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Selim Özdogan bringt das Leben auf den Punkt: Nur schmal ist der Grat zwischen Sonnen- und Schattenseite, zwischen denen, die alles erreichen wollen, und denen, die nichts mehr zu verlieren haben. Özdogan begleitet sie auf ihren Wegen: den Vater, der statt seiner Liebe auf den ersten Blick die Frau seines Lebens heiratet. Den Lehrer, der freitagmittags doch eigentlich nur nach Hause will. Und die Jungen unter der Laterne, die den ersten Schluck jeder Flasche immer auf den Boden gießen, obwohl eigentlich keiner weiß warum. Was dabei entsteht, sind Geschichten, deren Rhythmus und Klang den Leser tragen wie eine Melodie. Es sind Geschichten von Menschen, die nach festem Grund unter ihren Füßen suchen, von Liebenden, die der Wahrheit hinter der Poesie nachspüren, von der Angst vor dem Tod und der Sehnsucht nach ihm, vom Leben im Takt der Musik und von Tagen im Paradies.
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Seitenzahl: 15
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Selim Özdogan
Kriminelle
Geschichte
Es ist nicht der müßige Träumer, der der Realität entflieht, sondern es sind die Emsigen, die in einem Leben voller Taten Zuflucht vor der Bedeutungslosigkeit suchen.
John Gray
Ich habe nicht genug Kollegen John Grays getroffen, um wirklich überzeugt von dieser Theorie zu sein, aber möglicherweise sind Philosophen Rappern ähnlicher als gemeinhin angenommen wird. Wenn es ebenfalls ihr Job ist, eine Rolle zu spielen und all ihre Eloquenz zu nutzen, damit möglichst viele Leute ihnen diese Rolle abkaufen, würde sie das im Grunde genommen zu MCs machen, nur ohne den Schmuck.
Mike Skinner
Es fiel auf, als meine Cousine das erste Mal geheiratet hat. Fast die gesamte Familie war im Haus ihrer Eltern untergebracht und kurz bevor die Braut von der Familie des Bräutigams offiziell abgeholt wurde, gab es eine Diskussion. Mein Onkel wollte nicht, wie es von alters her Brauch war, ein rotes Seidenband um die Hüften seiner Tochter binden, als Symbol dafür, dass er sie als Jungfrau aus dem Haus gab.
Wahrscheinlich hat er sie ebenso wenig gefragt wie ich, aber man konnte davon ausgehen, dass er im Falle des Bandes etwas versprach, was er nicht halten konnte.
Weder Nehir, meine Cousine, noch Nail, der Bräutigam, legten Wert darauf und auch Nails Familie war es gleichgültig, doch mein Großvater sagte, man könne dieses Ritual nicht weglassen und so tun, als würde man eine Hure verheiraten. Mein Onkel willigte schließlich ein und ich dachte, dass dieser Brauch wohl in der nächsten Generation verschwunden sein würde. Und fragte mich, ob mein Großvater sich der Lüge über seine Enkelin bewusst war.