Kubanischer Wirbelwind - Denise Fritsch - E-Book

Kubanischer Wirbelwind E-Book

Denise Fritsch

4,8

Beschreibung

Kubanischer Wirbelwind: 2. überarbeitete und ergänzte Auflage Liebenswert, menschenbezogen und anpassungsfähig – so sind Havaneser. In diesem kurzweiligen Ratgeber finden Sie wichtige Informationen über die Rasse, über das Zusammenleben mit einem Havaneser, über die Pflege, Gesundheit, Ernährung und Beschäftigung. Spannende Interviews zu den Themen Zusammenleben mit einem Havanesermix aus dem Tierschutz, BARF und Tierkommunikation sowie persönliche Erfahrungen und über 40 wunderschöne Farbfotos ergänzen diesen praktischen Ratgeber. Aus dem Inhalt: - Erscheinungsbild und Charakter - Überlegungen vor dem Hundekauf - Der Weg zu Ihrem Traumhund - Vorbereitung: Ein Havi kommt ins Haus - Der Einzug in Ihr Zuhause - Das erste Lebensjahr - Hundeerziehung – ein erzogener Hund ist beliebt - Fordern und Fördern - Ernährung - Nicht zu unterschätzen: Die Pflege eines Havanesers - Gesundheit - Von Hündinnen und Rüden - Nicht ohne meinen Havaneser - Havaneser und Kinder - Wenn der Havaneser in die Jahre kommt … Das schrieben Amazon-Kunden zur ersten Auflage: „Ein Muss für alle Havi-Freunde“ (13. August 2009) „Ein Ratgeber, der wirklich Rat gibt“ (22. April 2013) Unentbehrlicher Ratgeber (7. Mai 2016) „Ich war begeistert ab dem ersten Wort. Ein sehr informatives und kurzweiliges Buch, das offen und ehrlich über die Haltung eines Havanesers aufklärt. Ich kann es wirklich empfehlen.“ (18. November 2009)

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur zweiten Auflage

Der Havaneser

Die Geschichte des Havanesers

Aussehen und Pflege des Havanesers

Charakter des Havanesers

Gesundheit des Havanesers

Havaneser – Ein Hund für Allergiker?

Überlegungen vor dem Hundekauf

Checkliste: Sind wir bereit für einen Hund?

Vorteile

Nachteile

Zeitbedarf

Havaneser trotz Vollzeitjob?

Rüde oder Hündin?

Kosten eines Havanesers

Der Weg zu Ihrem Traumhund

Die Entwicklung von Hundewelpen

Das Umfeld prägt Ihren Welpen

Augen auf beim Hundekauf!

Havaneser mit Papieren

Havaneser ohne Papiere

Vermehrer und Hundehändler

Havaneser aus dem Tierschutz

Interview mit Helge Missal

Ein Havi kommt ins Haus

Die Grundausstattung

Brustgeschirr oder Halsband?

Welche Leine?

Sicherheit in Haus und Garten

Der Schlafplatz

Ihr Havaneser braucht einen Namen

Der Einzug in Ihr Zuhause

Nun holen Sie Ihren Havaneser ab!

Die Ankunft bei Ihnen zu Hause

Die erste Nacht

Die ersten Tage im neuen Heim

Erziehung fängt mit dem Einzug an!

Routine und Alltag

Das erste Lebensjahr

Wie hebt man einen Welpen hoch?

Verhalten

Wie wird mein Welpe stubenrein?

Die Mär vom Welpenschutz

Soziale Kontakte

Wie findet man eine gute Hundeschule?

Üben Sie das Autofahren!

Die große weite Welt

Starke Bindung!

Havi allein zu Haus

Ausnahmesituation: Pubertät

Die Milchzähne

Eine Laune der Natur?

Hundeerziehung

Beginnen Sie sofort mit dem Training

Trainingsregeln für den Hundehalter

Wichtige Erziehungsziele

Fordern und Fördern

Mentale Beschäftigung

Sportlich, sportlich

Ernährung

Die eigenwilligen Essgewohnheiten

Das richtige Futter für Ihren Hund

Hundekot als Indikator

Die Hauptbestandteile von Hundefutter

Barfen als gesunde Alternative

Interview

Hilfe mein Hund frisst Kot oder Gras

Die Pflege eines Havanesers

Havis beim Friseur

Gewöhnen Sie Ihren Welpen an die Fellpflege

Was brauche ich für die Fellpflege?

Die Fellpflege des Havanesers

Einen Havi baden

Pflege-Kalender

Gesundheit

Das Krankheitstagebuch

Operationen und schwere Krankheiten sind teuer

Hausapotheke

Tipps für die Gabe von Medikamenten

Was muss man bei Kortison beachten?

Impfungen

Krankheitsanzeichen erkennen

Alternative Heilmittel

Allergien

Hilfe bei Juckreiz

Parasiten und Ektoparasiten

Endoparasiten

Von Hündinnen und Rüden

Läufigkeit bei Hündinnen

Trächtigkeit

Liebeskranke Rüden

Entscheidung: Kastration oder nicht?

Vorsicht vor der Frühkastration

Scheinträchtigkeit

Kastration von Rüden

Sterilisation

Nicht ohne meinen Havaneser

Zehn Tipps für unterwegs

Der Hundetransport

Autotraining für Havaneser

Reisekrankheit

Erfahrungsbericht

Interview

Havaneser und Kinder

Grundregeln für ein harmonisches Zusammenleben

Was Eltern von Kleinkindern vor dem Hundekauf noch wissen sollten

Ein Baby kommt ins Haus

Wenn der Havaneser in die Jahre kommt …

Ihr Havaneser verändert sich

In Ruhe altern

Regelmäßige Tierarztbesuche

Geistig fit im Alter

Irgendwann ist es Zeit zu gehen …

Die letzte Ruhestätte

Nie wieder einen Hund?

Register

Literaturverzeichnis und Literaturempfehlungen

Bildnachweise

In Gedenken an Lotti

(2003–2014)

Vorwort zur zweiten Auflage

Sieben Jahre sind seit dem Erscheinen meines Havaneserbuches vergangen. Viele Leserinnen und Leser haben mir seitdem geschrieben, dass Ihnen dieses Buch eine große Hilfe gewesen ist. Ich freue mich sehr darüber! Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle! Schon lange habe ich mit dem Gedanken gespielt, das Buch noch einmal zu überarbeiten, zu erweitern, zu aktualisieren und um wichtige Themengebiete zu ergänzen. Endlich ist es mir gelungen, diesen Gedanken umzusetzen.

Lotti ist im Oktober 2014 mit fast zwölf Jahren von uns gegangen. Im Jahr vor Lottis Tod gab es noch einmal eine einschneidende Veränderung in ihrem Hundeleben: Unsere Tochter Helene wurde geboren. Im August 2015 zog unsere Hündin Lexie bei uns ein. Die Erfahrungen mit meiner Tochter und meinen Havanesern haben mich veranlasst, das bisherige Unterkapitel „Havaneser und Kinder“ zu einem eigenständigen Kapitel zu erweitern. Darin finden sich unter anderem hilfreiche Tipps rund um das Zusammenleben mit Kindern und Havanesern. Es sind auch Informationen darüber enthalten, welche Verantwortung Sie als Eltern tragen. Spannende Interviews zu den Themen Tierschutzhavi, Barf und Tierkommunikation sind ebenfalls ein neuer Bestandteil dieses Buches. Ergänzt wurden ebenso die Kapitel „Von Hündinnen und Rüden“ sowie „Nicht ohne meinen Havaneser“ sowie „Wenn der Havaneser in die Jahre kommt …“.

Ich habe dieses Buch aus Liebe zu den Havanesern geschrieben. Es ist eine wunderbare, familienfreundliche Rasse, die den Alltag einfach schöner macht. Der Inhalt des Buches basiert einerseits auf Erfahrungen von mir und anderen Havaneserbesitzern, andererseits auf dem gesammelten Wissen aus anderen Hundebüchern sowie aktuellen Studien.

An dieser Stelle möchte ich mich außerdem bei Alexandra Hollstein, Claudia Schardey sowie Klaus und Martina Quolke bedanken, die mir einen Großteil der Fotos in diesem Buch zur Verfügung gestellt haben. Meinen Interviewpartnern Helge Missal, Nadine Wolf sowie Bettina Eleisia Schmidt danke ich ebenfalls für ihre wundervollen Antworten, die dieses Buch sehr bereichern. Ein großer Dank gilt meinem Mann, der sich während meiner Arbeit an diesem Buch besonders intensiv um Helene und Lexie gekümmert hat.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!

Denise Fritsch, im Juli 2016

Vorwort zur ersten Auflage

Ein lächelnder Flokati! Das war der erste Gedanke, der mir in den Sinn kam, als ich im Internet auf einen Havaneser stieß.

Mein Mann und ich hatten uns schon lange einen Hund gewünscht. Leider kam nicht jede Rasse in Frage, da mein Mann allergisch auf Hunde reagiert. Nach langer Suche sind wir schließlich fündig geworden: Havaneser sind ideal für Hundehaarallergiker! Von dieser Hunderasse hatten wir zuvor allerdings nie gehört. Kein Wunder: 2002/2003 hat es in Deutschland nur wenige Havaneser gegeben. Mittlerweile hat sich diese Situation allerdings geändert: Heute erfreut dieser freundliche kleine Hund mit dem langen, seidigen Haarkleid immer mehr Menschen. Gab es vor gut 25 Jahren nicht einmal eine Handvoll Havaneser in ganz Deutschland, ist es heutzutage keine Seltenheit mehr, einen Havaneser anzutreffen. Im Gegenteil: Das Interesse an dieser wunderbaren Kleinhunderasse wächst.

Bei weiteren Recherchen haben wir herausgefunden, dass auch die Charaktereigenschaften des Havanesers optimal zu uns passen. Sie wurden auf den wenigen Internetseiten, die wir fanden, als geduldige, liebenswerte Familienhunde beschrieben, als gesellig, gelehrig und treu. Für Hundeanfänger, wie wir es waren, also perfekt – dachten wir.

Im April 2003 haben wir unseren kleinen Welpen in die Arme schließen dürfen. Im Wohnzimmer der Züchterin durften wir schließlich unser „Baby“ kennenlernen: Lotti. Schüchtern, aber zugleich neugierig, hat dieses zwölf Wochen alte Wollknäuel Kontakt mit uns aufgenommen. Und uns offenbar sofort als ihre „neuen“ Hundeeltern akzeptiert. Denn bereits auf dem Weg in ihr neues Zuhause hat sie sich voller Vertrauen in meinen Schoß gekuschelt und friedlich geschlafen. Seither ist sie festes Mitglied unserer Familie. Mittlerweile ist Lotti sechs Jahre alt. Es hat sich bestätigt, dass mein allergischer Mann symptomfrei mit Lotti zusammenleben kann.

Ich habe bereits angedeutet, dass wir „dachten“, Havaneser seien optimal für Anfänger geeignet. Einerseits stimmt diese Aussage: Denn charakterlich sind Havaneser eindeutig Anfängerhunde! Sie lassen sich sehr leicht erziehen und freuen sich darüber, etwas Neues zu lernen. Aber es gibt insbesondere zwei Eigenschaften, die jeden Havaneserhalter in den Wahnsinn treiben können – und diese haben wir eindeutig unterschätzt: die Pflege und die Ernährung. Denn Lottis lange Haare waren jahrelang immer wieder, trotz täglicher Fellpflege, verfilzt und stumpf. Gegessen hat sie nur wenig und auch nur sehr ausgewählt. Wir waren oft verzweifelt.

Die Pflege eines (nicht kurz geschnittenen) Havanesers beansprucht Zeit und Geduld. Die ersten zwei bis vier Jahre sollten Sie sich darauf einstellen, mehrmals wöchentlich, zeitweise täglich mindestens eine Stunde intensive Haarpflege zu betreiben. Erst nach und nach verändert sich das Fell und das Kämmen reduziert sich auf ein- bis zweimal pro Woche, ohne dass es ständig verfilzt. Was man dabei alles beachten sollte, haben wir erst mühsam lernen müssen. Unsere falsche Pflege hat zu starken Verfilzungen und damit viel zu oft zum Griff zur Schere geführt. Leider. Denn Havaneser haben so schönes Fell – wenn es richtig behandelt wird.

Wie sich herausstellte, sind wir nicht die einzigen, die mit Fell- und Ernährungsproblemen zu kämpfen hatten. Viele Havaneserhalter haben mir erzählt, dass auch sie die Ernährung von Zeit zu Zeit neu durchdenken müssen: Ungewöhnlich viele Havis (wie sie oft genannt werden) sind mäkelige Esser, die lieber auf ihr Futter verzichten, als etwas Ungeliebtes zu sich zu nehmen. Die dadurch bedingte schlechte Ernährungsgrundlage führt wiederum dazu, dass die Hunde stumpfes, schlecht kämmbares Fell bekommen, wodurch die Fellpflege für Havaneser und Mensch zu Tortur werden kann. Ein Teufelskreis.

Der Austausch mit anderen Havaneserbesitzern und viele Recherchen haben dazu geführt, dass wir nun wissen, wie aus Verfilzungen wieder glatte Haare werden und welches Futter nicht nur schmeckt, sondern auch gesund und nahrhaft ist. Seitdem haben wir einen zufriedenen Hund, der sich täglich auf sein Futter freut und nur noch zweimal in der Woche gekämmt werden muss. Wir haben uns Wissen angeeignet, das unser Zusammenleben mit Lotti noch schöner und leichter gemacht hat, als es am Anfang war. Da dies viel Zeit beansprucht hat, die ich Ihnen, liebe Leser, gerne ersparen möchte, habe ich mich entschieden, dieses Buch zu schreiben. „Kubanischer Wirbelwind – Ein Ratgeber für ein Leben mit dem Havaneser“ soll Ihnen diese aufwendige Suche ersparen. Es versteht sich als hilfreicher Ratgeber, der auf Erfahrungswerte zurückgreift und die Antworten so präsentiert, dass ein kurzer Blick genügt, um die passende Auskunft zu finden. Da nicht jedes Thema in aller Ausführlichkeit behandelt werden kann, werden weiterführende Literaturtipps gegeben.

Ich möchte mich an dieser Stelle außerdem bei allen bedanken, die mir ihre Fotos zur Verfügung gestellt und das Buch mit ihrem Erfahrungsschatz bereichert haben.

Denise Fritsch, im Juli 2009

Der Havaneser – Erscheinungsbild und Charakter

Liebenswürdig, anpassungsfähig und immer gern der Mittelpunkt. Diese drei Eigenschaften sind es wohl, weshalb die Havaneser seit Jahren immer beliebter werden. Als wir 2003 unseren ersten Havaneser abholten, mussten wir fast 600 Kilometer fahren, denn in der unmittelbaren Umgebung gab es kaum Züchter und zu diesem Zeitpunkt keine Welpen. Auf der Straße wurden wir sehr oft angesprochen, was das denn für eine Rasse sei. Wenn ich anderen Menschen von meiner Havaneserhündin erzählt habe, musste ich ein Foto zeigen oder sie genau beschreiben, weil sich kaum jemand ein Bild von ihr machen konnte. Wir hatten den einzigen Havaneser in der Hundeschule. Heute, dreizehn Jahre später, ist das gänzlich anders: Der Havaneser ist ein „Modehund“ geworden. Ob in der Stadt oder auf Hundewiesen: Man hat das Gefühl, dass einem ständig Havaneser begegnen. In der Hundeschule haben wir neben Lexies Bruder und Halbbruder noch einen weiteren Havaneser getroffen. Früher war das undenkbar! Es wundert mich nicht, dass diese Rasse derart beliebt geworden ist: Diese Hunde haaren nicht und können aufgrund ihrer Größe und Anpassungsfähigkeit fast immer dabei sein. Havaneser sind pflegeleicht im Umgang und benötigen weder Haus noch Garten, um glücklich zu sein. Sie brauchen die Liebe ihrer Familie, Futter und natürlich Bewegung.

Betrachten wir den Havaneser nun etwas näher:

Die Geschichte des Havanesers

Die Geschichte der Havaneser (engl. Havanese, franz. Bichon Havanais, span. Bichon Habanero) geht weit zurück. Sie lässt sich heute in Teilen nachvollziehen, dennoch bleiben einige Punkte im Vagen. Sehr interessant ist die geschichtliche Darstellung im ersten in Deutschland erschienenen Havaneserbuch „Havaneser. Ein Ratgeber zur artgerechten Haltung eines Havanesers“ von Zoila Portuondo Guerra aus dem Jahr 2000. Die Autorin hat alte Schriften gesichtet und die Entwicklung dieser Rasse daran nachvollzogen.

Wie Malteser, Bologneser, Bichons Frisé, Coton de Tulear und Löwchen gehören Havaneser der Familie der Bichons an. Als Bichons werden kleine, menschenbezogene Hunde mit langen Haaren bezeichnet, deren gemeinsame Vorfahren aus der westlichen Mittelmeergegend stammen. Während der Renaissance (ca. 15./16. Jahrhundert) wurden die Vorfahren der heutigen Havaneser aus der Mittelmeergegend von Kolonialisten in unterschiedliche Teile der Welt gebracht. Durch die Kreuzung mit Hunderassen der jeweiligen Länder haben sich nach und nach die heute bekannten Kleinhunderassen entwickelt. Im ausgehenden 17. bzw. zu Beginn des 18. Jahrhunderts brachten die Europäer nach Recherchen von Zoila Portuondo Guerra „bichonartige Schoßhunde“ nach Kuba. Aus ihnen entwickelte sich schließlich der sogenannte Blanquito de la Habana, ein reinweißer Kleinhund mit seidigem, langem Fell und lebhaftem Charakter. Der Blanquito de la Habana gilt als der kubanische Vorfahre des Havanesers. Im 19. Jahrhundert kamen mit französischen, deutschen und/oder spanischen Einwanderern Pudel auf die Insel. Die Züchter der kubanischen Kleinhunde begannen, die Blanquitos mit den Pudeln zu kreuzen. Aus dieser Verbindung entstand schließlich offenbar der Havaneser, dessen Name sich von der kubanischen Hauptstadt Havanna ableitet.

Havaneser galten als ausgesprochen gute Hütehunde und wurden deshalb auf dem Land gern eingesetzt, um das Geflügel zusammenzuhalten. Lange Zeit waren die Havaneser bei aristokratischen Kolonialfamilien und bei reichen Kubanern äußerst beliebt. Das nicht haarende, seidig glänzende Fell des Havanesers wurde insbesondere von den Damen der Oberklasse geschätzt, die sich gern mit der unkomplizierten Rasse umgaben.

Die gesellschaftlichen Umbrüche, die durch die Kubanische Revolution 1959 forciert wurden und in eine sozialistische Gesellschaftsordnung mündeten, führten allerdings auch dazu, dass die Havaneser nahezu ausgerottet wurden. Sie galten aufgrund ihrer Beliebtheit in der aristokratischen Gesellschaft als Symbol für den verachteten Kapitalismus. Einigen Kubanern gelang es, ihre Hunde zu retten und mit ihnen gemeinsam in die Vereinigten Staaten zu flüchten. Die Amerikanerin Dorothy Goodale aus Colorado hörte in den 1960er-Jahren erstmals von der kubanischen Kleinhundrasse. Ihr ist es schließlich zu verdanken, dass diese liebenswerte Rasse erhalten blieb: Sie erwarb 1974 zunächst sechs Havaneser (zwei erwachsene Hunde und vier Welpen) von Exilkubanern und begann mit ihrem Zuchtprogramm. Die von ihr gekauften Hunde hatten sogar einen Stammbaum. Weitere nicht miteinander verwandte Exemplare folgten kurze Zeit später, sodass Goodale über Zuchthunde mit mehreren Blutlinien verfügte.

1981 kamen die ersten Havaneser nach Deutschland. Zunächst wenig bekannt, ist seit ein paar Jahren ein enormer Anstieg an Züchtern und Havaneserfreunden zu verzeichnen.

Havaneser wurden vom kynologischen Dachverband FCI (Fédération Cynologique Internationale) am 24.09.1963 endgültig als Rasse anerkannt. Sie gehören der Gruppe 9 (Gesellschafts- und Begleithunde) an und werden unter der Standardnummer 250 der Sektion 1 (Bichons und andere Rassen) geführt.

Aussehen und Pflege des Havanesers

Havaneser sind kleine, stämmige Hunde, die sich in ihrer Statur jedoch stark unterscheiden können: Es gibt sowohl zarte als auch kräftige, muskulöse Hunde. Die Schulterhöhe dieser Rasse liegt üblicherweise zwischen 23 und 27 cm und ihr Gewicht schwankt – je nach Körperbau und Größe – zwischen 4 und 9 kg. Die ursprünglichen Havaneser waren etwas größer als die heutigen Vertreter.

Die ausdrucksstarken, mandelförmigen Augen sind dunkelbraun, das Lid ist schwarz umrandet. In den aufgeweckten Augen spiegelt sich der freundliche, intelligente Charakter der kleinen Hunde wider. Die Gesichtszüge des Havanesers erinnern an ein aufgeschlossenes, heiteres Lächeln, dem nur wenige Menschen widerstehen können. Ihre Rute tragen die Havaneser idealerweise eingerollt auf dem Rücken.

Das besondere Markenzeichen der Havaneser ist ihr üppiges, langes Deckhaar (12 bis 18 cm laut FCI-Standard) mit wenig oder ohne Unterwolle. Das weiche Haarkleid kann glatt oder gewellt sein. Die Pflege des Havaneserfells sollte nicht unterschätzt werden. Sie ist insbesondere in den ersten beiden Lebensjahren sehr anspruchsvoll, da das Fell möglichst täglich gekämmt werden sollte, um Verfilzungen zu vermeiden. Ab dem dritten Lebensjahr reduziert sich das Kämmen auf etwa zweimal pro Woche, da sich die Beschaffenheit des Fells ändert, sobald sich das Haarkleid vollständig entwickelt hat.

Ein sogenannter „Welpen- oder Babyschnitt“, bei dem die Haare bis auf etwa fünf cm abgeschnitten werden, ist jedoch eine Alternative, um die aufwendige Fellpflege zu umgehen. Wenn Sie Ihren Havaneser allerdings auf einer Ausstellung präsentieren möchten, dürfen Sie das Deckhaar nicht kürzen. Lediglich die Pfotenhaare dürfen zur Säuberung ausgeschnitten und die Stirnhaare leicht gekürzt werden.

Die Fellfarben der Havaneser variieren, wobei reinweiße Havaneser eher selten anzutreffen sind. Häufiger sind falbfarbene Havaneser, schwarze, tabakfarbene, rötlichbraune und mehrfarbige Hunde (Schattierungen unterschiedlicher Fellfarben). So unterschiedlich die Havaneser in ihrer Größe sein können, so unterschiedlich kann auch die Struktur des Fells sein: Von matt bis seidig gibt es viele Variationen. Sehr auffällig ist das Fellkleid der schwarzen Havaneser, das besonders seidig glänzt.

Eine weitere Besonderheit der Bichonrassen ist, dass sie im Gegensatz zu vielen Kurzhaarrassen keinen saisonal bedingten Fellwechsel haben. Wie bei uns Menschen ist Haarausfall auch bei Havanesern Falsche Ernährung, Krankheit oder die Umstellung vom Welpen- zum Erwachsenenfell führen in manchen Fällen zu Haarverlust.

Da einige Havaneser zu Tränenfluss neigen, müssen die Augen regelmäßig gepflegt werden. Die Haare in den Ohren werden gezupft, damit sie ausreichend belüftet werden können. Zugewachsene Ohren verursachen Entzündungen.

Stockhaarhavaneser

Eine Besonderheit sind die Kurzhaarhavaneser, in der Fachsprache „Stockhaarhavaneser“ genannt, die sich von den Langhaarhavanesern durch ihr kurzes Fell und ihre Optik unterscheiden. Ihr Fang ist etwas spitzer als der von den Langhaarhavanesern. Die Charaktere dagegen unterscheiden sich nicht. Das Kurzhaar wird genetisch vererbt. Da sie nicht dem Standard entsprechen, sind Kurzhaarhavaneser nicht offiziell zur Zucht zugelassen.

Charakter des Havanesers

Wie es auch nicht nur „den“ Menschen gibt, kann man auch bei Havanesern nicht davon sprechen, dass sie in ihrem Charakter alle gleich sind. Dennoch gibt es markante Charakterzüge, die typisch für diese Hunderasse sind.

Der Havaneser hat ein sehr freundliches und geselliges Wesen und ist deshalb ein idealer Familienhund. Mit wenigen Ausnahmen verstehen sie sich sehr gut mit Kindern. Sie tollen mit ihnen herum, üben mit ihnen Kunststücke ein und lassen sich durch Streicheleinheiten verwöhnen. Obwohl er sich mit vielen Menschen gut versteht, hat er eine Bezugsperson, deren Aufmerksamkeit und Nähe er besonders sucht und an der er sich orientieren möchte. Die Bezugsperson ist meist diejenige oder derjenige, mit der er die meiste Zeit verbringt. Fremden tritt der Havaneser für gewöhnlich herzlich und aufgeschlossen gegenüber. Klingelt es an der Haustür, werden die ankommenden Gäste zunächst mit einem lautstarken Gebell daran erinnert, dass ein Hund zum Haushalt gehört. Doch sobald die Tür aufgeht, werden alle stürmisch (nicht selten hüpfend) begrüßt. Sein einnehmendes Verhalten in diesen Momenten zeigt deutlich, dass er gerne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Ein Dauerkläffer ist der Havaneser allerdings nicht. Schon bald nach der Ankunft beruhigt er sich.

Doch der Havaneser übertreibt seine Forderungen nach Aufmerksamkeit nur selten oder bei inkonsequenter Erziehung. Sein sensibles Gespür für Stimmungen und Situationen bringt ihn dazu, sich zurückzuziehen, wenn es notwendig ist. In der Welpenzeit fällt es ihm noch etwas schwerer, aber schon nach ein paar Monaten hat er gelernt, sich dem Rhythmus seiner Familie beziehungsweise seiner Bezugsperson anzupassen. Deshalb ist es kein Problem, wenn man ihn mit ins Restaurant oder ins Büro nimmt. Ein Havaneser passt sich außerordentlich gut an die Lebensgewohnheiten seiner Familie an. Der Tagesablauf sollte Regelmäßigkeiten aufweisen, da ungewohnte Situationen viele Hunde – vor allem ältere – nervös und unruhig machen.

Havaneser gehören zwar nicht zu den Hunderassen, die ständig durch Spiel und Sport ausgelastet werden müssen, doch freuen sie sich sehr darüber, wenn man sie fordert und fördert. Havaneser sind gelehrige Hunde, die mit Begeisterung und Hingabe neue Kunststücke oder auch Sportarten trainieren. Wenn man gerne Hundesport betreiben möchte, kann man Agility oder Dog Dancing ausprobieren, da viele Havaneser daran Spaß haben. Solche Aktivitäten helfen zudem dabei, das Vertrauen und die Bindung zwischen Hund und Halter zu intensivieren.

Diese allgemeine Beschreibung trifft auf sehr viele Havaneser zu. Jeder Hund wird jedoch durch schöne und schlechte Erlebnisse, schwierige Situationen und durch den Umgang mit verschiedenen Menschen geprägt, sodass jeder Havaneser im Laufe seines Lebens individuelle Charakterzüge ausbildet. Nicht alle Havaneser sind fremden Menschen gegenüber aufgeschlossen. Nicht alle Havaneser sind wachsam und verteidigen ihr Revier durch lautstarkes Kläffen. Man muss immer bedenken, dass der kleine Hund, der vor einem steht, ein Individuum ist, dass er Eigenschaften besitzt, die ihn von anderen Havanesern unterscheiden.

Havaneser und andere Haustiere

Havaneser verstehen sich in ihrer unmittelbaren Umgebung eigentlich mit allen Haustieren gut. Insbesondere wenn sie mit ihnen aufwachsen, ist das Risiko gering, dass sie aggressiv auf einen anderen Mitbewohner reagieren. Achten Sie aber darauf, dass Ihr Welpe keine schlechten Erfahrungen mit Ihrer Katze oder Ihrem Pferd bzw. einem anderen Haustier macht. Negative Erlebnisse prägen sich in diesem Alter schnell ein und können zu Ängstlichkeit und/oder Aggressivität führen. Anders verhält es sich allerdings, wenn ein neues Tier hinzukommt: Hier sollte man viel Geduld aufbringen und beide Tiere sanft aneinander gewöhnen. Seien Sie am Anfang immer dabei, wenn Ihr Havaneser und das neue Familienmitglied aufeinandertreffen.

Havaneser sind …

außerordentlich freundlichmenschenbezogenliebenswürdiganpassungsfähigneugierigwachsamlernfähigintelligentausdauerndverspieltaufmerksamsuchen die Bestätigung durch ihre Bezugspersonwollen immer alles richtig machenbrauchen wenig Platz

Gesundheit des Havanesers

Bei guter Gesundheit können Havaneser durchaus zwischen 15 und 20 Jahre alt werden. Obwohl man etwa ab dem Lebensalter von acht, neun Jahren bemerkt, dass sie deutlich ruhiger werden, bleiben sie oft geistig und mental jung und voller Lebenslust.

Havaneser sind gesunde, robuste Hunde, dennoch gibt es auch unter ihnen Erbkrankheiten beziehungsweise Auffälligkeiten:

Als Erbkrankheiten sind die Patella-Luxation, die Verlagerung der Kniescheibe, sowie der Katarakt (Grauer Star) bekannt. Verantwortungsbewusste Züchter und Verbände achten darauf, dass sie ausschließlich mit gesunden Tieren züchten. Lassen Sie sich als Welpenkäufer die Untersuchungsergebnisse der Elterntiere zeigen, um sicherzugehen, dass es keine negativen Befunde innerhalb der Zucht gibt. Ein Restrisiko besteht natürlich.

Ich konnte bei einigen Havanesern in meinem Umfeld beobachten, dass sie hin und wieder an Durchfall leiden. Oftmals liegt es daran, dass sie das Futter bzw. eine Futterumstellung nicht vertragen haben. Durchfall kann bei Hunden ebenso durch Aufregung oder Nervosität ausgelöst werden, beispielsweise bedingt durch einen Ortswechsel oder wenn der Alltag besonders unruhig ist. Tritt Durchfall nur unregelmäßig auf, ist er in der Regel nicht besorgniserregend. Sollten Sie jedoch beobachten, dass Ihr Havaneser ungewöhnlich häufig Durchfall hat, dann gehen Sie bitte zum Tierarzt. Gesunder Kot ist in seiner Beschaffenheit weich und wie ein Würstchen geformt. Er lässt sich leicht entfernen und klebt nicht an dem Plastik des Kotbeutels.

Während des Zahnwechsels zwischen dem vierten und siebten Monat sollten Sie das Gebiss Ihres Havanesers besonders beobachten. Normalerweise fallen die Milchzähne durch den Druck der durchbrechenden bleibenden Zähne von alleine heraus. Doch das ist wie bei vielen kleinen Hunderassen nicht immer der Fall: So kann es vorkommen, dass der Milchzahn nicht ausfällt (persistierende Milchzähne) und der bleibende Zahn direkt neben ihm sitzt. Dies ist oft bei den Reißzähnen der Fall. Dieser sogenannte doppelte Zahnbesatz kann starke Auswirkungen auf den Kiefer haben: Zahnfehlstellungen sind keine Seltenheit. Manchmal müssen ein oder mehrere Zähne gezogen werden, damit es zu keinen gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommt.

Sie müssen Ihren Hund unbedingt einem Tierarzt vorstellen, sobald Sie einen bleibenden Zahn an einer Stelle bemerken, wo noch ein Milchzahn vorhanden ist. Sinnvoll ist es, den Zahnwechsel von einem Tierarzt begleiten zu lassen.

Rückwärtsniesen (Reversed Sneezing) ist ein Phänomen, das immer wieder einmal bei Havanesern beobachtet wird. Dabei handelt es sich um einen Anfall, bei dem der Hund ganz plötzlich stehen bleibt, den Körper anspannt, den Kopf hebt und anfängt zu röcheln und zu keuchen. Es ist ein unangenehmes Geräusch, das unerfahrenen Menschen einen großen Schrecken einjagt. Tatsächlich hat das Rückwärtsniesen den Anschein, als ob der Hund gerade erstickt oder sich an etwas verschluckt hat. Geraten Sie aber nicht in Panik, wenn Sie dieses Phänomen bei Ihrem Havaneser beobachten. In der Regel ist es harmlos und kommt nur sporadisch vor. Nach wenigen Sekunden ist das Rückwärtsniesen bereits vorbei. Abhilfe können Sie Ihrem Hund verschaffen, indem Sie ihm für einen kurzen Moment mit der flachen Hand die Nasenlöcher und die Schnauze zuhalten. Auf diese Weise helfen Sie ihm, zu schlucken, und das Rückwärtsniesen zu beenden. Sollten sich die Anfälle des Rückwärtsniesens jedoch bei Ihrem Havaneser häufen, ist es ratsam, zum Tierarzt zu gehen, da auch eine ernstzunehmende Erkrankung nicht ausgeschlossen werden kann.

Das langhaarige Fell der Havaneser neigt zu Verfilzungen, wenn es nicht regelmäßig gekämmt wird. Insbesondere während des Übergangs vom Welpen- zum Erwachsenenfell verfilzt das Haar besonders stark. Die verfilzten Fellplatten führen zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen: Da die Haut nicht mehr ausreichend belüftet werden kann, kann sie sich entzünden. Bakterien und Parasiten fühlen sich in dieser warmen Umgebung besonders wohl und vermehren sich umgehend. Befinden sich die Verfilzungen im Bereich der Achseln, ist der Havaneser in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Havaneser – Ein Hund für Allergiker?

Genau wie Bo, der Wasserhund der Präsidentenfamilie Obama, gehören Havaneser zu den wenigen Rassen, die für viele Hundehaarallergiker geeignet sind. Ich kenne einige Tierhaarallergiker, die mit Havanesern problemlos auskommen. Nur wenn der Speichel eines Havanesers in die Augen oder auf eine Wunde gerät, entsteht bei ihnen Juckreiz. Aber kann man diese Erfahrung pauschalisieren? Obwohl viele Allergiker im Alltag tatsächlich keine Probleme mit ihrem Havaneser haben, sollten Sie unbedingt vor dem Kauf ausprobieren, ob wirklich keine allergischen Reaktionen auftreten. Besuchen Sie Havaneser bei einem Züchter und umgeben Sie sich eine Weile mit ihnen. Im Zweifelsfall gehen Sie mit den Haaren eines Havanesers zum Hautarzt und lassen Sie sich einem Allergietest unterziehen Durch dieses verantwortungsvolle Verhalten bleibt allen Beteiligten eine spätere Enttäuschung erspart. Viele Züchter sind gerne bereit, Ihnen ihre Hunde vorzustellen.

Wichtiger Hinweis: In der Pollenflugzeit können sich im Havaneserhaar unzählige Pollen ansammeln. Dies kann für starke Pollenallergiker sehr belastend sein.

Es soll ein Havaneser sein?

Überlegungen vor dem Hundekauf

Für Sie steht fest: Sie möchten einen Havaneser in Ihrer Familie aufnehmen! Vielleicht sind Sie einem Havaneser auf der Straße begegnet und waren von seinem freundlichen Wesen verzaubert. Oder sind Sie Allergiker und freuen sich, dass Sie trotz Hundehaarallergie einen Hund besitzen können?

Havaneser sind mittlerweile zu wahren Modehunden avanciert. Ich erzählte Ihnen ja bereits, dass es 2003, als wir Lotti bei uns aufnahmen, kaum Havaneser auf der Straße zu sehen gab. Das hat sich stark gewandelt. Ich freue mich wirklich mit Ihnen, dass Sie sich für den Havaneser interessieren. Es ist ein wunderbarer Hund, ein ganz besonderer Freund, der für Sie alles tun würde! Dennoch bitte ich Sie, sich genau zu überlegen, ob Sie

ausreichend Zeit für einen Havaneser haben und

ob der Havaneser tatsächlich der richtige Hund für Sie und Ihre Familie ist.

Leider zeigen die überfüllten Tierheime, dass viel zu viele Menschen spontan gehandelt haben, ohne darüber nachzudenken, wie viel Pflege und Fürsorge ein Hund benötigt. Insbesondere die Pflege eines Havanesers darf nicht unterschätzt werden! In diesem Kapitel möchte ich Ihnen die Vor-, aber auch die Nachteile eines Havanesers aufzeigen, sowie den Aufwand, die Pflege und die anfallenden Kosten beleuchten.

Überlegungen vor dem Hundekauf

Jeder zukünftige Hundehalter sollte sich darüber bewusst sein, dass der Kauf eines Hundes eine Verantwortung und eine Verpflichtung mit sich bringt, die über 15 Jahre und länger andauern kann. Aus diesem Grund darf diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen werden. Es sollten einige Voraussetzungen erfüllt sein, bevor ein Hund als neues Familienmitglied aufgenommen wird.

Mithilfe des folgenden Fragenkatalogs können Sie sich vergewissern, ob Sie und Ihre Familie für einen Hund bereit sind.

Checkliste: Sind wir bereit für einen Hund?

Sind alle Familienmitglieder mit dem Kauf des Hundes einverstanden?Sind Sie bereit, sich 15 Jahre und mehr um den Hund zu kümmern?Liegt ggf. das Einverständnis Ihres Vermieters vor?Haben Sie täglich mindestens ein bis zwei Stunden Zeit, sich mit Ihrem Hund zu beschäftigen (Pflege, Spazierengehen, Spielbeschäftigung, Erziehung)?Dürfen Sie Ihren Hund mit zur Arbeit nehmen bzw. haben Sie an einen Betreuungsplatz während Ihrer Arbeitszeit?Kennen Sie jemanden, der Ihnen in Notfällen die Betreuung abnehmen würde?Können Sie regelmäßig Geld für Tierarztbesuche, Versicherungen, Steuern und Unterhalt aufbringen?

Wenn Sie alle Fragen mit „Ja“ beantworten konnten, dürfte einem Hund nichts mehr im Wege stehen. Aber ist der Havaneser auch der richtige Hund für Sie? Schauen Sie sich die Vor- und Nachteile einmal an.

Vorteile: Havaneser sind liebevolle Kleinhunde

Die Popularität des Havanesers ist nicht zuletzt deshalb in den vergangenen Jahren angestiegen, weil sie aufgrund ihrer Größe und ihrer zurücknehmenden Art fast überall mitgenommen werden können. Weitere Vorteile sind:

Havaneser lernen schnell und sind sehr aufmerksam. Aus diesem Grund kommen auch Hundeanfänger sehr gut mit ihnen zurecht.

Havaneser sind in der Regel kinderlieb und raufen voller Begeisterung mit ihnen.

Havaneser passen sich dem Alltag ihrer Menschen gut an. Sie sind nicht sehr anspruchsvoll und begnügen sich auch mit einem kürzeren Spaziergang, wenn es einmal zeitlich eng werden sollte.

Havaneser brauchen keinen großen Garten oder Haus, um glücklich zu sein. Sie können sowohl in der Stadt als auch auf dem Land gehalten werden.

Havaneser haaren und riechen nicht. Das ist ein großer Vorteil gegenüber anderen Rassen, denn es riecht in einem Havaneserhaushalt nie nach Hund.

Nachteile: Aufwendig in der Pflege

Dass das Markenzeichen der Havaneser, das schöne, lange Haar, nicht von Natur aus so bleibt, ist kein Geheimnis. Der Pflegeaufwand für einen Havaneser ist vergleichsweise hoch, vor allem in den ersten beiden Lebensjahren. Das Fell neigt in dieser Zeit sehr stark zu Verfilzungen und muss am besten täglich gekämmt werden. Ebenso müssen die Ohren- und Augen gepflegt werden, um Entzündungen zu vermeiden.

In dem langen Haar sammeln sich während eines Waldspaziergangs kleine Äste und Blätter. Die meisten Havaneser stören sich daran, sodass sie regelmäßig nach wenigen Metern stehenbleiben, um sich davon zu befreien bzw. von ihrem Besitzer erwarten, dass er ihnen hilft. Es ist ein nerviges Prozedere, das erwähnt werden sollte, aber keinesfalls ein Argument gegen einen Havaneser ist. Immerhin gibt es gerade auf dem Land zahlreiche Ausweichmöglichkeiten, um Gassi zu gehen.

Wie Sie sehen, überwiegen die Vorteile stark. Doch der Zeitbedarf für einen Havaneser darf keinesfalls unterschätzt werden.

Zeitbedarf

Für eine artgerechte Haltung ist es notwendig, regelmäßig mit dem Havaneser spazieren zu gehen. Auch wenn es möglich ist, zwischendurch nur kurz mit dem Hund rauszugehen, wollen die kleinen Havaneser etwas gefordert werden: Mindestens eine Stunde, besser mehr, sollten Sie für tägliche Spaziergänge insgesamt einplanen. In den ersten beiden Jahren werden Sie fast täglich mindestens fünfzehn bis zwanzig Minuten damit beschäftigt sein, Ihren Havaneser zu pflegen, um Verfilzungen vorzubeugen. Die Erziehung, das Üben des Alleinseins sowie das Stubenreinheitstraining in den ersten Monaten erfordern ebenfalls viel Zeit und Geduld. Da Havaneser es lieben, geistig gefordert zu werden, sollten auch zusätzliche tägliche Trainingseinheiten nicht vergessen werden. Hier reichen allerdings fünf bis zehn Minuten am Tag.

Havaneser trotz Vollzeitjob?

Die Frage, ob Sie sich trotz Vollzeitstelle einen Havaneser anschaffen sollten, würde ich im Sinne des Hundes eher mit Nein beantworten. Denn wenn Sie täglich acht Stunden arbeiten, werden Sie nicht ausreichend Zeit für eine artgerechte Beschäftigung und Erziehung haben. Ein Welpe kommt deshalb keinesfalls in Frage, es sei denn, Sie haben sich Unterstützung gesucht. Nehmen Sie lieber einen älteren Hund auf, der sowohl das Alleinbleiben beherrscht als auch gut erzogen ist. Sorgen Sie dann aber dafür, dass er sich spätestens nach vier Stunden draußen lösen kann und ausreichend Bewegung erhält. Optimal ist eine solche Situation jedoch nicht. In vielen Fällen entwickeln die Hunde Verhaltensauffälligkeiten, weil sie nicht ausgelastet sind. Früher oder später landen sie aus Zeitmangel im Tierheim oder als „Angebot mit Zubehör“ in der Kleinanzeigensparte einer Zeitung. Haben Sie aber die Möglichkeit, Ihren Hund mit ins Büro zu nehmen und sich mit ihm in der Mittagspause und am Abend zu beschäftigen, ist gegen einen Hund natürlich nichts einzuwenden. Allerdings sollten Sie vorher Ihren Chef und Ihre Kollegen fragen, ob Sie den Hund mitnehmen dürfen. Bitte denken Sie immer vorausschauend!

Rüde oder Hündin?

Die Entscheidung, welches Geschlecht der Havaneser haben soll, ist eine Frage der persönlichen Vorliebe. Für manche Besitzer hat die Optik bei der Auswahl des Geschlechts eine Rolle gespielt: Havaneserhündinnen sind in der Regel in ihrem gesamten Körperbau kleiner und zierlicher als Rüden. Wieder andere entscheiden sich beispielsweise für eine Hündin, weil sie annehmen, dass diese leichter zu erziehen, anhänglicher und kuschelbedürftiger ist als ein Rüde. Diese pauschale Annahme ist jedoch falsch: Es gibt genauso Rüden, die sehr gern kuscheln und anhänglich sind, wie es Hündinnen gibt, die darauf keinen Wert legen. Die Erziehung des Havanesers ist unabhängig von ihrem Geschlecht auch von Anfängern zu bewältigen. Wichtig ist, dass Sie Ihren Havaneser konsequent erziehen. Havaneser sind individuelle Charak