermittlung: Regelwerk zum Start
Eine sehr empfehlenswerte Informationsquelle zum Aufbau einer eigenen Bonitätsermittlung liefert das Regelwerk der Deutschen Bundesbank [4; 5]. Die Bank erstellt zwar ebenfalls Bonitätsauskünfte und Einstufungen. Ein gewichtiger Vorteil ist jedoch die freie Verfügbarkeit des Regelwerks und der zugehörigen Erläuterungen.
Es ist Aufgabe eines Kreditmanagers, Bonitätsregelwerke zu erstellen und in der Software abzubilden. Dazu hinterlegen Sie als Basis die Ergebnisse der Bonitätseinstufungen für Ihre Geschäftspartner im Stammsatz. Immer wenn neue Informationen eingehen, werden die Bonitätsdaten automatisch geprüft und aktualisiert. Somit findet eine ereignisbasierte, andauernde (dynamische) Bonitätsüberwachung statt.
Ist die Bonität des Geschäftspartners bestimmt, wird in Abhängigkeit zu weiteren Einstufungen, z.B. Größenklasse und Branche, das Forderungsausfallrisiko (Kreditausfallrisiko) klassifiziert. Sowohl die Risikoklassifizierung als auch das Rating erfolgen im Kreditmanagement und nicht im Vertrieb. Der Kreditmanager hinterlegt im Stammsatz des Geschäftspartners die Einstufungen zur Bonität und zum Risiko. Er ergänzt Informationen zu Sicherheiten sowie Vorausleistungen und trifft Festlegungen zur Vorauskasse sowie zu Abschlagszahlungen. Diese Informationen finden Sie im Kreditsegment des Geschäftspartners. Weitere gleichartige Sicherungsmaßnahmen gegen Forderungsausfälle folgen den üblichen Verfahrensweisen der Buchhaltung und Bilanzierung. Aufgrund der dynamischen Kreditrisikoüberwachung sind Ratings veränderlich, oft sind sie sogar in jedem Kreditsegment unterschiedlich. Das neue Kreditmanagement basiert auf dem Kundenwert, was dazu beiträgt, Konfliktpotenziale mit dem Vertrieb abzubauen. Ganz im Gegenteil: Kundenbetreuer tragen mit wertvollen Informationen zum Rating bei.
Jeder Geschäftspartner, dem Sie einen Lieferantenkredit einräumen, erhält ein Kreditlimit. Sie bestimmen Höhe und Dauer des Kredits, indem Sie die entsprechenden Informationen in den Stammdaten des Geschäftspartners angeben. Der Vertrieb kann an der Bestimmung der Kreditlinie mitwirken, die Entscheidung wird aber im Kreditmanagement getroffen. Die Bewertung hinsichtlich Bonität und Risiko ist der Bestimmung des Kreditlimits vorausgegangen. Für die Entscheidung des Kreditlimits wird der Kunde als rechtliche und wirtschaftliche Gesamtheit betrachtet. Die Festlegung erfolgt für den Kunden insgesamt, für das Kreditsegment und optional auch je Auftrag oder Vertriebsbeleg. Jede Entscheidung ist revisionssicher zu dokumentieren, wobei auch Datenschutz- und Antidiskriminierungsrichtlinien zu berücksichtigen sind.
Es lassen sich erweiterte oder geänderte Kreditentscheidungen mit verbalen und nonverbalen Zusatzeinschätzungen kombinieren. Sind diese politisch oder juristisch motiviert, müssen Sie dafür gesonderte Formulare zum Protokollieren vorsehen.
Nicht kreditwürdige Kunden sind zu kennzeichnen und mit geeigneten Zahlwegen ohne Zahlungsziel (siehe nächster Punkt) zu behandeln.
Zu einem umfassenden Regelwerk gehören neben der Regelung zu Einzelkunden auch Verfahrensweisen zu Kreditentscheidungen bei verbundenen Unternehmen. In Ihrer Firma sollte es genaue Regelungen geben, welche Vorgänge auf das Kreditlimit zu welchem Zeitpunkt anzuwenden sind. Prozesse zu Änderungen des Kreditlimits bzw. der Kreditentscheidungen müssen hinsichtlich der durchführenden Personen und ihrer Bearbeitungsweise genau definiert sein. Für alle Personen im Kreditmanagement legen Sie Vertreter fest. Alle auslösenden Ereignisse, die im positiven Sinn eine Änderung des Kreditlimits bewirken, sind umfassend zu regeln. Ebenso ist ein festgelegtes Szenario mit Regelungen für die Folgeprozesse festzulegen,falls die Kreditprüfung Belege sperrt. Das Ziel ist die Hinführung des Kunden zum Normalprozess oder das Aufgeben der Geschäftsbeziehung, z.B. infolge einer Insolvenz.
Die Vorgabe von Zahlwegen und Zahlungszielen ohne Sofortkasse stellt eine Kreditentscheidung dar. Sie wird im Rahmen der Bonitätsbewertung und Risikoklassifizierung getroffen. Wenn ein Kunde nicht kreditwürdig ist, stehen Ihnen neben den üblichen Sicherheitsleistungen wie Kaution oder Vorauszahlung noch eine Einschränkung der Zahlwege wie Sofortkasse oder Kreditkarte, Regulierungen der Limits und Fälligkeiten offen.
Sie haben eine Einstufung der Bonität vorgenommen. Zusätzlich wurde das Risiko ermittelt. Oberste Priorität haben Geschäftspartner mit Forderungen, die für Ihr Unternehmen bei Ausfall existenzbedrohend werden. Hier sind zusätzliche Sicherungsmaßnahmen erforderlich. In Ihrem Regelwerk bestehen Vorgaben hierzu, wie die Sicherung zu erfolgen hat. Sie prüfen alle Maßnahmen im Kreditmanagement laufend auf ihre Wertigkeit und ihren Erfolg. Darüber hinaus müssen Sie Vorsorge für Großereignisse treffen. Auch die Eigensicherung und Warenkreditversicherung sollten Sie regelmäßig anpassen.
Als Basis für Auswertungen und Analysen zu allen Sicherungsmaßnahmen dient das Berichtswesen mit den neuen Analysemöglichkeiten im Kreditmanagement. Wählen Sie geeignete Werkzeuge, z.B. Business Intelligence oder Analytics Cloud, und Anbieter aus.
Zusätzlich steht Ihnen das Factoring offen. Die Abgabe der Forderungsbestände an spezialisierte Firmen kann direkt über Schnittstellen erfolgen. Einerseits entlastet das Ihre Bilanz, andererseits drückt es aber auch auf den Gewinn. Ihre bisherige Verfahrensweise, z.B. aus dem alten Kreditmanagement mit der Komponente FI, können Sie mit der neuen Komponente SAP Credit Management automatisieren.
Im Rahmen der Rechnungslegung müssen Sie nicht nur die Rechnungslegung selbst, sondern auch die Liefertreue kontrollieren. Oft erfolgt die Rechnungslegung konsequent, die Lieferung jedoch verspätet. Während der Fakturierung wird daher nochmals geprüft, ob Positionen in der Rechnung mit der Lieferung übereinstimmen. Sodann werden Lieferungen und Leistungen zeitnah und vollständig abgerechnet. Zur Sicherheit werden das Fälligkeitsdatum und die Zahlungsbedingungen nochmals auf der Rechnung vermerkt. Die weltweiten Formvorschriften für Rechnungen sind dabei wie bisher einzuhalten. Es empfiehlt sich, Rechnungen elektronisch in den landesüblichen Formaten zu versenden. Verträge und Vereinbarungen in elektronischer Form erleichtern den Dokumentenaustausch, denn auch Folgekorrespondenzen können dann elektronisch verarbeitet und den Kundenverträgen zugeordnet werden. Bei der Migration auf SAP Credit Management ist dafür Sorge zu tragen, dass in der Übergangszeit keine Ausfälle in der Rechnungslegung und bei den Zahlungseingängen entstehen.
SAP FSCM bietet neben dem neuen SAP Credit Management auf der gleichen technischen Basis mit SAP FIN-FSCM die Unterkomponenten SAP Dispute Management und SAP Collections Management. Aus den dort ablaufenden Prozessen »Klärungsfallbearbeitung« und »Forderungsbearbeitung« werden die Informationen vollumfassend in SAP Credit Management fortgeschrieben. Sie verfügen damit über alle erforderlichen Daten für eine Entscheidung zu den Prozessen »Mahnen« und »Korrespondenz«, wenn der Geschäftspartner z.B. wegen fehlender Zahlungseingänge ausgesteuert wird. Die meisten Fälle werden automatisch nach Ihrem Regelwerk prozessiert.
Das Mahnwesen findet nicht in SAP Credit Management statt. Erst wenn eine Kreditentscheidung zu treffen ist und ein Kreditlimitantrag zur Bearbeitung ansteht, wird der Kreditmanager aktiv. Alternativ wendet sich der Vertrieb bei gesperrten Belegen über den Prozess »dokumentierte Kreditentscheidung« an das Kreditmanagement. Die bisherigen Dokumente und die Historie aus dem Mahnwesen liegen dort zur Berücksichtigung vor.
Erst am Ende der Bearbeitungskette aus Klärungsfallbearbeitung (inkl. Reklamationen) und Mahnwesen folgt das Kreditmanagement. Letzteres umfasst dennoch alle drei Bereiche, da im Kreditmanagement jegliche Informationen zusammenlaufen. In das Kreditmanagement fließen die Entscheidungen aus allen Bereichen ein, sodass Ihnen dort die Ergebnisse zur Beurteilung der Kreditentscheidungen vorliegen. In der Übersicht zu den Fällen Ihrer Kunden im Kreditmanagement sehen Sie auch die anderen Fallarten, wie z.B. Klärungsfälle. Die Erfahrung hat gezeigt, dass über 90 Prozent der Reklamationen ganz oder teilweise berechtigt sind und damit auch die Zahlungsabweichungen. Sie ermitteln den strittigen Betrag und stellen für den unstrittigen Anteil die Zahlungswilligkeit des Geschäftspartners her oder führen eine Kreditentscheidung durch. Noch in Bearbeitung befindliche Fälle gehen in die terminierte Wiedervorlageliste.
Der normale Prozess startet im Vertrieb mit dem Anlegen einer Kundenbestellung, dem Kundenauftrag. Es folgt die Kommissionierung und Auslieferung der Ware. Der Lieferschein begleitet die Ware. Aus dieser logistischen Prozesskette ergibt sich die finanzielle Prozesskette, die in den Komponenten des Rechnungswesens abgebildet wird. Mit dem neuen Kreditmanagement wird eine erweiterte Funktionalität zur Überwachung der finanziellen Wertschöpfung entlang der logistischen Prozesskette eingerichtet. Sie soll Ihnen ermöglichen, das Geld schneller und sicherer Ihrem Unternehmen zuzuführen. Dabei schützen Sanktionen Sie vor finanziellen Ausfällen von Lieferungen oder Leistungen. Das Ziel ist immer die Rückkehr in den Normalprozess und die Aufhebung der gesetzten Sperren. Das neue Kreditmanagement bietet Ihnen eine erweiterte Prozessintegrationen und softwarebasierte Folgeprozesse zur Beschleunigung des Workflows für die Bearbeitung der Abweichungen vom Normalfall.
Dazu gehört das Sperren von Belegen im Vertrieb oder von Konten im Kreditmanagement als Ergebnis der Kreditrisikoprüfung. Diese Sperren stellen zwar eher die Ausnahme dar, führen aber bei einem hohen Kundenaufkommen oder bei Großaufträgen schnell zu einer Bindung von vielen Millionen Euro. Daher werden Prozesse speziell mit dem neuen Kreditmanagement und allgemein mit SAP FSCM so eingerichtet, dass automatisch und regelbasiert Entscheidungen zu Folgeaktivitäten getroffen werden. Als Beispiel dienen hier der statische Mahnprozess und seine Schrittfolge, inklusive Korrespondenzen und Folgeaktivitäten wie die Abgabe zum Inkasso. Eine automatische Sperre der Belege zur Auslieferung muss immer auch mit einem Schutz der Ressourcen einhergehen und die Produktion oder Nachbestellung für diesen Kunden sperren.