Krinifiminifis - Karin Jäger - E-Book

Krinifiminifis E-Book

Karin Jäger

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Beschreibung

Krinifiminifis, das sind 24 kriminelle Kurzgeschichten. Vom Tod. Vom Leben, und wie es uns zu Dingen treiben kann, die eigentlich unvorstellbar sind: Mord, Erpressung oder Eigentumsdelikte. Kommen Sie mit und betrachten Sie diese Taten! Doch aus welchen Augen heraus? Manchmal ist das nicht so klar. Es kommen Ermittler, Opfer und Täter zu Wort, und sie erzählen zu Ihrem Vergnügen Storys, welche überwiegend, aber nicht alle, dem Genre Cosy Crime zugerechnet werden können. Karin Jäger schreibt Geschichten und Gedichte und das ist ihr 13. Band.

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Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Karin Jäger

Krinifiminifis

24 kriminelle Kurzgeschichten

Die Autorin behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werks für Zwecke des Text- und Data-Minings nach §44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen. Der Inhalt dieses Buchs ist urheberrechtlich geschützt. Die unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, sind untersagt. Alle im Inhalt erwähnten, beschriebenen oder abgebildeten Personen, Orte und Ereignisse sind fiktiv.

Impressum: Text/Grafik: ©2025 Copyright by Karin Jäger Umschlag: ©2025 Copyright by Karin Jäger Verantwortlich für den Inhalt: Karin Jäger, c/o Block Services, Stuttgarter Str. 106, D-70736 Fellbach Vertrieb: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

#1 OFFENE GEHEIMNISSE

Ein stiller Nomade streift zwischen den Steinen. Ihm sind all' diese Lebensgeschichten bekannt. Dass die Wahrheit geheim sei, möchten sie meinen, Die jenen das Lebensrecht hatten aberkannt.

Hier liegt unter Efeu und speckigem Marmor die Vergangenheit unserer Siedlung. In Granit verewigt, bedeckt von Stiefmütterchen, ist man Teil einer Gemeinschaft, die man zu Lebzeiten vielleicht hasste. Ob man will oder nicht, hier endet zu guter Letzt jeder.

Ich spaziere zwischen den Grabsteinen und muss manchmal lachen, wer da neben wem zu liegen kam. Im Leben waren sie erbitterte Feinde, gingen sich aus dem Weg oder aufeinander los wie Schafsböcke in der Brunst. Nun sind sie hingestreckt, Schulter an Schulter, bis in alle Ewigkeit oder zumindest bis zum Ablauf der Liegezeit.

Und darüber beschweren können sie sich nicht, müssen still schweigen, den Mund halten. Dabei fiel ihnen das zu Lebzeiten so schwer. Laut waren sie in ihren Auseinandersetzungen. Ob im Ortsrat oder in der Warteschlange beim Bäcker, wenn man meinte, sich gegenseitig zu übervorteilen, und sich nicht die kleinste Kleinigkeit gefallen lassen wollte.

Im Tod sind die Streithähne nun am selben Ort vereint, während andere es nicht sein können. Da liegt das goldene Ehepaar wie ein Herz und eine Seele gemeinsam im Familiengrab, und die Geliebte hat ihre letzte Ruhestätte in einem ganz anderen Winkel des Friedhofs gefunden. Ein offenes Geheimnis war diese verbotene Liebe im Ort gewesen. Dennoch musste sogar am Ende der Schein gewahrt bleiben.

Solche Geschichten gibt es öfter, als man annehmen möchte. Jeden Grabplatz kenne ich. Es war schließlich mein Beruf. Schon als kleiner Junge hatte ich geholfen, die Gräber anzulegen und zu pflegen. Die Arbeit gefiel mir immer gut. Viel zu schleppen und zu bücken, aber viel frische Luft und freier Himmel. Und wann darf man sich als Mann schon einmal beruflich mit den schönen Dingen wie den Blumen beschäftigen. Darum habe ich verlassene Gräber auch einfach so, kostenlos bepflanzt, nur zu meiner Freude.

Die kleinen Kinder taten mir jedoch immer leid. Ein Leben, das endet, bevor es wirklich angefangen hat. Mit Andacht habe ich diese kleinen Grabsteine gelesen. Und so begann ich, sie alle genau anzusehen. Manche Steine sind älter als ich selbst.

Irgendwann fiel mir am Grabmal einer alteingesessenen Familie etwas auf. Es war eigentlich offensichtlich. Vor aller Augen stand da die Geschichte geschrieben, bloß niemand außer mir verstand sie.

Zuerst dachte ich, dass ich mich irre; dass ich meschugge bin und mir etwas einrede. Dann begann ich, herumzustöbern. Archive sind doch eine feine Sache.

Daraufhin konfrontierte ich den Schmachthund, der es nicht hatte erwarten können, mit meinem Verdacht. Beweise hatte ich keine. Aber Gerüchte werden gescheut. Man fürchtet den Ehrverlust, den das Geschwätz einbringt, und die Polizei könnte neugierig werden. So zahlte er mir über Jahrzehnte hinweg jede Woche eine Kleinigkeit in bar für mein Schweigen. Das hat mir und meiner Familie das Leben erleichtert.

Ich wusste, dass ihn der Bimbes ärgert. Doch er tat freundlich, machte mir sogar manchmal kleine Geschenke. Um mich bei Laune zu halten, dachte ich. Einmal jedoch fragte ich mich, ob er wirklich nur wegen der Kälte Handschuhe trug, als er mir ein Glas mit selbstgemachter Wurst überreichte. Ich verfütterte sie an seinen Hund. Der starb drei Tage später. Als ich dann nach einem schönen Abend im Wirtshaus, an dem er mir den ein oder anderen Schnaps ausgegeben hatte, nachhause wankte, bemerkte ich, dass in der Nacht ein Schatten auf mich lauerte. Erwischt hat er mich nicht, denn ich kann mehr vertragen, als es aussieht. Seither gehe ich in dunklen Nächten lieber nicht mehr alleine heim. Vor allem jetzt, wo ich ein Tatterich bin, ein bemoostes Haupt, das sich seiner Haut nur noch schlecht wehren kann.

Er ist zwar tot. Doch die Erpressung geht weiter, denn er wurde Opfer seiner eigenen Finte. Als ich die Nachricht von seinem Ableben erhielt, dachte ich zuerst: Katzendreck, jetzt ist es aus mit der wöchentlichen Kühlschrankfüllung auf fremde Kosten. Meine Rente ist schmal. Aber im nächsten Augenblick merkte ich, dass auch er kurz nach seinem Geburtstag verstorben war! Ich fand rasch heraus, wer dafür verantwortlich war. Man muss einfach nur dem Geld folgen.

Also sprach ich seinen Erben an, so wie ich Jahrzehnte früher bereits den Vater angesprochen hatte. Der Löffel guckte recht dumm aus der Wäsche, als ich ihm sein Verbrechen auf den Kopf zusagte. Ich fragte ihn grinsend, ob er seinem Herrn Papa zu dessen Geburtstag auch recht ordentlich eingeschenkt habe, denn man lebe schließlich nur einmal, egal was ein Pfiffikus von Doktor für einen Larifari quasselt, von wegen dass sich Medikamente nicht mit Alkohol vertragen. Bei alten Leuten schaue man auch nicht so genau hin und gehe automatisch davon aus, dass es das Alter gewesen wäre, das sie dahingerafft hat. Seine Großeltern mütterlicherseits hätten sich ja auch totgefeiert, während sein Opa väterlicherseits an seinem Achtzigsten sogar einen feuchtfröhlichen Abgang über die Treppe genommen habe.

Ich hätte noch mehr erzählen können beispielsweise von einem Onkel, der auf seiner Geburtstagsfeier betrunken in den Fluss gefallen war. Es steht ja fast alles da, dort auf diesem großen Grabstein. Die Details habe ich aus dem Archiv unserer Stadtzeitung fein säuberlich kopiert. Aber ich sah schon: Er hatte mich verstanden.

Bestimmt denkt er, dass er mir nicht mehr sehr lange mein Schweigegeld abdrücken müsste. Dass mich der Schnitter bald holt. Aber so, wie er eine Tradition seiner Familie weiterführt, habe ich mein Wissen in meiner Familie vererbt. Das blöde Gesicht würde ich gern sehen, wenn mein Erbe die Zahlung einfordert.

***

Will ich wirklich mal auf diesem Friedhof liegen Oder wage ich, was sonst undenkbar ist: So eine Seebestattung man muss nicht gießen Und aufs Grab pissen geht nicht dank solcher List.

***

#2 FICKFACKEREI MIT SPANISCHEM WIND

Ein Naturbursche war er, so sportlich und aktiv. Die Ehe mit ihm wurde zunehmend destruktiv. Über Tote soll man bekanntlich nicht schlecht sprechen. Gebt dem Geist keinen weiteren Grund, sich zu rächen. Zumal beide verantwortlich sind für die Ehe Und nicht alles daran schlecht war, wie ich gestehe. Wann genau verlor sich die unsterbliche Liebe? Wurde sie gestohlen und wer waren die Diebe? Waren es der Alltag, Leichtfertigkeit, Schlamperei? Irgendwann war es dann mit der Zuneigung vorbei. Man ging sich auf die Nerven; mochte sich nicht trennen. Wollte den Hass auf den anderen nicht bekennen. Was hielt sie noch zusammen? Gewohnheit? Oder Not? War es die Angst vor dem Alleinsein? Die Furcht ums Brot? Den Hungertod fürchteten sie vielleicht nicht wirklich. In diesem Alter war Scheidung einfach nicht schicklich. Und das Haus zu verkaufen, hatten sie keine Lust. Es gab ja auch schöne Momente in all' dem Frust. Wie sie zusammensaßen bei Kuchen und Kaffee, Lachten und das Herz tat ausnahmsweise mal nicht weh. In solchen Momenten war es so schön wie zuvor, Als sie noch ihre Liebe hatten und den Humor. Doch in diesen Szenen lag stets etwas Bitterkeit, Genau wie in jener gebackenen Köstlichkeit. Feiner Mandelbiskuit mit Obst und Wolkenhaube. Sieht es gut aus, ist es auch gut, besteht der Glaube. Doch tief in der Beziehung war ein Schmerz verborgen. Eine Kuppel aus Baiser begrub ihre Sorgen. Fassade war wichtig, sowohl außen wie innen. Und mit Worten meinte man, wenig zu gewinnen. Er kam vom Sport und hieb den Kuchen beherzt hinein. Die süß-bittere Note des Obsts fand er sehr fein. Er lobte besonders die frischen Vitamine. Nach dem Kaffee zog es ihn bald auf die Latrine. Die halbe Torte hatte er allein gefressen. Beim Sport wie beim Essen neigte er zu Exzessen. Schwindlig vom Joggen war ihm und er legte sich hin. Die Gattin gönnte sich im Wohnzimmer einen Gin. Es war zwar zu früh, um auf den Erfolg zu trinken. Mit Kopfweh ließ sie sich auf das Kanapee sinken. Als sein schwacher Hilferuf aus dem Schlafzimmer klang, Geschah es, dass sie den Finger in den Rachen zwang. Es näherten sich Sirenen nach einer Weile. Dann schellte es an der Tür in drängender Eile. Den Sanitätern öffnete sie mit letzter Kraft. Dem Ehemann zu helfen hat man nicht mehr geschafft. Doch sein Notruf rettete ihr scheinbar das Leben. Er habe für ihres das seine hingegeben, Jammerte sie und verdammte die Salmonellen. Der Eischnee sei nur kurz unter den Grill zu stellen. Sie habe das zwar immer für riskant gehalten, Wollte dem Gemahl nicht die Leibspeis' vorenthalten. Man sprach von Vergiftung. Sie schien nicht zu verstehen. Der Nachbar pflückt das Obst auch, habe sie gesehen. Die Beeren seien sehr giftig, wenn man sie nicht kocht. Fatal! Rohes Obst habe er am liebsten gemocht. Das Unglück schien sie in Depression zu stürzen. Klare Sache. Die Ermittlung konnte man kürzen. Sie fuhr zur Reha in einen Kurort der Tschechei. Und damit war die Misere endgültig vorbei.

***

#3 GEDULD

„So, Frau Linde“, sagte die Kommissarin, „jetzt zeigen Sie uns bitte noch einmal, wie das letzte Gespräch zwischen Ihnen und dem Opfer ablief.“

Die Gruppe seufzte wie aus einen Mund.

„Ernsthaft?!“, rief Darius Busch gereizt. „Wir machen das jetzt seit Stunden! Was glauben Sie denn, was in der x-ten Wiederholung anderes herauskommen wird?!“

„Eine sehr gute Frage, Herr Busch“, antwortete die Kommissarin freundlich. „Nach unserer Erfahrung, die durch die Forschung zudem bestätigt wurde, fördert die wiederholte Beschäftigung mit Gedächtnisinhalten oftmals vergessen geglaubte Aspekte zu Tage.“ Selbstsicher blickte sie in die Runde und Herr Busch verkniff sich schnaubend seine Widerrede.

„Ich müsst' aber bald wieder mal aufs Klo!“, warf die Zeugin Otte klagend ein, was allgemeine Zustimmung auslöste. Selbst die zwei Beamten, die die Kommissarin beim Rollenspiel unterstützten, wirkten mittlerweile etwas mürbe.

„Ja, natürlich“, meinte die Kommissarin. „In zehn Minuten machen wir eine Pause. Spätestens in zwanzig. Sie möchten doch alle, dass wir das hier rasch aufklären, oder? Schließlich waren Sie alle mit dem Opfer befreundet.“

„Rasch!“, stieß Theobald Eder sarkastisch aus und wischte sich mit der Hand über die Stirn.

Herr Busch kritisierte: „So gut waren wir nun auch wieder nicht befreundet, dass ich hier dumm rumstehe und mir die Stunden sinnlos um die Ohren schlage“. Eine Ärgerfalte stand ihm zwischen den Augen und er verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. „Besonders effektiv ist das hier sowieso nicht. Wir sind hier meistens doch eh bloß die Zuschauer.“

„Das lassen Sie mal meine Sorge sein“, lächelte die Kommissarin wissend. „Frau Linde, setzen Sie sich bitte jetzt wieder auf Ihren Stuhl. Wiederholen Sie, was Sie zum Opfer gesagt haben. Dann setzen Sie sich auf den Stuhl des Opfers und wiederholen seine Antwort. Bitte!“

Die Zeugin Linde setzte sich auf einen der beiden Stühle, welche vor der Gruppe wie auf einer Bühne positioniert worden waren.

„Mir wird das hier jetzt zu blöd!“, warf der Zeuge Busch ein und Theobald Eder nickte.

„Ich möcht' das auch nicht nochmal machen“, stimmte Frau Linde dem zu. „Ich wüsst' wirklich nicht, was ich vergessen hätte.“

„Na gut“, zeigte sich die Kommissarin nach einem kurzen Moment des Nachdenkens kompromissbereit. „Dann probieren wir jetzt mal was Neues. Frau Linde, bleiben Sie sitzen, und Herr Schade, setzen Sie sich bitte auf den Stuhl des Opfers.“ Dieser Zeuge schien noch am meisten Motivation übrig zu haben. „Ihre Aufgabe wird nun sein, der Frau Linde anstelle des Opfers zu antworten. Dabei wiederholen Sie allerdings nicht den Text des Opfers, den Sie mittlerweile mehrmals gehört haben. Stattdessem Sie greifen die Atmosphäre des Gesprächs auf und sagen das, was das Opfer Ihrem Empfinden nach gesagt haben könnte.“

Bernd Schade setzte sich mit ratloser Miene auf den freien Stuhl.

Darius Busch schlug die Hände frustriert vors Gesicht und Grit Schröder fragte irritiert: „Zu was soll das gut sein? Bringt uns das nicht endgültig durcheinander?“

„Wie meinen Sie das?“, fragte die Kommissarin interessiert.

„Jetzt haben wir Zeugen von einander nicht nur alle unsere Aussagen gehört. Jetzt bringen Sie uns auch noch mit irgendwelchen Fantasien durcheinander, wer was gesagt oder getan haben könnte“, antwortete Frau Schröder mit gerunzelter Stirn. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das was bringt.“

„Machen Sie sich darüber keine Sorgen“, sagte die Kommissarin gut gelaunt. „Das ist eine Methode, in der ich von unseren forensischen Psychologen ausgebildet wurde. In Amerika wird das sehr häufig angewandt. Und wir können alles ganz genau nachvollziehen, weil wir ja alles aufzeichnen.“ Strahlend wies sie auf die Kameras, die das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven aufnahmen. „Das ist alles ganz genau nachvollziehbar. Also bitte, Frau Linde, Herr Schade!“

„Also dann“, Frau Linde versuchte, sich zu konzentrieren. „Ich sagte zu ihm: Hier, dein Pils, mein Bester. Und dann: Na, biste dieses Mal auch wieder bei den Vereinsmeisterschaften dabei? Oder biste dieses Jahr endlich zu alt dafür? Und dann hab' ich gelacht, weil das sollte nur Spaß sein.“

„Bitte, Frau Linde“, rügte die Kommissarin. „Wie besprochen, als direkte Rede! Sagen Sie wortwörtlich, was Sie zum Opfer gesagt haben! Als würden Sie Theater spielen! Machen Sie ruhig auch die Gesten.“

„Dass die das immer noch nicht gerafft hat“, murmelte Darius Busch hörbar für alle und die Zeugin Otte fragte: „Sollte sie dann nicht stehen?“, erhielt jedoch keine Antwort.

Frau Linde tat so, als stelle sie vor den Zeugen Schade ein Glas ab. „Hier, dein Pils, mein Bester! Na, biste dieses Mal auch wieder bei den Vereinsmeisterschaften dabei? Oder biste dieses Jahr endlich zu alt dafür?“, wiederholte Frau Linde und lachte daraufhin etwas hölzern.

„Du hast es gerade nötig!“, brauste der Zeuge Schade in seiner Rolle auf.

„Was soll denn das heißen?“, fragte die Zeugin Linde empört von der überraschenden Reaktion des Bernd Schade.

„Na, selber biste auch nicht mehr die Jüngste! Kehr' doch vor deiner eigenen Tür, bevor du mich hier dumm anmachst mit deine blöde Sprüch'!“

„Jetzt wird’s aber hinten höher wie vorn!“, rief Lucy Linde und Erika Otte lachte. Dann sprang Frau Otte erschrocken auf und rannte aus dem Raum trotz des Protests der Kommissarin. „Ich muss zur Toilette!“, rief die Zeugin nur.

„Ich muss auch aufs Klo“, sagte Frau Linde patzig.

„Und ich will eine rauchen“, forderte Grit Schröder.

„Nein, jetzt nicht“, bestimmte die Kommissarin. „Die Übung machen wir erst noch zu Ende!“

„Jetzt reicht es mir aber!“, motzte da Darius Busch. „Sie behandeln uns hier schlimmer als Kinder in der Schule. Wir sind hier doch nicht im Gefängnis!“

„Das stimmt“, antwortete ihm die Kommissarin. „Aber von erwachsenen Menschen kann man etwas mehr Disziplin und Selbstbeherrschung verlangen.“